Titel: | Verfahren schwefelsaures, salzsaures oder chromsaures Kali aus Kalifeldspath zu bereiten, worauf sich Richard Tilghman, Chemiker in London, am 1. Febr. 1847 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 106, Jahrgang 1847, Nr. XLIII., S. 193 |
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XLIII.
Verfahren schwefelsaures, salzsaures oder
chromsaures Kali aus Kalifeldspath zu bereiten, worauf sich Richard Tilghman, Chemiker in London, am 1. Febr. 1847 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Sept. 1847,
S. 155.
Tilghman's Verfahren schwefelsaures, salzsaures oder chromsaures
Kali aus Kalifeldspath zu bereiten.
Verfahren schwefelsaures Kali zu gewinnen.
2 Gewichtstheile Kalifeldspath, welcher 16 Proc. Kali enthältDer Kalifeldspath (Orthoklas) enthält in 100 Theilen: Kieselerde 65,21,
Thonerde 18,13, Kali 16,66. 1 Theil gebrannter Kalk oder sein Aequivalent kohlensaurer Kalk und 1 Theil Gyps, sämmtlich
fein gemahlen, werden innig vermengt und auf dem Herd eines Flammofens etwa acht
Stunden lang einer hellen Rothglühhitze ausgesetzt, indem man die Masse von Zeit zu
Zeit wendet, damit sich alle Theile gleichmäßig erhitzen. Obgleich sich das
schwefelsaure Kali bei einer hohen Temperatur am schnellsten bildet, so lasse ich
die Hitze doch nicht so hoch steigen, daß die Masse schmilzt oder zusammenbackt,
weil dann das Salz viel schwieriger durch Wasser auszuziehen ist. Da eine
desoxydirende Atmosphäre im Ofen der Bildung von schwefelsaurem Kali nachtheilig
ist, so lasse ich durch geeignete Oeffnungen über dem Feuerspiegel eine hinreichende
Menge Luft in die vom Brennmaterial aufsteigenden Gase strömen, um die Atmosphäre in
oxydirendem Zustand zu erhalten. Nachdem die Beschickung acht bis zehn Stunden lang
unter gehörigem Wenden einer starken Rothglühhitze ausgesetzt worden ist, ziehe ich
sie aus dem Ofen und lauge sie wiederholt mit heißem Wasser aus, da etwas Salz dem
schwefelsauren Kalk hartnäckig anhängt. Die Auflösung von schwefelsaurem Kali wird
dann abgedampft und der schwefelsaure Kalk, welcher sich während des Abdampfens
niederschlägt, beständig entfernt.
Wenn man sich wohlfeil schwefligsaures Gas verschaffen kann, z.B. durch Rösten von
Schwefelkiesen, so kann man den Gyps ersparen, indem man die Menge des ätzenden oder
kohlensauren Kalks verdoppelt und über die Beschickung, während sie in der
Rothglühhitze ist, einen Strom von schwefligsaurem Gas und Luft unter häufigem
Umrühren leitet; es bildet sich dann während des Processes schwefelsaurer Kalk und
aus demselben schwefelsaures Kali wie im vorhergehenden Fall.
Verfahren salzsaures Kali zu gewinnen.
Ich vermenge Kochsalz mit seinem gleichen Gewicht fein gemahlenem Feldspath, trockne
das Gemenge und bringe es in einen horizontalen eisernen Cylinder, welcher nur an
einem Ende eine Oeffnung hat, die man mit einem eisernen Deckel schließt und dicht
lutirt. Damit allenfalls entwickelte Gasarten ohne Beschädigung des Cylinders
entweichen können, mache ich durch den oberen Theil dieser Thür ein kleines Loch,
welches man nach Belieben durch einen lose passenden Pfropf verschließt. Der
Cylinder wird auf der Außenseite mit feuerbeständigen Ziegeln umgeben, um ihn gegen
die Einwirkung des Feuers zu verwahren; man setzt ihn dann mit seinem Inhalt etwa
sechs Stunden lang einer hellen Rothglühhitze aus; die Hitze sollte den Schmelzpunkt
des Kochsalzes übersteigen, ich ziehe es aber vor sie unter der Temperatur zu erhalten, wobei der
Feldspath schmelzen würde, weil sonst die Beschickung zu schwer aus dem Cylinder zu
schaffen ist. Der Deckel wird nun beseitigt und die Beschickung so schnell als
möglich in einen eisernen Kessel herausgescharrt, den man sogleich zudeckt und
geschlossen erhält bis die Masse kalt ist. Die auflöslichen Salze werden aus der
Masse durch Wasser ausgezogen und das salzsaure Kali von den anderen Salzen durch
Abdampfen und Krystallisiren getrennt.
Dasselbe Verfahren befolgt man, wenn man statt des Kochsalzes salzsauren Kalk oder
salzsaures Eisen anwendet.
Verfahren chromsaures Kali zu gewinnen.
Man macht ein inniges Gemenge von 4 Gewichtstheilen Kalifeldspath, 4 Theilen Kalk
(oder dem Aequivalent kohlensauren Kalk) und 1 Theil Chromerz, breitet es auf dem
Herd eines Flammofens aus und erhält es 18 bis 20 Stunden lang unter häufigem
Umrühren und Wenden in Heller Rothglühhitze, so daß alle Theile gleichmäßig der
Hitze und Luft ausgesetzt werden. Die Atmosphäre muß wie bei der Erzeugung von
schwefelsaurem Kali in oxydirendem Zustande erhalten werden, indem man genug Luft in
die Kammer des Flammofens einströmen läßt. Man darf die Hitze nicht so hoch
steigern, daß die Beschickung zu schmelzen anfangen könnte, indem dieselbe in
porösem Zustande erhalten werden muß. Wenn man bei der Prüfung einer
herausgenommenen Probe findet, daß die Masse die gehörige Menge chromsaures Alkali
enthält, zieht man sie aus dem Ofen und laugt sie mit Wasser aus.
[Hr. Oberbergrath Fuchs in München hat bei seinen
Untersuchungen über Kalk und Mörtel – durch welche zuerst zur Evidenz
erwiesen wurde, daß das Erhärten des hydraulischen Kalks unter Wasser auf einem
chemischen Proceß beruht, nämlich der allmählichen Bildung von Kalk-Silicat
auf nassem Wege – die interessante Erfahrung gemacht, daß aus denjenigen
Silicaten, welche ein Alkali enthalten, wenn sie gehörig aufgeschlossen (gebrannt)
sind, das Alkali durch den Kalk nach und nach ausgeschieden wird. Da der Feldspath
ein so cohärenter Körper ist, daß er selbst nach dem Schmelzen das Alkali bei der
Behandlung mit Kalk auf nassem Wege nur langsam entläßt, so empfahl er den Feldspath
mit etwas Kalk im Feuer aufzuschließen (polytechn.
Journal Bd. XLIX S. 280). Vielleicht trägt
vorstehendes Patent dazu bei, daß seine Entdeckung an solchen Fundorten des
Kalifeldspaths, wo sich wohlfeiles Brennmaterial darbietet, zur Gewinnung von
Potasche oder wenigstens von schwefelsaurem Kali für die Alaunfabrication etc.
endlich eine technische Anwendung findet.
E. D.]