Titel: Orthlieb's patentirte Wein- und Obstpresse.
Fundstelle: Band 106, Jahrgang 1847, Nr. XXXVII., S. 173
Download: XML
XXXVII. Orthlieb's patentirte Wein- und Obstpresse. Aus Riecke's Wochenblatt, 1847 Nr. 25. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Orthlieb's Wein- und Obstpresse. Der Grundgedanke, von dem ich beim Bau dieser Presse ausging, ist, den zu pressenden Gegenstand in Form einer längeren Säule zu bringen und den Druck nach der Längenrichtung dieser Säule wirken zu lassen, weil der auszupressende Stoff nach dieser Richtung hin die größte Nachgiebigkeit zeigt und das Abfließen des Safts von innen nach außen auf kürzestem Wege geschehen kann. Die Abbildungen geben in Fig. 13 einen Längendurchschnitt, in Fig. 14 einen Querschnitt dieser Presse. Die Haupttheile der Presse sind folgende: 1) der Kasten A mit der Abflußrinne a und den beiden Deckeln bei B; 2) die Schraube C, welche mit der Preßplatte D fest verbunden ist und durch Umdrehung des Zahnrads E und der daran befindlichen Mutter eine Längenbewegung erhält; 3) das Hebelwerk F, F sammt Schiebklinke zur Bewegung des Zahnrads E. Es wird dieses Hebelwerk mittelst des Handgriffs G bewegt; 4) die Vorrichtung zum schnellen Zurückgehen der Schraube. Sie besteht in der Kurbel H und dem Trieb I, welcher durch Verschieben in oder außer Eingriff mit dem Zahnrad E gebracht werden kann. Die Vortheile dieser neuen Presse bestehen in Folgendem: 1) Die Presse bewirkt bei geringem Kraftaufwand eine vollständigere Auspressung des Tresters, als die besten Kelterbäume. 2) Das Einfüllen des Stoffs kann mit größter Bequemlichkeit und Reinlichkeit vor sich gehen. 3) Das Pressen geschieht mit großer Leichtigkeit und in kürzerer Zeit als bei allen bekannten Pressen. 4) Die Presse läßt bei kleinem Umfang einen sehr soliden Bau zu und kann in jedem beliebigen Maaßstab ausgeführt werden. Diese Pressen, auf welchen ohne Abänderung und ohne Preßtuch Obst und Trauben gepreßt werden können, verfertige ich in verschiedener Größe und zu verschiedenen Preisen. Kleine Hauspressen, mit welchen man einen Sack Obst für sich pressen kann, kommen auf 66 bis 100 fl., wobei die geringeren Preise sich auf schwächere Pressen mit Holzconstruction beziehen. Pressen, auf welchen sich das gemahlene Obst von zwei Säcken oder der nasse Treber von einem Eimer Wein auf einmal pressen läßt, liefere ich in ganz solider Arbeit zu 130 bis 140 fl. Ein solcher Secker braucht dann zum völligen Auspressen 1 1/2 Stunden und kann von einem Mann ohne besondere Anstrengung gepreßt werden. Die Länge einer solchen Presse beträgt (ohne die anfangs vorstehende Schraubenspindel) 8 Fuß, die Breite (ohne die etwas vorstehenden Schwellen) 3 Fuß. Noch größere Pressen für 4 bis 8 Eimer kommen auf 3 bis 500 fl. zu stehen, wobei ich übrigens namentlich noch zu bemerken habe, daß auf den größeren Pressen ebenso gut und gleich vortheilhaft auch kleinere Secker ausgepreßt werden können. Birkach, bei Stuttgart. Heinrich Orthlieb, Mechanikus.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    IV
Tab. IV