Titel: | Die Fabrication des Chesterkäses. |
Fundstelle: | Band 108, Jahrgang 1848, Nr. XLIV., S. 216 |
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XLIV.
Die Fabrication des Chesterkäses.
Aus dem Agriculteur-praticien, 1847, Nr.
94.
Die Fabrication des Chesterkäses.
Die Centralgesellschaft für Landwirthschaft in Frankreich schrieb schon seit dem
Jahre 1846 einen Preis im Werthe von 1000 Fr. für die Fabrication des englischen
Cheshire-, sogenannten Chesterkäses, und geringere Preise für dieser sich
nähernde Käsesorten aus.
Das betreffende Verfahren ist zwar in mehreren landwirtschaftlichen Werten
beschrieben, aber nicht so genau, um darnach arbeiten zu können. Sogar in Schottland ist
man trotz vielfacher Bemühungen noch nicht dahin gelangt, den englischen
gleichkommende Käse zu Stande zu bringen. Folgende, von H. White verfaßte, auf eigener Anschauung beruhende
genaue Beschreibung des Verfahrens dürfte daher willkommen seyn.
Cheshire-Käse. Nach einer mäßigen Berechnung
werden in Cheshire jährlich 120,000 metr. Centner Käse fabricirt. Die Milch, aus
welcher der Käse bereitet wird, besteht bekanntlich aus drei Hauptbestandtheilen,
dem Rahm (der Sahne), der Molke (dem Serum, Milchwasser) und der Käsesubstanz (der
geronnenen Milch, dem Caseïn, Quark), in welche sie sich, sobald sie in Ruhe
kommt, trennt; die Abtrennung der Molke jedoch von den andern Bestandtheilen wird in
der Regel schneller erzweckt durch Zusatz einer kleinen Menge einer Säure, welche
durch Einsalzen und Trocknung von Kälbermägen erzeugt wird, die dann in warmem
Wasser eingeweicht werden; die mittelst dieses Einweichens erhaltene Flüssigkeit
nennt man Laab.
Die Käsebereitung zerfällt in die Abscheidung sämmtlicher Molke, die Bildung der
geronnenen Milchmasse (des Quarks) und das Einsalzen. Der Gehalt des Käses hängt von
dem Verhältniß des in den Teig (die Masse) eingehenden Rahmes ab und in Cheshire
pflegt man allgemein die ganze Milch dazu zu verwenden, obwohl man in einigen
Melkereien etwas Rahm abzuschöpfen pflegt.
Anzahl der Kühe und Producte. Die Anzahl der Kühe, welche
in einer Käserei unterhalten werden, beträgt selten unter 8–10 und über
70–80. Mit 18 Kühen werden die 4–5 Sommermonate hindurch täglich
16–24 Kilogr. Käse erhalten. Das jährliche Product an Käse ist nach der Güte
der Kühe, ihrer Behandlung und ihrem Futter verschieden, und sehr oft wird durch zu
große Sparsamkeit bei der Futterung der Kühe den Winter über bedeutender Verlust
erlitten.
Kalben. Man richtet es gewöhnlich so ein, daß die Kühe im
März oder April kalben, und sobald die Kälber entwöhnt oder verkauft sind, wird mit
dem Käsen begonnen und, die kleinen Pachthöfe ausgenommen, beinahe bis zum Ende des
Jahres damit fortgefahren.
Melken. Dieses wird gegen 5 Uhr Morgens und 5–6
Uhr Abends vorgenommen. Es geschieht das ganze Jahr im Stall und man pflegt zum
Melken von 6–7 Kühen eine Magd zu bestellen. Die Milch der Kühe, welche erst
kälberten, wird vor 5–6 Tagen der Milch anderer Kühe nicht zugemischt.
Arbeiten und Werkzeuge. Die Milch vom Abend wird selten
vor dem andern Morgen, in kleinen Käsereien sogar vor dem Morgen des zweiten Tages, in Käse
verwandelt. Eine Käserei muß nothwendig recht kühl seyn, und gewöhnlich werden sie
an jene Häuser des Pachthofes angebaut, welche der Sonne am wenigsten ausgesetzt
sind. Die Milch wird in der Regel in tragbaren, flachen, irdenen Gefäßen aufbewahrt;
in einigen Käsereien aber findet man Kühlgefäße von Zink und sogar von Blei.
Die meisten Milchkammern haben Fenster, welche behufs des Luftwechsels mit
Drahtgittern geschlossen sind; dem Boden derselben wird einige Neigung gegeben,
damit das kühle Wasser, welches man im Sommer täglich darin umherschüttet, einen
Abfluß habe. Solche Vorsichtsmaaßregeln sind nothwendig, damit die Milch nicht sauer
werde. Eine Temperatur von 8° R. wird das ganze Jahr hindurch für die
zweckmäßigste gehalten. Die Küche oder Werkstätte befindet sich gewöhnlich neben der
Milchkammer und ist mit zwei Kesseln versehen, einem zum Erhitzen der Molken und
einem kleinern zum Erhitzen des Wassers. Die Einsalzkammer, in welcher eingesalzt
und getrocknet wird, stößt an die Milchkammer. Hier stehen die Käse, äußerlich
eingesalzen, auf Stein- oder Holzbänken und werden, bevor man sie in das
Magazin oder die Käsekammer bringt, allmählich getrocknet. Einige Käsemacher
unterlassen das Einsalzen ganz. Oft befindet sich die Käsekammer oberhalb der
Milchkammer, manchmal auch oberhalb der Küche oder eines andern erwärmten Raums.
Licht und Luft werden mittelst Vorhängen oder Läden beständig abgehalten; dadurch
müssen auch die Käse gegen die Angriffe der Fliegen geschützt werden. Einige
Käsekammern, besonders die größern, werden mittelst Oefen oder durch Luft geheizt,
seltener durch gewöhnliche Kamine. Wenn es in den Käsekammern im Sommer zu warm
wird, müssen die Käse oft an kühlere Orte getragen werden.
Verfahren bei der Käsebereitung. Die Abscheidung der
Molken und das Einsalzen erfordern 5–7 Stunden, weßhalb es gut ist, mit
dieser Arbeit schon Morgens zu beginnen. In diesem Fall wird die Abendmilch bis zum
Morgen des andern Tags aufbewahrt, wo ihr dann die Sahne abgenommen und ein Theil
derselben erhitzt wird. Dieß geschieht in einem kupfernen oder zinnernen Kessel von
etwa 1 1/2 Fuß Durchmesser und 7 Zoll Tiefe, der mit Milch angefüllt, in das
erhitzte Wasser des oben erwähnten (Wasser-)kessels gesenkt wird. In den
ersten Monaten der Saison muß beinahe die Hälfte der Abends gemolkenen Milch auf 29
bis 32° R. erwärmt werden; darüber hinaus geht man selten, es sey denn, daß
man sich bei den folgenden Operationen Arbeit ersparen wollte.
Man schüttet nun die kalte Milch in den Gerinnzuber und setzt dann die erwärmte
hinzu. Die Temperatur des Gemenges kann ungefähr 19° R. seyn; bei warmer
Witterung aber genügen 17° R. Uebrigens verbreitet sich immer mehr der
Gebrauch, im Sommer die Milch von der Abendmelkung nicht mehr zu erwärmen und man
erniedrigt sogar bei sehr heißer Jahreszeit manchmal die Temperatur der Milch von
der Morgenmelkung. Der mit ungefähr seiner doppelten Menge warmer, frisch gemolkener
Milch verdünnte Rahm wird nun zugesetzt; nur wenn ein kleiner Theil dieses Rahms zur
Butterbereitung aufbewahrt werden soll, thut man besser, diesen Theil vor der
Verdünnung abzunehmen, um zugleich den Schaum und die Luftblasen zu beseitigen, die
man als der Güte des Käses nachtheilig betrachtet. Man möchte daraus den Schluß
ziehen, daß der Sauerstoff auf die geronnene Milch schädlich einwirke, und fragen,
ob man nicht besser thäte, sämmtliche Milch der Abendmelkung auf die erforderliche
Temperatur, anstatt nur einen Theil derselben auf 32° R. zu erwärmen.
Die folgende Operation besteht darin, der erwärmten Abendmilch die frische
Morgenmilch zuzusetzen, und zwar durch ein Sieb oder einen Seihkorb, den man in
einen auf den Zuber gelegten Rahmen steckt. Die Blasen, welche man auf der
Oberfläche wahrnimmt, werden mittelst eines Schaumlöffels abgenommen und auf den
Seihkorb geworfen, damit sie platzen.
Ein wichtiger Punkt, der nun große Aufmerksamkeit erfordert, ist die Temperatur,
welche die Milch in dem Augenblick haben soll, wo sie mit dem Laab versetzt wird.
Die Pächter und Käsemacher sind über den genauen Temperaturgrad, welcher der
zweckmäßigste zu seyn scheint, ziemlich unwissend, und selten wird derselbe anders
ermittelt, als durch Eintauchen der Hand in die Milch. In mehreren Käsereien jedoch,
wo thermometrische Beobachtungen angestellt wurden – welche ergaben, daß die
niedrigste Temperatur, bei der dieß zu geschehen habe, 20° R. sey, selbst
wenn sogenannter kalter Käse (cold cheese) bereitet
wird, der sich gern mit Schimmeladern durchzieht – nimmt man an, daß in gar
keiner Jahreszeit das Laab unter 18 1/2 – 19 1/2° R. zugesetzt werden
darf. Da die Abendmilch ungefähr 19° R. und die Morgenmilch
26–28° R. hat, so ist die mittlere Temperatur des Gemenges
21–24° R.
Die Temperatur, bei welcher man die Milch gerinnen lassen soll, ist bei der
Käsebereitung von hoher Wichtigkeit, und könnte nur durch eine Reihe von Chemikern
und Praktikern gemeinschaftlich angestellter, sorgfältiger und umsichtiger Versuche
ermittelt werden.
Was nun das Zusetzen des Laabs betrifft, so ist die Bestimmung der zum Gerinnen eines
gegebenen Volums Milch erforderlichen Menge Laabs sehr schwierig, weil dasselbe in
seiner Güte sehr verschieben ist. Gewöhnlich werden zwei Kälbermägen mit einander
zerschnitten und 18 bis 20 Quadratcentimeter des untersten oder dicksten Theils von
einem derselben und 12 bis 15 Quadratcentimeter des obersten oder dünnsten Theils
genommen, welche in der Regel für 272 Liter Milch hinreichen. Diese Stücke werden
mit einem kleinen Löffel voll Salz in einen Topf gebracht, der ungefähr 1/4 Liter
lauwarmen Wassers enthält, was einen Tag vor der Anwendung dieses Aufgusses
geschieht. Das so mit Laab imprägnirte Wasser wird durch ein Sieb in die auf besagte
Weise zubereitete Milch gegossen, wobei die Magenhaut selbst auf dem Sieb
zurückbleibt. Der Laabtopf muß, so oft man sich desselben wieder bedienen will, gut
ausgebrüht werden.
Nachdem der FarbstoffZum Färben sollte man nur guten Orleans anwenden. Das Product der Bixa Orellana aber, dessen man sich in Cheshire
gewöhnlich dazu bedient, wird dort fabricirt und ertheilt dem Käse ein
gelbes, fettes Aussehen; zu den für die Haushaltung der Pachthöfe in dieser
Grafschaft bestimmten Käsen verwendet man es aber selten, weil es den
Geschmack der Käse jedenfalls nicht verbessert; 50 Gramme auf den metrischen
Centner Käse können als eine mäßige Dosis angesehen werden. und das Laab der Milch zugesetzt sind, wird dieselbe gut umgerührt und man
läßt sie gerinnen, wozu man den Zuber zudeckt. Die Gerinnung geht in der Regel in 1
bis 1 1/2 Stunden vor sich. Je wärmer die Milch oder je stärker das Laab ist, desto
rascher geht die Gerinnung vor sich, desto compacter aber auch und von geringerm
Volum ist der Quark, während hingegen, je kälter die Milch und je schwächer das Laab
ist, der Quark desto länger zu seiner Bildung braucht, aber auch desto leichter,
zarter und voluminöser ist.
Eine zu große Menge Laabs ertheilt dem Käse meistens einen unangenehmen Geschmack
oder eine Bitterkeit.
In der Regel ist die Temperatur des gebildeten Quarks um 4–5 Grade niedriger
als die der Milch zur Zeit der Eintragung des Laabs und der Unterschied darf auch
bei kalter Witterung nicht größer seyn.
Um den Augenblick zu bestimmen, wo der Quark zu brechen ist, muß man sich schon eine
bedeutende Uebung erworben haben. Gewöhnlich überzeugt man sich davon durch sanftes
Drücken mit dem Rücken der Hand in die Oberfläche der Milch oder durch Einsenken
einer Rahmschüssel in die Masse, wo sich dann unter ihr der Quark und die Molke,
wenn die Gerinnung vollkommen eingetreten war, deutlich abgeschieden zeigen müssen. Ein anderes
Zeichen ist die Farbe der Molke, welche blaßgrün seyn muß.
Der eigentliche Käse oder die Vereinigung des Quarks ist es nun, womit man sich
zunächst zu beschäftigen hat. Man verrichtet dieselbe mit der Hand oder mittelst
Rahmnäpfen, am gewöhnlichsten mittelst eines Rührers; dieser ist von Draht
verfertigt, von ovaler Gestalt und hat ringsum einen etwa 1 1/2 Zoll breiten
zinnernen Rand. Man bricht den Quark, indem man dieses Instrument senkrecht
hineinsteckt, zuerst außerordentlich sachte und an verschiedenen Stellen, so daß die
ganze Masse in unendlich viele kleine Portionen zertheilt wird. Bei einem Käse von
25 Kil. Gewicht sind hiezu 20–25 Minuten Zeit erforderlich.
Man läßt hierauf den Quark eine Viertelstunde lang stehen, damit er sich von der
Molke abscheide und bedeckt, wenn die Witterung kalt ist, den Zuber, um die Wärme
darin zusammenzuhalten. Wenn sich der Quark abgeschieden und zu Boden gesetzt hat,
wird ein Theil der darüber stehenden Molke mittelst eines kupfernen oder zinnernen
Kesselchens, welches man darauf drückt, in den Absetzzuber ausgeleert. Der Quark
wird nun sanft gebrochen, indem man ihn mit den Händen an die Oberfläche hebt, oder
sich dazu wieder des Rührwerkzeugs bedient. Nachdem er so wieder an die Oberfläche
gebracht ist, wird er von dem Instrumente sehr leicht angegriffen, das ihn öffnet
und in sehr kleine Stücke zertheilt, welche die zurückgehaltene Molke ablaufen
lassen. Zu dieser Arbeit ist ungefähr eine halbe Stunde Zeit erforderlich.
Nach Verlauf von wieder einer halben Stunde, sobald der Quark hinreichend fest
geworden ist, wird wieder Molke entfernt und man bringt, soweit es die Consistenz
der Masse gestattet, den Quark auf eine Seite des Zuberbodens zusammen und legt ein
halbkreisförmiges Brett darauf, welches man mit einem Gewicht von ungefähr 12
Kilogr. beschwert. Dieses Brett ist mit Löchern von 1/2 Zoll Durchmesser versehen.
Der Zuber wird auf der Seite des Quarks einen starken Zoll höher gestellt, damit der
noch flüssige Theil abtropfen und die Molke abfließen kann; um ihre Entfernung zu
beschleunigen, bedient man sich zuletzt des Rahmnapfs.
Die Molke wird, ehe man sie in den Absetzzuber schüttet, durch ein Sieb gegossen, auf
welchem sich der zugleich mit ihr herausgenommene Quark ansammelt. Manche
Käsebereiter bringen diesen „abgeseihten“ Quark (slip-curd) niemals in den Quarkzuber zurück.
Nachdem man Gewicht und Brettchen, womit der Quark belastet wurde, nach einiger Zeit
wieder weggenommen hat, vereinigt man noch einmal den von diesem Gewicht auf einer
Seite des Zubers zusammengepreßten Quark und legt ein schwereres Gewicht von 20–25
Kilogr. darauf. In dem Maaße als die Molke aus dem Quark gepreßt wird, nimmt man sie
heraus und nach Verlauf von einer Viertelstunde hebt man das Brettchen wieder weg,
zerschneidet den Quark in Abständen von 5 1/2 bis 7 1/2 Zoll, legt das Brettchen
wiederholt auf und beschwert es mit einem doppelt so schweren Gewicht als das
Letztemal. Manchmal wird zu dieser Zeit der abgeseihte Quark zugesetzt und das
Gewicht, wenn man es für nothwendig erachtet, noch vermehrt, wobei jedoch wohl Acht
gegeben wird, daß der Druck nur allmählich erhöht und nach dem Grade der Dichtigkeit
des Quarks regulirt wird, denn wenn dieß vernachlässigt würde, sey es in diesem
Stadium der Operation oder in einem spätern, so ginge ein bedeutender Antheil der
Buttersubstanz beim Pressen zum großen Nachtheil für den Käse verloren.
Der Quark wird nun neuerdings in viereckige Stücke zerschnitten, aus dem Zuber
genommen und vor dem Einlegen in den Abtropfzuber mit der Hand leicht zerbröckelt.
Zuweilen wird statt dieses letztern Zubers ein großer Binsenteller oder eine
Käseform genommen, manchmal auch ein Weidenkorb. In diesen Geräthen wird noch einmal
die in dem Quark zurückgehaltene Molke mittelst Schraubenpressen ausgepreßt.
Der Abtropfzuber ist rund, an den Seiten und auf dem Boden mit Löchern versehen, um
der Molke Abfluß zu gestatten. Vor dem Eintragen des Quarks wird ein ganz grobes
Leinentuch hineingelegt. Eine dicke, runde Holzplatte, welche leicht in den Zuber
hineingeht, wird oben auf den Quark gelegt und auf diese Platte wirkt die Schraube
oder die Platte der Hebelpresse, bei allmählich zunehmendem Drucke; zu gleicher Zeit
werden lange, zugespitzte, eiserne Stifte durch die Löcher im Boden des Zubers
gesteckt, mit der Spitze nach oben, die man nach 5–6 Minuten wieder
herauszieht, um die Molken in Fäden abfließen zu lassen. Man preßt noch eine
Zeitlang fort und zerschneidet alsdann den Quark mit einem stumpfen Messer durch
sich kreuzende, 2 Zoll von einander abstehende Schnitte; nun wird der äußere Rand
des Quarkkuchens ringsherum beschnitten oder geputzt und die Abschnitzel in die
Mitte zurückgebracht. Man fängt wiederholt zu pressen an und steckt die Stifte
wieder ein, welche man dann erst nach 15–20 Minuten wieder herauszieht.
In diesem Zustand wird der Quark ganz aus dem Zuber genommen, in 4–5 Stücke
zerschnitten, und jedes Stück mit der Hand in kleinere Stücke von der Größe eines
Hühnereies zerbrochen. Hierauf nimmt man ein recht trockenes und reines, viereckiges
Stück Leinwand, wickelt den Quark hinein und preßt abermals nach eingesteckten
Stiften. Hiemit wird
fortgefahren, bis alle Molke herausgezogen ist, worauf man zur nächsten Operation,
dem Einsalzen, schreiten kann.
Wenn die Milch um 6 Uhr Morgens gemischt wurde und ihre Gerinnung in 1 1/4 Stunde
erfolgte, so wird man mit dem Brechen, Abtropfenlassen, Auspressen und der
Zubereitung zum Einsalzen gewöhnlich bis um 11 oder 12 Uhr Mittags fertig.
Das Mengenverhältniß des Salzes hat gar keine bestimmte Regel; im Sommer wird mehr
Salz genommen als in den andern Jahreszeiten; durchschnittlich 1 Kil. auf 40 Kil.
trockenen Käses oder etwa 360 Liter Milch. Im Herbst enthält die Milch mehr
Käsesubstanz als zu jeder andern Jahreszeit.
Vor dem Zusetzen des Salzes wird der Quark in drei bis vier gleiche Theile
zerschnitten, die man nachher, entweder mit der Hand oder mittelst der Quarkmühle
zerbröckelt. Hierauf wird auf den Quark das Salz gestreut und mit dem Zerbröckeln so
lange fortgefahren, bis das Salz recht gut gemengt und der Quark ganz zerkrümelt
ist. Jede Portion wird, wenn sie zerbröckelt ist, in die Form gebracht, in welche
man ein reines, etwas feineres Leinentuch legt, als das zu obiger Operation
gebrauchte, worauf man den Quark mit der Hand so stark als möglich darin
zusammendrückt. Die Quarkmasse geht so noch um etwa 2 Zoll über den Rand der Form
heraus und man häuft sie allmählich gegen die Mitte auf. Alsdann schlägt man das
Tuch darüber und bringt die Ränder desselben mittelst eines hölzernen Messers
zwischen den Quark und den Rand der Form. Nun wird eine zinnerne oder zinkene Platte
mit abgerundetem Rande und freien Enden auf die Form gesetzt, und man schiebt
dieselbe leicht in die Form, um ihr Stabilität zu ertheilen. Diese Platte ist mit
kleinen Löchern versehen und geht um so tiefer hinunter, je dünner der Quark
wird.
Dann wird die Form unter die Schraubenpresse oder Hebelpresse gebracht und die Stifte
werden wieder eingesteckt. Der Druck wird von Zeit zu Zeit verstärkt und die Stifte
allemal an andere Stellen eingesteckt, um das Ausfließen der Molke zu beschleunigen,
welche zurückblieb und Träufelmolke (thrustings) genannt wird.
Eine Stunde nach dem Einsalzen wird der Quark aus der Presse und aus der Form
genommen und auf einen Tisch gesetzt. Der am obern Theil der Form befindliche
hervorstehende Rand wird ringsum abgebrochen; zuweilen wird auch ein kreisrundes, 2
Zoll dickes Stück aus der Mitte herausgeschnitten, welches man klein bröckelt und
als Decke auf den Käse legt. Nachdem man das Tuch neuerdings wieder umgeschlagen hat, wird die Form
wieder darüber gesetzt, das Ganze umgekehrt, die Form wieder weggenommen und der im
Kreis herumgehende Vorsprung, sowie die Mitte der andern Seite ebenfalls
herausgeschnitten und auf die Mitte aufgelegt, worauf neuerdings die Form darüber
gebracht und eine halbe oder ganze Stunde in die Presse gesetzt wird.
Wenn man sich der Presse mit Gewichthebel bedient, so hat man nichts zu thun, als am
Ende des Hebels noch mehr Gewichter hinzuzusetzen; ehe man aber den Käse umkehrt, um
ihn wieder in die Presse zu bringen, pflegt man ihn mit einem der spitzigen Stifte
an mehreren Stellen senkrecht zu durchstechen, um auf diese Weise eben so viel
Abflußcanäle für die Molke zu bilden.
Hiebet wendet man ein frisches, reines Tuch und einen nach der Größe des Käses
zwischen 300, 400 und 500 Kil. variirenden Druck an. Mit dieser Operation ist man
gewöhnlich um 3–4 Uhr Nachmittags fertig. Man nimmt nun Stifte von kleinerem
Durchmesser, die man von Zeit zu Zeit an eine andere Stelle steckt, und zwar bis 4
Uhr, wo man sie herausnimmt, den Käse aber noch eine halbe Stunde in der Presse
läßt, ohne ihn zu berühren, damit die Molke vollkommen abfließen kann. Alsdann oder
gegen Abend kehrt man ihn um, wickelt ihn in ein reines Tuch ein und preßt ihn noch
weiter aus.
Am andern Tag wird der Käse in der Regel noch zwei- bis dreimal umgekehrt,
wieder mit den Stiften gestochen und bei jedem Umwenden ein frisches Tuch
genommen.
Die Pressen müssen wenigstens an den zwei ersten Tagen, wo möglich aber die ganze
Operation hindurch, mäßig erwärmt werden, weil sonst die Molke nicht schnell genug
ausfließen und man noch Gefahr laufen würde, daß der Wohlgeschmack des Käses durch
eine eintretende Säuerung der Molke leiden könnte.
Auch am dritten Tag wird der Käse noch ein bis zweimal umgekehrt, aber nicht mehr mit
den Stiften gestochen. Man benutzt nun eine kräftigere Presse. Bei einem Käse von
25–30 Kilogr. ist ein Druck von 1,500 Kilogr. hinreichend.
Am vierten Tag wird mit dem Pressen gewöhnlich aufgehört; hie und da aber wird noch
1–2 Tage damit fortgefahren.
Einsalzung und Magazinirung. Man hat öfters besondere
Localitäten für die Einsalzung und Magazinirung; gewöhnlich aber geschehen diese
Arbeiten in einem und demselben Raume. Man salzt jetzt, indem man das Salz bloß
äußerlich aufträgt; wenn diese Art einzusalzen vortheilhaft ist, so liegt der Grund
ohne Zweifel darin, daß die Hülle oder Kruste des Käses dadurch erhärtet. Uebrigens
ist es noch die Frage,
ob es nicht besser wäre, den Käse aus der Presse unmittelbar in das Magazin oder die
Käsekammer zu bringen; das äußerliche Einsalzen ist jedoch das gewöhnliche.
Wenn der Käse aus der Form genommen ist, wird ein 2 Zoll breiter und dreimal
herumreichender starker Leinenstreifen darum gewickelt, nachdem man die
Berührungsflächen des Linnens und Käses mit Salz belegte. Dieser Leinenstreifen wird
mit großen eisernen Nadeln befestigt. In diesem Zustand wird der Käse auf eine
Steinplatte oder auf eine hölzerne Bank oder ein Brett gelegt und oben bis 2 Zoll
vom Rand entfernt Salz darauf ausgebreitet. Dieser Käse wird täglich umgewendet und
ihm jedesmal frisches Salz und eine neue reine Binde gegeben. Einige setzen dieses
Einsalzen 5–6 Tage, Andere drei Wochen lang fort.
Wenn die Einsalzung beendigt ist, wird der Käse gut abgetrocknet und gewaschen, ein
guter Verband herum gelegt und in derselben Kammer oder einem anstoßenden Gemach, um
ihn trocknen zu lassen, auf ein hölzernes Gestell gelegt. Man wendet ihn alle Tage
um und wenn er hinreichend trocken ist, so bringt man ihn aus der Trockenkammer in
das Magazin oder die Käsekammer.
Die Zeit, wie lange der Käse in der Trockenkammer zu verbleiben hat, wechselt von
7–20 Tagen und hängt von der äußern Temperatur oder derjenigen der Käsekammer
ab, in welche er nachher gebracht wird. Bei warmer Witterung, namentlich aber wenn
die Käsekammer der Mittagssonne ausgesetzt ist, bekömmt der Käse beim raschen
Transportiren aus einer kalten Trockenkammer in eine zu heiße Kammer oft Risse. Läßt
man diese Risse offen, so stellen sich bald Milben ein und der Käse verliert sehr an
seinem äußern Ansehen. Man bedient sich daher oft der Butter aus Molken, um diese
Risse auszufüllen. Um die Entstehung solcher Risse zu verhüten, öffnet man die
Fenster des Einsalzlocals und der Trockenstube nur selten oder nie; eben so ist es
mit der Käsekammer, von welcher außerdem auch das Licht ausgeschlossen wird. Die
Temperatur der Trockenkammer soll nie über die Gränze von 8 bis 12° R.
wechseln.
Wenn der Käse in das Magazin gebracht ist, pflegt man ihn abzuschaben, äußerlich zu
reinigen und dann in dem kühlsten Theil der Kammer oft mehrere Wochen lang auf ein
Gestell zu setzen, dann auf einen ebenfalls kühlen Theil des Bodens, zuletzt aber an
die wärmste Stelle des Locals. Den Verband läßt man ihm mehrere Wochen, oft sogar
bis zum Verkaufe. Der Käse wird wenigstens 3–4 Monate lang jeden Tag
umgewendet und abgetrocknet; später alle zwei Tage. Der Fußboden des Magazins ist
gewöhnlich mit getrockneten Binsen oder Weizenstroh belegt. Dieser Boden muß eben
seyn und jährlich zwei- bis dreimal mit warmem Wasser und Seife gereinigt
werden. Die Temperatur des Magazins soll 12 bis 14 1/2° R. seyn.
Die Einsicht, Reinlichkeit und Genügsamkeit der Wirthschaftsführerinnen und Mägde bei
den Käsereien zu Cheshire sind bewunderungswürdig; sie arbeiten viel und
andauernd.