Titel: | Ueber die Anwendung der Chromsäure als Bleichmittel für Fette und Oele; von Charles Watt. |
Fundstelle: | Band 108, Jahrgang 1848, Nr. XXIX., S. 138 |
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XXIX.
Ueber die Anwendung der Chromsäure als
Bleichmittel für Fette und Oele; von Charles Watt.
Aus dem London Journal of arts, März 1848, S.
134.
Watt, über die Anwendung der Chromsäure als Bleichmittel für Fette
und Oele.
Die Chromsäure wurde in der letzten Zeit häufig zum Bleichen verschiedener Artikel
angewandt, besonders Talg und Oelen, namentlich Palmöl; es ist daher wünschenswerth,
die beste Methode kennen zu lernen, nicht nur wie man diese Säure hiezu anwendet,
sondern auch wie man sie wieder herstellt, um sie neuerdings benutzen zu können und
so an Kosten für doppelt-chromsaures Kali zu ersparen.
Vor etwa zwölf Jahren überzeugte ich mich durch zahlreiche Versuche, daß kein anderes
Mittel so wirksam ist wie die Chromsäure, um unreinen, dunklen und übelriechenden
Talg und dunkel gefärbte Oele (namentlich Palmöl, Lein- und Rüböl) zu
bleichen. Ich hatte also nur noch zu ermitteln, wie man die Chromsäure in der
wohlfeilsten Form, hinreichend rein zu diesem Zweck darstellen kann; ich benutzte
dazu das im Handel vorkommende doppelt-chromsaure Kali.
Um 10 Cntr. dunkeln Talg oder stark gefärbte Oele zu bleichen, braucht man 5 bis 10
Pfd. doppelt-chromsaures Kali, dessen Säure auf folgende Art in Freiheit
gesetzt wird:
Das doppelt-chromsaure Kali wird gut zerrieben, dann in ein irdenes, hölzernes
oder bleiernes Gefäß (kein eisernes, welches die Säuren angreifen würden) gebracht,
etwa viermal so viel heißes Wasser darauf gegossen, und dann werden auf jedes Pfd.
chromsaures Salz beiläufig anderthalb Pfd. concentrirte Schwefelsäure sorgfältig
zugegossen und das Umrühren fortgesetzt, bis alles Salz aufgelöst ist; die
Flüssigkeit besteht dann aus Chromsäure, gemischt mit schwefelsaurem Kali und einem
Ueberschuß von freier Schwefelsäure, welche letztere das Bleichen sehr
begünstigt.
Der Talg oder das Oel müssen geschmolzen und dann von allen fremdartigen,
vegetabilischen und thierischen Substanzen durch Absetzenlassen gereinigt worden
seyn, worauf man sie etwa 44° R. warm, zur Behandlung mit Chromsäure in ein
hölzernes Gefäß schüttet, welches 10 Cntr. so faßt, daß noch hinreichender Raum zum
Umrühren bleibt. Sobald die erwähnte flüssige Chromsäure in den Talg oder das Oel
gegossen wurde, muß man fortwährend gut umrühren, bis alle Farbe beseitigt und durch
eine hell erbsengrüne ersetzt ist. Die Bleichoperation ist nun beendigt, man gießt
noch ungefähr vier Eimer siedendes Wasser hinein und wiederholt das Umrühren fünf
Minuten lang; dann läßt man das Ganze etwa zwei Stunden lang sich setzen, worauf man
es ganz weiß und zur Verwendung geeignet finden wird.
Früher pflegte ich der Composition 4 bis 5 Pfd. Salzsäure zuzusetzenDie Patentbeschreibung des früheren Verfahrens wurde im polytechn. Journal
Bd. LXIII S. 226
mitgetheilt., aber C. Watt d. jung., Director der großen
Fabrik der HHrn. Hawes, fand, daß dieß nur unnöthige
Kosten verursacht, ließ daher die Salzsäure weg und wandte nur Schwefelsäure zum
Zersetzen des doppelt-chromsauren Kalis an.
Die Kosten um 10 Cntr. schlechten Talg oder dunkel gefärbtes Oel zu bleichen,
betragen beiläufig 1 Pfd. Sterl., man mußte daher auf Mittel denken, an Chromsäure
zu ersparen. Noch vor einigen Jahren verwandelte ich das Chromoxyd in der grünen
Flüssigkeit, welche nach dem Bleichen zurückbleibt, in chromsaures Blei; davon
erhielte man aber solche
Quantitäten, daß die Talg- und Oel-Raffinerien zu eigentlichen
Chromgelb-Fabriken würden; Hr. C. Watt kam daher
auf den Gedanken, das Chromoxyd in chromsauren Kalk zu
verwandeln, welcher eben so gut wie das Kalisalz zum Bleichen anwendbar und viel
Wohlfeiler ist. Sein Verfahren ist folgendes:
Die grüne Flüssigkeit, welche nach dem Abschöpfen alles Oels zurückbleibt, wird in
einen andern Bottich gebracht und mehr Wasser zugesetzt; man gießt dann Kalk,
welcher zur dicken Rahmconsistenz angerührt ist, allmählich so lange hinein, bis
fast alle Schwefelsäure gesättigt ist; die Flüssigkeit wird hierauf von dem
schwefelsauren Kalk in ein anderes Gefäß abgegossen und allmählich und sorgfältig
mit weiterer Kalkmilch versetzt, bis alles grüne Oxyd niedergeschlagen und die
Flüssigkeit klar und farblos ist; man gießt dann die Flüssigkeit vom Niederschlag
ab, rührt letztern mit frischem Wasser an, läßt ihn sich absetzen, gießt das Wasser
dann wieder ab und wascht ihn so noch einigemal aus. Endlich wird er getrocknet, auf
einer eisernen Platte ausgebreitet, zum Rothglühen erhitzt und häufig umgerührt. Das
grüne Pulver wird hiebei allmählich gelb, wo es dann aus chromsaurem Kalk besteht;
zersetzt man letztern mit so viel Schwefelsäure, daß ein Ueberschuß von freier
Schwefelsäure zurückbleibt, so liefert er Chromsäure, welche sich zum Bleichen eben
so gut eignet wie die aus dem Kalisalz gewonnene. Nach dieser Methode kann man die
Chromsäure immer wieder gewinnen, so daß das Bleichen der Oele und Fette mittelst
derselben unter den bis jetzt bekannten Methoden die vollkommenste und wohlfeilste
ist.
Man hat auch die Uebermangansäure zum Bleichen des Talgs und der Oele empfohlen.
Dieselbe gibt aber ihren Sauerstoff zu leicht ab, daher das Bleichen damit eben so
kostspielig und noch umständlicher als mit Chromsäure ist. Eine andere Methode ist,
durch die auf einen gewissen Grab erhitzten Oele etc. Luft zu blasen; dieses
Verfahren steht aber ebenfalls dem Bleichen mittelst Chromsäure nach, denn man
erhält dabei viel Abfall, und wenn man das Product in Seife verwandelt, ist die
Farbe viel schlechter.