Titel: | Ueber das Austrocknen und Färben des Holzes; von Hrn. Millet. |
Fundstelle: | Band 106, Jahrgang 1847, Nr. LXIV., S. 310 |
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LXIV.
Ueber das Austrocknen und Färben des Holzes; von
Hrn. Millet.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, August 1847, S. 436 u. 445
Millet, über das Austrocknen und Färben des Holzes.
Ueber das Austrocknen des Holzes.
Ich habe über das Austrocknen des Holzes seit mehreren Jahren Versuche angestellt,
deren Resultate ich hier mittheile.
Um dem Holz sein Saftwasser oder Vegetationswasser zu entziehen, habe ich mit sehr
gutem Erfolg in die Holzfasern mittelst verschiedener Apparate und namentlich einer
Druckpumpe heiße oder kalte Luft getrieben. Man läßt die Pumpe auf ein Ende eines
noch mit seiner Rinde bekleideten oder behauenen Holzstücks wirken, wie groß oder
gering immer dessen Dimensionen und Feuchtigkeitsgehalt seyn mögen; man befestigt
nämlich einen metallenen Hut an dem dicken Ende des Holzstücks und setzt diesen Apparat mit der
Pumpe in Verbindung. Bei Anwendung grünen Holzes läuft das Saftwasser aus, sobald
die Pumpe in Thätigkeit kommt.
Im Allgemeinen muß man die Pumpe auf das dicke Ende des Stücks wirken lassen, welches
alle Schichten des Holzes darbietet. Dabei muß man Vorsorge treffen, daß die Luft
nicht bloß durch die äußeren Schichten, sondern auch durch diejenigen in der Mitte
dringt, was um so nöthiger bei solchem Holz ist, welches dem Eindringen der Luft am
meisten widersteht; um diesen Zweck zu erreichen, isolirt man die äußeren Schichten,
z.B. diejenigen des Splints, ganz oder zum Theil mittelst eines Kitts oder einer
undurchdringlichen Scheibe. Man kann auch diese äußeren Schichten weghauen oder
wegsägen und den Apparat an dem übrig gebliebenen Theil anbringen. Ferner kann man
nacheinander an beiden Enden Luft eintreiben, nämlich am einen Ende durch den
mittleren Theil des Holzstücks und am anderen Ende durch die äußeren Schichten.
Auf diese Weise konnte ich in sehr kurzer Zeit frisch geschlagenen Holzstämmen das
Drittel bis die Hälfte ihres Gewichts Saftwasser entziehen und unbehauenen Stämmen,
welche seit achtzehn Monaten gefällt waren, ein Fünftel bis ein Sechstel ihres
Gewichts Saftwasser. Diese Operation benachtheiligt das Holz durchaus nicht.
Zu demselben Zweck kann man auch heiße Luft, Gase, Wasserdampf, flüchtige oder
eintrocknende Flüssigkeiten in das Holz treiben.
Mittelst einer Druckpumpe lassen sich auch leicht in alle Theile des Holzes, es mag
in grünem, trockenem oder halbtrockenem Zustande seyn, conservirende oder färbende
Flüssigkeiten und zwar von bedeutender Concentration, eintreiben.
Dasselbe Verfahren eignet sich auch zum Auslaugen des Holzes und zum Tränken
desselben mit Beizen behufs des nachherigen Färbens.
Ueber das Färben des Holzes.
Das Färben des inländischen Holzes geschieht hauptsächlich in der Absicht, ihm zum
Gebrauch in der Kunstschreinerei die Schönheit und den Farbenreichthum der
ausländischen Holzarten, z.B. vom Mahagoni-, Palixander-,
Citronen-, Rosenholz etc. zu ertheilen.
Alle bisherigen Versuche massives Holz zu färben, lieferten nur ungenügende
Resultate; einerseits war die eingeschlagene Behandlung des Holzes viel zu
kostspielig und andererseits mangelte den Farben Kraft, Uebereinstimmung und
Haltbarkeit; solches Holz konnte also mit dem ausländischen nicht concurriren.
Beim Färben des Holzes kommt es offenbar darauf an, auf seinem Gewebe die
verschiedenen Pigmente mittelst geeigneter Beizen nach vorausgegangener Reinigung
(Laugen) so zu befestigen, daß sie durch die Agentien, denen das Holz gewöhnlich
ausgesetzt wird, nämlich durch die Luft und besonders das Licht, nicht verändert
werden können. Um das Gewebe des Holzes zu disponiren, daß es sich mit dem Farbstoff
verbindet, unterziehe ich es der Operation des Laugens;
durch dieselbe wird es so viel als möglich gereinigt, damit es die färbende
Flüssigkeit gehörig absorbiren und der Farbstoff den Fasern adhäriren kann. In
gewissen Fällen hat diese Vorbereitung auch den Zweck, das holzige Gewebe zu
bleichen, damit es das Licht weniger reflectirt und die Farben folglich reiner und
glänzender werden können.
Nach dem Laugen schreitet man zum Eintreiben der Beizen
und dann ist das Holz zum Färben vollkommen vorbereitet.
Für dunkle Farben kann man das Laugen unterlassen; es ist aber unumgänglich nöthig,
wenn man dem Holz Substanzen entziehen will, welche durch ihre Reaction die
beabsichtigten Farben modificiren könnten. So ist z.B. der Gerbestoff ganz geeignet
um die Farben des Brasilienholzes dauerhafter zu machen; man braucht daher die
Holzarten, welche eine beträchtliche Menge Gerbestoff enthalten, zum Färben mit
Brasilienholz nicht zu laugen, wenn man ihren Gerbestoffgehalt als Beizmittel
benutzen will. Soll hingegen ein Holz mit einem Eisensalz gebeizt werden, so muß man
dasselbe vorher gehörig auslaugen, um ihm allen Gerbestoff zu entziehen.
Die zweckmäßigste und wohlfeilste Art das Holz mit irgend einer Flüssigkeit zu
imprägniren, besteht nach meiner Erfahrung in der oben beschriebenen Anwendung einer
Saugpumpe oder einer Druckpumpe. Im ersteren Falle wird das eine Ende des Holzstücks
in Berührung mit der Flüssigkeit gebracht, das andere aber mit einer Saugpumpe
verbunden; im anderen Fall läßt man die Druckpumpe auf die Flüssigkeit wirken.
Auf diese Art lassen sich die gewöhnlichen Holzarten, z.B. Weißbuchen-,
Rothbuchen-, Birken-, Ahorn-, Erlen-, Birnbaumholz etc.
sehr gut färben.
Hr. Melsens hat verschiedenen
Holzarten das Aussehen von altem Holz dadurch ertheilt, daß er sie mit einer
Auflösung vom Ammoniak imprägnirte; sie nehmen dabei eine dunklere Farbe an, ähnlich
derjenigen, welche sie mit der Zeit durch den Einfluß des Sauerstoffs der Luft
erhalten. Auch hat er in das Holzgewebe Quecksilber und leichtflüssiges Metall
getrieben; solches Holz bietet nach dem Bearbeiten und Poliren einen eigenthümlichen
Effect dar.