Titel: | Bericht des Hrn. Edm. Becquerel über Chevalier's Luftpumpe mit ununterbrochener Bewegung. |
Fundstelle: | Band 106, Jahrgang 1847, Nr. XXV., S. 108 |
Download: | XML |
XXV.
Bericht des Hrn. Edm. Becquerel über Chevalier's Luftpumpe mit ununterbrochener
Bewegung.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, April 1847, S. 173.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Chevalier's Luftpumpe mit ununterbrochener Bewegung.
Der Mechaniker und Optiker Hr. Chevalier (in Paris, Palaisroyal, galerie de Valous No. 163) führte eine neue
Luftpumpe aus, durch deren Construction die Behandlung dieses Apparats sehr
erleichtert ist. Die zweistiefelige Luftpumpe, welche man gewöhnlich in den
Laboratorien benutzt, wird mittelst zweier Handgriffe bewegt, durch welche man
direct eine abwechselnde Bewegung den Pumpenkolben, welche die Luft auspumpen
sollen, mittheilt. Von den Handgriffen wird die Bewegung den gezahnten Kolbenstangen
durch ein in beide eingreifendes Rad übertragen. Diese Anordnung gestattet aber
nicht, die Durchmesser der Pumpencylinder beliebig zu vergrößern, da einentheils für
Durchmesser über 8 bis 10 Centimeter hinaus die Kolbenstangen weiter auseinander
kommen als bei Luftpumpen von mittlerer Größe, und man deßhalb dem Getrieb einen
größeren Durchmesser geben müßte; anderntheils würde man zu viel Kraft nöthig haben,
um die Pumpe in Bewegung zu setzen, weil die Handgriffe oder Hebel nicht mehr
verlängert werden könnten, da man sie sonst beim Experimentiren nicht mehr gehörig
erfassen kann.
Die neue Luftpumpe von Chevalier hat diese Nachtheile
nicht, und gestattet die Ausführung und Handhabung solcher Apparat mit beliebigen
Cylinderdurchmessern. Sie besteht, wie die gewöhnlichen Luftpumpen, aus zwei
Cylindern mit ihren Kolben, und unterscheidet sich von denselben nur durch den
bewegenden Mechanismus und durch die Art, wie die Kolben an die Kolbenstangen
befestigt sind. Der Mechanismus besteht aus einem doppelten gußeisernen Schwungrad,
mittelst dessen man einer horizontalen Achse eine ununterbrochene drehende Bewegung
ertheilt. Auf dieser Achse befindet sich ein Getriebe, welches in ein gezahntes Rad
eingreift, das auf einer zweiten Achse befestigt ist, die außerdem noch zwei Kurbeln
trägt, an welche zwei gabelförmig gestaltete Zugstangen eingehängt sind, die beim
Drehen der Achse sich auf- und abwärts bewegen, jedoch so, daß während die
eine in die Höhe geht, die andere eine Bewegung abwärts macht. Diese Zugstangen
theilen ihre Bewegung den Kolbenstangen mit, welche immer in verticaler Lage erhalten
werden, da sie durch Rollen geführt sind, welche sich in Schlitzen eines
aufrechtstehenden Gestells bewegen können. Man ersieht hieraus, daß der Mechanismus
einfach in einer Vorrichtung besteht, durch welche die kreisförmige Bewegung der
Schwungräder in eine verticale, geradlinig abwechselnde verwandelt wird. Was die
Befestigung der Kolben an ihren Stangen anbetrifft, so ist dieselbe sicherlich eine
der wichtigsten Neuerungen an den Luftpumpen. Die Kolbenstangen gehen durch eine
spiralförmige Stahlfeder, welche auf der oberen Fläche des Kolbens aufliegt und dem
Kolben gestattet sich vollkommen dicht an den Boden des Cylinders anzulegen. Die
übrigen Theile des Apparats, die Hahnen mit doppelter Bohrung und leichtem Wechsel,
sind gerade so wie bei den gewöhnlichen Luftpumpen. Die Anordnung von Chevalier gestattet den Durchmesser der Cylinder beliebig
zu vergrößern, und die Geschwindigkeit, mit welcher die Luft ausgepumpt werden soll,
oder die Wirkung der Maschine dadurch zu verändern, daß man mit dem Durchmesser der
Räder wechselt.
Beschreibung der Abbildungen.
Fig. 1 ist
eine Seitenansicht der Maschine;
Fig. 2 eine
Ansicht derselben von hinten;
Fig. 3 ein
Grundriß derselben. Fig. 4 verticaler Durchschnitt eines neuen conischen Ventils. Fig. 5 dasselbe
im Grundriß. Fig.
6 einer der Kolben in größerem Maaßstab und besonders gezeichnet. Fig. 7
verticaler Durchschnitt des mitten im Kolben liegenden Ventils.
In allen Ansichten bezeichnen dieselben Buchstaben denselben Gegenstand.
Die Maschine besteht aus zwei Pumpencylindern aus dickem Glase A, A, welche auf einer Platte B befestigt
sind, die durch die Füße C, C getragen wird und auf
einem Tische D befestigt ist, dessen Füße E, E unten durch Querstücke vereinigt sind, durch welche
Stellschrauben G, G gehen, um die Maschine horizontal
stellen zu können.
Die obere Platte H, welche die Bestimmung hat die
Pumpencylinder an Ort und Stelle zu erhalten, trägt vier Stützen, welche paarweise
oben durch einen Bogen vereinigt sind, der ihnen die nöthige Stärke gibt und zu
ihrer festen Lage beiträgt. Jedes Paar dieser Stützen dient einer Rolle a, in deren äußere Fläche eine Spur eingedreht ist, als
Führung. Die Stangen K, K, der Kolben L, mit einer spiralförmigen Stahlfeder M umgeben, sind mit den Stützen durch eine Cardan'sche Bewegung abgegliedert und oben mit einer
horizontalen Achse N versehen, um welche sich die Rolle
a dreht. Die Kolben sind auf diese Weise bei ihrer
Bewegung durch diese Rollen geleitet, so daß sie immer ihre verticale Lage
beibehalten. Sowohl die obere als auch die untere Platte, zwischen welchen die
Pumpencylinder sich befinden, sind jede mit zwei Oeffnungen versehen, durch welche
die beiden Zugstangen O, O gehen können. Diese
Zugstangen sind unterhalb des Tisches an die Krummzapfen P angehängt, welche so berechnet sind, daß die Kolben, die durch die
Zugstangen in Bewegung gesetzt werden, sich immer dicht an den Grund der
Pumpencylinder anlegen, und daß der eine Kolben anfängt in die Höhe zu gehen,
während der andere seine abwärtsgehende Bewegung beginnt. Die oberen Enden der
Zugstangen sind auf die achsenförmigen Querstücke N
aufgepatzt, welche durch dieselben abwechslungsweise auf- und abwärts bewegt
werden. Mitten im Kolben liegt ein Ventil I.
Unter dem Tische D ist eine Welle R angebracht, welche dem Schwungrad S als
Drehungsachse dient. Dieses Schwungrad hat einen Kurbelgriff T, wodurch der Achse eine ununterbrochene drehende Bewegung ertheilt wird.
Ein zweites Schwungrad U, welches dem Rad S gegenüber liegt, dient die Bewegung gleichförmiger zu
machen.
Die Achse R trägt ein Getriebe, welches mit dem Rad V im Eingriff ist, das einen zweimal so großen
Durchmesser als das Getrieb hat. Dieses Rad befindet sich auf einer Achse, auf deren
beide Enden Krummzapfen P befestigt sind, welche die
Zugstangen in Bewegung setzen und so angeordnet sind, daß wenn sich das Rad V, durch das Getriebe und das Schwungrad veranlaßt,
dreht, sich die Zugstangen auf- und abwärts bewegen; jedoch immer in
entgegengesetzter Richtung, so daß die eine in die Höhe geht, während die andere
abwärts gezogen wird.
X Barometerprobe. Y
Verbindungshahn. Z Teller zum Aufsetzen der gläsernen
Recipienten. Diese Recipienten können bis zu 32 Centimeter Durchmesser gewählt
werden. Mitten auf dem Teller ist ein Pfropf Z
angebracht, welchen man abnimmt, um die Verbindung mit dem Canal k herzustellen. Das conische Ventil i, Fig. 6, dessen Stange
durch eine Stopfbüchse in dem Kolben L geht, paßt in
eine Bohrung, welche im Cylinderboden A angebracht ist,
und öffnet oder schließt den Canal k, Fig. 1, der zu dem Teller
Z führt. So oft der Kolben sich abwärts bewegt, geht
das Ventil auf und verschließt die Oeffnung des Canals, öffnet sie aber wieder,
sobald der Kolben in die Höhe geht.
Hr. Chevalier brachte in der letzten Zeit noch eine
Verbesserung an der eben beschriebenen Luftpumpe an; er ersetzt nämlich den von Babinet erfundenen Hahn durch ein conisches Ventil b, Fig. 5, welches mittelst
einer Schraube c geöffnet und geschlossen wird, die mit
dem Ventil aus einem
Stück ist. Diese Schraube wird durch einen Hebel d
bewegt. Die Stange des Ventils b geht durch eine
Liederungsbüchse e, so daß die äußere Luft von dem
Ventile abgehalten ist. Durch die Gelenke g und f schließt man mit einer einzigen Bewegung die Mündung
des Hauptcanals und öffnet den Hahn h, welcher die
Verbindung zwischen den beiden Pumpencylindern A, A
herstellt, um das von Babinet angegebene doppelte
Entleeren zu bewerkstelligen.