Titel: | Beschreibung der Schienenbiegmaschine, welche auf der württembergischen Staatsbahn angewandt wird. |
Fundstelle: | Band 106, Jahrgang 1847, Nr. III., S. 5 |
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III.
Beschreibung der Schienenbiegmaschine, welche auf
der württembergischen Staatsbahn angewandt wird.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Beschreibung der Schienenbiegmaschinen.
Beim Legen der Schienen in bedeutenden Bahnkrümmungen und insbesondere bei
Herstellung der Curven zu den Ausweichungen auf Bahnhöfen ist es, besonders bei der
jetzt gewöhnlichen Anwendung sehr langer Schienen erforderlich, denselben vor dem
Legen der Geleise die dem Krümmungshalbmesser der Bahn entsprechende Biegung zu
geben. Besonders nothwendig ist dieß bei den sogenannten breitbasigen Schienen,
welche eine Biegung nicht so leicht zulassen wie die sogenannten
Parallelschienen.
Eine Methode, die breitbasigen Schienen für diese Verwendung zu biegen, besteht
darin, daß man den Fuß an der einen Seite (an derjenigen, die man convex haben will)
hämmert; allein nicht nur ist dieses Verfahren mühsam, zeitraubend und kostspielig,
sondern es leidet auch dadurch die Schiene selbst. Man bedient sich deßhalb zu dem
genannten Zweck lieber besonderer Biegmaschinen, welche durch zwei Arbeiter mit
Kurbeln bewegt werden und als Hauptbestandtheile drei Walzen besitzen, die nach der
Form der Schiene ausgedreht sind, und von welchen zwei horizontal neben einander in
festen Lagern ruhen, während die dritte über die beiden ersteren in deren Mitte
gestellt, in verstellbaren Lagern ruht, und so beliebig höher oder tiefer gebracht
werden kann.
Auf Tab. I ist eine solche Schienenbiegmaschine
dargestellt, wie sie auf der württembergischen Staatsbahn in Anwendung ist. Fig. 21 ist
die Vorder-, Fig. 22 die Seitenansicht, Fig. 23 der Grundriß der
ganzen Maschine und Fig. 24 der Grundriß des Gestells allein (ohne Räderwerk und Walzen),
Fig. 25
endlich ist das Querprofil der württembergischen Schienen.
Wie aus den Zeichnungen ersichtlich, kann das Gestell mit seinen vier Füßen auf
irgend eine Unterlage aufgeschraubt werden. Die zwei Kurbeln setzen ein Getriebe in
Bewegung, welches in ein Zahnrad von 3 Fuß Durchmesser eingreift. An der Welle des
letzteren sitzt ein zweites Getrieb, durch welches die an den Zapfen der beiden
Walzen sitzenden Zahnräder von 2' Durchmesser in Umdrehung gesetzt werden. Da von
den zwei Getrieben das
eine 11, das andere 10 Zähne hat, während das große Zahnrad deren 76, jedes kleinere
42 besitzt, so ist die Umsetzung 76 × 42 : 11 × 10 = 29 : 1, d.h. 29
Umdrehungen der Kurbel entsprechen einer Umdrehung der Walzen.
Da die obere Walze stets genau parallel mit den unteren seyn muß, so ist für die
Verstellung ihrer beiden Lager die in der Zeichnung (Fig. 21 bis 23)
ersichtliche Vorrichtung mit 3 horizontalen Zahngetrieben angebracht. Durch die
Umdrehung des mittleren Getriebs werden die beiden an Schraubenspindeln sitzenden
äußeren Rädchen ebenfalls gedreht, die Schraubenspindeln steigen oder senken sich
gleichmäßig und mit ihnen die beweglichen Lager, welche die Zapfen der oberen Walze
umfassen.
Es ist Vorsorge getroffen, die obere Walze so hoch heben zu können, daß eine Schiene
auch in aufrechter Lage zwischen die Walzen gebracht werden kann, und man hat so das
Mittel krumme Schienen gerade zu richten. Zu diesem Zweck sind auch die Walzen nicht
in der Mitte, sondern mehr nach der Seite ausgedreht, damit für das Einbringen der
Schienen in der Fig. 25 dargestellten Stellung eine hinreichend breite glatte
Walzenfläche vorhanden sey.
Das Biegen der Schienen mit diesen Maschinen geschieht mit geringer Kraftanstrengung
und geringem Zeitaufwand. Der Hauptvortheil der Maschine besteht aber darin, daß man
durch die Stellung der Walze den Grad der Biegung auf das vollständigste in seiner
Gewalt hat, es mit Hülfe der Maschine auch leicht ist, einer zu viel gebogenen
Schiene eine sanftere Biegung zu geben, oder eine krumme Schiene gerade zu
richten.
Der Preis der beschriebenen Biegmaschine beträgt circa
700 fl. Drei dieser Maschinen wurden von den Gebrüdern Benkiser in Pforzheim für die königl. württembergische Eisenbahn
geliefert. (Eisenbahn-Zeitung, 1847 Nr. 25.)