Titel: | Ueber eine sehr einfache und zweckmäßige Construction der Dampfmahlmühlen; von Dr. Ernst Alban in Plau (Mecklenburg). |
Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] |
Fundstelle: | Band 108, Jahrgang 1848, Nr. XXXII., S. 162 |
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XXXII.
Ueber eine sehr einfache und zweckmäßige
Construction der Dampfmahlmühlen; von Dr. Ernst Alban in Plau (Mecklenburg).
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
(Schluß von S. 110 des vorigen Hefts.)
Alban, über eine sehr einfache Construction der
Dampfmahlmühlen.
Ich komme nun endlich zu der Dampfmaschine, deren
Construction ich hier nur insoweit beschreiben werde, als sie durch die besondere
Einrichtung meiner Mühle modificirt erscheint.
In meinem Werke über Hochdruckmaschinen habe ich für Kornmühlen eine Maschine mit
horizontal schwingendem Cylinder empfohlen, später beim Bau der L. Mühle aber
gefunden, daß ein solcher wegen der bedeutenden Entfernung der Maschine vom großen
Sternrade Schwierigkeiten herbeiführe, und ein Näherrücken desselben an dieses
Sternrad seine Unbequemlichkeiten habe; ich bin überzeugt worden, daß die
Fortpflanzung der Bewegung durch eine gewöhnliche Bläuelstange hier Vortheile
gewähre, welche die größere Complication einer solchen Einrichtung vollkommen
aufwiegt.
Der Dampfcylinder meiner Maschine ist also ein horizontal liegender, der auf die
obere Platte des Gestelles unbeweglich und fest niedergeschroben ist. Diese Platte
setzt sich, wie ich oben schon gesagt habe, bis zum oberen Lager der stehenden Welle
des großen Sternrades fort, und wird von der Scheidewand zwischen Mühle und
Maschinenraum an auf einen gemauerten sehr festen Pfeiler, der zwischen das
Mühlengerüst hineintritt, niedergebolzt. Unter der obern Gestellplatte, und zwar
zwischen ihr und der Sohlplatte, liegen die aufrechtstehenden Seitenwände, die in
der in der Zeichnung angegebenen angenehmen Form gegossen werden, und durch starke
angegossene Winkel ihrer ganzen Länge nach mit der obern und mit der Sohlplatte
zusammengeschroben sind, so daß das Gestell ein solides, durchaus unverrückbares
Ganze darstellt. Die
Sohlplatte wird durch eine Reihe von Bolzen auf das Fundament fest niedergehalten,
welches unter der Maschine von besonderer Stärke und Tiefe seyn muß.
Man vergleiche nun hinsichtlich der übrigen Einrichtung Fig. 3 und 4, in deren ersten die
Dampfmaschine in der Seitenansicht mit senkrecht durchschnittenem Gestelle und zwar
in doppelter Größe, in deren zweiten sie aber in der Ansicht von oben dargestellt
ist. In beiden Figuren sieht man bei a den horizontal
liegenden Dampfcylinder. Die Schraubenkränze b, b an
seinen beiden Enden sind sehr stark und viereckig, theils um den Cylinder
vermittelst derselben fester auf die obere Platte des Gestelles niederschrauben zu
können, theils um einen bessern Anschluß an denselben für manche mit ihm verbundenen
Theile der Maschine zu erlangen. Da wo die Schraubenkränze auf die obere
Gestellplatte niedergeschroben werden, sind sie in Vorsprünge eingelassen, die auf
der obern Fläche dieser Platte bei c, c sichtbar sind,
und gleich an die Platte angegossen werden. Die anziehenden Schrauben gehen von
unten durch die Platte, und die sie aufnehmenden Gewinde sind in die Schraubenkränze
auf jeder Seite eingeschnitten. Für die Befestigung jedes Schraubenkranzes auf die
Platte dienen zwei solcher Schrauben, die sehr stark seyn müssen.
Der Cylinder ist sonst ganz gewöhnlich eingerichtet. Die Kolbenstange e tritt aus dem Deckel f
desselben hervor, und geht hier durch ihre Stopfbüchse g. Zur beweglichen Verbindung derselben mit der Bläuelstange h dient ein Kugelgelenk i,
wie ich es in meinem Werke über Hochdruckmaschinen S. 523 beschrieben, und aus der
fünften Tafel, Fig.
16 und 17 abgebildet habe.
Die richtige Führung der Kolbenstange besorgen zwei vierseitig geschmiedete eiserne
Führer k und l, die theils
an den Schraubenkranz des Cylinders der Seite, und zwar an zwei seitliche Vorsprünge
d, d desselben, theils an zwei starke Stützen m und n angeschroben werden,
welche auf der obern Gestellplatte stehen; sie sind in Ausschnitte derselben sehr
genau eingepaßt, die auf dem Grunde kleine Bodenstücke eingesetzt enthalten, welche
den Zweck haben, eine Adjustirung der Führer nach der Richtung der Kolbenstange hin
zuzulassen, wenn die an dem Kugelgelenk befindlichen Glitscher o und p, Fig. 4, sich auf der
innern Seitenfläche der Führer abnutzen, und diese näher an die Kolbenstange
herangerückt werden müssen. Statt der beweglichen Bodenstücke kann man auch mehrere
Scheiben von dünnem Weißblech nehmen, von denen man später immer eine wegnimmt, wenn
eine Versetzung der Führer nöthig wird. Damit Bodenstücke oder Scheiben von außen
nicht sichtbar werden, ist der Führer über den Falz seines Schraubenkranzes etwas
übergeplattet. An der Stütze ist dieselbe Einrichtung getroffen.
Die Führer liegen so, daß eine ihrer Flächen nach oben sieht und sind an den Stellen,
wohin die Gränze der Bewegung der Glitscher fällt, dünner abgesetzt. Ueber diesen
Absatz gehen die Glitscher noch 1/8 breit weg, und streichen so jeden Schmutz von
den reibenden Flächen der Führer ab, wodurch dieser für die Folge ganz unschädlich
gemacht wird. Zugleich wird aber durch dieß Absetzen der Führerflächen verhütet, daß
sich ein schädlicher Satz an den Gränzen der Glitscherbewegung anschleift. Die
Glitscher umfassen die Führer von drei Seiten, an der innern, obern und untern.
Um eine Senkung des Kugelgelenkes und der Kolben- und Bläuelstange zu
verhüten, ist dafür gesorgt, daß die obere reibende Fläche der Glitscher von oben
nach unten verstellbar ist. Es ist nämlich in dieselbe eine Platte von Rothguß
eingelegt, die durch drei oder vier Stellschrauben gegen den Führer gestellt werden
kann. Dadurch kommt dann das Kugelgelenk etc. wieder höher. Diese Einrichtung ist
doppelt nöthig, weil die obere Reibungsfläche der Glitscher mit einem nicht ganz
unbedeutenden Gewichte auf die Fläche der Führer niedergedrückt wird. Dieses Gewicht
wird aber in meiner Dampfmaschine durch eine Vorrichtung vermehrt, die ich
angebracht habe, um das Gewicht des Kolbens und der Kolbenstange zu balanciren, und
so die zu starke Reibung des Kolbens auf die innere untere Wand des Dampfcylinders
zu verhüten. Da diese Einrichtung einigermaßen neu erscheinen dürfte, und gewiß
jeden Mechaniker interessirt, indem sie einen längst gefühlten Uebelstand
horizontalliegender Cylinder, und das auf eine sehr einfache Weise, beseitigt, so
will ich sie genau beschreiben.
Da das Kugelgelenk eine Art Hypomochlion für die Kolbenstange darstellt, wenn man sie
sich als einen einarmigen Hebel denkt, so ist es möglich, das Gewicht derselben und
des an ihr befestigten Kolbens vollkommen zu balanciren, wenn man an das Kugelgelenk
einen Hebel in entgegengesetzter Richtung anbringt und diesen mit so viel Gewicht
belastet, daß er den Kolben und seine Stange genau aufwiegt. In Fig. 3 sieht man einen
solchen Hebel bei q an das Kugelgelenk angeschroben, und
bei 29, Fig. 1
und 2, mit
einem verstellbaren Gewichte belastet. Der Hebel ist in den Schraubenkranz des
Kugelgelenkes eingeschoben, der zu diesem Zwecke nach unten mit einem in Fig. 3, r, deutlich erkennbaren Vorsprung versehen ist. Damit
das Gegengewicht nicht sehr schwer ausfalle, so dürfte es zweckmäßig seyn, zumal es
an Raum für den beschriebenen Gegenhebel durchaus nicht fehlt, diesen so weit zu verlängern, daß das
Gewicht bei der Bewegung des Kugelgelenkes mit den daran hängenden Theilen nie in
den Maschinenraum eintritt. Es bedarf dann keiner größern Oeffnung für dasselbe in
der Scheidewand zwischen Mühlen- und Maschinenraum, wodurch Mehlstaub
eindringen und die Maschine verunreinigen könnte, sondern es ist nur eine kleinere
Oeffnung für die Stange erforderlich.
Damit aber die Glitscher wegen ihrer Länge nicht hindernd für die Balancirvorrichtung
auftreten können, indem sie bei allseitigem genauen Anschluß an die Führer die
Drehung in einer senkrechten Ebene mehr oder weniger erschweren, so ist das
Kugelgelenk nicht steif mit den beiden Glitschern verbunden, sondern durch ein Paar
horizontal nach beiden Seiten hinstrebende runde Zapfen, die sich in den Körper der
Glitscher, und zwar in einem Canale derselben, sehr fleißig drehen können.
In Fig. 4
erhält man von dieser letztern Einrichtung ein klares Bild. i ist das Kugelgelenk von oben angesehen, e
die damit verbundene Kolbenstange, h die sich in
dasselbe einlenkende Bläuelstange, k der Gegenhebel für
das Gegengewicht. Er ist hier punktirt angegeben, da er von der Bläuelstange gedeckt
wird. Dieß gilt auch von den beiden an das Kugelgelenk angegossenen runden Zapfen,
die sich bei u und v in dem
Körper der Glitscher drehen. Ein schnelles Ausschleifen dieser Zapfen in den sie
aufnehmenden Canälen des Glitscherkörpers und daraus hervorgehendes Schlottrigwerden
derselben ist nicht zu fürchten, weil sie in Wirklichkeit durchaus keine Drehung in
denselben erleiden, also gar keine Reibung erfahren. Ihr Zweck wird nämlich, wie
leicht begreiflich, ohne solche Drehung vollkommen erfüllt.
Auf der Stopfbüchse des Cylinders und auf dem Kugelgelenk sind Schmierbüchsen
angebracht, wie sie jetzt allgemein in Gebrauch sind. Sie haben hier die Form von
kleinen Vasen und sind von Rothguß und mit einem Deckel versehen.
Unter dem Cylinder liegen, wie bei den Locomotivcylindern, zwei kleine Abzapfhähne
w und x, Fig. 3, an jedem Ende
einer, die das sich im Cylinder ansammelnde und aus den an den kalten Cylinderwänden
condensirten Dämpfen entstandene Wasser entfernen. Sie führen dieß Wasser in ein
gemeinschaftliches Rohr y, welches sich in das
Exhaustionsrohr z mündet. Die Hähne werden an zwei
kleinen Hebeln 1 und 2, die mit einer Stange beweglich verbunden sind, gedreht. Die
Stange tritt am Ende der Maschine aus dem Gestelle hervor, und ist hier mit einem
Kniehebel 3 verbunden, durch dessen Bewegung vermittelst des Handgriffes 4 die Hähne
vereint geöffnet und geschlossen werden können, so wie es die Umstände
erfordern.
Die Steurung der Maschine ist eine Schiebersteurung und in der Schieberbüchse 5
enthalten, von welcher zwei Canäle 6 und 7 nach den beiden Enden des Cylinders, nach
jedem Ende einer, führen, welche die Dämpfe dahin leiten, und nach stattgehabter
Wirkung auf den Kolben wieder zurückführen, um sie dann in den Mittlern, in das
Exhaustionsrohr z sich mündenden Canal der Büchse
übertreten zu lassen. Die Steurung ist so eingerichtet, daß der Expansionsschieber
unmittelbar auf den Wechselschieber arbeitet; der Wechselschieber enthält auf seiner
untern Fläche, und zwar in der Mitte derselben, den krummen Canal für die
abwechselnde Verbindung der beiden in der Grundplatte der Schieberbüchse
enthaltenen, die Dämpfe auf beiden Seiten des Kolbens distribuirenden Oeffnungen mit
der großen in das Exhaustionsrohr führenden und in der Mitte befindlichen Oeffnung,
und zwei Oeffnungen von derselben Größe, welche die Dämpfe aus der Schieberbüchse in
die vorgenannten Oeffnungen der Grundplatte leiten. Sie sind oben auf dem Schieber
schmäler, und werden abwechselnd von dem Expansionsschieber geschlossen, wenn dieser
während seiner Bewegung mit dem Wechselschieber gegen zwei Flächen stößt, die sein
ferneres Fortschreiten hemmen, und ihn zwingen, bald über die eine, bald über die
andere Dampföffnung des Wechselschiebers überzutreten. Die hemmenden Flächen sind
zwei Curven, die an einer stehenden Welle befestigt sind, welche durch den obern
Deckel der Schieberbüchse dringt und hier durch eine Stopfbüchse dampfdicht nach
außen hervortritt. Auf ihrem äußersten Ende trägt sie den Hebel 8, der nach hinten
steht, und mit einer kleinen Feder in verschiedene Kerben eines Bogens 9 eingesetzt
werden kann, der auf der Schieberbüchse festgeschroben ist. Um die Feder aus den
Kerben ausheben und in dieselben wieder einsetzen zu können, ist er auf seiner
breiten Fläche elastisch.
Die beiden Curven an der Welle entfernen sich allmählich vom Centrum derselben, und
stoßen demnach früher oder später, je nachdem der Hemmungspunkt mehr oder weniger
vom Centrum der Welle abtritt, gegen den Expansionsschieber, wovon die Folge ist,
daß er während der Bewegung des Wechselschiebers die Dampföffnung desselben früher
oder später schließt. Auf diese Weise kann durch eine verschiedene Drehung der Welle
der Abschluß der Dampföffnungen auf eine größere oder geringere Länge des
Kolbenhubes besorgt werden, ja man kann ihn sogar ganz aufheben, und so dem Cylinder
bei den Kolbenhuben ganze Dampffüllung geben – eine Einrichtung, die beim
jedesmaligen Anlassen der Maschine nach längerm Stillstande sehr willkommen ist.
Diese Steurung ist meines Wissens zuerst von Edward's
erfunden und nachher für Cavé in Frankreich
patentirt worden, und der in meinem Werke über Hochdruckmaschinen beschriebenen und
von mir erfundenen vorzuziehen. Meine Gründe für diese meine Ansicht einmal später
in diesem Journale. Da sie schon bekannt und an verschiedenen Stellen schon
beschrieben ist, so will ich mich nicht länger dabei aufhalten.
Ich habe schon in meinem Werke über Hochdruckmaschinen angegeben, warum ich nicht für
variable Expansion, durch den Gouverneur der Maschine besorgt, bin. Die dahin
zielenden Vorrichtungen sind theils complicirt, theils unzuverlässig und
undauerhaft, machen oft viel Lärm, und gewähren am Ende keine Vortheile vor der
gewöhnlichen Methode, die Geschwindigkeit der Maschine durch die Drosselklappe zu
reguliren. Vor allen Dingen ist aber der bei geringern Cylinderfüllungen und hohem
Dampfdrucke entstehende Stoß auf den Kolben ein großes Hinderniß für einen zu frühen
Abschluß, und solcher tritt doch bei variabler Expansion sehr häufig ein, wenn die
Maschine weniger belastet ist und in Folge dieses Umstandes die Dampfentwickelung im
Kessel verhältnißmäßig zu groß ist. In neuester Zeit bin ich auf eine sehr einfache
Vorrichtung an der Steuerung gekommen, um diesen Stoß möglichst aufzuheben.
Späterhin werde ich sie einmal mittheilen. Sie ist für die Locomotiven von
ungemeiner Wichtigkeit, und so unscheinbar, daß bei ihrer Bekanntwerdung sich
jedermann wundern wird, daß man nicht eher darauf verfiel. Gewöhnlich ist dieß aber
das Schicksal aller höchst einfachen Erfindungen; man schätzt sie nicht selten
geringer, weil ihre Wahrheit zu sehr in die Augen springt, und daher alltäglich und
unverdienstlich erscheint, während man alles Bunte und Complicirte als aus einem
großen Aufwande von Genie hervorgegangen betrachtet. Und doch sind die einfachsten
Erfindungen die verdienstlichsten. Wir unvollkommenen Menschen kommen erst immer nur
durch ein Labyrinth trügerischer, verworrener und täuschender Lichtgebilde zum
einfachen Lichte selbst, und sind wir dahin gekommen, so erscheint es uns nur als
Licht und nichts weiter, es hat seinen Reiz und seine Wichtigkeit für uns
verloren.
Die Schieber werden durch ein Excentricum in Bewegung gesetzt, welches an der
stehenden Welle des großen Sternrades, und zwar gleich unter dem obern Lager,
angebracht ist. Eine von demselben führende Stange geht unter der obern
Gestellplatte fort innerhalb eines in den gemauerten Pfeiler gelassenen
Ausschnittes, und lenkt sich unter der Maschine in eine cylindrische Stange ein, die
in zwei Führern läuft, welche, an die obere Gestellplatte angeschroben sind. Diese
Führer liegen ungefähr 2
Fuß auseinander, und geben der Stange eine sichere horizontale Leitung, welches
nöthig ist, da die erstere vom Excentricum kommende Stange sich in einer
horizontalen Ebene bewegt, während die zur eigentlichen Steuerung führende und
sogleich zu beschreibende es in einer senkrechten thut. Es müssen daher natürlich
auch beide Scharniere, das welches die erste Stange mit der mittleren Stange, sowie
das folgende welches die zweite Stange mit letzterer verbindet, eine verschiedene
Bewegung beider Stangen vermitteln. Die zweite Stange führt zu dem doppelten
Balancier, der sich am Ende des Dampfcylinders mit seiner Welle in zwei Lagern
dreht, die an den Cylinder und zwar in zwei gleichen Vorsprüngen des hintern
Schraubenkranzes, als die sind, welche die Führer der Kolbenstange am vordern Ende
des Cylinders aufnehmen, angeschroben werden. Die Stange hat da, wo sie auf den
Balancier trifft, eine gewöhnliche Falle, womit sie über dem untern Zapfen das
Balancier fassen, und auch von demselben wieder abgehoben werden kann. Zu diesem
Ein- und Ausheben dient ein kleiner Handgriff am Ende derselben.
In Fig. 13
sieht man das Excentricum mit einem Theil der ersten Stange, in Fig. 3 bei 10 die zweite
cylindrische Stange mit ihren beiden Führern 11 und 12, bei 13 die dritte Stange mit
ihrer Falle 14, mit der sie über den untern Zapfen 15 das Balancier 16 greift, und
durch den Handgriff 17 von demselben abgehoben werden kann. 18 und 19, Fig. 4, sind
die an den Cylinder angeschrobenen Lager für die Welle des Balancier.
Das obere Ende des Balancier ist mit dem Schieberstiel der Steuerung durch ein
bewegliches Zwischenglied in Verbindung gesetzt, welches durch 20 (Fig. 3) bezeichnet ist.
Bei 21 steckt der Schieberstiel in einer Hülse, und ist darin durch einen Keil
befestigt.
Die zwischen den Leitern geführte Stange kann auch füglich benutzt werden, eine
Speisepumpe innerhalb des Gestelles der Maschine in Bewegung zu setzen; jedoch will
ich nicht besonders dazu rathen, theils weil die Pumpe hier zu versteckt liegt, und
bei etwaiger Nachhülfe daran schwer zu derselben zu kommen ist, theils weil der Zug
der Stange zu kurz für eine solche Pumpe ist, und daher der Durchmesser derselben
unzweckmäßig vergrößert werden müßte, theils endlich, weil die mancherlei bei der
Pumpe nöthigen Wasserleitungsröhren hier keine zweckmäßige Stelle finden, und dieß
um so mehr, wenn neben der Speisepumpe zugleich eine Kaltwasserpumpe in Betrieb
gesetzt werden müßte, um das Speisewasser auf ein höheres Niveau zur Speisepumpe und
in deren Cisterne zu führen.
Oben auf dem vordem Schraubenkranze des Dampfcylinders ist noch ein Bügel von
Gußeisen (Fig.
3, 4
und 5, 22)
geschroben, der den Gouverneur 23, Fig. 3, der Maschine
aufnimmt. Derselbe dreht sich oben mit seiner stehenden Welle in dem Bügel, und zwar
in einer Büchse von Rothguß, die in denselben eingesetzt ist, unten in einer Pfanne
von hartem Stahl, die auf einen der zu den Enden des Cylinders führenden Dampfcanäle
aufgeschoben wird. Die Welle des Gouverneurs trägt innerhalb des Bügels zwei
Riemenscheiben 24 und 25 von verschiedenem Durchmesser, durch welche er vermittelst
des Riemens 26, Fig.
3, der von einem Riemenrad der obern stehenden Welle der Mühle kommt, in
Umtrieb gesetzt wird. Seine Hülse ist durch den einarmigen Hebel 27, der sich bei 28
in einem an der Wand des Maschinenraums befestigten Scharniere bewegt, und durch die
Bewegungsstange 29 mit dem Hebel 39 beweglich verbunden, der auf die am Dampfrohre
31 angebrachte Drosselklappe 32 einwirkt.
Ich nehme in neuerer Zeit immer größere Gouverneure wie früher, und gebe ihnen
schwere Kugeln. Eine solche Anordnung hat den großen Vortheil einer sehr
empfindlichen Regulation der zum Dampfcylinder strömenden Dämpfe, und zwar theils
aus dem Grunde, weil an einem größern Gouverneur die Gränzen der Einwirkung auf die
Drosselklappe schon an sich vergrößert werden, theils darum, weil ein solcher
Gouverneur mit mehr Kraft auf die Klappe einwirkt, und man daher den Bewegungshebel
für diese kürzer machen kann, wovon die Folge ist, daß das Maximum des Abschlusses
und der Oeffnung des Dampfweges in der Klappe in eine geringere Entfernung von
einander in Absicht auf die Gränzen der der Drosselklappe durch den Gouverneur
mitgetheilten Bewegung tritt.
Was meine Speisepumpe betrifft, so kam ich vor ungefähr zwei Jahren durch Zufall auf
eine wichtige Verbesserung derselben. Es mußte an einer meiner Maschinen die
Speisepumpe vergrößert werden, weil ein kräftigerer Kessel angewandt wurde als
vorher, und daher mehr Speisewasser erforderlich war. Da ich bei Anfertigung einer
neuen größern Pumpe das alte Modell möglichst benutzen wollte, so ließ ich an
demselben die Ventilbüchse und setzte nur einen Pumpencylinder von größerm
Durchmesser daran, indem ich auf den größern Widerstand, den das Speisewasser beim
Durchgang durch die engern Ventile und Canäle erleiden würde, kein besonderes
Gewicht legte. Zu meinem Erstaunen erfuhr ich aber, daß diese Pumpe bei ihrer
Ingangsetzung viel weniger Störungen in ihrer Wirkung erlitt, als die frühere,
obgleich alle übrigen Umstände dieselben geblieben waren, ja diese Störungen fast ganz aufhörten, und
die Pumpe, wenn sie auch einmal während kurzer Zeit kein Wasser gab, doch bald immer
von selbst wieder in Ordnung kam. Nach längerer Beobachtung dieser merkwürdigen
Erscheinung fand ich bald den Schlüssel dazu. Die stärkere Strömung des
Speisewassers durch Ventile und Canäle der Pumpe trat als ein wohlthätiges Mittel
auf, diese von fremden dem Wasser beigemengten Körpern rein zu halten, und sie, wenn
solche Körper sich dennoch einmal in denselben festsetzten, wieder aus denselben
auszuspülen. Derjenige Mechaniker, der von der öftern Unzuverlässigkeit unserer
gewöhnlichen Speiseapparate durchdrungen ist, wird mir gewiß beipflichten, daß ich
nicht Unrecht habe, wenn ich nach solchen Erfahrungen zu dem Vorsatze kam, künftig
das Mißverhältniß dieser Pumpe zwischen Cylinder und Ventilen etc. nachzuahmen, er
wird zugeben, daß gegen einen so großen Vortheil, als dieß Mißverhältniß zu bringen
scheint, derjenige kleine Kraftverlust gar nicht in Anschlag komme, der beim
Betriebe der Pumpe dadurch entsteht, daß das Wasser mit größerer Geschwindigkeit
durch engere Oeffnungen und Canäle getrieben werden muß. Später werbe ich
hoffentlich noch einiges über diejenige Anordnung meiner Speisepumpen, die ich jetzt
befolge, in diesem Journale niederlegen können und müssen, da es mir nicht gelungen
ist, zu einer Fortsetzung meines größern Werkes über Hochdruckmaschinen, welches so
viele Anerkennung fand, so günstig angekündigt und recensirt, ja sogar ins Englische
übersetzt worden ist, einen Verleger zu finden.Es thut mir dieß doppelt leid, da diese Fortsetzung eigentlich noch
interessanter als das Hauptwerk war, namentlich durch eine Menge neuer
Beobachtungen und Erfahrungen, neuer Erfindungen und Verbesserungen im Felde
der Hochdruckmaschinen sich auszeichnete. Hätte ich eine politische
Abhandlung geschrieben, welche die Gemüther aufregt, und das Höchste und
Heiligste in den Staub herabzieht und bespöttelt und bewitzelt, oder dem
Communismus oder Socialismus das Wort redet, französischen Unsinn nachäfft,
oder eine Compilation alter verlegener Dampfmaschinenwaare, oder ein
aufgewärmtes Gericht von Balanciers, Parallelogramms, Kastenkesseln etc, so
würde ich vielleicht mehr Glück gemacht haben. Was werde ich aber jetzt
vollends für dieses Werk zu hoffen haben, da die Arbeiter gegen ihr eigen
Fleisch wüthen, die Werkstätten des Fleißes und der Industrie zerstören, die
ein langer segensreicher Friede wohlthuend aufgebaut, um uns von Englands
zerstörendem Handelssystem immer freier zu machen, wo die Fabrikanten wegen
des Uebermuthes und der blinden Raserei ihrer Arbeiter ihre Etablissements
schließen, und lieber diese stille stehen lassen, als sich chimärischen
Gesetzen unterwerfen, wo der Sinn für Industrie und den technischen
Fortschritt durch das Geschrei nach Freiheit, oder besser Zügellosigkeit,
übertäubt wird und alles sich in einem Chaos von Uebermuth, Trotz,
Zerstörungswuth und Anarchie auflöset? – – – Hier würden die Gränzen dieser Abhandlung dadurch überschritten werden.
Das zur Maschine führende Dampfrohr muß natürlich, wo zwei Kessel angewendet werden,
demgemäß construirt seyn. Zweckmäßig dürfte es erscheinen, wenn die von beiden Kesseln kommenden
Röhren zuerst in einen Cylinder von größerm Durchmesser übergingen, und von diesem
die Dämpfe durch ein gemeinschaftliches Rohr zur Maschine geleitet würden. Ein
solcher Cylinder wäre zugleich als ein kleiner Separator anzusehen, der das mit den
Dämpfen etwa fortgerissene, oder in den Dampfröhren sich condensirt habende Wasser
aufnähme. Durch einen kleinen Hahn könnte dasselbe dann und wann von dem
Maschinenmeister in die Cisterne der Speisepumpe, oder nach außen, oder ins
Exhaustionsrohr geleitet werden.
Ich schließe hiemit die Beschreibung meines Planes zu einer Dampfmahlmühle, der gewiß
als ein höchst einfacher erscheint, und über dessen Zulässigkeit nicht allein,
sondern auch über dessen große Vortheile die Erfahrung bereits entschieden hat.
Freilich nimmt eine solche einfache, schlichte und unscheinbare Construction der
Dampfmühlen alles Imposante, Kolossale und Pretiose von ihr, indem sie gegen die
ältere Einrichtung in ein Nichts zusammenschrumpft; aber derjenige Mechaniker, dem
es wahrhaft um einen reellen Fortschritt zu thun ist, wird mir für die Mühe, die ich
der Ausführung derselben gewidmet und die Opfer, die ich derselben gebracht habe, um
sie wirklich ins praktische Leben einzuführen, gewiß Dank wissen. Ich habe seit
Schreibung meines Werkes über Hochdruckmaschinen oft die Freude gehabt, daß meine
Pläne und Verfahrungsweisen beim Bau dieser vortrefflichen Gattung von Dampfmaschine
beachtet und mit Vortheil praktisch angewandt sind, daher schmeichle ich mir, daß
man auch diese Zeilen nicht ganz unbemerkt und ungewürdigt vorübergehen lassen wird,
zumal sie unser täglich Brod angehen, und eine wohlfeilere Bereitung des dazu
nöthigen Mehles bezwecken. Kann sich nur erst der Mechaniker ganz von dem alten
Schlendrian, von der übertriebenen Ehrfurcht vor den alten, herkömmlichen, durch die
Zeit geheiligten Einrichtungen, von der immer noch stark grassirenden Krankheit, der
Anglomanie, von den alten Vorurtheilen und dem gewöhnlichen Zweifelmuthe und der
Aengstlichkeit in Bezug auf alles Inländische frei machen, wenn es gilt, eine neue
Bahn zu brechen, dann wird auch diese Constructionsweise der Dampfmahlmühlen bald
Anklang finden. Der vorurtheilsfreie Mechaniker wird darauf nicht achten, wenn Laien
oder neidische Collegen und Schlendrianisten dieser Construction dann auch den
Vorwurf der Winzigkeit und Nichtsbedeutenheit machen, darüber wohl gar spötteln,
sobald sie nur vollkommen denselben Zweck erreichen, den die alten Einrichtungen
voll Abundanz und leerem Bombast erfüllen; er wird darüber mitleidig lächeln, sobald
er ihre Vortheile vor den Einrichtungen des alten Regime inne wird, Vortheile, die nicht allein ihn
beim Bau treffen, sondern auch den Fabrikanten und Müller, die sich eine solche
Mühle bauen lassen. O wie vieles ist schon vorgeschlagenMir ist hier immer noch im Andenken, in welchem spöttelnden Tone man erst die
schwingenden Cylinder an Dampfmaschinen verwarf, wie viele nichts
bedeutende, zum Theil lächerliche Gründe Praktiker dagegen geltend machten,
und wie sie durch ihre Auctorität alle Gegengründe niederzuschlagen
strebten; wie man schwingende Cylinder höchstens nur für kleine
Hochdruckmaschinen zulässig, für Maschinen mit niederm Drucke aber für
offenbaren Nonsens erklärte, weil die großen und
schweren Cylinder ein zu großes Gewicht hätten, und ein zu bedeutendes
schädliches Trägheitsmoment der Bewegung entgegensetzten (sollten sie hierin
die alten kolossalen und gewichtigen Balanciere der Maschinen des alten
Regime übertreffen?); weil Cylinderwände und Stopfbüchse sich schnell
ungleich ausrieben, und die schwingenden Zapfen in der Hitze eine zu starke
Abnutzung ihrer Lager herbeiführten etc.; und jetzt sieht man auf allen
neugebauten Schiffen schwingende Cylinder, zum Theil von kolossaler Größe,
und glaubt ohne sie gar nicht mehr fertig werden zu können. erklärte der
nordamerikanische Congreß Oliver Evans wegen
seiner ersten Idee eines Dampfwagens nicht für verrückt, und hielt dadurch
die erste Ausführung der Locomotiven beinahe um 20 Jahre auf? – Wer
würde jetzt noch glauben, daß so etwas möglich sey? Wer war hier verrückt,
Oliver Evans oder der Congreß? und wieder vergessen, ist gelobt oder bespöttelt, oder als ein Unding
verschrieen worden, wenn kleine Geister, wie ich, dafür strebten, wenn ihm das
Aushängeschild des Großartigen, Kolossalen, wenn ihm das Geschrei des Charletans
oder der Name einer großen Firma, die Empfehlungen einiger Heroen unserer
Wissenschaft fehlten, und ist später aus der Dunkelheit wie ein leuchtendes Meteor
hervorgetreten, das den Erfinder mit goldenem Glanze verklärt. Darum nicht geruht,
ihr meine lieben Collegen, immer vorwärts gestrebt, trotz des Dünkels der Charlatane
und Befangenen und des Gewäsches Uebelwollender. Was geht dem redlichen Willen das
Urtheil der Welt an, und ihr eitles Bemühen, das Bessere zurückzuweisen. Einmal
dringt das Licht der Wahrheit doch durch, und wenn dann auch schon kühle Erde den
Staub deckt, der die erste Idee dazu in sich bewegte und durch edle Begeisterung
vollendete; was schadet es, sie die Idee bleibt unter uns, und wir freuen uns ihrer,
und segnen den Staub, der sie gebar, und das ist mehr, als was ein bescheidenes Herz
verlangen kann.
Plau, den 2. April 1848.
Beilage,enthaltend einen Bericht zweier meiner Arbeiter, des
Werkmeisters Saj und des Schlossers Jeckel über den Befund der L.
Dampfmahlmühle, zu deren Reparatur sie von mir beauftragt waren.
Wir Endes Unterschriebene, die wir auf Verlangen des Müllers Hrn. S. zu L. von Hrn.
Dr. E. Alban in Plau
dahin gesandt wurden, um
dessen Dampfmühle, die vor 5/4 Jahren aufgestellt und in Thätigkeit gesetzt wurde,
nachzusehen, und die nöthigen Reparaturen daran zu besorgen, bezeugen hiedurch, daß
wir diese Mühle in einem sehr verwahrlosten, ja fast ganz unbrauchbaren Zustande
vorgefunden haben, und zwar in einer Verfassung, die nicht durch fehlerhafte und
undauerhafte Construction des ganzen Werkes und seiner einzelnen Theile, sondern
lediglich durch völlige, aber, wie wir es von der Aufstellung her wissen,
verschuldete Unkunde, durch eine beispiellose Vernachlässigung und Verkehrtheit in
Behandlung derselben bedingt war. Wir beide haben früher an diesem Werke gearbeitet,
und können eidlich, wenn es verlangt wird, versichern, daß die Mühle nicht allein
mit ganz besonderm Fleiße und in großer Solidität gebaut war, sondern daß ihr Effect
auch dem contractlich zugesagten völlig entsprach, ja ihn sogar noch überstieg, daß
sie fleißig, ohne schädliche Erschütterung und Geräusch arbeitete, und an großer
Einfachheit alle bisherigen Dampfmühlen, die wir je gesehen haben, übertraf. Es war
daher ein betrübender Anblick für uns zu sehen:
1) Wie nie eine Reinigung des Kessels vorgenommen sey, indem in den
Entwickelungsröhren und dem Herzen desselben eine 2 Zoll dicke Schicht von Schlamm
und Kesselstein sich vorfand, so daß viele Röhren in Betreff des Metalles ihrer
Wände theils durchgebrannt erschienen und gestickt werden mußten, theils sich in
einem Zustande weit vorgerückter Destruction befanden, indem der in denselben sich
befindende Schmutz und Kesselstein, als schlechter Wärmeleiter, die Mittheilung der
die Röhren bestreichenden Hitze ans Wasser der Röhren verhindert, und diese Hitze in
den Wänden derselben sich zu sehr angehäuft hatte. Es ist dieß um so mehr zu
bedauern, als dieser Kessel hinsichtlich des dazu verwandten Materiales sowohl, als
seiner Construction nach, der beste, zweckmäßigste und effectvollste genannt zu
werden verdient, der je aus der Werkstätte des Hrn. Dr.
Alban hervorging, indem er mit nassem (sogenannten)
Torfgrumm geheizt, die Dämpfe fortwährend in einer Spannung entwickelte und darin
erhielt, daß sie in der Maschine einen Effect hervorbrachten, der den contractlich
versprochenen übertraf.
2) Ferner hatten wir bei Untersuchung des Ofens sogleich Gelegenheit zu bemerken, daß
derselbe schwerlich je gereinigt worden sey, indem eine solche Menge Nuß in seinen
Zügen angehäuft war, daß der Luftzug im Ofen dadurch ganz unterbrochen gewesen seyn
muß, wodurch natürlich, da die Lebhaftigkeit der Dampfentwickelung im Kessel ganz
durch den Grad des Feuers im Ofen bedingt wird, dieser aber wieder mit der Stärke des Zuges in
genauestem Zusammenhange steht, der Effect des Kessels widergesetzlich
heruntergestimmt seyn muß.
3) War die Speisepumpe zur Versorgung des Kessels mit Wasser auch nicht in Ordnung
und bedurfte der Nachhülfe, um den Kessel nicht der Gefahr auszusetzen, vom Wasser
entblößt, und so überhitzt zu werden, was früher wohl schon zuweilen der Fall
gewesen seyn dürfte, zumal wenn man den Bericht des Eleven Müller, der im Herbste die Mühle revidirte, und der den Wasserkasten der
Pumpe beinahe halb mit Lehm und Sand angefüllt gefunden hatte, berücksichtigt. Ein
mit Sand und Lehm geschwängertes Wasser muß nämlich alle Augenblicke das regelmäßige
Spiel der Ventile der Pumpe stören, durch welches die richtige Wirkung derselben
vorzugsweise bedingt wird. Auch jetzt fand sich wieder viel Sand und Schlamm in der
Pumpe.
4) Was die eigentliche Dampfmaschine betrifft, so fanden wir dieselbe in einem
Zustande, der insofern wahres Erstaunen einflößte, als kaum zu begreifen war, daß
sie noch überhaupt irgend einen Dienst that. Diese schöne Maschine, die mit seltenem
Fleiße und seltener Accuratesse gearbeitet wurde, und beim Bau in allen ihren
Theilen polirt, und so auch abgeliefert wurde, war im eigentlichen Sinn des Wortes
in Schmutz und Unflath begraben, so daß sie wie mit Kaffeesatz begossen aussah. Die
Schmierbüchsen daran fanden wir mit Schmutz, alten Hanfstocken und tobten Fliegen
völlig ausgefüllt, und die Schmierlöcher ganz verstopft, so daß kein Fett an die zu
lubrificirenden Organe kommen konnte; das Fettventil auf der Steurungsbüchse ließ
aber, weil ein 3/4 Zoll langes und 1/8 Zoll starkes Stück eines eisernen Nagels
zwischen ihm und seinem Sitz sich eingeklemmt fand, einen großen Theil des zum
Cylinder strömenden Dampfes aus, so daß dieser im Cylinder kaum zur Wirkung kommen,
und der Kessel erschöpft werden mußte, zu geschweigen, daß das ganze
Dampfmaschinenzimmer durch diese widergesetzlichen Dampfausströmungen bespritzt und
verunreinigt erschien, und alle darin befindlichen eisernen Gegenstände durch die
dadurch in demselben angehäufte Feuchtigkeit mit Rost überzogen waren.
Bei Untersuchung des Kolben und der Stopfbüchse der Kolbenstange fanden wir beide
nicht allein ganz unrichtig gepackt, so daß sie keinen Dampf zurückhalten konnten,
sondern letztere mit so viel überflüssigem Hanfe versehen, daß der Stopfpfropfen in
einer viel zu großen Ausdehnung aus der Büchse hervorstand; die Folge hievon war,
daß das auf die Kolbenstange geschobene und befestigte, und zur beweglichen
Verbindung derselben mit der Kurbel des großen horizontal liegenden Sternrades der
Kornmühle dienende Kugelgelenk bei jeder Rückkehr der Kolbenbewegung mit großer Gewalt gegen den
Stopfpfropfen fließ, und so die ganze Dampfmaschine auf eine ihr in jedem
Augenblicke mit Zerstörung drohende Weise erschütterte. Durch diesen Uebelstand war
auch der Zapfen der einen Oehrschraube der Stopfbüchse zerbrochen.
Wir fanden ferner die Führung der Kolbenstange völlig in Unordnung, so daß diese,
aller richtigen Leitung entbehrend, ein zerstörendes Drängen zur Seite erfuhr, was
nicht allein eine schnelle ungleiche Abnutzung der Stange und des Kolbens, sowie
eine schädliche seitliche Ausreibung des Cylinders und der Stopfbüchse herbeiführen,
sondern secundär auch einen großen Dampfverlust im Cylinder bedingen muß. Man sah,
daß auch an diesen Theilen weder irgend Aufmerksamkeit, noch Fleiß verwandt war, um
sie in ihrer richtigen Stellung zu erhalten.
5) In der Mühle fanden wir ferner viele der Zapfenlager vernachlässigt, auch war
durch eine Senkung des Gebäudes und seiner Balkenlagen, das auf schlechtem
Fundamente steht, manche Unrichtigkeit in der Stellung der einzelnen Wellen und
anderer sich bewegender Theile entstanden, die aber dem Hrn. Dr. Alban, der das Gebäude für die Mühle fertig
vorfand, unmöglich zur Last gelegt werden können, und denen wir so viel nachhalfen,
daß alles wieder in regelmäßigen Gang kam. An der Winde haben wir nur an den
gußeisernen Getrieben derselben nachhelfen können, weil Hr. S. jede fernere
Instandsetzung derselben zurückwies. Diese Getriebe hatten nämlich durch die Senkung
der Balkenlage des Gebäudes ihre richtige Stellung gegen einander etwas eingebüßt.
Dasselbe gilt von dem an der stehenden Welle befindlichen großen Mitnehmer, der die
Umdrehung dieser Welle von dem großen Sternrade der Mühle aus vermittelt. Die Klagen
des Hrn. S. über die schlechte Einrichtung der Winde fanden wir übrigens sehr
ungerecht, weil nämlich einer der Unterschriebenen, und zwar Jeckel und mehrere andere Arbeiter des Hrn. Dr. Alban, die bei der Aufstellung beschäftigt
waren, unter andern der Eleve C. Prütz, Müller und der
Tischler Hädge bezeugen können, daß sie im Anfange
vollkommen ihren Zweck erfüllte, und keinerlei Tadel, vielmehr besonderes Lob wegen
ihrer ganz neuen, einfachen und manche Mängel der bisherigen Mühlen wieder
beseitigenden Einrichtung verdiente, und spätere Stockungen in der richtigen Arbeit
derselben, wie schon Eleve Müller fand, bloß durch die
Senkung des Gebäudes verursacht waren.
Wir bezeugen schließlich noch, daß die Dampfmühle nun nach der von uns beschickten
Reparatur, insoferne dieß bei der vorgefundenen Destruction aller ihrer Hauptorgane nach
möglich war, allen billigen Anforderungen wieder genügte. Eine Menge der Bewohner
Ls. und der Umgegend haben sich von der Wahrheit dieser Behauptung überzeugt, und
können wir solche als Zeugen aufrufen.
F. Saj, Werkführer.
Jeckel, Schlosser und Fabrikarbeiter.