Titel: | Ueber die Bereitung des Brandöls aus Harz und seine Anwendbarkeit statt Terpenthinöl; von Hrn. Louyet in Brüssel. |
Fundstelle: | Band 108, Jahrgang 1848, Nr. XLVII., S. 229 |
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XLVII.
Ueber die Bereitung des Brandöls aus Harz und
seine Anwendbarkeit statt Terpenthinöl; von Hrn. Louyet in
Brüssel.
Aus den Comptes rendus, Febr. 1848, Nr.
6.
Louyet, über Bereitung des Brandöls.
Wenn man das gewöhnliche Fichtenharz (von Pinus maritima)
der zerstörenden Destillation in einer eisernen Retorte unterzieht, erhält man außer
dem Kolophonium welches in der Retorte zurückbleibt, zwei Hauptproducte: ein gelbes
wesentliches Oel und ein sehr consistentes fettes Oel.
Das wesentliche Oel (in den Fabriken welche Leuchtgas aus Harz bereiten, vive essence genannt) ist ein sehr flüssiges Brandöl von
gelber Farbe und sehr durchdringendem Geruch. Es enthält Wasser, Essigsäure und
Pech. Bisher fand es fast gar keine Anwendung und wurde in den Fabriken welche
Harzöl zur Gasbeleuchtung erzeugen, als ein unnützes Nebenproduct betrachtet. Ich
habe gefunden daß das Brandöl, nachdem es über Aetzkalk gehörig rectificirt wurde,
um es von Essigsäure, Wasser und Pech zu befreien, zur Zimmerbeleuchtung vollkommen
anwendbar ist, wenn man es in sogenannten Vesta-Lampen brennt. Man hat diese
Lampen, welche in Großbritannien vielfach in Gebrauch sind, um mit Terpenthinöl ohne
Rauchbildung ein glänzendes Licht zu erhalten, auch in Belgien einzuführen versucht,
aber ohne allen Erfolg. Bei uns nennt man diese Vorrichtungen Camphin-Lampen, indem man mit Camphin
das rectificirte Terpenthinöl bezeichnet.
Das über gebrannten Kalk rectificirte Brandöl kann auch das Terpenthinöl bei allen
seinen Anwendungen in der Malerei ersetzen: den Oelfarben beigemischt, befördert es
in hohem Grade das Trocknen derselben.
Man kann das Brandöl direct bereiten, indem man geschmolzenes Harz in ein Gefäß
fallen läßt, welches mit Kohks gefüllt und zum Dunkelrothglühen erhitzt ist; bei
diesem Verfahren erhält man viel Leuchtgas und (nach Berzelius' Lehrbuch der Chemie) soviel Brandöl als beiläufig dem dritten
Theil vom Gewicht des angewandten Harzes entspricht.