Titel: | Weitere Untersuchung des schwarzen Niederschlags, welcher sich an der Anode, bei Zersetzung des Kupfervitriols durch den galvanischen Strom, bildet; von Maximilian Herzog von Leuchtenberg. |
Fundstelle: | Band 106, Jahrgang 1847, Nr. XII., S. 35 |
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XII.
Weitere Untersuchung des schwarzen Niederschlags,
welcher sich an der Anode, bei Zersetzung des Kupfervitriols durch den galvanischen
Strom, bildet; von Maximilian
Herzog von Leuchtenberg.
Aus dem Bulletin de l'Académie de St.
Pétersbourg, 1847, Nr. 129.
Max., Herzog v. Leuchtenberg, über galvanische
Kupferfällung.
In meiner letzten Abhandlung: „Ueber die Bildung und die Bestandtheile
eines schwarzen Niederschlags an der Anode, bei Zersetzung des Kupfervitriols
durch den galvanischen Strom,“
Polytechn. Journal Bd. CIV S.
293. habe ich unter anderem angeführt, daß eine qualitative chemische Analyse in
diesem Niederschlage Schwefel, Selen, Arsen, Zinn, Gold, Silber, Kupfer und Eisen
zeigte. Es ist keinem Zweifel unterworfen, daß Arsen und Selen in diesem
Niederschlage von der Schwefelsäure herrührten, womit die Kupfervitriolauflösungen
gewöhnlich angesäuert werden, und daß sie sich in dieser Säure in oxydirtem Zustande
befanden, denn die Gegenwart des Selens und Arsens im Schwefel, welcher zur
Darstellung der Schwefelsäure angewandt wird, ist eine nicht seltene Erscheinung.
Eine bedeutende Auflösung der kupfernen Anoden ist eine nothwendige Folge bei den in der hiesigen
galvanoplastischen Anstalt in großem Maaßstabe ausgeführten Arbeiten, daher auch
eine bedeutende Bildung des oben erwähnten Niederschlags. Das Kupfer, welches zu den
Anoden gebraucht wurde, war gewöhnliches, wie solches im Handel vorkommt. Lange war
ich daher der Meinung, daß in der Anstalt zufällig finnländisches Kupfer dazu
angewendet wurde und daß nur dasselbe die Eigenschaft habe, bei der Auflösung
vermittelst des galvanischen Stroms einen schwarzen Niederschlag zu bilden. In
dieser Meinung wurde ich auch noch mehr durch den bedeutenden Zinngehalt des
Niederschlags bestärkt.Bekanntlich begleitet der Zinnstein die Kupfererze in einigen Lagerstätten in
Finnland, und oft kann beim Verschmelzungsproceß der letzteren der Gegenwart
des Zinnsteins nicht vorgebeugt werden. Spätere Beobachtungen und Untersuchungen aber haben deutlich gezeigt, daß
derselbe schwarze Niederschlag sich ebenfalls an den Anoden, aus sibirischem Kupfer
verfertigt, bildet, daß aber hiebet der Gehalt an Zinn zum Theil von den Löthungen
herrührt, mit welchen die Anoden sowohl unter sich, als auch mit den Leitungsdrähten
vollkommener in Contact gebracht werden. Durch die Wirkung des galvanischen Stroms
löst sich das Zinn der Löthungen in der Lösung auf, aus welcher es wiederum durch
den Strom an der Anode niedergeschlagen wird. Aus dem oben Angeführten ersieht man,
daß der Gehalt an Selen, Arsen und Zinn in dem schwarzen Niederschlage nicht
constant seyn kann, was in der Folge auch durch weitere Untersuchungen bestätigt
wurde.
Um das Gold und Silber quantitativ zu bestimmen, wurde der Niederschlag ausgesüßt,
getrocknet und mit schwarzem Fluß geschmolzen (diese Operation wurde in der Absicht
ausgeführt, um so viel Arsen als nur möglich auszuscheiden) – die reducirte
Legirung wurde darauf mit Blei verschlackt und das so erhaltene Werkblei auf einer
Capelle abgetrieben. Aus 22 Pfd. des schwarzen Niederschlags erhielt ich auf diese
Weise 8 Pfd. Legirung, woraus durch Abtreiben auf der Capelle 21 Solot. goldhaltiges
Silber gewonnen wurden (ungefähr 38 Solot. im Pud). In der Folge wird es also nicht
nöthig seyn, die Metalle zu reduciren, sondern den Niederschlag, welchen man bei
großen Operationen in sehr bedeutender Menge erhält, in kleinen Schachtöfen mit Blei
zu verschmelzen und das so erhaltene Werkblei abzutreiben.
Um das Verhältniß zwischen Gold und Silber in dem auf der Capelle abgetriebenen
goldhaltigen Silber zu bestimmen, wurde von mir 1 Gramm der Silberlegirung mit 3
Grammen Blei auf der Capelle abgetrieben – der so erhaltene Regulus wog 0,972
Gramme; er hatte eine matte (rauhe) Oberfläche, ähnlich der des Silbers, welches
Platin enthält. Diese Erscheinung war die Ursache, daß ich eine doppelte Scheidung
vornahm, anfänglich mit Schwefelsäure, welche bekanntlich nur das Silber auflöst,
auf Platin aber gar nicht wirkt, und nachher eine zweite Gewichtsmenge, nach
gehöriger Cupellation, mit Salpetersäure, welche zugleich mit dem Silber auch das
Platin auflöst.
Bei der Scheidung mit Schwefelsäure erhielt ich aus 1 Gramm Legirung 0,07 Gramme
Metall in Gestalt eines schwarzen Pulvers, welches beim Glühen die Farbe des Goldes
erhielt; aus der zweiten Gewichtsmenge aber (ebenfalls 1 Gramm) vermittelst
Salpetersäure nur 0,048 Gramme Gold. Die Säure färbte sich hiebei gelblich, also ein
Kennzeichen von Anwesenheit des Platins. Zur größern Gewißheit, ob die Legirung
wirklich Platin enthält, wurde die salpetersaure Auflösung bis zur Trockne
abgedampft, die trockene Masse mit kohlensaurem Kali gemischt und in einem
Porzellantiegel im Muffelofen geschmolzen. Der so erhaltene Regulus wurde mit
Schwefelsäure behandelt, wobei sich ein schwarzes Pulver ausschied, das nach
gehörigem Aussüßen, Trocknen, Hämmern in einem stählernen Mörser aus Plattner's Löthrohrapparat und heftigem Glühen Platin zu
seyn schien. Ein Theil von diesem zusammengepreßten metallischen Rückstand in
Königswasser aufgelöst, bis zur Trockne abgedampft, wiederum in einer kleinen Menge
Wasser aufgelöst und mit Salmiakauflösung versetzt gab einen gelben Niederschlag von
Ammonium-Platinchlorid (Platinsalmiak), was mir also ein untrügliches Zeichen
war, daß das Metall wirklich Platin sey.
Das auf der Capelle durch Abtreiben erhaltene Silber besteht demnach in 100 Theilen
aus: 90,2 Silber, 4,8 Gold, 2,2 Platin und 2,8 bei der Cupellation verschlackbarer
Metalle.
Man sieht also hieraus, daß die Kupfererze in ihren Lagerstätten stets von Silber,
Gold und Platin begleitet werden und daß das Kupfer, welches aus diesen Erzen
gewonnen wird, nachdem es durch alle Windungen der metallurgischen Operationen
gegangen ist, dennoch alle drei Metalle beibehält. Demzufolge läßt sich mit
Bestimmtheit vermuthen, daß das Platin nicht allein in den Gold- und
Platinsandlagern, sondern auch in den Erzlagerstätten des Kupfers vorkommt. Leider
kann ich gegenwärtig nicht angeben, aus welchem Kupfer namentlich und in welcher
Menge dieser schwarze Niederschlag erhalten wird, denn bei den großen Fällungen des
galvanischen Kupfers und also auch einer proportionalen Auflösung der kupfernen
Anoden ist eine genaue Aufsammlung des schwarzen Niederschlags mit einigen Schwierigkeiten verbunden,
wenn eine genaue Zahlenangabe dabei zum Zweck gemacht wird.