Titel: | Ueber die Zusammensetzung der in den brittischen Töpfereien, Steingut- und Porzellanfabriken angewandten Rohstoffe; von R. A. Couper. |
Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. XLV., S. 197 |
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XLV.
Ueber die Zusammensetzung der
in den brittischen Töpfereien, Steingut- und
Porzellanfabriken angewandten Rohstoffe; von R. A. Couper.
Aus dem Philosophical Magazine, Decbr. 1847, S. 435.
Couper, über die Zusammensetzung der in den
brittischen Töpfereien angewandten Rohstoffe.
Alle Arten Töpferwaare bestehen aus zwei Theilen, dem Körper oder
der sogenannten Masse und der Glasur.
Die Masse ist der Haupttheil des Gefäßes und bildet dessen
Grundlage. Die Glasur ist eine dünne durchsichtige Glasschicht,
welche den Körper überzieht, seine Poren ausfüllt und ihm eine
glatte Oberfläche von glänzendem Ansehen ertheilt.
I. Die zur Bildung des Körpers der Töpfer- (irdenen) Waare
vorzüglich dienenden Substanzen sind Thone verschiedener Art,
Feuerstein und zersetzter Granit (cornish
stone).
Der Thon, welcher den Grundbestandtheil von der Masse der
Töpferwaare ausmacht, unterscheidet sich von der natürlichen
Kieselerde dadurch, daß er, mit Wasser vermengt, bildbar wird
und sich sehr zart und nicht sandig anfühlt; auch behält er beim
Brennen seine Form bei und wird fest und hart, während die
Kieselerde beim Brennen in Pulver zerfällt. Der Thon gewinnt,
wenn er stark erhitzt wurde, wie in den Porzellanfabriken, seine
Plasticität (Bildbarkeit) die er beim Brennen verlor,
nicht wieder, wenn er auch sehr fein gestoßen wird; in diesem
Zustand nennt man ihn Topfscherben (potsherd).
Der Thon, welcher aus Cornwallis, Dorset und Devonshire bezogen
wird, besteht aus den feinern Theilchen des zersetzten und
seines Alkalis beraubten Feldspaths.
1) Der feinste Thon, die Porzellanerde
(china clay), dessen man sich in
Britannien bedient, wird als Kunstproduct aus Cornwallis bezogen
und dadurch erhalten, daß man über zersetzten Granit einen Strom
Wasser laufen läßt, welches die feinern Feldspaththeilchen mit
sich reißt und dann in Abzugsgruben oder Teiche abläuft, wo man
es setzen läßt. Hierauf läßt man das Wasser ablaufen, und es
bleibt ein feiner Bodensatz zurück, der herausgenommen und vier
bis fünf Monate lang der Atmosphäre ausgesetzt wird, wo er dann
versendet werden kann. Die Analyse dieses vorher bei 80°
R. getrockneten Thons ergab folgende Bestandtheile:
I.
II.
Kieselerde
46,32
46,29
Thonerde
39,74
40,09
Eisenoxydul
0,27
0,27
Kalk
0,36
0,50
Talkerde
0,44
–
Wasser und etwas
Alkali
12,67
12,67
––––––––––––
99,80
99,82.
Die gemeinern Thonarten, welche man in der Natur abgelagert
findet, scheinen auf dieselbe Weise wie die Porzellanerde
entstanden zu seyn; Regenfälle nämlich wuschen von den Hügeln
herunter das zersetzte Gestein in einen See oder ein anderes
Wasserreservoir, worin es sich absetzte, nach und nach das
Wasser verdrängte, im Verlauf der Zeit vollkommen fest und
trocken wurde und Thonlager bildete. Der Thon wird in
übereinanderliegenden Lagern oder Schichten gefunden, deren jede
sich durch eine besondere Eigenschaft von der andern
unterscheidet, so daß jeder Thon sich zu einem besondern Zweck
eignet.
2) Sandiger Thon (sandy clay, stiff oder ball) ist das obere Thonlager und
dient für sich allein zur Verfertigung von mit Kochsalz
glasirter Waare; er eignet sich hiezu vorzüglich durch seinen
bedeutenden Gehalt an Kieselerde oder Sand. Die Analyse dieses
Thons, dessen spec. Gewicht = 2,558, ergab nach vorherigem
Trocknen desselben bei 80° R. folgende Bestandtheile:
Kieselerde
66,68
Thonerde
26,08
Eisenoxydul
1,26
Kalk
0,84
Talkerde
Spur
Wasser
5,14
––––––
100,00.
3) Pfeifenerde-Thon (pipe clay) ist die zweite Schicht,
deren man sich zur Verfertigung von Tabakspfeifen bedient.
Dieser Thon wird zur Verfertigung von Irdenzeug nicht verwendet,
weil er die Eigenschaft hat sich stärker zusammenzuziehen als
der sandige Thon. Hr. John Brown
erhielt bei der Analyse desselben:
Kieselerde
53,66
Thonerde
32,00
Eisenoxydul
4,35
Kalk
0,40
Talkerde
Spur
Wasser
12,08
–––––
99,49.
4) Blauer Thon (blue clay) ist von graulicher Farbe und wird als die
beste Thonschicht in der ganzen Reihe betrachtet, weil er sich
vollkommen weiß brennt und sich in seinem Charakter der
Porzellanerde am meisten nähert. Nach Hrn. John Higginbotham's Analyse besteht er,
bei 80° R. getrocknet, aus:
Kieselerde
46,38
Thonerde
38,04
Eisenoxydul
1,04
Kalk
1,20
Talkerde
Spur
Wasser
43,57
––––––
100,23.
5) Rother oder brauner Thon, welcher
in der Nähe von Glasgow sich in reichlicher Menge vorfindet,
gehört einer obern Schichte an und enthält viel Eisenoxyd,
welches ihn dunkelbraun färbt. Von diesem Thon wird die gemeine
schwarze Waare (Blumentöpfe und rothe Backsteine) verfertigt,
welche keine sehr hohe Temperatur erfordert, in welcher sie
schmelzen würde. Die Analyse ergab:
Kieselerde
49,44
Thonerde
34,26
Eisenoxydul
7,74
Kalk
1,48
Talkerde
1,94
Wasser
5,14
––––––
100,00.
6) Gelber Thon wird aus mehreren
Gegenden Englands erhalten und so genannt, weil er in Folge
seines Eisengehalts sowohl nach als vor dem Brennen eine gelbe
Farbe besitzt.
Durch Vermengung von sandigem Thon und rothem Thon wird ein
künstlicher gelber Thon erhalten, dessen man sich oft
bedient.
Der gelbe Thon gab bei der Analyse folgende Bestandtheile:
Kieselerde
58,07
Thonerde
27,38
Eisenoxydul
3,30
Kalk
0,50
Wasser
10,30
Talkerde
Spur
–––––
99,55.
7) Feuerfester Thon (fire clay) ist ebenfalls in England
recht häufig und kommt sowohl auf der Oberfläche als einige
Klafter tief im Boden vor. Er wird Mergel (marl) genannt und in Töpfereien
vorzüglich zur Verfertigung von Kapseln (saggars) oder Gefäßen verwendet, in welche man die
Waare zum Brennen einschließt, um sie vor der Flamme zu
schützen; vermöge seiner groben Theile, durch welche die Masse
sehr porös wird, eignet er sich sehr für starke Hitze;
Schmelztiegel oder große Häfen für Glashütten werden ebenfalls
aus solchem Thon verfertigt, sowie auch die unter dem Namen fire-brick bekannten
feuerbeständigen Ziegel. Hr. J. Brown, welcher diesen Thon analysirte, fand:
Kieselerde
66,16
Thonerde
22,54
Eisenoxydul
5,31
Kalk
1,42
Talkerde
Spur
Wasser
3,14
–––––
88,57.
8) Der Feuerstein (flint), dessen man sich in
Töpfereien bedient, wird zuerst calcinirt und dann mit Wasser
fein gerieben, in welchem Zustand, geschlämmter Feuerstein (slop flint) genannt, man ihn
anwendet um den Thon damit zu vermengen; zum
Gebrauch für Krystallglas aber wird er zur Trockne verdampft und
mit den andern Bestandtheilen des Glases angewandt.
9) Der zersetzte Granit (cornish stone) wird mit Wasser fein
gerieben, dann behufs der Verwendung zu Glasur durch Verdampfung
getrocknet; um ihn aber unter Thon zu mengen, verwendet man ihn
in feuchtem Zustande.
10) Der Gyps (plaster of Paris), dessen man sich bedient, um die
Formen zu verfertigen, worin gewisse Töpferwaaren geformt
werden, ist natürlicher schwefelsaurer Kalk. Er ist für den
Töpfer ein sehr wichtiger Artikel wegen seiner Eigenschaft, bei
Anwendung geringer Hitze sich leicht von dem Thone abzulösen.
Der Gyps muß vor dem Gebrauch bei hoher Temperatur getrocknet
werden; wenn er aber zu scharf getrocknet ist, so kann man sich
desselben nicht mehr zur Verfertigung von Formen bedienen; je
trockener der Stuck (Gyps) ist, desto härter sind die aus ihm
gemachten Formen und desto besser halten sie beim Gebrauch aus.
Die Gypsformen, wie sie gewöhnlich verfertigt werden, können
nicht zu gleichem Zweck noch einmal verwendet werden.
II. Die Farben zum Bedrucken und Bemalen der Irdenwaare sind
einander ähnlich; nur daß die Malfarben nicht so theuer sind als
die Druckfarben; beide aber machen einen wichtigen und einen
bedeutenden Theil des zur Töpferei erforderlichen Materials aus.
Unsere Töpfer bemühen sich sehr um eine größere
Mannichfaltigkeit und Schönheit der Farben, sowie auch der damit
auszuführenden Muster und Patronen, wodurch im Handel ein großer
Wetteifer entsteht.
1) Die blaue Farbe zum Bedrucken wird aus Kobalt bereitet, den
man in Verbindung mit Feuerstein, gemahlenem Glase, Perlasche,
Bleiweiß, Baryt, Porzellanerde und Zinnoxyd anwendet, um die
Farbe Heller zu machen.
2) Die braune Farbe wird mittelst Ocker, Braunstein und Kobalt
gegeben.
3) Schwarz durch Chromeisenstein, Nickel, Magneteisenstein und
Kobalt.
4) Grün durch Chromoxyd, Kupferoxyd, Blei, Feuerstein und
gemahlenes Glas.
5) Roth (pink colour) mittelst
Chromoxyds, Zinnoxyds, feingeschlämmter Kreide, gemahlenen
Flintglases und Porzellanerde, die in verschiedenen
Verhältnissen miteinander vermengt, bei hoher Temperatur
zusammengeschmolzen, dann gestoßen und mit Oel angerieben
werden, wo dann die Farbe zum Aufdrucken fertig ist.
Folgende Analyse eines blauen Kobaltkalks verdanke ich Hrn. John
Adam:
Kieselerde
17,84
Kobaltoxyd
19,42
Eisenoxyd
25,50
Wasser
8,41
kohlensaure
Kalk- und Talkerde
28,45
–––––
99,62.
Das zum Anrühren der Farben dienende Oel wird dadurch bereitet,
daß man folgende Substanzen miteinander kochen läßt: Leinöl,
Rüböl, Baumöl, Harz, gemeinen Theer und Copaivabalsam in
verschiedenen Mengenverhältnissen.
III. Erst seit Kurzem bedient man sich eines neuen Verfahrens, um
die Farben in Fluß zu bringen, so daß sie sich über die
Oberfläche der Waare verbreiten. Es wird dieß bewerkstelligt
durch Auswaschen der Brennkapseln, bevor sie in den Glasirofen
(glost kiln) gebracht werden,
mit einer Mischung von:
1) Kalk, Kochsalz und geschlämmtem Thon. Auch bedient man sich
trockener Flüsse (flows), die eben
so gut entsprechen; man streut die Mischung auf den Boden der
Brennkapsel; folgendes sind einige dieser Flüsse:
2) Kalk, Salmiak und Mennig.
3) Kalk, Kochsalz und Soda.
4) Geschlämmte Kreide, Blei, Kochsalz und Salpeter.
5) Ein Waschmittel aber von Kalk, Thonschlamm, Salpeter, Kochsalz
und Blei wird allgemein gebraucht zum Auswaschen aller
Brennkapseln, welche in den Glasirofen kommen; dasselbe schmilzt
auf der innern Oberfläche der Brennkapsel, wodurch dieselbe
vollkommen dicht schließend wird und ihre Porosität verliert;
denn sonst könnte die auf der Oberfläche der Waare gewünschte
Glasur nicht erzielt werden.
IV. Die Farben zur Verfertigung der eingetauchten oder mittelst
des Schwamms bestrichenen Waare (dipt or
sponged ware) sind sehr wohlfeiler Art, da solche Waare
nur zum gemeinen Gebrauch gehört. Die Farben für eingetauchte
Waare werden aufgetragen, ehe sie gebrannt wird; jene zum
Auftragen mittelst des Schwamms werden während des
Biscuitzustandes der Waare aufgetragen. Folgendes sind einige
dieser Farben:
1) Eine schwarze Eintauchfarbe wird bereitet aus Braunstein,
Magneteisenstein und Thonschlamm.
2) Eine lichtbraune Eintauchfarbe aus Nickel und Thonschlamm.
3) Eine Salbeyfarbe oder grünlichblaue Eintauchfarbe aus
Chromgrün und Thonschlamm.
5) Eine gelbe Eintauchfarbe aus gelbem Thon allein, oder einem
Gemenge aus weißem und rothem Thon, welches dasselbe Resultat
gibt.
6) Eine rothe Eintauchfarbe wird vom rothen oder braunen Thon
erhalten; doch entspricht nicht jede Sorte dieses Thons, weil er
sich roth brennen soll.
Die ersten vier dieser Eintauchfarben werden bereitet durch
Vermischen einer kleinen Menge des Farbmaterials mit einer
Quantität Thonschlamm; die beiden letzten hingegen werden mit
Wasser gemengt, um den breiartigen Zustand hervorzubringen, in
welchem sie angewandt werden müssen.
V. Es gibt mehrere Arten von Massen, die verarbeitet werden; doch
können alle in zwei Classen gebracht werden, nämlich
Porzellan- und Irden- (Töpfer-) Waare.
1) Porzellan ist eine kostbare, sehr
glatte und durchsichtige Waare, das vollkommenste Töpferproduct.
Es ist eine geschmolzene Masse und verdankt diesem Umstande
seine Durchsichtigkeit; es bedarf einer großen Hitze zum Brennen
und wird in England aus Feuerstein, Granit, Porzellanerde und
Knochenerde bereitet; der dabei angewandte Kalk dient als
Flußmittel und bringt es zum theilweisen Schmelzen. Bei der
Analyse zweier Stücke Porzellan aus verschiedenen Fabriken in
Staffordshire fand ich dieselben verschieden zusammengesetzt.
Das letztere dieser Stücke wurde auch von Hrn. Crichton analysirt; diese drei
Analysen gaben folgende Resultate:
Nr. 1. Couper.
Nr. 2. Couper.
Nr. 3. Crichton.
Kieselerde
39,88
40,40
39,685
Thonerde
21,48
24,15
24,650
Kalk
10,06
14,22
14,176
Eisenoxydulphosphorsaurer Kalk
26,44
15,32
15,386
Talkérde
–
0,43
0,311
Alkali oder
Verlust
2,14
5,28
5,792
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
100,00
100,00
100,000.
2) Die Fabriken anderer Länder wenden keine Knochenerde an,
nehmen aber statt derselben Feldspath, dessen Alkali den
phosphorsauren Kalk ersetzt. Die Deutschen machen das beste
Porzellan zu chemischem Gebrauche, indem die Masse desselben
besser verglast ist und Sauren weniger darauf einwirken; auch
hält dasselbe eine sehr starke Hitze aus; daher wird
es von Chemikern sehr häufig angewendet. Bei der Analyse einiger
fremden Porzellane erhielt ich folgende Resultate:
Berlin
Chinesisches bessere
Porzellangeringere
Sorte.
Kieselerde
72,96
71,04
68,96
Thonerde und
Eisenoxydul
24,78
22,46
29,24
Kalk
1,04
3,82
1,60
Alkali
1,22
2,28
–
––––––––––––––––––––––––––
100,00
100,00
99,80
Specifisches
Gewicht
2,419
2,314
2,314.
VI. Irdene Waare ist eine sehr poröse
und minder compacte Masse als das Porzellan, weil sie nur wenig
oder gar kein Alkali enthält, was der große Unterschied zwischen
diesen Producten ist. Ich bekam ein Stück eines Fabricats,
welches in seinem äußern Ansehen dem Porzellan ähnlich war,
indem es nicht porös und dabei compact war; dasselbe war ferner
schwach durchscheinend und vermochte eine sehr starke und
plötzliche Hitze auszuhalten. Es war dadurch erhalten worden,
daß man bis 3 1/2 Proc. Soda zu einem für die gewöhnliche weiße
Masse präparirten Thon mischte und ihn dann im Biscuitofen
brannte. Nachdem man vorher den Thon wohl getrocknet hatte, so
daß er ohne Wasser gewogen werden konnte, wurde das
Gewichtsverhältniß der erforderlichen Soda berechnet und
abgewogen; hierauf wurde der Thon sammt der Soda mit Wasser
vermischt, dann in Kapselformen gebracht, welche, nachdem sie
gebrannt und hierauf zerbrochen worden waren, das Aussehen einer
verglasten oder geschmolzenen Masse hatten.
1) Die gewöhnliche weiße Waare oder Irdenwaare wird aus
Feuerstein, Granit, Porzellanerde und blauem Thon verfertigt und
erfordert zum Brennen keine so hohe Temperatur wie das
Porzellan. Die Analyse eines Stückes in Glasgow fabricirter
weißer Waare ergab folgende Bestandtheile:
Kieselerde
68,55
Thonerde und
Eisenoxydul
29,13
Kalk
1,24
–––––
98,92
Specifisches
Gewicht
1,36.
Die gefärbte Waare wird aus denselben Substanzen bereitet, nur
wird eine farbige Substanz zugesetzt.
2) Die blau gefärbte Waare (toqua)
wird mittelst Kobalts gefärbt.
3) Die salbeyfarbige (sage) oder
grünlichblaue Waare mit Nickel und Kobalt.
4) Die lichtbraune (drab or buff
coloured) Waare mit Chromeisenstein.
5) Die Masse der gelbgefärbten Waare (cane-ware) wird erzeugt durch Vermischung von
sandigem Thon und gemeinem rothen Thon, dessen man sich auch zu
den Backsteinen bedient; gewöhnlich aber aus dem natürlichen
gelben Thon, der an gewissen Orten vorkommt.
6) Letztere Masse dient auch zur Verfertigung der
Rockingham-Waare, die sich von der Cane-Waare nur
durch eine andere Glasur unterscheidet.
7) Die Masse der gewöhnlichen schwarzen Waare wird aus dem rothen
Thon allein verfertigt.
8) Die Masse der ägyptischen (schwarzen) Waare wird aus
Magneteisenstein, sandigem Thon (ball) und rothem Thon bereitet.
Die vier letzterwähnten Massen kommen lange nicht so theuer als
die weiße Waare und erfordern auch bei weitem keine so hohe
Temperatur beim Brennen; sie sind daher im Vergleiche damit
weiche (soft) Massen.
9) Die mit Salz glasirte Waare wird aus sandigem Thon verfertigt,
dem etwas Sand zugesetzt wird, um die Masse offen zu erhalten,
oder sie weniger compact zu machen; für große salzglasirte
Irdenwaare aber verwendet man Topfscherben (potsherd), eine gebrannte und dann
gemahlene Waare, um die Masse noch offener und poröser, sowie
auch fähiger zu machen plötzliche Erhitzung und Erkältung
auszuhalten. Diese Waare ist in Gasthöfen, chemischen Fabriken
etc. sehr im Gebrauch; sie wird während des Brennens der Wirkung
der Flamme ausgesetzt, wogegen andere Sorten Irdenwaare in
Kapseln vor den Flammen geschützt werden.
VII. Die Glasur verglast die Oberfläche der Masse und macht sie
fähig Säuren zu widerstehen. Es ist für den Fabrikanten von
großer Wichtigkeit, eine Glasur zu erhalten, die nicht abspringt
oder sich abschält; er kann eine gute Masse ausfindig machen,
aber deßwegen noch keine Glasur besitzen, welche für dieselbe
paßt; denn nicht jede Glasur haftet an einer und derselben
Masse; deßwegen hat auch jeder Fabrikant eine Glasur von
besonderer Zusammensetzung.
1) Die zur Bereitung der Glasur für Weiße Irdenwaare dienenden
Substanzen sind Borax, Porzellanerde, Feuerstein, Granit,
Pariserweiß und Bleiweiß.
Um die Glasur darzustellen, wird vorher eine sogenannte Fritte (frett) bereitet, die aus Borax, Porzellanerde,
Feuerstein, Granit und Pariserweiß besteht, welche
miteinander in einem Ofen geschmolzen werden und die man hierauf
in Wasser fließen läßt, wodurch sie, in Folge des mechanisch
sich dazwischensetzenden Wassers kurz gemacht und ihr Anhängen
an dem Boden des Gefäßes verhindert wird, so daß sie viel
leichter zu zerstoßen ist. Die Fritte ist ein schönes Glas,
welches durch etwas Eisen gefärbt ist und wird mit Granit,
Feuerstein und Bleiweiß gestoßen und mit Wasser abgerieben. Dieß
bildet die Glasur für weiße Waare.
Analyse derweißen
Glasur.
Analyse
der Fritte.
Kieselerde
43,66
55,98
Kalk
0,52
2,52
Thonerde und
Eisenoxydul
9,56
10,38
Borax
20,08
31,12
kohlensaurer
Kalk
10,88
–
kohlensaures
Blei
15,19
–
––––––––––––––––––––
99,89
100,00
Specifisches
Gewicht
2,345.
Von einem aus Amerika gebrachten, dort einige Fuß tief im Boden
gefundenen Stück Irdenwaare wurde die Glasur untersucht und aus
Kieselerde, Eisen, Thonerde, Kalk, schwefelsaurem Kalk und
Antimon bestehend gefunden; es war dieß eine sehr hübsche und
gute weiße Glasur, die eine gewöhnliche rothe Thonmasse
einschloß.
2) Die Glasur der Rockingham-Waare besitzt einen hübschen
bräunlichen Metallglanz und wird aus Granit, Feuerstein,
Braunstein, Mennig und Thonschlamm von Milchconsistenz
bereitet.
3) Die Glasur der gewöhnlichen schwarzen Waare wird aus denselben
Materialien in andern Mengenverhältnissen bereitet und hat ein
glänzendes, schwarzes Aussehen.
4) Die Glasur zur gelben Irdenwaare (cane) wird aus Feuerstein, Mennig und zersetztem
Granit bereitet.
5) Die ägyptische (schwarze) Irdenwaare verdankt ihren Werth der
schönen und reichgefärbten schwarzen Glasur, welche aus
Feuerstein, zersetztem Granit, Mennig und Braunstein bereitet
wird.
Diese vier letzten Glasuren werden durch Anrühren der Substanzen
mit einer gewissen Menge Wasser und Passiren durch ein sehr
feines Sieb oder Beuteltuch bereitet. Die Glasuren erfordern
keine so hohe Temperatur, um sie auf der Oberfläche der Waare zu
schmelzen, als deren Masse beim Brennen.
6) Als Glasur für sogenannte salzglasirte Waare dient Kochsalz,
welches durch eine Anzahl kleiner in der Decke des Ofens
angebrachten Löcher in denselben hineingeworfen
wird, sich in allen Regionen des Ofens verbreitet und die Waare
glasirt. Es ist anzunehmen, daß dabei ein Zersetzungsproceß mit
dem Salze stattfinde; das Chlor des Salzes verbindet sich
nämlich mit dem Wasserstoff des Wassers, welches mechanisch im
Salz eingeschlossen ist und bildet salzsaures Gas, welches davon
geht, während das Natrium sich mit dem Sauerstoff des Wassers
verbindet und sich dann mit der Kieselerde der Irdenwaare
vereinigt, kieselsaures Natron bildend, welches auf deren
Oberfläche schmilzt. Das Salz wird nicht eher in den Ofen
geworfen, als bis derselbe die erforderliche höchste Temperatur
erreicht hat.
Tabelle über die Zusammensetzung der
Thonarten und Porzellane in wasserfreiem Zustande.
Textabbildung Bd. 107, S. 206
Kieselerde;
Thonerde; Eisenoxydul; Kalk; Talkerde; Phosphorsaur. Kalk
und Eisenoxydul; Alkali und Verlust; Spec. Gewicht;
Cornwall'sche Porzellande; Sandiger Thon; Pfeifenthon;
Blauer Thon; Rother Thon; Feuerbeständiger Thon (fire clay);
Gelber Thon; Engl. Porzellanwaare; Berliner Waare; Besseres
chinesisches Porzellan; Geringeres chinesisches; Porzellan;
Ordinäre englische weiße Irdenwaare