Titel: | Ueber die Bereitung schwarzer Schreibdinte, insbesondere für Stahlfedern; von Prof. F. Runge. |
Fundstelle: | Band 109, Jahrgang 1848, Nr. XLI., S. 226 |
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XLI.
Ueber die Bereitung schwarzer Schreibdinte,
insbesondere für Stahlfedern; von Prof. F. Runge.Aus dem Grundriß der Chemie von Prof. Dr. F. F. Runge, München 1847, Bd. II S. 205.
Runge, über die Bereitung schwarzer Schreibdinte.
Die Galläpfel enthalten zwei Säuren, die mit dem Eisenoxyd zwei blauschwarz gefärbte Verbindungen bilden, die man gallussaures und gerbsaures Eisenoxyd nennt.
Sie entstehen, wenn man einen wässerigen Auszug der Galläpfel mit einer Auflösung
von Eisenvitriol vermischt. Anfangs ist das Gemisch nur wenig gefärbt, und das damit
Geschriebene blaß, weil es noch Eisenoxydul enthält. Geht dieses aber durch den
Einfluß der Luft in Oxyd über, so erscheint eine blauschwarze Farbe.
Man könnte zur Bereitung der Dinte gleich von vornherein ein Eisenoxydsalz, z. B.
schwefelsaures Eisenoxyd, nehmen. Sie erhält alsdann auf der Stelle ihre vollkommene
Schwärze; allein es ist damit der Uebelstand verbunden, daß sie sehr an ihrer
sogenannten Fließbarkeit verliert. Es bildet sich nämlich
in einer solchen Dinte sehr leicht ein starker Bodensatz, was bei Anwendung von
Eisenvitriol nicht so der Fall ist.
Hiernach wäre eine dunkelschwarze Flüssigkeit ohne alles
Pulverige oder ohne Bodensatz die vollkommenste Dinte, deren Darstellung mit Galläpfeln indessen nie ganz gelingen wird. Am nächsten
kommt man diesen Anforderungen durch gallussaures
Eisenoxyd, welches sich durch Vermischen von Gallussäure mit
Eisenvitriolauflösung unter Lufteinwirkung bildet. Diese Verbindung läßt keinen
solchen Bodensatz fallen, wie gewöhnliche Dinte, weil die Gerbsäure, oder derjenige Bestandtheil der Galläpfel, welcher den Leim
fällt, dieses Bodensatzbildende ist. Die Gallussäure dagegen fällt nicht den Leim
und auch nur sehr unvollkommen das Eisenoxyd.
Es kommt also nur darauf an, die Gallussäure auf eine wohlfeile Weise darzustellen.
Dieß geschieht dadurch, daß man der Gerbsäure der Galläpfel Gelegenheit gibt, sich
mit Sauerstoff zu verbinden, wodurch sie sich in Gallussäure verwandelt. Am besten
geschieht dieß, wenn man z. B.
4
Pfd. Galläpfelpulver mit
32
Pfd. kochendem Wasser
übergießt, zwei Tage unter öfterem Umrühren stehen läßt, nun
durchseiht und den Rückstand auspreßt. Dieser Galläpfelaufguß wird nun zwei Monate
lang in einem leicht bedeckten hölzernen Gefäß an einem mäßig warmen Ort sich selbst
überlassen, wo er unter Bildung von Schimmel in eine Art Gährung übergeht. Nach
Verlauf dieser Zeit hat sich nun soviel Gallussäure gebildet, daß man durch Zusatz
von
2
Pfd. Eisenvitriol und
1
Pfd. Gummi
(die in soviel Wasser aufgelöst werden, daß das Ganze 22 Pfd.
beträgt) eine sehr schöne Dinte erhält. Ehe man jedoch diesen Zusatz macht, wird der
Schimmel abgenommen, aber der Bodensatz, welcher sich gebildet hat, muß mit zur
Dinte kommen, weil er viel Gallussäure enthält, die sich in Krystallen abgeschieden
hat.
Eine so dargestellte Dinte schimmelt nicht, weil das Schimmelbildende schon durch die
vorhergegangene Gährung entfernt ist.
So regelrecht obige Dintenvorschrift nach chemischen Grundsätzen auch ist, so gibt
sie immer noch keine Dinte, wie sie seyn sollte. Eine solche wäre, wie gesagt, eine
schwarze Flüssigkeit ohne alles Pulverige oder ohne
Bodensatz, die fest am Papier haftet, durch Säuren keine Veränderung erleidet, und,
was mit das Wichtigste ist, die Stahlfedern nicht
angreift.
Lange habe ich darnach gesucht und eine solche Dinte endlich gefunden, und zwar in
der möglich einfachsten Zusammensetzung. Sie besteht nämlich nur aus Blauholz, chromsaurem Kali und Wasser, enthält also
keinen Essig, kein Gummi, keinen Eisen- und Kupfervitriol und auch keine
Galläpfel. Sie wird demnach auch sehr wenig kosten, und dieß ist in der That der
Fall; denn um sie darzustellen, gebraucht man auf
1000
Pfd. Blauholzabsud nur
1
Pfd. gelbes chromsaures Kali.
Den Blauholzabsud bereitet man in dem Verhältniß von 10 zu 80,
d. h. man kocht das Blauholz mit so viel Wasser, daß man von 10 Pfd. 80 Pfd. Absud
erhält. Diesem setzt man dann nach dem Erkalten das Chromsalz unter sehr starkem
Umrühren zu. Die Dinte ist fertig und kann sogleich gebraucht werden. Alle Zusätze,
wie Gummi etc., sind schädlich.
Sehr auffallend mag es Manchem erscheinen, daß so wenig Chromsalz hinreichend ist, um
eine so große Menge Blauholzabsud in eine dintenartige Flüssigkeit zu verwandeln. Es
ist indessen so, und zwar muß man sich auch genau an das Verhältniß von 1 zu 1000
halten, weil mehr Chromsalz eine nachtheilige farbstoffzerstörende Wirkung ausübt.
Hier dagegen wird aus dem gelben Farbstoff des Blauholzes ein blauschwarzer gebildet, der aber nicht, wie das gallussaure Eisenoxyd in
der Dinte, darin schwebt, sondern aufgelöst ist, daher denn auch diese Dinte keinen Bodensatz bildet.
Hierzu kommen noch viele andere gute Eigenschaften. So kann man ein damit
beschriebenes Stück Papier mit einem Schwamm waschen oder 24 Stunden in Wasser
liegen lassen, ohne daß die Schrift zerfließt oder auch nur Ränder bekäme. Auch mit
Wasser verdünnte Säuren zerstören sie nicht und ändern nicht die Farbe, indeß eine
Galläpfeldinte verschwindet und eine aus Blauholz und Vitriol bereitete roth wird.
Da neue Stahlfedern einen Fettüberzug haben, der das
Haften der Dinte verhindert, so muß man diesen zuvor entfernen, indem man sie mit
Lauge abreibt und dann in Wasser spült. Mit einem Brei aus Holzasche und Wasser
erreicht man die Reinigung vom Fett noch besser. Bei Anwendung der neuen Dinte ist
diese Reinigung wesentlich, denn sonst kann man nicht damit schreiben.
Seit zwei Jahren schreibe ich mit dieser Dinte und ein Angegriffenwerden der
Stahlfeder ist mir eine ganz fremde Erscheinung geworden. Diese Dinte verhindert
sogar die gewöhnliche Rostbildung, so daß die Federn nach jährigem Gebrauch nur die
Aenderung erlitten haben, die eine Folge des Abschleifens auf dem Papier ist.
Man braucht also nicht, wie vorgeschlagen wurde, zu einer Messing- oder gar
Iridiumfeder zu greifen, auch den Gebrauch der Stahlfeder bei Ausfertigung von
Urkunden nicht mehr zu verbieten. Man gebiete vielmehr die Anwendung meiner Dinte,
denn dann hat man in der Stahlfeder ein viel unveränderlicheres Schreibmittel, als
im Gänsekiel.