Titel: | Verfahren den Gyps zu galvanoplastischen Zwecken mit Phosphor- und Silber-Auflösung zu metallisiren; von A. Brandely. |
Fundstelle: | Band 108, Jahrgang 1848, Nr. XXV., S. 130 |
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XXV.
Verfahren den Gyps zu galvanoplastischen Zwecken
mit Phosphor- und Silber-Auflösung zu metallisiren; von A. Brandely.Aus dessen „praktischer Anleitung zur Galvanoplastik,“
welche kürzlich unter dem Titel erschien: Traité des manipulations
électro-chimiques appliquées aux arts et à
l'industrie, par M. A Brandely, 1 vol.
in-8°, accompagné de 6 pl., Roret; prix 5 fr.
Brandely's Verfahren den Gyps zu galvanoplastischen Zwecken mit
Phosphor- und Silber-Auflösung zu metallisiren.
Der Gyps wird zuerst in ein Bad von weißem oder gelbem Wachs getaucht; durch diese
Vorbereitung wird bezweckt, daß er keine Flüssigkeit mehr einsaugen kann und der
Gegenstand überdieß ein glattes oder fettes Ansehen erhält. Der Gyps muß die
Temperatur des Bades annehmen; man zieht ihn dann heraus, beseitigt mit zwei bis
drei trocknen Pinseln das überschüssige Wachs und läßt ihn erkalten. Man nimmt
dann:
Schwefelkohlenstoff
1000 Gramme.
Weißen Phosphor
250 „
Man wirft den Phosphor in das Glas welches den
Schwefelkohlenstoff enthält, worin er sich bald vollständig auflöst.
Andererseits nimmt man:
Gekörntes Silber
100 Gramme.
Reine Salpetersäure
200 „
Man löst das Silber in der Salpetersäure auf, dampft ab, um
die überschüssige Säure zu verjagen und nimmt den Rückstand in 1000 Gr. destillirten
Wassers auf. Nachdem das salpetersaure Silber aufgelöst ist, versieht man sich mit
zwei Schalen, wovon jede zwei Liter fassen kann.
Man gießt in die eine die Phosphor-Auflösung und in die andere die
Silberauflösung. Mit den angegebenen Quantitäten erhält man nach meiner Erfahrung
die besten Resultate.
Man taucht den Gyps, an einem Kupferdraht befestigt, in die Phosphorauflösung und
nachdem man ihn wieder herauszog und abtropfen ließ, legt man ihn flach – die
Sculptur nach oben – auf ein Eisen- oder Zinkblech.
Nachdem aller Schwefelkohlenstoff verdampft ist, fangt der Gegenstand an
Phosphordämpfe zu entwickeln; dieß ist der Zeitpunkt wo man ihn in die salpetersaure
Silberlösung tauchen muß. Sowohl die Stellen welche den Grund bilden, als die Vorspränge müssen vor
diesem Eintauchen vollkommen trocken seyn. Man betupft dann noch mit einem Pinsel
die vertieften Stellen, damit die Silberlösung allenthalben eindringen muß. Es darf
kein Punkt übrig bleiben, welcher nicht mit ihr überzogen wurde, weil sonst auf der
Metallablagerung ein Loch entstünde.
Man nimmt den Gegenstand heraus, läßt ihn abtropfen und hängt ihn mittelst des
leitenden Drahts an einem in der Mauer befestigten Haken auf.
Der vorhandene Phosphor veranlaßt die Reduction des Silbers, welches bald die ihm
eigenthümliche Farbe annimmt. Diesen Augenblick wählt man, um den Gegenstand in das
galvanoplastische Bad zu bringen. Man könnte übrigens den Gegenstand ohne
wesentlichen Nachtheil acht bis vierzehn Tage lang in diesem Zustand lassen; nur
würde er, so weiß er war, durch die Verdampfung der phosphorigen Säure, welche das
Silber oxydirt, schwarz werden. In diesem Zustande nehmen die Artikel ebenfalls das
Metall an, aber nicht so gerne, weil die Oxyde schlechtere Leiter als die Metalle
selbst sind.
Nach beendigter Operation gießt man die Phosphor-Auflösung in eine Glasflasche
mit eingeriebenem Stöpsel, die man im Keller oder in einem großen Wasserbad
aufbewahrt. Wenn man allenfalls von dieser Auflösung während der Arbeit auf die
Finger fallen ließ, muß man dieselben sogleich in salpetersaures Silber stecken, um
auf der Haut die Wirkung des Phosphors zu paralysiren, welche sehr heftig ist und
große Schmerzen verursacht.
Die ganze Arbeit des Metallisirens durch Phosphor muß man auf einer Marmortafel oder
einem Zinkblech vornehmen, damit allenfalls fortgeschleuderte Tröpfchen von Phosphor
nicht auf einen brennbaren Körper gelangen können. Auch darf man dabei die in den
Laboratorien gebräuchlichen Strohkränze nicht anwenden und muß sich namentlich vom
Feuer fern halten, denn die Phosphor-Auflösung ist außerordentlich
entzündlich.
Wenn die Gegenstände eine zu große Oberfläche haben, legt man sie auf ein Eisenblech
oder bringt sie mittelst eines Eisenstängchens, welches in der Längenrichtung
hindurchgesteckt ist, zwischen zwei Böcken an und überzieht sie mittelst eines
Pinsels sowohl mit der Phosphor- als mit der Silberlösung.
Nachdem die Gegenstände metallisirt und trocken sind, muß man sie allenthalten leicht
bürsten, wozu man die für den Graphit dienende weiche Hutbürste anwendet, und nachher schaben, um weder
Metall noch Elektricität zu verschwenden.
Das beschriebene Verfahren liefert ausgezeichnete Resultate, wie man sie weder mit
Graphit noch mit Metallpulvern erzielen kann. So viele Vertiefungen auch vorhanden
seyn mögen, so wird man mit einem so präparirten Gegenstand nie ein mangelhaftes
Resultat erhalten, sey es daß man Copien darstellen oder lediglich den Gyps zu
seinem Schutz mit einem Ueberzug versehen will. Die galvanoplastische Ablagerung hat
überdieß ein viel gefälligeres Aussehen, weil die Schicht auf eine gleichförmigere
Oberfläche niedergeschlagen wird als bei Anwendung von Metallpulvern oder Graphit.
Leider kann man dieses Verfahren nicht auch bei Abgüssen aus Stearinsäure anwenden,
noch bei Krystallglas und Porzellan, für welche also der Graphit zur Zeit noch
beibehalten werden muß.