Titel: Ueber eine sehr einfache und zweckmäßige Construction der Dampfmahlmühlen; von Dr. Ernst Alban in Plau (Mecklenburg).
Autor: Dr. Ernst Alban [GND]
Fundstelle: Band 108, Jahrgang 1848, Nr. XVII., S. 81
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XVII. Ueber eine sehr einfache und zweckmäßige Construction der Dampfmahlmühlen; von Dr. Ernst Alban in Plau (Mecklenburg). Mit Abbildungen auf Tab. II. Alban, über eine sehr einfache Construction der Dampfmahlmühlen. In meinem vor fünf Jahren erschienenen Werke, betitelt: die Hochdruckdampfmaschine, habe ich mich in einem eigenen Capitel über die zweckmäßigste Anwendung der Hochdruckdampfmaschinen auf verschiedene nützliche Verrichtungen und Zwecke des Lebens ausgesprochen, und meine Meinung unverholen zu erkennen gegeben, daß man hier die große und wichtige Aufgabe in der Mechanik: mit den möglich einfachsten Mitteln die höchsten Zwecke und Erfolge zu erreichen, noch wenig gelöst habe, indem man zwischen die Dampfmaschine und den durch sie in Betrieb zu setzenden Werken noch zu viele unnöthige und großen Kraftverlust herbeiführende Zwischenorgane in Anwendung bringt, die größtentheils ihren Ursprung finden in dem Vorurtheile, ja oft in der Unbeholfenheit der Mechaniker, von den alten stationären Formen der Dampfmaschinen nicht abzugehen; habe den Grundsatz dort aufgestellt, daß man die Wirkung der Kolbenstange einer Dampfmaschine nicht unmittelbar genug auf die Nutzlast übertragen könne, und gezeigt, in welche Ungereimtheiten und kraftzerstörende Verwickelungen man bei seiner Nichtachtung geräth; habe den Mechaniker strenge getadelt, der seinem Gewinn auf Kosten seiner Abnehmer unverzeihlich alle Rücksichten opfert; habe bewiesen, wie sehr er hiebei in Bezug auf die ihm aus dem Bau entspringenden Vortheile in Irrthum verfällt, indem er aus einer einfachen Maschine viel mehr reellen Gewinn zu ziehen im Stande ist, als aus einer größeren Masse von Arbeit, und wie es viel mehr Befriedigung dem denkenden und dem Fortschritt ergebenen Mann gewähren müsse, den wahren Vortheil der Abnehmer seiner Fabricate mit dem seinigen auf eine verständige Weise zu verbinden; habe endlich aufmerksam darauf gemacht, wie ein denkender Mechaniker selbst die Vorurtheile dieser Abnehmer und die Ohrenbläserei seiner Collegen als rechtlicher Mann nicht zu achten habe, da doch immer einmal eine Zeit kommt, wo Gediegenheit und rechtliche Gesinnungen den Sieg über alle Hindernisse, Verlästerungen, Verkennungen und Vorurtheile davontragen; wie er endlich die Ehre höher schätzen müsse, als alle Güter dieser unvollkommenen Welt. In diesem Sinne sind alle Vorschläge des obengenannten Capitels meines Werkes über Hochdruckmaschinen, und wohl mir! meine gute Absicht ist nicht verkannt; sie ist vieler Orten zu meiner größten Zufriedenheit und meiner höchsten Freude gewürdigt worden. Ich habe unter diesen Vorschlägen auch einige Zeilen einer zweckmäßigern Anwendung meiner Hochdruckmaschinen, sowie aller Dampfmaschinen überhaupt, auf Mahlmühlen gewidmet, und eine Skizze meiner deßhalb entworfenen Pläne mitgetheilt, die seitdem zu meiner großen Genugthuung durch die Erfahrung als zweckmäßig und meinen gehegten Erwartungen entsprechend dargestellt sind. Die gegenwärtigen Zeilen haben den Zweck, diese meine Pläne dem gewerbtreibenden Publicum näher vors Auge zu führen, und kräftiger und umfangreicher zu entwickeln, wobei der bisher durch dieselben erreichten glücklichen Resultate gedacht werden wird, um meine Leser möglichst von ihren Vortheilen zu überzeugen. Das Folgende ist also weder bloßer Plan noch Vorschlag, sondern eine an der Sonne der Erfahrung reifende Frucht, die meinem deutschen Vaterlande Segen und Gedeihen bringen wolle. Möge der wissenschaftlich gebildete Mechaniker meinen Plan wohl prüfen und beherzigen, und sollte er noch Bedenken haben in ihn einzugehen, so wird er mich sehr erfreuen, wenn er mir seine Zweifel offen ausspricht, und mich über meine etwanigen Irrthümer belehrt; denn ich bin nicht so egoistisch, daß ich nicht wahrhaft und lebhaft von dem Gefühle durchdrungen seyn sollte, daß alles menschliche Wissen, so also auch das meinige, eitel Stückwerk ist. Nur das Bewußtseyn meines redlichen guten Willens kann mir die Beruhigung geben, daß man die folgenden Zeilen mit Schonung beurtheilen und richten werde. Es war im Jahre 1844, als ich für den Müller S. in L. hier in Mecklenburg eine Dampfmühle von drei Mahlgängen zu bauen Auftrag erhielt. Ich ergriff diese günstige Gelegenheit, meinen in meinem Werke über Hochdruckdampfmaschinen skizzirten Plan in Ausführung zu bringen, mit hohem Interesse, jedoch stieß ich wegen Anlage eines schwingenden Cylinders auf Schwierigkeiten, und war genöthigt, im Laufe der Aufstellung hier eine Aenderung zu treffen, was denn auch, da ich schon auf dieses Ereigniß gefaßt war, sehr schnell und ohne großen Kostenaufwand geschah. Was die Construction der Mühle betrifft, so waren mir nach Herausgabe meines oben genannten Werkes manche Bedenken gegen den ihm zum Grunde liegenden Plan confidentiell von Männern mitgetheilt worden, vor denen ich Achtung hege, aber dennoch habe ich keinen Augenblick angestanden, die praktische Ausführung zu übernehmen, indem ich des günstigen Erfolges in jeder Beziehung gewiß war. Die hauptsächlichsten Bedenken dieser Männer betrafen die von mir in meinem Werke vorgeschlagene Verbindung der Dampfmaschine mit der Mahlmühle, wobei ein eigentliches Schwungrad an der Dampfmaschine ganz fehlt, indem dieses durch den Schwung der in Bewegung gesetzten Steine ersetzt wird. Sie waren der Meinung, daß hiebei heftige Stöße im Räderwerk stattfinden müßten, und daß ein etwaniges Voreilen der Steine verschiedener Gänge hier besonders fühlbar werden, und auf die Räder mit ganz besonderem Nachtheile wirken müßte. Von allem dem ist aber nie in dieser Mühle eine Spur bemerkt worden. Das ganze Werk geht so ruhig, und dabei so kraftvoll und schafflich, daß es in dieser Hinsicht wahrlich als Muster aufgestellt werden kann, und bald auch von andern Mechanikern nachgebaut zu werden verdient. Schade nur, daß dieses Werk nicht in die Hände eines Mannes kam, der diese Vortheile gehörig zu würdigen versteht, und im lebhaften Gefühle derselben der Mühle seine Aufmerksamkeit in dem Grade schenkt als sie es verdient. Diese Mühle wird nämlich in jeder Beziehung nachlässig und verkehrt behandelt – ein Umstand, der hier in Mecklenburg, wo man das Gewicht aufmerksamer Pflege und Wartung eines solchen Werkes noch nicht kennt, und zu nachlässig ist um es gehörig zu würdigen, fast allgemein vorkommt. Man ist zu sehr gewöhnt, mit den zum Theil in den jammervollsten Umständen sich befindenden Wasser- und Windmühlen des alten Regiments, von deren traurigem Zustande man sich im aufgeklärten Auslande kaum einen Begriff machen kann, umzugehen. Die schlechte Construction unserer Mühlen hat schlechte Müller herangebildet, die bei dem Mahlzwange, der hier größtentheils noch herrscht, sanft gebettet sind, oder, wie man sich hier wohl auszudrücken pflegt, im Fette leben, und da sie gar keine Concurrenz zu bestehen haben, nur darauf bedacht sind, ihre Mühle so einträglich als möglich zu machen, ohne auf ein gutes Product zu achten, welches unter solchen für sie so günstig sich stellenden Umständen ihnen ja doch abgenommen wird, wenn es auch den Namen des Mehls oft kaum verdient, viel weniger auf den eines guten Fabricates Anspruch machen kann. Die Mühlen werden hier noch immer von gewöhnlichen Mühlenbauern errichtet und in Reparatur erhalten, meistens bloßen groben ZimmerleutenDieß sind aber in Mecklenburg die geachteten bevorzugten Leute. Die Sicherheit, womit sie auftreten, eine unmittelbare Folge ihrer Unwissenheit, besticht den Laien, anstatt ihn vorsichtig zu machen, man hält für höhern praktischen Tact, was leere Effronterie ist. Man wirft sich ihnen blindlings in die Arme, weil sie goldene Berge versprechen, und verstehen, sich auf jede Weise, vorzüglich auf Kosten der Maschinenbauer, herauszustreichen, sowie das eigene Lob zu predigen. Gelingt ihr Werk, so ist großer Ruhm, im Gegentheil entschuldigt man sie, sieht durch die Finger, wo man kann, während man den vaterländischen gebildeten Maschinenbauer stets durch Mißtrauen quält, seine erworbenen günstigen Erfolge unbemerkt läßt, vergißt, sie wohl gar wegzudisputiren sucht, während man seine Fehler mit unerbittlicher Strenge richtet, mit einem gewissen Triumphe allenthalben veröffentlicht, sich darüber lustig macht, und auf jede Weise zum Ruin desselben zu benutzen strebt. Die Mühlenbauer sind allein die weisen Leute. Wie könnte ein wissenschaftlich gebildeter Maschinenbauer auch begreifen, was diese durch und durch praktischen Leute verstehen?! Steht doch ihr Wissen und Treiben auf einer Höhe, die dem studirten Manne unzugänglich ist, die er nie mit aller Kraft des Geistes, mit keiner manuellen Fertigkeit zu erklimmen vermag! O armes Mecklenburg! wie weit liegt es in industrieller Hinsicht noch mit dir im Argen, wenn du dich so noch in den Mitteln vergreifen kannst, auf technischem Wege fortzuschreiten, wenn du so wenig deinen wahren Vortheil erkennst und verstehst, wenn du so unwissend bist, deine Kräfte so verkehrt zu gebrauchen und so unnütz zu verschwenden! Wie viel Jahrzehnte müssen noch vergehen, bevor dir ein besseres Licht aufgeht, wie viele Wohlmeinende und Befähigte müssen noch zum Opfer fallen, bevor du auf den rechten Weg kommst! Du willst keine Industrie, weil du keine Industrie kennst, und die Anstrengung scheuest, sie kennen zu lernen weil es dir unbequem ist, aus dem alten Sauerteig herauszutreten, weil der Fabrikant ein unterrichteter, verständiger, geduldiger, mit einem geringen Verdienste vorliebnehmender Mann seyn muß, der von früh Morgens bis spät Abends sich quält und plagt, um im Schweiße seines Angesichtes sein bescheiden Brod zu essen, weil es angenehmer und bequemer ist, bei einer Bouteille Champagner den Schweiß der Untergebenen zu vertrinken, als sich geistig und körperlich abzumühen, als ein hochherziges Opfer dem Gemeinwohl zu bringen. Du quälst dich ab in Sophismen, um die Schädlichkeit des Anschlusses Mecklenburgs an den Zollverein, dieses commercielle patriotische Vereinigungsband Deutschlands, zu beweisen, weil du fürchtest, daß dann mancher Schmutz, worin du so warm sitzest, aufgekehrt werde, weil dann so manche unverdiente Bevorrechtungen Einzelner und einzelner Classen aufhören, und was die Hauptsache ist, daß der Wein, dieses Lebensverkürzungsmittel so vieler Mecklenburger, im Preise steigen würde., die von accurater Arbeit kaum einen Begriff haben, und die auf Kraftersparung nichts geben, da der liebe Gott ja Wasser und Wind umsonst gibt, und, wo diese vorhanden sind, sie auf eine unverantwortliche Weise zu vergeuden keine Gewissensbisse fühlen. Kein Wunder, daß bei solcher Sudelei die Müller keinen Begriff von einer guten und genau arbeitenden Mühle gewinnen, und von der nöthigen regelrechten Behandlung derselben weder eine Ahnung haben, nach dazu irgend einen Beruf fühlen. Die Mühle hat drei Gänge, einen Sand- oder Roggengang mit gewöhnlichen 5 Fuß 2 Zoll im Durchmesser haltenden sehr schweren Sandsteinen, und zwei Weizengänge mit sogenannten rheinischen Steinen, von denen die kleinern 4 Fuß und die größern 5 Fuß Durchmesser haben. Die Steine wurden deßhalb von so ungleichem Durchmesser genommen, weil sie einmal vorhanden waren, und der Besitzer keine neuen anschaffen wollte. Auf dem Boden über der Mühle liegt ein Walzwerk zum Vorquetschen des Weizens und eine Reinigungsmaschine; auf dem Boden, worauf die Steine arbeiten, ein französisches Sichtwerk. Außerdem liegen vor jedem größern Gange noch ein gewöhnliches Beutelwerk, wie es hier üblich ist, und vor dem kleinen Weizengange ein kurzes französisches Beutelwerk, welches ich auf ausdrücklichen Wunsch des Besitzers der Mühle und nach seiner Angabe einrichtete, weil er davon Nutzen für sich erwartete. Da hier die verderbliche sogenannte Paugenmüllerei noch immer Sitte ist, wobei jeder Mahlgast seine zu mahlenden kleinen Quantitäten Korns selbst kauft und zur Mühle bringt, und der Mehlverkauf von den Müllern nur nebenher betrieben wird, so war ein geregeltes Beutelsystem unanwendbar. Die Läufer der Gänge sind mit Balancirvorrichtung von eigenthümlicher von mir erfundener bequemer und später zu beschreibender Einrichtung, und ihre Mühleneisen laufen innerhalb der Bodensteine in messingenen Stellbüchsen, unten mit eingesetzter Pinne in einer Spur von sehr harter Messingcomposition, welche im runden gußeisernen Spurkasten so aufgestellt ist, daß die eigentliche messingene Spur durch eine starke Schraube auf- und niedergeschroben werden kann, je nachdem die Steine mehr oder weniger zusammengelassen werden sollen. Diese Schrauben werden durch gußeiserne, mit polirten Handgriffen versehene Haspelräder in Umtrieb gesetzt, die unter dem Stege so liegen, daß man leicht zu ihnen kommen kann. Das Aufschütten des Korns geschieht durch Conti'sche Aufschütter. Die drei Gänge liegen um ein gußeisernes Sternrad von 6 Fuß Durchmesser, welches mit hölzernen Kämmen versehen ist. Dasselbe sitzt auf einer starken gußeisernen Welle, die sich oben gleich unter dem Rade mit einem Halse in einem starken Lager, am unteren Ende aber mit eingesetzter gußstählerner glasharter Pinne in einer Spur von gleichem Materiale dreht, die in einem Spurkasten mit Stellschrauben ruht. Die Steingetriebe sind sämmtlich von Gußeisen; die für die beiden großen Gänge haben 4 Fuß, das des kleinen Ganges 3 1/2 Fuß Durchmesser. Sie können alle durch Schrauben aus dem Eingriff ins große Mittelrad gehoben, und in dieser Stellung erhalten werden. In der Decke des Mahlgerüstes, das von gutem trockenen Holze construirt ist, dreht sich in einem Lager eine durch den zweiten Mühlenraum gehende eiserne abgedrehte stehende Welle. Sie trägt an ihrem untern Ende eine Art Mitnehmer, der mit der Warze der Kurbel in Verbindung steht. Diese Warze ist in einen stärker gegossenen Arm des Hauptrades eingesetzt und auf dieselbe wirkt die Bläuelstange der Dampfmaschine unmittelbar ein. Die obere stehende Welle setzt durch Riemenräder und Riemen im zweiten Mühlenraume oder auf dem ersten Boden, wo die Steine arbeiten, folgende Apparate in Bewegung: 1) die Speisepumpe der Dampfmaschine; 2) den Gouverneur derselben; 3) das große französische Beutelwerk auf dem zweiten Boden durch conische Räder; 4) das Walzwerk; 5) die Reinigungsmaschine und 6) durch Reibungsräder die Aufwindevorrichtung. Die im untern Raume befindlichen Sichtwerke werden durch Drei- und Vierschläge an den Steingetrieben, das kleine französische Beutelwerk aber durch einen Riemen von dem Mühleisen des kleinen Ganges aus betrieben. Die Dampfmaschine steht in einem besondern Zimmer, und Kessel und Speisepumpe befinden sich in einem andern neben demselben. Die Dampfmaschine besteht nur aus folgenden Organen: 1) aus dem horizontal liegenden Dampfcylinder von 9 Zoll Lichtendurchmesser, übrigens von gewöhnlicher Einrichtung; 2) der Steuerung auf demselben. Sie ist mit ihren Dampfleitungscanälen auf denselben festgeschroben und nach einem neuern Princip mit Abschluß à la Edward's eingerichtet; 3) dem Kolben und der Kolbenstange. Ersterer hat Hanfliederung (siehe mein Werk über Hochdruckdampfmaschinen), letztere reicht durch ein Loch in der Wand in die Mühle hinein, und trägt 4) ein Kugelgelenk von der im eben angeführten Werke S. 523 beschriebenen, und auf Tab. V, Fig. 16 und 17 abgebildeten Einrichtung, welches an zwei gußeisernen Schienen Führung erhält, und 5) der Bläuelstange, die durch das Kugelgelenk mit der in das große Sternrad eingesetzten Warze auf die bei mir gewöhnlich übliche Weise beweglich verbunden ist; 6) aus dem Gouverneur, der die an dem Dampfrohr befindliche Drosselklappe regulirt. Der Kessel ist einer meiner Herzkessel mit achtzehn 7 Zoll weiten, genieteten eisernen Sied oder Entwicklungsröhren von 3/16 Zoll MetallstärkeIch habe später Herzkessel mit weiteren Entwicklungsröhren gebaut, die einen sehr guten Erfolg hatten. Der Kessel der L. Muhle ist ein solcher, und zwar unstreitig der gelungenste von denen die ich baute. Der Grund, warum ich weitere Röhren, wie die in meinem Werte empfohlenen, nahm, war einfach der, daß ich gern eiserne, und zwar genietete Röhren anwenden wollte, da die kupfernen Röhren die Herzkessel sehr verteuerten, und manche Unbequemlichkeiten in ihrem Gefolge hatten, namentlich was ihre dampfdichte Verbindung mit der hinteren Herzplatte betraf. Ich habe diese Röhrenkessel, von denen einer sogar ohne Herz war, sowie manche andere Hochdruckdampfmaschinen betreffende Gegenstände in einem Werke niedergelegt, welches ich als Fortsetzung meines Hauptwerkes über diese Gattung Dampfmaschinen herauszugeben beabsichtigte. Weiter unten habe ich erwähnt, weßhalb es bis jetzt nicht öffentlich erschien. und zwei Recipienten von 15 Zoll äußerm Durchmesser und von 1/4 Zoll starkem Eisenbleche. Speisepumpe und Saugepumpe stehen in einer und derselben Wassercisterne und werden durch eine Riemenscheibe und Kurbel in Bewegung gesetzt.Auch diese Anordnung war in eben berührter Fortsetzung meines Werkes über Hochdruckmaschinen enthalten. Die Dampfmaschine hat 2 Fuß Hub und macht 60 Doppelhube in der Minute, während welcher Zeit die 5füßigen Steine 90 und die kleinen 4füßigen 105 Umgänge machen. Es wird mit einem Dampfdrucke von 90 bis 100 Pfd. auf den Quadratzoll gearbeitet, und der Dampf im Cylinder auf ein Drittel des Kolbenhubes abgeschlossen. Als die Maschine zuerst in Gang gesetzt wurde, gingen der Sandgang, der kleine Gang, Walzwerk und Sichtwerke schon mit 75 Pfd. Druck auf den Quadratzoll, und zwar mit gesetzlicher Kraft, Geschwindigkeit und Schafflichkeit, und bei einer Feuerung von völlig zertretenem, fast in Pulver verwandelten, nassen, leichten und viel Asche absetzenden Stechtorf, der auf einer Rostfläche von 8 Quadratfuß brannte.Man vergleiche hier was ich in meinem Werke über Hochdruckmaschinen S. 504 über unsern Mecklenburgischen Torf gesagt habe. Jeder wird gestehen müssen, daß diese Wirkung eine ganz vorzügliche genannt zu werden verdient. Sie ging über die contractlich versprochene hinaus, wonach sie nur zwei Mahlgänge gleichzeitig betreiben sollte, und zwar schon bei einem Dampfdruck, der weit unter dem gesetzlichen stand, und bei einer Feuerung, die gewiß nicht kläglicher gedacht werden kann. Die Mühle liefert sehr schönes, sowohl Roggen- als Weizenmehl, und, wie ich höre, hat der Besitzer die Lieferung von feinem Weizenmehl für den Hof bekommen, der früher seinen Bedarf an solchem Mehle aus Hamburg nahm. In diesem Augenblicke soll die Mühle in schlechtem Zustande seyn, nachdem sie kaum 4 Jahre thätig gewesen ist. Um einen Fingerzeig über die Ursachen dieses Zustandes zu geben, will ich den schriftlichen Befund eines meiner frühern Werkmeister und eines meiner Arbeiter, die vor 2 1/2 Jahren hingeschickt wurden, um sie zu repariren und restauriren, als Anhang an diese Abhandlung anschließen. Man wird daraus ersehen, wie man in Mecklenburg zum Theil mit Maschinen umgeht. Ich bin mir diese öffentliche Rechtfertigung insofern schuldig, als der Besitzer nicht ansteht, fortwährend über Mängel an seiner Mühle zu klagen, um mir den letzten Rest der Zahlung vorzuenthalten. So viel im Allgemeinen über die Einrichtung dieser Mühle. Ich habe eine Uebersicht derselben aus dem Grunde vorausgeschickt, um über meinen Plan erst dasjenige vorzulegen, was die Erfahrung bereits ins Licht gestellt und approbirt hat, und gehe nun zur nähern Beschreibung und Würdigung der der Mühle zum Grunde liegenden Principien und Einrichtungen über, wobei ich die seit jenem Bau in mir stattgefundene weitere Entwicklung und Vervollkommnung des ganzen Planes möglichst ausführlich darlegen werde. Zu diesem Zweck werde ich eine Mühle vor die Augen des Lesers führen, in der vier Mahlgänge durch eine Dampfmaschine von 20 Pferdekräften in Betrieb gesetzt werden. Diese Arbeit wird aber die Gränzen desjenigen Princips nur wenig überschreiten, welches ich zuerst in meinem Werke über Hochdruckmaschinen angeregt und vorgeschlagen habe, und welches ich, da es bisher noch nicht ausgeführt seyn dürfte, als neu betrachten kann. Es wird sich also nur handeln um die eigentliche Einrichtung der Dampfmaschine und die neue Uebertragung ihrer Bewegung und Kraft auf die vier Mahlgänge. Diejenigen Apparate, welche die weitern Operationen einer Dampfmühle zur bessern Vorbereitung und Reinigung des Korns vor dem Mahlen, und zur Gewinnung eines guten Mehls aus dem Schrote bezwecken, aber mit Stillschweigen übergehen, da sie bekannt sind, und in meiner Mühle durch keine neuen, bisher nicht ausgeführten und angewandten Einrichtungen ersetzt werden. Jedoch sollen einige interessante Bemerkungen über die von mir versuchte neue Weise, die Steine aufzuhängen, über meine Construction der Mühleisen und der Ausrück- und Luftwerke, die Nachahmung verdienen dürften, da sie die bisherigen an Zweckmäßigkeit, Einfachheit und Bequemlichkeit unbestreitbar übertreffen, angereiht werden. Zuerst möge man mir erlauben, einiges über die oben erwähnten Bedenken mancher Mechaniker in Bezug auf die Anwendbarkeit meines neuen Princips zu sagen, und einen Versuch zu machen, die Einwürfe, die bereits von der Erfahrung hinlänglich widerlegt sind, mit Gründen zu beleuchten und durch dieselben zu entkräften. Der vorzüglichste Einwand, der mir gemacht wurde, betraf, wie ich schon oben erwähnt habe, die bei dieser Einrichtung nicht zu vermeiden seyn sollenden Stöße im Räderwerk der Mühle. Da die Kraftäußerung einer einfachen Dampfmaschine auf die zu betreibenden Werke, so wirft man ein, eine sehr veränderliche ist, indem sie vermittelst einer Kurbel auf dieselben übertragen wird, in einzelnen Momenten, in den sogenannten todten Punkten sogar ganz cessirt, so kann, wenn kein Schwungrad vorhanden ist, welches die Veränderlichkeiten und Ungleichheiten ausgleicht, das Sternrad, auf welches bei meiner Mühle die Dampfmaschine zuerst wirkt, die Kraft nicht regelmäßig auf die Steingetriebe fortpflanzen, es wird nur in einigen Momenten die Bewegung derselben fördern, während in andern der Schwung der Steine Sternrad und Dampfmaschine über die todten Punkte bringen muß. Durch den Wechsel dieser verschiedenen auf das Sternrad einwirkenden Kräfte werden aber die Zähne desselben nicht auf einer Seite des Angriffs bleiben können, sondern in den todten Punkten muß ein Uebersetzen derselben von einem zum nächsten Zahn der Getriebe stattfinden, wobei nothwendig jedesmal ein fühlbarer Stoß im Räderwerk entsteht. Ferner, meinte man, gäbe die Erfahrung, daß einzelne Steine bei geringerm Widerstande des Korns den übrigen zuweilen momentan voreilten, und dadurch entstehe ein gleiches Uebersetzen der Zähne der Getriebe zwischen denen des Sternrades. Ich habe diese Schwierigkeiten beim Entwurf meines Planes nicht unberücksichtigt gelassen, und man würde mir Unrecht thun, mir hier eine Nichtbeachtung wichtiger Umstände vorzuwerfen; vielmehr ist ihnen auf eine so völlig genügende Weise begegnet, daß in der L. Mühle auch nicht eine Spur ihrer nachtheiligen Wirkung geblieben ist. Und dieses günstige Resultat habe ich dadurch erreicht, daß ich das Sternrad im Ringe schwer genug construirte, um ein mäßiges Schwungrad vorstellen zu können und der Dampfmaschine ein möglichst rasches Kolbenspiel gab. Die L. Dampfmaschine, sowie die nachher beschriebene machen 60 Doppelhube in der Minute. In der L. Mühle wiegt der Ring des Sternrades 8 Cntr., ein Gewicht, welches hinreicht, die Dampfmaschine mit ihrem raschen Kolbenspiele, wenn sämmtliche Steingetriebe ausgesetzt werden, also leer, völlig gleichmäßig über die todten Punkte zu bringen und ihre Bewegung regelmäßig zu machen. Diese Verstärkung des Ringes hat zugleich den wichtigen Nebenvortheil, daß sich die hölzernen Zähne in denselben viel dauerhafter, fester und sicherer einsetzen ließen, als bei der gewöhnlichen Stärke solcher Ringe. Gehen wir auf den zweiten Einwurf über, so dürfte es jedem Mechaniker einleuchten, daß er auch diejenigen Mühlen, in denen man sich großer Schwungräder bedient, treffen müsse, also meiner Vorrichtung nicht zum besondern Vorwurfe gereichen könne. Und aus welchen Gründen sollten die auf diese Weise bewirkten Stöße bei meiner einfachern Construction größer, stärker und fühlbarer seyn, und so schädlicher auf die Mühle einwirken können, als bei der gewöhnlichen Einrichtung? – Ist es nicht vielmehr wahrscheinlicher, daß das bereits durch die Erfahrung herausgestellte Gegentheil die Folge einer größern Nachgiebigkeit und Accomodation der verschiedenen, die Bewegung fortpflanzenden Organe gegen einander sey, die durch den unaufhaltbaren und stetigen Antrieb eines großen Schwungrades völlig vernichtet und aufgehoben werden? – Wird hier der Widerstreit in den Kräften und Bewegungen der einzelnen Theile nicht durch Nachgiebigkeit um ein Bedeutendes gemildert werden müssen, und zwar weit mehr als da, wo er auf eine unbeugsame Kraft stößt? Meine Vorrichtung dürfte also sowohl in diesem als in dem vorigen Falle mehr von Vorwürfen befreit erscheinen, als die gewöhnlichen Einrichtungen, ja sie wird selbst bei möglichen Stößen offenbare Vorzüge haben, indem diese Stöße hier nur zwischen zwei Gattungen von Rädern, dem Sternrade und den Steingetrieben stattfinden können, während sie bei der complicirten Einrichtung gewöhnlicher Dampfmühlen, bei welchen die Fortpflanzung der Kraft und Bewegung der Dampfmaschine auf die Steine durch eine größere Anzahl von Wellen und Rädern und deren Eingriffe ineinander geschieht, bei jedem neuen dieser Eingriffe verdoppelt und verdreifacht erscheint. Bei meiner Construction wirken noch dazu nur gußeiserne und hölzerne Zähne aufeinander ein, wobei Stöße, wenn beiderlei Zähne gehörig fleißig gearbeitet sind, fast ganz verschwinden, wenigstens doch in einem so hohen Grade gemildert werden, daß sie völlig unschädlich auftreten müssen.Zur Bestätigung der Richtigkeit dieser meiner Gründe muß ich erwähnen, daß der Mütter S. in L., so viel er auch über Unvollkommenheiten an seiner Mühle fabelt, nie eine Monitur irgend einer Art hat laut werden lassen, die den erwähnten Einwürfen irgendwie das Wort geredet hätte. Alle seine Monituren bezogen sich nur auf Dampfmaschine und ihren Kessel, und einige Nebendinge in der Mühle. Sie dürften aber alle in dem angeführten und hinten angehängten Befund meiner Arbeiter ihre Erklärung neben meiner Rechtfertigung finden. Auf welche übertriebene Weise man die Zwischenapparate zwischen Dampfmaschine und Steinen bei den bisherigen Dampfmühlen vermehrt, und dadurch unnöthige Reibung und Kraftverluste, sowie ein gewisses schädliches Wanken in den Bewegungen herbeigerufen hat, wird jedem im Recueil des Machines, instrumens et appareils etc. par Le Blanc, 2. Partie. 9. livraison, Wiebe's Archiv für den praktischen Mühlenbau, 2te Abtheil., Heft 1 bis 4, und C. Hartmann's Beiträgen zur neuesten Mühlenbaukunst, und zwar in den ersten Lieferungen, sowie im Bulletin de la Société d'Encouragement par l'Industr. nationale, No. 247, pag. 101, und Dingler's polytechn. Journal Bd. XXVI Heft 1, S. 1, und endlich in den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen recht vor Augen gestellt, welche Werke ich hierüber zu vergleichen bitte. Außer diesen beiden Bedenken hat sich früher noch eines häufig bei mir geregt, welches bisher von keinem Mechaniker mir bemerklich gemacht ist, und was mir mehr Sorge verursachte als beide erstgenannte. Dieß betrifft den bei meiner Einrichtung stattfindenden ungleichen (stoßweisen) Antrieb der Läufer, und die Möglichkeit, daß durch diesen ungleichen Bewegungsantrieb in die Balancirvorrichtung derselben etwas Schwankendes kommen möchte, was ihrer regelmäßigen und sichern Einwirkung aufs Korn hindernd in den Weg treten würde. Es war unmöglich, eine glückliche Lösung dieser Frage gewiß vorauszusehen, jedoch gab es auch Gründe genug, welche Hoffnung auf eine glückliche Erledigung derselben gaben, und sie erachtete ich für wichtig genug, den Versuch mit getrostem Muthe zu machen. Mir erschienen diese Schwankungen völlig vermeidbar, wenn ich nur eine recht zweckmäßige Balancirvorrichtung wählte, bei der die Antriebspunkte für die Bewegung der Läufer mit dem Aufhängepunkte derselben in Eine Ebene gestellt, und bei der die Aufhängepunkte in einer richtigen Lage über den Schwerpunkt des Steines gebracht würden. Dieserhalb verwarf ich die englischen und amerikanischen Einrichtungen, und wählte eine deutsche, die alles erfüllt, was ich eben angedeutet habe; das Uebrige erwartete ich dann von dem Umstande, daß das Zwischentreten des Korns zwischen die Steine die übrige Neigung des Läufers zu schädlichen Schwankungen vollkommen aufheben würde. Der Erfolg hat meine Erwartungen und Hoffnungen noch weit übertroffen. Die Läufer meiner Mühle arbeiten nicht allein völlig ruhig und stetig beim Aufgeben von Korn, sondern sogar leer. Der in letzter Beziehung gemachte Versuch mußte mich wahrhaft mit Freude erfüllen, insofern er vor Augen stellte, daß die gehörig ins Gleichgewicht gebrachten Läufer, leer in Bewegung gesetzt, und fast dicht mit den Bodensteinen zusammengelassen, diesen selbst bei den schnellsten Rotationen nicht berührten. Die Beschreibung der gewählten Balancirvorrichtung und meiner daran angebrachten Verbesserungen weiter unten. Ich komme jetzt zur nähern Darstellung der oben berührten Dampfmahlmühle von vier Gängen und bitte dabei Tab. II zur Hand zu nehmen, auf welcher Fig. 1 meine neue Anordnung derselben in einer Seitenansicht vor Augen stellt, wobei nur zwei Mahlgänge hervortreten, indem die beiden andern durch diese gedeckt erscheinen, Fig. 2 aber einen horizontalen Durchschnitt des ganzen Planes bezeichnet, der oberhalb der Steingetriebe und des Hauptsternrades genommen ist, und der zugleich eine vollständige Ansicht der Dampfmaschine und ihrer Verbindung mit den vier Gängen von oben liefert. Um die Dampfmaschine, die im Verhältniß zu den vier Mahlgängen nur in ein ungewöhnlich kleines Format zusammengedrängt erscheint, und deren eigenthümliche Construction deutlicher vor Augen zu stellen, habe ich sie in Fig. 3, 4 und 5 in einem größeren Maaßstabe gegeben, von denen Fig. 3 sie von einer der langen Seiten, Fig. 4 von oben und Fig. 5 vom Ende angesehen darstellt. Die übrigen Figuren dieser Tafel liefern Ansichten einzelner Theile derselben und der Mahlmühle in demselben größern Maaßstabe. Werfen wir nun einen Blick auf Fig. 1, so gewahrt man in derselben einen Theil des Mühlengebäudes, und zwar bei A das untere Stockwerk, welches das hölzerne Mühlengerüst a, die Mühleneisen b mit den Steingetrieben c, die Luftwerke d für die Läufer und die Ausrückwerke e für die Steingetriebe aus dem größern Hauptbetriebssternrade f, so wie dieses mit seiner stehenden Welle g und ihrem obern h Lager und untern i und deren Befestigung am Mühlengerüste und Boden, und endlich den untern Theil der in das obere Stockwerk führenden stehenden, und die Reinigungsmaschine, das Vorquetschwerk, die französischen Beutelwerke etc. betreibenden Welle k enthält. In dem zweiten Stockwerke B sieht man das Mühlenbett l mit den Steinen, ihren Zargen oder Küven m, sowie die Aufschüttwerke n. C bezeichnet den Maschinenraum und die darin aufgestellte Dampfmaschine o, die durch ihre Bläuelstange p das große Hauptsternrad in Bewegung setzt. Der Maschinenraum ist, da die Maschine nur eine sehr geringe Größe und Ausdehnung hat, ungewöhnlich klein, und enthält dennoch Platz genug, um von allen Seiten bequem an die Maschine kommen, und alle möglichen Verrichtungen an derselben vornehmen zu können. Es enthält in der Außenwand q ein großes Fenster r, und seine Seitenwände haben Thüren s und t, die auf jeder Seite des Maschinenraumes C in ein Local führen, von denen jedes einen Röhrenkessel nach meiner neuesten vor zwei Jahren erfundenen compendiösen und völlig sichern und gefahrlosen Construction enthält. Von diesen Kesseln wird jedoch nur immer einer zur Zeit benutzt, während der andere als Reservekessel dient, wenn der erste einer Reinigung bedarf, oder Reparaturen nöthig macht. Die beiden Kesselräume haben gleich so viel Platz, daß sie eine bedeutende Menge Brennmaterial fassen können. Die Beschreibung meiner neuesten Kessel einmal später, da ich ihre Einrichtung besonderer Umstände und eingegangener Verpflichtungen wegen jetzt noch nicht veröffentlichen kann. Nur so viel sey von ihnen gesagt, daß sie noch weniger Raum einnehmen, als die früher in meinem Werke über Hochdruckmaschinen beschriebenen Herzkessel und nach einjährigen genauen Versuchen und Beobachtungen mit 1 Pfd. guter Steinkohlen 9 bis 10 Pfd. kalten Wassers in Hochdruckdampf von 8 Atmosphären verwandeln. Die zweite Figur zeigt das untere Stockwerk und den oben bemerkten horizontalen Durchschnitt des Mühlengerüstes, das große Sternrad f und die vier Steingetriebe c, c, c, c in ihrer Stellung gegen einander und den Maschinenraum C mit der Dampfmaschine, Sternrad, Steingetriebe und Dampfmaschine in einer Ansicht von oben. In Fig. 1 und 2 bezeichnen gleiche Buchstaben und gleiche Zahlen gleiche Gegenstände. Das Mühlengerüst a ist von gutem trockenem Eichenholze construirtEs kann auch Tannenholz füglich genommen werden, jedoch muß es gut trocken seyn. Gußeiserne Mühlengerüste sind nur dann zu empfehlen, wenn die Besteller sie ausdrücklich angewandt wünschen, und die Kosten, die ihre Anlage verursacht, nicht achten. Daß hölzerne Mühlengerüste völlig genügen, hat man in vielen sehr großen Mühlen bewiesen, namentlich der großen Potsdamer Dampfmühle (siehe Wiebe's Archiv für den praktischen Mühlenbau, 2te Abtheil., H. 4 u. 5). Sehr hübsch und zweckmäßig scheint mir das eiserne Mühlengerüst der Aler-Mühle in Berlin (siehe Wiebe's Archiv d. prakt. Mühlenb. loco citat.) zu seyn, und möchte ich seine Anordnung vorzugsweise empfehlen, wenn ein eisernes Mühlengerüst durch besondere Verhältnisse und Umstände erheischt wird. Daß hölzerne Gerüste, vorzüglich solche von Tannenholz, und namentlich in holzreichen Gegenden, bedeutend wohlfeiler als eiserne ausfallen müssen, wird wohl niemand bezweifeln, eben so wenig als das, daß sie den eisernen an Festigkeit nicht sehr nachstehen dürften. und durch seine Sohle u mit dem Fußboden, mit seiner Plate v, mit dem Gebälke w des Gebäudes möglichst sicher verbunden. Es steht auf einem festen Fundamente und ist an dasselbe durch mehrere Grundbolzen angezogen. x, x, x, x, Fig. 1, sind die vier starken Ständer desselben, und zwar dieser Seite, y, y, y, y, die der andern; z ist ein vorderer. 1 und 2 sind die Stege für die Lagerung der Spurpfannen der Mühleneisen b mit ihren Luftwerken d. Da sie die Mühleneisen, die Steingetriebe und die Läufer zu tragen haben, sind sie sehr stark construirt und in die Ständer bei 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 und 10 mit Versatz eingelassen. w sind theils längere Balken des Mühlengebäudes, die durch das Ganze desselben quer durchgeführt sind, theils kürzere, die nur von der Plate der einen Seite zu der der andern Seite reichen und das Mühlenbette unterstützen, welches auf denselben gelagert ist, und auf ihnen möglichst viele Stützpunkte finden muß, um die Last der Steine und Zubehör sicher und ohne Gefahr der Erschütterung tragen zu können. Das Mühlenbett 1 ist von starken tannenen Planken gebaut. Die Plate des Mühlengerüstes erscheint mit gesimsartigen Ornamenten, sowie die Sohle mit einem Sockel verkleidet. In dem zweiten Stockwerke sieht man bei m, m zwei der Steinpaare mit ihrer Zarge oder den hier sogenannten Küven. Die Bodensteine liegen unmittelbar auf dem Mühlenbette auf, und sind, um sie in ihrer Lage zu sichern, und den Küven eine sockelartige Unterlage zu geben, von einem starken hölzernen Ringe 12 umfaßt, der vor den Küven mehrere Zoll vorsteht. Ist das Mühlengerüst gehörig fest und sicher aufgestellt, und das Mühlenbett richtig horizontal gestreckt, so bedarf es keiner Stellschrauben für die Bodensteine, um sie in die horizontale Lage genau zu bringen und zu erhalten. Will man solche Schrauben indessen anwenden, so läßt man starke Platten mit mutterartigen Verstärkungen in ihrer Mitte von oben in das Mühlenbett ein, und schraubt durch die mit einem Gewinde versehenen mutterartigen Verstärkungen die Stellschrauben, deren oberer Theil verstählt und gehärtet seyn muß, indem der Stein auf ihnen ruht, deren Köpfe aber nach unten hervortreten, und hier so eingerichtet sind, daß man sie mit irgend einem Schlüssel drehen, und so durch sie den Bodensteinen die gehörige horizontale Lage geben kann. Die Küven sind von Faßdauben gebaut und mit eisernen Bändern versehen, rund und laufen nach oben etwas verjüngt zu. Ueber denselben liegen die Rumpfleitern 12, die auf einem Ende durch eine Stellschraube 13 mit Kurbeln gehoben oder gesenkt werden können, je nachdem man die in ihnen aufgestellten, und am untern Ende mit einem blechernen Rohre versehenen Rümpfe 14 der Schale der sogenannten Conti'schen Aufschütter mehr oder weniger nähern will. Die blechernen Röhren der Rümpfe treten in das Auge des Läufers hinein, und bis auf eine Entfernung von 3/4 Zoll und mehr zur ebengenannten Schale herab. Ich habe diese Anordnungen immer allen andern Vorrichtungen vorgezogen, die man sonst wohl noch angewandt hat, um das Rohr der Schale mehr oder weniger zu nähern, indem sie viel einfacher als diese sind, und dennoch den Zweck eben so genau und sicher erfüllen, wenn gleich der Rumpf mit seinem Korn allen Bewegungen folgen muß. Die Rumpfleiter liegt bei dieser Einrichtung auf einer Seite des Küvens auf, und bildet quer über dasselbe zur andern Seite übertretend einen Hebel, auf welchem in der Mitte der Rumpf steht. Auf dem andern Ende befindet sich in einem Querriegel derselben die Stellschraube mit der Kurbel, die durch eine in den Riegel von unten eingelassene Mutter geht, und sich auf einen eisernen Winkel stützt, der an das Küven angeschroben ist. In Fig. 1 habe ich die Rumpfleiter so auf dem Küven liegend gezeichnet, daß man die ganze Einrichtung sieht. Bei 15 liegt diese auf dem Küven, und dieses und die Rumpfleiter sind an dieser Stelle etwas ausgeschnitten, d.h. über einander geplattet, damit die Lage der letztern gesichert ist, und doch einige Beweglichkeit an der bezeichneten Stelle stattfinden kann. 13 ist die Stellschraube, 16 der eiserne am Küven geschrobene Winkel. Die Mühleneisen gehen gleich innerhalb des Bodensteins durch gußeiserne Büchsen mit zwei verstellbaren Backen von Rothguß, die, zusammengelassen, vollkommen einem gewöhnlichen Lager gleichen, welches das Mühleneisen umfaßt. In Fig. 6 sieht man eine solche Stellbüchse bei a im perpendiculären Durchschnitte, und zwar in ihrer Stellung im Bodensteine, in Fig. 7 im horizontalen Querdurchschnitte abgebildet. Da die Figuren die Sache gehörig verdeutlichen, und die Haupteinrichtung im Ganzen nicht von den in andern Dampfmühlen gewöhnlich üblichen und allgemein bekannten wesentlich abweicht, so dürfte es keiner weitern Erklärung bedürfen. Nur einiges will ich bemerken, was gerade nicht an allen gewöhnlichen Stellbüchsen vorhanden seyn möchte, und zwar 1) die Weise, wie das Mehl von der Büchse abgehalten wird. Die obere die Büchse schließende gußeiserne Platte hat nämlich um den Hals des Mühleneisens herum einen aufstehenden Rand, über welchen ein an das Mühleneisen befestigter Hut übergreift. Daß der Uebergriff in einer Ausdehnung stattfinden muß, die bei den verschiedenen Stellungen des Läufers die Vorrichtung immer gehörig geschlossen erhält, halte ich für überflüssig zu bemerken. In Fig. 6 sieht man bei b den aufstehenden Rand des obern Büchsendeckels c, bei d aber den am Mühleneisen befestigten Hut. Paßt dieser ganz genau auf das Mühleneisen, so kann man ihn verstellbar machen und durch seinen obern Körper eine kleine Stellschraube treten lassen, die ihn in der gegebenen Stellung auf dem Eisen fixirt. 2) Es sind, wie oben schon bemerkt worden, statt der drei oder vier Backen gewöhnlicher Einrichtungen nur zwei vorhanden. Ihre Stellung wird aus Fig. 7 vollkommen deutlich. Bei e, e bewegen sich die Stellkeile in Falzen. Ihre Stellung wird auf die gewöhnlich übliche Weise durch Stellschrauben regulirt, die man in Fig. 6 bei f sieht. In Fig. 8 ist ein einzelner Keil mit seiner Stellschraube besonders dargestellt. Zu bemerken ist, daß die Backen in Absicht auf das Treibwerk der Läufer so gestellt seyn müssen, daß der Drang der Betriebskraft auf das Mittel eines der Backen, und nicht auf die Fuge zwischen beiden treffe. Der Grund dieser Maaßregel wird jedem Mechaniker einleuchten, und sie erscheint hier doppelt nothwendig, da nur zwei Backen vorhanden sind. 3) Zum Schmieren der Backen und des Mühleneisens habe ich ein Rohr angewandt, welches von unten in die Stellbüchse hinaufreicht, und dort mit einem Docht wie die gewöhnlichen Schmiergefäße versehen ist, der den obern Hals des Mühleneisens, und zwar in der Fuge und am obern Theile der Backen, berührt. Das Rohr tritt von unten durch ein Loch der untern Schlußplatte der Büchse in eine der Fugen zwischen den Backen ein. Es geht unter dem Mühlenbette fort, und krümmt sich außerhalb des Küvens nach oben, wo es mit einem kleinen, durch einen Deckel gut verschlossenen Trichter in Form einer kleinen Vase versehen ist, dessen oberer Rand 2 oder 3 Zoll höher im Niveau liegen muß, als das andere in der Büchse befindliche und mit dem Docht versehene Ausgußende desselben. In Folge dieser Niveauverschiedenheit wird das in den Trichter gegossene Oel an das Mühleneisen abfließen, wobei der Docht das zu schnelle Herausdringen desselben aus dem andern Ende des Rohres verhindert. In den Trichter müssen zur Zeit nur immer diejenigen Quantitäten Oel gethan werden, die für eine Schmierung nöthig sind, weil sonst eine große Oelverschwendung eintritt; auch muß der Deckel des kleinen Trichters immer wohl verschlossen gehalten werden, damit das Oel nicht verunreinigt werde, und schädliche Körper an Backen und Mühleneisen bringe, oder das Rohr verstopfe. Auch ist es nöthig, das Rohr zuweilen herauszunehmen und es mit Terpenthinöl und warmem Wasser zu reinigen, wenn sich Oel darin verdickt und seinen innern Canal verletzt hätte. In Fig. 6 sieht man bei g den Trichter in seiner Stellung neben den Steinen, in Fig. 7 bei h das sich in die Stellbüchse mündende Ende des Schmierrohres. Diese Einrichtung ist besser und zuverlässiger als die gewöhnliche, bei welcher man das zur Schmierung der Backen und des Mühleneisens nöthige Oel in Wolle ziehen läßt und damit die Zwischenräume zwischen den Backen ausstopft. Eine solche Schmierung ist zu nothdürftig, und kann nicht immer in regelmäßigen Zeiten wiederholt werden. Man sehe diese drei Einrichtungen meiner Stellbüchsen nur als Abweichungen von der gewöhnlichen Regel, nicht als ganz neue, oder gar von mir erfundene an. Ich bin weit entfernt, darauf Ansprüche zu machen. Bei ihrer Wahl leiteten mich theils manche bei den bisherigen Büchsen gefühlte Uebelstände, theils mein Wunsch, die Sache möglichst einfach und kunstlos, und doch zweckmäßig herzustellen. Ob ich diesem Zwecke entsprechend gewählt habe, überlasse ich meinem Leser. Dasselbe gilt bei der von mir angewandten Balancirvorrichtung für meine Läufer. Dieselbe ist eine schon längere Zeit bekannte Vorrichtung deutschen Ursprunges sich glaube sie ist von Hrn. Wiebe), und unstreitig insofern die beste von allen, als sie theils einfach, sicher und dauerhaft ist, theils den großen Vortheil in sich schließt, daß die zwei Punkte für den Antrieb zur Bewegung des Läufers in derselben horizontalen Ebene liegen, als der Aufhängepunkt desselben. Dadurch ist alles Schütteln und Schwanken des Läufers radical gehoben, indem nirgends eine Kraft auf denselben wirkt, die ihn unter seinem Schwerpunkte, wie bei fast allen übrigen englischen, amerikanischen, französischen und deutschen Balancirvorrichtungen, aus seiner horizontalen Lage zu bringen strebt.Die verschiedenen englischen, französischen und deutschen Balancirvorrichtungen sieht man sehr gut zusammengestellt in Hartmann's Beiträgen zur neuesten Mühlenbaukunst, 3te Lief., S. 7. Die von mir gewählte Vorrichtung hat aber eine Schattenseite, die zu beseitigen hohes Bedürfniß war, um sie bequemer und sicherer in der Anwendung und leichter behandelbar von uneingeweihten oder unbeholfenen Müllern zu machen. Diejenigen gußeisernen Lager nämlich, vermittelst welcher der Läufer auf den Zapfen der Balancirvorrichtung, und zwar auf denen des von den Müllern oft sogenannten Hutes, aufgehängt sind, werden bei den bisherigen Einrichtungen von unten in den Läufer eingelassen, und müssen, wenn derselbe sich abmahlt, jedesmal höher gebracht, und tiefer in den Stein eingelassen werden. Dieses Einlassen ist immer mit großer Genauigkeit zu besorgen, damit die Läufer nicht schief auf der Balancirvorrichtung zu hängen kommen. Nach oft wiederholtem tieferm Einlassen nähern sich aber bald die Lager der obern Fläche des Läufers, so daß zu wenig Masse des Steines über denselben bleibt, und so Gefahr für das Durchbrechen dieser Masse schon zu einer Zeit entsteht, wenn der Stein für den Gebrauch noch Höhe oder Dicke und Schwere genug hat. Diesen großen Uebelstand sogleich bei der Wahl dieser Balancirvorrichtung fühlend, dachte ich auf ein Mittel, hier eine genügende und bequeme Hülfe zu schaffen, und war so glücklich, sie bald in einer Vorrichtung zu finden, die meine Erwartungen wo möglich noch übertraf, und gewiß die Beachtung aller Mühlenbaumeister verdient, zumal ihre Vortheile durch die Erfahrung genügend Herausgestellt sind. Ich befestigte nämlich auf die obere Fläche des Läufers eine runde gußeiserne Platte, die in ihrer Mitte eine runde Oeffnung von der Größe des Läuferauges enthielt, und zwar durch drei oder vier eiserne Bolzen, die durch den Stein gezogen wurden, und deren Köpfe unten tief genug eingelassen waren, um bei der Abnutzung der untern Läuferfläche nicht allzubald hervorzutreten. An diese Platte schrob ich die beiden Lager für die Zapfen der Balancirvorrichtung, die ich so tief in den Stein hinabreichen ließ, als in Absicht auf die regelrechte Stellung des Aufhängepunktes des Läufers nöthig war. Der Läufer wurde zu ihrer Aufnahme von oben herunter ausgehauen, jedoch nur so viel als zur Aufnahme der Lager nöthig erscheint. Arbeitet sich nun der Läufer auf seiner untern Fläche ab, so ist, um diese Lager höher zu bringen, nichts weiter nöthig, als zwischen die gußeiserne Scheibe und obere Fläche des Läufers so viel unterzulegen, als die Lager hinaufgerückt werden müssen, und dann die Bolzen zur Befestigung der Scheibe wieder anzuziehen. Damit diese sobald nicht zu kurz werden, läßt man sie anfangs vor der gußeisernen Scheibe gehörig vorstehen. Reicht ihre Länge später nicht mehr hin, so werden ihre Köpfe von unten in den Läufer tiefer eingelassen. Zum Zwischenlegen zwischen Platte und Läufer dienen zuerst Pappscheiben, später hölzerne Scheiben von der gehörigen Form, Größe und Dicke. Man vergleiche nun zur nähern Verständigung Fig. 6, 16 und 17. Man sieht hier in Fig. 16 die Balancirvorrichtung in der äußern Ansicht, in Fig. 6 im perpendiculären Durchschnitte, in Fig. 17 von unten. In Fig. 17 erscheint bei a der obere Theil des Mühleneisens, auf welchen das geschmiedete eiserne Querhaupt b conisch aufgesetzt ist, und durch Ruth und Feder vor Drehungen auf dem Eisen gesichert wird.Es ist dieß bequemer als das Aufpassen desselben auf viereckige conische Zapfen; aus was für Gründen dürfte jedem Maschinenbauer einleuchten. Es hat bei c und d seine beiden Zapfen, die sich in Ausschnitten Fig. 16, e, des untern Hutrandes drehen, und um deren Umfang herum die Wand des Hutes, wie man bei f, Fig. 16 und 17, sieht, nach außen verstärkt ist, um der Auflage der Zapfen eine größere Fläche zu geben. Der Hut ist zur Aufnahme des Querhauptes so weit ausgehöhlt, daß dasselbe nicht allein bequem Raum in seiner Höhlung findet, sondern in einem gewissen Grade sich mit seinem Zapfen in den sie aufnehmenden Ausschnitten des Hutes drehen kann. Außer diesen Ausschnitten enthält der untere Rand die beiden Zapfen desselben i und k (Fig. 6, 16 und 17), die in den in den Läufer eingelassenen und an die obere gußeiserne Platte befestigten Lagern liegen, und auf denen der Läufer hängt. Sie stehen mit dem Zapfen des Querhauptes im rechten Winkel, so daß wenn der untere Rand des Hutes in vier gleiche Theile getheilt wird, in zwei gegenüberliegende Theile die Ausschnitte für die Zapfen des Querhauptes, in die andern beiden die Zapfen des Hutes fallen. Ist das Ganze gut gearbeitet, so muß die mathematische Achse der Querhauptszapfen mit der der Hutzapfen genau in einer Ebene liegen. In Fig. 17, der untern Ansicht des Ganzen, ist das eben Gesagte sehr anschaulich gemacht. Man sieht, daß diese Balancirvorrichtung ein Universalgelenk darstellt, welches den auf demselben hängenden Läufer nach allen Seiten hin, von oben nach unten und umgekehrt, zu schwanken verstattet, und ihn, wenn die Achsen der Zapfen des Querhauptes und des Hutes über den Schwerpunkten des Läufers liegen, und der Stein gehörig im Gleichgewichte ist, diesen auf dem Eisen frei schweben läßt, wobei er eine Neigung hat, sich, wenn er aus seiner horizontalen Stellung gebracht wird, von selbst immer wieder in diese zurückzubegeben. Wesentlich ist bei dieser sowie bei allen Balancirvorrichtungen der eben genannte Umstand, daß der Läufer etwas über seinem Schwerpunkte aufgehängt werde; ich halte sie wenigstens für so wesentlich, daß die ganze Balancirvorrichtung ohne Berücksichtigung dieser Forderung mehr schädlich als nützlich wird; auch sind in diesem Punkte alle wissenschaftlichen Mühlenbauer mit mir einverstanden. Und doch sieht man viele Balancirvorrichtungen, wobei diese wesentliche Förderung ganz unberücksichtigt gelassen ist, und zwar in größern Mühlen von ganz entschiedenem Rufe, z.B. in der Adler-Mühle in Berlin, und in der großen Potsdamer Dampfmühle (siehe Wiebe's Archiv für den praktischen Mühlenbau, Heft 4 und 5. Mahlmühlen); selbst hier in Mecklenburg gibt es einige derselben. Wenn der Zweck einer Balancirvorrichtung der ist, ohne andere Hülfsmittel den Läufer in horizontaler Schwebe zu erhalten, und zwar nicht allein während der Arbeit der Mühle und bei Beschüttung der Steine mit Korn, sondern auch während des Stillstandes und im leergehenden Zustande dieser Steine, so sehe ich nicht ein, wie dieser Zweck durch solche fehlerhafte Anordnungen erreicht werden kann, wie man dabei das das Mehl erhitzende, die Schärfe der Steine beschädigende und bald zerstörende Abgänge vom Stein in das Mehl bringende, und die Kleie pulverisirende sogenannte Durchhauen der Läufer verhüten will. Zwar strebt der Stein bei großer peripherischer Geschwindigkeit durch die Centrifugalkraft in die horizontale Lage hinein, vorzüglich wenn Korn dazwischen ist und ihn trägt, aber dieß geschieht nur bei größerer peripherischer Geschwindigkeit, nicht aber bei einer geringern, wie man sie bei Steinen von größerm Durchmesser für nöthig erachtet, oder beim langsamen Angehen der Mühle, oder endlich, wenn die Steine einmal leer arbeiten. Ich habe oben schon angeführt, daß die Steine der L. Mühle leer fast ganz zusammengelassen werden konnten und sich dennoch nicht berührten. Erwägen wir, wie sehr die Engländer und Amerikaner, welche die Balancirvorrichtungen wohl zuerst bei den Mühlen einführten, immer beflissen gewesen sind, ihre Steine genau ins Gleichgewicht zu bringen, sie zu diesem Zwecke sogar stellenweise mit Blei ausgossen, so frage ich: Warum thaten sie dieses, wenn es Nebensache ist, daß der Läufer vollkommen im Gleichgewichte hänge? – Wie entstanden überhaupt die Balancirvorrichtungen? – Man wollte das lästige und zeitraubende Abhängen der Läufer nach dem Schärfen vermeiden, der Stein sollte sich ganz von selbst in die richtige horizontale Lage stellen, und während des Mahlens immer von selbst darin erhalten, wenn das dazwischentretende Korn ihn zwingt, hie und da dieselbe zu verlassen, allenthalben einen gleichen Druck auf das Korn ausüben und sich nach demselben accommodiren. Bei der getadelten Einrichtung ist die Hauptsache zur Nebensache geworden. Kein Wunder, daß manche Mühlen sie wieder abschafften und auf die alte unvollkommene Einrichtung zurückgingen. Und in welchem Grade muß gar der eigentliche Vortheil der Balancirvorrichtungen aufgehoben werden, wenn ihre tadelnswerthe Einrichtung und deren schlechte Resultate noch durch schwache Mühleneisen verschlimmert werden, Eisen, die sich, mit übermäßig starken und klotzigen gußeisernen Getrieben von kleinerm Durchmesser versehen, immer in einer steten Vibration befinden und diese der ganzen Mühle mittheilen. Auf solche Abwege haben uns unsere klugen Mühlenbauer gebracht. Balancirvorrichtungen bedürfen immer sehr starker Mühleneisen, und man muß bei ihnen keine zu kleinen Steingetriebe anwenden, zumal bei den bei uns üblichen großen und schweren Läufern, denn der oben durch die Büchse des Bodensteins durchstehende Theil des Mühleneisens gibt dem Ganzen immer eine Neigung zum Zittern, wenn er sowohl als der untere Theil des Eisens nicht gehörig stark sind. Am untern Theile vermehrt aber diese Neigung zum Zittern noch der Drang der größern Betriebsräder der Mühle gegen sein Getriebe, der natürlich um so größer und fühlbarer wird, je kleiner der Durchmesser des Getriebes ist. In dem oben angeführten Hartmann'schen Werke über Mühlenbau wird aber auch bestimmt die Regel ausgesprochen, daß das Aufhängen des Läufers über dem Schwerpunkte bei Anlage von Balancirvorrichtungen unerläßliche Bedingung sey, und empfehle ich das dritte Heft dieses schönen Werkes Seite 9 nachzulesen, wenn man meiner Ansicht über die zweckmäßigste Anordnung guter Balancirvorrichtungen keinen Glauben schenken sollte. Um die Balancirvorrichtung in ihrem richtigen Zusammenhange mit dem Mühleneisen und dem Läufer recht vor Augen zu legen, dient Fig. 6, die einen senkrechten Durchschnitt durch die Steine genommen darstellt. I ist hier die gußeiserne Platte. Sie wird durch die stark versenkten Bolzen, von denen hier nur zwei bei m und n sichtbar sind, an den Läufer angezogen. o und p stellen die beiden Lager vor, welche die Zapfen des Hutes aufnehmen. Sie sind ohne Deckel, haben also bloße Ausschnitte für die Aufnahme der Zapfen, und werden an die obere Platte zu beiden Seiten des Auges angeschroben. Auf dem Hute habe ich gleich die Schale für den Conti'schen Aufschütter angebracht. Sie ist, wie man in Fig. 6 bei q bemerken wird, auf den etwas breit gegossenen Scheitel desselben eingedreht – eine Einrichtung, die eine besondere Schale unnöthig macht. Will man keinen Conti'schen Aufschütter, sondern ein gewöhnliches Rüttelwerk zum Aufschütten des Korns anwenden, so ist es unerläßlich, eine besondere Rüttelwelle für den Schuh anzubringen, die den Hut durchbohrt, und auf das aus dem Querhaupte der Balancirvorrichtung nach oben hervorspringende Mühleisen aufgesetzt ist. Alle sonst gewöhnlichen Vorrichtung gen, welche die Rüttelbewegung unmittelbar vom Läufer aus besorgen lassen, müssen aus dem Grunde vermieden werden, weil sie diesem leicht schädliche Schwankungen mittheilen. Um das Loch im Hute, welchem man übrigens um die Rüttelwelle herum Spielraum lassen muß, gehörig zu decken, damit kein Korn oder Schrot in die Höhlung des Hutes eindringen und die freie Bewegung des Querhauptes darin hemmen könne, befestigt man eine Platte an die Rüttelwelle, die über den scharf zugerundeten Hut paßt, ihn aber nicht berühren und in seiner freien Bewegung hindern darf. Da die Conti'schen Aufschütter beim Nachmahlen von Schrot einige Mängel zeigen, indem dieses Schrot sich leicht nicht allein zwischen dem Hute und den Wänden des Läuferauges, sondern auch vornehmlich in dem Rumpfe und dem von demselben auf die Schale herabreichenden blechernen Rohre festsetzt, so wird es gerathen seyn, den obern Theil des Hutes recht glatt abzudrehen und zu Poliren, und eine Welle auf das Mühleneisen zu setzen, welche die Schale durchdringt und in das blecherne Rohr bis zum Rumpfe hinaufreicht. Man besetzt diese Welle innerhalb des Rohres mit Rührstiften, die das Schrot immer in Agitation erhalten. Die Schale besteht in diesem Falle am besten für sich, ist an der Rührwelle befestigt und mit dieser aufs Mühleneisen befestigt. Sie deckt dann gleich die Oeffnung im Hute, wodurch die Welle geht. So viel von dieser interessanten Vorrichtung der neuern verbesserten Mahlmühlen. Ich gehe nun zur weitern nähern Beschreibung des Mühleneisens über. Der Büchse für dasselbe im Bodensteine habe ich oben schon oberflächlich Erwähnung gethan und ihre Eigenthümlichkeiten näher bezeichnet, hier nur noch einige Worte zur Erklärung der sie darstellenden Figuren. Fig. 6 zeigt, wie oben schon bemerkt wurde, die Büchse mit dem Mühleneisen im senkrechten, Fig. 7 im horizontalen Durchschnitte, r ist der gußeiserne Körper der Büchse, c der obere Deckel derselben mit dem um das Mühleneisen s herum nach oben aufstehenden Rande b, über welchen der oben schon erwähnte an dem Mühleneisen befestigte Hut 6 greift, um das Eindringen von Mehl in die Büchse zu verhindern. t ist der untere Deckel, der nebst dem obern Deckel durch zwei starke Schrauben, deren Durchschnitte bei u, u, Fig. 7, erscheinen, angeschroben wird. v und w sind die Backen von Rothguß, zwischen welchen das Mühleneisen s mit seinem Halse sich dreht, e, e sind die Stellkeile, die durch die Stellschrauben f, f, Fig. 6, auf gewöhnliche Weise angetrieben werden. Diese Stellschrauben haben ihr Gewinde im untern Deckel. Ueber die gewöhnlich gebräuchlichen Stellbüchsen vergleiche man die schon öfter angeführten Werke über Mühlenbaukunst. Die Gründe, die mir starke Mühleneisen empfehlenswerth machen, habe ich oben schon angegeben. Da ein Mühleneisen immer fester und sicherer geht, und mit mehr Schonung der Stellbüchse und der untern Spur für seine Pinne arbeitet, wenn es eine angemessene Länge hat, so habe ich bei Anlage von Mühlen nie die Ausgabe gescheut, die längere und stärkere Mühleneisen verursachen. Gewöhnlich lasse ich ihren Hals, ihre über der Büchse hervorstehende Partie und denjenigen Theil derselben, worauf das Steingetriebe sitzt, etwas stärker als ihren übrigen Körper. Der letztere Theil ist nicht conisch, wie bei den meisten Mühlen, sondern cylindrisch, und das Steingetriebe stützt sich auf einen Ansatz desselben, der am besten verstellbar eingerichtet ist. Das Drehen des Getriebes auf dem Eisen verhütet, wie gewöhnlich, eine in das Mühleneisen eingelassene Feder. In Fig. 6 sieht man bei s den obern stärkern Theil des Mühleneisens, in Fig. 1 bei 17 seine Verstärkung in der Gegend des Getriebes, bei 18 den Ansatz unter dem Getriebe. Die Pinne ist in den untern Theil des Mühleneisens eingelassen, und zwar mit ihrem obern schwach sich verjüngenden conischen Theile. Sie ist von Gußstahl und gut gehärtet. Um sie leicht aus dem Eisen nehmen zu können, wird ein Keil in ein über dem obern Ende des conischen Einsatzzapfens der Pinne angebrachtes Keilloch des Eisens getrieben, der den Zapfen der Pinne nach unten drückt und so löset. Eine Feder ist an dem Zapfen der Pinne nicht nöthig, weil die große Last, die ihn in das Eisen preßt, genügt, ihn gehörig zu befestigen und seine Drehung zu verhüten. Die untere gußeiserne Pfanne für die Spur und das Luftwerk werden bei mir sehr einfach construirt. Man sieht das Ganze in Fig. 1 bei 19 von außen und in Fig. 10 im perpendiculären Durchschnitte mit einem Theil des Steges. a ist hier die cylindrische Pfanne, die unten auf der länglich viereckigen Platte b aufsitzt, vermittelst deren sie auf dem Stege c durch zwei bis vier Schrauben befestigt wird. In der runden Höhlung der Pfanne steht ein achteckiger Spurhalter d, der durch vier Stellschrauben e, e, welche Wand der Pfanne horizontal durchdringen, in seiner Stellung erhalten wird, und zwischen welchem und den innern Wänden der Pfanne so viel Spielraum bleibt daß man die Stellung des Mühleneisens durch Verstellen des Spurhalters und der in demselben enthaltenen Spur adjustiren kann. Die Spur f ist gewöhnlich von Gußstahl und gehärtet und enthält eine halbkugelförmige Vertiefung, worin die Pinne von gleicher Form sich dreht. Damit das Fett gehörig an die reibenden Flächen kommen kann, sind in die Wände der halbkugelförmigen Vertiefung drei Furchen gehauen, die bis in den Grund derselben dringen und die Schmiere allenthalben hinleiten. Der Körper der Spur ist cylindrisch und fleißig in den Spurhalter eingepaßt. Damit die Spur sich nicht drehen könne, ist Nuth und Feder angebracht. Um die halbkugelförmige Vertiefung herum ist ein Kessel gedreht, der eine Quantität Schmiere fassen kann. Diese gußstählernen Spuren und Pinnen sind hier in Mecklenburg fast in allen bessern Mühlen eingeführt, und man muß bekennen, daß sie, wenn der dazu genommene Gußstahl gut, und die Härtung recht vollkommen ausgefallen ist, vortreffliche Dienste leisten, kühl arbeiten, und selten Reparaturen bedürfen, wenigstens haben sie mir, seit ich sie näher kennen gelernt und öfter in Händen gehabt habe, besser als andere Einrichtungen gefallen. Auch die halbkugelförmig ausgetieften Spuren haben, wenn die Vorsicht nicht vernachlässigt wird, die oben berührten Schmierfurchen hinein zu hauen, entschiedene Vorzüge vor den flachen. Das Luftwerk ist sehr einfach. Die Stellschraube G, Fig. 10, durchdringt nämlich die untere Platte der Pfanne, und das sie aufnehmende Loch ist mit einem Gewinde versehen. Ihr oberer gehärteter Theil tritt in den unten offenen Theil des Spurhalters unter die Spur, und hebt und senkt diese, je nachdem die Schraube rückwärts oder vorwärts gedreht wird. Damit das Gewinde für die Stellschraube in der Platte nicht zu kurz ausfalle, ist der Theil derselben innerhalb der Pfanne etwas stärker gegossen. Die Schraube ist so lang, daß sie unten den Steg durchbohrt, und noch unter demselben nach außen tritt, wo ihr äußerstes Ende ein gußeisernes Haspelrad h trägt, welches rund um seine Peripherie herum sechs gedrehte eiserne Handgriffe trägt, die verlängerte Radien bilden. In Fig. 11 habe ich dieses Haspelrad in einer Ansicht von unten besonders vorgestellt. Vermittelst desselben kann man den schwersten Läufer ohne besondere Kraftanstrengung bequem heben und senken, und dabei liegt es sehr zur Hand. Betrachtet man die zum Theil höchst complicirten Vorrichtungen dieser Art bei andern bessern Mühlen, namentlich den englischen und französischen, so wird man bekennen müssen, daß die von mir getroffenen Anordnungen denselben Zweck viel einfacher und unscheinbar, und doch vollkommen erfüllen. Dieß gilt auch vor meiner Vorrichtung, die Steingetriebe aus dem Eingriffe mit dem großen Sternrade zu bringen. Ich habe dazu einen doppelarmigen Hebel über den Getrieben angebracht, der sich in einer an die Platen des Mühlengerüstes angeschrobenen Stütze dreht und mit dem kürzern Arme die Nabe der Steingetriebe in der Art umfaßt, wie es bei Ausrückern an Kuppelungen geschieht, an dem andern aber einen Handgriff enthält, welcher so viel außerhalb des Mühlengerüstes liegt, daß man bequem dazu kommen kann. Da die Steingetriebe noch über 200 Pfd. wiegen, und der kleine zum langen Hebelarme sich wie 1 zu 4 verhält, so hat man an dem Handgriffe des Hebels nur höchstens 60 Pfd. niederzudrücken, die Reibung des Getriebsnabenloches auf dem Mühleneisen mitgerechnet, eine Arbeit, die nicht die geringste Mühe und Beschwerde für den Müller hat, und in einem Augenblicke beschafft ist, während die gewöhnlichen künstlichen und bunten zu diesem Zwecke dienenden Vorrichtungen der englischen Mühlen ein längeres Drehen an der dazu dienenden Schraube nöthig machen. Ich habe oben schon erwähnt, daß ich das Steingetriebe auf keinen conischen Theil des Mühleneisens niederlasse, wenn es in Eingriff kommen soll. Als Motiv zu dieser Anordnung hat mir die Erfahrung gedient, daß die Getriebe auf conischen Theilen der Mühleisen, vorzüglich wenn sie von größerm Gewichte sind, und schnell niedergelassen werden, sich oft sehr festsetzen, und dann eine größere Kraft erfordern, um vor dem Ausheben gelöst zu werden. Dieß ist nicht zu befürchten, wenn der genannte Theil cylindrisch ist und gut in Schmiere erhalten wird. Ein Ansatz am Mühleneisen verhütet dann das zu weite Heruntergehen der Getriebe beim Einrücken. In Fig. 1 und 2 sieht man bei e, e, e, e diese einfachen Ausrücker und zwar in Fig. 1 von der Seite und Fig. 2 von oben. Ihr Hebel 20 ist von geschmiedetem Eisen, auch kann er von Gußeisen genommen werden, wenn man ihm die gehörige Stärke gibt. 21 ist die gußeiserne Stütze, worin er sich dreht, 22 die Gabel, womit er die Nabe der Steingetriebe umfaßt, die für dieselbe entsprechend ausgedreht ist. Um das Ein- und Ausrücken der Steingetriebe durch diese Vorrichtung möglichst zu erleichtern, kann man auch an das längere Ende des Hebels ein so starkes Gegengewicht hängen, daß das Getriebe völlig balancirt wird. Diese Einrichtung hat den großen Vortheil, daß das Getriebe in jeder ihm gegebenen Stellung stehen bleibt, aber auch wieder dafür den Nachtheil, daß nun für immer eine unangenehme Reibung zwischen Gabel des Hebels und Nabe des Steingetriebes entsteht, die eine unnöthige Abnutzung an beiden Theilen zur Folge hat. Wendet man dieses Uebelstandes wegen kein Gegengewicht an, so muß man den Hebel nach dem Ausrücken des Getriebes durch einen Nagel, der über seinem längern Arme in ein Loch des betreffenden Mühlengerüstständers gesteckt wird, oder durch ein an denselben gehängtes Gewicht fixiren.Diese Ausrücker sind durchaus nicht von mir zuerst empfohlen, sondern hie und da schon angewandt, z.B. in einer Gutsmühle zu Buschmühl bei Demmin in Pommern. (Man vergl. hier Wiebe's Archiv für den prakt. Mühlenbau, 2te Abtheil. Heft 5, Blatt 2). In der L. Mühle werden die Steingetriebe durch ein paar Schrauben mit Kurbeln aus dem Eingriffe gewunden, die sich in starken, an die Ständer des Mühlengerüstes angeschrobenen gußeisernen Winkeln drehen und gegen die Getriebe stützen. Beim Ausheben werden die beiden Schrauben auf beiden Seiten der Getriebe zu gleicher Zeit mit den Händen an ihren Kurbeln in Bewegung gesetzt, was durch einen einzigen Menschen bei einiger Uebung ohne alle Mühe und Anstrengung ausgeführt werden kann. Bei dieser Vorrichtung kann man, wenn man mit gehöriger Vorsicht verfährt, eines der Steingetriebe allenfalls während des Ganges der Mühle ausrücken, was bei den englischen, amerikanischen und französischen künstlichen Einrichtungen nicht möglich ist. Was die Einrichtung des großen Sternrades und der dazu gehörigen Apparate betrifft, so will ich Mehreres darüber bemerken. Dasselbe ist, wie ich schon oben erwähnt habe, so stark im Ringe gegossen, daß es ein kleines Schwungrad repräsentirt. Der Ring desselben ist aus Einem Stücke gegossen, und enthält an seinem innern Rande sechs starke Lappen, mit denen er an die Arme angeschroben wird, die mit der Nabe ein Stück ausmachen. Zwei einander gegenüberliegende Arme erhalten eine bedeutende Verstärkung, der eine für die Einsetzung der Warze, auf welche die Bläuelstange der Dampfmaschine einwirkt, der andere, um ein Gegengewicht für diese Einrichtung darzustellen. Die Warze ist sehr stark, auf die gewöhnliche Weise eingesetzt, und erscheint nach oben verlängert, um den Lenker aufnehmen zu können, der sie mit der Warze desjenigen Mitnehmers verbindet, welcher die Bewegung der in die obern Stockwerke führenden stehenden Welle besorgt. Dieser Mitnehmer ist wie eine gewöhnliche Kurbel gebaut, und seine Warze, die mit der verlängerten Warze des großen Sternrades in einer Ebene liegt, durch einen gewöhnlichen Lenker verbunden. Einige Beachtung scheint mir diejenige Einrichtung des Ringes des großen Sternrades zu verdienen, deren Zweck ist, die hölzernen Zähne in demselben recht sicher und dauerhaft zu befestigen. Wer je gußeiserne Räder mit hölzernen Zähnen gebaut hat, wird sich überzeugt haben, daß die bisherige Schwierigkeit, diese auf eine sichere und dauerhafte Weise in demselben einzusetzen, noch immer nicht ganz gehoben sey. Ist bei den bisherigen Einrichtungen, und deren gibt es ja mehrere, auch das Herausfallen der Zähne aus den Rädern verhütet, so sind sie doch weit entfernt, den Stiel des Zahnes in dem ihn aufnehmenden Loche des Ringes oder Radkranzes immer in genauestem Anschlusse zu erhalten. Ist das Holz der Zähne auch noch so trocken, und sind die zur Aufnahme derselben bestimmten Löcher auch noch so gut und sauber gegossen und gleich ausgefeilt, so fangen doch nach längerm Gebrauche die Zähne bald zu rauschen an, ein Beweis, daß ihre Stiele in den Löchern locker werden und wackeln. Ich habe nun diesem Uebelstande auf folgende Weise zu begegnen gesucht, und ein Versuch, den ich mit dieser Einrichtung machte, ist befriedigend ausgefallen. Ich lasse nämlich die Löcher in meinem Radringe nach unten, der innern Fläche desselben zu, ein wenig erweitert gießen, so daß sie, wie man es zu nennen pflegt, eine schwalbenschwanzähnliche Form haben. Die Stiele der Zähne werden aber, um sie in die äußere obere Oeffnung einsetzen zu können, in allen ihren Breiten von gleichen Dimensionen gearbeitet. Diesen Stielen gebe ich nun in der Mitte, in der Richtung ihrer langen Seitenflächen einen Sägenschnitt, der bis ans Ende derselben, also bis dahin, wo der eigentliche Zahn anfängt, hinaufgeht. Der Sägenschnitt muß mit einer feinen, nicht zu stark geschränkten Säge gemacht werden, daß er nicht zu viel Holzmasse fortnehme. Ist der Zahn so weit vorgerichtet, so wird er eingesetzt, und zwar so, daß er im obern Theile des Loches allenthalben möglichst genau anschließt und befestigt erscheint. Nun treibt man von unten in den Sägenschnitt einen Keil von Weißbuchenholz hinein, der recht scharf und allmählich verjüngt zulaufend ist, während man durch das Aufsetzen eines Vorsatzhammers auf den Zahn selbst sein Zurücktreten aus der ihm einmal gegebenen Lage im Ringe verhütet. Der Keil drängt die durch den Sägenschnitt entstandenen Lappen des Stiels auseinander und in dem Maaße gegen die breiten Wände des Loches an, daß diese Wände, selbst wenn sie rauh sind, unverrückbar fest mit ihnen verbunden werden. Damit der Keil weit eindringe und diesen Anschluß möglichst hoch hinauf besorge, ist es nöthig, daß er sehr scharf (nicht kulpig) sey. Zu diesem Zwecke wird er, um ihn gehörig stark zu erhalten, vielleicht am besten von Visen gearbeitet. Ist der Zahn gehörig befestigt, so schneidet man das unten vorstehende Holz seines Stieles bis auf den Keil kurz weg. Diesen läßt man, um im Falle des Lockerwerdens des Zahnstieles nachkeilen zu können, länger stehen. Daß das Eintreiben des Keiles mit gehöriger Behutsamkeit geschehen müsse, damit man den Zahn selbst dadurch nicht spalte, und man den Keil so zu arbeiten, und ihn nur so weit einzutreiben habe, daß er noch im Falle der Noth nachgetrieben werden könne, halte ich für überflüssig zu bemerken. Durch dieses Verfahren, hölzerne Zähne in starke gußeiserne Radringe zu befestigen, sichert man die Zähne nicht allein gegen das Lockerwerben, sondern auch gegen das Herausfallen oder Vortreten. Muß man einen Zahn einmal herausnehmen, so schneidet man seinen Kopf mit der Säge ab und treibt den Stiel nach unten durch. In Fig. 9 sieht man diese Einrichtung im senkrechten Durchschnitte. Da sie ohne weitere Erklärung völlig deutlich seyn dürfte, so füge ich zu derselben nichts weiter hinzu. Das große Sternrad meiner Mühle ist auf den obern Theil einer starken gußeisernen Welle befestigt, die nach unten etwas verjüngt zuläuft. Sie ist in der vorliegenden Mühle 7 Fuß lang und darf nicht kürzer seyn, wenn das Sternrad sich recht sicher und ohne alle Schwankungen bewegen soll. Derjenige Theil desselben, auf welchen das Rad befestigt ist, hält 7 Zoll im Durchmesser, und ist nach oben ein ganz wenig verjüngt gedreht, um das Rad um so fester aufsitzend zu machen, und es um so sicherer in seiner Stellung zu bewahren. Unter der Nabe des Rades dreht sich die Welle mit einem ebenfalls 7 Zoll im Durchmesser haltenden Halse in einem starken Lager, welches an die obere verlängerte Gestellplatte der Maschine geschroben ist, die sich bis hieher erstreckt. Es wird hiedurch dem Lager gegen den Dampfcylinder und die wirkende Kraft eine recht sichere Stellung gegeben. Um die Lage dieser Platte nach allen Seiten hin aber noch mehr zu verstärken, ist sie bis nahe am Lager heran auf einen gemauerten Pfeiler niedergebolzt, in welchen ihre nach unten hervorstehenden starken Rippen eingreifen; auch sind noch Strebestangen von der Platte, und zwar von der nächsten Umgebung des Lagers und ihm selbst zu drei Ständern des Mühlengerüstes geführt, die durch diese durchreichen, und mit Mutter und Gegenmutter versehen sind, so daß man sie immer in gehöriger Spannung erhalten kann. In Fig. 1 sieht man bei f das Sternrad, bei g seine Welle, bei h das Lager, worin ihr Hals läuft. Dieses Lager ist in seiner Verbindung mit einem Theile der verlängerten Maschinenplatte in Fig. 12 der bessern Verdeutlichung wegen besonders, und zwar von oben vorgestellt. Bei 23, 24 und 25 sieht man die drei Strebestangen, die mit 23 und 24 in Fig. 12 bezeichneten nur theilweise, in Fig. 2 in Verbindung mit den Ständern des Mühlengerüstes. Das Lager Fig. 12, 26, ist ganz gewöhnlich construirt, und an demselben muß für eine gute Schmiervorrichtung Sorge getragen werden. Die stehende gußeiserne Welle Fig. 1, 9, hat an ihrem untern Ende eine eingesetzte starke gußstählerne Pinne, die sich in einer gleichfalls gußstählernen wohl gehärteten Spur dreht. Damit die Welle aber am untern Ende vor allen Schwankungen gesichert sey, die sich bei der stoßweisen Wirkung auf ihren obern Theil sonst bald einfinden, und ein ungleiches Ausreiben der Spur zur Folge haben würden, läuft ihr unterer gußeiserner Theil noch zwischen zwei Backen von Rothguß, deren genauer Anschluß durch starke Stellschrauben besorgt wird, welche durch den Spurkasten gehen. Daß die beiden Backen gegen die auf die Welle gerichteten Stöße der Kraft günstig gestellt werden müssen, halte ich für überflüssig zu bemerken. In Fig. 14 und 15 habe ich eine solche Vorrichtung abgebildet, und zwar in Fig. 15 in der Ansicht von oben, und in Fig. 14 im perpendiculären Längendurchschnitte. Der Spurkasten a ist hier viereckig und steht auf der Platte b, die auf das Fundament unter dem Mühlengerüste niedergeschroben ist. Innerhalb des Spurkastens ist der Boden stärker, und in einer Versenkung desselben liegt die gußstählerne Spur c. Der obere Theil desselben enthält die Backen d und e, und ist, was seine Seitenwände f und g betrifft, fleißig ausgearbeitet, damit die beiden Backen von Rothguß hier eine genaue Leitung haben. h bezeichnet den untern Theil der Welle mit seiner Pinne i. Fig. 14 und 15, k, k, k, k, sind die Stellschrauben für die Backen, um diese immer fleißig gegen die Welle, die natürlich unten abgedreht seyn muß, anstellen zu können. Das Ganze verschließt oben eine Platte Fig. 15, die durch einige Schrauben angezogen wird. Sie schützt theils die Backen vor dem Ausweichen nach oben, theils das Innere der Vorrichtung vor Schmutz und Staub. Diese Einrichtung ist viel zweckmäßiger, als die bisher für diesen Zweck gebräuchliche, wo die Pinne lang ist und fleißig in einem Cylinder geht, auf dessen Grund eine flache Spur liegt. Auf dieser Spur liegt die Pinne mit einer schwach abgerundeten untern Fläche auf. Der Cylinder wird bei der gewöhnlichen Einrichtung, da er nicht zum Nachstellen ist, leicht ungleich ausgerieben, und die Pinne mit der Welle nach den Seiten hin schlottern. Ist dieser Uebelstand aber einmal eingetreten, so ist er nicht anders zu heben, als durch Anschaffung eines neuen Cylinders. Doppelt unzweckmäßig erscheint eine solche mangelhafte Einrichtung für eine Mühle, indem bei meiner stehenden Welle der Druck seitwärts immer stoßweise und mit großer Intensität wirkt, daher bald ein ovales Ausschleifen des Cylinders zur Folge haben würde. Sie ist in den oben angeführten Werken über Mühlenbau dargestellt, die ich darüber zu vergleichen bitte. Ich muß hier noch darauf aufmerksam machen, daß man, was die Stellung des großen Sternrades auf der Welle und die des Lagers und der Warze gegen dasselbe betrifft, vor allen Dingen dahin zu streben habe, die horizontalen Ebenen, worin die Mittel dieser Theile liegen, so sehr als irgend thunlich einander zu nähern. Nur durch die Beobachtung dieser Regel und durch Anordnung langer stehender Wellen, sowie durch gehörige Feststellung und Sicherung ihrer obern und untern Drehlager gegen schädliche Seitenbewegungen, endlich aber noch durch einen gehörig festen Bau des Sternrades und seine dauerhafte und sichere Befestigung auf der stehenden Welle, ist ein Schwanken des großen Sternradringes nach oben und unten zu verhüten, wenn die Dampfmaschine in ihren Kraftmomenten darauf einwirkt. Ein Schwanken wird aber eine fremdartige schädliche Reibung in den Eingriff der Zähne des großen Sternrades und der Steingetriebe bringen, die eine schnelle Abnutzung derselben herbeiführen muß. Daß man diese Regel so häufig bei denjenigen Locomotiven versäumt, bei denen die Bläuelstangen unmittelbar auf die Treibräder einwirken, während die Lager ihrer Wellen nach innen am Gestellrahmen angebracht sind, hat allein Schuld, daß Locomotiven mit solcher Einrichtung, wenn sie gleich sonst ihrer Solidität wegen gewiß den Vorzug vor denen mit inwendigen Kurbeln verdienen, auf der Bahn immer seitwärts unduliren. Was soll man nun aber sagen, wenn man sogar Locomotiven sehen muß, wo man an der in die Treibräder eingesetzten Warze, diesen Treibrädern zunächst, andere Nebenapparate in Betrieb gesetzt sieht, während die Dampfmaschine auf die Warze in der weitesten Entfernung vom Treibrade einwirkt? Zweifelt man, daß es solche gibt? Fast möchte man das, ich kann aber versichern, daß ich selbst ein Exemplar davon mit eigenen Augen sah, und zwar an einer Stelle, wo es als Muster gelten sollte. Die in die obern Stockwerke führende und die Reinigungsmaschine, das Vorquetschwerk etc. betreibende Welle, ist von geschmiedetem Eisen und abgedreht. Sie hat 3 1/4 Zoll Durchmesser und erhält die Bewegung der stehenden Welle des großen Sternrades durch des letzteren Warze, die, wie ich schon oben bemerkt habe, durch einen Lenker mit der Warze des Mitnehmers verbunden ist. Bei 27 (Fig. 1) ist an einem quer durch das Mühlengerüst laufenden Riegel das untere Lager dieser Welle angebracht. Ueber demselben hat die Welle einen starken Ansatz, durch den sie getragen wird, indem derselbe sich beim Umlaufen der Welle auf das Lager stützt. Ich muß hier noch mit einigen Worten des Princips der Aufwindevorrichtung für die Kornsäcke Erwähnung thun, die ich in der Mühle in L. angebracht habe, und die Nachahmung verdienen dürfte, indem sie auf sehr einfache Weise rück- und vorwärts wirkt. Sie besteht 1) aus zwei hölzernen Reibungsrädern von gewöhnlicher Construction, von denen das eine an der zuletzt berührten Welle befestigt ist, das zweite auf einem Zapfen sich dreht, der daneben auf dem Backen der Mühle, etwa in einem der Balken, befestigt ist. Beide Räder sind zugleich mit gußeisernen Getrieben versehen, die mit ihren Zähnen ineinander greifen und dem zweiten Reibungsrade die umgekehrte Drehung des ersten geben. 2) Außer diesen beiden Rädern ist an einer stehenden Windewelle noch ein drittes größeres Reibungsrad angebracht, welches wenigstens einen doppelt so großen Durchmesser als die beiden ersten haben muß, und so gestellt ist, daß es durch eine geringe horizontale Bewegung hin und her bald mit dem einen, bald mit dem andern der beiden ersten Räder in Berührung gebracht werden kann. Um diese Bewegung hervorzubringen, steht die Windewelle unten mit ihrer Pinne auf einem liegenden Hebel, dessen äußerstes Ende mit Stricken in Verbindung steht, die nach zwei entgegengesetzten Richtungen über Leitrollen laufen, und unten in die Mühle führen. Zieht man den Hebel nun durch den einen Strick in der einen Richtung, so drückt man durch ihn das große Reibungsrad gegen eines der kleinen Räder, und es kommt nach der entsprechenden Richtung in Umdrehung, worauf die mit ihm verbundene Windewelle das Windetau entweder auf- oder abwickeln wird, je nachdem man es auf selbige aufgewunden hat. Wird der Hebel aber durch den andern Strick in der entgegengesetzten Richtung bewegt, so wird das große Reibungsrad gegen das andere kleinere gedrückt, und Windewelle und Tau bewegen sich in umgekehrter Richtung. Bei dieser Einrichtung kann man Säcke mit eben der Ruhe, Bequemlichkeit und Sicherheit aus der Mühle herablassen, als man sie aufzuwinden vermag. (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)

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