Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. , S. 235 |
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Miscellen.
Miscellen.
Erfahrungen mit Holzrädern bei
Eisenbahnwagen.
In der neuesten Zeit hat man die Holzräder (auf eine
eigenthümliche Art angefertigt, welche im polytechn. Journal Bd.
CII S. 266 beschrieben wurde) in England vorzüglich bei schnell
gehenden Wagenzügen und namentlich bei Wagen erster Classe
angewandt, weil sie mehr Sicherheit als die eisernen Räder gegen
Stoß und Bruch bei Erzitterung gewähren und mit viel weniger
Geräusch gehen. Nach einem Bericht in der
Eisenbahn-Zeitung, 1847 Nr. 45, hat sich nun aber bei
längerm Gebrauch an diesen Rädern ein Umstand gezeigt, welcher
es rathsam macht von deren Anwendung abzustehen. Es hat sich
nämlich gezeigt, daß die Reifen, wenn sie in Folge der Abnutzung
unrund geworden sind, nicht bis zu einer so weiten Gränze
nachgedreht werden können, als dieß bei den eisernen Rädern
stattfindet. Sobald nämlich der Reif
des Holzrades bis auf eine Stärke von 7/8 Zoll reducirt ist,
bietet er nicht mehr genügenden Widerstand gegen die
vorkommenden Stöße, er schwingt in verticaler Richtung, zieht
sich in ovale Form, veranlaßt dadurch ein allmähliches Entstehen
von Spielraum in den anfänglich fest zusammengepreßten
Holzverbindungen und das Rad wird lose und unsicher. Bei
eisernen Rädern kann man dagegen die Reifen bis auf eine Stärke
von 1/2 Zoll abdrehen Mit Anwendung von Holzrädern ist daher
eine nicht geringe Steigerung der Betriebskosten der Eisenbahnen
verbunden.
Vaucher's Antifrictions-Metall
für Radbüchsen, Zapfenlager etc.
Hr. Dulong, Oberingenieur der
Eisenbahn von Paris nach Sceaux, theilte der Société
d'Encouragement seine Beobachtungen über die Legirung
aus drei Metallen mit, welche der Baron Vaucher erfand und in Frankreich sich patentiren
ließ.
„Diese Legirung ist wesentlich verschieden von dem
Antifrictionsmetall der HHrn. Grafton und Goldsmith
(polytechn. Journal Bd. XCVI S. 81), obgleich das Zink
ebenfalls ihr vorherrschender Bestandtheil ist. Vaucher's Legirung hat keine
unwandelbare Zusammensetzung, sondern man ändert dieselbe
nach den Zwecken ab, wozu sie bestimmt ist; ihre Farbe ist
graulichweiß; sie hat mehr Glanz als Zink und etwas
weniger als Zinn; ihr Bruch zeigt einen sehr starken
Metallglanz und eine blätterige Krystallisation, sehr
ähnlich derjenigen des Zinks. Sie ist leicht zu bearbeiten,
nimmt eine schöne Politur an und fühlt sich merklich fettig
an; ihre Harte und Dehnbarkeit sind nicht gleichbleibend,
sondern variiren mit dem Verhältniß ihrer Bestandtheile;
ihre Schmelzbarkeit, welche ebenfalls von der
Zusammensetzung abhängt, stimmt ziemlich mit derjenigen des
Zinks überein.
Dieser großen Schmelzbarkeit verdankt die neue Legirung die
meisten ihrer schätzbaren Eigenschaften; dieselbe gestattet
nämlich zu vielen Zwecken das Formen in Sand durch den
Schalenguß zu ersetzen, so daß alle Handarbeit erspart wird,
welche das Ueberarbeiten der in Sand gegossenen Artikel
erfordert. Für Zapfenlager, Radbüchsen etc. gestattet diese
Schmelzbarkeit der Legirung, das Metall in dünner Schicht
mit ihr zu überziehen, so daß ein ähnliches Resultat erzielt
wird, wie durch die Einsatzhärtung, nämlich eine harte
Oberfläche und eine hämmerbare Hülse; dadurch lassen sich
solche Gegenstände sehr wohlfeil herstellen und in
brauchbarem Zustand unterhalten, weil man bloß die reibende
Oberfläche zu erneuern braucht, ohne das ganze Stück zu
ersetzen.
Um sicher zu seyn, daß sich der Ueberzug wegen seiner
geringen Dicke nicht ablöst, verzinnt man das zu
überziehende Stück; wenn es aus Bronze besteht, kann man es
mit der Metalllegirung selbst verzinnen, nachdem man seine
Oberfläche zuvor erneuert hat.
Da Vaucher's Legirung so
leichtflüssig ist, so hat man auch keine Blasen zu
befürchten und kann sich mittelst des Schalengusses die
Kruste der gegossenen Stücke erhalten, welche dann viel
dauerhafter sind, weil ihre Oberfläche immer viel härter als
das Innere ist.
Für Radbüchsen, Zapfenlager etc. gewährt Vaucher's Legirung endlich noch
den großen Vortheil, daß sie die Achsen conservirt und
überhaupt alle eisernen Theile welche sich gegen sie
reiben.
Die Versuche mit der neuen Metalllegirung, welche seit acht
Monaten auf der Eisenbahn von Paris nach Sceaux fortgesetzt
wurden, ergaben: 1) daß die Wagenbüchsen für Personenwagen
dadurch um mehr als die Hälfte wohlfeiler hergestellt werden
können; 2 daß die Büchsen nach dem Durchlaufen von 10,000
Kilometer keine merkliche Abnützung zeigten; 3) daß die
Achsenspindeln sich in solchen Büchsen vollkommen
conserviren und daß man auch viel weniger Schmiere braucht
als bei den bronzenen Büchsen.
Anstatt neue Büchsen anzuschaffen, lassen wir jetzt die
abgenutzten bronzenen Büchsen innen mit Vaucher's Legirung überziehen; in
kurzer Zeit werden alle unsere Räder mit diesen neuen
Büchsen versehen seyn.“ (Bulletin de la Société d'Encouragement,
November 1847, S. 664.)
Ueber die Verhinderung der Krustenbildung
in Dampfkesseln.
Hrn. Chair in Toulon wurde bekanntlich
im J. 1837 von der Société
d'Encouragement eine goldene Medaille für seine
Entdeckung zuerkannt, daß der Thon die Krustenbildung in den
Dampfkesseln verhindert. Derselbe theilte unlängst dieser
Gesellschaft mit, daß Hr. Roux,
Befehlshaber der Dampfcorvette „Caiman“
sehr gute Resultate bei der Anwendung des Thons erhielt, indem
seine Kessel nach dreimonatlichem Heizen vollkommen rein
blieben. (Bulletin de la
Société d'Encouragement, Octbr.
1847.)
Solcher Thon darf aber durchaus keinen Sand beigemengt enthalten,
weil derselbe vom Dampf mechanisch in den Cylinder mitgerissen
werden kann, wo er dann diesen und den Kolben ausschleifen
würde. Die Redact.
Die neuen Nachtlichter von Didier in Paris.
Der Ausschuß der Société
d'Encouragement empfiehlt die neuen Nachtlichter des
Hrn. Didier (rue du Faubourg Saint-Honoré, Nr. 4 in
Paris) als sehr zweckmäßig und bequem; sie sind jedoch etwas
theurer als die gewöhnlichen Nachtlichter.
Die allerdings sehr wohlfeilen gewöhnlichen Nachtliche mit
Dochten welche in Kork eingesetzt sind, bieten nicht die
wünschenswerthe Reinlichkeit dar; bisweilen brennen sie auch
schlecht und verzehren sich mitten in der Nacht.
Hr. Didier setzt seine Nachtlichter
aus 4 Theilen Talg (vorzugsweise Hammelstalg) und 1 Theil
Stearin zusammen; in der Mitte bringt er einen mit Wachs
getränkten Docht aus gebleichtem Werggarn an, welcher unten in
drei bis vier Zweige getrennt ist, so daß die Verbrennung nicht
nur ununterbrochen sondern auch gleichförmig stattfinden muß;
die untere Oberfläche des Nachtlichts überzieht er mit einer
Schicht Wachs; endlich klebt er rings um das Nachtlicht herum
eine Papierhülse.
Man stellt diese Nachtlichter in eine Untertasse, in welche man
vorher ein wenig Wasser (beiläufig eine halbe Linie hoch)
gegossen hat. Eine solche Nachtkerze verzehrt sich in 8–9
Stunden und gibt eine genügende, gleichförmige und geruchlose
Flamme da der Stoff derselben durch Schmelzen flüssig wird, so
ertheilt er dem Papier die nöthige Durchsichtigkeit für den
Durchgang des Lichts. Uebrigens kann man diese Hülse durch ein
Rohr aus mattem Glas ersetzen.
Hr. Didier verkauft diese Nachtlichter
für 3 Fr. 60 Cent. per Kilogramm; da 48 auf das Kilogramm
treffen, so kostet jedes 7 1/2 Cent., also stündlich nicht einen
ganzen Centime. Sie kommen folglich beiläufig um die Hälfte
höher zu stehen als die gewöhnlichen Nachlichter, andererseits
aber auch um mehr als die Hälfte wohlfeiler als die Nachtlicher
aus Wachs. (Bulletin de la
Société d'Encouragement Oct. 1847, S.
594.)
Erzeugung eines grünen Goldglanzes auf
Leder, von L. Lanzenberg.
Um dem Leder einen grünen Goldglanz, wie wir ihn an den
Flügeldecken der spanischen Fliegen und anderer Käfer
wahrnehmen, zu geben, überstreicht man das auf einem Tische
glatt ausgebreitete weißgahre Leder mit einer Lösung von Leim
oder Gummi arabicum, oder auch mit einer Lösung von Alaun, oder
Potasche, oder Weinstein, und reibt dann die Oberfläche so lange
mit gemahlenem Blauholz, bis die gewünschte Farbe zum Vorschein
kommt. Der Glanz wird noch erhöht, wenn man das Leder nach der
ersten Operation mit Blut bestreicht und abermals mit
Blauholzpulver frottirt. Das zu diesem Zweck anzuwendende
Blauholz muß aber vorher, mit Wasser angefeuchtet, so lange an
einem mäßig warmen Orte stehen, bis eine Gährung desselben
eingetreten ist, in Folge welcher es erst den schillernden Glanz
erlangt, den man dann auf das Leder überträgt. Das Trocknen und
weitere Bearbeiten des Leders erfolgt auf die gewöhnliche Weise.
(Aus den Brevets d'Invention, 1847,
durch das polytechn. Centralbl., 1847, S. 1096.)
Neues Verfahren zum Versilbern des
Glases.
Hr. Choron, Prof. der Chemie am Lyceum
zu St. Denis (Insel Bourbon), hat der franz. Akademie der
Wissenschaften folgendes Verfahren hiezu mitgetheilt:
1) Man breitet eine Schicht von einer Auflösung salpetersauren
Silbers in Weingeist (von 38° Tralles) auf der zu
versilbernden Fläche aus; 2) man setzt diese Schicht dem
Ammoniakgas aus, bis sie auf der Oberfläche des Glases
krystallisirt; 3) endlich taucht man das so vorbereitete Glas in
eine Auflösung von salpetersaurem Silber in Weingeist, welche
mit Gewürznelkenöl versetzt ist.
Die ganze Schwierigkeit besteht darin, das geeignetste Verhältniß
zwischen den Bestandtheilen dieser Auflösung zu treffen. (Technologiste, Novbr. 1847.)
Fortschritte in einzelnen Zweigen der
brittischen Industrie.
Prof. Dumas hielt in der Versammlung
des Ausschusses der Société
d'Encouragement, deren Präsident er gegenwärtig ist, am
24. Novbr. v. J. einen Vortrag über die Gegenstände, welche
Während seines letzten Aufenthalts in England und Schottland
seine Aufmerksamkeit besonders fesselten.
Dünger. Den Dünger, welchen man in
diesen Ländern vorzugsweise anwendet, erhält man aus Knochen
oder Fleisch-Ueberresten, die man mit Schwefelsäure
vermischte, welche ihre Zersetzung bewirkt und sie in
schwefelsauren und phosphorsauren Kalk verwandelt; die
Landwirthe nehmen diese Zubereitung der Knochen selbst vor (man
vergl. darüber polytechn. Journal Bd. CV S. 388). Uebrigens
fabricirt man besondere Düngersorten für die verschiedenen
Bodenarten und Culturen, z.B. Getreide, Kartoffeln etc. Thomas
Richardson in Newcastle betreibt
hauptsächlich die Düngerfabrication.
Kautschukröhren für Wasser- und
Gasleitungen. Aus dem mit Schwefel behandelten,
sogenannten vulcanisirten Kautschuk verfertigt man
Leitungsröhren für das Leuchtgas; das Gas wird mittelst dieser
Röhren überallhin geleitet und zu zahlreichen industriellen
Operationen angewandt. Dieselben Kautschukröhren benutzt man
auch zum Fortleiten von Flüssigkeiten; anstatt der Hähne
versieht man sie mit einer Art hölzerner Zangen, die man an der
erforderlichen Stelle anbringt und schließt, um das Auslaufen
der Flüssigkeiten aufzuhalten. Man trifft im Handel solche
Röhren von allen Größen zu den verschiedensten Zwecken an. Aus
vulcanisirtem Kautschuk verfertigt man auch Treibriemen für
Maschinen, Ventile für Tintenzeuge, welche sich beim Einführen
der Schreibfeder öffnen und beim Herausziehen derselben wieder
schließen, so daß die Tinte gegen die Berührung der Luft
verwahrt bleibt.
Gaslampen. Das Gas wird jetzt immer
mehr auch zum Beleuchten der Privatwohnungen angewandt; die
Nachtheile, welche ein zu starkes Licht für die Augen
verursacht, vermeidet man dadurch, daß man die Lampen in den
Zimmern sehr hoch anbringt. Asphyxien und Explosionen finden bei
dieser Beleuchtung höchst selten statt, weil die
Gaserzeugungs-Apparate, die Verbindungsröhren und Hähne
sehr sorgfältig verfertigt sind und das Gas vollkommen gereinigt
ist.
Fabrication von Blutlaugensalz ohne
thierische Substanzen. Das Verfahren zur Fabrication
von Cyankalium ohne Anwendung thierischer Substanzen, bloß durch
die Einwirkung des atmosphärischen Stickstoffs auf Kohle und
Kali, wurde von den HHrn. Possoz und
Boissière in Frankreich
entdeckt und dann in England eingeführt, wo es bereits in sehr
großem Maaßstab angewandt wird (man vergl. die in England
patentirte Verfahrungsart im polytechn. Journal Bd. XCV S. 293
und Bd. CIV S. 446). Ungeheure Quantitäten von Blutlaugensalz
kommen jetzt zu dem mäßigen Preis von 3 Francs per Kilogramm in
den Handel; das getrocknete Blut, welches früher zur
Blutlaugensalz-Fabrication unentbehrlich war, kommt nun
der Landwirthschaft für Dünger zu gut. (Bulletin de la Société d'Encouragement,
Nov. 1847, S. 671.)
Lowitz'scher Cement.
Nach D. J. Stumpf ist dieser Cement
bei den Mainzer Festungsbauten als Auftrag auf die
Casemattengewölbe, wie auch zum Schutz von Holz gegen das
Durchdringen von Feuchtigkeit benutzt und sehr bewährt befunden
worden. Er besteht aus 65 Theilen Kreide, 34 Theilen Colophonium
und 1 Theil Terpenthinöl. Das Golophonium wird geschmolzen, die
Kreide und das Terpenthinöl unter beständigem Rühren dazu
gemischt und hierauf die Masse auf Blechtafeln ausgegossen,
worauf sie schnell erhärtet. Bei der Anwendung dieses Cementes
im Bauwesen werden 60 Pfd. davon in einem Kessel geschmolzen und
120 Pfd. reiner trockener Sand nebst 5 Maaß Steinkohlentheer
darunter gerührt. Diese Masse wird mit Mauerkellen aufgetragen
und in beliebiger Dicke breit gestrichen; sie ist bindend und
wird fast so hart wie Stein, ohne jedoch leicht brüchig zu seyn.
(Monatsblatt des Gewerb-Vereins für das Großherzogthum
Hessen, 1847, Nr. 5.)
Ueber ein neues Mittel das Ausbleichen
oder Vertilgen der Schriftzüge auf Documenten zu entdecken, von
Chevallier und Lassaigne.
Die Verfälschung beschriebener Papiere durch Ausbleichen der
Schrift ist (in Frankreich) auf einen hohen Grad von
Vollkommenheit gebracht worden. Ein Untersuchungsrichter zeigte
uns ein Document, welches als verfälscht betrachtet wurde und
worauf durch Behandlung desselben mit geeigneten Reagentien
nichts zum Vorschein gebracht werden konnte, während durch ein
bis jetzt geheim gehaltenes Verfahren die alten Schriftzüge
wieder erschienen.
Wir untersuchten mit der größten Sorgfalt ausgebleichtes
gestempeltes Papier, worauf die alte Schrift durch jenes
Verfahren wieder zum Vorschein gebracht worden war, und kamen
dadurch auf den richtigen Weg. Wir überzeugten uns nämlich, daß
dieses Papier eine gelbe Farbe angenommen hatte und nicht mit
einer Flüssigkeit behandelt worden war, woraus wir schließen
mußten, daß die gelbe Farbe desselben durch ein Erwärmen
entstand, welches so weit getrieben wurde, daß das Papier sich
nicht verkohlen, sondern bloß gelb färben konnte. Durch Versuche
mit ausgebleichten Documenten überzeugten wir uns auch bald, daß
wir Recht hatten; solche Papiere nämlich, auf welchen weder in
Gallapfelauszug, noch in einer Auflösung von Blutlaugensalz eine
Schrift zum Vorschein kam, lieferten beim Erwärmen Züge, welche
man lesen konnte.
Damit die Operation gelingt, muß man folgendermaßen verfahren:
man macht in einem Ofen Gluth in geeigneter Menge an und hält
dann das zu untersuchende Papier an das Feuer, indem man sich so
stellt, daß es nicht verbrennen, sondern nur eine zarte rostgelbe Farbe annehmen kann; war
auf demselben eine alte Schrift ausgebleicht, so erscheint sie
wieder. (Journal de Chimie
médicale, Nov. 1847, S. 581.)
Ueber den Zuckerstoffgehalt der
Runkelrüben, von Barreswil und Michelot.
Die von Pelouze im Jahr 1831
beobachtete und von Peligot
bestätigte Thatsache, daß die gesunde Runkelrübe nur
krystallisirbaren Zucker enthält, hat sich auch uns bewährt.
Unsere Beobachtungen wurden mit Wurzeln von verschiedenem Alter,
von der Bildung der Würzelchen an bis zur Blüthezeit,
angestellt. Das Mengenverhältniß des Zuckerstoffs wurde in sehr
kurzen Zwischenräumen bestimmt.
Die analytischen Resultate ergaben, wie Hr. Pelouze schon beobachtet hatte, daß der
Zuckerstoffgehalt nicht nur nach den Varietäten, sondern auch
bei einer und derselben Runkelrübensorte nach einer Menge von
Umständen verschieden ist. So bewirkt z.B. der Einfluß von Regen
oder Trockne einen solchen Unterschied, daß das Gewicht der
Runkelrübe durch Verlust oder Aufsaugung von Wasser in Zeit von
8 Tagen um 25–30 Proc. differirt.
Aus unseren zahlreichen Versuchen geht hervor, daß der
Zuckergehalt der (in der Erde gekeimten) sehr kleinen
Runkelrüben wirklich sehr verschieden ist, von demjenigen der
etwas starken Rüben und daß er in beinahe constantem Verhältniß
steht zur Menge trockner Substanz, gleichviel wie groß die
Wurzel sey. Ein sechsmonatlicher Aufenthalt in Silos (freilich
während eines trocknen Winters) verändert die chemische
Beschaffenheit der Runkelrüben gar nicht und hat auf ihren
Zuckergehalt keinen merklichen Einfluß. Endlich bleibt die
Zuckermenge, welche im Samen null ist und in den jungen Wurzeln
beständig zunimmt, in den Mittlern und großen Rüben stationär
bis zur völligen Reife und nimmt dann während der ganzen Periode
der zweiten Vegetation immer ab. (Comptes
rendus, 1847, 2tes Sem. Nr. 6.)
Bonnet's Verfahren das Blut zum
Gerinnen zu bringen.
Hr. Bonnet, welcher das Blut der
Pariser Schlachthäuser zu Dünger verarbeitet, theilte der Société
d'Encouragement seine Verfahrungsarten mit, wodurch er
das Blut zum Gerinnen bringt und es austrocknet; der
Beschreibung waren Proben beigelegt 1) von reinem geronnenen
Blut, wie man es unmittelbar erhält und welches für sich mit der
größten Leichtigkeit abtropft, ohne daß man es auszupressen
braucht; 2) solches geronnenes und dann ausgetrocknetes
Blut.
Das Blut kommt fast augenblicklich zum Gerinnen, wenn man es mit
salzsaurem Eisenoxyd versetzt, welches auf folgende Weise
bereitet ist:
100 Theile Englischroth und 80 Theile Salzsäure werden vermischt
und zusammen gekocht, indem man sie 25 bis 30 Minuten lang gut
umrührt. Man braucht von diesem Präparat nur beiläufig 5 bis 8
Proc. vom Gewicht des Bluts anzuwenden, je nachdem letzteres 6
oder 8° am Aräometer zeigt, um unmittelbar das fragliche
Product zu erhalten. (Bulletin de la
Société d'Encouragement, Jul. 1847.)
Ueber die stickstoffhaltigen Substanzen
des Mehls.
Die Erwartungen, welche man sich von der Auffindung des Legumins
(Pflanzencaseins) machte, um durch sie die Verfälschung des
Weizenmehls mit dem Mehl von Hülsenfrüchten aufzudecken, haben
sich durch Filhol's Versuche nicht
bestätigt, indem das Weizenmehl oft sehr große Mengen
auflöslichen Caseins enthält, die von Essigsäure leicht, vom
dritten Phosphorsäure-Hydrat aber nicht gefallt werden.
In noch viel größerer Menge als in den Körnern ist dieser Stoff
in den Keimen aller Getreidearten vorhanden Eben so im
Türkischkorn, dessen Keime bis 22 Proc. Oel enthalten. Filhol's Versuche ergaben ferner, daß
beinahe alle stickstoffhaltigen Körper pflanzlichen Ursprungs in
mehr oder weniger langer Zeit das Amygdalin in Bittermandelöl zu
verwandeln vermögen; ein Aufguß von Getreidemehl thut dieß in
5–6 Tagen, ein Aufguß von Türkischkorn in 3–4
Tagen, Bohnenmehl entwickelt anfangs einen Übeln Geruch,
welchem nach 10–12 Tagen ein sehr reiner
Bittermandelölgeruch folgt. Das in Folge der Keimung entwickelte
Diastas scheint der Erzeugung des Synaptas (des Stoffes, welcher
obige Umwandlung bewirkt) Einhalt zu thun. Kleber bewirkt die
Umbildung, jedoch langsam. Von Legumin befreiter Bohnenaufguß,
mit Rohrzucker und Kreide vermengt, nahm nach 20 Tagen ganz
deutlich den Geruch des Meerrettigöles an. Durch Gährenlassen
von Maismehl wurde eine kleine Menge Phocensäure erhalten. (Annales de Chimie et de Physique.
Octbr. 1847.)
Traubenkerne statt Kaffee.
Das von Professor Pickel zu Würzburg
vorgeschlagene Kaffeesurrogat, durch Zubereitung und Verwendung
der Traubenkerne, hat in Folge der von Hrn. Musca in Klingenberg zuerst
versuchten Nachahmung einen so allgemeinen Beifall gefunden, daß
daselbst beinahe kein anderer Kaffee mehr getrunken wird.
(Landw. Zeitschr. für Sachsen.)