Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 106, Jahrgang 1847, Nr. , S. 317 |
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Miscellen.
Miscellen.
Probe mit Frankenstein's Lunar- und Solarlicht.
Ueber diese neue, für unser Beleuchtungswesen interessante und wichtige Erfindung
wurde seit December v. J., als der Erfinder die ersten Notizen über den erzielten
Effect veröffentlichte, in allen Blättern des In- und Auslandes bereits
ausführlich berichtet, und das Lunarlicht allenthalben
als eine originelle Erscheinung gehörig ins Auge gefaßt, wenn gleich ihr Werth durch
eine factische Ueberzeugung von Seite des Publicums nicht gleich gewürdigt werden
konnte, und man bloß den eigenen Worten des Erfinders, bezüglich der materiellen und
ökonomischen Vortheile gegen andere Beleuchtungsarten, vollen Glauben beizumessen
bemüßiget war. – Wir sind nun aber in der Lage, auch aus eigener Sachanschauung Näheres über diesen Gegenstand
hier mitzutheilen, da nämlich der Erfinder, Hr. Carl v. Frankenstein, Redacteur und Herausgeber
des allgemeinen Industrie, und Gewerbeblattes in Gratz, am 31. Jul. d. J. in Wien,
im Gasthofe zum goldenen Kreuz auf der Wiedner Hauptstraße, und zwar in Gegenwart
der Inhaber der bedeutendsten Gast- und Kaffeehäuser und vieler
Sachverständigen Proben hievon abgeführt hat. – Die von dem Erfinder selbst
früher schon angegebenen charakteristischen Eigenschaften und Vortheile dieser neuen
Beleuchtung sind im Wesentlichen folgende: daß 1) aus der nicht leuchtenden Flamme des Weingeistes ohne Zusatz irgend einer andern
Substanz, bei Verwendung gewöhnlicher Argand'scher Lampen, ein völlig geruchloses,
blendend weißes Licht von eigenthümlicher magischer Wirkung erzeugt werde
(Lunarlicht); 2) die Oelflamme mit Hülfe des angewandten Brenners bei jeder
gewöhnlichen Oellampe um das Zwei- bis Dreifache ihrer Lichtintensität
gesteigert werden könne, ohne die Oelconsumtion dabei zu vermehren, und daß das so
erhaltene Licht an Helligkeit und Weiße nicht nur jede andere Oelflamme, sondern
auch selbst das Gaslicht an Glanz und Schönheit übertreffe (Solarlicht); 3) die
Leuchtkraft der Gasflamme bei Anwendung von schlechtem, schwach leuchtendem Gase auf
das Doppelte erhöht werden könne. – Diese Angaben wurden nunmehr bei der
abgeführten Probe, als buchstäblich wahr, auf das augenfälligste und überraschendste
bethätigt; denn der Effect, namentlich bei der Oelflamme, um welche es sich hier,
als für die allgemeine praktische Anwendung am wichtigsten, größtentheils handelte,
übertraf in Hinsicht der erzielten Lichtintensität und Einfachheit der Vorrichtung
in der That alle Erwartung. – Hr. v. Frankenstein ließ zuerst seine schattenlose Tischlampe (eine
Dittmar'sche Regulator-Lampe) mit 3/4 Zoll Durchmesser im Brenner, wie eine
andere gewöhnliche Lampe ohne die Vorrichtung brennen, und die Anwesenden konnten
sich durch genaue Besichtigung derselben von außen überzeugen, daß daran durchaus
kein besonderer Mechanismus, außer einer Schraube für den Docht, einer zweiten
Schraube zur Hebung und Senkung des Zugglases und einer dritten Schraube für die
Brennervorrichtung angebracht sey; der Docht war nur 1/2 Linie hoch geschraubt (also
wenigstens dreimal so niedrig als bei andern gewöhnlichen Argand'schen Lampen),
wobei die Flamme bei
höchst geringem Oelverbrauch natürlicherweise auch nur ein schwaches Licht
verbreitete, gelblich und glanzlos, wie wir es bei allen unsern Lampen zu sehen
gewohnt sind. – Allein plötzlich – durch eine einzige Bewegung der
dritten Schraube, ohne den Dockt nur im geringsten dabei zu heben – wurde die
matte Oelflamme in ein höchst glänzendes weißes und dem Auge wohlthuendes Licht von
der höchsten Intensität verwandelt, so daß alle Ecken des Zimmers ganz gleichförmig
beleuchtet, und man jede Farbe, grün, blau u s. w., wie im Tageslichte zu
unterscheiden im Stande war. Der Effect konnte hiebei nach Belieben gesteigert und
wieder bis zum sanftesten Mondlicht (Lunarlicht, ähnlich dem von Weingeist,
gemildert werden. – Ohne sich in genaue photometrische Vergleiche
einzulassen, mußte Jeder schon durch den bloßen Augenschein zugeben, daß der
Lichteffect wenigstens ein dreifacher gegen die frühere matte Lampenflamme war,
abgesehen davon, daß hier noch das weiße Licht, schöner und glänzender als das der
Gasflamme, in Anschlag gebracht werden muß.
Da nun bei der so niedrigen Stellung des Dochtes von 1/2 Linie (welche bei dieser
Beleuchtungsart stets zur Bedingung gemacht ist) offenbar wenigstens ein Drittel an
Leuchtmaterial (Rüböl) gegen jede andere Argand'sche Lampe von gleichem Durchmesser
im Brenner erspart wird, und der Lichteffect dabei noch ein dreifacher ist, so
bedarf es in Hinsicht auf ökonomische Vortheile keiner weiteren Auseinandersetzung.
Um jedoch in Zahlen zu sprechen, nehmen wir an: eine gewöhnliche Argand'sche
Oellampe verzehre in der Stunde um 1 kr Conv.-M. Oel, die Lunar- und
Solarlampe aber nur um 3/4 kr., und gibt einen Effect wie 3: 1, so benöthigt man, um
ein gleiches Licht (wenn auch selbst kein so weißes und intensives, sondern nur das
gewöhnliche gelbe Lampenlicht) hervorzubringen, in der Stunde 2 1/4 kr. Oel, wozu
noch die Anschaffungskosten und Unterhaltung der mehr benöthigten zwei Lampen nebst
Dockten gerechnet werden müssen. Angenommen also, selbst im allerstrengsten Falle
der Anforderung, daß im Durchschnitt eine Lunar- und Solarlampe auch nur das
leiste, was man von zwei andern gewöhnlichen guten Oellampen fordert, so reducirt
sich noch immer die Oelersparniß auf mehr als die Hälfte, und man wird dort, wo
jetzt z.B. 100 Lampen brennen, mit 40–50 Lunarlampen mehr als zur Genüge
ausreichen und ein schönes, weißes, angenehmes Licht haben, welches sich im Calcul
gegen die Gasbeleuchtung ungefähr wie die Valuta von WW. zu Conv.-M. verhält;
da nämlich eine mittelmäßige Gasflamme in der Stunde mindestens auf 3 kr.
C.-M., und eine Lunarlampe nur auf höchstens 2 1/2–3 kr. WW. bei dem
Oelpreise von 14–16 kr. Conv.-M. das Pfund zu stehen kommt.
Die Brennervorrichtung beim Weingeiste, um denselben
leuchtend zu machen, beruht auf demselben Princip, wie beim Oel; der Effect ist hier
noch überraschender als bei letzterem, da die blaue, fast gar nicht leuchtende
Weingeistflamme plötzlich wie durch einen Zauberschlag in das schönste, Weißeste,
mondähnliche Licht verwandelt wird, welches ein Schlafgemach die ganze Nacht
hindurch mit magisch-verklärenden Strahlen erhellt; was besonders in jenen
Fällen, wo ein reines, mildes, geruckloses Licht, wie z.B. in Krankenzimmern, bei
nervenschwachen Personen, Damen u. f. w. gewünscht wird, von größtem Vortheile ist.
Eine Lunarlampe von 3/4 Zoll Durchmesser im Brenner consumirt in der Stunde
höchstens um 1/2 kr. Conv.-M. Weingeist.
Ueber die Anwendung des Lunarlichtes für die Gasflamme,
von welcher die Probe in Ermangelung Argandischer Brenner nicht vorgenommen werden
konnte, soll nächstens berichtet werden; vorläufig macht man nur aufmerksam, daß die
gegenwärtig in Anwendung stehenden sogenannten Schmetterlings- oder
Fledermausflügel u. s. w für diesen Zweck nicht brauchbar sind, sondern Argand'sche
Gasbrenner mit Zuggläsern, ganz nach Art der gewöhnlichen Lampen mit Luftrohr,
eingeführt werden müssen, welche Construction aber schon an und für sich
vortheilhafter, und deßhalb in England größtentheils üblich ist, da man hiebei eine
viel intensivere und ruhigere, vor jedem Luftzuge geschützte, somit auch weniger
abgekühlte und hellere Flamme erhält – Wird nun bei solchen Argand'schen
Gasbrennern zugleich die Lunarvorrichtung angebracht, so kann man mit Sicherheit
annehmen, daß bei halber Gasconsumtion derselbe Effect, oder bei einem schlechten
Gase, welches keine helle Flamme gibt, der doppelte Lichteffect zu erzielen ist, ein
Vortheil, den Jedermann auf den ersten Versuch gehörig zu würdigen wissen wird.
Mit diesem in Kürze hier Gesagten sind die Vortheile dieser neuen Beleuchtungsart in
ihrer dreifachen Beziehung für Weingeist, Oel und Gas, insoweit als wir sie zu beurtheilen in der Lage
waren, deutlich angegeben. B-r. (Wiener Ztg. vom 26 August 1847.) Ueber die
Verkaufsbedingungen etc. der Erfindung enthält folgende Broschüre das Nähere:
„Notizen über Frankenstein's Lunar- und Solarlicht, nebst einer Kritik
der Mängel unseres gegenwärtigen Beleuchtungswesens.
Gratz 1847. Bei J. A. Kienreich.
Galvanisirtes Eisen aus der Fabrik von P. F. Lefort in Remich an der Mosel.
Es ist auffallend daß, nachdem schon seit einer Reihe von Jahren das galvanisirte
Eisen nicht nur in Frankreich, wo die Erfindung hervorging, sondern auch in England
vielfache Verwendung gefunden hat, dieses Verfahren in Deutschland erst in neuerer
Zeit Gegenstand eines industriellen Unternehmens geworden ist. Dem großherzogl
hessischen Gewerbverein sind Proben von Blech, Nageln etc. von den Eigenthümern der
„galvanischen Anstalt von P. F. Lefort in
Remich an der Mosel,“ welche in Preußen für die Einführung und
Vervollkommnung der Galvanisation von Blech, Schmied- und Gußeisen und Stahl
zum Schuß gegen den Rost patentirt sind, mitgetheilt worden, und es werden von
dieser Fabrik nicht bloß mannichfache Gegenstände des Verbrauchs in galvanisirtem
Eisen geliefert, sondern es können ihr auch verschiedene Eisenwaaren zur
Galvanisation übergeben werden. Aus dem uns mitgetheilten Preiscourante entnehmen
wir Folgendes:
Sturzblech in allen Nummern zu Dachbedeckungen, so wie zu
jeder andern Arbeit zu verwenden, und zwar:
Nr. 24
wiegt der
Quadratfuß
preuß.
circa
24 Loth
und kostet
12 Kr.
„ 23
„
„
„
„
30 „
„
14
„
„ 22
„
„
„
„
40 „
„
19 1/2 „
„ 21
„
„
„
„
50 „
„
25
„
Von denselben Nummern kostet das Kilogramm (2 Pfund) 33,6 Kr.; von Nr. 20 und 19 30
Kr., von Nr. 18, 17 und 14 28 Kr. Für das Galvanisiren allein wird pro Kilogramm berechnet: von Nr. 21 bis 24 12,6 Kr.; von
Nr. 19 und 20 11,2 Kr.; von Nr. 14, 17 und 18 8,4 Kr.
Eisendraht zu Garten- und Weinbergsspalieren,
Laubgängen, Schellenzügen, Drahtgeweben etc., kostet pro
Kilogramm von Nr. 15 und 17 50,4 Kr., von Nr. 20 42 Kr. Das Galvanisiren allein von
ersteren Nummern 21 Kr. und von letzteren Nummern 16,8 Kr.
Drahtgewebe von allen Sorten zu galvanisiren 21 Kr.
Rundeisen kostet pro Kilogr.
28 Kr., und das Galvanisiren allein 9,8 Kr.
Bandeisen von 9 bis 18 Linien breit kostet das Kilogramm
30 4/5 Kr., deßgleichen von 19 Linien breit und darüber 22,4 Kr. Für das
Galvanisiren allein wird von ersterm 14 Kr. und von letzterm 5,6 Kr. pro Kilogramm berechnet.
Stabeisen, verarbeitet oder roh, ebenso wie Glatte Gußwaaren zu galvanisiren kostet bei Stücken von 4
Kilogrammen und darüber 5,6 Kr.; bei Stücken von 2 bis 4 Kilogr. 7 Kr.; bei Stücken
von 1 bis 2 Kilogr. 8,4 Kr.: diverse Stücke bis zu 1 Kilogr. zusammen 12,6 Kr.
Gußwaaren mit Verzierungen oder durchbrochen (ohne
Verbindlichkeit etwaiger Beschädigung) zu galvanisiren kosten resp. 8,2 Kr., 9,6
Kr., 10,3 Kr. und 14 Kr. pro Kilogr., je nachdem die
Stücke die bei den glatten Gußwaaren angegebenen Gewichte besitzen.
Faßreife, der ganze Beschlag (6 Reife) für 1 Fuderfaß mit
Haken und Ringen kostet 6 Fl. 28 Kr., und für das Galvanisiren allein 2 Fl. 48 Kr.
Für ein halbes Fuderfaß (6 Reife) wird resp. 4 Fl. 40 Kr. und 2 Fl. 20 Kr.
berechnet.
Rohre zu Wasserleitungen, Dach-, Brunnen-
und Ofenrohre in Sturzblech von Nr. 24 kosten pro
laufenden Fuß preußisch 12,6 Kr., 14 Kr., 22,4 Kr. und 26,6 Kr., je nachdem die
Durchmesser 2, 3, 4 oder 3 1/2 preuß. Zoll betragen. (Knierohre von allen
Durchmessern werden wie 2 laufende Fuß berechnet.)
Rohre in Sturzblech von Nr. 20, besonders für Gas-
und Wasserleitungsröhren, welche starken Druck zu ertragen haben, kosten pro laufenden Fuß preußisch 19 1/4 Kr., 28 Kr., 42 Kr.,
je nachdem die Durchmesser 1 1/2, 2 oder 3 Zoll betragen.
Rohre von größerem Durchmesser und stärkerem Blech kosten
pro Kilogramm 56 Kr., und das Galvanisiren allein
pro Kilogr. 9,8 Kr.
Schiefernagel, circa 650
Stück, pro Kilogr. 56 Kr., und das Galvanisiren allein
21 Kr.
Baunägel von 2 bis 4 Zoll 49 Kr. pro Kilogr. und das bloße Galvanisiren 14 Kr.
Spalierhaken von 2 1/2 bis 5 Zoll assortirt 25 bis 30
Stück pro Kilogr. kosten 1 Fl. 1,6 Kr., das bloße
Galvanisiren 14 Kr.
Springfedern (gewinnen noch bedeutend an Stärke und
Elasticität) kosten pro Duzend resp. 2 Fl. 20 Kr., 2 Fl.
6 Kr., 1 Fl. 38 Kr., je nachdem sie 12, 9 oder 7 Windungen haben. Das Galvanisiren
allein kostet pro Duzend 1 Fl. 10 Kr.
Badewannen von 4' 4'' Länge, 21'' Breite, 2' Tiefe
kosten, je nachdem sie mit oder ohne Rollen versehen sind, 23 Fl. 20 Kr oder 21 Fl.
pro Stück.
Gewerbstücke aller Art in Sturzblech oder Eisen nach
Zeichnung und Maaßangabe kosten pro Kilogr. 1 Fl. 12 4/5
Kr. (Monatsbl des hess. Gewerbvereins, 1847 S. 125.)
Reduction des Silbers aus Chlorsilber.
Man kann das feuchte Chlorsilber mit reinem Kupfer und Ammoniak reduciren, um reines
Silber zu erhalten. Vom Ammoniak ist bei weitem weniger nöthig als zum Auflösen
alles Chlorsilbers erforderlich wäre. Nach beendigter Reduction braucht man das
Silber nur auszuwaschen. E. Hornung. (Journal de Chimie médicale, Oct. 1847 S.
515.)
Reagens auf Kalk-Bicarbonat im Quellwasser.
Wenn man vom Krapp eine Tinctur mit Aether bereitet und einige Tropfen davon einem
Wasser zusetzt, welches Spuren von Kalk-Bicarbonat enthält, so wird die
schöne rothe Farbe der Tinctur um so auffallender Orange, je mehr
Kalk-Bicarbonat das Wasser enthält, während sie in destillirtem Wasser
farblos wird. J. Deck in Leamington. (Journal de Chimie médicale, Oct. 1847 S.
514.)
Ueber Verfälschung des pyrophosphorsauren Kalis.
Das pyrophosphorsaure Kali ist ein Handelsartikel geworden, seitdem zur galvanischen
Vergoldung eine technische Anwendung davon gemacht wird (man sehe darüber polytechn.
Journal Bd. CV S. 29). Dieses Salz kann
verunreinigt seyn: 1) durch phosphorsaures Kali; 2) durch Wasser und 3) durch
salzsaure und schwefelsaure Salze.
Um es auf einen Gehalt an diesen Substanzen zu prüfen, muß man: 1) es austrocknen, um
seinen Wassergehalt zu erfahren; 2) es mit salpetersaurem Silber versetzen, welches
mit dem reinen pyrophosphorsauren Salz einen weißen Niederschlag gibt, während er
durch eine Beimengung von phosphorsaurem Kali mehr oder weniger gelb gefärbt wird;
3) den Niederschlag welchen salpetersaures Silber hervorbrachte, mit Salpetersäure
versetzen; war das pyrophosphorsaure Kali rein, so löst er sich darin vollkommen
auf; enthielt es hingegen ein salzsaures Alkali, so bleibt unauflösliches
Chlorsilber zurück; 3) es mit salpetersaurem Baryt versetzen; war das
pyrophosphorsaure Kali rein, so löst sich der entstandene Niederschlag in
Salpetersäure vollständig wieder auf, bleibt aber ein Rückstand, so ist dieß
schwefelsaurer Baryt. Das salzsaure und schwefelsaure Kali werden übrigens dem
pyrophosphorsauren Kali nicht absichtlich beigemengt, sondern kommen durch das zu
seiner Bereitung angewandte unreine Kali hinein. (Journal de
Chimie médicale, Oct. 1847 S. 549.)
Ueber Hohofenschlacken als hydraulische Cemente; von Dr. L. Elsner.
Es ist bekannt, daß Hohofenschlacken, im fein gepulverten Zustande, als Kieselcemente
dem gebrannten Kalk hinzugesetzt, einen sehr guten hydraulischen Mörtel liefern. Da
diese Eigenschaft der Hohofenschlacken einzig und allein nur in deren bestimmter chemischen Zusammensetzung ihren Grund haben
kann, so schien es mir in technisch-chemischer Beziehung von Wichtigkeit,
gerade solche Hohofenschlacken, von denen es mit Sicherheit bekannt ist, daß sie als
Zuschläge einen guten hydraulischen Mörtel liefern, einer chemischen Analyse zu
unterwerfen, um auf die gewonnenen Resultate ein Verfahren zu begründen, mittelst
dessen es leicht seyn könnte, ohne eine besondere chemische Analyse, eine
Hohofenschlacke zu untersuchen, ob dieselbe sich zu Kieselcement eignen möge oder
nicht.
Hr. Inspector Ek, zu Gleiwitz,
hatte die Gefälligkeit, mir zur Analyse solche Hohofenschlacken zustellen zu lassen,
von denen die Erfahrung bewiesen hatte, daß sie als Kieselcemente einen guten
hydraulischen Mörtel liefern. Mit diesen Hohofenschlacken wurden in dem Laboratorium
des königl. Gewerbe-Instituts, unter meiner Aufsicht, von den Zöglingen Grashof und Jacobi mehrere
Analysen angestellt, deren Resultat ich hier mittheile, ohne jedoch den speciellen
Gang der Untersuchung anzuführen, da dieselbe nach den bekannten Methoden
unternommen wurde.
Die untersuchten Schlacken waren sehr gleichförmig geflossen, zeigten Glashärte und
hatten eine grünliche Färbung, welche bei Behandlung der fein gepülverten Schlacke
mit heißer Essigsäure unter Entwickelung von Schwefelwasserstoffgas verschwand,
wobei in der essigsauren Lösung ein geringer Gehalt an Eisen durch Reagentien
nachgewiesen wurde. Die mit der Säure behandelte gepülverte Schlacke blieb als ein
weißes Pulver zurück. Die grüne Färbung der Schlacken scheint daher ihren Grund in
einem geringen Gehalt an Schwefeleisen zu haben, ähnlich wie dieß bei den blauen und
grünen Ultramarinen der Fall ist, wie ich schon (im polytechn. Journal Bd. LXXXIII S. 461) zu zeigen versucht habe.
Durch die qualitative Untersuchung wurde auch ein sehr geringer Gehalt an Titan
nachgewiesen; ein Umstand, welcher nicht befremden kann, da bekanntlich bei dem
Hohofenbetrieb in Oberschlesien bisweilen Eisensauen vorkommen, welche mit den
rothen Würfeln von metallischem Titan erfüllt sind. – Wird die feingepülverte
Schlacke mit wenig Salzsäure übergossen, so erstarrt sie sehr bald zu einer
zusammenhängenden, durchscheinenden, gallertartigen Masse.
1) Analyse von Jacobi.
Kieselerde
40,12
Thonerde
15,37
Kalkerde
36,02
Manganoxydul
5,80
Eisenoxydul
1,25
Kali
2,25
Schwefel
0,70
2) Analyse von Grashof.
Kieselerde
40,44
Thonerde
15,38
Kalkerde
33,10
Manganoxydul
4,40
Eisenoxydul
1,63
Kali
2,07
Schwefel
0,76
Die Kalkbestimmung in Nr. 1 nähert sich der Wahrheit am meisten, denn sie ist die
Mittelzahl mehrerer Analysen.
Wird die Schlacke, in der Hauptsache, als ein Kalk-Thonerde-Silicat
betrachtet, so berechtigt das Verhältniß des Sauerstoffgehalts der einzelnen
Bestandtheile, die Schlacke, nahe genug, als eine chemische Verbindung von drittelkieselsaurem Kalk mit drittelkieselsaurer
Thonerde zu betrachten. Das Sauerstoff-Verhältniß zwischen
Kieselerde, Thonerde und Kalk ist nämlich nahe wie 21,0 : 7,1 : 10,0 = 6 : 2 : 3 =
18 : 6 : 9, woraus sich die Formel:
Textabbildung Bd. 106, S. 322
entwickeln läßt. In jedem Fall ist die drittelkieselsaure
Doppelverbindung der vorwaltende Bestandtheil.
Auch zeigte die qualitative Analyse, daß die Schlacke sich völlig durch Salzsäure
aufschließen ließ, sie enthielt demnach die Kieselerde gerade in einem solchen
Aggregatzustande, welcher dieselbe vorzugsweise geeignet macht, mit gebranntem Kalk
in Wechselwirkung gebracht, einen guten hydraulischen Mörtel zu liefern.
Die Zusammensetzung der untersuchten Schlacken hat eine bemerkenswerthe Aehnlichkeit
mit derjenigen des Prehnit und der sogenannten zeolithartigen Fossilien, welche alle
als Thon-Silicate mit Kalk- oder Alkali-Silicaten + Wasser im
allgemeinen zu bezeichnen sind. Von diesen Fossilien ist aber auch bekannt, daß sie,
nach dem Brennen dem gebrannten Kalk im gepulverten Zustande beigemischt, ganz
vorzügliche hydraulische Mörtel liefern; auch sie hinterlassen, bei der Behandlung
mit Salzsäure, schon ohne alle künstliche Erwärmung, die Kieselerde in einem mehr
oder weniger gallertartigen Zustande.
Aus diesen Thatsachen und Erfahrungen folgt nun, daß es sehr leicht seyn wird, eine
Hohofenschlacke in technischer Hinsicht zu prüfen, ob dieselbe als brauchbares
Kieselcement für die Bildung von hydraulischem Mörtel geeignet seyn möchte oder
nicht; man hat nur nöthig, dieselbe im feingepülverten Zustande in einem Glase mit
wenig reiner Salzsäure zu übergießen; erstarrt die Flüssigkeit in kurzer Zeit zu
einer durchsichtigen gallertartigen Masse, so ist die untersuchte Schlacke
vorzugsweise geeignet, bei Anfertigung von hydraulischem Mörtel als Kieselcement zu
dienen.
Aehnlich wie die Hohofenschlacken verhielten sich auch einige Rohkupferschlacken aus
dem Mansfelder Reviere, welche gegen 48 Proc. durch Salzsäure aufschließbare
Kieselerde enthielten, woraus folgt, daß auch diese Art Schlacken unter den
angeführten Bedingungen als brauchbare Kieselcemente für die Darstellung von
hydraulischem Mörtel zu bezeichnen sind. (Aus den Verhandl. des Vereins z. Beförd.
des Gewerbfl. in Preußen, 1847 3te Lief.)
Zur Theorie der Porzellanbildung.
Auf Anlaß der Mikroskop-Section der polyt. Gesellschaft haben Hr. Dr. Oschatz, welcher die
mikroskopischen Arbeiten des Vereins leitet, und Hr. Dr.
Wächter, Chemiker der königl. Porzellanfabrik zu
Berlin, die mikroskopische Untersuchung einer systematischen Reihe von
Einwirkungsproducten des Feldspath, der Kalkerde, Magnesia, Strontian, Baryt etc.
auf die Porzellanerde in der Glühhitze behufs des theoretischen Verständnisses der
Porzellanbildung unternommen.
Das bemerkenswerthe Resultat derselben ist, daß Porzellan nicht wie man bisher
annahm, nur ein inniges Gemenge von geschmolzenem Feldspath und unveränderter
Porzellanerde ist, und letztere seine Undurchsichtigkeit hervorbringt, ungefähr so
wie Thon klares Wasser trübt, sondern daß es eine glasige, von unzähligen
Krystallnadeln äußerster
Kleinheit erfüllte Masse ist und seine Undurchsichtigkeit von dem Lichtreflex und
der Lichtbrechung derselben herrührt. Nach den vorliegenden Beobachtungen muß
Porzellan im Feuer eine homogene Masse im breiigen Fluß seyn, die bei der
allmählichen Abkühlung zu einem dichten Haufwerk von Krystallnadeln und einer
glasigen Grundmasse, in der dieselben schwimmen, erstarrt. Den Weg zu diesen
Beobachtungen hat besonders die mikroskopische Betrachtung solcher Gemenge von
Feldspath und Porzellanerde erleichtert, in denen ersterer in größerer Menge als im
gewöhnlichen Porzellan enthalten ist. Eine Mischung von einem Gewichtstheil
Porzellanerde und zwei Theilen Feldspath schmilzt im Porzellanfeuer zu einem weißen
Email und stellt sich unter einem lichtstarken Mikroskop bei 500facher Vergrößerung
als ein klares durchsichtiges Glas dar, in welchem einzelne Gruppen von spießigen
Krystallen schwimmen. Porzellan, deutsches sowohl als englisches und französisches,
zeigt ganz ähnliche Krystalle, nur ist die Erscheinung weniger leicht wahrzunehmen,
da dieselben die ganze Masse dicht erfüllen, und zeigt das Mikroskop eine glasige,
wolkenartig getrübte Masse. Diese Trübung löst sich aber an den dünnsten,
durchscheinendsten Kanten für das Auge zu Gruppen nadelförmiger Krystalle auf,
ähnlich wie am Sternhimmel die Nebelflecken durch ein hinreichend starkes Fernrohr
sich in einzelne Sterne auflösen. – Was die chemische Natur dieser
krystallinischen Ausscheidung im Porzellan betrifft, so läßt sich nur vermuthen, daß
sie kieselerdereicher ist als die glasige Grundmasse.
Ein Gemenge von 1 Theil Porzellanerde und 4 Theilen Feldspath schmilzt im
Porzellanfeuer zu einem klaren Glase, das beim Erkalten keine Krystalle mehr
ausscheidet, in dem man aber noch deutlich durch ihre verschiedene Lichtbrechung die
eckigen Körner des die Porzellanerde begleitenden Sandes wahrnimmt, der also weit
schwerer vom schmelzenden Feldspath aufgenommen wird als die kieselsaure Thonerde
und daher im gewöhnlichen Porzellan meist noch unverändert enthalten seyn muß.
Ω
Vergleichende Gerbversuche zwischen Eichenrinde, Ellernrinde,
Catechu und Dividivi; von Hrn. W.
Kampffmeyer.
In meinem letzten Berichte über vergleichende Gerbversuche zwischen Eichenrinde,
Ellernrinde, Catechu und Dividivi (polytechn. Journal Bd. XCVIII S. 435), versprach ich, zur
genauen Ermittelung der Haltbarkeit des mit Dividivi gegerbten Leders, in Vergleich
zu dem auf gewöhnliche Weise mit Eichenrinde gegerbten, von denselben Häuten die
eine Hälfte ausschließlich mit Dividivi, die andere Hälfte mit Eichenrinde zu
gerben, um damit geeignete Proben anstellen zu können.
Kurz nach Beendigung dieses Gerbprocesses sind mir leider die sämmtlichen Häute durch
nächtlichen Einbruch entwendet worden, und ich vermag daher nur die bei dem Processe
und durch eigene Versuche gemachten Erfahrungen mitzutheilen, welche sich leider
nicht so günstig stellen wie von mir erwartet wurde.
Das mit Dividivi gegerbte Sohlenleder zeigt bei trocknem Wetter eine fast gleiche
Haltbarkeit und Güte wie mit Eichenrinde gegerbtes; es nimmt aber viel leichter und
viel mehr Feuchtigkeit auf und gewährt dadurch, ebenso wie das mit Dividivi gegerbte
Oberleder, welches etwas leichter brüchig wird als das gewöhnliche, einen geringeren
Schuß gegen Feuchtigkeit, wodurch es dem mit Eichenrinde gegerbten bedeutend
nachsteht.
Die Anwendung des Dividivi als ausschließliches Gerbmaterial kann daher nicht in
Aussicht gestellt werden, selbst wenn er in viel bedeutenderen Quantitäten, als dieß
in der That der Fall ist, beschafft werden könnte. Jedenfalls bleibt er aber, mit
Eichenrinde gemengt, ein recht gutes Gerbmaterial, und findet so schon jetzt eine
ziemlich ausgedehnte Verbreitung, da sich auf diese Weise ein Fabrikat erzielen
läßt, welches in jeder Beziehung dem ausschließlich mit alter Eichenrinde gegerbten
vollkommen gleich gestellt werden kann. (Aus den Verhandlungen des Vereins zur
Beförderung des Gewerbfl. in Preußen, 1847 3te Lief.)
Auffindung eines Ersatzmittels der Eichenrinde und
Beschleunigung des Gerbprocesses durch Hrn. Hellmann zu Neckarsteinach.
Von großer Wichtigkeit, sowohl in staatlicher wie in gewerblicher Beziehung, scheinen
einige von dem Lederfabrikanten Hrn. Hellmann zu Neckarsteinach dem preußischen Gouvernement neuerdings
angetragene Erfindungen werden zu können. Sie bestehen:
1) in Auffindung eines Ersatzmittels der Eichenrinde, und
2) in Ermäßigung des Gerbprocesses auf weniger als die Hälfte der
bisher erforderlichen Zeit.
Als seine erste und in der That wichtigste Erfindung, als deren fast nothwendige
Folgerung die vorher angeführten erscheinen, gibt derselbe ein einfaches, jedem nur
einigermaßen intelligenten Gerber zugängliches Verfahren an, den Gerb- und
Säuregehalt einer Pflanze auf ganz untrügliche Weise zu ermitteln. Zur genauen
Analyse sind nur 12, höchstens 24 Stunden erforderlich. Soweit es aber nur für den
Fabrikanten nöthig ist, den Gehalt der von ihm zu verwendenden Surrogate und
Gerbbrühen zu ermitteln, genügt nach einmal erlangter Fertigkeit schon eine Zeit von
einigen Minuten.
Daß eine solche Erfindung für die Gerberei von der allergrößten Wichtigkeit; daß man
mit Hülfe derselben die Erfolge seiner Arbeit fast vorher berechnen kann; daß damit
gewissermaßen die Basis zur wissenschaftlichen Forschung für diesen Industriezweig
gegeben, und nur dadurch die Gerberei zu dem Höhepunkt gelangen kann, auf welchen:
wir so viele andere Industriezweige erblicken; ja daß dadurch das Princip der
Gerberei erst gefunden ist und das bisherige Verfahren vielfach umgestaltet und
wahrhaft verbessert werden muß, wird Jedem einleuchten.
Ebenso gewiß ist aber auch, daß die Wissenschaft diesem Industriezweig bisher wenig
förderlich gewesen, und nur dadurch der geringe Fortschritt der Gerberei seit einem
Jahrhundert zu erklären ist.
Die von verschiedenen Chemikern gelieferten Analysen gerbstoffhaltiger Pflanzen sind
von einander so abweichend (der eine gibt den Gehalt oft doppelt so hoch an, als der
andere), daß dadurch dem Praktiker fast gar kein Halt geboten wird; eben so haben
die bisher anempfohlenen Abkürzungen des Gerbprocesses den Fabrikanten nur
Nachtheile, und somit ein gewisses Mißtrauen gegen angebliche Verbesserungen
gebracht. Wenn daher die durch Hrn. Hellmann schon früher den Berliner Lederfabrikanten gemachten
Mittheilungen, ungeachtet der miteingesendeten kleinen Probestücke, welche von
vorzüglicher Gerbung zeugten, bei ihrer Unbestimmtheit nicht die Aufmerksamkeit
fanden, die man bei der Wichtigkeit des Gegenstandes erwarten mußte, so darf dieß
bei der Kostspieligkeit derartiger Versuche, wenn sie mißlingen und in
Berücksichtigung des von Hrn. Hellmann für Mittheilung seiner Erfindungen geforderten Honorars,
gar nicht befremden, da der daraus entspringende Vortheil, ohne Patentschuß, mehr
der Gesammtheit zu gute käme, für den Staat aber bei der Wichtigkeit des
Gegenstandes nur sehr gering wäre, da ihm schon durch die Gewinnung des fraglichen,
bisher unbenutzten Surrogats eine weit größere Einnahme in Aussicht gestellt
ist.
Durch die während der Anwesenheit des Hrn. Hellmann in Berlin vorgelegten größern Probestücke, so wie durch die
damit verbundenen näheren Aufschlüsse über sein Verfahren, so weit dieß sein
Geheimniß erlaubte, haben sich die Ansichten der Berliner Gerber wesentlich und nur
vortheilhaft geändert. Hr. Hellmann hat sich dabei als einen der intelligentesten Fabrikanten
erwiesen, der mit den gediegensten praktischen Kenntnissen und Ansichten von der
Gerberei ebenso gediegene chemische Kenntnisse verbindet, welche die aus seiner
Fabrik hervorgegangenen, anerkannt vortrefflichen Sohlenleder nicht, wie es
gewöhnlich der Fall ist, als Resultat vieljähriger, aus der Praxis und durch
kostspielige rein mechanische Versuche gewonnener Erfahrungen, sondern als fast
nothwendige Folge seiner wissenschaftlichen Forschungen erscheinen lassen.
Gehen wir auf die Angaben des Hrn. Hellmann näher ein:
Zu 1. In Betreff des Ersatzmittels der Eichenrinde sprach sich derselbe dahin
aus:
Es sey dieß Surrogat eine bereits bekannte gerbstoffhaltige Pflanze, die in den
Rhein- und Neckargegenden nur spärlich vorhanden sey, in Preußen aber, und
sicher in nur mäßiger Entfernung von Berlin, reichlich und in großer Menge, in den
Ostseeprovinzen jedoch ganz überreichlich und in vorzüglichster Qualität vorkäme, so
daß davon schon jetzt der sehr bedeutende Gesammtbedarf an Gerbmaterial, der sich
allein für Berlin auf 200,000 Cntr. beläuft, gewonnen werden kann.
Außerdem würde man dieß Surrogat wegen größerer Bequemlichkeit bei der Gewinnung so
wie als Exportartikel, unbeschadet der Forst- und Landcultur, in noch
bedeutenderen Quantitäten gewinnen können, und dadurch aus Staatsländereien ein
beträchtlicher Gewinn zu erzielen seyn.
Die Kosten des neuen Gerbmittels zum Gerben von einem Centner Sohlenleder stellten
sich bei den bisher am Neckar gemachten Versuchen, wo, wie wir schon vorher bemerkt,
das Surrogat nur spärlich vorhanden ist und dadurch theurer wird, gegen die Kosten
der besten jungen Eichenlohe, welche zu etwa 2 Thlr. für den Centner veranschlagt
werden muß, nur um 5 Proc. billiger; jedoch unterliege es keinem Zweifel, daß in
Preußen, Pommern und den Marken, ungeachtet dort der Centner Eichenrinde, bei zwar
bedeutend geringerem Gehalt, viel billiger sey (er kostet 1 bis 1 1/6 Thlr.) als in
der Neckargegend, dennoch billiger damit gegerbt werden könne, als das neckarthaler
und rheinische Sohlleder mit junger Eichenlohe.
Die Dauer des ganzen Gerbprocesses stellt sich bei diesem Surrogat durchaus ebenso
wie bei der Eichenlohe; der Grad der Gerbung steigt und fällt aber auch bei beiden
stets mit dieser Dauer, sobald die übrige Behandlung nur gleich ist. Diese Dauer ist
indeß ganz außerordentlich verschieden und beträgt häufig auf demselben Platz, bei
dem einen Fabrikanten kaum die Hälfte, ja manchmal kaum ein Drittheil der Zeit,
welche der andere in seinem wohlverstandenen Interesse dazu verwendet und verwenden
kann. Vollständige, satte, gute Gerbung indessen, wie sie die von Hrn. Hellmann vorgelegten Proben
besitzen, und welche nur von den vorzüglichsten niederländer und rheinischen
Fabriken geliefert wird, ist höchst selten und nur durch mehrjährige Gerbdauer zu
erreichen. Auch das Gewichtsergebniß der Sohlleder ist bei beiden Gerbmitteln das
gleiche, weil es einzig und überall von der durch den Vorbereitungsproceß der Häute
erreichten Fähigkeit den Gerbstoff aufzunehmen, und dem erlangten, wirklichen
Gerbungsgrad der Leder abhängt.
Dieser längst und vielfach erprobte Erfahrungssatz bewährte sich auch bei dem neuen
Fabricat aufs vollständigste. Es zeigten nämlich beiderlei Fabricate übereinstimmend
ein gleich entsprechendes Uebergewicht, worunter bei Zahm-Sohlleder das
Mehrgewicht über die Hälfte des Bruttogewichts der frischen Schlachthäute, wie sie
vom Fleischer geliefert werden, bei Wildledern etc. aber das Mehrergebniß, oder die
Zunahme über das volle Gewicht der trocknen Häute zu verstehen ist. In dieser
Beziehung dürfte, nach der Ansicht des Hrn. Hellmann, eher noch ein Vorzug des neuen
Gerbmittels vor der besten jungen Eichenrinde zu erwarten seyn. Daß sich aber in dem
Gewichtsergebniß der Sohlleder die bessere Gerbung bekundet, weil durch sie das
Gewicht unter allen Umständen bedeutend zunimmt, zugleich aber auch Qualität und
Preiswürdigkeit des Fabricats mit erhöht wird, und sonach letzteres allenthalben am
besten empfiehlt, ist jedem Lederkenner bekannt.
Die von Hrn. Hellmann
vorgelegten Proben von deutschem Sohlleder, sowohl die mit Eichenrinde, wie die mit
dem neuen Surrogat gegerbten, sind von vollkommen satter Gerbung. Die mit
Eichenrinde gegerbten Besitzen eine sehr große Festigkeit, sind im Schnitt sehr
glatt und auf das innigste gemengt. Die Farbe ist die gewöhnliche. – Die mit
dem Surrogat gegerbten sind gleich fest, der Schnitt etwas dunkler, ebenfalls innig
gemengt, nur nicht ganz so glatt, wie bei den vorhergehenden. Gegen Feuchtigkeit
scheinen sie mindestens denselben Schuß zu gewähren, wie mit Eichenrinde gegerbtes
Leder, da sie noch weniger Feuchtigkeit aufsaugen als diese, daher auch an der Luft
schneller trocknen, und dabei wieder die frühere Festigkeit erlangen, welche sich
auch, so lange sie naß sind, verhältnißmäßig nur sehr wenig verringert.
Die ganz eigenthümliche weiße Farbe dieser Proben, und die
kleinen auf der Narbenseite sichtlichen Erhöhungen, welche gewissermaßen einem
Anstrich gleichen, aber ungleich aufgetragen erscheinen, sind, nach den Angaben des
Hrn. Hellmann, durchaus
natürliches Ergebniß der Gerbung. Es scheint daher das Surrogat viel mehr zu schleimen, als die
Eichenrinde, bei welcher gerade das mehr oder minder starke Hervortreten des
Schleims (von den Fabrikanten gewöhnlich Muth genannt) als ein sicheres
Erkennungszeichen von besserer oder geringerer Gerbung betrachtet wird.
Noch muß bemerkt werden, daß die vorgelegten Proben des neuen Fabricats von dem
ersten Versuch im Großen waren, bei welchem Hrn. Hellmann noch gar keine Erfahrung zur Seite
stand, und sich daher bei ferneren Versuchen ein ungleich besseres Fabricat erwarten
läßt; auch das Hervortreten der erhöhten Punkte wird vermieden werden können,
obschon diese gerade beim Sohlleder ohne allen nachtheiligen Einfluß sind.
Nach den während des Gerbprocesses gemachten Erfahrungen ist Hr. Hellmann überzeugt, daß mit diesem
Surrogat auch ein gleich gutes Fabricat, wie mit Eichenrinde, in Oberleder erzielt
werden könne, wenn das Verfahren danach modificirt werde.
Die Anwendung des Surrogats ist angeblich nicht ganz dieselbe wie die der
Eichenrinde, sondern beruht die Wirksamkeit mit auf der Eigenthümlichkeit des
Verfahrens, so daß, wenn wirklich auch das Surrogat bekannt würde, damit noch nicht
sobald ein gleiches Resultat zu erlangen wäre.
Die Haltbarkeit des neuen Fabricats hat sich durch einen von dem Gewerbverein für das
Großherzogthum Hessen angestellten Versuch auf das beste bewährt. Bei Stiefeln, von
denen einer mit dem besten niederländischen Sohlleder, der andere mit dem neuen
Fabricat besohlt war, hat letzterer mindestens eine gleiche Dauer gezeigt. Das
Urtheil des Verfertigers dieser Stiefel, eines anerkannt tüchtigen
Schuhmachermeisters, spricht sich durchaus günstig über die Verarbeitungsfähigkeit
des neuen Fabricats aus.
Zu 2. Die zweite gleich wichtige Erfindung, welche Hr. Hellmann anträgt, ist die Abkürzung der bisher
nöthigen Zeit zum Gerben unbeschadet der Qualität des Fabricats, mit geringerem
Lohaufwand und größerem Uebergewicht, gleichviel ob Eichenrinde, das neue Surrogat,
oder irgend ein anderes Gerbmittel angewendet wird. Nach dem gewöhnlichen Verfahren,
welches Hr. Hellmann früher
auch angewendet hat, verbrauchte er zu einer frischen Schlachthaut, von 96 Pfd.
Brutto-Gewicht, an bester junger Eichenrinde, wie sie am Neckar gewonnen wird
und an Zeit:
Eichenlohe
Zeit:
zum Vorbereitungsproceß
40 Pfd. Zollgewicht
3
Monat.
in dem 1.
Grubensatz
100
„
„
4 –
5 „
„ 2.
„
80
„
„
5 –
6 „
„ 3.
„
70
„
„
5 –
6 „
„ 4.
„
60
„
„
5 –
7 „
–––––––––––––––––––––––
––––––––––––––––––––––––––––
zu einer Schlachthaut von 96 Pfd.
Bruttogewicht
350 Pfd. Lohe und
22–27 Monat.
Dabei hatte die gebrauchte Lohe noch an Gerb- und Säuregehalt:
vom 1. Grubensatz
4° Gerbstoff
4° Säure.
„
2. „
6° „
6° „
„
3. „
8° „
10° „
„
4. „
10°
„
12° „
Das Nettogewicht dieser gegerbten Haut, bei ganz reeller Trocknung, wird auf 50 Pfd.
angegeben, ein Gewicht, welches bei Berücksichtigung der Qualität und Schlachtung
der Häute sich nur durch den großen Aufwand von so vorzüglicher Borke erklären läßt,
für den Fabrikanten aber nur gewinnbringend ist, da, wie wir schon oben bemerkten,
die Güte und somit auch der Preis des Fabricats damit in genauestem Zusammenhang
steht. Die schon gebrauchte Lohe wurde wieder zum Vorbereitungsproceß anderer Leder
verwendet.
Bei dem neuen Verfahren waren an Eichenrinde und Zeit erforderlich:
zum Vorbereitungsproceß nur die Brühen der
bereits gebrauchten
Lohe
keine
Lohe
2 Mon. Zeit.
zum 1. Grubensatz:
100 Pfd. Zollgew.
3 „
„
2. „
90
„ „
3 „
„
3. „
70
„ „
3 „
der 4. Grubensatz war nicht mehr
nöthig, da die Leder vollkommen satt
gegerbt waren:
– „ „
– „
–––––––––––––––––––––––––
Zu einer frischen Schlachthaut von 96 Pfd.
Bruttogewicht
260 Pfd. Lohe u. 11 Mon. Zeit.
Dabei hatte die gebrauchte Lohe noch an Gerb- und Säuregehalt:
vom 1. Grubensatz
2° Gerbstoff
4° Säure.
„ 2. „
3° „
6° „
„ 3. „
5° „
8° „
Das Nettogewicht der auf diese Weise gegerbten Haut war, bei gleicher Trocknung, 54
Pfd., also 6 Pfd. über die Hälfte des Bruttogewichts der rohen Haut, und um 4 Pfd.
größer als nach dem alten Verfahren. Die aus dieser gebrauchten Lohe gezogene
Gerbbrühe dient und genügt zum Vorbereitungsproceß der folgenden Häute. Die
Kosten- und Zinsberechnung würde sich, nach der Angabe des Hrn. Hellmann, wie folgt stellen:
a) bei dem gewöhnlichen Verfahren:
350 Pfd. Lohe, 100 Pfd. Zollgewicht
2 Tylr.,
= 7 Thlr.
die Haut 9 Thlr.,
daraus Zinsen zu 5 Proc. 2 Jahr aus
16 Thlr.
= 1 „
18 Sgr.
–––––––––––––––––––––
Thlr.
8
18 Sgr.
b) bei der neuen Behandlung:
260 Pfd. Lohe, 100 Pfd. Zollgewicht
2 Thlr.,
= 5 Thlr.
6 Sgr.
die Haut 9 Thlr.,
Zinsen aus 14 1/5 Thlr. auf 1 Jahr zu
5 Proc.
– „
21 „
–––––––––––––––––––––
Rthlr.
5
27 Sgr.
Hievon ab 3 Pfd. Mehrgewicht der
Haut zum Durch- schnittspreis von 36 Thlr. für
100 Pfd. Zollgewicht
1 Thlr.
13 Sgr.
–––––––––––––––––––––
Rthlr.
4
14 Sgr.
mithin der Vorzug des neuen Verfahrens von dem bisher
üblichen, in Geldwerth ausgedrückt, 4 Thlr. 14 Sgr. für die Haut, welcher bei
vereinzelter Anwendung dem Fabrikanten, bei allgemeiner Anwendung aber durch die
Concurrenz dem allgemeinen, und somit auch dem Staat zu gute kommen würde.
Besonders kostspielige neue Einrichtungen sollen bei Anwendung dieses Verfahrens
nicht erforderlich seyn, vielmehr jede nach gewöhnlicher Art eingerichtete Gerberei
durch einfache Vorrichtungen auf den Standpunkt gebracht werden können, dieses
Verfahren anzuwenden.
Wie wichtig schon eine Abkürzung des Gerbprocesses, die allenthalben mit gleich gutem
Erfolg angewendet werden kann, selbst wenn sie nicht mit so bedeutender
Kostenersparniß, wie die von Hrn. Hellmann angegebene, verbunden wäre, bei plötzlich eintretendem
Bedarf, namentlich bei Kriegszeiten, seyn würde, bedarf keiner weiteren
Auseinandersetzung. Viel wichtiger jedoch, und namentlich gerade für Preußen, ist
die Auffindung eines Ersatzmittels der Eichenrinde, da gerade in den Provinzen, wo
dieses Surrogat in großer Menge vorhanden seyn soll, das Verschwinden der alten
Eichenbestände und die, in Betracht des wahrhaft ungeheuren Consums an Gerbmaterial,
kaum erwähnungswerthen Fortschritte der Straucheichencultur, sämmtliche
Gerbereibesitzer mit den gerechtesten Befürchtungen, selbst für die nächste Zukunft,
erfüllen.
Möge hiegegen eingewendet werden, daß Preußen hinreichende Straucheichenanlagen zur
Deckung des eigenen Bedarfs an Sohlleder besitze, so liegen doch diese gerade an den
äußersten und gefährlichsten Punkten der Monarchie, und nicht jene rheinischen
Fabriken waren es, welche zur Zeit der Roth während des Freiheitskriegs die
preußische Armee mit Leder versorgten, sondern gerade die Fabriken der alten
Provinzen, und namentlich die Berliner, Potsdamer und Brandenburger Fabriken. Diese
haben aber die Concurrenz mit den vorzüglichen rheinischen Fabrikaten, weil ihnen
das zur Sohllederfabrication wesentlichste und vorzüglichste Material, die junge
Eichenrinde mangelt, nicht bestehen können. Sie haben in diesem Zweig der Gerberei
fast ganz das Feld räumen müssen, und würden unter den jetzigen Umständen sich nie
wieder zu solcher Höhe emporschwingen, und somit auch das nicht leisten können, was
sie damals geleistet haben.
Gegenwärtig werden die rheinischen und niederländischen Fabricate bis zu den
entgegengesetzten Gränzen unseres Staats, und über diese hinaus, geführt und
erleiden durch Frachten und öfteren Zwischenhandel eine bedeutende Preissteigerung.
Mit dem neuen Surrogat ist es aber Hrn. Hellmann unzweifelhaft, überall, wo dieses vorhanden oder zu
beschaffen ist, ein dem rheinischen Sohlleder völlig gleichkommendes Fabricat
erzielen zu können, und jedenfalls ist die Erhaltung eines so wichtigen Industriezweigs wie
die Sohllederfabrication, und seine möglichst gleichmäßige Verbreitung über das
ganze Land, von der größten staatlichen Wichtigkeit.
Mögen die hier gemachten Angaben mit dazu beitragen, daß die von Hrn. Hellmann gemachten Anerbietungen in
ihrer vollen Wichtigkeit von der hohen Staatsregierung erkannt, die verdiente
Würdigung und Aufnahme finden, damit solche Erfindungen nicht, wie dieß häufig der
Fall ist, dem Vaterland entzogen und vom Ausland ausgebeutet werden. W. Kampffmeyer. (Aus den Verhandl. des Vereins zur
Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1847 3te Lief.)
Mehlverfälschung in Frankreich.
Nach dem Journal de Chimie médicale, Octoberheft
1847, wurde im Dpt. de l'Aisne unlängst ein Bäcker zu
drei Monaten und ein Müller zu sechs Monaten Gefängnißstrafe verurtheilt, weil sie
dem Weizenmehl Mehl von Weißen Bohnen beigemengt hatten. Der größere Theil der
Bäcker in der Stadt Saint-Calais wurde zu Geldstrafen verurtheilt, weil sie
bei der Bereitung von Brod geringerer Qualität mehr oder weniger Mehl von
Hülsenfrüchten zugesetzt hatten, wobei sie sich nicht scheuten zu behaupten, daß bei
der Bereitung von Brod zweiter Qualität dem Weizenmehl nothwendig ein gewisses
Quantum Mehl von Hülsenfrüchten zugesetzt werden müsse, um ein konsistentes und
festes Brod zu erhalten.
Die Chemiker, welche mit der Untersuchung dieser Mehle beauftragt waren, prüften
dieselben einerseits auf ihren Klebergehalt. Ohne Kleber kann ein Mehl bekanntlich
weder einen gut aufgegangenen Teig, noch ein leichtes und poröses Brod liefern.
Uebrigens ist der Klebergehalt des Getreides nach der Jahreszeit, dem Boden und dem
Grad seiner Reife verschieden. Das Getreide von Odessa enthält mehr Kleber als das
französische und das harte Getreide mehr Kleber als das weiche. Nach zahlreichen
Versuchen enthält das französische Getreide immer wenigstens 28 Proc. hydratischen Kleber (von Beccaria) und dieser Gehalt kann bis auf 34 Proc. steigen. Wenn also ein
schön aussehendes Mehl bei der bekannten mechanischen Analyse z.B. nur 14 Proc.
hydratischen Kleber liefert, so muß man daraus schließen, daß dieses Mehl mit
wenigstens 50 Proc. von einem anderen vermengt ist, welches gar keinen Kleber
enthält.
Andererseits wandten sie das Verfahren von Rodriguez
(welches Gay-Lussac bestätigt fand) zur Prüfung
der Mehlsorten an. Nach demselben ist nämlich das Destillationsproduct von reinem
Mehl neutral; war demselben aber Mehl von Türkischkorn, Kartoffeln, Reis oder
Kastanien beigemengt, so ist das Destillationsproduct sauer; war ihm Mehl von
Hülsenfrüchten, z.B. Schminkbohnen, Erbsen, Linsen, beigemengt, so ist das
Destillationsproduct alkalisch.
Durch Donny's Verfahrungsarten
(S. 297 in diesem Heft des polytechnischen Journals) ist man nun in Stand gesetzt,
die Verfälschungen des Mehls mit der größten Sicherheit auszumitteln. Δ