Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 109, Jahrgang 1848, Nr. , S. 76 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber die Leuchtkraft des gereinigten und ungereinigten
Oeles.
Von dem Vorstand des Gewerbevereins für das Großherzogthum Hessen sind Versuche
angestellt worden, um den Einfluß der zum Raffiniren des Rüböls allgemein Anwendung
findenden Schwefelfäure auf die Leuchtkraft des Oels zu ermitteln, die durch die
Beobachtung hervorgerufen wurden, daß bei einer vergleichenden Prüfung zweier Sorten
von raffinirtem Oel mit einer Sorte von rohem Oel, von letzterer über ⅓
weniger Oel gebraucht wurde, um eine gleiche Helligkeit hervorzubringen. Man
schüttelte Rüböl mit 2 Proc. seines Gewichts englischer Schwefelsäure, wodurch es
sich in eine gräulichbraune Masse umwandelte; das mit Wasser gewaschene Oel verhielt
sich nach seinem Ansehen wie sehr gut raffinirtes Brennöl. Als dieses nochmals mit
Schwefelsäure behandelt wurde, kam die dunkle Färbung abermals zum Vorschein; das
Oel war aber nach dem Abklären ganz verändert, es war nicht mehr ölartig, sondern
fast wässerig geworden, und konnte gar nicht mehr zum Brennen gebraucht werden.
Offenbar waren durch das angewendete Uebermaaß von Schwefelsäure nicht bloß die
Schleimtheile des Oels verkohlt, sondern das letztere selbst zersetzt worden, und es
ist daher bei der Raffination der rohen Brennöle aufs sorgsamste darauf zu achten,
daß die Schwefelsäure nur in der möglichst geringen Menge angewendet wird. (Verh. d.
Gew.-Ver. f. d. Großh. Hessen.)
Ueber die conservirenden Eigenschaften des Chlorzinks.
Das Chlorzink (salzsaures Zinkoxyd) eignet sich nicht blos zum Conserviren und
Einbalsamiren der Leichname, wie in der neuesten Zeit Sucquet nachgewiesen hat (polytechn. Journal Bd. C S. 216),
sondern es besitzt auch schätzbare Eigenschaften zum Conserviren vegetabilischer
Substanzen; wenn man die Auflösung dieses Salzes vermittelst starken Drucks in die
Holzstoffzellen eines Baumes eintreibt, so ertheilt es dem Holze eine sehr große
Festigkeit und einen bedeutenden Widerstand gegen die Feuchtigkeit und überdieß eine
solche Unverbrennlichkeit, daß es sogar in Berührung mit rothglühendem Eisen nicht
mit Flamme brennt. Die englische Admiralität läßt bereits mit Chlorzink präparirtes
Holz zur Construction der Kohlenkammern von Dampfschiffen verwenden. Das Chlorzink
wird ferner auf den Schiffen der Admiralität angewandt, um die faulen Ausdünstungen
zu zerstören welche sich aus dem Schiffsraum entwickeln. Auch bildet dieses Salz die
Basis von Burnett's desinficirender Flüssigkeit. (Journal de Chimie médicale, Juni 1848, S. 357.)
Umgestaltung der französischen Seifenfabrication.Mohl' „Gewerbewissenschaftliche Ergebnisse einer Reise in
Frankreich.“
Es unterliegt keinem Zweifel, daß die geographische Lage der französischen großen
Seeplätze und ihre ausgebreiteten Handelsverbindungen den Umfang, welchen die
Seifenbereitung und Ausfuhr auf denselben gewonnen hat, ausnehmend erleichtert. So
haben namentlich Marseille und Triest die Olivenöle und die natürlichen Soden
Spaniens, Siciliens, Italiens u. s. w. gleichsam vor der Thüre; Marseille hat ferner
die Fabrication
künstlicher Soden, die Erzeugung von Seesalz an seiner Küste nahe und für die
Fabrication der hierzu erforderlichen Schwefelsäure den Schwefel von Sicilien sehr
gelegen. London und Liverpool beziehen zwar den größten Theil seiner Urstoffe, deren
sie zur Seifenfabrication bedürfen, weit her aus dem Auslande, nämlich das Unschlitt
aus Rußland, das Palmöl aus Afrika, die Potasche, insoweit sie sich solcher
bedienen, aus Rußland und Nordamerika, die natürliche Soda aus Spanien u. s. w., den
Schwefel zur Bereitung von Schwefelsäure und künstlicher Soda aus Sicilien, den dazu
erforderlichen Salpeter aus Ostindien u. s. w., indessen erhalten sie diese Stoffe
sämmtlich zur See und also mittelst billiger Frachten, und vorzüglich ist der
unmittelbare Absatz der Seife über See ein großer Vortheil. Gleichwohl waren diese
Verhältnisse mehr die Veranlassung, als daß sie die fortwährende Ursache der Blüthe
dieses Gewerbes in diesen Städten wären, und ihre jetzige Blüthe beruht
hauptsächlich auf den technischen Fortschritten, welche sie der Anwendung der Chemie
verdanken. Zum Belege sey es erlaubt, nur wenige auffallende Thatsachen anzuführen.
Marseille verfertigte zwar zu allen Zeiten, schon vor 2000 Jahren, Seife aus
natürlicher Soda und Olivenöl; seinen Ursprung verdankt also dieses Gewerbe daselbst
allerdings dem leichten Bezuge dieser Stoffe aus den Uferländern des Mittelmeers;
aber seinen größten Aufschwung nahm dasselbe zu Marseille und in Frankreich
überhaupt erst seit dem Jahre 1808, seit die Verfertigung der künstlichen Soda durch
Zersetzung von Kochsalz mittelst Schwefelsäure, und die Bereitung der Schwefelsäure
aus Schwefel und Salpeter in Bleikammern in Frankreich erfunden und ins Große
betrieben wurde. Diese Erfindungen der Chemie erhielten zu Marseille eine solche
riesenmäßige Anwendung, daß die Einfuhr natürlicher Soda daselbst so gut wie ganz
aufgehört hat, und daß Marseille dagegen für seine Schwefelraffinerien,
Schwefelsäurefabriken und für den Handel mit diesem Urstoffe jährlich 250,000 bis
500,000 Ctnr. rohen Schwefels aus Sicilien bezieht, damit eine unermeßliche
Bereitung von Schwefelsäure und künstlicher Soda betreibt, und, wie bereits erwähnt,
800,000 bis 1 Mill. Ctnr. Seife so gut wie ausschließlich mit künstlicher Soda
erzeugt. Wir sehen also, daß Marseille bereits einen der beiden Bestandtheile der
Seife, den alkalischen, selbst verfertigt und einen der dazu erforderlichen Stoffe,
das Kochsalz, aus dem Inlande bezieht, und wenn dieser Hafen für den Bezug eines
zweiten, des Schwefels, begünstigt ist, so ist er dagegen genöthigt, wenigstens den
dritten, den Salpeter, aus Aegypten, Hindostan, Chile, den Philippinen u. s. w. zu
holen, da Frankreich daran Mangel hat. Aber auch den andern ausländischen
Bestandtheil seiner Seifen, das Olivenöl, ersetzt Marseille neuerdings alljährlich
mehr: 1) durch inländische Oele, und zwar theils durch Magsamenöl (vom zweiten
Schlage nach dem Auspressen des Speiseöls), theils durch Rapsöl, welche beiden
inländischen Oele Marseille größtentheils aus dem nördlichen Frankreich (besonders
französisch Flandern und der Normandie) bezieht, und wovon das erstere (das
Magsamenöl) härtere, das zweite (das Rapsöl) weichere Seifen liefert, sowie 2) durch
Oele, welche zu Marseille selbst aus eingeführten Oelsamen bereitet werden,
namentlich durch Oel aus Leinsamen, welchen Marseille hauptsächlich aus den Häfen
des schwarzen Meeres (aus Rußland) bezieht, sowie durch Oele aus Sesamsamen, aus
Baumwollensamen, aus Ravisonsamen u. s. w., welche Marseille aus Aegypten, von der
Küste von Gambie, aus Nordamerika u. s. w. einführt.
Die Thatsache der Verwendung von Oelsamenölen zu der Fabrication von Oelseife zu
Marseille wurde dem Verfasser dieser Notizen zuerst im nördlichen Frankreich
bekannt, wo der Bau von Oelsamen seit einigen Jahrzehnten eine ungemeine Ausdehnung
gewonnen hat, täglich noch mehr gewinnt und eine der Hauptgrundlagen des Wohlstandes
dieser Provinzen ist, und wo er bei dem Besuche von Oelfabrikanten erfuhr, daß
Marseille bedeutende Bezüge von Rapsöl für Seifenfabrication macht, und daß man
daselbst die Oelsamenöle, mit Olivenöl im Verhältniß von 3 zu 7 vermengt, zur
Seifenfabrication verwendet. Diese Thatsache und daß insbesondere der Verbrauch von
Leinsamenöl zu diesem Zweck in Marseille sehr bedeutend ist, wurde dem Verfasser von
Personen, welche die Marseiller Seifenfabrication genau kennen, bekräftigt. Er
findet aber nun die Bestätigung hiervon auch in mehreren kürzlich über Marseille im
Druck erschienenen, ganz sachkundigen Schriften, nach welchen Marseille unter
4–500,000 Millerolles (zu 117 deutschen Zollpfunden das Millerolle) Oelen,
welche es jährlich zu Seife verarbeitet, in der That bereits 3/10 (also 120–150,000
Millerolles oder 140–175,000 deutsche Zollcentner) Oelsamen verwendet, der
Verbrauch solcher Oele für diesen Zweck überdieß jährlich zunimmt.
Die inländischen Oele dieser Art bezieht Marseille theils zur See über Dünkirchen,
Caen u. s. w., theils zu Land aus dem nördlichen Frankreich, und in der nächsten
Umgebung der Stadt Lille sind allein 600 Oelmühlen in einem Umkreise von zwei
Stunden in Thätigkeit. Nur allein auf dem Seewege versandten im Jahr 1837 die Häfen
des nördlichen Frankreichs nach den französischen Häfen am Mittelmeer, d. h.
vorzüglich nach Marseille, laut der veröffentlichten Uebersichten über die
französische Küstenfahrt. 137,768 Cntr. (50 Kilogramme) inländischer Oelsamenöle.
Magsamenöl, welches Marseille zum größten Theil aus französisch Flandern bezieht,
zum kleinern Theil auch aus eingeführten Magsamen selbst schlägt, verbrauchte
Marseille im Durchschnitt der Jahre 1837 bis 1839 jährlich 116,000 (deutsche
Zoll-) Centner. Der Verbrauch Marseilles an Lein- und Rapsöl aus dem
nördlichen Frankreich scheint nicht genau erhoben zu seyn.
Dagegen betrug im Jahr 1841 die Einfuhr Marseilles aus dem Auslande:
Leinsamen
475,636
deutsche
Zollcentner,
welche
137,934
Centner
Oel
Ravisonsamen
137,236
deutsche
Zollcentner,
welche
27,444
Centner
Oel
Sesamsamen
41,218
deutsche
Zollcentner,
welche
20,196
Centner
Oel
Baumwollensamen
36,696
deutsche
Zollcentner,
welche
12,000
Centner
Oel
–––––––––––––––––––––––––––
zusammen
197,574
Centner
Oel
lieferten; allerdings bedeutend mehr als im vorangegangenen
Jahr 1840, wo bloß 268,656 Cntr. Leinsamen und 96,336 Cntr. Ravisonsamen eingeführt
wurden, die mit einander nur 97,176 Cntr. Oel lieferten.
In Beziehung auf obige Masse von jedenfalls 140–175,000 Cntr. theils
inländischer, theils im Auslande geschlagener Oelsamenöle, welche in Marseille
neuerdings zur Seifenbereitung verwendet werden, ist es abermals die geographische
Lage, welche vielmehr, wenigstens für den inländischen Bezug dieses Materials,
Marseille nachtheilig ist, sondern der gewerbswissenschaftliche Fortschritt, welcher
der Marseiller Seifenbereitung ihren großen Umfang gewährt und ihr erlaubt 3/10
ihres Oelbedarfs theils aus dem Norden Frankreichs zu beziehen, theils aus fremden
Oelsamen selbst zu bereiten, und gleichwohl mit der daraus fabricirten Seife den
ganzen Norden Frankreichs, ja selbst Paris zu ¾ zu versehen. Wir sehen also
die kolossale Seifenbereitung von Marseille bereits hinsichtlich der Soda ganz, und
hinsichtlich des Oels wenigstens zu 3/10 unabhängig von den geographischen
Vortheilen sich erheben, und ihren Vortheilen in Bezug der Olivenöle einen Nachtheil
im Bezuge des inländischen Oels gegenüberstehen, mit einem Wort, diese Fabrication
daselbst im wesentlichen nicht mehr auf der alten Grundlage der geographischen Lage,
sondern auf der neuen des technischen Fortschritts, der chemischen Kenntnisse und
des industriellen Speculationsgeistes beruhen. Von den Vortheilen aber, welche
Marseille aus seiner unermeßlichen Oelseifenbereitung und allen davon abhängenden
Beschäftigungen zieht, mögen die Thatsachen einen Begriff geben, daß die Beifuhre
des Leinsamens aus dem schwarzen Meere allein 200 Schiffe beschäftigt, daß 36
Oelmühlen mit 7–800 Arbeitern durch das Schlagen der Samenöle in Marseille
beschäftigt sind, daß der Werth einer Jahreslieferung von Marseiller Seife zu 1
Mill. Cntr. die Summe von 46½ Mill. Francs beträgt, und hievon nur allein die
Verpacker, Kistenmacher, Träger u. s. w. 2½ Mill. Frs. verdienen; daß das
ganze und unermeßliche Gewerbe der Schwefelsäure- und Sodafabrication in
Marseille und die Beifuhr an Schwefel, Salpeter, Kalk, Steinkohlen u. s. w. für
dieselbe aus Sicilien, Ostindien, dem Inlande u. s. w. davon abhängt.
Ueber das Schwarzfärben der gedruckten Kattune; von J. B. Royer.
Die Kaufleute in Havana, nach New-York eine der größten und wichtigsten Städte
in Westindien, können sich ihrer gedruckten Kattune, nachdem sie aus der Mode
gekommen oder nicht mehr nach dem Geschmack der Käufer sind, auf keine andere Art
entledigen, als daß sie dieselben entweder zu sehr niedrigem Preise verkaufen oder schwarz färben
lassen. Da die Sterblichkeit unter der heißen Zone ziemlich groß ist, so ist auch
der Verbrauch von Trauerzeugen bedeutend. Bei meiner Ankunft daselbst konnten die
dortigen Färber diese Zeuge theils gar nicht, theils nur ungenügend färben; das
salpetersaure Eisen konnten sie nicht anwenden, weil die Salpetersäure 10–12
Francs per Kilgr. kostete und das essigsaure Eisen war ihnen nicht bekannt. Es mußte
also eine Beize angewandt werden, deren niedriger Preis mit dem wohlfeilen Preis der
Trauerkattune in Verhältniß stand; denn die Engländer verkaufen ihre gedruckten
Kattune 1800 Lieues von Europa entfernt zu demselben Preise wie man sich dieselben
zu Paris verschaffen kann.
Um solche gedruckte Kattune schwarz zu färben, verfuhr ich folgendermaßen: in einer
viereckigen Kufe, auf welcher ein Haspel angebracht werden konnte, setzte ich ein
Bad an mit Eisenvitriol und Kochsalz, nebst soviel Kupfervitriol als dieselben
zusammen wogen: diese Flüssigkeit zeigte 8–10° am Aräometer, eher mehr
als weniger. Die Stücke wurden nach vorhergegangenem Laugen und Waschen mittelst
Dividivischoten stark gallirt. Hierauf trocknete man sie an der Sonne, gallirte sie
noch zwei bis dreimal und nahm sie dann zehn Minuten lang durch obige Beize, worauf
man sie bloß auswusch. Ein Arbeiter nahm sie dann wieder vor und gab dann einem
Stück nach dem anderen ein Bad von Blauholzabsud; man trocknete sie nun, um sie dann
zu waschen und ihnen den Appret zu geben. Auf diese Art erhielten sie eine
tiefschwarze Farbe, welche man dem Blauschwarz vorzieht, weil letzteres in diesem
Lande leicht gesprenkelt oder fleckig wird.
Das Brasilienholz (Caesalpinia crista) findet sich längs
des Meeres sehr häufig; die Amerikaner laden viel davon im Hafen von Nuevitas und
sollen es zu Hause für St. Marthenholz verkaufen.
Das Gelbholz (Morus tinctoria) gedeiht in der Gegend von
Holguin bei Santiago de Cuba sehr gut; es ist schön hellgelb, aber minder ergiebig
als dasjenige der Küste von Campeche. — Die Engländer nennen Fustet den Rhus cotinus und
Fustic die Morus
tinctoria. (Moniteur industriel, 1848, Nr.
1252.)
Gemalzte Erbsen zum Speisegebrauch.
Die trockenen Erbsen, welche bekanntlich an Nahrhaftigkeit noch die Getreidearten
übertreffen, sollen durch eine der Bereitung von Gerstenmalz ähnliche Behandlung
ungleich leichter verdaulich gemacht werden und zugleich einen angenehmeren, dem der
jungen Erbsen oder sogenannten Schoten ähnlichen Geschmack erhalten. Man weicht
dieselben 12–18 Stunden lang in lauem Wasser, läßt dann das Wasser abtropfen
und schichtet die Erbsen in Haufen auf, die man 24 Stunden sich selbst überläßt, in
welcher Zeit der Keimproceß so weit vorgeschritten seyn wird, daß die kleinen
Würzelchen die Schale des Samens durchbrechen. Dabei verwandelt sich, wie beim
Malzen der Gerste, etwas von dem in den Erbsen enthaltenen Stärkmehl in Zucker und
man hat jetzt nur nöthig, dieselben mit Wasser zu übergießen und vollends weich zu
kochen. (J. O. Jnd. und Gewerbebl.)
Mittel um die Garten- und Ackerschnecken zu vertilgen;
von Braconnot.
Ich habe eine chemische Analyse der kleinen grauen Erdschnecke (limax agrestis) angestellt, welche man so häufig in den
Gärten und auf den Feldern antrifft und die nicht selten große Verwüstungen bei
allen Culturen anstellt. Um ein Mittel aufzufinden, durch welches sich die zu große
Vermehrung dieser Thiere verhindern läßt, richtete ich meine Aufmerksamkeit vor
allem auf die klebrige Substanz, welche sie beständig absondern und vermittelst
deren sie sich an den Körpern anhalten auf denen sie sich fortbewegen.
Der Kalk wurde längst von den Landwirthen als ein Mittel zum Zerstören der Schnecken
empfohlen; ich überzeugte mich auch, daß klares Kalkwasser, mit seinem dreifachen
Volum Wasser verdünnt, hinreicht um sie zu tödten. Taucht man diese Thiere aber in
Wasser, welches mit einer höchst unbedeutenden Menge Aetzkali versetzt wurde, so
gehen sie noch viel schneller zu Grunde; das Aetzkali verursacht überdieß das
Austreten einer großen Menge Schleim. Die Metallsalze erzeugen in dieser dicken und
klebrigen Auflösung reichliche geronnene Klumpen; der Niederschlag welchen
salpetersaures Silber darin hervorbringt, löst sich in einem Ueberschuß von Aetzkali
auf und liefert eine violette Flüssigkeit.
Unter allen Mitteln welche ich gegen die Schnecken versuchte, wirkt keines so
zerstörend auf diese Thiere, wie die äzenden Alkalien: wenn man 2 Pfund Regenwasser
nur mit einem Tropfen Salmiakspiritus oder concentrirter Aetzkalilösung versetzt, wo
dann die Flüssigkeit auf das geröthete Lackmuspapier kaum alkalisch reagirt, so ist
sie für diese Thiere schon ein starkes Gift; die Schnecken, welche man hineinbringt,
kommen darin um.
Das wirksamste Mittel zum Vertilgen der Schnecken ist daher eine schwache Auflösung
von Aetzkali; statt derselben kann man alte Lauge vom Reinigen der Wäsche,
hinreichend mit Wasser verdünnt und mit etwas gelöschtem Kalk vermischt, anwenden;
dadurch wird der Zweck ohne Zweifel sicherer erreicht als mit gepulvertem Kalk
allein, denn letzterer verwandelt sich bald in kohlensauren Kalk und verliert
dadurch seine Wirkung auf die Schnecken. Auch hat mir ein geschickter Ackersmann
mitgetheilt, daß Schnecken, die er mit Kalkpulver schwach bestreut hatte, sich auf
seinen Feldern des Kalks durch Absonderung ihres Schleims entledigten, indem sie
sich auf dem Boden wälzten, wodurch er sich veranlaßt sah denselben mit der Walze zu
übergehen. (Agriculteur-praticien, Juni 1848, S.
280.)
Neues Verfahren die Weinstöcke anzupfählen.
Wenn man bedenkt, wie groß der Bedarf an Weinpfählen in Gegenden ist, wo der Weinbau
stark betrieben wird, daß z. B. in dem franz. Departement Seine-Oise über 280
Millionen, in dem der Marne 430, und dem der Yonne über 600 Millionen Stücke
erforderlich sind, und daß die neue Bepfählung einer Hektare Weinlandes je nach der
Gegend auf 1000 bis 3000 Fr. zu stehen kömmt, daß ferner solche Pfähle von hartem
Holze nur 3 Jahre, die von weichem, wie z. B. Weidenholz, gar nur 1½ Jahre
lang dauern, so dürfte ein von Hrn. André Michaux
angegebenes Verfahren die Weinpfähle zu ersetzen, wegen seiner Einfachheit und
Dauerhaftigkeit Beachtung verdienen. Dasselbe besteht im Ziehen von Eisendrähten von
Nr. 10, die in gewissen Abständen von leichten Stützen getragen werden. Die Drähte
werden mittelst Haspel im Frühling gezogen und im Herbst wieder abgenommen. Da sie
sieben Monate vor der Witterung geschützt bleiben, so dauern sie 35–40 Jahre.
Nach dem ersten oder zweiten Jahr seiner Anwendung ist der Eisendraht dem Rost nicht
mehr unterworfen. Die Trauben werden, auf diese Weise über den Draht hängend, viel
mehr der Sonne ausgesetzt und reifen besser als an Pfählen. Nach Hrn. Andouin ist die Vermehrung der Weinstockraupe
(Blattwickler) wenigstens zur Hälfte den Pfählen zuzuschreiben, und fiele bei den
Drähten weg. Auch das Ziehen und Abnehmen der Drähte kömmt wenigstens um die Hälfte
wohlfeiler zu stehen als das Stecken der Pfähle. Allerdings wurde das Ziehen der
Drähte schon früher vorgeschlagen und wird vielleicht noch hie und da angewandt;
allein man läßt dann die Drähte Jahr aus Jahr ein im Freien, wobei sie sich aber
nicht gut erhalten und man in der Bestellung des Landes sehr behindert ist. (Recueil industriel, Decbr. 1847.)