Titel: | Neues Druckverfahren für wollene und seidene Gewebe, wobei man statt der auflöslichen Farbstoffe (Extracte) bloß unauflösliche Niederschläge (Lacke) anwendet, welche sich vollkommen mit dem Gewebe verbinden; patentirt für Robertson in England. |
Fundstelle: | Band 109, Jahrgang 1848, Nr. XXVIII., S. 140 |
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XXVIII.
Neues Druckverfahren für wollene und seidene
Gewebe, wobei man statt der auflöslichen Farbstoffe (Extracte) bloß unauflösliche
Niederschläge (Lacke) anwendet, welche sich vollkommen mit dem Gewebe verbinden; patentirt für
Robertson in England.
Aus dem Mechanics' Magazine, 1848, Nr.
1297.
Robertson, über ein neues Druckverfahren für wollene etc.
Gewebe.
Als Farbstoffe zum Bedrucken der wollenen und seidenen oder aus Wolle und Seide
gemischten Gewebe hat man bisher die Extracte angewandt, welche man durch Ausziehen
von Farbhölzern, Orseille, Cochenille etc. mit Wasser erhält, worauf man die
Flüssigkeit mehr oder weniger abdampfte. Wenn man aber zum Extrahiren dieser
Farbmaterialien kochendes Wasser anwendet, werden nebst den Farbstoffen mehrere
andere auflösliche
Substanzen ausgezogen; der Rückstand, welcher beim Abdampfen des wässerigen Auszugs
irgend eines Farbmaterials bleibt, enthält daher ziemlich viel von diesen
fremdartigen Substanzen und liefert deßhalb keine so glänzenden Farben wie der
isolirte und reine Farbstoff. Ferner setzen die wässerigen Extracte, besonders stark
concentrirte, im Verlauf der Zeit allen Farbstoff ab, welcher sich darin in
suspendirtem Zustande befand, und in den meisten Fällen setzen sie auch eine harzige
Substanz ab, die wahrscheinlich mit einem Theil des Farbstoffs gemischt war. Da nun
die Concentration oder Stärke des Extracts in demselben Grade abnimmt als der
Niederschlag zunimmt, so wird von der in zwei Kufen aufbewahrten Farbbrühe
diejenige, welche länger stand, auch immer schwächer seyn als die andere.
Solche Unterschiede in der Intensität der Pigmente müssen aber nothwendig
Unregelmäßigkeiten im Druck der Waare zur Folge haben. Noch größere
Unregelmäßigkeiten entstehen durch den Umstand, daß nicht alle Extracte eine gleiche
Verwandtschaft zum Wasser haben, folglich einige geneigter sind Dampf zu absorbiren
als andere; aus allen diesen Gründen erhielt man mit den bisherigen Dampffarben fast
nie gleichförmige Resultate. Man pflegt den Druck mit Dampffarben Teinture sèche (trockene Färberei) zu nennen; daraus
könnte man schließen, daß die Vereinigung der Pigmente mit dem Gewebe ohne Beihülfe
des Wassers bewerkstelligt wird; dieß ist aber nicht der Fall, denn alle Fabrikanten
achten wohl darauf, die Waare während des Fixirens der Farben feucht zu erhalten;
sie hängen dieselbe nämlich in einer feuchten Atmosphäre auf oder sie feuchten sie
während des Dämpfens dadurch, daß sie am Anfang der Operation den Dampfhahn ein
wenig öffnen, damit der entweichende Dampf sich auf der Waare verdichtet und
hiedurch derselben den erforderlichen Feuchtigkeitsgrad ertheilt. Ohne diese
Vorsichtsmaßregeln würden die Farben schwach und mager ausfallen, und es kommt also
alles darauf an, die Farben zuvor gleichförmig hygrometrisch zu machen, was in der
That ungemein schwierig ist. Wenn man der Operation des Dämpfens zwei Abschnitte
desselben gedruckten Stücks unterzieht, wovon der eine sehr trocken und der andere
sehr feucht ist, so wird die Farbe des erstern schwach und mager, die des zweiten
aber glänzend und satt ausfallen. Alle gedruckten Wollenzeuge — mit Ausnahme
solcher, deren Farben (wie das sogenannte Bleu de
France) eine große Verwandtschaft zum Wasser haben — erheischen zur
gehörigen Befestigung der Farben, daß auf ihnen möglichst viel Dampf verdichtet
wird, entweder vor oder während der Operation des Dämpfens, nur darf die verdichtete Feuchtigkeit
nicht soviel betragen, daß die Farben fließen können; wenn also nach der Operation des
Dämpfens auf demselben Stück an einigen Stellen die Farbe geflossen, an andern mager
und wieder an andern satt und scharf ist, so rührt dieß daher, daß das Stück nicht
an allen Theilen eine gleiche Verwandtschaft zum Wasser hatte.
Um allen diesen Uebelständen zu begegnen, welche die Anwendung der Extracte bei den
Dampffarben veranlaßt, ist es nöthig diese Extracte durch Präparate zu ersetzen,
welche nicht nur die Farbstoffe in einem reineren und unveränderlicheren Zustande
enthalten, sondern auch von der Art sind, daß sie sich in der Waare gleichförmig
befestigen lassen und bei einem Feuchtigkeitsgrad welcher demjenigen des Färbebads
so analog als möglich ist; dieser Zweck wird durch die nun zu beschreibenden
Verbesserungen erreicht.
Diese Verbesserungen gründen sich auf die bekannte Thatsache, daß wenn man den Absud
irgendeines Farbmaterials (z. B. von Gelbholz) mit einem Metallsalz (z. B.
salzsaurem Zinnoxydul) versetzt, dessen Basis eine große Verwandtschaft zum
Farbstoff hat, ein unauflöslicher Niederschlag entsteht, welcher sehr wenig oder gar
nichts von einer fremdartigen auflöslichen Substanz enthält und worin also der
Farbstoff in einem viel reineren Zustande ist als in den gewöhnlichen Extracten.
Dieser Niederschlag kann sich ungeachtet seiner Unauflöslichkeit vollkommen mit den
Fasern der Wollen- und Seidengewebe verbinden, vorausgesetzt daß das Fixiren
(Dämpfen) der Waare bei einem hinreichend feuchten Zustande derselben vorgenommen
wird. Da der Niederschlag unauflöslich ist, so kann man die mit demselben bereiteten
und aufgedruckten Farben ohne vorläufiges Austrocknen der Waare durch Dämpfen
fixiren, und eine Waare, welche nach dem Drucken getrocknet worden ist, wieder
feuchten, ohne befürchten zu müssen daß die Farben fließen.
Von den vielen Niederschlägen, welche man für Druckfarben darstellen kann, wollen wir
nur diejenigen anführen, welche die allgemeinste Anwendung gestatten.
Gelbholz-Niederschlag.
Man siedet 100 Gewichtstheile Gelbholzspäne mit Wasser ab, seiht die Auflösung durch
Seidenzeug und versetzt sie dann allmählich unter Umrühren mit einer Auflösung von
10 Theilen Zinnchlorid (salzsaurem Zinnoxyd) in 20 Theilen Wasser mit 4 Theilen
concentrirter Schwefelsäure. Nachdem sich der Niederschlag gesetzt hat, gießt man
die überstehende Flüssigkeit ab und wascht den Niederschlag wiederholt mit frischem
Wasser aus, bis
keine Spur Säure mehr zurückbleibt. Der Niederschlag wird dann filtrirt und in
feuchtem Zustand zum Gebrauch aufbewahrt.
Fisetholz-Niederschlag.
100 Gewichtstheile Fisetholz-Späne werden mit Wasser abgekocht, die Auflösung
durch ein Tuch geseiht, worauf man allmählich unter Umrühren eine Auflösung von 10
Theilen Zinnchlorid (salzsaurem Zinnoxyd) in 20 Theilen heißem Wasser hineingießt.
Wenn der entstandene Niederschlag sich gesetzt hat, zieht man die überstehende
Flüssigkeit ab und filtrirt ihn (aber ohne ihn vorher ausgewaschen zu haben). Dieses
Präparat wird ebenfalls feucht aufbewahrt.
Wau-Niederschlag.
Man kocht 100 Theile Wau ab und setzt während der Operation 1 Theil
einfach-kohlensaures Natron zu. Die Auflösung seiht man durch Seide und
versetzt sie allmählich unter Umrühren mit einer Auflösung von 2 Theilen Alaun in 8
Theilen warmen Wassers. Von dem Niederschlag wird die überstehende Flüssigkeit
abgegossen und derselbe ohne alles vorläufige Auswaschen filtrirt. Man bewahrt ihn
ebenfalls feucht aus.
Orseille-Niederschlag.
Man bereitet einen Aufguß von 220 Pfd. Orseille, seiht die Auflösung durch Seidenzeug
und versetzt sie dann allmählich unter Umrühren mit einer Auflösung von 49½
Pfd. eisenfreiem Alaun in 260 Pfd. warmem Wasser; diese Mischung wird noch fünf
Minuten lang umgerührt und dann mit einer Auflösung von 8½ Pfd.
einfach-kohlensaurem Natron in 16 Pfd. warmem Wasser versetzt. Wenn sich der
Niederschlag gesetzt hat, zieht man die überstehende Flüssigkeit ab, filtrirt den
Niederschlag und bewahrt ihn feucht auf.
Cochenille-Niederschlag.
Man siedet 25 Theile Cochenille ab, seiht die Auflösung durch und versetzt sie dann
allmählich unter Umrühren mit einer Auflösung von 6¼ Theilen Zinnchlorür
(Zinnsalz) und ebensoviel Zinnchlorid (salzsaurem Zinnoxyd) in 29 Theilen warmem
Wasser. Man zieht die überstehende Flüssigkeit vom Niederschlag ab, filtrirt
denselben ohne ihn auszuwaschen, und bewahrt ihn feucht auf.
Druck farben.
Mit diesen Niederschlägen und dem im Handel vorkommenden Indigkarmin kann man fast
alle Nüancen von Gelb, Grün, Violett und anderen zusammengesetzten oder Modefarben
darstellen, wie folgende Beispiele zeigen.
Goldgelb. 4 Pfd. 12 Loth Gummiwasser (von mittlerer
Dichtigkeit) werden mit 2 Pfd. 6 Loth Fisetholz-Niederschlag innig gemischt
und dann mit 3 Loth Kleesäure, welche in ein wenig Wasser aufgelöst ist,
versetzt.
Grün. 5 Pfd. 15 Loth Gelbholz-Niederschlag werden
in der Wärme mit 1 Pfd. 18 Loth Gummiwasser, 13 Loth Alaun und 4 Loth Kleesäure
vereinigt, dann mit einer Mischung von 5 Pfd. 15 Loth Gummiwasser und 1 Pfd. 3 Loth
Indigkarmin verrührt.
Ein anderes Grün erhält man, wenn man eine Mischung von 5
Pfd. 15 Loth Wau-Niederschlag mit 2 Pfd. 6 Loth Gummiwasser, 9 Loth Alaun, 2
Loth Kleesäure und 2 Loth Zinnchlorid mit der geeigneten Menge Indigkarmin
versetzt.
Scharlach. 2 Pfd. 6 Loth Cochenille-Niederschlag
werden mit ebensoviel warmem Gummiwasser innig gemischt und dann mit 4½ Loth
Kleesäure und ebensoviel kleesaurem Kali versetzt.
Violett. Gleiche Theile Gummiwasser und
Orseille-Niederschlag werden innig gemischt.
Da die Pigmente, welche die Basis dieser Farben bilden, unauflöslich sind, so müssen,
wie gesagt, die damit bedruckten Zeuge ganz feucht seyn, während man sie zum Fixiren
der Farben der Operation des Dämpfens unterzieht. Die mit Walzen bedruckten Stücke
dämpft man 35 bis 40 Minuten lang, ohne sie vorher getrocknet zu haben, nachdem man
sie wie gewöhnlich mit trockenem Kattun um die Dampfcylinder aufgerollt hat. Stücke
welche von Hand oder auf der Perrotine gedruckt wurden, muß man zuerst regelmäßig
und gehörig trocknen, worauf man sie dadurch wieder feuchtet, daß man sie mit
feuchtem Kattun um die Dampfcylinder aufrollt; sie werden dann nach Beschaffenheit
der Muster 35 bis 50 Minuten lang gedämpft.
Der große Unterschied zwischen den früheren Druckfarben und den neuen besteht also
darin, daß man bisher die Druckfarben mit auflöslichen Farbstoffen bereitete, welche
durch beigemischte braune Materien verunreinigt oder getrübt waren, und da solche
die Feuchtigkeit zwar
stark aber nicht gleichförmig anzogen, so konnten die Farben nicht vollständig
gedämpft werden, ohne zu fließen: bei dem neuen Verfahren hingegen werden die
Farbstoffe als Lacke angewandt, welche wegen ihrer Unauflöslichkeit mittelst
Dämpfens gleichförmig fixirt werden können und überdieß kann das Dämpfen bei
Gegenwart eines bedeutenden Antheils Feuchtigkeit vorgenommen werden, wodurch eine
vollkommene Verbindung der Farben mit den Zeugen erzielt wird.
Zusatz.
Vorstehendes neue Verfahren Wollenzeuge zu drucken, wurde für Robertson in England, als Mittheilung eines Ausländers, am 10. Decbr. 1847 patentirt, welcher die
Beschreibung desselben am 10.Jun. d. J. dem Patentamt einreichte; es ist die
Erfindung eines französischen Druckers (Broquet), der es
zuerst mehreren Mülhauser Kattundruckern gegen ein bedeutendes Honorar mittheilte.
Die Beschreibung des Verfahrens ist so deutlich, daß jeder wissenschaftlich
gebildete Colorist durch dieselbe in Stand gesetzt ist die ausgedehnteste Anwendung
von demselben zu machen; nur ist in derselben verschwiegen, daß die bedruckten
Wollenzeuge nach dem Dämpfen und Waschen noch durch Kalkwasser passirt werden müssen, um alle in den Druckfarben
zurückgebliebene Säure zu neutralisiren. Ohne diese Passage wäre es unmöglich das
schöne Lilas zu erzielen, welches den neuen Artikel, wie ihn die Mülhauser
Fabrikanten liefern, charakterisirt; die übrigen Farben werden durch das Kalkwasser
nur unbedeutend verändert, mit Ausnahme des Roth, welches daher auch in den Mustern
keine Hauptrolle spielen darf. Es versteht sich, daß diese Dampffarben für die aus
Wolle und Baumwolle gemischten Gewebe nicht anwendbar sind.
E. D.