Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 109, Jahrgang 1848, Nr. , S. 478 |
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Miscellen.
Miscellen.
Wolff's Bufferfedern aus
Tricot-Filz.
Der Tricot-Filz-Fabrikant Johann Christoph Wolff in Kempten (Bayern) construirt Federn aus einem gefilzten Stoff,
über deren Brauchbarkeit ihm die k. bayerische Generalverwaltung der Posten und
Eisenbahnen ein empfehlendes Zeugniß ausstellte, nachdem solche Federn ein halbes
Jahr lang an einem Güter-Transportwagen in Gebrauch waren; dieselben hatten
bei 16 engl. Zoll Länge, 4½ Zoll Durchmesser, waren in gußeiserne Buffer
gefaßt und spielten über festgemachte Druckzapfen. Die Vorzüge dieser Federn sind:
sehr geringes Gewicht, große Dauerhaftigkeit und leichte Anwendbarkeit; sie nehmen
wenig Raum ein, können für jede Anwendung stark genug gemacht werden, sind
wohlfeiler als Kautschukfedern und weder einem Bruch noch den schädlichen
Einwirkungen der Temperatur unterworfen. Der Erfinder wird den
Eisenbahnverwaltungen, welche bei ihm derartige Bufferfedern bestellen, solche zu
einem verhältnißmäßig sehr billigen Preise liefern.
Ueber eine vortheilhafte Anwendung der Hohofengase als
Heizmaterial; von J. Palmer Budd.
Die aus der Gicht der Hohöfen entweichenden Gase haben eine Temperatur, welche
beiläufig dem Schmelzpunkt des Messings entspricht. Diesen Umstand hat man bei den
Eisenwerken zu Ystalyfera, wo das Eisen mittelst Anthracitkohle ausgeschmolzen wird,
mit großem Vortheil zum Heizen von Dampfkesseln benutzt. Die Vorrichtung dazu ist
sehr einfach; das heiße Gas wird nämlich in einen Canal abgelassen mittelst eines
starken Zugs, welchen man (mit Hülfe eines Ventilators?) durch eine Kammer hindurch
und horizontal von einem Punkt gerade unter der Spitze des Hohofens erzeugt. Man
leitet die Gase unter den Kessel einer Dampfmaschine; da sie auf ihrem Wege nur
wenig Wärme verlieren, so bleibt ihre Temperatur hoch genug um den Kessel ohne
Anwendung irgendeines anderen Brennmaterials zu heizen. Bisher hat man nur einen
Hohofen und einen Kessel zu diesem Zweck benutzt und doch betrug die jährliche
Ersparniß 350 Pfd. Sterl.(Chemical Gazette, 1848, Nr.
141.)
Ueber Verzinkung von Eisenblech.
In England wendet man gegenwärtig zur Verzinkung des Eisens das nachstehende
Verfahren an, welches ein wirklich galvanisches Verfahren ist, während das was von
Sorel ausgeführt wird, diese Bezeichnung mit Unrecht
führt. Das englische ist eine Verzinnung auf galvanischem Wege, dem die eigentliche
Verzinkung in geschmolzenem Metalle folgt. Nachdem die Blechplatten auf die
gewöhnliche Weise gereinigt sind, bringt man sie in einen hölzernen Trog der zur
Hälfte mit einer schwachen Auflösung von Zinn in salzsaurem Wasser angefüllt wird.
Man bereitet sich diese Auflösung, indem man metallisches Zinn in concentrirter
Salzsäure auflöst, wozu 2–3 Tage nöthig sind, und dann diese Lösung durch
Zusatz von 300–400 Gallons Wasser auf 2 Quart der Lösung verdünnt. Man
breitet nun auf dem
Boden des Troges eine dünne Lage feingekörnten Zinkes, deckt alsdann eine gereinigte
Eisenblechplatte darauf, und fährt abwechselnd mit Zink und Eisenblech fort, bis der
Trog voll ist. Das Zink zusammen mit dem Eisen und der Auflösung bilden eine
schwache galvanische Batterie. Das Zinn schlägt sich aus der Lösung nieder und
überdeckt die Blechplatten völlig gleichmäßig in weniger als zwei Stunden mit einer
dünnen Haut.
Während dieser Vorbereitung wird in einem schmiedeisernen Troge Zink geschmolzen und
dasselbe mit Salmiak und einer erdigen Masse bestreut, um die Verflüchtigung des
Zinks und des Salmiaks zu hemmen. Ein Walzenpaar befindet sich eingetaucht in Zink
und dient dazu, um die Eisenplatten durch das Zinkbad zu leiten. Man nimmt zu dem
Ende die Tafeln aus der Zinnauflösung heraus, läßt sie abtropfen und naß, wie sie
sind, durchs Walzenpaar gehen. Auf diese Weise erhalten dieselben einen gleichmäßig
glatten Ueberzug von Zink, welches durch die untere Zinnhaut befördert wird, und
indem das Zink seinen eigenthümlichen krystallinischen Charakter beibehalt, erhalten
die Platten ein dem Metallmohr ähnliches Ansehen.
Würden die Platten senkrecht ins Bad eingetaucht, so bliebe begreiflich das untere
Ende länger in Berührung mit dem Zink, wodurch dieses brüchiger werden würde als das
obere. Die Walzen führen hingegen die Platten rasch wagerecht hindurch, und die
benö'thigte Geschwindigkeit kann ihnen genau gegeben werden. Es ist augenscheinlich,
daß beim Verfahren des Durchwalzens viel dünneres Blech verzinkt werden kann, als
solches thunlich ist, wenn man bloß eintauchte, weil man das Verbleiben der Platten
im Zinkbade bis auf die Secunde durch Abänderung der Geschwindigkeit beim
Durchwalzen zu bemessen vermag.
Das auf gewöhnliche französische Weise verzinkte Eisen soll sich sehr gut für
Schiffsbekleidung eignen, und englische Urtheile bezeugen, daß dieses Verfahren
ungleich besser und wohlfeiler ist als das Verkupfern der Schiffe. Das nach der eben
beschriebenen Weise verzinnte und verzinkte Eisen ist inzwischen weicher und paßt
besser für dünnes Blech. Man kann es aus diesem Grunde besser verarbeiten; es biegt
und löthet sich leicht und erweist sich zur Dachdeckung ungemein anwendbar. Es hat
sich beim Gebrauche von verzinkten eisernen Gegenständen, welche in England sowohl
zum öffentlichen als Privatgebrauche viel zur Anwendung kommen, gezeigt, daß unter
andern so verzinkte Anker und Ankerketten, sowie überhaupt Gegenstände, welche der
Reibung sehr ausgesetzt sind, ihren Ueberzug von Zink nicht abschleifen. Diese
Erscheinung schreibt man der nicht oxydirten Oberfläche des Zinks zu, welche durch
das Schleifen der Theile dicht auf einander gehalten wird, während unverzinktes
Eisen sich mit Rost überzieht und sich nach und nach verzehrt.
Man hat geglaubt, das Zink verbinde sich innig mit der Oberfläche des Eisens,
inzwischen ist eher anzunehmen, daß bei stets vorhandener Feuchtigkeit die
abgeschliffenen und von Zink entblößten Theile des Eisens sich von selbst wieder
verzinken, vermöge der Abgabe des Zinks von den nahe liegenden Flächen. Man hat alle
Ursache, diese Vermuthung für begründet zu halten, weil Erfahrungen vorliegen,
welche bei ihrem ersten Kundwerden bedeutende Verwunderung erregten. Die Kanten
einiger verzinkten Blechtafeln, welche die Pfeiler eines Leuchtthurms zu Billwork
bedeckten, verzinkten sich, nachdem sie geschnitten worden waren, sogleich von
selbst aufs Neue. Die Nagellöcher, sogar die Nägel und die Klammern von blankem
Eisen, welche mit den Zinktafeln zusammenhängen, verzinkten sich ebenfalls. Auf
dieselbe Weise verzinkten sich die Nagellöcher der Schiffsbekleidung mit Zink,
ebenso die verzinkten Drähte für elektrische Telegraphen an den Stellen, wo sie
durchschnitten werden. Dieses Ueberwachsen und Anwachsen des Zinks geschieht höchst
wahrscheinlich durch eine galvanische Wirkung des Eisens auf das Zink, wobei die
Feuchtigkeit die Rolle des verbindenden Mediums spielt, in welcher Feuchtigkeit sich
das Zink theilweise auflöst. (Deutsche Gewerbezeitung, 1848, Nr. 61.)
Ueber Verzinkung des Eisens. Von Dr. Elsner.
Das Ueberziehen eiserner Gegenstände kann bekanntlich auf zweierlei Weise geschehen;
einmal durch Eintauchen der Gegenstände in schmelzendes Zink (fälfchlich sogenanntes
galvanisirtes Eisen), und dann bei Anwendung flüssiger Auflösungen von
Zinkverbindungen mit Beihülfe galvanischer Einwirkung, welches eigentlich als
galvanisirtes bezeichnet werden könnte. Zur Ueberziehung des Eisens auf nassem Wege
hat man vorzugsweise eine verdünnte Auflösung von Zinkoxyd in Kalilauge in Vorschlag
gebracht und auch angewendet. In dem Laboratorium des Gewerbe-Instituts in
Berlin sind hierüber von Riepe vielfache Versuche
angestellt worden. Derselbe prüfte folgende Zinkverbindungen: schwesligsaure
Zinklösung, eine Auflösung von Cyanzink in Cyankalium, eine Auflösung des
Doppelsalzes von Chlorzink mit Salmiak (Löthsalz), und eine Lösung von
unterschwefligsaurem Zinkoxyd. Die Operation gelang besonders gut mit der
schwefligsauren Zinklösung und mit dem zuletzt erwähnten Löthsalze. Dabei muß die
Lösung verdünnt und ein schwacher galvanischer Strom angewendet werden, sonst löst
sich das niedergeschlagene Zink in dünnen Blättchen von der Oberfläche des Eisens
wieder ab. Wird jedoch die angegebene Vorsicht genau beachtet, so gelingt die
Operation ganz gut und es läßt sich das Zink iu der Stärke von Schreibpapier auf das
Eisen niederschlagen. Daß die eisernen Gegenstände vor ihrer Anwendung völlig vom
Oxyd gereinigt seyn müssen, wenn das Resultat ein günstiges seyn soll, bedarf wohl
kaum der Erwähnung.
Ueber die Darstellung der anzuwendenden Präparate ist folgendes zu bemerken. Das schwefligsaure Zinkoxyd wird auf die Weise angefertigt,
daß man in mit schwefligsaurem Gase gesättigtem Wasser frisch gefälltes kohlensaures
Zinkoxydhydrat auflöst, so lange als dasselbe noch aufgelöst wird. Das salzsaure Zinkoxyd-Ammoniak wird auf nachstehende
einfache Weise dargestellt: ein Theil Zink wird in Salzsaure aufgelöst und zu dieser
Lösung ein Theil Salmiak hinzugesetzt, die Flüssigkeit eingedampft und zum
Krystallisiren hingestellt. Die Krystalle sind farblos, wasserhell, rechtwinkelige
Säulen, sehr leicht löslich in Wasser und zerfließlich.
Das Cyanzinkkalium ist verhältnißmäßig zu theuer; das unterschwefligsaure Zinkoxyd
liefert weniger günstige Resultate. (Berliner Gewerbe-, Industrie- und
Handelsblatt, Bd. XXVIII, Nr. 3.)
Ueber die Gewinnung des Silbers aus einigen seiner Erze auf
nassem Wege; von Dr. Percy.
Dieses Verfahren, welches Dr. Percy der dießjährigen Versammlung der englischen
Naturforschergesellschaft zu Swansea mittheilte, besteht darin, Silbererze mit
unterschwefligsaurem Kalk und Chlorkalk zu behandeln; nach seinen Versuchen hat man
allen Grund zu glauben, daß sich diese Substanzen mit Vortheil benutzen lassen, um
sowohl Gold als Silber auf eine leichte Weise abzuscheiden. (Chemical Gazette, 1848, Nr. 141.)
Verfahren den Demant auf nassem Wege schnell in Kohlensäure zu
verwandeln; von den Professoren R. E. und W. B. Rogers.
Die bisherigen Methoden den Demant zu oxydiren bestanden darin, daß man diesen
Edelstein wirklich verbrannte, nämlich in atmosphärischer Luft oder Sauerstoffgas,
oder überhaupt in einer sauerstoffreichen Substanz, z B. salpetersaurem Kali. Bei
allen diesen Versuchen muß aber eine sehr hohe Temperatur angewandt werden. Wir
haben nun gefunden, daß sich der Demant auf nassem Wege bei mäßiger Wärme in
Kohlensäure verwandeln läßt, indem man ihn mittelst eines Gemenges von
doppelt-chromsaurem Kali und Schwefelsäure — also durch Chromsäure
— oxydirt. Damit
dieser Versuch gelingt, muß der Demant so fein als möglich zertheilt werden. Ein
einziges Korn des Edelsteins ist für viele Versuche ausreichend. Wir haben bei
wiederholten Proben nie über einen halben Gran angewandt und uns durch die
Entbindung von Kohlensäure vollkommen überzeugt, daß der Demant oxydirt wurde. Das
doppelt-chromsaure Kali liefert beim Erhitzen immer etwas Kohlensäure; man
vermeidet aber einen Irrthum, indem man zuerst die Saure allein in der Retorte auf
beiläufig 350° F. (141° R.) erhitzt, dann das Kalisalz allmählich
zusetzt und die Mischung umrührt, so daß die Chromsäure vollständig abgeschieden
wird. Es erfolgt eine sehr lebhafte Einwirkung, viel Sauerstoff wird entwickelt und
mit ihm die Kohlensäure, welche die Materialien an und für sich zu erzeugen
vermögen. Wenn die Mischung kein kohlensaures Gas mehr entbindet (das entbundene Gas
Kalkwasser nicht mehr trübt), setzt man den gepulverten Demant sorgfältig zu. Es
entbindet sich dann bald Kohlensäure, welche das Kalkwasser milchig macht, und
dasselbe trübt sich immer mehr, so lange noch freie Chromsäure in der Retorte
ist.
Dieses Verfahren eignet sich freilich nicht zur Analyse des Demants; aber von
wissenschaftlichem Interesse ist die Thatsache, daß der Demant auf nassem Wege und
bei mäßiger Temperatur (350 bis 450° F.) oxydirt werden kann. (Chemical Gazette, 1848, Nr. 141.)
Neues Verfahren den natürlichen und künstlichen Graphit zu
analysiren.
Dasselbe gründet sich auf die Thatsache, daß wenn man fein zertheilten Graphit mit
einem großen Ueberschuß einer Mischung von doppelt-chromsaurem Kali und
Schwefelsäure behandelt, der Kohlenstoff schnell und vollständig in Kohlensäure
verwandelt wird. Die Professoren Rogers haben diese
Methode häufig angewandt, um den Kohlenstoffgehalt des Graphits zu bestimmen und
dabei stets übereinstimmende und genügende Resultate erhalten. (Chemical Gazette, 1848, Nr. 141.)
Ueber die Eigenschaft der Kohks das Glas zu schneiden; von I.
Nasmyth.
Die Thatsache, daß die Kohks eine der merkwürdigsten Eigenschaften des Demants
besitzen, nämlich wie dieser das Glas zu schneiden, habe ich vor einigen Jahren
entdeckt. Ich gebrauche absichtlich den Ausdruck „schneiden“,
denn die Eigenschaft das Glas zu ritzen, besitzen alle Körper welche härter als Glas
sind. Der durch Kohks bewirkte Schliff des Glases ist so rein, daß er die schönsten
prismatischen Farben zeigt, wegen der Vollkommenheit des Schnitts. Bisher
betrachtete man die Kohks als eine weiche Substanz, ohne Zweifel weil sie sich in
Masse leicht zermalmen und pulverisiren lassen; untersucht man aber die kleinen
blätterigen Krystalle, woraus eine Kohksmasse besteht, so findet man, daß sie ungemein hart sind und das Glas schneiden. Die von mir
entdeckte demantähnliche Harte der Kohkstheilchen ist nicht nur in
wissenschaftlicher Hinsicht interessant, sondern gestattet auch in den Künsten
zahlreiche nützliche Anwendungen. (Chemical Gazette,
1848, Nr. 141.)
Steinkohlenreichthum in Glamorganshire.
Der dießjährige Aufenthalt der englischen Naturforschergesellschaft zu Swansea gab
Beranlassung, den Kohlenreichthum jenes Landes näher darzulegen. Hr. Struve schilderte die große centrale Erhebung der
Kohlenschichten in Glamorganshire zwischen dem Taff-Thale und dem Aestuar des
Burry in der Bay von Camarthen, und erwähnte dabei zugleich einige der Hauptzüge des
Kohlenfeldes in Südwales. Der obenbezeichnete District umfaßt Glamorganshire und
Theile der Grafschaften Camarthen und Brecon, eine Oberfläche von etwa 560
Quadratmeilen. Sie ist von sechs Hauptthälern durchschnitten, in denen die
gewonnenen Mineralien entweder auf Canälen oder Eisenbahnen nach den Häfen von
Cardiff, Porthcawl, Port Talbot, Neath, Swansea und Llanelly gebracht werden. Das
Kohlenfeld von Südwales enthält einen unermeßlichen Mineralienreichthum. Eine
Section z B. zeigt 57 Fuß bearbeitbarer Kohlen, 60 Zoll Thonkohlen und 18 bis 26
Zoll sogenannten schwarzen Streifen (black band), alle
innerhalb erreichbarer Tiefe. Eine Quadratmeile eines solchen Kohlenfeldes ergibt 40
Millionen Tonnen Kohlen, 8 Millionen Tonnen Thonkohlen und 3 Millionen Tonnen
schwarzen Streifen. Die Section von Swansea mag etwa 25 Millionen Tonnen auf der
Quadratmeile enthalten. Kurz, die mögliche Exzeugung von Kohlen in diesen westlichen
Gränzen kennt bis jetzt noch kaum eine Gränze. Die bituminösen und frei brennenden
Kohlen scheinen den bedeutendsten Theil des Kohlenfeldes einzunehmen, Anthracit und
anthraeitischer Culm den geringsten. (Mechanics'
Magazine.)
Ueber die Farbstoffe des Krapps; von I. Higgin.
Der Verf. hielt über diesen Gegenstand bei der dießjährigen Versammlung der
englischen Naturforschergesellschaft zu Swansea einen Vortrag, worin er zuerst die
drei Farbstoffe des Krapps, das Xanthin, Rubiacin und Alizarin beschrieb, dann seine Methoden dieselben in
reinem Zustand darzustellen; er bestritt hierauf die gewöhnliche Behauptung, daß das
Alizarin der einzige werthvolle Bestandtheil des Krapps ist; durch mehrere Versuche
bewies er nämlich, daß unter geeigneten Umständen das Xanthin und Rubiacin beim
Krappfärben zum Erfolg wesentlich beitragen. Dieselben wirken aber nicht direct,
sondern werden in Alizarin verwandelt, welches sich dann mit den Beizen verbindet.
Diese Veränderung wird nach dem Verf. durch ein im Krapp enthaltenes eigenthümliches
stickstoffhaltiges Ferment eingeleitet, wobei das Xanthin in Rubiacin und letzteres
in Alizarin verwandelt wird; nach seiner Meinung entsteht aller Farbstoff im Kropp
ursprünglich aus dem Xanthin. (Chemical Gazette, 1848,
Nr. 141.)
Collodion, eine neue Kleb- oder Heftflüssigkeit.
Diese von Hrn. Maynard in den Vereinigten Staaten
fabricirte Flüssigkeit soll sogar den, durch Auflösen von Gutta-Percha in
Terpenthinöl oder Schwefelkohlenstoff bereiteten Firniß als Heftpflaster ersetzen.
Sie ist bloß eine Auflösung von Schießbaumwolle in
Aether. Der Lust ausgesetzt, verwandelt sich diese Auflösung bald in eine feste
Masse, welche der Haut so stark anklebt, daß ein Aufgehen der Wunde unmöglich ist.
Dieses dem Wasser, der Hitze und Kälte widerstehende Pflaster ist von gar keiner
reizenden Wirkung, sehr kräftig und dauerhaft. Näheres über seine Anwendung ist noch
nicht bekannt. (Journal de Pharmacie, August, 1848.)
Ueber den Ertrag der Kühe.
Eine schätzenswerthe Arbeit über diesen Gegenstand veröffentlichte Hr. A. Jul. Naville im Bulletin de la
Classe d'Agriculture de la Société des arts de Genève Die praktischen
Ergebnisse seiner auf alle Arten von Viehheerden mehr oder weniger anwendbaren
Berechnungen und Versuche sind folgende:
1) Es ist unvortheilhaft, zahlreichere Heerden zu halten, als die Umstände, in
welchen man sich befindet, es wohl gestatten, d. h. als nach Maaßgabe der bestimmten
Menge Nahrung, die man ihnen reichen und der Sorgfalt, die man ihnen angedeihen
lassen kann. Es ist viel vortheilhafter und nutzbringender, eine kleinere, aber wohl
genährte und gepflegte, als eine zahlreiche, aber nicht hinlänglich ernährte und
gepflegte Heerde zu besitzen.
2) Wenn man den Ertrag einer Heerde hierzulande (franz. Schweiz), die aus Kühen
mittlern Schlags besteht, welche den größten Theil des Jahres hindurch im Stall
gefüttert werden und ihre Kälber drei Wochen lang säugen, im Durchschnitt zu 6
31/100 Liter annimmt, wobei die von den Kälbern oder Färsen verzehrte Milch in
Rechnung gezogen wird, so dürfte man sich von der Wahrheit nicht sehr entfernen.
3) Da unter den Kühen hinsichtlich des mittlern Milch-Ertrags ein sehr großer
Unterschied stattfindet, so muß man, wenn man einen guten Ertrag von seiner Heerde
haben will, sehr darauf sehen, nur gute Milchkühe zu haben.
4) Bei einer etwas zahlreichen Heerde läßt sich nicht darauf rechnen, für jedes Jahr
der Kuh ein Kalb zu erhalten. Zu Vilette verhält sich die Zahl der verkauften Kälber
zu jener der Kühe wie 864 zu 1000.
5) Das mittlere Gewicht der Kälber kann bei uns zu 130, oder wenn man die 2 Pfd.
mitrechnet, welche der Metzger 20 Tage nach ihrer Geburt wegschneidet, zu
132¼ Pfd. Angenommen werden.
6) Die Stiere sind von sehr großem Einfluß auf den Stand einer Heerde; ihre Race ist
von Einfluß auf die Qualität und das Gewicht der Kälber.
7) Von dem größten Einfluß auf das Product und die Haltung einer Heerde ist die
Quantität und Qualität des Futters; 30–31½ Pfd. guten Heues können als
die Normalration für Kühe von 900–950 Pfd. angesehen werden.
8) Für die Gesundheit der Kühe und die Menge und Güte ihres Products ist es von
großem Belange, daß diese Ration aus verschiedenen Bestandtheilen bestehe, und zwar
aus wässerigen, stickstoffhaltigen, zuckerhaltigen Substanzen und den zu den
verschiedenen thierischen Functionen nothwendigen Salzen. Daher muß das trockne
Futter, wie Heu und Stroh, immer auch mit wässerigem Futter, wie Runkelrüben, Rüben
etc. nöthigenfalls auch mit Oelkuchen, Getreide, Bohnenmehl etc. vermengt
werden.
9) Nicht mit Recht wird behauptet, daß die Runkelrüben Verwerfen oder Krankheiten zur
Folge haben und die Kühe entkräften; der Gegenbeweis ist, daß solche Kühe 12 Jahre
lang in unserm Stalle waren und nur eine einzige contagiöse Krankheit und nur sehr
wenig Fälle von Verwerfen vorkamen.
10) Die Wahl des Kuhstallknechts ist von großem Belang für das Gedeihen einer Heerde;
derselbe muß das Futter nach der Größe seiner Kühe umsichtig einzutheilen
wissen.
11) Die Jahrgänge haben einen mehr oder weniger directen Einfluß auf den Milchertrag
und die Gesundheit der Heerde; dieser Einfluß entspricht beinahe ganz dem des
Futters.
12) Das Product einer Kuh läßt sich, den Dünger inbegriffen, jährlich ungefähr auf
264–281 Fr. anschlagen. (Moniteur industriel,
1848, Nr. 1235.)
Poudrettedünger.
Seit zwei Jahren besteht in Frankfurt a. M. unter der Leitung von Hrn. Le Bourgo eine Fabrik von Poudrettedünger. Dieser Dünger
besteht größtentheils aus menschlichen Excrementen, bei welchen die schwefel-
und stickstoffhaltigen Stoffe durch Zugabe sowohl von Eisenvitriol als thierischer
Kohle zweckmäßig fixirt sind. Je nach der Beschaffenheit des Bodens und den
Bestandtheilen der Gewächse, für welche der Dünger gebraucht werden soll, finden
dann noch Beimischungen von eigens präparirtem Blut und Muskelfleisch, Knochenmehl,
Strohasche und verschiedenen alkalischen und Erdsalzen statt. Man verkauft diese
Poudrette in drei Hauptqualitäten, nämlich
I. für Weinberge, Gärten, Bäume, Blumen etc. (Bedarf per
Stock 1–2 Pfd.),
II. für Getreide, Handelsgewächse, Gemüse etc. (Bedarf
per Morgen 6–8 Ctr.),
III. für Wiesen, Kleefelder etc. (Bedarf per Morgen
4–6 Ctr.).
Der Centner erster Qualität wird frei bis Stuttgart oder
Cannstatt zu 3 fl, der Centner zweiter Qualität ebenso für 2 fl. 30 kr. von
der Fabrik geliefert, bis Heilbronn verhältnißmäßig
billiger. Die Verpackung wird aber dabei noch besonders berechnet. Der Bezug von der
Poudrette dritter Qualität ist für Orte, die der Fabrik entfernter liegen, nicht zu
empfehlen, da sich die Versendungskosten dabei verhältnißmäßig zu hoch belaufen.
Was die Art der Anwendung dieses Düngers betrifft, so kann man denselben für Getreide
etc. vor oder nach dem Säen einstreuen, immer aber nach dem Umackern und vor dem
Eggen. Im Fall man verhindert seyn sollte im Herbst Dünger auf das Feld zu bringen,
kann man die Poudrette auch im Anfang des Frühjahrs auf das eingesäete Land
ausstreuen. Bei Kartoffeln, Mais etc. legt man die Poudrette in der Regel
handvollweise in die Stecklöcher der Furchen, nachdem man dieselbe vorher mit der
Erde aus den Löchern etc. gemischt hat. Von besonderer Wichtigkeit ist es dabei,
windstilles und wo möglich feuchtes Wetter abzuwarten, indem dieser Dünger aus einer
leichten staubartigen Masse besteht, welche durch den leisesten Wind weithin
getrieben wird. Auch muß die Poudrette wo immer möglich in eine größere Tiefe
eingebracht werden, wo sie den Pflanzenwurzeln nahe kommt und die Feuchtigkeit
während der Dauer der Vegetation sich erhält. Für einjährige und slachwurzelnde
Pflanzen ist eine Tiefe von 3–4″, für tiefer wurzelnde Pflanzen eine
Tiefe von 7″ zweckmäßig, während jedoch die Poudrette auch mit der oberen
Erdschichte etwas gemischt werden muß, damit auch die junge Pflanze davon Nutzen
ziehen kann.
Dieser Poudrettedünger hat jedenfalls vor den vielen in neueren Zeiten vielfach
empfohlenen künstlichen Düngerarten den großen Vorzug, daß die Stoffe welche die
Pflanzen zu ihrem Wachsthum bedürfen, ihnen hier in derjenigen Form dargeboten
werden, welche die zweckmäßigste für die unmittelbare Ernährung der Pflanzen ist.
Mit einem Wort: es ist zum größten Theil, wie der Stalldünger, ein organischer
Dünger, aber durch die Kunst sind die dabei wirksamen Bestandtheile fixirt und durch
Beseitigung des Werthlosen das Uebrige leicht transportabel gemacht. Freilich bleibt
die nützliche Verwendung dieses Düngers bei all seiner
Wirksamkeit durch die Entfernung Frankfurts für den Oekonomen in Württemberg immer
sehr erschwert, da ohne die Versendungskosten der Centner leicht um ⅓ bis
½ wohlfeiler kommen dürfte. Aber wir geben uns der Hoffnung hin, daß, wenn
unsere Oekonomen nur einmal die Ueberzeugung von dem inneren Werthe des
Poudrettedüngers auf dem Wege der eigenen Erfahrung gewonnen haben werden, auch die
Entstehung ähnlicher Fabriken in unserem Lande nicht ausbleiben und so eine
rationelle Benützung der menschlichen Excremente für den Acker- und Gartenbau
sich auch bei uns Bahn brechen wird. (Riecke's
Wochenblatt, 1848, Nr. 38.)