Titel: | Ueber die neue tragbare Lampe mit constantem Niveau von Breuzin; ein der Société d'Encouragement von Hrn. Silvestre jun. erstatteter Bericht. |
Fundstelle: | Band 106, Jahrgang 1847, Nr. XLI., S. 185 |
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XLI.
Ueber die neue tragbare Lampe mit constantem
Niveau von Breuzin; ein
der Société d'Encouragement von Hrn. Silvestre
jun. erstatteter Bericht.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Jun. 1847, S. 306.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Breuzin's tragbare Lampe mit constantem Niveau.
Diese sehr sorgfältig construirte Lampe kann aus einandergelegt und wieder
zusammengesetzt werden, so daß alle ihre Theile leicht zu reinigen sind.
Das constante Niveau wird durch eine kleine verticale Scheidewand im Innern des
Reservoirs erzielt, die nur wenig über das Niveau des Brenners hinuntergeht. Das
Loch, durch welches das Oel eingegossen wird, befindet sich oben an der Vorderseite
der Lampe und das Reservoir ist so beschaffen, daß es gefüllt und an Ort und Stelle
gebracht werden kann, ohne daß etwas verschüttet wird. Das der Verbrennung
entgehende Oel fällt in eine Art Horn oder Trichter hinab, von wo es sich in den Fuß
der Lampe begibt, dessen Rauminhalt demjenigen des Reservoirs gleich ist.
Diese Lampe hat oben einen Handgriff, an dessen Spitze sich ein Ring befindet, so daß
sie auf ihren Fuß niedergesetzt, von einem Ort zum andern getragen, und an eine Wand
oder frei aufgehangen werden kann, ohne daß man Rauch, Lichtverminderung oder
Oelverschüttung zu befürchten hat.
Der Argand'sche Brenner erhielt durch Hrn. Breuzin eine
wichtige Verbesserung. Der den Docht aufnehmende Raum nämlich endigt unten mit einer
angeschraubten Verschließung, so daß alle Theile, aus welchen der Brenner besteht,
behufs der Reinigung herausgenommen werden können. Gewöhnlich dient dieser Raum als
Sammelplatz für alle Unreinigkeiten des Oels, wo sie bleiben, sich anhäufen und
verdicken, was der Beleuchtung schadet und öftere Abhülfe von Seite der
Lampenverfertiger erforderlich macht. Bei Hrn. Breuzin's
System wird bloß die untere Scheibe abgeschraubt, worauf die einzelnen Theile des
Brenners herausgenommen und leicht wieder an ihre Stelle gebracht werden können. Der
Dochtträger wird auf- und niedergeschoben mittelst eines Schraubencylinders,
den ein an seinem Fuß befindliches Zahnrad in Bewegung setzt, welches in ein
Triebrad eingreift, das von dem Handknopf abhängig ist. Bei dieser Anordnung können,
sobald einmal die verschließende Scheibe abgenommen ist, alle Theile des Brenners
leicht herausgenommen werden.
Der Uebelstand, daß die eingebogenen Zuggläser bei ihrer Anwendung mehr oder weniger
ein Probiren erfordern, und nicht Jedermann sie recht zu gebrauchen weiß, veranlaßte
Hrn. Breuzin zu den ursprünglichen Argand'schen Gläsern,
den cylindrischen, zurückzugehen, jedoch der speisenden Luft eine neue Richtung zu
geben. Er unterhält nämlich die Flamme durch drei Luftströme, deren einer durch das
Innere des Dochts zieht, ein anderer an die Flamme gelangt, nachdem er durch einen
Metallcylinder, welcher einen Bestandtheil des Glasträgers bildet, gebrochen wurde;
dieser Cylinder verengt sich nach oben wie ein Fingerhut (Rähring) so, daß er sich
dem Brenner nähert und nur sehr wenig über ihn hinausgeht. Ein dritter Luftstrom
endlich wirkt auf die Flamme, indem er vertical zwischen dem Glas und dem erwähnten
Metallcylinder hindurchzieht. Die Folge davon ist, daß die Verbrennung vollkommener
vor sich geht, daß die Flamme immer großen Glanz behält und der Docht höher hinauf
gestellt werden kann, weil der Brenner sich nicht stark erhitzt. Letzteres ist
bekanntlich von Wichtigkeit.
Die Dimensionen der verschiedenen Brennertheile, des Glasträgers und des Zugglases
selbst wurden von Hrn. Breuzin durch Versuche so
ermittelt, wie sie am vortheilhaftesten sind, d.h. daß man das Maximum der mittlern
Lichtintensität während der Beleuchtung erhält. Die dem Docht zu gebende Höhe ist
leicht zu ermitteln, weil sie nicht erst, wie bei den gewöhnlichen Lampen, mit der
Verengerung des Zugglases in Uebereinstimmung zu bringen ist.
Hrn. Breuzin's Lampe hat einen Reflector, womit man das
Licht nach Belieben horizontal oder vertical herunter reflectiren kann.
Photometrische Versuche ergaben, daß diese Lampe, ohne ihren Reflector und abgesehen
von der Reverberation (dem Wiederschein) ihrer flachen und polirten Vorderseite, die
mittlere Lichcintensität von vier Stearinkerzen hat. Mit dem Reflector kömmt die
Leuchtkraft ihrer Flamme nahezu derjenigen von zehn solcher Kerzen gleich.
Ferner ergaben Versuche 1) daß diese Lampe ungefähr 12 Stunden leuchtet und nur 200
Gramme (6 2/3 Unzen) Oel verzehrt; 2) daß sie über 8 Stunden mit weißem Licht brennt
ohne merkliche Verminderung der Lichtintensität, und wenn die Flamme später an Weiße
verliert, sie doch bis am Ende einen sehr starken Glanz behält.
Wird nun die Leuchtkraft einer Carcel'schen Uhrlampe mit
100 ausgedrückt und die einer Stearinkerze mit 14 (nach Peclet), so entspricht der Breuzin'schen Lampe
die Ziffer 56; da sie ferner beim Weißbrennen in den ersten 8 Stunden nur 144 Gramme
Oel verzehrt, in der Stunde also 18 Gramme, so ergibt sich, daß sie mit obigen
Vorzügen auch den vereinigt, hinsichtlich des Oelverbrauchs und der Leuchtkraft den
besten nicht mechanischen Lampen gleich zu kommen; ihr Preis von 12 Frcs. ist daher
auch kein übermäßiger.
Erklärung der Abbildungen.
Fig. 1
Seitenaufriß der Lampe von polirtem Messing.
Fig. 2
Verticaldurchschnitt derselben nach der Linie A B von
Fig.
3.
Fig. 3
Horizontaldurchschnitt derselben nach der Linie C D,
Fig.
2.
Fig. 4 und
5
Reflector im Profil und von unten gesehen.
Fig. 6
Dochtträger.
Fig. 7
Schraubencylinder, mittelst dessen der Dochtträger auf- und niedergeschoben
wird.
Fig. 8
Zahnrad, unten am Cylinder befindlich.
Fig. 9 und
10 der
obere Theil des Schraubencylinders, an welchem die Zange zum Fassen des Dochtes zu
sehen ist.
Dieselben Buchstaben bezeichnen in den verschiedenen Figuren dieselben
Gegenstände.
A oscillirender Griff zum Aufhängen oder vielmehr zum
Tragen der Lampe; er ist auf das Stäbchen a gepaßt.
B Bügel an diesem Griff, welcher sich um Zapfen b dreht, die an dem Reservoir C befestigt sind. Fig. 1 zeigt die Lage
dieses Griffs, wenn die Lampe irgendwo steht. Bei der nach oben geneigten Lage des
Griffs, wie in Fig.
2, hängt die Lampe an einem in der Mauer befestigten Haken.
Das Reservoir C hat an seiner flachen Seite eine breite
Oeffnung zur Aufnahme des Oelganges F an der Flasche D. Die horizontale Seite jenes Reservoirs ist mit einer
Oeffnung d versehen, durch welche das von der Flasche
Abtropfende hindurchgeht, welches dann durch das Horn (den Trichter) D' in den Fuß der Lampe hinunterfällt. Die Scheidewand
e dient um das constante Niveau zu erhalten. Der
untere Theil des Reservoirs bildet einen knieförmig gebogenen Becher E, der das vom Brenner herunterkommende überlaufende Oel
aufnimmt.
Die Flasche D hat unten eine Oeffnung, von welcher die
Röhre F ausgeht, die das Oel zum Brenner führt. Diese
Flasche hat einen verticalen Schlitz f, welcher den
Haken des Reflectors G aufnimmt. Eine Oeffnung g, Fig. 2, dient zum
Einfüllen des Oels.
Das Auf- und Niederschieben des Dochtes wird durch einen gerieften Knopf h bewerkstelligt, der im Innern der verticalen Röhre H mit einem Getriebe endigt, welches in ein unten im
Schraubencylinder L angebrachtes Zahnrad j eingreift. Der am Schraubencylinder aufsteigende
Dochthalter wird durch eine Führung m am Drehen
verhindert.
Die Einführung der Achse des Knopfs h und die
Aufschraubung des Ringes n erfolgt luftdicht mittelst
eines Lederüberzugs.
Das cylindrische Zugglas J steckt an einer Galerie o, o, welche mit der conischen Röhre p aus einem Stück besteht; im Innern dieser Röhre ist
ein auf dem Dochtträger I beweglicher Ring. k Zange die den Docht faßt.
Wird der Reflector G (als Schirm) so aufgesetzt, wie Fig. 1 zeigt,
so öffnet man einen mit Scharnier schließenden Deckel K,
damit das Zugglas hindurch kann; soll er aber wirklich als Reflector dienen, so wird
er vertical gestellt, wie Fig. 2 zeigt, nachdem man
den Deckel K geschlossen und den Haken in den Schlitz
f gesteckt hat.