Titel: | Ueber künstliche Erzeugung harter Edelsteine; von Hrn. Ebelmen. |
Fundstelle: | Band 106, Jahrgang 1847, Nr. XIII., S. 39 |
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XIII.
Ueber künstliche Erzeugung harter Edelsteine; von
Hrn. Ebelmen.
Aus den Comptes rendus, Aug. 1847, Nr.
7.
Ebelmen, über künstliche Erzeugung harter Edelsteine.
Meine bisherigen Versuche, harte Mineralien künstlich zu erzeugen betreffen speciell
die in die Familie der Spinelle gehörigen. Das von mir angewandte Verfahren, um
diese Verbindungen krystallisiren zu machen, gründet sich auf die Eigenschaft der
Boraxsäure auf trockenem Wege alle Metalloxyde aufzulösen, ferner auf die große
Flüchtigkeit dieser Säure bei hoher Temperatur; ich vermuthete, daß wenn man ein
Gemenge von Thonerde und Bittererde, in dem Verhältniß wo sie den Spinell bilden, in
geschmolzener Boraxsäure auflöst und das Product dann im offenen Behälter der hohen
Temperatur eines Porzellanofens aussetzt, in Folge der Verwandtschaft der Thonerde
zur Bittererde die Boraxsäure vollständig ausgetrieben werden und ein
krystallisirtes Aluminat entstehen könnte. Kurz, ich habe die Boraxsäure bei hoher
Temperatur angewandt, wie man das Wasser bei gewöhnlicher Temperatur anwendet um
krystallisirte Salze durch ein langsames Abdampfen zu erhalten.
Ich nahm 1 Theil geschmolzener Boraxsäure auf 2 Theile des Gemenges von Thonerde und
Bitterde und setzte 1/2 bis 1 Proc. doppeltchromsaures Kali zu. Das Ganze wurde auf
einem Platinblech in einem Scherben aus unglasirtem Porzellan vor den Feuerungen des
Porzellanofens zu Sèvres der höchsten Temperatur dieser Oefen ausgesetzt.
Das Product war außen mit krystallinischen Facetten bedeckt und hatte innen
Höhlungen, welche mit Krystallen bekleidet waren, deren Form man mit der Lupe leicht
erkennt. Diese Krystalle, aus regelmäßigen Oktaedern bestehend, sind rosenroth,
durchsichtig und ritzen den Quarz stark; vor dem Löthrohr sind sie ganz unschmelzbar, und es
ist anzunehmen daß sie dieselbe Zusammensetzung wie der Spinell haben.
Ersetzt man die Bittererde durch ihr Aequivalent Manganoxydul, so ist das Product in
großen Blättern krystallisirt, welche die Form gleichseitiger Dreiecke oder
regelmäßiger Sechsecke haben. Dieselben ritzen den Quarz ebenfalls stark und ich
betrachte sie als den Manganspinell, welcher im Mineralreich noch nicht aufgefunden
wurde.
Als ich die Bittererde durch ihr Aequivalent Kobaltoxyd ersetzte, erhielt ich
regelmäßige Oktaeder von schwarzblauer Farbe. Sie ritzen den Quarz noch, aber viel
schwieriger als die beiden vorhergehenden.
Wendet man Thonerde und Beryllerde an, in dem Verhältniß wo sie den Cymophan bilden,
so erhält man eine mit krystallinischen Rauhigkeiten versehene Masse von großem
Glanz. Dieses Product ritzt den Quarz stark und auch sehr gut den Topas; es hat
folglich die Härte des natürlichen krystallisirten Cymophans.
Gewisse Silicate, welche bei der Temperatur unserer Oefen unschmelzbar sind, scheinen
ebenfalls durch dieses Verfahren hervorgebracht werden zu können. Schmilzt man z.B.
die Bestandtheile des Schmaragds mit der Hälfte ihres Gewichts Boraxsäure zusammen,
so erhält man eine Masse welche den Quarz leicht ritzt und deren Oberfläche eine
große Anzahl von Facetten darbietet, welche die Form regelmäßiger Sechsecke
haben.
Aus meinen bisherigen Versuchen geht also bereits hervor, daß man bei Temperaturen
welche diejenige unserer Schweißöfen zum Frischen des Eisens noch nicht erreichen,
durchsichtige Krystalle erhalten kann, welche die Härte und äußeren Eigenschaften
der Edelsteine besitzen. Wenn man diese Versuche mit großen Quantitäten der
Substanzen wiederholt und die Einwirkung der Hitze lange genug fortsetzt, wird man
wahrscheinlich viel größere Krystalle erhalten als ich bei Anwendung von bloß
einigen Grammen des Gemenges erzielte.