Titel: | Die Betriebskosten der belgischen Eisenbahnen nach Belpaire. |
Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. XVIII., S. 81 |
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XVIII.
Die Betriebskosten der
belgischen Eisenbahnen nach Belpaire.
Belpaire, über die Betriebskosten der
belgischen Eisenbahnen.
Die folgenden Daten hierüber sind aus einem Werke
zusammengestellt, welches unlängst unter dem Titel erschien: Traité des Dépenses
d'exploitation aux Chemnis de fer, ouvrage
redigé d'apreès les ordres du
Département des travaux publics de Belgique, sur des
données officielles fournies par l'Administration des
chemins de fer de l'état: par Alph. Belpaire, Ingenieur des ponts er
chaussées. attaché a l'exploitation des
chemins de fer belges. Bruxells 1847.
Berechnung der Widerstände, welche der
Dampf in einer Locomotive zu überwinden hat.
Der Reibungswiderstand beträgt nach den neuesten Erfahrungen bei
einer Mittlern Geschwindigkeit von 10 Met. in der Secunde (23
engl. Meilen in der Stunde) per
Tonne 5 Kil. (11 engl. Pfund).
Der Widerstand der Luft bei Windstille kann nach Pambour für eine Stoßfläche von 1
Quadratmet. und eine Geschwindigkeit von 10 Met. zu 6 1/2 Kil.
angenommen werden. Oft aber geht der Wind schief auf den Train
und vermehrt die Seitenreibung der Räder an den Schienen, oft
geht er parallel zur Bahn, wobei die Trains, welche mit dem
Winde fahren, gar keinen Widerstand erleiden, während er für die
gegen den Wind fahrenden viermal so groß ist als bei ruhiger
Luft. In diesem Falle beträgt der mittlere Widerstand mindestens
13 Kil. per Wagen. Hieraus geht
hervor, daß der oben erwähnte Widerstand von 6 1/2 Kil. ein
Minimum ist, und daß man den Luftwiderstand im Mittel zu 10 Kil.
per Wagen annehmen muß.
Der Reibungswiderstand der Maschine und ihres Tenders als
Fuhrwerke betrachtet, beträgt ungefähr 140 Kil. Der
Luftwiderstand gegen selbe muß nach Pambour für eine Stoßfläche von 9 Quadratmet.
berechnet werden, er berechnet sich also zu 90 Kil.
Was die Gravitation der Rampen betrifft, so mindert sie die
Zugkraft abwärts genau um so viel, als sie selbe aufwärts
vermehrt. Da nun die Zahl der zu Berg und zu Thal gehenden
Trains während des ganzen Jahres gleich ist, so fällt ihr
Einfluß ganz außer Rechnung.
Also veranlaßt jede transportirte, durch die Maschine gezogene
Tonne einen Widerstand von 5 Kil., dessen Wältigung per durchlaufenen Myriameter 50
Dynamien erfordert. Jeder Wagen erfordert 100 Dynamien, jede
Maschine mit Tender 10 (140 + 90) = 2300 Dynamien.
Zu diesen Widerständen kommt aber noch der atmosphärische Druck
auf die Gegenseite des Kolbens, sowie die Vermehrung desselben
durch das Blasrohr. Da man aber annehmen kann, daß letztere
immer mit der durch den Herd gerissenen Quantität Luft, also mit
der gesammten dynamischen Leistung der Maschine im Verhältniß
steht, so kann die Vermehrung des Drucks durch das Blasrohr, bei
Repartition der verschiedenen Arten geleisteter Arbeit auf den
Brennverbrauch, außer Rechnung bleiben.
Der Widerstand der Atmosphäre auf die Gegenseite des Kolbens
variirt sehr mit den Dimensionen der Cylinder und Treibräder.
Man kann annehmen, daß er für gewöhnliche Maschinen mit 11 bis
13zölligen Cylindern 2700, für stärkere mit 14 bis 15zölligen
Cylindern 4200 Dynamien ausmacht. Hieraus geht hervor, daß die
Bewegung einer Maschine mit 11 bis 13zölligen Cylindern 2300 +
2700 = 5000 Dynamien, und die Bewegung einer Maschine mit 14 bis
15zölligen Cylindern 2300 + 4200 = 6500 Dynamien per durchlaufenen Myriameter
erfordert.
Dynamien, welche zur Förderung des ganzen
Verkehrs auf den belgischen Eisenbahnen im J. 1844 erforderlich waren.
Da man nun den gesammten Verkehr auf den belgischen Bahnen kennt,
so kann man leicht die für die Förderung desselben nöthigen
Dynamien berechnen.
Die von den Maschinen 1 Myriameter weit gezogenen Gewichte waren
folgende:Wir theilen die folgenden Angaben vollständig mit, theils
wegen ihres staatswirthschaftlichen Interesses, theils
wegen der Art der Berechnung der Schwere der einzelnen
Stücke. Die Stärke jener Maschinen, welche Personen und
jener, welche Güterzüge gezogen haben, ist nicht
ausgeschieden, auch nicht ihr
Brennverbrauch.
a) Wägen.
Passagierwägen 1ster
Classe
269,000 à
3,15 Ton.
847,350
Tonnen
„ 2ter
„
324,000
3,00
972,000
„ 3ter
„
417,000
2,75
1,146,750
Bagagewägen
135,000
3,50
472,500
Wägen für Postpakete
(à petites
marchandises)
170,000
3,25
552,500
Pferdewägen
15,000
3,40
51,000
Schwere
Güterwagen:
für Vieh
22,000
2,60
57,200
„ Equipagen
37,000
2,60
96,200
„ Kaufmannsgüter
991,000
2,60
2,576,600
„ Zwecke der
Bahnadministration
65,000
2,60
169,000
leer
380,000
2,60
988,000
Wägen für
Gefangene
7,000
3,65
25,550
„ für die
Briefpost
26,000
3,00
78,000
Fremde schwere
Güterwagen, welche
auf belgischen
Bahnen umlaufen
29,000
2,60
75,400
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Summa: 2,887,000
Wägen, welche
8,108,050 Ton. wiegen.
b) Wagenladungen.
Passagiere,
Anzahl
132,352,000 à
0,08
1,058,816 Tonnen
Bagage, Tonnen
–
–
75,962
Postpakete,
Tonnen
–
–
315,298
Pferde, Stücke
25,118
0,70
17,583
Großes Vieh
94,147
0,45
42,366
Kleinvieh
261,596
0,10
26,160
Equipagen
36,881
1,00
36,881
Schwere Güter,
Tonnen
–
–
3,333,843
Transportstücke für die
Bahnadministration
–
–
100,000
Gefangene, Zahl
70,000
0,08
5,600
–––––––––––––––––––––––––––––––––––
Summe
5,012,509 Ton. Gewicht.
Specification der für den ganzen Verkehr
nöthigen Dynamien.
1) Reibungswiderstand
für 13,120,559 Ton. Brutto-Wagengewicht
656,027,050
Dynam.
2) Luftwiderstand für
2,887,000 Wägen
288,700,000
3) Totalwiderstände für
gewöhnliche Maschinen und ihre
Tender, welche
197,832 Myriameter durchlaufen haben, 5000
Dynamien per Myriameter
989,160,000
4) Totalwiderstände für
stärkere Maschinen, welche 57,168
Myr. durchliefen,
6,500 Dyn. per Myriam
371,592,000
–––––––––––––––––
Summe
2,305,479,050 Dyn.Das mittlere Wagengewicht eines Trains beträgt
(8,108,050 + 5,012,509)/(197,832 + 57,168) = 51,45
Tonnen, wonach das Traingewicht sich auf 69 Tonnen
berechnet, wenn man Locomotive und Tender zu 17,55
Tonnen ansetzt. Die Nutzladung eines Wagens
beträgt 38,16 Proc. des
Total-Wagengewichts, 61,7 Proc. des
Gewichtes der leeren Wägen.
Die Passagierzüge bestanden im Mittel aus 9,22 Wagen mit 10,5
Tonnen Nutzladung; die Güterzüge aus 15,31 Wagen mit 27 Tonnen
Nutzladung. Beide ineinander gerechnet, zog eine Maschine im
Mittel 11,32 Wägen mit 19,66 Tonnen Nutzladung.
Die mittlere Ladung eines Wagens betrug:
8,54
Passagiere 1ster Classe oder
12,64
„
2ter „
16,41
„
3ter „
563
Kil. Bagage,
1855
Kil. Postpakete,
1,67
Pferde,
4,18
Stück großes Vieh,
34,88
„ kleines „
0,74
Equipagen,
2457
Kil. schwere Kaufmannsgüter.
Ueber jeden Punkt der 56 Myriameter langen belgischen Bahn
gingen:
4554
Maschinen,
50393
Wägen für den öffentlichen
Dienst,
1161
Wägen für die Verwaltung,
41017
Passagiere 1ster Classe,
73141
„
2ter „
122195
„
3ter „
1365
Tonnen Bagage,
5630
„
Postpakete,
659
Equipagen.
449
Pferde,
1681
Stücke großes Vieh,
4671
Stücke kleines Vieh.Im Ganzen 4554 × 69 = 314,226 Tonnen
Traingewicht.
Die Maschinen haben während der Bewegung im ganzen Jahre 21694
Tonnen Kohks consumirtDieß beträgt 85,074 Kil. auf den durchlaufenen
Myriameter, 30,2 engl. Pfd. per engl. Meile; rechnet man aber den Aufwand
an Kohks für ruhende Maschinen ein, so treffen ungefähr
40,2 Pfd. per engl., 95,6
Kil. per deutsche Meile,
114,52 Kil. per
Myriameter.; wird mit diesen in die gefundenen 2,305,479,050
Dynamien dividirt, so erhält man 9,4 Gramme Kohks per Dynamie. Dieß Resultat stimmt
sehr genau mit den Ergebnissen directer Versuche überein, welche
über die Leistung der Maschinen angestellt wurden. Hiebei
entwickelte eine Maschine bei einer Geschwindigkeit von 8,2 bis
8,6 Meter in einer Secunde eine Totalarbeit von 7474 Kil.
Met., wovon 1033 für das Blasrohr (au
travail de la soufflerie) verwendet wurden. Die
Kohksconsumtion betrug hiebei in der Secunde 60,3 Gramme. Ziehen
wir, wie beim allgemeinen Calcul, den dynamischen Aufwand für
das Blasrohr ab, so erhalten wir 60,3/6441 = 9,36 Gramme per Dynamie.
Jede vor einen Train gespannte Maschine hat 11,08 Myriameter
durchlaufen. Es wurden im Ganzen 23021 Maschinen angefeuert, was
per Maschine ungefähr 150
Kilogr. Kohks und 0,2 Kubikmeter Holz in gewöhnlichem
Brennholze, Spänen, Reisig und alten Querschwellen bestehend,
kostete. Diese 0,2 Kubikmeter Holz sind übrigens nur das
Resultat einer sehr annähernden Rechnung. Eine viel sicherere
Schätzung für den gesammten Brennwerth des zum Anheizen
verwendeten Brennmateriales liefert die Angabe, daß das zum
Anheizen verwendete Holz jeder Art im ganzen Jahre 22323 Fr.,
die Kohks 84978 Fr. betrugen, so daß der Gesammtaufwand an
Brennstoff für jede Anheizung dem Werthe von 172 Kil. Kohks
entspricht. Jede Maschine war täglich 7,71 Stunden in
Stationement, wofür per Stunde 20
Kil. Kohks nöthig waren, welche, große Kohks und Kohksklein
ineinander gerechnet, 0,49 Fr. kosten.
Der Totalaufwand an Brennmaterial und
die Art der Verwendung desselben waren folgende:
für Anfeuerung
3453 Tonnen,
kosten
84978 Fr.
„ Stationement
2368
„
„
58276 „
„ Verbrauch im
Gang
21326 „
„
524832 „
„ Warmhalten der
Reservemaschinen, große Kohks
1048
„
„
25791 „
„ „ „
„ Kohksklein
245
„
„
3503 „
„ außerordentliche
Fahrten der Reservemaschinen
368
„
„
9056 „
–––––––––––––––––––––––––––
Summe
706438 Fr.
Hiebei ist die Tonne großer Kohks zu 24,61 Fr., jene des
Kohksklein zu 14,30 Fr. angesetzt. Letzteres wird nur zur
Heizung der Reservemaschinen verwendet.
Der Materialaufwand für Schmiere und
Reinigung der Maschinen, Tender und Wägen
per durchlaufenen Myriameter war in
den Hauptpositionen folgender:
Schmiere für die Achsen
einer Locomotive mit Tender
45 Gramme
zu
0,0126 Fr.
„
„ „
„ eines
Wagens
21,5 „
„
0,006 „
Oel für die
Maschinentheile (65311 Kil. Gallipoliöl und
4787 Kil. amerikan.
Nußöl)
275 „
„
0,307 „
Werg zur Reinigung der
Maschinen (29571 Kil.
Baumwollabfälle und
8895 Kil. Hanfwerg)
1 2/3 „
„
0,75 „
Kosten um eine Locomotive in Gang zu
setzen.
Löhne der Putzer,
Anfeurer und Wagenschieber
4,9242 Fr.
Material und Werkzeuge
zum Putzen, Reinigen, Schmieren,
als: Schmiere, Oel,
Seife, Hanf, Baumwolle
1,0139 „
Material zum Anfeuern,
als: Holz, Spane, Reisig,
alte
Querschwellen
0,9697 „
Kohks zum
Nachschüren
3,6913 „
–––––––––
Summe:
10,5991 Fr.
Kosten eines Myriameter, welcher von einer
unbelasteten Maschine durchlaufen wurde.
Reparaturen, welche von
der dynamischen Arbeit der
Locomotiven abhängen,
als: Reparaturen am Herde, an den
Feuerröhren, Pumpen,
Treibrädern, Kolben, Kurbelstangen,
Kurbelachsen, per Dynamie 0,000186, also
für die von einer
Maschine während des
Durchlaufens eines Myriameter geleistete
dynamische Arbeit
2300 × 0,000186
0,4278 Fr.
Reparaturen, welche
nicht von der dynamischen Arbeit der
Maschinen abhängen,
z.B. an Rädern, Tragachsen, dem
Kessel, den
Cylindern, den Organen zur Dampfvertheilung
1,0780 „
Reparaturen an den
Tendern
0,4960
„
Löhne der Maschinisten
und Heizer
0,9481
„
Löhne der beim
Unterhalt und der Ausrüstung der Maschinen und
Tender beschäftigten
Arbeiter
0,2158Es ist wahrscheinlich, daß diese zwei Positionen
schon bei den Kosten, um eine Maschine in Gang zu
setzen, eingerechnet wurden. „
Materialverbrauch für
Schmiere und Unterhalt der Maschinen und Tender
0,3626Es ist wahrscheinlich, daß diese zwei Positionen
schon bei den Kosten, um eine Maschine in Gang zu
setzen, eingerechnet wurden. „
Kohks, 0,000232 per Dynamie, also für 5400
Dynamien, welche
die Arbeit einer
Maschine von mittlerer Stärke beim
Durchlaufen eines
Myriameter (den Gegendruck eingerechnet)
repräsentiren
1,2528 „
Verlust am Eisen des
Oberbaues
0,1210
„
––––––––
Summe:
4,9021 Fr.
Transportkosten der hauptsächlichsten
Betriebsobjecte per
durchlaufenen Myriameter.
Textabbildung Bd. 107, S. 87
Specification;
Leere Personenwagen; Leere Wagen für schwere Güter; Leere
Platformwagen; Passagiere; 1ste Classe; 2te und 3te Classe;
Eine Tonne Güter oder Bagage.; Wagenreparatur im
Allgemeinen; Specielle Reparaturen, nach dem Gewichte
vertheilt; Reparaturen an innerer Wageneinrichtung; Von der
dynamischen Arbeit abhängige Locomotivreparaturen; Löhne des
Personals für Unterhaltung der Wägen; Löhne der
Wagenschieber; Materialaufwand für das Reinigen der Wagen;
Materialaufwand für Schmiere der Wägen; Materialaufwand für
Beleuchtung der Wägen; Kohks; Verlust am Eisen des
Oberbaues
Man kann nun die Transportkosten jedes verschiedenartig
zusammengesetzten Trains per
Myriameter berechnen, wenn man die oben angegebenen Posten für
die einzelnen Glieder, aus welchen der Train besteht, addirt.
Die jeden einzelnen Train treffenden Totalkosten des Anfeuerns
und des Stationement der Maschinen, lassen sich nach den früher
gegebenen Daten ebenfalls leicht berechnen, wenn man weiß, wie
viele Myriameter eine geheizte Maschine durchlaufen hat, und wie
viele durchlaufene Myriameter auf die Stunde Stationement
treffen.
Die Totalkosten des Verlustes an Eisen des Oberbaues, nämlich:
Abnützung der Schienen, nach einigen zu diesem Zwecke gewogenen
Schienen bestimmt, und Bruch der Schienen, Stühlchen, Nägel und
Querschwellen, wurden auf die oben angegebenen Arten
repartirt.
Wir theilen noch die Repartition der verschiedenen
Betriebsausgaben in Francs per
durchlaufenen Myriameter für die einzelnen Betriebsobjecte, so
weit eine solche Repartition ausführbar ist; endlich die
Einnahmen für die einzelnen Gegenstände und den Gewinn der
Eisenbahncasse mit.
Textabbildung Bd. 107, S. 89
Specification;
Total-Einnahme in Jahre 1844; Allgemeine
Administrations- und Aufsichtskosten; Kosten der
Unterhaltung der Bahn; Eigentliche Zugkosten bei großer
Geschwindigkeit; Eigentliche Zugkosten bei kleiner
Geschwindigkeit; Wagenkosten; Kosten des Ein- und
Ausladens; Specielle Kosten; Für einen Passagier 1ster
Classe; Für eine Tonne Bagage; Für eine Tonne Postpakete;
Für ein Pferd; Für ein Stück großes Vieh; Für ein Stück
kleines Vieh; Für eine Equipage; Für eine Tonne schwerer
Güter
Diese Summen entstanden dadurch, daß die allgemeinen Kosten auf
den von einem Wagen durchlaufenen Myriameter repartirt, und die
erhaltene Summe wieder auf die Transportobjecte vertheilt wurde,
welche sich durchschnittlich im Wagen befanden. Zu dieser Quote
wurden die jeder einzelnen Rubrik zugehörigen speciellen Kosten
addirt. Durch diese Manipulation wurden die Zugkosten bei
kleiner Geschwindigkeit, wobei stärkere Züge vorkommen, so
gering. Die drittletzte Verticalcolumne enthält die Mittlern
Totalkosten mit Berücksichtigung der mit großer und geringer
Geschwindigkeit durchlaufenen Meilen.
Zusatz.
Der Endzweck von Belpaire's Werk ist:
Bestimmung der Gesammtkosten eines jeden einzelnen
Transportobjectes, um durch die einfachsten Manipulationen die
Totalkosten für verschiedene einzelne Fälle berechnen zu können.
Um die Resultate der belgischen Bahnadministration auch für
andere Bahnen benützen zu können, auf welchen die Preise des
Materials und der Handarbeit von den belgischen verschieden
sind, wurden in den Fundamentaltabellen dieses Werkes nicht
allein die verbrauchten Materialien und ihr Preis, sondern auch
die Ausgaben für menschliche Arbeit aufgeführt.
Das erwähnte Werk ist für das Detail der Bahnadministration von
sehr großem Werth; auch bietet es für die nationalökonomische
Statistik vieles dar. Für die eigentliche Eisenbahntechnik sind
die Resultate aber sehr mangelhaft; die dynamischen Berechnungen
der Eisenbahnwiderstände sind sehr oberflächlich, oft falsch und
viel zu sehr im Allgemeinen berechnet. Der Kohksverbrauch der
Maschinen von verschiedenem Kaliber, verschiedenen Heizflächen
und verschiedener Einrichtung, bei verschiedenen
Geschwindigkeiten und Trainschweren, ist leider nicht angegeben;
eben so wenig der Kohksverbrauch auf Bahnen von verschiedenem
Profil, welcher besonders durch die Vergleichung des
Brennmaterialverbrauches im Vesdrethal mit jenem auf den besser
profilirten Linien so interessant werden könnte. Die belgische
Administration wäre durch die ihr zu Gebot stehende Masse von
Thatsachen im Stande, den meisten Zweigen der
Eisenbahnwissenschaft eine festere Grundlage zu geben. Die
interessantesten Angaben in dieser Hinsicht in Belpaire's Werk sind jene über den
Oberbau, welche wir in einem spätern Aufsatze nachtragen.
Im Allgemeinen muß man auch die vorgesetzte Endaufgabe immer als
nur annähernd lösbar betrachten. Das Werk enthält nur die
Betriebsresultate des Jahres 1844,
also Zahlen für gegebene Verhältnisse, für eine gewisse Zahl und
Stärke der Trains, für gewisse Frequenzverhältnisse, für gewisse
administrative Formen. Aus der Gesammtmasse der Positionen läßt
sich wohl nur für sehr wenige ein bestimmter
Repartitionsmaaßstab ableiten; ferner ist wohl bei keiner der
allgemeinen Positionen anzugeben, inwiefern durch eine
Vergrößerung oder Verkleinerung der Trains und des Verkehrs oder
nur durch Veränderungen in der Fluth und Ebbe des Verkehrs, die
allgemeinen Ausgaben sich mindern oder mehren werden. In
Beziehung auf die Anwendung der hier zusammengestellten
Betriebsresultate auf die Bahnen anderer Länder ist wohl vor
Allem zu berücksichtigen, daß eine kleinere Verwaltung kaum je
so ökonomische Resultate liefern wird, als die riesenmäßige der
belgischen Bahnen. Es ist ferner nicht zu übersehen, daß die
Formen und Normen der Verwaltung, die Einrichtung der Controle
und viele andere Details die Ausgaben in den verschiedenen
Zweigen viel mehr zu ändern vermögen als man gewöhnlich
glaubt.
Ein großer Fehler in der Berechnung der Kosten, welcher fast
durch das ganze Werk lauft, liegt jedenfalls darin, daß die
Zinsen der Anlagscapitalien bei den verschiedenen Rubriken nicht
angegeben sind.
Wir wollen hier speciell noch die Bestimmung der dynamischen
Arbeit selbst, sowie ihren Einfluß auf Brennmaterial- und
Reparaturkosten näher beleuchten.
Der angenommene Widerstand ist zu groß, auch macht Belpaire in seinen Folgerungen große
Sprünge, offenbar auf Erlangung runder Zahlen berechnet; so
überspringt er auch alle von Pambour
aufgestellten Kategorien der theoretischen Theilung der
Bewegkraft. Dieß wäre übrigens für seinen Zweck ohne allen
Nachtheil, wenn nur das Verhältniß der per Tonne Wagen und Maschine nöthigen dynamischen
Kraft richtig wäre, was nicht der Fall ist; die dynamische Kraft
für die Locomotive ist viel zu groß angenommen. Der
Brennverbrauch während des Laufes kann und soll allerdings nach
der geleisteten dynamischen Arbeit berechnet werden; aber auch
die Reparaturen einer Maschine hienach berechnen zu wollen, geht
nicht an; die Zahl der durchlaufenen Meilen ist hiefür wohl
immer der geeignete Maaßstab.
Um die Kosten der Bewegkraft auf den belgischen Bahnen mit jenen
auf deutschen Bahnen, wie sie die Eisenbahnzeitung vom Jahr 1845
S. 329 für das Jahr 1844 gibt, vergleichen zu können, wollen
wir die Angaben Belpaire's ganz in
jene der Eisenbahnzeitung übersetzen; auch den
Totalbrennverbrauch der Bahnen einrechnen, dessen Kostenbetrag
per Fahrt wir mittelst Division
der Totalausgaben für Feuerung durch die Zahl der durchlaufenen
Myriameter fanden. Ferner haben wir auch den Betrag für
Reparatur mit 0,736 Fr. per
Myriameter in Rechnung gesetzt, welcher nach Belpaire's Formen auf das
Wagengewicht trifft.
Die Vergleichung stellt sich demnach per deutsche Meile und Kreuzer rhein. für das
Betriebsjahr 1844 wie folgt:
deutsche Bahnen.
belgische Bahnen.
Löhne für
Locomotivführer, Heizer,
Putzer, Wasserpumper
39 kr.
27,2
kr.
Oel, Schmiere,
Putzmaterial
12 „
8,4 „
Reparaturen
42 „
64,1 „
Brennmaterial
102 „
64,7 „
–––––––––––––––––––––––
Total
195
164,4
3 fl. 15
kr.
2 fl. 44,4 kr.
Es wäre übrigens möglich, daß Oel,
Schmiere und Putzmaterial, welche unter den Kosten, um eine
Maschine in Gang zu setzen, ausgeschieden sind, hiebei nicht
eingerechnet wurden. Es läßt sich ferner nicht läugnen, daß die
Berechnung der durch die Dynamien der beladenen Wägen
veranlaßten Reparaturen etwas problematisch ist, was die Summe
dieser Position zu hoch stellt. Endlich ist nicht zu übersehen,
daß auf den deutschen Bahnen die Berechnung obiger Rubriken der
Kosten der Bewegkraft sehr verschieden ist, indem eine Position
bald unter diese, bald unter jene Rubrik der Kosten gerechnet
wird, daher die Resultate dieser Vergleichungen nur als
annähernde betrachtet werden können.
St.