Titel: | Bericht über die von den HHrn. Mutrel und Pauwels erfundenen Regulatoren für Gaslicht; erstattet von Hrn. Payen. |
Fundstelle: | Band 106, Jahrgang 1847, Nr. LXXXVI., S. 418 |
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LXXXVI.
Bericht über die von den HHrn. Mutrel und Pauwels erfundenen
Regulatoren für Gaslicht; erstattet von Hrn. Payen.
Aus den Comptes rendus, August 1847, Nr.
6.
Payen, über die von den Mutrel und Pauwels erfundenen Regulatoren
für Gaslicht.
Offenbar könnte man, wenn der Druck des Leuchtgases überall leicht zu ermitteln und
während seines Brennens gleich zu erhalten wäre, ohne Mühe die Dimensionen der
gläsernen Zugröhren bestimmen, welche dem für eine gewisse Consumtion angenommenen
Maximum von Licht entsprechen.
Es ist bekannt, daß dieses Maximum nur insofern erhalten werden kann, als der zu
einer vollkommenen Verbrennung des Gases nützliche Ueberschuß an Luft ein möglichst geringer ist;
denn dann befindet sich in der Flamme für ein Volum verzehrten Gases die größte
Menge weißglühender und leuchtender Kohlentheilchen.
Sobald aber der Druck wechselt, erleiden alle diese Verhältnisse eine Störung, und
dieses findet jeden Abend bei den Consumenten laufenden Gases zwei- bis
dreimal unvermeidlich statt.
Wenn man nämlich das Gas anzuzünden beginnt, erhalten die ersten Brenner dasselbe
unter einem Druck, welcher durch Verkleinerung der Oeffnung der Hähne vermindert
werden muß; sobald aber eine große Anzahl angezündeter Brenner dem Gase viele und
rasch nacheinander geöffnete Ausgänge darbieten, vermindert sich der Druck und die
Hähne müssen also weiter geöffnet werden. Der umgekehrte Fall tritt ein, wenn man
anfängt auszulöschen, wo der Druck in dem Maaße zunimmt, als sich die Ausgänge für das Gas
verschließen, die Flammen sich unmäßig verlängern und die Ausströmung durch Drehen
des Schlüssels am Haupthahn gemäßigt werden muß.
Die aus diesen Veränderungen hervorgehenden Uebelstände sind folgende:
1) der Dienst verursacht mehr Arbeit und ist schwieriger; der Gasverbrauch
größer;
2) trotz aller Sorgfalt finden mehr oder weniger rasche Veränderungen in der
Intensität des Lichts statt und ermüden das Auge;
3) so oft man durch die Höhe der Flammen von der Uebermäßigkeit des Drucks in
Kenntniß gesetzt wird, befinden sich die Flammen während einiger Augenblicke nicht
mehr in dem normalen Zustand eines Luftüberschusses; da es ihnen an Sauerstoff
gebricht, geht die Verbrennung unvollkommen vor sich; die in der zu großen Flamme
niedergeschlagenen Kohlentheilchen entweichen aus der gläsernen Zugröhre und
verbreiten sich, zu stark abgekühlt, um verbrennen zu können, in der Luft; sogar ein
Theil des Gases mit seinen Schwefelverbindungen entgeht der Verbrennung; daher der
unangenehme Geruch, das Verderben der Gemälde, Vergoldungen und Möbelstoffe,
abgesehen von der nachtheiligen Wirkung aller dieser in der einzuathmenden Luft
verbreiteten Substanzen auf die Gesundheit.
Die erwähnten Uebelstände zeigen sich hauptsächlich in großen Versammlungssälen,
Theatern etc. wo das Verderben der Tapeten und Verzierungsgegenstände durch diese
Einflüsse sehr bald wahrzunehmen ist.
Das einzige bekannte Mittel, die unangenehmen Folgen der Veränderungen im Druck des
Gases zu vermeiden, besteht in der Anwendung regulirender Vorrichtungen. Schon lange
beschäftigte man sich mit ihrer Einführung, stieß aber auf einige Schwierigkeit in
der Ausführung, abgesehen von denjenigen Hindernissen, welche immer zu gewärtigen
sind, wenn in Wohnungen etwas neues eingeführt werden soll, das eines besondern
Raums bedarf und die geringste Veränderung in den Gewohnheiten erheischt.
Beide Regulatoren, über welche wir zu berichten haben, sind sehr einfach und genau
und nehmen wenig Raum ein; jeder derselben beruht auf der Anwendung einer Glocke
oder eines kleinen Gasometers, dessen durch den anwachsenden Druck bewirkte Hebung
die theilweise oder auch gänzliche Verschließung der Gasleitungsröhre zur Folge hat;
während durch den entgegengesetzten Umstand, die Verminderung des Gasdrucks, die
Glocke niedersinkt und dem Gas freien Durchgang gestattet. Nichts ist leichter, als
den mehr oder minder starken Druck zu bestimmen, unter welchem man den Austritt des Gases in die
Brenner geschehen lassen will; man braucht die Glocke nur mit so viel Gewicht zu
belasten, daß sie eben dieses Drucks bedarf um gehoben zu werden.
Die erwähnten Wirkungen werden in dem Regulator des Hrn. Mutrel von einem Balancier hervorgebracht,
dessen kürzerer Arm die Glocke trägt; der längere Hebel ist mit einem beweglichen
Gegengewicht versehen, welches man durch Veränderung des Abstands vom
Unterstützungspunkt verstärkt oder verringert. Derselbe Hebel trägt ein verticales
Stängchen, welches an einem kleinen Hebelarm befestigt ist, der die Achse eines
Ventils in Bewegung setzt; letzteres wird, wenn der kleine Gasometer seinen Weg
abwärts ganz zurückgelegt hat, reichlich geöffnet; in dem Maaße hingegen
geschlossen, als der Druck des Gases die Glocke über die bestimmte Gränze hinaus in
die Höhe hebt. Der Druck und das Ausströmen des Gases können so geregelt werden.
Der Mutrel'sche Regulator ist in mehreren Etablissements
zu Rouen, Paris und Batignolles in Gebrauch; auch im Stationshof der Rouener
Eisenbahn, wo er 200 Brenner regulirt.
Der Pauwels'sche Regulator ist von einfacherer
Construction; er wirkt durch einen an der Glocke hängenden kreisförmigen Pfropf.
Macht der Druck des Gases diese Glocke in die Höhe steigen, so fällt der Stöpsel
tiefer in eine conische Röhre ein; er verengert alsdann allmählich den Gascanal in
der Art, daß bei constantem Druck ein ununterbrochener Gasaustritt stattfindet.
Dieser Regulator wird im Theater zu Rouen schon ein Jahr lang angewandt; wir
versuchten ihn mit gutem Erfolg im Saal des Varietés zu Paris.
Wie man sieht, unterscheidet sich der Pauwels'sche
Regulator von dem vorhergehenden durch die Art der Verschließung der
Gasleitungsröhre; er hat ferner das Eigenthümliche, daß kein Arm oder sonstiger
äußerer Apparat um die Glocke zu sehen ist, und kein zufälliger Stoß oder
fremdartiger Körper ihn in seiner Verrichtung hindern kann.
Letzterer Umstand macht es überdieß möglich, den Regulator ganz mit einer Glocke von
Eisenblech zu umhüllen; dieselbe kann man mit einem Rohr versehen, dessen Ende
außerhalb der Glocke mit kleinen Scheiben von Drahtgeweben besetzt ist, so daß, wenn
ein ungewöhnliches Sinken des Wassers im Reservoir, oder sonst eine Ursache, ein
Entweichen des Gases veranlassen würde, dasselbe sich nicht in dem bewohnten Raum
verbreiten, sondern außerhalb desselben abziehen würde.