Titel: | Das Plauer Dampfschiff, jetzt genannt der Alban, oder geschichtliche Darstellung seines Baues und Beschreibung der eigenthümlichen Construction desselben und seiner Räder; von Dr. Ernst Alban. |
Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] |
Fundstelle: | Band 109, Jahrgang 1848, Nr. I., S. 2 |
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I.
Das Plauer Dampfschiff, jetzt genannt der Alban,
oder geschichtliche Darstellung seines Baues und Beschreibung der eigenthümlichen
Construction desselben und seiner Räder; von Dr. Ernst Alban.
Mit Abbildungen auf Tab.
I und II.
Alban, Beschreibung der Construction des Plauer
Dampfschiffs.
Wenn Unternehmungen auch nicht immer gleich ganz mit günstigem Erfolge gekrönt
werden, so ist damit nicht gesagt, daß sie widersinnig, durchaus verfehlt sind, und
jeden Keim des Nichtgelingens in sich tragen; nicht gesagt, daß sie nicht manches
Lehrreiche und schöne und erfreuliche Aussichten für die Zukunft Eröffnende mit sich
führen sollten, daß sie nicht große und wichtige Wahrheiten enthalten können, die
andern Entwicklungen der Zeit als Basis dienen. Keine Erfindung steht gleich ganz
vollendet da, bedarf oft Jahrhunderte des Zusammenwirkens, der Opfer vieler, um
ihrer Vollendung entgegen zu gehen, und nicht selten wird ihre schnellere
Entwicklung dadurch verhindert, daß ein Arbeiter an dem großen Werke ihrer
Einführung ins Leben nicht erfuhr, was seine Mitkämpfer bereits durchsetzten, und
welche Hindernisse sie aus dem Wege räumten. Daher sollten wir nicht allein
mittheilen was uns gelang und mit Freude erfüllte, sondern auch das, was auf dem
Wege einer gänzlichen Vollendung noch stehen blieb und noch der Nachhülfe bedarf, um
einem belohnenden Ziele entgegen zu gehen. Aber die meisten Menschen beleidigt es,
frei zu gestehen, daß sie hie und da Fehler begingen, daß in diesem oder jenem Falle
ihre Hoffnungen eine unvollkommene Erfüllung fanden, und dieses falsche Ehrgefühl
hat die Entwicklung mancher großen Erfindung oft verzögert. Derjenige Mechaniker,
der aufrichtig dem Fortschritte ergeben ist, und auf dem Wege neuer Erfindungen
einer höhern Ausbildung der gewerblichen Zustände der Völker entgegenstrebt, soll
nicht allein seine körperlichen und geistigen Kräfte, nicht allein sein Vermögen zum Opfer bringen,
sondern auch keinem falschen Ehrgefühle in sich Raum geben, wenn die Erreichung
eines großen und wichtigen Zweckes vorliegt.
Wie unendlich viele Versuche und Vorschläge sind von jeher gemacht, einen bessern
Treiber für Schiffe aufzufinden als die gewöhnlichen Schaufelräder und ihre
mannichfachen Modificationen, und dennoch ist die Sache im Ganzen wenig weiter
gefördert worden. Die Schrauben, so viel man sich erst davon versprach, scheinen
dennoch wieder in den Hintergrund zu treten, und die alten gewöhnlichen Räder ihnen
wieder den Vorrang streitig zu machen, so sehr man auch von deren unvortheilhaften
Wirkung in Absicht auf die Kraftanwendung der Dampfmaschine zur Fortbewegung der
Schiffe überzeugt ist. Obgleich die Räder mit schwingenden Schaufeln zuerst einige
Aussicht auf eine wichtige Verbesserung der gewöhnlichen Schaufelräder eröffneten,
so scheinen doch auch sie jährlich wieder mehr in Vergessenheit zu kommen.
Die folgende Abhandlung gibt eine Uebersicht oder vielmehr die Geschichte eines
großen Versuchs zur Verbesserung dieser Räder, den ich als eines der größten
Wagnisse meines Lebens ansehen kann, und dessen Resultate, wenn gleich auch durch
manche widrige Umstände und Verhältnisse einigermaßen getrübt, und einige von mir
gemachte Mißgriffe enthaltend, ich dennoch mitzutheilen nicht anstehe, ja öffentlich
Bericht darüber zu geben sogar für meine Pflicht halte, theils insofern als sie in
wissenschaftlicher Beziehung manche Aufklärungen geben, theils als sie, als noch
nicht geschlossen erscheinend, manche schöne Aussichten für die Zukunft eröffnen und
so das allgemeine Interesse in Anspruch nehmen, theils insofern ich ihren Gegenstand
für würdig zur weitern Entwicklung durch andere Mechaniker halte, so folge mir denn
der Leser in die Labyrinthe der Geschichte dieses Versuches, und wenn er, an meiner
Hand dieselben durchwandernd, mir oft einen theilnehmenden Händedruck schenkt, so
will ich mich reichlich belohnt halten für die Anstrengungen und Opfer, die ich
einem mir wichtig scheinenden Gegenstande weihte, und zu dessen Förderung ich selbst
ein offenes Bekenntniß meiner Fehler gerne ablege.
Scheint in dem kühnen Wagstücke des Baues eines Dampfschiffes mit Rädern von sehr
abweichendem Principe auch eine Ueberschätzung meiner Fähigkeiten ausgesprochen, da
ich in diesem Fache bisher noch nie gearbeitet, namentlich den Schiffbau nie
betrieben hatte, so wird doch der Leser freundlich Nachsicht mit diesem meinem
Wagnisse haben, wenn ich ihm offen bekenne, daß ich es begann nicht im Stolze und
Uebermuthe, sondern in dem Drange eines ungestümen Geistes, der eine lange ihm vorgeschwebte Idee, durch
Versuche im Kleinen geprüst, und als große Vortheile versprechend erkannt, ins Leben
treten sehen wollte, eines hingebenden Herzens, das kein Opfer für zu groß achtete,
um das Höhere, Bessere zu erstreben. So dieß Unternehmen aufgefaßt, wird man mich
schonender richten; daß ich es unternahm, wird man mich aufmerksamer und mit mehr
Interesse begleiten auf dem Wege; wie ich es unternahm, wird man die Ursachen des
unverwüstlichen Muthes und der großen Ausdauer, die ich bei ihm bewies, besser
erkennen, wird man die Hingebung und die unausgesetzten Opfer richtiger beurtheilen
und zu würdigen wissen, die ich dem Unternehmen weihte. Gleich von Anfang
durchdringt dasselbe ein Geist, den diejenigen leider nicht verstanden, die das
Material zur Ausführung desselben hergaben, und insofern auch nicht richtig
auffassen konnten, als sie ein ganz anderes Interesse dabei hatten, ich meine das
des pecuniären Gewinnes. Dieser Geist und dieses Interesse gerathen aber bei solchen
Unternehmungen immer in Collision, sollten bei einer so wichtigen Angelegenheit nie
zusammentreffen, und doch kann leider der erstere ohne das letztere nicht wirken;
denn Talent, Begeisterung für den Fortschritt und rastloses muthiges Streben sind
gewöhnlich in dieser unvollkommenen Welt ohne Geld, vorzüglich in meinem Fache.
Reiche haben keinen Sinn dafür, schenken ihm kein Vertrauen, mögen ihre
Gemächlichkeit nicht durch zweifelhafte Erfolge stören. Um heutzutage schnell zu
Geld zu kommen, muß man der Welt nicht nützlich werden, nein! sie amüsiren. Zur
jetzigen Zeit kommen nur Virtuosen, Tänzer und Tänzerinnen oder Sänger und
Sängerinnen schnell zu Etwas, für solche Künstler ist dem Begüterten nichts zu
theuer, und voll Apathie setzt man sich auf die Eisenbahn, um jene Künstler zu sehen
oder zu hören, ohne an den zu denken, der uns nun so schnell, so bequem und wohlfeil
zu unserm Vergnügen führt.
Wohl kannte ich die Gefahr, mit einer Actiengesellschaft in ein Unternehmen
einzugehen, die das bloße pecuniäre Jutereffe vor Augen hat; in England schon hatte
ich eine harte Probe in dieser Beziehung bestanden; aber sollte ich meinen Plan ins
Leben rufen, so mußte ich von neuem einer Feuerprebe mich aussetzen, ich mußte meine
Ruhe, meine Stellung als Maschinenbauer in Gefahr bringen und den Kampf bestehen.
Tausende werden ein solches Motiv verwerfen, mich der Narrheit, alles Mangels an
Lebensklugheit bezichtigen, werden auf ihren vollen Geldsäcken über mich lachen,
mich verhöhnen; das kümmert mich aber nicht. Diese Leute mögen auf ihren Geldsäcken
leben und sterben, sie mögen sich da behaglich fühlen; Begeisterung für eine schöne
Idee für Thorheit
schelten, während sie ihren Leib pflegen und ihre Zeit mit den gewöhnlichen
Zeittödtern des Lebens verschwenden, ich beneide sie nicht. Ein Kopf, in dem nichts
Höheres auftaucht, ein Herz, in dem kein Gefühl innig warm, heiß, hinreißend wird, o
es ist eine Frucht ohne Saft und Kraft, würdig vom Grabe aufgenommen, und von den
Würmern verspeiset zu werden, wenigstens nicht würdig über diejenigen ihre faden
Glossen zu machen, die durch ihren fortstrebenden Geist ihnen das Polster des
Glückes schufen, worauf sie ruhen, und durch Opfer ihnen die Bequemlichkeiten und
Genüsse des Lebens errangen, worin sie nun ihre ganze Glückseligkeit suchen, und
woran sich bei ihnen jedes höhere Interesse abstumpft.
Es sind nun ungefähr sechs Jahre her, als ich, öfters angenehm angeregt durch die
schönen Umgebungen unserer hiesigen großen Seen und das leichte Durchschiffen aller
vermittelst der sie verbindenden Canäle, mit der Idee mich zu beschäftigen und
vertraut zu werden anfing, daß doch ein Dampfschiff erbaut würde, theils um diese
Annehmlichkeiten der Seen besser und in einem größern Umfange genießen zu können,
theils um den Verkehr zwischen den vier Städten, von denen Plau und Waren,
vorzüglich die letzte Stadt, in commercieller Hinsicht immer bedeutender wurde, zu
befördern. Bereits gingen zwischen Malchow und Plau regelmäßig Boote hin und her,
die Passagiere und Güter in Fracht nehmen, aber bis nach Waren breitete sich dieses
Communicationsmittel nicht aus. Wollte man einmal, entweder in Geschäften oder zum
Vergnügen, den weiten sandigen Weg zu Lande scheuend, zu Wasser dahin, so mußte man
ein eigenes Boot miethen und dafür eine ziemliche Summe bezahlen. Ich entwarf viele
und manche Pläne zu einem solchen Dampfschiffe, und diese beschäftigten mich so
lebhaft, daß ich, wenn ich einmal die Wasserreise machte, schon in Gedanken immer
auf demselben fuhr. Anfangs war es mein Plan, aus eigenen Mitteln ein solches Schiff
und zwar ein ganz kleines, vielleicht zu 20 bis 30 Passagieren zu errichten, um
dabei ungestört und ungenirt diejenigen Plane ausführen zu können, die mir
vorschwebten, die letzten schlechten Jahre nahmen mir aber alle Hoffnung dazu. Im
Entwerfen der Pläne blieb ich nicht bei Zeichnungen allein stehen, sondern einer
meiner Eleven mußte auch ein Modell eines Schiffskörpers zum Versuch ausführen.
Dieses sah einmal der Hr. Senator B. bei mir, und da er hörte, was es bedeuten solle,
und wir über die Angelegenheit mehr ins Gespräch kamen, griff er meine Idee mit
solchem Interesse auf, daß er sogleich an einem der folgenden Tage an einem Orte, wo
im Sommer des Abends sich hier die Männer aus den ersten und bessern Häusern, dem
sogenannten
Klüschenberge, versammeln, den Plan zu einer Actiengesellschaft vorlegte, um ein
Dampfschiff von mir bauen zu lassen, und auch ziemlichen Anklang fand, so daß zu
meinem nicht geringen Erstaunen die Sache viel eher Fortschritte zu machen begann
als ich vermuthet hatte. Ich kann nicht sagen, daß ich dieß mit so großer Freude
erfuhr als man glauben sollte, es war mir vielmehr schon leid, daß ich meinen Plan
verrathen hatte. Ich wünschte mir beim wirklichen Bau des Schiffes eine durchaus
freie Stellung, ich wollte dasselbe con amore bauen,
keinem dabei Rechenschaft schuldig seyn, Versuche nach meinem Behagen, nach meiner
Einsicht anstellen können, um den besten Weg zur Ausführung und zum vollkommensten
Gelingen finden zu lernen, wo er mir nicht gleich vorlag; ich wollte vollends mit
keiner vielköpfigen und vielsinnigen Gesellschaft zu thun haben, wo jeder sich
geltend machen will, und gleich einzelne sich gegen einander reibende Parteien
entstehen, einzelne Klugsprecher sich finden, welche die andern beherrschen, oder
doch wenigstens auf jegliche Weise nach einem moralischen Uebergewichte, ob mit oder
ohne Grund, streben. Zur Genüge kannte ich ja von England her die vielen verkehrten
Maaßregeln, die von solchen Actienvereinen ausgehen, die polnischen Reichstagen
ähnlichen Versammlungen derselben, und die groben Verstöße gegen den Künstler, der
ihnen als Mittel zum Zwecke dienen, ihnen Gewinn zuwenden soll, sonder ihr
Verdienst, und gegen den sie für die Paar Thaler, die sie dazu hergeben, pochen zu
können glauben wie es ihnen beliebt, vollends wenn er an einem Orte mit ihnen lebt
und in gewissen geselligen Beziehungen zu ihnen steht. Ich sollte auch gleich keinen
günstigen Begriff von dem Geiste dieses Actienvereins erhalten, als ich erfuhr, daß
man beschloß und ordnete und Pläne entwarf, ohne irgend Jemand heranzuziehen, der
wirkliche wissenschaftlich begründete Kenntnisse über die Ausführbarkeit des
Unternehmens und die beste Weise der Ausführung haben konnte. Man wählte ein
Directorium aus lauter Leuten, die von der nöthigen technischen Anordnung und
Durchführung desselben nichts wußten und wissen konnten, und ich, von dem die Sache
ausging, wurde bei keiner der vielen Verhandlungen über die technische Ausführung
des Planes befragt, zu Rathe gezogen. Man beschloß über Größe des Schiffes, Stärke
der Dampfmaschine, Form des Schiffes u. s. w., als wenn dieß alles nur Nebensachen
berührt habe. Das Schiff sollte wegen der seichten Canäle einen Plattboden haben und
wollte man es deßhalb wie die hiesigen großen Canalkähne bauen, und zu diesem Zwecke
sollte es von einem Erbauer dieser Kähne in Bau genommen und dessen Anordnungen
überlassen werden, und ich sollte bloß Maschinen dazu liefern, ja es war sogar der Vorschlag
gemacht worden, einen alten hier befindlichen Kahn, der zu nichts nütze war, zum
Dampfschiff umzustempeln. Man kann denken, wie ich bei allen diesen Umtrieben aus
allen meinen Himmeln fiel, und welche Vorahnungen dabei meine Brust beklemmten. Ich
erkannte jetzt schon, daß wirklich eine große Geduld und Ausdauer dazu gehören
würde, diesem Unwesen die Spitze zu bieten, und in dieses Chaos von Meinungen,
unreifen Urtheilen und selbstsüchtigen Bemühungen Einheit, Regel und Ordnung zu
bringen.
Endlich erging nun an mich und zugleich auch nach Buchau bei Magdeburg an Hrn. Tischbein eine Anfrage über den Preis eines Schiffes,
welches 80 Passagiere unter Deck fassen, und eine Menge großartiger Anstalten
besitzen sollte.
Ich antwortete in einem Promemoria darauf, daß der Bau eines so großen Schiffes für
den vorliegenden Zweck nicht anzurathen sey, und belegte meine Behauptung mit
Gründen, theils aus dem bisherigen Verkehr zwischen den vier Seestädten, theils aus
den bei der Fahrt zwischen denselben obwaltenden Schwierigkeiten, theils aus der
hohen Wahrscheinlichkeit genommen, daß ein solches bedeutendes Schiff hier nicht
würde rentiren können. Ich schlug ein Schiff von 60 Fuß Kiellänge mit Plattboden von
Eisen und für 40 Passagiere eingerichtet, vor, und berechnete die möglichen Kosten
desselben für jede Fahrt auf 7 bis 8 Rthlr., angenommen, daß dasselbe nur 4 Monate
im Jahre die Fahrten einstellte. Ich bemerkte zuletzt, daß ich solches für 6000
Rthlr. N⅔ herstellen wolle, um die Sache durch
ein patriotisches Opfer zu fördern.
Mein Promemoria, dem zugleich eine ungefähre Zeichnung eines solchen Schiffes
beigefügt war, wurde wohl aufgenommen, meine Gründe gegen den Bau eines größern
Schiffs gebilligt, und mein Preis sehr annehmlich befunden, zumal aus Buchau ein Riß
und Kostenanschlag für ein zur Aufnahme von 80 Passagieren unter Deck bestimmtes
Schiff mit einer Preisbemerkung von 15,000 Rthlr. preuß. Courant einging. Mir wurde
die Ausführung zugesagt, zumal man aus meinem Promemoria wohl die Ueberzeugung
gewonnen hatte, daß ich mit dem vorliegenden Gegenstande und den nöthigen
Bedingungen für das Gelingen desselben, vorzüglich mit den Localverhältnissen,
einigermaßen vertraut sey.
Um einige Anhaltspunkte für einen angemessenen Contract zu geben, setzte ich die
Hauptpunctationen dazu auf, wobei ich mich in jeder Hinsicht liberal zeigte, und zu
beweisen suchte, daß mir die Sache aus patriotischen Rücksichten sehr am Herzen
liege und ich ein Opfer zum Wohl des Unternehmens zu bringen bereit sey.
Diese meine wohlmeinende Absicht wäre richtig gewürdigt worden, wenn nur ein
einigermaßen Kunstverständiger im Directorium gewesen wäre, der meine Punctationen
im wahren Lichte betrachtet hätte. Das war nun aber nicht der Fall, und so schlug
das, was für mich sprechen sollte, offenbar zu meinem Nachtheile aus. Man hatte eine
Abschrift des Contractes, der zwischen der Boitzenburger
Dampfschifffahrtsgesellschaft und Hrn. Tischbein in
Buchau hinsichtlich eines Dampfschiffes, welches die Fahrten zwischen Boitzenburg
und Hamburg macht und 25,000 Rthlr. gekostet hat, abgeschlossen war, sich
verschafft, und diesen ohne Berücksichtigung der hier obwaltenden Umstände zu Grunde
gelegt, wobei in mancher Rücksicht mir Bedingungen gesetzt wurden, auf die ich in
meinen Verhältnissen nicht eingehen konnte, unter andern für jeden Tag der spätern
Ablieferung 25 Rthlr. Pön festgesetzt; hiezu glaubte man sich um so eher berechtigt,
als ein Mitglied des Directoriums demselben vorgerechnet hatte, daß ich bei der
geforderten Summe noch einen großen Gewinn habe, nach welchen Principien? dürfte
schwer zu ermitteln seyn.
Ich hatte einen Fehler in meinen Punctationen zum Contracte gemacht, zu dem mich mein
großer Eifer für die Sache und mein patriotischer Sinn hinriß. Ich hatte nämlich die
Vollendung des Schiffes zu Johannis des folgenden Jahres versprochen, durch
mancherlei Zögerungen in den Beschlüssen und in der Contractsabfassung war aber nun
schon das Ende des Jahres herangerückt. Wäre mein Versprechen als das gewürdigt
worden was es war, und wären seine Motive richtig erkannt worden, so hätte man dem
Entgegenkommen von der einen Seite das des andern Theiles entgegengesetzt. Nun
entschieden hier aber die Ansichten von zwei Juristen, deren leider zwei im
Directorium waren — eine Art Menschen, die nur nach dem Buchstaben gehen und
selten von liberalen Gesinnungen in dergleichen Angelegenheiten geleitet werden.
Selbst diesen Leuten war es indessen entgangen, daß eine Pön doch einigermaßen zum
Werthe des im Contracte verhandelten Gegenstandes und zum möglichen durch die
Zögerung entstandenen Schaden im Verhältnisse stehen müsse, und als ich später sie
auf diesen Umstand aufmerksam machte, bemerkte man dagegen, fordern könne man ja was
man wolle.Wäre dieser Satz wahr, so wäre auch der Kaufmann, der im Handel übermäßig
vorschlagt, auf dem Wege Rechtens. Hier war aber ein solches Verfahren,
meinem Patriotismus gegenüber, ein Backenstreich für einen Kuß.
Es war dieß keine würdige Erwiderung auf meine patriotischen Rücksichten die ich genommen,
und auf das mir tausendfache Opfer auflegende freundliche Entgegenkommen, welches
ich gegen die Gesellschaft beobachtete. Man hatte den Punkt der Pön aus dem
Boitzenburger Contracte wörtlich abgeschrieben, wo es sich um einen Gegenstand von
25,000 Rthlr. handelt, und glaubte nicht anstehen zu dürfen, dieselbe Pön bei einem
Gegenstande zum vierten Theile des Werthes beizubehalten bei einem Manne, der nicht
allein in freundschaftlichen Beziehungen zum Directorium stand, sondern der ihnen
als Patriot bekannt war, dem sie seinen Patriotismus oft zum Vorwurfe gemacht, und
der ihnen namentlich in dieser Angelegenheit denselben auf alle mögliche Weise an
den Tag gelegt hatte.
Nach Empfang dieses Contractes ging ich lange mit mir zu Rathe was ich beginnen
solle. Hätte ich sogleich meinem Herzen gefolgt, so hätte ich ihn ohne weiteres
zurückgeschickt und nie wieder angenommen. Nun kamen aber andere, wichtigere
Rücksichten in Betracht als mein Herz und mein beleidigter Patriotismus. Es entging
mir die günstige Gelegenheit ein Schiff zu bauen, die ich mir seit so vielen Jahren
herangesehnt hatte, vorzüglich aber wurde nun die Ausführung meiner neuen Räder bis
aufs Ungewisse hinausgeschoben, ich kam vielleicht in meinem Leben nicht mehr dazu.
Der Plan dieser Räder wogte schon seit 20 Jahren in mir auf und ab, ich hatte ihn
schon im Jahre 1825 mit nach England genommen, wo ich mit demselben nicht zum Zwecke
kam, indem er keine Aufmerksamkeit fand; ich hatte ihn in meinen Berechnungen nicht
allein richtig, ja vortheilhaft befunden, sondern auch schon als ich noch in
Klein-Wehendorf wirkte, ein Experiment im Kleinen zur Prüfung desselben
angestellt, welches alle meine Erwartungen übertraf; ich war innig durchdrungen von
seinen Vortheilen nicht allein hinsichtlich bes größern Effects der Räder, sondern
auch eines geräuschlosern, weniger zitternden Ganges des Schiffes, kurz von vielen
andern wichtigen Ergebnissen, die in dem Gefolge der Anwendung dieser Räder,
vorzüglich für die Canalschifffahrt, waren, und die ich später näher bezeichnen
werde. Man kann sich leicht den Kampf denken zwischen meinem gekränkten
Patriotismus, meinem beleidigten guten Willen und diesen Argumenten. Dennoch siegte
endlich der Gedanke, daß ich nach den gegebenen Anzeichen nimmer milde Rücksichten
von einem Directorium erwarten dürfe, welches gleich im Beginne des Geschäftes
solche Saiten anschlug, und mich so niederzuschlagen keinen Anstand nahm. Ich gab
alle meine schönen Hoffnungen auf, die Ausführung meines Planes auf eine bessere
Zeit verschiebend, und schickte den Contract mit einer brieflichen Beilage zurück,
daß ich bei so bewandten Umständen von der Sache abzustehen genöthigt wäre, so sehr ich mich der
endlichen Ausführung derselben auch gefreut, und so gerne ich auch ein Opfer
gebracht hätte. Meine Verhältnisse verböten mir solchen Contract zu unterschreiben,
der so sehr gegen meine Begriffe von Recht und Billigkeit anstoße.
Dieser Absagebrief kam sehr unerwartet, man hatte das Springen der Saite, die man so
stark gespannt, nicht vorher gesehen, und nun, da es geschehen war, wollte man doch
nicht eingestehen, daß man sie zu stark gespannt habe, zum Theil wurde mein
Absagebrief im Publicum scharf getadelt, weil man nicht begreifen konnte, daß das
Ehrgefühl eines Künstlers so weit gehen könne, eine Sache, wie die vorliegende, die
man für mich mit so großen Vortheilen verknüpft wähnte, um solcher Kleinigkeiten
willen von der Hand zu weisen. Man fühlte die Beleidigung, die darin lag, für meine
Liberalität, meinen Patriotismus, mein Entgegenkommen mir so zu lohnen, wenig, oder
überredete sich, daß eine zu große Empfindlichkeit von meiner Seite hier die Schuld
trage, und bedauerte, daß die Sache solchen Ausgang nahm, da man wohl erkannte, wie
große Vortheile für das ganze Unternehmen darin lägen, daß der Erbauer des Schiffs
am Orte sey, der doch als solcher zu dessen Ingangerhaltung der befähigste und der
bequemste seyn, auch das meiste Interesse fühlen müsse, und, von einer andern Seite
betrachtet, für etwanige Nachhülfe und Reparaturen der billigste seyn würde. Man
konnte es sich nicht verhehlen, daß mit der Anfertigung des Schiffes im Auslande die
dafür zu zahlende Summe nun aus Plau wandere, während sie, an mich gegeben, der
Stadt größtentheils wieder zufließe, und urtheilte ganz richtig, daß ich nach
solchen Erfahrungen bei meiner Empfindlichkeit mich in keiner Weise nachher in die
Sache mischen würde. Allen diesen Rücksichten hatte ich es wohl zuzuschreiben, daß
— ob mit Wissen des Directoriums oder nicht — ist mir unbekannt,
einige aus dem Publicum und den Actieninhabern sich bemühten, die Sache bei mir
gütlich beizulegen, indem sie mir die Versicherung gaben, daß alles sich zu meiner
Zufriedenheit machen würde, wenn ich nur erst meine Ansichten und Einwürfe auf
ruhigem Wege vorgelegt hätte, und daß sie alles aufbieten würden, beim Directorium
dahin zu wirken, daß man ein anderes Verfahren mit mir einschlüge. Auf alle diese
Vermittler hätte ich indessen wenig Gewicht gelegt, wenn nicht zugleich ein Mitglied
des Directoriums selbst, ein wahrhaft respectabler Mann, der die Fehlgriffe
desselben richtig fühlte und begriff, und für den ich immer die freundschaftlichsten
Gesinnungen gehegt, und auch viele Beweise freundschaftlichen Wohlwollens und
Diensteifers erhalten hatte, sich ins Mittel gelegt hätte; diesem zuwider zu seyn, legte mir
eine zu harte Prüfung auf, als daß ich sie hätte bestehen können. Allein diesem zu
Liebe, ich gestehe es hier freimüthig, wurde ich nach und nach wankend, und den
Ausschlag gab die Bemerkung einiger Uebelwollender, als suche ich nur auszuweichen,
weil ich die Ausführung des Schiffes anfangs für zu leicht gehalten, und bei
mehrerem Nachdenken einsehen gelernt hätte, daß sie meine Fähigkeiten übersteige. Es
war dieß ein Kunstgriff, der wenigstens von richtigen Begriffen von meinem Ehrgefühl
zeugte, den ich aber ohne Rücksicht gegen einen Freund auch muthig bekämpft haben
würde, indem ich das Bewußtseyn in mir trug, über solch eine Beschuldigung erhaben,
und hinsichtlich solchen Verdachtes vor einem Publicum, das mich und mein Wissen und
Wirken besser und richtiger beurtheile, gerechtfertigt zu stehen. Mein Freund trat
nun für mich beim Directorium auf, der ganze Streit nahm ein Ende, und es wurde eine
Versammlung der Mitglieder des Directoriums veranstaltet, wo ich meine Einwürfe
gegen den Contract freimüthig vorlegte, und mildere Bedingungen stipulirt wurden.
Aber fast wäre die Sache noch einmal wieder gescheitert, indem man in mich drang,
den Preis des Schiffes, den ich auf 6000 Rthlr. N⅔ gesetzt hatte, auf 6000 Rthlr. preuß. Courant herunter zu ermäßigen,
indem man mir vorlegte, wie man noch lange nicht Actien genug angebracht habe, um
das Unternehmen bei ersterm Preise zu Stande zu bringen. So unbillig nun auch dieß
Verlangen war, daß ich allein wieder dem Unternehmen zu Gunsten ein neues Opfer
bringen sollte, da, wenn jeder Actionär noch eine oder mehrere Actien genommen
hätte, das Opfer für jeden Einzelnen gar nicht drückend geworden wäre, so viel legte
ich endlich, aber hauptsächlich aus der Ursache ein, daß ich mir das minus (750 Rthlr.) im ersten Augenblicke nicht so groß
dachte, als ich es nachher bei genauerer Berechnung fand. Ich hatte nun aber einmal
Ja gesagt, und mein Wort wollte ich nicht wieder zurücknehmen, zumal man jede
directe oder indirecte Einmischung beim Bau des Schiffes zu meiden versprach, und
mir jede Willfahrigkeit und Nachsicht bei demselben gelobte. Vorzüglich aber wurde
der Punkt von der Pön dahin abgeändert, daß wenn unvorhergesehene, von mir
unbesiegbare Hindernisse, von denen ich dem Directorium fünf aufgerechnet hatte, den
Bau verzögern sollten, von einer Pön gar nicht die Rede seyn sollte, auch mir eine
Nachzahlung über die 6000 Rthlr. preuß. Courant bis zu dem von mir geforderten
Preise hinaus nicht verweigert werden sollte, wenn ich beweisen könnte, daß der Bau
mich mehr gekostet habe. Auch wurde der Termin der versprochenen Vollendung noch um
ein Weniges weiter hinaus gesetzt.
Vielleicht hat diese lange Einleitung meinen Leser ermüdet, und mancher derselben
wird denken, daß sie nicht zur Sache gehöre. Ich gebe das alles strenge genommen
gerne zu, habe aber doch manche Gründe, warum ich die ganze Geschichte dieses
Schiffbaues so genau gebe.
Erstlich nämlich glaube ich, daß es zur richtigen Beurtheilung des ganzen Baues und
aller der dabei vorkommenden Verhältnisse und Schicksale durchaus nöthig sey, von
allen Ereignissen, die demselben vorausgingen, sowie von den handelnden Personen ein
recht klares Bild zu gewinnen, um meine genommenen Maaßregeln dabei richtig
beurtheilen zu können, um die Schwierigkeiten und Hindernisse gehörig zu würdigen,
die bei diesem Baue mir entgegen traten, die Stimmung gehörig aufzufassen, in der
ich ihn unternahm, und die Hoffnungen, Aussichten und Vorbedeutungen, unter welchen
ich ihn begann und durchführte, zu übersehen. Ich werde in dieser Geschichte keinen
meiner begangenen Fehler verschweigen, beschönigen, werde unumwunden meine Mißgriffe
und Calamitäten aufdecken, kurz ich werde in jeder Hinsicht wahr, offen und treu
darstellen. Thue ich so an mir, nun so können andere sich nicht beklagen, wenn ich
mit ihnen ein Gleiches thue, zumal wenn es zur nähern Würdigung meiner Fehler und
ihrer wahren Ursachen führt und zur bessern Einsicht in dieselben motivirenden
Ereignisse und Vorkommenheiten nöthig ist.
Zweitens bin ich aber aus einer andern Ursache so verschwenderisch im Herzählen aller
Hauptvorläufer des Schiffbaues gewesen, um meine Collegen, vorzüglich die jüngern
und unerfahrneren recht in das Leben einzuführen wie es ist, ihnen alle schwierigen
Verhältnisse vor Augen zu stellen, die den Erfinder an der Schwelle der Ausführung
seiner Werke erwarten, sie auf die Klippen aufmerksam zu machen, die vor ihnen auf
ihrem Wege schreckend und mahnend auftauchen, ihnen stille Winke zu geben, wie sie
dieselben vermeiden, oder sie wenigstens möglichst unschädlich für sich machen
können. Ich will ihnen durch mein Beispiel zeigen, wie wenig der gute Wille und ein
patriotisches Herz in dieser egoistischen Welt berücksichtigt und beachtet werden,
wie sehr man sich allenthalben vor dem Egoismus anderer zu hüten habe, und wie alles
Schöne und Erhabene und Thatkräftige doch immer am Ende in dem Meere der Selbstsucht
und des Eigennutzes untergeht; will sie aufmerksam machen, wie sie in einer Welt
sind, wo man dem Künstler, der für das allgemeine Wohl arbeitet, die Zugeständnisse
in Granen zuwiegt, um sie in Pfunden zurück zu erhalten; wo man an jede seiner
Handlungen den Maaßstab kleinlicher Berechnungen legt, und ihren Erfolg nach einem
fürchterlichen Gesetze richtet; wo man die Schwierigkeiten, die der Erfinder auf seinem
Wege findet, wie Mücken, seine Belohnung aber wie Centnergewichte ansieht; wo man
die Natur ihm an den fünf Fingern herrechnet, und ihm allenthalben nach dem
Mißlingen einzelner Versuche und nach dem Auffinden der Ursache derselben durch a + b zu beweisen sucht, daß
es durchaus so hätte kommen müssen, daß er es ganz verkehrt angefangen; daß man eine
ungroßmüthige, unzarte Splitterrichterei zum Lohn gibt für harte Kämpfe und Opfer,
und daß man am Ende nach einem glücklichen Erfolge diesen über kleinliche Monituren
vergißt, hin und her kritelt, wie dieß oder jenes doch noch besser hätte seyn
können, um ganz gut zu seyn, um dem Künstler die Freude am Ende zu verderben, und um
sein Verdienst in kein zu günstiges Licht zu stellen, und so ihn seines Lohnes
würdiger erscheinen zu lassen; um endlich nach dem Gelingen klug zu thun und sich
breit und wichtig zu machen. Ich will dem Künstler endlich einen Warnungspfahl
hinstellen, nicht an die Großmuth derer zu glauben, die ihn nicht verstehen und
beurtheilen können, und nie an die Bescheidenheit der Nichtwisser, noch viel weniger
an die der Halbwisser; nie zu hoffen, daß unser Fach unser Monopol sey, vielmehr
überzeugt zu seyn, daß in keines mehr von Laien hineingepfuscht werde, sey es in
Worten oder Werken, im Klugthun oder in leerer Wichtigthuerei und Prahlerei; will
ihm zeigen, daß jeder der uns sucht, nicht unsere Kunst, unser Talent an uns achtet,
sondern nur den goldenen Boden beider für sich ergründen will, um uns mit der langen
Nase abziehen zu sehen. — Doch wieder zu meiner Geschichte zurück.
Ich schritt nun, wir waren schon mitten im Januar, zur vollständigen Ausarbeitung der
Pläne und zur Anschaffung und Verschreibung der nicht dazu vorräthigen Materialien,
die ich zum Theil, namentlich die Röhren zum Kessel und die Platten für das Schiff,
erst von England kommen lassen mußte. Die Dampfmaschine wurde sogleich in Arbeit
genommen, und machte auch sehr bald große Fortschritte, indem ich aus Vorsicht die
Modelle dazu schon während der Verhandlungen hatte machen lassen, auch zum Theil
schon Gußsachen dazu bereit lagen.
Mein Plan ging dahin, das Gerippe des Schiffes ganz von Holz zu construiren, und zwar
von Eichenholz, die Rippen, um einen vollkommenen Plattboden zu gewinnen, von unten
gegen einen Kiel zu befestigen, neben diesen aber noch zwei Kielschweine zu legen,
um den Boden des Schiffes recht fest und steif zu machen. Das obere Ende der Rippen
sollte an die beiden starken Wandschienen angebolzt werden, welche die obere starke
Einfassung des Schiffes bilden und dem obern Rande die gehörige Steifheit geben
sollten. Das Holz zu dem Kiele und den Kielschweinen war von zähen Röstern oder Ulmen genommen,
und die Rippen wurden mit großer Sorgfalt ausgesucht, so daß sie in allen
verschiedenen Krümmungen aus vollkommen so gewachsenem zähem eichenem Holze
bestanden.
Da das Schiff vorne und hinten im Körper scharf gebaut werden mußte, vorne, um das
Wasser besser zu theilen, hinten, um das Steuer gehörig wirksam zu machen, so
konnten die Kielschweine nicht ganz bis zum Vorder- und Hintersteven reichen,
sondern wurden hier durch schwächere gebogene Hölzer ersetzt, die an die letzten
Rippen alle gut befestigt wurden. Vorder- und Hintersteven wurden durch
Kniehölzer in ihrer Stellung gut versichert, und hinten ein breiter Spiegel
aufgesetzt mit etwas nach hinten abgerundeter Fläche. In der Mitte waren die untern
Ränder des Schiffskörpers abgerundet, und nach oben die Seiten überbaut, um für die
Cajüten mehr Platz zu gewinnen und den gegenschlagenden Wellen eine von den Fenstern
abwehrende Richtung zu geben, sowie vorne, wo sich der Ueberbau allmählich verlief,
eine Theilung der gegenprellenden Wellen zu bewirken, und diese nach beiden Seiten
getheilt auseinander zu werfen, ohne das Schiff zu überschlagen.
Um diese Construction näher zu erläutern, vergleiche man auf Tab. I die Figuren 4 und 5. Von diesen
beiden Figuren stellt Fig. 4 einen
perpendiculären Querdurchschnitt des Schiffes, durch die beste Cajüte, nahe am
Maschinenraume genommen, vor; Fig. 5 einen gleichen
Durchschnitt, aber mehr nach den Enden hin. Man sieht in Fig. 4 bei a den Kiel, bei b und c die Kielschweine, bei d,
d die Wandschiene, bei e, e die Rippen. Von e′ nach f hin bestehen die Rippen aus einem
Stücke und sind vollkommen so gewachsen, das Mittelstück derselben ist gerade nach
den Enden des Schiffes hin mehr gebogen. Ganz nach seinen Enden hin wird es immer
mehr rund und spitzwinklig, in der Weise, wie es in Fig. 3 vorgestellt ist. In
Fig. 5
bezeichnen h und i die
Durchschnitte von den gebogenen Längshölzern, die als Fortsetzung der Kielschweine
anzusehen sind. Da wo die Rippen zusammengesetzt sind, ist immer eine Verstärkung
von Holz gegengenagelt. Die Befestigung der Rippen an den Kiel und die Kielschweine
ist größtentheils durch starke Nägel bewirkt, im Maschinenraum durch Bolzen. Im
letztern sind übrigens auch die Rippen in der breiten Kante um 1½ Zoll
stärker, weil hier eine große Kraft auf den Schiffskörper einwirkt.
Da das Schiff im Verhältnisse zu seiner Länge eine große Menge Passagiere in seinen
Cajüten fassen mußte, so wurden diese zum Nachtheile des Maschinenraums möglichst
groß angelegt. Dieß war der erste Fehler, den ich machte, und der theils seinen
Grund fand in einer
Aengstlichkeit, daß die gesetzliche Anzahl Passagiere nicht Platz finden möchte,
theils, ich gestehe es aufrichtig, in einer kleinen Eitelkeit, mein Schiff gerade in
einer Weise auszuzeichnen, wo bei andern immer so viel versehen wird, in dem kleinen
compendiösen Formate des Maschinenraums: denn stets war es mir ein Gräuel gewesen,
hier so viel Schiffsraum ohne Noth und durch eine unzweckmäßige Form der Maschinen
und der Kessel verschwenden zu sehen. Und dennoch ist der Fehler noch unbedeutend
bei meinem Schiffe geblieben. Er zeigt sich nur vor dem Kessel, wo für den Heizer
der Platz etwas sehr beschränkt ist; ein Umstand, der freilich für den armen Heizer
mit manchen Beschwerden verbunden ist, an den, wie ich mich überzeugt habe, er sich
aber doch immer bald gewöhnt. Dieser Fehler in der Anlage des Schiffes entstand aber
zuerst durch die Hoffnung von meiner Seite, eine Maschine mit schwingendem Cylinder
in Anwendung zu bringen. Bei späterer Beleuchtung des Gegenstandes fand sich jedoch,
daß dieser Plan bei der von mir gewählten Construction der Räder nicht so gut
durchzuführen war als ich anfangs geglaubt hatte, da die Achse derselben zu tief zu
liegen kam, und ein schwingender Cylinder unter derselben keinen Platz fand. Jetzt
freilich hätte ich die Sache doch noch anders angefangen, nachdem ich längere Zeit
gehabt, über dieselbe ruhiger und unbefangener nachzudenken wie damals. Wenn ich
jetzt ein gleiches Schiff baute, wollte ich mich verpflichten, den Maschinenraum
noch eher zu verkleinern als zu vergrößern, und dennoch Platz für Maschine, Kessel,
Heizer, Maschinenmeister und Brennmaterial hinreichend zu schaffen.
Damals arbeitete ich aber nicht mehr mit dem animus,
womit ich die Schiffsangelegenheit zuerst ergriffen hatte. Die dem Bau
vorhergehenden Verhandlungen hatten mir nicht allein das Vertrauen zum Directorium
völlig geraubt, sondern auch, was noch viel schlimmer war, die Begeisterung, den
Lichtfunken in mir getödtet, deren beider der Erfinder so nothwendig bedarf, der
eine neue, nie gegangene Bahn betreten, und selbstständig betreten will. Der Geist
war verdunstet, und die fade Nothwendigkeit vorwärts zu kommen, trieb mich nur nach.
O daß alle Bauherren, die etwas Außergewöhnliches vom Künstler erwarten, ihn bei
guter Laune, ungetrübtem animus zu erhalten strebten,
diesen nicht durch Kleinlichkeiten und unnöthige ihm entgegenstellende Hindernisse
und inhumane Plackereien tödteten. Der Künstler hat schon seine volle Last an dem zu
bearbeitenden Gegenstande, soll er sich auch noch mit den Menschen und mit
unglücklichen durch sie verschuldeten Verhältnissen herumplagen? O dann verschwinden
die Blitze am Himmel seines Geistes, und es lagert sich traurige Finsterniß um ihn.
Ich befand mich gerade
wieder in derselben Lage wie in England, und nie, gelobte ich, wieder unter solchen
Umständen einen Bau von solcher Wichtigkeit für mich anzunehmen. Der Schiffbau hatte
einen so trüben Eindruck auf meinen Geist und mein Herz gemacht, daß ich bald nach
Vollendung desselben einen gleichen Bau nach Schwerin mit wahrem Grauen zurückwies,
und schwer werde ich mich überhaupt entschließen, einen solchen nochmals
durchzumachen, es müßten denn ganz andere freundlichere Verhältnisse eintreten, und
meinen Muth wieder beleben. Ich kann meinen Geistes- und Gemüthszustand beim
Bau dieses Schiffes nicht besser bezeichnen, als wenn ich sage: ich war mürbe, mürbe
an Geist und Gemüth, an Eifer und Muth, an Erfindungstalent und an Scharfsicht. Die
letzten Jahre vor diesem Bau hatten schon an meinem Frieden genagt, mir die
Freudigkeit des Lebens geraubt, jetzt blieb nur noch die Bitterkeit desselben in mir
zurück, und das auf lange Zeit.
Auf beiden Enden des Maschinenraumes sind zwei starke Duchten quer durch das Schiff
gelegt, an die sich die vordern und hintern Wandschienen anlegen und durch
Hakenbolzen mit Krampen angebolzt sind. Da nämlich das Schiff bei den Cajüten
übergebaut ist, wie man bei g, g in Fig.
4 und 5 sieht, der Ueberbau bei den Rädern aber aus begreiflichen Gründen
wegfallen muß, so reichen die hintern und vordern Wandschienen nur bis an die
Duchten, und da sie in dieselben eingelassen und mit denselben verbolzt sind, so
befestigen sich Duchten und Wandschienen gegenseitig an einander. Durch die
Wandschienen sind aber alle übrigen Rippen des Schiffes miteinander verbunden und
dienen sich wechselsweise zum Stützpunkt. Die Duchten ragen auf beiden Seiten des
Schiffes so weit vor, als die Räderkasten breit sind, und haben quer über vor Ende
wieder eine Verbindung, die von zwei starken Stücken gebildet wird, welche wie
verzahnte Träger in einander gekämmt sind. Von diesen Stücken hat das obere zugleich
eine nach beiden Enden hin abgedachte Form, um seine Stärke noch zu vermehren. In
diese Querstücke nach innen ist der excentrische Zapfen für die Räder eingesetzt,
von dem unten weiter die Rede seyn wird. Alle Verbindungen sind, um alles recht
sicher und fest zu machen, hier möglichst verbolzt. In Fig. 6, Tab. I, sieht man einen perpendiculären Querschnitt
des Schiffs in der Gegend einer dieser Duchten. a ist
hier eine der Duchten, b der über die Seiten des Schiffs
hervorragende Theil derselben, c, c sind Durchschnitte der Verbindungsstücke für den excentrischen Zapfen
d. Unter den Duchten liegt zur mehreren Stützung
derselben quer durchs Schiff noch eine Sohle, die auf den Kiel und die Kielschweine
niedergebolzt ist, auf beiden Enden an die Rippen stößt und mit diesen durch starke eiserne
Winkel befestigt ist. Zwischen ihr und der Ducht ist eine Stütze angebracht, und zu
beiden Seiten derselben führen Schrägbänder aufwärts zu den Duchten, und sind mit
Versatz in beide Theile eingelassen. Diese Einrichtung trägt auf beiden Seiten die
Duchten, und verhütet eine Senkung derselben. Bei e
sieht man hier die Sohle, bei f, g und h ihre Auflage auf dem Kiel und den
Kielschweinen, bei i die mittlere Stütze und bei k, k die Schrägbänder oder
Streben, bei l, l die
Winkeleisen zur Verbindung der Sohle mit den Rippen, die zu diesem Zwecke besonders
stark gearbeitet sind. Bei m, m ist die Ducht mit den Rippen und den Wandschienen wohl verbolzt.
Zwischen beiden Duchten, weiter nach innen, ist längs noch ein starkes Stück n auf die Rippen, die hier im Maschinenraum in ihrem
obern Theile nicht die Krümmung nach außen haben, sondern senkrecht aufsteigen,
aufgezapft, welches die Wandschiene ersetzt, und an beiden Enden mit den zwei
Duchten verbunden ist. Es trägt die Lager für die Welle der Räder und ist zu diesem
Ende in der Mitte nach außen etwas vorspringend, um das Lager der Nabe der Räder
näher zu rücken. Dieser nach außen hervorspringende Theil wird nach unten durch
einen großen und breiten Knaggen o unterstützt, und eine
gußeiserne Platte p reicht über die ganze Breite der
Stücke und ihren Vorsprung, um den Lagern für die Radwellen eine festere Auflage zu
geben. Damit dieses Stück sich mit den Rippen in der Mitte nicht senke, sind hier
die Rippen inwendig mit Brettern verkleidet, wodurch alle Rippen unter einander und
mit dem Stücke und durch dieses wieder mit den Wandschienen und den übrigen Seiten
des Schiffes fester verbunden werden, indem diese Wand in solcher Vereinigung mit
allen starken Rippen des Maschinenraums von oben nach unten sich nicht gut
durchbiegen kann. Diese Verkleidung hat zugleich den Nutzen, daß sie eine dichte
Wand für den Kasten gibt, worin das Brennmaterial aufbewahrt wird. In Fig. 6 sieht
man das vorhin berührte Stück zur Auflage des Lagers mit dem Vorsprunge nach außen
und der darauf liegenden gußeisernen Platte bei n, n im Durchschnitte. o ist
die Bretterverkleidung.
Die Cajüten reichen nicht ganz an den Vorder- und Hintersteven heran. Weil das
Schiff sich hier unten zu sehr zuschärft, war dieß nicht statthaft. Der Fußboden der
Cajüten hätte hier dann höher gelegt werden müssen, und dadurch wäre ihre Höhe
unbequem geworden. Statt der Cajüten ist hier ein niedriges Vor- und
Hinterdeck Fig.
1, Tab. I
a und b, angebracht, welche
beide mit der Oberkante der Wandschienen in einer Ebene liegen und in der Mitte
etwas gewölbt sind. Sie ruhen auf Duchten, die durch Hakenbolzen und Krampen an den
Wandschienen
befestigt sind, und hiedurch zugleich beide Wandschienen fester mit einander
verbinden. Beide Decke sind mit einer Luke versehen, und die Räume unter denselben
dienen als Magazine und Aufbewahrungsplätze für die Bagage der Passagiere. Sie sind
mit einer Schanzkleidung c und d eingefaßt, die mit dem Decke über den Cajüten gleiche Höhe hat, wodurch
das Schiff sehr gegen den Wellendrang geschützt wird, und derowegen es allenthalben
gleich hoch über dem Wasser zu liegen scheint, was einen guten Eindruck macht. In
der Schanzkleidung sowohl des Vorder- als Hinterdeckes sind auf beiden Seiten
Thüren e und f für das
Ein- und Aussteigen der Passagiere angebracht. Durch die Breite des hintern
Schiffsspiegels g wird das hintere Deck ziemlich
geräumig und ein angenehmer Aufenthalt für die Passagiere der hintern bessern
Cajüte.
Die Cajüten sind von einzölligen tannenen Brettern aufgesetzt, die unten von innen
gegen die Wandschienen genagelt sind. Sie haben nach innen und oben ein starkes
Gesims, auf welchem die Duchten für das Deck derselben befestigt sind. Unter
sämmtlichen Duchten liegt wieder in der Mitte längs ein Träger, der in der längern
größern Cajüte durch eine polirte hölzerne Säule unterstützt wird, und auf beiden
Seiten auf den Scherwänden aufliegt. Die Decke sind von einzölligen tannenen
Brettern und mit getheerter Leinwand überzogen, die anfangs mit Hammerschlag
bestreut wurde, nun aber gut dicht und völlig fest erscheint. Der Fußboden der
Cajüten liegt unmittelbar auf dem Kiele und den Kielschweinen, ist lang gelegt und
auf kleinen Unterlagen, die zwischen Kielen und Kielschweinen eingeschoben sind und
auf den Rippen ruhen, befestigt. In demselben sind große Klappen, um zu dem Kielraum
gelangen zu können. Die Cajüten enthalten ziemlich viele und große Fenster mit
kleinen Scheiben von starkem Glase, damit sie bei stürmischem Wetter vom Winde und
von gegenspritzenden und schlagenden Wellen nicht eingedrückt werden können. Sie
öffnen sich nach oben und können durch kleine Stangen mit Haken aufgestützt werden.
In der besten Cajüte sind auf jeder Seite vier, in der vordern kleinern drei
angebracht. Rund an den Wänden der besten größern Cajüte laufen Divans, Fig. 4 (Tab. I) h, h, umher mit kornblauen Polstern von feinem Tuche mit
Besatz von weißen Kanten; in der vordern Cajüte bloße Bretterbänke. Vor den Divans
und Bänken ist eine um 6 Zoll erhöhte Stufe i
angebracht, um sie in solcher Höhe anlegen zu können, daß sie über dem Ueberbau
angebracht werden konnten. Die Wände und die Decke der großen Cajüte sind weiß
lackirt und reich mit Goldleisten decorirt; in den Wänden sieht man noch Füllungen,
die chamois gemalt,
lackirt und mit Goldleisten eingefaßt sind; unter der Decke läuft ein elegantes
Gesims mit Tragsteinen umher. Diejenige Scherwand, die nach der Maschine hinsieht,
trägt einen großen Spiegel c mit
Rococco-Goldrahmen und Gemälde l und m in Goldrahmen. Der Fußboden ist mit einem eleganten
Teppich von Wachstuch belegt, der indessen nicht täglich gebraucht wird. Unter
demselben ist der Fußboden braun gebohnt. Die vordere oder zweite Cajüte ist
röthlich-grau angestrichen mit dunklern Füllungen in derselben Farbe. Um das
Gesims und um die Fenster laufen Goldleisten herum. Die Bänke sind auf ihrer obern
Fläche schwarz angestrichen. Hier sowohl, sowie in der hintern Cajüte sind die
Stufen vor den Divans und Bänken und an den in die Cajüten führenden Treppen mit
einer 1½ Zoll breiten Kante von starkem Messingbleche eingefaßt, und beide
Cajüten haben vor den Fenstern scharlachrothe Gardinen, die sich oben mit Ringen auf
Stangen schieben, und in der hintern Cajüte mit schwarzen Franzen eingefaßt
sind.
Beide Cajüten sind vom Fußboden bis zur Decke 6½ Fuß hoch und jede derselben
enthält einen Tisch und Feldstühle, die zusammengeschlagen und auf die Seite gelegt
werden können. In beide führt von den kleinen Decken herunter eine Treppe, über der
sich eine Klappe befindet, die in die Höhe geschlagen werden kann, und jedem
hinunterzusteigen erlaubt, ohne sich zu bücken. Zu beiden Seiten der Treppen sind
kleine Gemächer, von denen das eine bei beiden Cajüten eine Bequemlichkeit enthält.
Die Abzugsröhren derselben münden ins Wasser, und sind unten durch eine bewegliche
Klappe geschlossen, welche die Wasserströmung während der Fahrt anschlägt, und die
beim Stillstande des Schiffes durch ihre Schwere sich von selbst öffnet. Diese
Bequemlichkeiten sind geräumig, gehörig hoch, sehr reinlich und völlig geruchlos.
Auf der der Bequemlichkeit entgegengesetzten Seite ist bei der hintern großen Cajüte
ein kleines Gemach für den Steuermann (einen Capitän hat das Schiff nicht), in
welchem er zugleich eine kleine Restauration hält, bei der vordern ein gleiches
Gemach für die Bootsleute. Der Eingang zu den Treppen wird durch eine wasserdichte
zweischlägige Thür, und unten in der Cajüte durch einen scharlachrothen Vorhang mit
schwarzen Franzen geschlossen, so daß man decent zu den Bequemlichkeiten gelangen
kann. Die Thüren zu den Gemächern gehen von der Treppe ab.
Das Deck über den Cajüten kann auch von den Passagieren benutzt werden, und läuft um
dasselbe, ungefähr 2 Fuß von seinem äußern Rande, eine leichte Gallerie n und Fig. 1, h, herum, auch enthält es diverse Bänke o. Für die Verlegung der Gallerie mehr nach der Mitte des Decks und
entfernter vom äußern Rande desselben hin gab es mehrere Gründe, und zwar
1) erlaubten die Bänder der vom Schiffe zu passirenden Brücken keine andere
Einrichtung;
2) fiel nun das Gewicht der Passagiere, wenn diese zufällig einmal alle auf Eine
Seite des Schiffes drängen sollten, nicht so weit von der Mittellinie des Schiffes
hinaus und dieses wurde dabei weniger auf die Seite gelegt;
3) wurde aber endlich auch zwischen Gallerie und Deckrand ein nützlicher Gang für die
Matrosen gebildet, die nun hin und her verkehren, und ihre Stangen zum Schieben in
den Canälen und bei den Brücken gebrauchen können, ohne die Passagiere irgend zu
belästigen.
Auf dem Decke der vordern Cajüte befindet sich auch ein Kochgeschirr Fig. 1, i, worin durch Dampf, der aus dem Exhaustionsrohr der
Maschine kommt, und in einen im Wasser des Gefäßes liegenden Cylinder bläset, immer
eine Quantität Wasser auf den Siedepunkt gebracht und darin erhalten wird. Dieses
Wasser wird zu Kaffee, Thee, Grog, Punsch etc. benutzt.
Das Schiff führt die Mecklenburgische Flagge und vier kleine Drehbassen an Bord, von
denen in Fig.
1 bei k und l zwei
zu sehen sind, und hat drei Anker mit Ketten. Vorne am Vordersteven ist eine
zierliche Gallion Fig. 1, m, mit einer Glocke n angebracht, sowie es überhaupt von außen freundlich
decorirt ist. Unten bei o ist es schwarz, dann folgt ein
schmales weißes Band p an der Wandschiene, darauf folgt
laubgrün q mit weißen Fenstereinfassungen, und oben
unter dem Deck und über den Fenstern läuft ein Chamois-Band r mit weißer Einfassung herum.
Des Maschinenraumes Deck ist nur 2 Zoll höher als die Cajütendecke. Die Räderkasten
ragen nur 6 Zoll über demselben hervor, und enthalten oben Klappen, um zu den Rädern
gelangen zu können. Die Räderkasten sind außerhalb mit einem Chamois-Band s, welches oben mit einem weißen Gesims und unten mit
einer schmalen weißen Leiste eingefaßt ist, und die vier Namen der Städte, zwischen
denen das Schiff fährt, in kornblauer Schrift enthält, versehen. Von der innern
Leiste gehen radial zum Centrum des Halbkreises mit schwarzer Farbe aufgesetzte
Gitterungen t, und in der Mitte, um das Centrum herum,
befindet sich eine hübsche Rosette u auf dunkelblauem
Grunde. Das Feld mit den Gitterungen ist hellgrün, nach außen hin in dunkler Grün
sich allmählich verlaufend. Um den übrigen Theil der Räderkasten läuft oben ein
Chamois-Gesims v mit Tragsteinen. Auf dem Decke
des Maschinenraumes
befinden sich zwei Einsteigeluken, auf jeder Seite der Maschine eine, und gerade
über der Maschine eine große Luke mit Fensterkasten w,
dessen Fenster geöffnet werden können und gegen Beschädigung durch grobes
Drahtgitter geschützt sind. Der Schornstein x steht nach
hinten auf einem Rauchkasten y, und das Deck über dem
Kessel und um den Rauchkasten herum ist von Eisenblech. Neben dem Schornsteine
befindet sich eine Dampfpfeife, ähnlich denen der Locomotiven. Der Schornstein
selbst ist, wie gewöhnlich, von stärkerm Eisenbleche, hat 14 Zoll Lichtendurchmesser
und ist oben mit einer Blätterkrone verziert. Fig. 1, Tab. I gibt ein anschauliches Bild des Aeußern dieses
kleinen freundlichen Dampfschiffes, das auf alle Reisende wegen seiner zierlichen
Form und Ausstattung einen günstigen Eindruck macht.
Ich habe bis jetzt ganz von der Bekleidung des äußern Schiffskörpers mit Eisenblech
geschwiegen, um nun am Schlusse der übrigen Beschreibung des Schiffes recht
umständlich davon reden zu können. Es scheint mir nämlich die Art, wie ich sie
ausgeführt habe, und die ich sonst weder irgendwo gesehen, noch davon gehört habe,
vorzüglich bei kleinern Schiffen, Beachtung zu verdienen, weil sie sehr einfach ist,
mit geringer Mühe und unbedeutenden Kosten und ohne große und umständliche
Vorkehrungen und Apparate herzustellen ist, und sehr dauerhaft, sicher und steif
erscheint, so daß sie bedeutende Stöße vertragen kann, ohne Beulen zu bekommen. Doch
näher zur Sache.
Der Zwischenraum zwischen den Rippen, d. h. von Mitte einer Rippe zur andern
gemessen, ist auf 2 Fuß eingerichtet. Um diesen recht bequem mit Blech auszufüllen,
bestellte ich die Bleche von einer Breite, die den Zwischenraum noch um einige Zoll
übertraf. Ich wollte hiemit bezwecken, daß ich da, wo die Rippen gegen einander in
verschiedenen Krümmungen liegen, wie am vordern und hintern Theile des Schiffes, den
Rändern der Platten die gehörigen schiefen Richtungen geben könnte, ohne an Blech zu
kurz zu kommen. Die Blechabschnitte konnten in der Fabrik zu vielfachen Zwecken
benutzt werden, ohne geradezu verloren zu gehen. Die Bleche wurden so lang
aufgegeben, daß sie vom Kiele bis zur Wandschiene hinaufreichten. Sie konnten an
diese Theile dann vor Ende sicher befestigt werden.
Aus dieser Einleitung wird man sogleich ersehen, daß hier die Blechlagen ganz anders
zu liegen kommen als bei andern eisernen Schiffen, bei welchen sie gewöhnlich lang
mit dem Schiffe gehen, und nun theils eine Vernietung unter einander, theils mit den
eisernen Rippen, wozu gewöhnlich Winkeleisen genommen wird, verlangen. Ich reichte
auf. diese angegebene Weise immer den Raum zwischen zwei Rippen für eine Hälfte des Schiffskörpers ab,
und hatte rund herum Punkte, wogegen die Befestigung auf eine einfache und kunstlose
Weise bewirkt werden konnte. Bei den verschiedenen Krümmungen der Wände des
Schiffskörpers nahmen die Bleche die gehörige Form ohne große Anstalten und
besondere Maaßregeln an, und das Ganze erschien nach der Vollendung wohl gewölbt und
abgerundet. Bei dem Aufnageln der Bleche auf die Rippen und den Kiel (es waren
Bleche von 1/10 Zoll Stärke) wandte ich folgende Maaßregel an, um nicht allein die
Bleche, jedes für sich mit den Rippen, sondern auch unter einander sicher zu
verbinden. Ich legte sie auf den Rippen und Kiel über einander, und lochte sie in
der Weise, daß die Nägel durch beide Bleche gingen, und selbige also auch unter
einander zusammennieteten, wobei ich die Vorsicht gebrauchte, daß der übergreifende
Rand seine Fläche immer dem Hintertheile des Schiffes zukehrte, so daß beim Gange
des Schiffes im Wasser letzteres sich nicht an die vorstehenden Ränder stieß; auch
wurden die unten liegenden Ränder in der Breite der darauf zu nietenden Ränder der
nächsten Platte so einwärts ausgetrieben, daß sie eine Vertiefung zur Aufnahme der
Ränder der nächsten Platte bildeten, wie ich es in Fig. 13, Tab. I, im Durchschnitte abgebildet habe. Dadurch
wurde der Vorstand des überliegenden Randes fast bis auf ein Minimum gebracht. Damit
die Löcher für die Nägel in beiden Plattenrändern genau aufeinander trafen, schob
ich die Platte, deren Rand unter den der andern greifen sollte, unter diesen,
befestigte sie durch Schraubzwingen und Stützen in ihrer nöthigen Stellung zwischen
beiden Rippen, und zeichnete dann endlich die Löcher durch diejenigen vor, die schon
in dem Rande der benachbarten, mit ihr zusammen zu nietenden Platte bestanden,
während ich zugleich dem andern an die nächste Rippe zu nietenden Rande die ihm zu
gebende Gestalt und Richtung an der Rippe selbst vorzeichnete.
War ein neues Blech angepaßt, durch Unterschieben unter den Rand der nächsten Platte
hinsichtlich seiner Löcher vorgezeichnet, und der andere Rand angerissen und in die
gehörige Form geschnitten und gelocht, so wurde zum Aufnageln der Ränder beider
Bleche geschritten. Die Nägel dazu waren in einer besondern Form geschmiedet, und
zwar mit einem Kopfe, wie er an Holzschrauben gewöhnlich ist, um in ein versenktes
Loch zu treten. Zur Aufnahme der Köpfe wurden im überliegenden Rande der Bleche die
Löcher etwas versenkt. Der Körper des Nagels war gleich unter dem Kopfe so weit, als
er durch die Platten reichte, rund, dann flach, fast zweischneidig, und wurde so
quer über die Holzfasern der Rippen in diese eingetrieben, nachdem etwas mit einem
kleinen Frickbohrer vorgebohrt war. Diese Einrichtung der Nägel und die Art ihres Eintreibens
war aus Vorsicht so angeordnet, um das Spalten der Rippen möglichst zu verhüten, und
hatte auch einen vollkommen guten Erfolg, indem keine einzige Rippe beim Nageln
geplatzt ist. Die Nägel wurden ungefähr in einer Entfernung von 2 Zoll von einander
eingetrieben, und jeder vierte oder fünfte Nagel war immer so lang geschmiedet, daß
er durch die Rippen reichte und umgenietet werden konnte.
Auf diese Weise wurden alle Platten nach und nach an die Rippen genagelt, während man
dabei beim Vordersteven anfing und allmählich bis zum Hintersteven fortschritt. Beim
Kiel wurden die Platten beider Seiten des Schiffes über einander gelegt und an den
Kiel angenagelt. Zwischen die Rippen und Platten wurde Theer gebracht und hernach
die vorstehenden Ränder der Bleche verstemmt, worauf das Ganze inwendig und
auswendig mit einer Mischung von Holztheer und gemeinem Harz mehrmals überstrichen
wurde. Zwischen die Mischung ließ ich für den äußern Anstrich auch etwas Kienruß
nehmen, so daß er nach seiner Vollendung einer schwarzen Glasur glich und einen sehr
guten Eindruck machte. Die oben angegebene Figur (13) dürfte
hoffentlich jedem Leser, der sich für diese Art des Beschlages eines eisernen
Schiffskörpers interessirt, ein deutliches Bild von der ganzen Procedur dabei geben.
a ist hier der Durchschnitt einer einzelnen Rippe.
Man sieht, wie bei b die Platten über einander gelegt
und fest genagelt sind, so deutlich, daß keine weitere Erklärung nöthig erscheinen
dürfte.
Das obere Ende der Platten ist in einen Winkel gebogen, und an die Wandschiene, die
etwas vor dem übrigen Schiffskörper vorsteht, und zwar von unten an den untern Rand
derselben angenagelt.
Jeder, der diesen Schiffskörper sieht, freut sich über die schöne Rundung seiner
Formen und über die genaue Beobachtung der nöthigen Linien desselben. Er geht so
steif durch die Wellen, daß selbst bei heftigen Stürmen, und solche hat das Schiff
schon manche bestanden, und bei Wellen von 8 bis 10 Fuß Höhe, selbst wenn diese
dasselbe seitwärts bedrängen, es noch nie eine ringende oder undulirende Bewegung
gezeigt hat, oder ein Knarren in seinem Bau hat hören lassen, wie es sonst bei den
meisten eisernen Schiffen vorkommt. Selbst Schiffer und Schiffsbaumeister haben ihre
große Zufriedenheit mit der Form und dem Bau und seiner großen Festigkeit
unverhohlen zu erkennen gegeben.Hr. Tischbein sagt in seinem Erachten über mein
Schiff folgendes: das Schiff ist von überflüssig starker und solider Bauart,
namentlich der eiserne Schiffskörper; man fühlt während des Ganges des
Schiffes durchaus nicht die unangenehme Bewegung, welche den zu schwach
gebauten Schiffen eigen ist; auch ist im Verhältniß zu den geringen
Dimensionen des Schiffes die innere Räumlichkeit auf das vortheilhafteste
verwendet und benutzt.
Was aber die äußere Form des Schiffskörpers betrifft, so habe ich auf Tab. I, Fig. 2 und 3 die Linien derselben
aufgezeichnet. Da sie nur die Schiffbauer und Leute von Fach interessiren, und diese
selbige auch ohne Erklärung verstehen werden, so sage ich weiter nichts darüber. Der
liebe Gott ist hinsichtlich der zweckmäßigsten äußern Form der Schiffskörper unser
bester Lehrmeister gewesen. Er hat uns an dem Körper der Wasservögel und Fische die
besten Regeln aufgestellt, nach welchen wir bei ihrem Bau zu verfahren haben. Ein
fleißiges Studium dieser und anderer gut gebauten Schiffe haben einzig mich beim
Entwurf dieser Formen geleitet, dem man ja keine tiefen und verwickelten
Berechnungen zum Grunde legen möge; denn für solche bin ich nie gewesen, und hier
bin ich nun vollends unschuldig daran. Wenn ein Künstler mit einfachem, klarem
Verstande sich nur recht bewußt ist was er will, seine Aufgabe gehörig aufgefaßt,
und alle Bedingungen zu ihrer richtigen Auffassung ergründet hat, so wird er sich
allenthalben zurechtfinden, sey es wo es wolle, und ohne große und verwickelte
Calculation um so glücklicher seyn, je mehr praktischen Tact er sich erworben hat,
je größer sein Talent im Beobachten der Natur ist. Unsere Lehrbücher geben uns immer
tausend Regeln für eine, selten zeigen sie aber den Weg, auf dem man zu diesen
Regeln gekommen ist und bei gesunden Sinnen kommen muß. Sie sprechen immer lang und
breit von dem Wie, aber selten gründlich von dem Warum. Ueberhaupt ist das Leben zu
sehr in die Schulstuben zurückgewichen, in bloßes Formelwesen übergegangen. Unsere
Theorien sind oft sehr gelehrt, sehr künstlich, aber nicht praktisch, dienen oft nur
dazu, den Mann von ächtem gutem praktischen Sinne zu verwirren und von der rechten
Bahn abzulenken. Die gelehrten Baumeister. sind selten die bessern. Grau ist alle
Theorie, und grün des Lebens goldener Baum. Der, dem es gegeben ist tiefe und helle
Blicke in dieß Leben und in die Natur zu thun, ist der geweihte Priester, der alte
Schulstaub macht ihn nicht, er verblendet ihm oft nur die Augen.
Was die Dimensionen des Schiffes anbelangt, so sind sie folgende: Länge im Kiel 60
Fuß, auf dem Deck 64 Fuß, größte Breite des Schiffskörpers 10 Fuß, größte Breite
über den Räderkästen gemessen 17½ Fuß. Innere, mittlere, obere Breite der
ersten Cajüte 11½ Fuß, dieselbe Breite der zweiten 10½ Fuß, Länge der
erstern 17 Fuß, die der letztern 13 Fuß; Länge des Maschinenraums im Lichten 12 Fuß,
innere Lichtenbreite 9 Fuß 2 Zoll.
Es bleibt mir nur noch die innere Einrichtung des Maschinenraums und der Maschine zu
beschreiben übrig, da ich die Construction des Kessels, eingegangener
Verpflichtungen wegen, jetzt noch nicht mittheilen darf.
Ich habe schon einmal angeführt, daß es früher meine Absicht war, eine Maschine mit
schwingendem Cylinder anzuwenden. Da die Achse meiner neuen Räder jedoch nicht hoch
über dem Wasserspiegel zu liegen kam, auch die Räderkasten wegen der niedrigen
Brücken eine Höhe von 8 bis 8½ Fuß über dem Wasserspiegel nicht überschreiten
durften, zuletzt aber auch noch die geringe Breite des Maschinenraums, zu dessen
beiden Seiten noch für das Brennmaterial 2 bedeutende Behälter angebracht waren, so
daß von seinen 9¼ Fuß Lichtenweite nur 5 Fuß übrig blieben, hindernd in den
Weg trat, so war die Anlage und Aufstellung einer solchen Maschine unmöglich,
wenigstens doch äußerst schwierig, und ich sah mich daher gezwungen, eine
schiefliegende Form mit feststehendem Cylinder für sie zu wählen. Für diese war aber
die Länge des Maschinenraumes wieder nicht hinreichend, und ich mußte daher den
Cylinder mit dem Maschinengestelle zum Theil unter die Querbank der zweiten Cajüte
legen, in welcher ich eine Thür anbrachte, um bequem zu dem Ende des Cylinders
kommen zu können, wenn der Kolben neu zu packen oder die Liederung nachzuschrauben
war. Um den Cylinder unter der großen vordern Ducht legen zu können, wurde diese in
2 Stücken gelassen, die in der Mitte ungefähr 18 Zoll auseinander standen. Zur
gehörigen Verbindung derselben war jedoch ein starkes Stück über die beiden Enden
gebolzt, welches in der Mitte über der Luke einen halbkreisförmigen Ausschnitt
erhielt. Zur Aufnahme und sichern Feststellung der Maschine wurden über Kiel und
Kielschweine 3zöllige Planken von Rüstern- oder Ulmenholz querüber genagelt,
und auf diese das Gestell festgebolzt. In den Planken waren hie und da Oeffnungen
gelassen, um in den Kielraum kommen und diesen reinigen zu können. Die Oeffnungen
wurden mit kleinen Thüren bedeckt, die in Falzen liegen, so daß sie nicht vor der
Fläche des Fußbodens vorstehen. Auch gingen durch diesen starken Boden diejenigen
Röhren, die in den eisernen Schiffsboden ausmündeten, und von denen die eine das
sich im Exhaustionsrohre und im Cylinder verdichtet habende Wasser abführt, die
andere das Wasser zur Speisepumpe bringt.
Da es zuerst im Plane lag die Maschine mit Torf zu heizen, so mußten große Behälter
für dieses Brennmaterial vorhanden seyn, und zwar war es nöthig sie von solchen
Dimensionen zu nehmen, daß sie gegen 4000 Saden aufnehmen konnten. Diese Behälter
mußten noch zu beiden Seiten vom Maschinenraum genommen werden; denn anders war dazu
kein Platz vorhanden. Da es indessen später sich zeigte, daß der Torf eine zu große
Last für das Schiff war, und viel Schmutz in den Maschinenraum brachte, das Heizen
damit auch zu langwierig und unbequem war, und ein Versuch mit Steinkohlen bessere
Resultate gab, so wurden diese endlich als Brennmaterial angenommen, zumal die
Erfahrung ergab, daß hinsichtlich des Kostenpunktes der Torf vor Steinkohlen weniger
Vortheile darbot, als man anfangs geglaubt hatte. Die großen Torfbehälter wurden nun
bis auf 2½ Fuß vom Boden weggenommen, so daß nur 2 Kästen zurückblieben, die
mit Klappendeckeln versehen, hinreichend Steinkohlen für eine Reise faßten, und für
den Maschinenmeister sich so zu sagen in Sitze verwandelten, welche die
Bequemlichkeit des Maschinenraumes sehr vermehrten. Um diese Bequemlichkeit noch
mehr zu vergrößern, wurden noch einige Schränke angebracht, welche die für die
Maschine nöthigen Schlüssel und Utensilien, Schmiere, Hanf etc. zu verwahren und zu
verschließen verstatteten. Die große Mittelluke, die bisher als Einsteigeluke in den
Maschinenraum benutzt und jetzt völlig überflüssig geworden war, wurde zum
Fensterkasten umgestaltet, und beide kleine Luken, wodurch sonst das Brennmaterial
in die großen Behälter gebracht wurde, blieben, um zum Einsteigen in den
Maschinenraum verwandt zu werden.
Der Kessel steht, wie schon oben erinnert wurde, auf einem Mauerwerk von 2 Steinen
Stärke, welches auf eine hölzerne Unterlage von Brettern gelegt ist, die quer über
Kiel und Kielschweine genagelt sind, und zwar nach der hintern Cajüte hin, also nach
hinten, um seine und seines Wassers Last mehr dahin zu legen. Hinter ihm, zwischen
Maschinenraum und Cajüte, ist eine doppelte Bretterwand angebracht, deren Bretter
einen Luftraum von ungefähr 4 Zoll zwischen sich fassen, der die Hitzemittheilung an
die innere Wand der Cajüte sehr vermindert, und unten steht zwischen dem Kessel und
dieser Wand noch ein flacher Wasserkasten,Derselbe ist von dünnem Eisenbleche und mißt von einer Wand zur andern (quer
über gemessen) nur ½ Zoll Tiefe, enthält also nur eine sehr dünne
Wasserschicht, die indessen den vorliegenden Zweck vollkommen erfüllt, ohne
das Schiff durch ihr Gewicht zu belästigen. der von den Rädern
aus fortwährend mit kaltem Wasser gespeist wird, um die Hitze des gußeisernen Ofenmantels
ganz unschädlich zu machen. Damit das Mauerwerk unter dem Kessel gegen die Hitze
geschützt werde, sind hier, und zwar im Aschenherde, Aschenkasten angebracht, die
auf eisernen Leisten, welche auf das Mauerwerk gelegt sind, sich schieben. In
selbige wird immer etwas Wasser gelassen, um die Einwirkung der strahlenden Hitze
des Feuerherdes möglichst vom Mauerwerke unter dem Kessel und vom Boden des Schiffes
abzuhalten.
So wäre nun der ganze Maschinenraum für die Aufnahme der Maschine und ihres Kessels
vorgerichtet, und ich kann zur Beschreibung der Maschine selbst übergehen.
Ich habe diese in Fig. 1
Tab. II. besonders vorgestellt und zwar nur in einer
Seitenansicht, da aus derselben die ganze Einrichtung der Maschine zur Genüge
erhellen dürfte. Durchschnitte derselben habe ich nicht für nöthig gehalten, da die
innere Einrichtung des Cylinders und der Steuerung aus meinen übrigen Maschinen
schon als bekannt vorausgesetzt werden kann, und eine nähere Detaillirung die Menge
der Figuren auf eine überflüssige Weise vermehren würde.
Das gußeiserne Gestell besteht aus 4 Haupttheilen, den beiden Lagerböcken A mit den beiden Lagern a
für die Radwellen b mit ihren Kurbeln c. Daß man diese Theile nur alle einfach in der Figur
sieht, bedarf wohl keiner Erwähnung. An die Lagerböcke A
schließen sich die Seitenstücke B des Gestelles für die
Maschine an, die den Cylinder c, die Steuerung D und die Bewegungsapparate E für dieselbe, sowie die Führer d für das
Kugelgelenk e selbst zur beweglichen Verbindung der
Kolbenstange mit der Bläuelstange f tragen. Alle diese 4
Theile sind auf die Planken des Bodens des Maschinenraumes gut, fest und sicher
niedergebolzt. Wegen der Kurbeln und dem nöthigen Platz für ihre Umdrehungen liegen
die großen gußeisernen Lagerböcke A weiter auseinander,
als die Seitenstücke der Maschine. Diese greifen da, wo sie sich an die Lagerböcke
schließen, oben und unten mit großen angegossenen Knappen (für jede Seite zwei)
zwischen starke, auf der innern Seite der Lagerböcke angegossene Rippen hinein, und
sind hier durch 4 starke und kurze Verbindungsstangen oder Riegel, die zur festen
Vereinigung der Lagerböcke mit einander dienen, zugleich an diese fest angeschroben.
Dergleichen Riegel verbinden auch an verschiedenen Stellen die Seitenstücke zu einem
festen Ganzen. Bei g, h, i, k, l und m sieht man die auf diese Riegel zum
Zwecke des Anziehens derselben an das Maschinengestell geschrobenen Muttern, die
also die Stellung dieser Riegel im Gestelle genau angeben. Da die Knappen der
Seitenstücke B zwischen die Rippen der Lagerböcke
fleißig eingepaßt sind, so ist eine Bewegung zwischen beiden nicht gut möglich. Die Form der
Lagerböcke A und der Seitenstücke B ist aus der Figur sattsam deutlich.
In den Lagern a der Lagerböcke A liegen die Wellen b der Wasserräder, die zu
beiden Seiten nach den Räderkasten hinlaufen und innerhalb derselben sich in andern
Lagern drehen, die auf dem Vorsprunge, den das obere auf den Rippen des
Maschinenraumes aufgezapfte und zwischen die großen Duchten eingesetzte Stück (Tab. I, Fig. 6, 12) bildet, ruhen, und
hier tüchtig befestigt sind. Die Lager sind innerhalb der Räderkasten so verkleidet,
daß kein Wasser zu denselben gelangen kann, und eine kleine Thür mit Schieber führt
von dem Maschinenraum in diese Verkleidung, um die Lager ölen zu können. Beide
Kurbeln der Welle liegen einander so nahe, daß die Bläuelstange mit ihrem an der
Warze der Hauptkurbel beweglich angeschrobenen Gelenke sich gerade dazwischen
bewegen kann. Die Warze ist nur in einer der Kurbeln befestigt und verlängert sich
so weit, daß sie auch durch den Armkopf der andern Kurbel reicht. Das sie in diesem
Armkopfe aufnehmende Loch ist in radialer Richtung etwas länglich gemacht, ungefähr
um ⅛ Zoll, damit der Zapfen in dieser Richtung etwas Freiheit hat. Der Grund
dieser Maßregel ist begreiflich, und von andern Schiffmaschinen her genügend
bekannt.
An jede Kurbel ist ein Excentricum angegossen. Diese stehen bei Zusammenstellung der
Kurbeln so einander gegenüber, daß sie die Steuerungsstangen in entgegengesetzten
Richtungen bewegen. Das eine Excentricum ist für die Vorwärtsbewegung des Schiffes
bestimmt, das andere treibt die Steuerung verkehrt gegen jenes gehalten, und bewirkt
einen entgegengesetzten Umgang der Maschine und der Räder, wodurch natürlich eine
rückgängige Bewegung des Schiffes bewirkt wird. Das eine Excentricum setzt zugleich
die Speisepumpe n für den Kessel in Bewegung, die
zwischen den großen Lagerböcken auf dem Boden des Maschinenraumes aufgestellt ist.
Sie steht hier auf einem gußeisernen Kasten, der durch ein Rohr mit dem Boden des
Schiffes in Verbindung steht, und durch welches er sein Wasser erhält. Zugleich
befindet sich auf dem Deckel dieses Kastens ein aufrechtes Rohr, durch welches eine
Stange in die Höhe tritt, die den zur Lüftung des Saugventils bestimmten und in dem
Kasten befindlichen Hebel (siehe mein Werk über Hochdruckmaschinen Tab. I, Fig. 23,
i) in Bewegung setzt. Dieses Rohr ist zu dem Zwecke
angeordnet, um mit der die Stange aus dem Kasten treten lassenden Oeffnung desselben
in dem Maaße über den Wasserspiegel außerhalb des Schiffes in die Höhe zu kommen,
daß kein Wasser aus dem Kasten überfließen kann. Die Mündung der Oeffnung liegt deßhalb wenigstens 18
Zoll über dem Niveau des äußeren Wasserspiegels.
Bei o sieht man die Verbindung des Excentricums mit dem
Kolben der Speisepumpe, die natürlich beweglich seyn muß. Gleich über dem Kolben ist
deßhalb ein Scharnier angebracht, um die Seitenbewegung der Stange o, der durch das Excentricum eine schwingende neben der
Auf- und Niederbewegung mitgetheilt wird, zu gestatten. Ein gleiches
Scharnier befindet sich an der Stange gleich unter dem Excentricum. Die Speisepumpe
hat 3 Zoll Durchmesser und 2 Zoll Hub.Dieses Verhältniß widerspricht ganz dem in meinem Werke über
Hochdruckmaschinen angegebenen, aber ich wollte hier keinen besondern
Mechanismus für die Bewegung der Speisepumpe einführen, und der durch das
Excentricum hervorzubringende Hub war nicht größer als 2 Zoll. Besondere
Umstände machen oft Ausnahmen von der Regel nothwendig, aber darum ist immer
die Regel nicht aufgehoben.
Das Speiserohr p derselben ist mit einem Abschlußhahne
versehen, geht erst eine Strecke auf dem Fußboden fort, wo es bedeckt liegt, zieht
sich nun zwischen beiden Heizthüren an der vordern Wand des Kessels in die Höhe, und
mündet in den vordern Recipient.
Der Dampfcylinder C liegt auf dem niedrigsten Theile der
beiden Seitenstücke B des für ihn und die Steuerung etc.
bestimmten Theiles des Gestelles, so daß er nach den Kurbeln hin schräg aufwärts
gerichtet liegt, und eine Verlängerung seiner Achse die Achse der Wellen schneiden
würde.Um dem Dampfcylinder C und den Lagern der
Wasserradwellen zwischen denen die Kraft wirkt, auf dem Maschinengestelle
eine möglichst gesicherte Stellung gegen einander zu geben, habe ich später
beide Theile auf jeder Seite durch Verbindungsstangen an einander zu halten
gesucht, und davon gute Resultate gehabt. Es ist eine dieser
Verbindungsstangen, und zwar die dieser Seite, schon in Fig. 1 bei 20
aufgenommen. Sie ist von geschmiedetem Eisen, auf beiden Seiten des
Cylinders, bei 17, flach viereckig, und hat 2 breite Ansätze, 18 und 19,
Griffen gleich, mit denen sie über die Schraubenkränze des Cylinders
überstößt, und vermittelst Schrauben an dieselben angezogen ist. Weiter hin,
bei 20, ist sie rund, tritt bei 21 in ein Loch des Körpers der Lager ein,
und ist hier durch einen Keil, der quer durch das Lager geht, und bei 22 zu
sehen ist, befestigt. Die Steuerungsbüchse ist auf den zum Ende
des Cylinders führenden Dampfcanal aufgeschroben und wird mit diesem auf den
Cylinder festgebolzt. Sie liegt am obern Ende des Cylinders und ist eine Edward'sche. Auch enthält sie den oben beschriebenen
Rücker des Abschlußschiebers mit seinem Stellrade etc., ganz in der Weise, wie Edward's es angeordnet und Cavé später patentirt erhalten hat. In der Folge mehr von dieser Steuerung
und den von mir daran angebrachten Verbesserungen.
Die Kolbenstange hat ein Kugelgelenk e, einen aus meinem
Werke über Hochdruckmaschinen (S. 523) bekannten Apparat, an den 2 Backen
r mit Stellfuttern angegossen sind, womit es 2
cylindrische Führer umfaßt, die auf beiden Seitenstücken B befestigt sind. Von dem Kugelgelenk geht die Bläuelstange f an die Kurbel c und
enthält an ihrem obern Ende ein Lager q, womit es die
Warze der Kurbel umfaßt.
Zur Bewegung der Schieber dient eine Welle s, die sich
quer über dem Gestelle in 2 Lagern (t) bewegt, welche in
zwei aufrechtstehenden gußeisernen starken Stützen u
angebracht sind. Diese Stützen sind zu beiden Seiten auf das Gestell der Maschine
aufgeschroben und bilden zugleich mit ihrem untern Theile einen der
Befestigungspunkte für die Führer. Um sie in ihrer Lage recht zu sichern, sind sie
durch 2 Verbindungsstangen v mit dem obern
Schraubenkranze des Cylinders C fest vereinigt.
Die Steuerungswelle s enthält drei kurze Hebel, von denen
der mittlere nach oben stehende durch ein Zwischenglied w und 2 Scharniere mit dem Bewegungsstiele x
der Schieber verbunden ist. Der Stiel steckt in einer Hülse y des einen Scharniers und ist hier durch einen Keil befestigt. Die beiden
andern Hebel z, die ebenfalls nach oben hervorragen,
liegen aber nach innen gleich zu beiden Seiten der Lager der Steuerungswelle. Sie
reichen oben etwas über die Lager hinaus, und es sind hier ein paar Warzen
eingeschroben, worüber die Steuerungsstangen 1 mit ihren Fängen 2 greifen. Durch
einen Bügel 3 werden diese vor einem Abweichen seitwärts geschützt, wenn die Fänge
ausgehoben werden. Die Hebel sind über den Warzen ein gut Theil verlängert, und
jeder trägt einen Handgriff 4, woran nach Aushebung beider Steuerstangen die
Steuerung mit der Hand in Bewegung gesetzt werden kann. Diese Vorrichtung tritt in
Wirkung, wenn vor dem Angehen des Schiffes die Maschine erst angewärmt wird. Auf
welche Weise hiebei verfahren wird, dürfte jeder meiner Leser zu Genüge wissen. Die
Länge der Steuerungsstangen ist so berechnet, daß beide Fänge, wenn sie ganz
niedergelassen würden, zugleich über die Warzen der Hebel fassen müßten, wenn die
Kurbel im todten Punkte steht.
Es ist nun klar, daß, je nach dem der eine oder der andere Steuerungshebel mit dem
Hebel der Steuerungswelle seiner Seite verbunden wird, die Steuerung bald recht,
bald verkehrt gehen muß; zugleich ist aber auch in die Augen springend, daß die eine
Stange vorher ausgehoben seyn muß, bevor die andere mit ihren Fängen einfällt, und
daß, wenn beide zugleich einfallen würden, der ganze Bewegungsapparat für die
Steuerung in Unordnung kommen und einzelne Theile sich verbiegen oder gar brechen müßten,Es kam dieß einmal vor, als das Schiff von der Reise zurückkehrte und gerade
dem hiesigen Landungsplatze sich näherte. Ich war am Ufer um es zu
empfangen, als plötzlich Maschinen und Räder stillstanden. Es war die Mutter
eines kleinen Bolzens aus einem der Scharniere desjenigen gleich zu
beschreibenden Apparates, der das wechselweise Einfallen der
Steuerungsstangen bewirkt, losgerüttelt, oder auch nicht tüchtig
eingeschroben gewesen, und dieser Bolzen herausgefallen. Hebel und Stangen
hatten sich verbogen und mußten reparirt werden. Ein Glück daß dieß Ereigniß
am Ende der Reise statt fand. Die Reparatur wurde in der auf den Unfall
folgenden Nacht besorgt und am Morgen trat das Schiff wieder seine Reise,
wenn gleich etwas später an. Im letzten Sommer brach einmal der Hebel z der Vorwärtssteuerung, als ich mich von
ungefähr in Person auf dem Schiffe befand. Wir hatten kaum ⅓ der
Fahrt, von Waren nach Plau, zurückgelegt. Durch Umkehren des Schiffes und
Rückwärtsfahren mit demselben kamen wir aber dennoch richtig nach plan
zurück, und zwar nur eine halbe Stunde später als gewöhnlich. Der erst
erzählte Fall hatte vermuthlich den letzten zur Folge, indem durch das bei
demselben stattgefundene Verbiegen beider Hebel z wahrscheinlich der eine unbemerkt eingebrochen war.
indem nun die eine Stange ihrem Hebel die eine Richtung, die andere dem ihrigen die
entgegengesetzte Richtung zu geben streben würde. Wird die eine Stange ausgehoben,
so wird ein Moment eintreten müssen, in welchem die andere noch nicht eingefallen
ist, und in diesem Augenblicke kommt die Steuerung in Stillstand, und die Maschine
wird plötzlich ihre Bewegung einstellen.
Um nun die Stangen wechselseitig einfallen zu machen und auszuhängen, dient ein
Mechanismus sehr einfacher Art, der an der Decke des Maschinenraumes angebracht ist.
Er besteht aus einer Welle s, die längs mit dem Schiffe
liegt, und in zwei Lagern 6 und 7 sich dreht, die an den die Decke tragenden Duchten
8 und 9 des Maschinenraumes angebracht sind. Die Welle trägt an ihrem über den
beiden äußersten Enden der Steuerungsstangen liegenden Theile einen doppelarmigen
Hebel (er ist in Fig. 2 von der Seite besonders vorgestellt) von solcher Länge, daß die
Enden 10 und 11 beider Arme desselben gerade über den Enden der ebengenannten
Steuerungsstangen zu liegen kommen. Die Enden beider werden durch Verbindungsstangen
12 und 13 mit einander in Communication gesetzt, so daß die der Steuerstangen jeder
Bewegung jenes Hebels gehorchen müssen. Diese Verbindungsstangen sind an beiden
Enden durch Scharniere eingelenkt, und enthalten in der Mitte ein Kettenglied 14,
Fig. 1,
welches bei derjenigen Stange, deren Fang einfällt, eine gewisse Nachgiebigkeit
bewirkt. Diese Nachgiebigkeit ist aber nothwendig, weil, wenn dieser Fang
eingefallen ist, der andere noch etwas höher gehoben werden muß, damit jede
Collision zwischen ihm und der Warze seines Steuerungshebels vermieden werde, eine
Collision, die leicht stattfinden würde, wenn bei den Bewegungen der Steuerstangen
die Fänge ihre Warzen gleichzeitig berühren könnten.
An dem andern Ende der Welle ist ein Hebel 15, Fig. 1, mit einem
Handgriffe und einer sich federnden Einfallklinke angebracht. Der Hebel bewegt sich
an einem Bogen auf und nieder, der drei Einschnitte oder Kerben hat, in welche die
Einfallklinke einschnappt, wenn sie sich über einer derselben befindet. Die Feder
liegt mit ihrem handgriffartigen Ende neben dem Handgriffe des Hebels. Werden sie
und der Hebel zu gleicher Zeit mit der Hand gefaßt, und erstere durch einen Druck
dieser Hand zusammengedruckt, so tritt die an demselben angebrachte Klinke aus den
Kerben, und schnappt beim Nachlassen des Handdrucks und der fortgehenden Bewegung
des Hebels in die nächste Kerbe, die dann folgt, ein. Bei zweckmäßig dirigirtem
Druck der Hand und richtiger Bewegung des Hebels kann man die Klinke in jede der
drei Kerben einschnappen lassen, und so den Hebel in drei Stellungen fixiren. Die
Lage der Kerben ist nun so angeordnet, daß bei dem Einbringen und Einschnappen der
Feder in die rechte Kerbe die Welle durch den zweiarmigen Hebel und dessen
Verbindungsstange den rechten Steuerungshebel einfallen läßt, während sie den linken
aushebt; das Gegentheil wird bewirkt, wenn die Klinke in die linke Kerbe einfällt,
und beide Stangen sind ausgehoben, wenn die Klinke sich in der mittlern Kerbe fängt.
In erstem Falle wird die Maschine vorwärts, im zweiten rückwärts laufen, und im
dritten stille stehen. Man sieht diese Vorrichtung in Fig. 1
Tab. II von der Seite und in Fig. 5 besonders und zwar
von vorne angesehen abgebildet.
Der genannte Hebel mit dem Handgriffe und der Feder ist bei der großen Fensterluke
angebracht, und gleich neben derselben befindet sich der Handgriff des Dampfhahns am
Dampfrohre, vermittelst dessen verschiedener Drehung der Maschinenmeister theils
jede beliebige Menge Dampf zur Maschine gehen, und diese daher mit verschiedener
Kraft arbeiten lassen, theils durch völligen Abschluß desselben zum Stillstand
bringen kann.
Der Dampf, der aus der Maschine bläst, geht zuerst in ein weites aufrechtstehendes
gußeisernes Gefäß über, welches oben mit dem Exhaustionsrohre, unten durch ein
gußeisernes Rohr mit einer Oeffnung im Boden des Schiffs communicirt. Durch dieses
letztere Rohr werden die sich im Cylinder und Exhaustionsrohre condensirt habenden
Dämpfe nach außen geleitet. Das Exhaustionsrohr tritt oben aus dem obern Deckel des
größern Gefäßes, geht durchs Deck, dann längs durch den Fensterkasten und so zum
Rauchkasten des Kessels. Nachdem es diesen durchdrungen hat, biegt es sich nach oben
um, und mündet mit einer auf drei Zoll sich verengenden Oeffnung in den untern Theil
des Schornsteins, um
beim Ausblasen der Dämpfe eine Strömung in demselben hervorzubringen, die den Zug im
Ofen sehr verstärkt. Das Exhaustionsrohr ist 5 Zoll weit und von Schwarzblech
zusammengenietet. Sämmtliche Winkelkrümmungen desselben sind abgerundet, damit der
Dampfstrom darin so wenige Brechungen als möglich erleide.
Das Dampfrohr 16 ist von Kupfer und 2 Zoll im Lichten weit. Es führt den Dampf vom
vordern Recipient immer an den Duchten des Maschinenraumes entlang, krümmt sich dann
nach unten und mündet in den vordern Theil der Steuerungsbüchse. Der obenerwähnte
Hahn an demselben ist von gewöhnlicher Einrichtung. Seine Oeffnung ist ungefähr von
der Größe eines halben Quadratzolles.
So viel von der Maschine.
(Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)