Titel: | Ueber die von der Temperatur unabhängigen Sympiezometer (Barometer mit Luftreservoir); von Gaudin. |
Fundstelle: | Band 108, Jahrgang 1848, Nr. LV., S. 260 |
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LV.
Ueber die von der Temperatur unabhängigen
Sympiezometer (Barometer mit Luftreservoir); von Gaudin.
Aus dem Moniteur industriel, 1847, Nr.
1157.
Gaudin, über die von der Temperatur unabhängigen
Sympiezometer.
Die Barometer mit Luftreservoir, Sympiezometer genannt,
gestatten die Anwendung dünnflüssigerer und minder dichter Flüssigkeiten als das
Quecksilber ist, und sind empfindlicher als die gewöhnlichen Barometer.
Von der Temperatur unabhängige Sympiezometer können auf verschiedene Weise construirt
werden.
1) Man steckt 1 bis 2 Meter tief in den Boden eines Kellers einen gläsernen Kolben
von 15 bis 20 Liter Rauminhalt, nachdem man an seine Mündung eine Bleiröhre von sehr
kleinem Kaliber angekittet hat, die man in das zu den Beobachtungen bestimmte Zimmer
leitet. Diese Röhre wird an eine verticale Glasröhre von 2 bis 3 Millimeter
Durchmesser angepaßt, deren unterer Theil in ein cylindrisches Reservoir taucht,
welches Wasser enthält, worin Chlorcalcium (salzsaurer Kalk) aufgelöst ist. Nachdem
man die Flüssigkeits-Säule mittelst eines Mundstücks mit Hahn, das an die
Hülse gelöthet ist, welche die Bleiröhre mit der Glasröhre verbindet, durch Saugung
auf die geeignete Höhe in der verticalen Röhre hinaufgetrieben hat, wird die Säule,
je nach dem atmosphärischen Druck, innerhalb einer 15mal so großen Wandelscala als
jene des Quecksilberbarometers ist, oscilliren. Die Temperatur ist dabei von so
geringem und langsamem Einfluß, daß die Angaben dieses Barometers beim Gebrauche
nicht merklich durch sie afficirt werden.
2) Man denke sich ein umgekehrtes Luftthermometer, dessen Haarröhre an das Reservoir
eines andern, nämlich eines Flüssigkeitsthermometers mit Terpenthinöl und
Quecksilber, geschweißt wurde; die Röhre dieses letztern, welche vom untern Theil
des gemeinschaftlichen Reservoirs ausgeht, setzt sich, nachdem sie knieförmig
gebogen wurde, vertical fort. Ist alles so vorgerichtet, so wird, wenn die Grade
dieses Flüssigkeits-Thermometers 2,8 Millimeter groß sind, das Quecksilber
bei jedem Temperaturwechsel von 1 Centesimalgrad um eben so viel in der verticalen
Röhre steigen oder fallen und diese Vermehrung oder Verminderung des Drucks wird auf
das Luftthermometer wirken; da aber gleichzeitig durch diesen Temperaturwechsel der
Druck der Luft sich um eben so viel verändert hat, so wird die durch die Spitze der
Terpenthinöl-Säule in der Haarröhre angezeigte Luftgränze (der Index) nicht von ihrer Stelle weichen.
Verändert sich hingegen der Druck, so befolgt auch die Terpenthinöl-Säule
einen Gang, welcher von dem Kaliber der beiden Thermometerröhren, von dem
Querschnitt der Kugel des Flüssigkeitsthermometers und von der in dem
Luftthermometer durch die Verrückung des Index hervorgebrachten Veränderung der
Spannung bedingt ist.
Da endlich das Kaliber der Luftthermometerröhre sich auf einen halben
Quadratmillimeter reduciren läßt, während das Kaliber des Flüssigkeitsthermometers
wenigstens 5–6 Quadratmillimeter beträgt, so erhält man für die
Barometerscala noch leicht Centimeter statt der Millimeter.
Die Reservoirs müssen mit schlechten Wärmeleitern umgeben werden, damit die
Atmosphäre auf den Inhalt der beiden Reservoirs nur langsam und in gleichem Grade
ihren Einfluß äußert.
Der Verfasser versichert, daß solche Instrumente sich für die Marine und die
Landwirthschaft als Barometer zum gewöhnlichen Gebrauch, oder als Baroskope eignen,
welche die Windstöße und alle Barometerveränderungen augenblicklich anzeigen.
Statt des Terpenthinöls kann man mit Vortheil eine durch ein Chromsalz gefärbte
Chlorcalciumlösung anwenden.