Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 106, Jahrgang 1847, Nr. , S. 152 |
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Miscellen.
Miscellen.
Preisaufgaben der Société
industrielle in Mülhausen.
Von den im polytechn. Journal Bd. XCIX S. 477
aufgeführten Preisaufgaben hat die Mülhauser Industriegesellschaft folgende
wiederholt ausgeschrieben und wird über die eingehenden Beantwortungen derselben im
Monat Mai 1848 Beschluß fassen:
a) Mechanische Künste: die
Preisaufgaben 1 bis 5 und 8 bis 13 einschließlich, welche a. a. O. unter den zu
ertheilenden goldenen Medaillen aufgeführt sind; ferner die Preisaufgaben 2 bis 5
einschließlich, welche a. a. O. unter den silbernen Medaillen aufgeführt sind;
b) Chemische Künste: die
Preisaufgaben 1 bis 5 einschließlich und 7, welche a. a. O. unter den goldenen
Medaillen aufgeführt sind; ferner die Preisaufgaben 2 bis 6, welche a. a. O. unter
den silbernen Medaillen aufgeführt sind. Auch die S. 479 für Ertheilung einer
bronzenen Medaille erwähnte Preisaufgabe – die Ursache des Zerspringens
gewisser gläsernen Röhren oder Cylinder betreffend – ist nochmals zur
Bewerbung ausgeschrieben.
Neue Preisaufgabe.
Silberne Medaille für die beste Abhandlung über die
verschiedenen Geschwindigkeiten, welche man den Dampfmaschinen-Kolben
geben soll.
Es ist jetzt allgemein anerkannt, daß man den Dampfmaschinen-Kolben ohne
Nachtheil größere Geschwindigkeiten geben kann als bisher gebräuchlich waren;
man erhält dadurch mit demselben Motor und derselben Transmission eine größere
Kraft, welche der Zunahme der Kolben-Geschwindigkeit proportional ist,
vorausgesetzt daß der Dampfkessel genug Dampf zu liefern vermag. So hat man bei
mehreren Maschinen nach Woolff's System, welche für
eine Kolbengeschwindigkeit von 1 Met. bis 1,15 Met. per Secunde construirt waren, dieselbe ohne Nachtheil auf 1,5 Met.
gesteigert. Es soll daher durch theoretische und praktische Versuche die beste
Geschwindigkeit ermittelt werden, welche man den Kolben der Dampfmaschinen von
verschiedener Construction und verschiedenen Systemen zu geben hat.
Wurm's Pyrometer.
Wir leben unstreitig in einer Epoche, in welcher die Anwendung und die Production des
Eisens eine Ausdehnung erreicht haben, welche kein Zeitalter jemals auszuweisen
hatte- und noch immer eine höhere Wichtigkeit in Aussicht stellt.
Daß mit dieser Ausdehnung aber eine bisher noch nie erlebte Vertheuerung der
Brennstoffe herbeigeführt wurde, und bei der verschwenderischen Benützungsart
derselben im allgemeinen für die Zukunft sehr beunruhigende Nothbesorgnisse sich vor
Augen stellen, muß von jedem denkenden Menschen eingesehen, und der Wunsch rege
werden, daß es der Kunst und Wissenschaft gelingen möge, bei allen pyrotechnischen
Gewerbszweigen und vorzüglich bei dem Eisenhüttenwesen, den Schmiedwerkstätten, so
wie selbst in den Haushaltungen mit der möglichsten Ersparung an Brennmaterial den
größtmöglichen Nutzeffect zu erreichen.
Daß diesem Wunsch aber nur auf naturgesetzlichem Weg der Chemie und durch praktische
Erfahrungen über constructive Vortheile eines Ofens oder Feuerbaues entsprochen
werden könne, kann ebenfalls so wenig bezweifelt werden, als daß es zur Ermittlung
constructiver Vortheile auch ein Mittel geben müsse, die verschiedenen Abstufungen
des erreichten Nutzeffects kennen – vergleichen, und auf diese Art die
zweckmäßigsten Constructionsverhältnisse erfahren und einsehen zu lernen.
Dieses Mittel besteht in einem verläßlichen und für das praktische Leben geeigneten
Pyrometer, damit man auf eine einfache und bequeme Weise die Temperatur eines
Feuerraums sowohl von Puddlings-, Glüh, Schweiß- und Stahlöfen mit
aller Genauigkeit zu messen, und ihre Constructionsverhältnisse bis zum gefundenen
Maximum des Nutzeffects zu modificiren im Stande ist.
Es haben zwar mehrere berühmte Männer wie Wedgwood, Guyton de
Morveau, Petersen und Pouillet zu diesem Zweck
schon verschiedene Pyrometer in Vorschlag und zur Ausführung gebracht, allein da
sich ihre Anwendung im praktischen Leben theils als sehr unbequem, theils
unverläßlich erwiesen, so hat nun der geniale Mechaniker und Ingenieur Franz Xaver
Wurm in Wien bei dem dringenden Bedürfnisse eines solchen Instruments Veranlassung
gefunden, einen ganz eigenen originellen und für das praktische Verfahren bequemen
Und verläßlichen Pyrometer zu construiren, womit man durch einen einzigen Handgriff
in 6 Secunden die Temperatur eines Feuerraums zu messen im Stande ist.
Mit Hülfe dieses Instruments ist nun die Ausführung von Constructionen von
Feuer-, Schweiß-, Glüh- und Puddlingsöfen gelungen, deren
Resultate jeden Sachkenner in freudiges Erstaunen setzen.
Die Krone dieser Bauobjecte ist ein Schweißofen zu Mautern in Niederösterreich,Derselbe ist in dem kürzlich bei Tendler und Comp.
in Wien erschienenen, von Prof Tunner
herausgegebenen trefflichen „Jahrbuch für den österreichischen
Berg- und Hüttenmann“ beschrieben. welcher bekanntlich die höchste Temperatur fordert, und der gegenwärtig
durch mehr als zwei Jahre in ununterbrochenem Betrieb folgende wesentliche Vorzüge
besitzt.
a) Daß derselbe per Stunde nicht mehr als 2 Centner zerfallene Braunkohle
(Kohlenklein) erfordert, welches Brennmaterial bei den bisher üblichen
Feuerungen durchaus noch keine Anwendung finden konnte.
b) Wurden in 24 Stunden 70 Centner
Schmiedeisen (Mill-bars) zu Paketen
geschweißt-wobei jedoch beigefügt werden muß, daß nur die beschränkte
Leistungsfähigkeit der Hammerwerke einer höhern Produktion Eintrag gethan hatte,
und daß die Leistungsfähigkeit eines solchen Feuers also deßhalb eine geringere
gewesen sey.
c) Wurden zum Schweißen eines Paketes
von 6'' im Quadratquerschnitt und 18'' Länge nicht mehr als 32 Minuten
erfordert, während ähnliche Pakete in den gewöhnlichen Schweißöfen über eine
Stunde erforderten.
d) War der Abbrand (Glühspan) im neuen
Schweißofen (wegen vorherrschenden Kohlenoxydgases) gegen die gewöhnlichen Oefen
auffallend unmerklich, und bildete sich erst unter dem Grobhammer bei dem
Zutritt atmosphärischer Luft eine feine Kruste, während sich in den alten
Schweißöfen schon am Herde eine beträchtliche Rinde gebildet hatte.
e) Zeigten die pyrometrischen Messungen
im neuconstruirten Ofen am Schweißherde76°nachWedgwood'sGradation, „ Vorwärmherde71°
„ „im Anhitzapparate44°
„ „während der Pyrometer
f) bei den alten Schweißöfen nur 51° = 58°Wedgwoodgezeigt und bei denalten Puddlingöfen nach dem
Eintragen der Eisenflossen 37° „nach dem Niederschmelzen
derselben 42° „nach der Formation der
Daichels 48° „angegeben hatte;
g) daß sowohl die Schweiß- als
Puddlingsöfen nach gewöhnlicher Construction stündlich zwischen 4 1/2 bis 5 1/2,
im Durchschnitt also 5 Centner gute (von Kohlenklein gereinigte) Braunkohlen
gebraucht, daher gegen den weit intensiveren neuen Schweißofen stündlich ein
Mehrbedarf von 3 Centner forderten, während sich die Leistungsfähigkeit der
ersteren, besonders der Schweißöfen, bei weitem nicht auf die Hälfte gestellt
hatte. In Betracht der großen Intensität
der erzeugten Hitze-Ersparung an Zeit und Brennmaterial, der weit
geringern Oxydationsfähigkeit der Flamme und der bedeutend größeren
Erzeugungsfähigkeit solcher neuer Flammfeuer müssen diese allen bisher üblichen
Feuerungs- und Constructionsarten weit vorgezogen werden.
Um dieses wichtige Ziel einer so entsprechenden Ofen- und
Feuerungsconstruction zu erreichen, diente nun der Eingangs erwähnte Pyrometer des
Hrn. Wurm als eine Magnetnadel, nach welcher die
mannichfaltig versuchten Constructionen geprüft und an das Ziel ihrer hohen Leistung
gebracht worden sind – welches Instrument daher für alle Fachmänner von
großem Interesse seyn dürfte, indem es gleichsam ein Compaß ist, nach welchem man
sich bei Construirung von Feuerstellen solcher Art richten kann.
Es wurde übrigens bei der Gradirung dieses Instruments die Wedgwood'sche Gradation aus dem Grunde beibehalten, weil die meisten
wissenschaftlichen und technischen Werke sich bereits in so hohen Temperaturen
darauf berufen, und dieselbe durch ihre einfacheren Zahlen jenen von Fahrenheit, Celsius und Reaumur mit vollem Recht vorzuziehen ist.
S.
Verbesserung der Grove'schen Batterie für die galvanischen Telegraphen.
Um die Wirkung dieser Batterie zu verstärken, pflegt man die Zinkcylinder mit
Quecksilber zu amalgamiren. Beim Gebrauch der Batterie auf den Stationen der
Telegraphen wird das Quecksilber bald von der Salpetersäure angegriffen, welche
durch den porösen (irdenen) Becher dringt, oder von Unreinigkeiten in der
Schwefelsäure, oder vielleicht von beiden. Man war daher bisher genöthigt, das
Amalgamiren täglich oder doch alle zwei Tage zu wiederholen, was bedeutende Kosten
verursachte.
Hr. Swan kam bei Versuchen mit dieser Batterie auf den
Einfall, Krystalle von Glaubersalz in die verdünnte Schwefelsäure zu legen und fand,
daß hierauf die Wirkung gleichförmiger wird und das Quecksilber unangegriffen
bleibt. Als er diesen Versuch mit der Batterie unseres Telegraphen wiederholte,
gelang derselbe vollkommen und das Amalgamiren wurde einige Wochen nicht mehr
wiederholt. In Folge dieser Beobachtung, welche jetzt hinreichend durch die
Erfahrung bestätigt ist, kann man auf den telegraphischen Linien bedeutende Summen
für Quecksilber ersparen. Wahrscheinlich beruht der Erfolg seines Verfahrens auf der
Zersetzung des Glaubersalzes, wobei salpetersaures Natron gebildet und Schwefelsäure
frei wird, so daß die Salpetersäure nicht mehr auf das Quecksilber wirken kann. Die
Glaubersalz-Krystalle müssen so oft durch andere ersetzt werden, daß die
verdünnte Schwefelsäure eine gesättigte Auflösung bildet. (Silliman's
american Journal of Science.)
Lothman's Verfahren Bleiweiß
zu fabriciren.
Charles Lothman, Chemiker in London, ließ sich am 7.
Januar 1847 folgendes Verfahren hiezu patentiren. Er benutzt eine luftdichte Kammer
von 6 Fuß Höhe, eben solcher Länge und Breite, welche am Boden mit einem Feuercanal
versehen ist, mittelst dessen sie auf 18 bis 36° Reaumur erwärmt werden kann.
Rings um die Kammer herum, etwa 5 Fuß von einander entfernt, sind hölzerne Pfosten
errichtet, welche vom Boden derselben bis an ihre Decke reichen; an diese Pfosten
wird eine Anzahl Holzstücke befestigt, welche etwa 1 Fuß von einander abstehen und
hölzerne Latten von 1 Zoll im Quadrat stützen müssen, die sich von einem Ende der
Kammer bis zum andern erstrecken; an letztere hängt man 5 Cntr. Blei auf, welches zu
Blech von 2 Fuß Länge, 1 Fuß Breite und 1/16 Zoll Dicke gewalzt ist. Auf den Boden
der Kammer stellt man einen Bottich, welcher
60 Maaß
(gleich 120 Pfd.) Wasser,
80 Maaß
Malz,
2 Pfd.
Zucker und
4 Maaß
Hefe
enthält und erwärmt das Innere der Kammer auf die angegebene
Temperatur, welche unterhalten werden muß, bis das Blei in Bleiweiß verwandelt ist.
Die Mischung in der Kammer geht in Gährung über; wenn die weinige Gährung aufgehört
hat und die Flüssigkeit schimmelig wird, zieht man sie in Gefäße ab, worin sie mit
10 Maaß Essig vermischt und dann durch Dampf erhitzt wird; sie wird dann nach und
nach durch eine Röhre in die Kammer geleitet. Nachdem die Mischung herausgenommen
ist, bringt man eine neue an ihre Stelle. (London Journal of
arts, Sept. 1847, S. 92.)
Betrügerische Goldlegirung für Bijouteriewaaren.
Kürzlich hat man in England entdeckt, daß Gold, von einem Gehalt von 12 Karat und
darunter, mit Zink anstatt mit der geeigneten Menge Silber legirt, so ziemlich die
Farbe des Golds von 2 1/3 oder 2 Karat darüber besitzt. Aus so legirtem Gold wurde
daher eine beträchtliche Menge von Bijouteriewaaren fabricirt und zum Schaden der
Kaufleute und des Publicums in den Handel gebracht. Bei so legirtem Gold tritt
jedoch nach einiger Zeit eine galvanische Wirkung ein, so daß eine deutliche
Zertheilung oder Trennung des Metalls erfolgt und die daraus fabricirten Gegenstände
ganz unbrauchbar werden. Ketten, Bleistifthälter, Fingerhüte, Bücherbeschläge etc.
wurden hauptsächlich aus solcher Legirung fabricirt und bei diesen Artikeln muß man
daher am meisten auf der Hut seyn. (Technologiste, Sept.
1847, S. 532.)
Brodformen von Eisenblech.
Für die Gemeindebäckerei glauben wir einen sich als völlig praktisch erweisenden
Vorschlag machen zu können, welcher darin besteht, den gekneteten Teig, sobald er
gegohren hat, in Formen von Eisenblech einzufüllen, in denselben den Teig nochmals
etwas treiben zu lassen und ihn dann mit sammt der Form in den Ofen
einzuschießen.
Durch die Anwendung solcher Formen kann selbst bei sehr kleinen Laiben der Ofen mehr
Brod fassen, als ohne dieselben, daher der Grund wegfallt, der für Anfertigung
größerer Laibe sprechen mag. Es wird ferner möglich, die Brode vollkommen rein aus
dem Ofen zu bringen, ohne daß große Sorgfalt auf die Reinigung desselben zu
verwenden wäre, was immer einen Verlust an Wärme verursacht, da zum Reinigen die
Ofenthür ohne weiteren Nutzen offen bleibt. Die Rinde, welche sich im Innern der
Backform bildet, wird auf keine Weise verbrannt und bleibt elastisch und dünn.
Ebenso begünstigt diese Form vorzugsweise die Erhaltung einer ganzen Rinde, da die Laibe keine
Anschliffe bekommen, so daß das Brod eine hinlängliche Menge von Wasser zurückhält
und dasselbe auch beim Aufbewahren weniger verliert, als dieß sonst der Fall ist,
ohne deßwegen grau zu werden, da die äußere Luft weniger Zutritt hat.
Ausgezeichnete Dienste würde aber die Einführung blecherner Backformen bei
Gemeindebacköfen dann leisten, wenn man dieselben in einer Größe anschaffen würde,
die nur so viel Teig aufnimmt, als zu 2 Pfd. nöthig ist. Dadurch würden die
Backenden so zu sagen verführt nur kleine Laibe zu backen, und mit dem so
eingeführten Brauche würde eine der Hauptbedingungen zur Vervollkommnung der
Familienbäckerei erreicht werden.
Die große Bequemlichkeit, das Brod in diesen Formen in den Ofen einzuschießen, das
bequeme Ausziehen derselben und besonders der Umstand, daß auch ein schlechter,
wenig zäher Teig in eine solche Form gebracht nicht verlaufen kann, was sonst im
Ofen sehr häufig geschieht, wird diesen Formen sicher bald die Gunst der Backenden
erwerden. Eine solche Form, die wir zur Anstellung von Versuchen haben anfertigen
lassen, hatte 3 Zoll Höhe, am Boden 4 Zoll Breite und eben so viel Länge und faßte
Teig für 2 Pfd. Brod, welche etwa 6 Zoll hoch wurden. Formen von dieser Größe
liefert die Deffner'sche Blechwaarenfabrik in Eßlingen
per 100 Stück à
40 fl., und wenn man bedenkt, daß solche Formen sehr lange halten können, ohne einer
Reparatur zu bedürfen, so ist die einmalige Ausgabe für solche Formen, die so manche
Vortheile versprechen, nicht zu scheuen.
Endlich gewähren solche Formen den Vortheil einer sehr bequemen Controle beim
Betriebe der Gemeindebacköfen, indem man jede derselben mit einer eingedrückten
Nummer versieht, so daß jedem Backenden eine Anzahl von Nummern in laufender Ordnung
übergeben werden, wodurch das von ihm gelieferte Brod sehr leicht wieder erkannt und
ihm zugestellt werden kann, ohne daß es dazu besonderer Zeichen und Marken bedürfte.
Man kann, ohne die mindeste Verwechselung zu befürchten, für dieselbe Backung Brod
von sehr verschiedenen Theilnehmern aufnehmen, und da alle Brode gleich groß sind,
werden auch alle in der gleichen Zeit gar und die Entrichtung der Gebühr für das
Backen wird so am richtigsten erhoben werden können.
Es wurde im Laufe dieses Sommers auch in Hohenheim längere Zeit mit solchen, nach
Angabe des Hrn. Schinz
Aus der eben erschienenen empfehlenswerthen Schrift von C. Schinz: „Anleitung zur Erbauung und
Benützung der Gemeindebacköfen, Obstdarren,
Waschanstalten und anderer Feuerungsanstalten für land-
und hauswirthschaftliche Zwecke und Erreichung der höchstmöglichen
Ersparnis an Brennmaterial. Mit 5 Tafeln Zeichnungen. Ulm,
1847.“
gefertigten Formen Brod gebacken und man hat sich dabei hier von der
Zweckmäßigkeit dieser Formen, die auch in England neuerer Zeit vielfach in Gebrauch
kommen, vollkommen zu überzeugen Gelegenheit gehabt. Um das Brod, wenn es fertig
ist, bequem herausnehmen zu können, werden sie oben etwas weiter gemacht als am
Boden, und überdieß vor dem Einfüllen des Teigs innen etwas mit Fett eingeschmiert.
(Riecke's Wochenblatt 1847, Nr. 39.)
Ueber künstliche Schleifsteine.
Hinsichtlich der von Hrn. Morin vorgeschlagenen
künstlichen Schleifsteine, welche die Arbeiter der mit der Anwendung von
Schleifsteinen aus Sandstein verbundenen Gefahren überheben sollen (polytechn.
Journal Bd. CV S. 407 bemerkt Hr. Saint-Preuve, daß diese Erfindung nicht neu sey,
und man sich ihrer schon im Jahr 1766 bediente; er macht sich anheischig, deren
Verfertigung mit so geringen Kosten zu lehren, daß ihrer allgemeinen Einführung
nichts mehr im Wege steht. Vor zwei Jahren, sagt er, machte er schon eine
Construction bekannt, durch welche sie um die Hälfte wohlfeiler zu stehen kommen.
Diese bestehe darin, statt voller Schleifsteine bloß Ringe zu nehmen, welche von
gußeisernen Backen mit Kranz festgehalten werden. Seitdem sey in gewissen Fällen
statt der zwei Backen ein einziger dosenförmiger Deckel angewandt worden, in
welchen der ringförmige Schleifstein gefaßt wird (Comptes
rendus, Jul. 1847 Nr. 2.)
Pidding's durchsichtige und
verzierte Aufschriften.
Das (in England patentirte) Verfahren desselben besteht darin, daß er Aufschriften
oder Zeichnungen, welche auf gefärbte Gelatina (Hornbilder), oder dünnes gefärbtes
Gaze, oder farbiges durchscheinendes Papier gedruckt oder gepreßt sind, zwischen
zwei Glastafeln einschließt, deren Ränder zusammengekittet werden, um dieselben
gegen die Einwirkung von Luft, Staub und Insecten zu schützen; die so
eingeschlossenen Artikel haben Aehnlichkeit mit Glasmalereien. Man kann aber auch
Aufschriften oder Dessins in durchsichtigen Farben auf eine Glastafel malen, eine
andere Glastafel darauf legen und die Ränder beider zusammenkitten. (London Journal of arts, Sept. 1847, S. 127.)
Ueber die Prüfung der Cochenillesorten auf Farbstoffgehalt und
Reinheit.
Die Mülhauser Industriegesellschaft hat bekanntlich unter ihren Preisaufgaben schon
längst eine silberne Medaille für denjenigen ausgeschrieben, welcher ein genaues und
leicht ausführbares Verfahren angibt um den Farbstoffgehalt der verschiedenen
Cochenillesorten zu bestimmen. Ein neuerer Bewerber schlägt dazu die Anwendung
zweier Probeflüssigkeiten vor; erstens bestimmt er nach Anthon's Methode die Quantität Carminstoff, welche die zu prüfende
Cochenille enthält, indem er einen Absud derselben durch eine mit Ammoniak
gesättigte Alaunauflösung niederschlägt; zweitens entfärbt er als Gegenprobe ein
gewisses Volum des Absuds durch Chlornatron. Abgesehen davon, daß das Chlornatron
sich so leicht zersetzt, daß es nach kurzer Zeit immer wieder frisch bereitet und
von bestimmtem Gehalt hergestellt werden müßte, was umständlich und schwierig ist,
könnte das erwähnte Verfahren auch nur dann genaue Resultate geben, wenn die zu
prüfende Cochenille rein ist und keine fremdartige organische Substanz, z.B.
Brasilin (Farbstoff des Brasilienholzes) enthält, welches sowohl Chlor absorbiren
als Thonerde binden würde.
Ein viel einfacheres und genaueres Verfahren die Cochenillesorten zu prüfen, besteht
im vergleichsweisen Färben von Stückchen gebeizten Baumwollen- oder
Wollenzeugs. Zur größeren Sicherheit kann man sich vorher überzeugen, ob die zu
probirende Cochenille kein Brasilin enthält; dazu gießt man in ihren Absud einige
Tropfen doppelt-chromsaures Kali: enthält der Absud Brasilin, so wird seine
Farbe in einigen Augenblicken dunkler, außerdem verändert sie sich nicht. (Bulletin de la Société industrielle de
Mulhouse, 1847, Nr. 98.)
Ueber grüne, arsenfreie Farben; von Dr. Elsner.
Ich habe in den Verhandlungen des preuß. Gewerbe-Vereins (polytechn. Journal
Bd. CV S. 130)mehrere Methoden
mitgetheilt, grüne arsenfreie Farben darzustellen, wie
z.B. das Titangrün, aus dem Iserin und Rutil, das Kupfergrün, aus Abkochungen von gelben
Pflanzen-Pigmenten, mittelst Kupfervitriol und Soda oder Potasche, welchen
letzteren Farben ich nun bei der Darstellung Alaun hinzugesetzt habe, wodurch sie
besser decken. Die Farben selbst zeigen ein tiefes angenehmes Grün, verschieden nach
der Anwendung der verschiedenen gelben Pflanzenstoffe; alle haben jedoch, verglichen
mit den arsenikhaltigen grünen Kupferfarben, ein mehr stumpfes Ansehen.
In der neuesten Zeit hat Dr. Bolley ein Verfahren mitgetheilt (polytechn. Journal Bd. CV S 159) eine grüne arsenfreie Farbe
darzustellen, durch Vermischung von Lösungen von Kupfervitriol mit Borax im
Verhältniß von 16 : 24 – deren technische Anwendung derselbe empfiehlt; ich habe diesen
Niederschlag dargestellt, allein er hat nur eine hellbläulich-grüne Farbe, ist hellmeergrün, und steht an Tiefe der
Färbung dem Titangrün und dem Grün aus gelben Pigmenten mittelst Soda und
Kupfervitriol, bedeutend nach, so daß die Anwendung dieser Farbe (borsaures
Kupferoxyd) in der Technik schwerlich Eingang finden wird. (Berliner
Gewerbe-, Industrie- und Handelsblatt, Oct. 1847 Nr. 1.)
Völlig unschädliche grüne Farbe für Zuckerbäcker.
Das Journal des österr. Lloyd theilt über bemerkten Gegenstand in einem
Correspondenzartikel aus Wien folgendes mit:
In der jüngsten Zeit sind hier wieder und zwar zu wiederholtenmalen Vergiftungsfälle
durch grün gefärbtes Zuckerwerk vorgekommen. Die chemischen Untersuchungen, welche
dießfalls vorgenommen wurden, haben nachgewiesen, daß die angewendete Farbe durchweg
kupfer- und arsenikhaltig war. Die Zuckerbäcker suchen ihr gesetzwidriges
Verfahren gewöhnlich mit der Bemerkung zu entschuldigen: „es gebe außer
dem Scheel'schen oder Mitisgrün keinen anderen allen Anforderungen
entsprechenden grünen Farbstoff.“ Der hiesige Apotheker Fuchs fand sich dadurch veranlaßt, mehrere Versuche
anzustellen, und er hat ein Mittel gefunden, welches durch seine Unschädlichkeit, so
wie durch die Haltbarkeit und Schönheit der Farbe allen Anforderungen entspricht und
der Wichtigkeit des das allgemeine Wohl so eng berührenden Gegenstandes wegen
allgemein bekannt zu werden verdient. Fuchs schlägt
nämlich eine Mischung des Indigokarmins mit Safran vor. Seinen Versuchen zufolge
geben 5 Gran Safran, in 2 Quentchen destillirten Wassers durch 24 Stunden digerirt,
und 4 Gran Indigokarmin, in einer halben Unze destillirten Wassers eben so lange
stehen gelassen, zusammengemengt, eine schöne intensiv grüne Farbe Mit 6 Quentchen,
die nur 5 kr. kosten, kann man 5 Pfd. Zuckerwerk färben. Wird das Färbemittel mit
Zucker versetzt zu einem Syrup eingekocht, so läßt es sich Monate lang aufbewahren,
auch kann man es in Porzellan- oder Glasgefäßen zur Trockne eindampfen.
Ueber Gewinnung von Oel aus Traubenkernen.
Hr. Theod. Winckler in Altkirch hat der Mülhauser
Industriegesellschaft eine Abhandlung über Oelgewinnung aus Traubenkernen nebst
einem Muster von solchem eingesandt. Er bemerkt darin, daß wenn man die Traubenkerne
zur Oelgewinnung benutzen würde, anstatt sie mit den destillirten Trestern als
Dünger zu verwenden, man ein Product erhielte, welches bisher (in Frankreich) rein
verloren ging und das man mit Vortheil in der Haushaltung anwenden könnte.
Andererseits würde auch die Landwirthschaft dabei gewinnen, denn viele Felder, wo
man jetzt Reps etc. anbaut, könnten dann zu vortheilhafteren Culturen verwendet
werden. In Italien, wo man eine so bedeutende Menge Olivenöl gewinnt, zieht man
dennoch schon längst das Oel aus den Traubenkernen, theils zum Küchengebrauch,
theils zur Beleuchtung aus. Nach den Versuchen des Verf. erhält man aus 20 Maaß
Traubenkernen 1 1/5. Maaß Oel, also 5 Proc. (nach deutschen technologischen Werken
könnte man sogar 12 Proc. erhalten). Das Elsaß erzeugt jährlich im Durchschnitt
887,000 Hektoliter Wein; aus jedes Hektoliter Wein erhält man 8 Liter Traubenkerne,
welche also jährlich 354,800 Liter Oel geben würden.
Hr. Cook in Mülhausen hat vergleichende Versuche über die
Anwendung dieses Oels zur Beleuchtung angestellt und dabei gefunden, daß wenn man
die Verbrennungs-Dauer des Rüböls oder Mohnöls mit 12 bezeichnet, dem
Traubenkernöl die Ziffer 11,48 entspricht; letzteres brennt aber mit einer viel
schöneren Flamme und gibt weniger Rauch als die beiden anderen. (Bulletin de la Société industrielle de
Mulhouse, 1847, Nr. 98.)
Mac Dougall's Verbesserungen
in der Leimfabrication.
Die Verbesserungen in der Leimfabrication, welche sich Alexander Mac Dougall am 14 Jan. 1847 in England patentiren ließ,
bestehen erstens im Trocknen des Leims mittelst Luftströmen, welche durch
concentrirte Schwefelsäure oder Chlorcalcium etc. ausgetrocknet wurden. Die
Trockenkammer worin sich der Leim befindet, wird an einem Ende mit einem Luftcanal
versehen, um einen Zug hervorzubringen; die ausgetrocknete Luft wird am anderen Ende
hineingelassen und streicht über die Oberfläche des Leims.
Zweitens beziehen sie sich auf die Benützung des Abfalls (scutch) bei der Leimfabrication, welcher aus Kalk, fetten Säuren. Haar und
anderen thierischen und erdigen Substanzen besteht. Man versetzt ihn in einem Gefäß
mit Wasser und rührt um, bis das Wasser ein milchiges Aussehen annimmt; das Wasser
wird dann abgezogen. Dieses Auswaschen wiederholt man, bis das Wasser farblos
bleibt; nun nimmt man den Rückstand im Gefäß, welcher aus Haaren, Knochen und Sand
besteht, heraus und bringt eine frische Portion Abfall hinein. Die verschiedenen
Flüssigkeiten vom Auswaschen des Abfalls läßt man stehen, bis die darin suspendirten
Substanzen sich abgesetzt haben; dann zieht man das Wasser ab und behandelt den Satz
mit verdünnter Salzsäure, wovon man so lange zusetzt, als er noch alkalisch reagirt,
um die fetten Säuren vom Kalk abzuscheiden. Das Kalksalz und die fetten Materien
werden endlich auf gewöhnliche Weise getrennt. Die nutzbaren Producte, welche man
durch diese Behandlung des Abfalls erhält, sind Haare, Fettstoffe und Kalksalze;
letztere sind als Dünger verwendbar. (London Journal of
arts, Sept. 1846, S. 92.)
Zusammensetzung des Taubenmists.
Mehrere englische Schiffe haben aus Aegypten Taubenmist auf den Londoner Markt
gebracht. Dieser neue Dünger wurde im Laboratorium der königl. Ackerbaugesellschaft
analysirt; er enthielt 23,9 Proc. auflösliche und 76,1 Proc. unauflösliche
Substanzen und hatte folgende Zusammensetzung:
Wasser
6,65
organische Substanz, welche 3,27 Proc.
Stickstoff (gleich 3,96 Ammoniak) enthält
59,68
Ammoniak
1,50
alkalische Salze
0,42
phosphorsaurer Kalk und Bittererde
7,96
kohlensaurer Kalk
2,37
unauflösliche kieselerdehaltige
Substanzen
21,42
––––––
100,00
Dieser Taubenmist enthielt also über ein Fünftel seines Gewichts Sand, eine
Beimengung welche in einem Land wie Aegypten fast unvermeidlich ist. Jedenfalls ist
dieser Dünger sehr schätzbar und wenn man ihn frei von Sand erhalten könnte, würde
er ohne Zweifel ein guter Handelsartikel werden. Von Ammoniak und ammoniakalischen
Verbindungen enthält er so viel wie einige der besten Guanos von Ichaboe, dagegen
zweimal weniger phosphorsaure Salze, ein Mangel den man für gewisse Böden durch
Zusatz von gepulverten Knocken oder Knochenkohle aus den Zuckerraffinerien ersetzen
könnte. (Agriculteur-praticien, August 1847.)
Ueber die Bereitung des Blutdüngers.
Das Blut, als thierische Substanz, ist einer der wirksamsten Dünger; man suchte daher
schon längst zweckmäßige Methoden auszumitteln, um es in eine Form bringen zu
können, wo es sich leicht versenden und aufbewahren läßt; als solche kamen das Erhitzen desselben
mittelst Dampf, wodurch es gerinnt, ferner das kalte Fällen der animalischen Stoffe
des Bluts mittelst Schwefelsäure, salzsauren Eisenoxyduls etc. in Gebrauch (man
vergl. die Abhandlung von Sucquet im polytechn. Journal
Bd. CIII S. 62). Das Gerinnenmachen des
Bluts durch Kochen desselben, ist kostspielig und unbequem wegen des Geruchs welchen
es veranlaßt; die Schwefelsäure ist theuer und liefert ein Product welches in der
Landwirthschaft oft nachtheilig ist; das salzsaure Eisenoxydul endlich ist auch
nicht immer wohlfeil herzustellen. Dagegen fand ich das salzsaure Mangan, den Rückstand von der Chlorbereitung, zu diesem Zweck
außerordentlich vortheilhaft, nicht nur als Gerinnungsmittel, sondern auch weil es
der geronnenen Masse eine schwarze Farbe ertheilt, welche im Handel beliebt ist und
diesen künstlichen Dünger viel verkäuflicher macht. A. Bobierre. (Moniteur industriel, 1847 Nr.
1171.)
Holland's Verbesserungen im
Düngen der Felder.
Diese in England am 16. Febr. 1847 patentirte Erfindung besteht in einer Methode
flüssigen Dünger oder Wasser, worin befruchtende Substanzen suspendirt sind, durch
Röhren oder Schläuche auf dem Felde zu verbreiten mittelst einer transportablen
Dampfmaschine und Pumpen, die in einem Boot angebracht sind, welches einen
benachbarten Fluß oder Canal befährt; man kann aber auch den Apparat auf ein
Räderfuhrwerk setzen, um ihn auf Eisenbahnen oder gewöhnlichen Straßen an Ort und
Stelle zu schaffen.
Auf diese Weise lassen sich Dünger aller Art, aber auch Mergel, Kalk, Thon etc., in
Wasser suspendirt, auf den Feldern vertheilen; vorzugsweise benutzt der Patentträger
aber diese Methode für Urin und Jauche, wovon man 1 Theil mit 4 bis 8 Theilen Wasser
verdünnt. Um feste Substanzen im Wasser zu zertheilen, benutzt man einen Rührer in
Form einer Egge, welche in einer wasserdichten Abtheilung des Boots durch die
Dampfmaschine hin und her bewegt. Der flüssige Dünger wird durch eine gewöhnliche
Druckpumpe, welche die Dampfmaschine in Thätigkeit setzt, in die biegsamen Röhren
(Schläuche) getrieben, aus denen er in Form eines Strahls austritt. Das beschriebene
Verfahren eignet sich auch sehr gut zum Wässern der Felder; deßgleichen zum
theilweisen Entwässern derselben, indem man die bewegliche Dampfmaschine und Pumpe
benutzt um eine Grube auszupumpen, in welche das von den Feldern abziehende Wasser
gelangt. (London Journal of arts, Sept. 1847, S.
125.)
Desinficirung der Abtritte.
Hr. Pagnon-Vuatrin, Fabrikant zu Reims, empfiehlt
dazu folgendes einfache und wohlfeile Verfahren. Man bringt vorher in die Gruben
einige Kilogramme trockener Steinkohlenasche und schüttet dann, um die
übelriechenden Gase einigermaßen zu neutralisiren, eine Auflösung von Chlorkalk oder
Salzsäure hinein, was man einige Tage nacheinander wiederholt. Nach einige Zeit lang
fortgesetztem Einschütten von Asche hat sich beinahe aller Geruch der Abtritte
verloren. Die Steinkohlenasche wirkt durch Bedeckung der Masse, Abhalten der Luft
und Absorbiren des Wassers. – Auch gibt diese Asche, mit den Excrementen
vermengt, einen sehr guten, desinficirten Dünger. (Moniteur
industriel 1847, Nr. 1148.)