Titel: | Ueber Mästung des Viehes mit Leinsamen. |
Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. CXI., S. 459 |
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CXI.
Ueber Mästung des Viehes mit
Leinsamen.
Aus dem Moniteur industriel, 1848 Nr. 1205.
Ueber Mästung des Viehes mit
Leinsamen.
Die Vorzüge des (bereits im polytechn. Journal Bd. CV S. 307
besprochenen) Warnes'schen Verfahrens
der Viehmästung mittelst Leinsamenmehls finden in
Großbritannien, wo dieses Verfahren unter Modificationen sich
überall verbreitet, allgemeine Anerkennung.
Hr. Davey, ein Landwirth in der
Grafschaft Cornwallis, bedient sich zum Mästen seines Hornviehs
der Leinsamenkuchen, welche auf folgende Weise mit Roggenmehl
vermengt, gekocht werden.
10 1/2 Kilogr. zerdrückten Leinsamens werden allmählich in einen
Kessel eingetragen, der ungefähr 63 Kil. kochenden Wassers
enthält; alsdann werden 33 1/2 Kilogr. Roggenmehl und eine
gewisse Menge Salz zugesetzt; von der Mischung, welche wohl
umgerührt und in Formen gebracht wurde, um Kuchen von je 3
Kilogr. zu bilden, werden in der Regel 36 Kuchen erhalten, die
von einem Manne und zwei Mädchen in einer Stunde zubereitet
werden können.
Man gibt dem in der Mast befindlichen Ochsen täglich einen
solchen Kuchen; außerdem noch 36 Kil. Rutabagas (gelbe
schwedische Rüben), und 36 Liter Stroh- und
Futterhäcksel, welche mit Leinsamenschleim getränkt wurden.
Auf folgende Weise wird der Leinsamen mit dem Häcksel vermengt;
man kocht 5 1/2 Kil. gemahlenen Leinsamen in 108 Kil. Wasser und
schüttet dann das Ganze in eine Kufe, welche ungefähr 18
Hektoliter Futter oder Stroh enthält; während eine Person nach
und nach den kochenden Schleim einschüttet, rührt eine andere so
lange um, bis die Flüssigkeit ganz verschluckt ist. Bei dieser
Futterung kömmt ein Ochs täglich auf 1 1/4 Fr. (35 Kreuzer) zu
stehen.
Wo Steckrüben (Turneps) gedeihen, wie dieß im vorigen Jahr in
Belgien der Fall war), können sie statt der schwedischen Rübe
angewandt werden, die nicht überall gebaut wird; es kömmt dann
eine Tagsration, nicht ganz auf einen Franc zu stehen.
Die Mästung dauert auf diese Weise 120–130 Tage; sie ist
sehr ökonomisch und der von dem Ochsen fallende Dünger von
ausgezeichneter Qualität.
Ein anderer Landwirth, Hr. Daubuy,
welcher seit ziemlich langer Zeit ein ähnliches Verfahren
befolgt, berichtet folgendes:
Am 11. Septbr. 1846 kaufte ich 8 Ochsen aus Devonshire um 2450
Fr. Die von einem Sachverständigen untersuchten Thiere wurden
sehr mittelmäßig befunden; sie hatten auf der Stoppelweide
gelebt, bis ich sie an mich brachte, wo ich sie dann in den
Stand stellte, um sie mit einem Gemenge von Leinsamen, gehacktem
Gersten- und Erbsenstroh zu mästen. Bis zum 15. Mai
verzehrten sie:
Gerstenstroh
um
225
Fr.
Erbsenstroh
326,50
„
Leinsamen
210 „
Gehacktes Heu,
Strohabfälle und 36 Liter Möhren
(carottes blanches)
täglich
255 „
–––––––––
1016,50 Fr.
Ich verkaufte sie dann um 4362,50 Fr., hatte also einen
bedeutenden Nutzen daran. Vorzüglich empfiehlt sich nach Daubuy dieses Verfahren dadurch, daß
man mit Vortheil nicht nur mittelmäßiges Futter, sondern auch
Getreideabfälle reichen kann und also in Stand gesetzt ist bloß
Getreide bester Qualität auf den Markt zu bringen.