Titel: | Schutzmittel gegen das Verderben des Holzes aus natürlichen Ursachen, insbesondere durch Fäulniß und Insectenfraß; von Hrn. v. Gemini. |
Fundstelle: | Band 109, Jahrgang 1848, Nr. XXVI., S. 135 |
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XXVI.
Schutzmittel gegen das Verderben des Holzes aus
natürlichen Ursachen, insbesondere durch Fäulniß und Insectenfraß; von Hrn. v. Gemini.
Aus dem Moniteur industriel, 1848, Nr.
1232.
Gemini's Schutzmittel gegen das Verderben des Holzes.
Die bis jetzt vorgeschlagenen oder angewandten Verfahrungsweisen das Holz dauerhaft
zu machen, beruhen alle auf dem Tränken desselben mit chemischen Agentien (wie
Schwefelbaryum, Eisenvitriol, Kupfervitriol etc.), welche Tränkung in der Regel
mittelst des luftleeren Raums oder des Drucks bewerkstelligt wird; der Fehler aber,
den sie alle gemein haben, liegt darin, daß diese Agentien, welche sich mit den
Bestandtheilen des Holzes verbinden sollen, das Holz nur mit mehr oder weniger
auflöslichen oder gar flüchtigen Körpern imprägniren, daher diese Substanzen, wenn
sie nach einer gewissen Zeit das imprägnixte Holz ganz oder theilweise wieder
verlassen, einen um so geringern Zusammenhang der Holzfasern, zwischen welche man
sie mit Gewalt hineingetrieben hatte, hinterlassen, wobei das Holz durch äußere
Einflüsse noch leichter verdirbt.
Die eigentliche Aufgabe besteht also nicht darin, im Holze für eine Zeitlang
antiseptische Verbindungen zu erzeugen, sondern es mit einer zugleich antiseptischen
und unauflöslichen Substanz zu imprägniren, oder doch wenigstens oben erwähnte
Verbindungen beständig, folglich deren Wirkung zu einer bleibenden zu machen; ohne
dieses kann der Hauptzweck nie als erreicht betrachtet werden. Mein Verfahren der
völligen oder doch zureichenden Tränkung des Holzes mit bituminösen Stoffen ist so
einfach und natürlich, daß es wohl nur deßhalb noch nicht angewandt wurde, weil man
bis jetzt an der Möglichkeit zweifelte, diese in der Regel nicht sehr flüssigen
Körper in das Holzgewebe einzuführen.
Es mußte also der Theer in das Holzgewebe selbst eindringen gemacht werden, was mir
auch auf solche Tiefen gelang, daß man einerseits des Zusammenhangs der Holzfasern
unter sich oder mit den schon früher vorhandenen Salzverbindungen, andererseits der
Verhinderung jedes Eindringens von Feuchtigkeit, welche die Salze aufzulösen und den
Zusammenhang des Gewebes aufzuheben strebt, versichert seyn konnte, wobei nicht
außer Acht gelassen wurde, daß, da diese Aufhebung des Zusammenhangs immer die Folge
der Einführung von Metallsalzen ist, die Dauerhaftmachung des Holzes mittelst dieser Substanzen
nur insofern eine
wirkliche ist, als dieselben im Gewebe des Holzes von dem Augenblicke an
zurückbleiben, wo sie darin die Stelle der ausgetriebenen Gase einnahmen, oder sich
mit diesen verbanden. Ich muß gestehen, daß der Erfolg meine Erwartungen übertraf,
indem die ganze oder theilweise Imprägnirung sogar mit bloßem Mineraltheer gelang,
ohne Zusatz von Bergöl, Schieferöl oder anderer verdünnenden Oele.
Mein Verfahren besteht im Imprägniren des Holzes bloß mit Mineral- oder
Pflanzentheer, oder, je nach dem vorkommenden Fall, in mehreren aufeinanderfolgenden
Tränkungen desselben zuerst mit neutralen Metall-Auflösungen, dann mit
bituminösen Substanzen.
Doch gab ich, wenigstens für Eisenbahnschwellen und Seebauten, der Tränkung des
Holzes mit reinem Mineral- oder Pflanzentheer den Vorzug, weil sie den Zweck
am besten erfüllt und dabei die wohlfeilste ist. Dazu wird vorher das im Cylinder
des Apparats eingeschlossene Holz mittelst Dampfs von hohem Druck beinahe vollkommen
ausgetrocknet, so daß Salzlösungen und Theer leichter eindringen können. Doch ist
die Austreibung der im Holz enthaltenen Feuchtigkeit keine absolute und die kleine
Menge derselben, welche zurückbleibt, weit entfernt schädlich zu seyn, wirkt eher
nützlich, indem sie die Auflösung des im Theer enthaltenen Kreosots befördert. Die
Imprägnirung selbst geschieht durch Erzeugung von Luftleere im Innern des Cylinders
und durch Druck auf die Flüssigkeiten vermittelst einer Druckpumpe.
Zu bemerken ist, daß beim Tränken des Holzes mit Theer eine Absonderung des festen
Bestandtheils (des Pechs) von dem öligen stattfindet; ersterer, welcher in einer
Tiefe von 1 bis 1½ Zoll stehen bleibt, leistet dann dem Drucke Widerstand,
der ölige Theil hingegen dringt immer tiefer ein, selbst bis auf den Kern des
Holzes, wenn man die Operation lange genug fortsetzt.