Titel: | Berfahrungsarten um Glasröhren zusammenzufügen und zu legen. |
Fundstelle: | Band 106, Jahrgang 1847, Nr. XLII., S. 189 |
Download: | XML |
XLII.
Berfahrungsarten um Glasröhren zusammenzufügen
und zu legen.
Aus dem Mechanics' Magazine, 1847, Nr.
1249.
Mit Abbildungen.
Berfahrungsarten um Glasröhren zusammenzufügen.
Meine Verfahrungsweisen Glasröhren zusammenzufügen sind zweierlei und bestehen
entweder 1) in der Anwendung des galvanoplastischen Processes, um sie durch eine
metallische Hülle zu vereinigen, so daß zwei zusammenstoßende Röhren mit ihren Enden
zu einer einzigen Röhre verbunden werden; oder 2) im Anlegen einer biegsamen metallenen
Büchse (eines cylindrischen Bandes) um die zusammenstoßenden Enden der Glasröhren,
wie dieß z.B. auch beim Verschluß der Champagnerflaschen geschieht. Beide Methoden
können auf verschiedene Weise abgeändert werden; folgendes aber sind die Details,
welche ich dazu empfehle.
Erste Methode. Um die Glasröhrenfugen galvanoplastisch verschließen zu können, müssen die Röhren
an ihren Enden mit einem äußerlich etwas vortretenden Hals versehen seyn, welcher
eben und zur Achse der Röhre genau rechtwinkelig geschliffen wird. Beim
Aneinanderlegen dieser Röhrenstücke kann man sie entweder trocken aneinanderstoßen,
oder ein harziges, weiches Cement, Marineleim oder eine Scheibe von geschwefeltem
Kautschuk, Gutta-Percha, Kork, Filz u. dgl. dazwischenbringen. Der
Längendurchschnitt einer Verbindungsfuge ohne Zwischenschicht ist in Fig. 1 und eine solche mit Kork- oder
Kautschuk-Scheibe in Fig. 2 zu sehen. Hierauf
wird das Ende jeder Röhre mit Terpenthinfirniß etwa einen Zoll breit um den Hals
herum bestreichen und mit feinem Graphit, Kohle aus Steinkohlengas-Retorten
oder Bronze-Pulver gepudert.
Fig. 1., Bd. 106, S. 189
Fig. 2., Bd. 106, S. 189
Die so überzogene Oberfläche wird dann durch Drähte mit den
Polen einer constanten Batterie in Verbindung gebracht, um sie auf
galvanoplastischem Wege mit einer Kupferumhüllung zu versehen. Am liebsten winde ich
einen gewöhnlichen kupfernen Glockendraht um jedes Röhrenstück nahe an dem
metallisch gemachten Rand, jedoch entfernt von der Fuge,
wie in Fig. 3 zu sehen ist.
Die Fuge und ein paar Zoll der Röhren auf jeder Seite werden nun in Kupferauflösung
gebracht und das Metall als ein hämmerbarer, genau anschließender Ring rund um die
Fuge gefällt, wodurch sie vollkommen verschlossen wird.
Fig. 3., Bd. 106, S. 189
Ein zweckmäßiges Verfahren horizontale oder verticale Röhren
in die Kupferauflösung zu tauchen, besteht darin, sie in einen innen mit Wachs oder
Marineleim gefirnißten Kasten von hartem Holz zu stecken, welcher in zwei Hälften getheilt
ist, so daß er auseinandergenommen die zu verbindenden Rohre aufnimmt, worauf man
die Fuge zwischen den Kastenhälften und rings um die Röhre mittelst eines weichen
Harzkitts, Thons oder dergl. wasserdicht macht. Fig.
4 zeigt eine so eingetauchte verticale und Fig.
5 eine horizontale Röhre. Gebogene Röhren taucht man in ein Gefäß von
passender Gestalt.
Fig. 4., Bd. 106, S. 190
Fig. 5., Bd. 106, S. 190
Sollen durch die Glasröhren ätzende Dämpfe oder Flüssigkeiten geleitet wer den, so
schlägt man genau auf den Rand der Fuge ein dünnes Häutchen von Gold oder einem
andern edeln Metall, für Schwefelsäure aber von Blei galvanoplastisch nieder, um das
Kupfer vor Beschädigung zu schützen; auch läßt sich dieser Zweck durch die Natur des
Cements zwischen den Rändern der Verbindungsfuge erreichen, welcher hart und
unangreifbar seyn kann. Korkscheiben etc. bringt man zwischen die Röhrenenden, wenn
man eine Verbiegung der Röhrenlinie, oder die Ausdehnung und Zusammenziehung
derselben möglich machen will. Die Verbindung des Metalls mit dem Glase ist, wenn
Kupfer angewandt wurde, so genau und so dicht, daß eine dünne Metallschicht (von nur
etwa 1/20 Zoll Stärke) hinreicht, um die Fuge unter bedeutendem Druck vollkommen
wasser-, und sogar luftdicht zu haben, welches letztere jedoch noch sicherer
durch Ueberziehen der Ränder der verkupferten Hälse, nachdem sie rein gewaschen und
getrocknet worden sind, mit irgend einem schnelltrocknenden Firniß erreicht
wird.
Sollte das Anbringen eines Halses oder Wulstes am Ende der Glasröhren mit zu großen
Schwierigkeiten verbunden seyn, so kann man sich begnügen, einen Ring von Metall
(wie in Fig. 6), Steinzeug oder Glas (Fig. 7) oder von geschwefeltem Kautschuk (Fig. 8) mit vorstehendem Rande einzulegen. Der
Querschnitt dieser Ringe ist so wie ihn diese Figuren zeigen, und der Kupfer-
oder Metallring wird dann um diese Enden und die anstoßenden Röhren herum
galvanoplastisch gefällt. Fig. 9 zeigt eine solche
Verbindungsfuge im Durchschnitt.
Fig. 6., Bd. 106, S. 191
Fig. 7., Bd. 106, S. 191
Fig. 8., Bd. 106, S. 191
Fig. 9., Bd. 106, S. 191
Es lassen sich nach demselben Principe die verschiedensten Verbindungsarten
einrichten; man kann z.B. in eine Seite der Glasröhre eine Oeffnung bohren und das
Ende einer andern (Zweigröhre) in dieselbe einsetzen; alles zusammen kann dann so zu
sagen kalt verlöthet werden mittelst des
galvanoplastischen Processes. So zeigt Fig. 10 ein
Zweigrohr mit geschwefeltem Kautschuk und Baumwolle und Fig. 11 ein galvanoplastisch verbundenes Zweigrohr ohne Baumwolle.
Fig. 10., Bd. 106, S. 191
Fig. 11., Bd. 106, S. 191
Zweite Methode. Das Verfahren Glasröhren zusammenzufügen
durch Anlegen einer biegsamen metallenen Büchse
(eines cylindrischen Bandes) ist ebenfalls mehrerer Modificationen fähig. Ich
verfahre dabei wie folgt:
Nachdem die am Ende mit Hälsen versehenen Glasröhren (mit oder ohne Cement oder
preßbaren Scheiben dazwischen) aneinandergestoßen sind, wird eine Anzahl kurzer
Cylinder von Blei, Blockzinn oder einem andern weichen und biegsamen Metall zur
Verbindung benutzt. Die Länge dieser Cylinder kann 2/3 vom äußern Durchmesser der
Röhre betragen, ihr innerer Durchmesser aber muß so groß seyn, daß sie über den
Wulst oder Hals an den Enden der Röhren geschoben werden können. Die Metalldicke
dieser Cylinder soll nie über 1/10 Zoll betragen. Einen solchen Cylinder zeigt Fig. 12.
Innerlich werden diese Cylinder mit irgend einem Cement bestrichen, das ihnen und dem
Glase anhängt; eine mit Fett eingeschmierte Schnur von geeigneter Dicke wird dann um
den Cylinder geschlungen, zuerst auf der einen Seite jeder Verbindungsstelle, wie
Fig. 13 zeigt, und während man den Cylinder fest
hält, die Schnur scharf angezogen und durch Hin- und Herbewegen der Schnur
unter geeignetem Drucke das Metall auf die Verbindungsstelle aufgepreßt; dieselbe
Operation des Aufpressens wird dann auch auf der andern Seite der Verbindungsstelle
vorgenommen, so daß der biegsame Metallcylinder sich vollkommen an die äußere
Oberfläche der Fugen anlegt und dicht gegen jeden nicht allzustarken Druck von innen
heraus schließt.
Fig. 12., Bd. 106, S. 192
Fig. 13., Bd. 106, S. 192
Die Schnur wird am besten an einen elastischen Bogen von Holz, einen großen Drehbogen
befestigt.
Die Cylinder von dehnbarem Metall dürfen nicht gelöthet seyn, sondern müssen aus
einem einzigen Stück gezogen oder geschlagen seyn. Wenn diese Methode angewandt wird und die Röhren innen
einem starken Druck widerstehen müssen, so kann man noch einen Kupferdraht um jedes
Ende des angepreßten metallenen Cylinders binden, um seine Widerstandskraft zu
erhöhen.
Es ist dieß das wohlfeilere Verfahren, welches ich zum Legen von Glasröhren (die
innen einen mäßigen Druck auszuhalten haben) unter dem Boden empfehle. Der
Marineleim eignet sich vortrefflich als innerer Ueberzug der metallenen Cylinder vor
ihrem Aufpressen. Während des Aufpressens derselben werden die Enden der
aneinanderstoßenden Röhren am besten durch Einstecken eines lose passenden Pfropfs
von Fichtenoder anderm weichen Holz festgehalten.
Verzweigungen können bei solchen Verbindungsfugen dadurch hergestellt werden, daß man
in den biegsamen Metallcylinder eine Seitenöffnung macht und dieselbe mit einem
kurzen Metallcylinder versteht, welchen man über der Zweigröhre verschließt, die
ebenfalls mit einem Hals oder Wulst versehen ist, wie Fig.
14 zeigt.
Fig. 15 zeigt den Wulst für eine Zweigröhre.
Fig. 14., Bd. 106, S. 193
Fig. 15., Bd. 106, S. 193
In Frankreich bedient man sich mit gutem Erfolge eines Verfahrens Glasröhren unter
dem Boden ohne Gefahr ihres Brechens bei ungleichem äußern Druck zu legen. Man legt
dieselben nämlich in eine Masse von hart angemachtem Lehm oder Thon, welcher
mittelst einer cylindrischen Form vorgerichtet ist, um die untere Peripherie der
Röhrenleitung aufzunehmen, worauf dieselbe mit angerührtem Thon, bei starken Röhren
10–12 Zoll hoch, zugedeckt wird.