Titel: | Ueber die Anwendung der magnet-elektrischen Maschine zum Versilbern und Vergolden der Metalle. |
Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. XIII., S. 55 |
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XIII.
Ueber die Anwendung der
magnet-elektrischen Maschine zum Versilbern und Vergolden der
Metalle.
Mit einer Abbildung auf Tab. I.
Ueber die Anwendung der
magnet-elektrischen Maschine zum Versilbern und Vergolden der
Metalle.
John Steven Woolrich zu Birmingham
stellte im Jahr 1841 die ersten Versuche über Ablagerung von
Metallen mittelst der magnet-elektrischen
Inductionsmaschine an; nachdem er sein Verfahren zur
erforderlichen praktischen Vollkommenheit gebracht und darauf
ein Patent genommen hatte (beschrieben im polytechn. Journal Bd.
LXXXVIII S. 48), errichtete er in London eine Fabrik, wo eine
kleine Dampfmaschine mehrere magnetische Maschinen zum Vergolden
und Versilbern metallener Artikel in Bewegung setzte. Wie aus
Hamel's Bericht über diesen neuen
Industriezweig (polytechn. Journal Bd. CV S. 356) hervorgeht,
ließ Woolrich kürzlich eine kolossale
magnetische Maschine für die Ellingtons herstellen, und die Rotationsmaschinen
kommen immer mehr statt der galvanischen Batterien in Anwendung
zum Versilbern der mannichfaltigen Sachen (insbesondere Löffeln,
Gabeln und anderem Tischgeräth), welche früher aus mit Silber
belegtem Kupfer (Plaqué) gestampft wurden, jetzt aber aus
Neusilber verfertigt werden.
Die magnet-elektrischen Rotationsmaschinen haben zum
Vergolden und Versilbern der Metalle entschiedene Vorzüge vor
den galvanischen Batterien; sie wirken mit der größten
Regelmäßigkeit und Sicherheit, wobei die Leichtigkeit der
Behandlung beachtenswerth ist, da dieselbe Maschine ebensogut
zum Vergolden eines Candelabers wie eines Stecknadelknopfs
gebraucht werden kann. Eine magnetische Maschine thut beinahe
unbegränzte Zeit ihre Dienste; denn da durch ihre Thätigkeit
keine Zerstörung eines ihrer Theile eintritt, außer durch
Reibung, so dauert es lange bis einer derselben erneuert werden
muß. Das Gewicht des in einer bestimmten Zeit auf der Oberfläche
von metallenen Gegenständen sich absetzenden Goldes, Silbers
etc. variirt einerseits je nach der Anzahl der Umdrehungen der
Maschine und dem Gehalt der Metalllösung in welche der
Gegenstand eingetaucht wird, und andererseits je nach dem
Abstand der Armatur-Enden von den Magnetpolen; je größer
die Oberfläche des Gegenstandes ist, desto näher muß der Magnet
an die Armatur gebracht werden; je kleiner sie ist, desto größer
muß die Entfernung seyn.
Hr. Emil Stöhrer, Mechaniker in
Leipzig, gibt in der Deutschen Gewerbezeitung 1847 Nr. 100
folgende Anleitung zum Vergolden mittelst der magnetischen
Rotationsmaschine:
„Man stellt die Maschine so, wie Fig.
41 zeigt, vor sich auf den Tisch; die linke Hand
wird alsdann zum Drehen des Rades, dessen Umdrehungsrichtung
durch einen Pfeil angedeutet ist, die rechte Hand zur
Leitung des Vergoldungsprocesses angewendet.
Die zwei messingenen, an eisernen Stäben nach der
erforderlichen Richtung verstellbaren Zangen P und N führen den von der Maschine erzeugten
galvanischen Strom durch die eingeklemmten Metallschnüre in
die im Glasgefäße h befindliche
Goldauflösung und zwar so, daß der zu vergoldende Gegenstand
mit der Zange P, das an der
Platinschnur hängende Platinblättchen hingegen mit der Zange
N in Verbindung steht.
Die bewegliche eiserne Welle muß zwischen den
Schraubenspitzen b und c sich leicht, aber mit sehr wenig Spielraum so umdrehen,
daß die vordern Flächen der mit übersponnenem Draht
umwundenen Eisenkerne d, d so
nahe als möglich, aber ohne
anzustoßen, an den Magnetpolen vorübergehen. Die Enden der
Drahtwindungen führen zu den vier unterbrochenen
Stahlringen, auf welchen die geschlitzten Federn F, F schleifen. Diese Ringe
sowohl, als die Enden der Federn haben eine genaue Stellung,
müssen daher gegen Verletzung
geschützt werden. Wenn nach langem Gebrauch die Federn an
den vordern Enden abgenutzt sind, so schraubt man die
eisernen Stäbe g, g etwas heraus
und schiebt die Federn so weit vorwärts, bis die vordern
Enden derselben von oben gesehen, wieder mitten über der Welle auf den
Stahlringen leicht aufliegen. Uebrigens sind die obern
Flächen der Stahlringe manchmal mit etwas Klauenfett zu
schmieren, sonst aber reinlich zu halten.
Die Federn F, F geben bei
schneller Umdrehung elektrische Funken und wenn man die
Stäbe g, g jeden mit einer Hand
umfaßt, so fühlt man Erschütterungen; dieß ist das
Kennzeichen der Wirksamkeit der Maschine.
Der eiserne Anker a ruht beim
Nichtgebrauch der Maschine stets auf dem Magnet, wird aber
kurz vor dem Gebrauch seitwärts abgestrichen. Heftiges
Erschüttern des Magnets und gewaltsames Abreißen des Ankers
schwächen die Kraft der Maschine.
Regeln bei der galvanischen
Vergoldung.
Der Gegenstand, welcher vergoldet oder versilbert werden
soll, muß kurz zuvor noch einmal abgeputzt
werden und behält die Politur, welche er vorher hatte, nach
der Vergoldung vollkommen bei. Man befestigt ihn nun durch
Umschlingen an der weißen Drahtschnur, ohne die zu
vergoldende Fläche mit bloßen Händen befaßt zu haben, klemmt
die Schnur in die Zange P und
senkt den Gegenstand in die Flüssigkeit, wobei zu bemerken
ist, daß nur die Theile vergoldet werden, welche sich in der FlüssigkeitFlüssikeit befinden. Dem Gegenstand gegenüber hängt die
Platinschnur mit Blättchen. Kleine Sachen dreht man während
des Operirens fortwährend nach allen Richtungen gegen das
Platinblättchen um, wobei besonders die Kanten zu
berücksichtigen sind. Größere und flache Gegenstände legt
man in eine Schüssel und bewegt das Platinblättchen in
geringer Entfernung über denselben herum. Theile, welche
nicht vergoldet werden sollen, bestreicht man mit Wachs oder
einem deckenden Harz. Bei Gegenständen, deren Inneres bloß
vergoldet werden soll, wie Becher, Dosen, Löffel etc. gießt
man die Auflösung hinein, befestigt die Kette P an einem äußeren Theil und
führt das Blättchen im Innern herum.
Nachdem sich eine lichtgelbe Decke gebildet hat, spült man
den Gegenstand in Wasser ab und reibt ihn gelinde mit feinem
Leder und etwas Tripel, was überhaupt mehreremal wiederholt
werden muß.
Man hüte sich, Gegenstände welche getragen werden und
Reibungen ausgesetzt sind, zu
schwach zu vergolden; da die galvanische Vergoldung
(besonders legirt) schon im Anfang eine tiefe Farbe hat, so
kann man sich leicht in der Beurtheilung täuschen.
Vorausgesetzt, daß man die Auflösung durch Zusetzen von
concentrirtem Gold immer in gleicher Stärke erhält, hat man
die Anzahl der Umdrehungen der Maschine nach der Größe der
zu vergoldenden Oberfläche zu reguliren und es läßt sich auf
diese Weise die Stärke der VergoldungVegoldung leicht bestimmen.
Die von mir bezogene Goldauflösung enthält zu dem Preise von
1 Thlr. 19 Aß reines Gold und ist
bei kleinen Sachen 15 bis 20mal, bei größeren 8 bis 12mal
mit destillirtem oder Regenwasser zu verdünnen, um, je
nachdem man die Farbe des Goldes mehr gelb oder roth haben
will, mit 1/20 bis 1/30 durch Kupferauflösung zu legiren.
Man darf hiezu keinen Kupfervitriol anwenden, sondern muß
sich ebenfalls einer säurefreien Auflösung bedienen. Silber,
Kupfer, Neusilber, Messing überzieht man vor dem Aufsetzen
der legirten Vergoldung mit einer schwachen Decke von reinem
Gold – Stahl, Eisen, Blei, Zinn, Zink mit einer
schwachen Kupferschicht, wobei die von mir bezogene
Kupferlösung 6 bis 15mal mit Wasser verdünnt werden
muß.“