Titel: Verbesserungen im Vorbereiten des Hanfs und Flachses, worauf sich Robert Schenk zu London, einer Mittheilung zufolge, am 17. Novbr. 1846 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 106, Jahrgang 1847, Nr. LI., S. 256
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LI. Verbesserungen im Vorbereiten des Hanfs und Flachses, worauf sich Robert Schenk zu London, einer Mittheilung zufolge, am 17. Novbr. 1846 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of arts, August 1847, S. 1. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Schenk's Verbesserungen im Vorbereiten des Hanfs und Flachses. Die von dem Patentträger vorgeschlagene Vorbereitungsmethode bezieht sich auf folgende Hauptpunkte. Der Flachs oder Hanf wird, so wie er vom Felde kommt, einer neuen Art Wasserröste unterworfen, um die in der Pflanze enthaltene harzige oder gummige Substanz zu zerstören und dadurch eine leichtere Trennung der Faser zu gestatten. Der Flachs wird sodann einer Maschine von neuer Construction übergeben, worin die holzigen Theile weggebrochen und von den nutzbaren Fasern getrennt werden. Zuletzt kommt der Flachs in eine Maschine, welche die Fasern genau zertheilt und die kurzen Fasern oder das Werg, sowie den Staub und andere fremdartigen Stoffe beseitigt. Die mit dem Röstproceß verbundenen Verbesserungen umfassen die Anwendung chemischer Mittel, wodurch in Verbindung mit mechanischen Anordnungen die Harz- oder Leimsubstanz, welche den Bast an den Stengel der rohen Pflanze befestigt, aufgelöst und die Cohärenz der Faser mit dem Stengel zerstört wird. Dieses geschieht in kurzer Zeit, unter geringen Kosten und zu jeder Jahreszeit, ohne daß ein Verlust an nutzbaren Theilen durch Fäulniß, oder durch eine unvollständige Ablösung der Faser von dem Stengel stattfindet, ferner ohne Zerreißen oder sonstige Beschädigung der Faser. Der zweite Theil der Erfindung besteht in einer neuen mechanischen Anordnung, durch welche die Rinde aufgebrochen und ohne Zerreißen der Faser auf eine sehr wirksame Weise vom Bast getrennt wird und zwar mit einem geringeren Aufwand an Zeit und Mühe, als nach irgend einer andern bekannten Methode. Der dritte Theil der Erfindung besteht in der Anordnung eigenthümlich gestalteter rotirender Schläger, in Verbindung mit einem Ventilator, wodurch das Material in einen für den Handel fertigen Zustand gebracht wird. Fig. 15 stellt einen ungefähr 90 Fuß langen, 10 1/2 Fuß breiten und 5 Fuß tiefen hölzernen Behälter im Grundriß dar, welcher etwa in die Erde eingesenkt werden kann, wenn er sich unter solchen Umständen leicht entleeren läßt. Fig. 16 ist die Seitenansicht und Fig. 17 die Endansicht des mit diesem Behälter verbundenen Gestells. a, a sind die hölzernen Querschwellen, welche das Fundament des Behälters bilden; b, b an die Querschwellen befestigte Pfosten. Ungefähr jeder dritte Pfosten ist 1/4 bis 1/3 länger als die übrigen, um eine Reihe von Querstücken c, c aufzunehmen, welche zur Verstärkung der Seitenwände dienen; diese Querstücke können auch, wenn es nöthig erscheinen sollte, als Träger eines leichten Daches verwendet werden. Der Behälter wird bis zur Höhe der longitudinalen Stangen d mit Bohlen bekleidet und wohl kalfatert. Die Stangen d ragen aus einer später zu erläuternden Ursache über die Bohlen in den Behälter hinein. i, i ist eine horizontale Wasserröhre, welche mit Löchern durchbohrt ist, um dem durch die verticale Röhre j herbeigeleiteten Wasser den Austritt zu gestatten. Die Röhre j ist mit einer oder mehreren in geeigneter Höhe angeordneten Cisternen verbunden. Eine mit einem Dampfkessel in Verbindung stehende Röhre leitet Dampf in eine Metallröhre g, g; diese geht längs des Bodens des Behälters von dem Punkte h bis zum andern Ende, und von da mittelst einer Biegung zurück, so daß sie zwei parallele Längen bildet. Von h an ist diese Röhre ein wenig geneigt, um den Abfluß des Condensationswassers an dem andern offenen Ende zu gestatten. Ueber den Röhren g und i ist eine mit einer Anzahl von Löchern durchbohrte hölzerne Plattform so angeordnet, daß zwischen der unteren Seite der Platform und der oberen Seite der Röhre i ein kleiner Zwischenraum bleibt, damit die Löcher dieser Röhre dem durch die Röhre j herbeifließenden Wasser den freien Eintritt in den Behälter gestatten. Dieses Wasser wird nach vollendeter Operation des Röstens durch eine Schleuße l abgelassen. Der rohe Hanf oder Flachs wird auf der durchlöcherten Plattform bis zur Höhe der Stangen d aufgeschichtet. Hierauf werden der Länge des Behälters nach die Balken e, e, Fig. 17, auf die rohen Pflanzen und quer über diese Balken die Balken f, f gelegt; dabei kommt die obere Seite jedes Endes unter die Balken d, d zu liegen. Diese Anordnung hat den Zweck zu verhüten, daß die Pflanzen in die Höhe gehen, wenn sie in Folge eingetretener Gährung anschwellen. Nachdem der Flachs in den Behälter gebracht ist, wird Wasser zugelassen; dieses tritt durch j in die horizontale Röhre i und durch die Löcher derselben in den Raum unterhalb der Plattform. Hat sich dieser Raum gefüllt, so steigt das Wasser durch die Löcher der Plattform und vertheilt sich gleichmäßig zwischen der im Behälter befindlichen Pflanzenmasse. Der Wasserzufluß wird in dem Maaße erneuert, als das Wasser von den Pflanzen absorbirt wird, oder durch Verdampfung verloren geht. Nun läßt man Dampf durch das Ventil h herbeiströmen und in der Röhre g, g circuliren, so daß das Wasser einen Wärmegrad von ungefähr 26° Reaumur erreicht, auf welchem dasselbe erhalten wird. Das erwärmte Wasser löst den Pflanzenleim, welcher den Bast mit der Rinde verbindet, und innerhalb weniger Stunden tritt eine saure Gährung ein. Diese Gährung bewirkt eine rasche Zersetzung der harzigen Stoffe, zieht die Farbe aus dem Bast und der Rinde und läßt beide in einem Zustande, in welchem sie leicht von einander getrennt werden können. Nachdem der Flachs 2 1/2 bis 3 Tage in dem Behälter gelegen hat, läßt man das schleimige Wasser durch die Schleuße l ab und nimmt die gerösteten Pflanzen heraus, um sie entweder in der Sonne oder durch künstliche Mittel zu trocknen. Die Maschine zur Bearbeitung des auf die beschriebene Weise gerösteten Flachses ist Fig. 18 in der Seitenansicht, Fig. 19 im Grundrisse und Fig. 20 im mittleren Durchschnitte dargestellt. a, a ist das Maschinengestell; b die Treibwelle, welche durch die Getriebe c, d und d* mit den beweglichen Theilen der Maschine in Verbindung steht. Das Getriebe c greift in ein Getriebe e, dessen kurze Achse in den gebogenen Stangen f, f gelagert ist. An der Achse des Getriebes e befindet sich ein Getriebe g, welches die Bewegung einem System von Getrieben h, i, k mittheilt; letztere sitzen an kurzen auf den Stangen f, f gelagerten Achsen. An jedes Ende dieser Achsen ist eine Scheibe l festgekeilt, und diese Scheiben sind mit adjustirbaren Stiften versehen, von denen die Arme m herabhängen, welche, wie die abgesonderte Ansicht Fig. 21 zeigt, an ihren unteren Enden durch eine Kuppelungsstange n paarweise miteinander verbunden sind. Die Stangen n sind mit Oehren versehen, durch welche eine cylindrische Führung o geht. Solcher Führungen sind vier Paar vorhanden, nämlich eines auf jedes Paar der Hängstangen; sie werden mit Hülfe adjustirbarer Muttern an krumme, mit Schlitzen versehene und an das Hauptgestell geschraubte Schienen p, p befestigt. Unmittelbar unter den Hängstangen befindet sich eine rotirende Trommel, deren Achse q in dem Hauptgestell gelagert ist. Diese Trommel ist an ihrer Peripherie mit radialen Blättern r, r versehen, deren Zweck sogleich erläutert werden soll. s, s sind horizontale an den unteren Enden der Hängstangen m befestigte Blätter, welche in Folge der Rotation der Scheiben l in auf- und niedergehende Bewegung gesetzt werden. Der Zeitpunkt dieser Bewegung ist rücksichtlich der Rotation der Trommel so eingerichtet, daß die Blätter oder Schläger s ganz rasch in den Raum zwischen den Blättern r einbringen und eben so rasch wieder heraustreten, ohne daß dadurch die continuirliche Rotation der Trommel eine Störung erleidet. t, t' sind zwei Paare belastete Zuführwalzen, welche den zu bearbeitenden Flachs von einem endlosen Zuführtuch u, u in Empfang nehmen. Diese Theile werden auf folgende Weise in Rotation gesetzt. An der Seite der Treibrolle befindet sich ein Rad v, welches in das an der Hauptwelle befestigte Rad d, ferner in das Rad w greift, dessen Achse x an ihrem andern Ende ein Getriebe y enthält, welches in ein großes Stirnrad z greift. An der Achse des Rades z befindet sich ein Getriebe 1, welches in ein Stirnrad 2 greift, das an der Achse der unteren Zuführwalze t' befestigt ist. Dieselbe Achse trägt außerdem ein Getriebe 5 (Fig. 17) zur Bewegung des endlosen Tuchs und der Zuführwalzen. Dieses Getriebe setzt ein Getriebe 6 und letzteres wieder ein Getriebe 7 in Rotation, das an der Achse der innern Walze des Zuführtuchs befestigt ist, und somit das letztere veranlaßt, den Flachs der Maschine zuzuführen. Das Getriebe 5 greift ferner in ein Getriebe 8, das mit einem an der Achse der unteren Walze des zweiten Walzenpaares befestigten Getriebe 9 in Eingriff steht. Jede der oberen Zuführwalzen ist mit einem Getriebe versehen, welches in ein entsprechendes Getriebe der unteren Walzen greift, so daß sich diese in entgegengesetzter Richtung drehen. Ein an der Trommelwelle 9 befestigtes Stirnrad 10 empfängt seine rotirende Bewegung von einem Getriebe 11, welches sich um einen kurzen mit dem Hauptgestell verbundenen Bolzen dreht. Derselbe Bolzen enthält ein Zahnrad 12, welches mit dem an der Treibwelle b befindlichen Getriebe d* in Eingriff steht, und dadurch die rotirende Bewegung der Trommel, welche die Blätter r enthält, mittheilt. Die Blätter r und die Schläger s haben alle glatte rechtwinkelige Ränder. Die Wirkungsweise der Maschine ist nun folgende. Die Walzen t' fassen den der Länge nach auf das endlose Tuch gelegten Flachs und leiten ihn nach dem andern Walzenpaar t. Zwischen diesen beiden Walzenpaaren wird der Flachs theilweise gebrochen und in ein dünnes Band verwandelt. In diesem Zustande gelangt der Flachs über die Blätter r der rotirenden Trommel und unter die Schläger s. Die auf- und niedergehenden Schläger schlagen den Flachs gegen die Kanten der Blätter r, brechen die Rinde auf und lösen sie vollständig von den nutzbaren Fasern. Nachdem der Flachs von allen Schlägern bearbeitet worden ist, wird er von der Trommel abgenommen und der Schlagmaschine übergeben. Fig. 22 stellt diese Maschine im verticalen Längendurchschnitte dar. A, A ist das Grundgestell; B, B sind verticale Träger; C, C Querstücke, welche zusammen das eigentliche Maschinengestell bilden. Die Treibwelle E wird von irgend einem Motor aus vermittelst eines endlosen Riemens in Rotation gesetzt. Auf diese Welle sind vier metallene Arme F, F festgekeilt, welche vier Schläger G, G enthalten. Letztere sind in Fig. 23 abgesondert dargestellt; der äußere Rand derselben, oder derjenige Theil, welcher mit dem Flachs in Berührung kommt, ist gezackt; an ihrer inneren Fläche dagegen sind sie mit einer Reihe von Zähnen versehen, welche so eingesetzt sind, daß die beiden Hälften derselben einen Theil einer rechts und links gewundenen Schraube bilden, indem sie gegen die Mitte der Maschine convergiren. H, H sind kurze Trommeln, welche an die Arme F an jedem Ende der Schläger befestigt und so eingerichtet sind, daß sie einen mittelst Flanschen an die Seitengestelle B, B befestigten Ring umschließen, ohne ihn jedoch zu berühren. Diese Trommeln verhüten den Zutritt des Flachsstaubes zu den Lagern der Welle E. Der Raum innerhalb der Schläger ist durch einen viereckigen Holzkasten K, K geschlossen. Dieser Kasten wird an seinen Ecken von den Stangen F getragen, und hat den Zweck, den Zutritt des Wergs oder kurzer Fasern zu der Welle E oder ihren Lagern zu verhüten. Der zu bearbeitende Flachs oder Hanf wird auf einen Bock L gelegt. Hinter den Schlägern befindet sich ein Trog oder Canal M, durch welchen Werg und Staub aus der Maschine geleitet wird. Staub und sonstiger Abfall fällt durch einen längs dem Boden des Canals angebrachten Rost N, während das Werg durch den Rost aufgehalten wird. Zur Beschleunigung dieser Operation dient ein viermal so schnell als die Schläger rotirender Ventilator O, dessen rasche Rotation einen kräftigen Luftzug zwischen den Schlägern erzeugt, wodurch der durch die Schläger von dem Flachs getrennte Abfall in den Canal M getrieben wird. Das die geneigte Ebene des Rostes hinaufgetriebene Werg wird sodann aus freier Hand entfernt. Die Maschine wird auf folgende Weise in Wirksamkeit gesetzt. Der Arbeiter nimmt einen Flachsbüschel an dem einen Ende in seine Hand und legt die losen Enden über den Bock L; diese werden durch die Schläger bearbeitet und die Fasern durch den sägeförmigen Rand und die Zähne der Schläger dergestalt getrennt, daß alle die kleinen Stückchen der gebrochenen Rinde herausgeschlagen und die kurzen Wergfasern nebst Abfall und Staub ausgeschieden werden. Der Arbeiter kehrt sodann den Flachsbüschel um, und setzt das andere Ende desselben der nämlichen Operation aus, wodurch der Flachs so weit fertig erscheint, daß er der Hechelmaschine übergeben werden kann. Wünscht man das Werg in derselben Maschine zugleich zu kämmen und zu reinigen, so kann man dem Ventilator mit gutem Erfolge die Fig. 24 und 25 dargestellte Einrichtung geben. Die Stäbe des Rostes N und die Kanten der Flügel des Ventilators werden nämlich mit Zähnen versehen, die so angeordnet sind, daß die Zähne des Ventilators zwischen denjenigen des Rostes hindurchgehen. Auf diese Weise wird das von den Schlägern herkommende Werg gekämmt und gereinigt, während die Centrifugalkraft des durch den Ventilator erzeugten Windes das Anhängen des Wergs an den Ventilatorzähnen verhütet.

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