Titel: | Ueber das von Miller in Liverpool vorgeschlagene pyrometrische Verfahren; von Hrn. Prof. Schubarth. |
Fundstelle: | Band 110, Jahrgang 1848, Nr. VIII., S. 32 |
Download: | XML |
VIII.
Ueber das von Miller in Liverpool vorgeschlagene pyrometrische Verfahren; von Hrn. Prof.
Schubarth.
Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
Gewerbfleißes in Preußen, 1848, 3te Lieferung.
Schubarth, über das von Miller in Liverpool vorgeschlagene
pyrometrische Verfahren.
In dem Edinburgh
new
philosophical
Journal
Vol. 44. pag. 126
(polytechn. Journ. Bd. CVIII S. 115) schlägt ein Hr. Alex. Miller aus Liverpool, ein Pyrometer vor, von welchem er behauptet, es
beruhe auf einem neuen Principe, welcher Ansicht auch die
Professoren Faraday und Melson, nach des Verfassers Angabe beistimmen.
Ein Platincylinder (zuerst bediente sich der Verfasser eines Eisencylinders, da sich
derselbe aber in hohen Hitzen zu stark oxydirte, ging er zum Platin über) wird der
zu messenden Hitze ausgesetzt, sodann, wenn er die Temperatur angenommen hat, welche
man mit Hülfe eines gewöhnlichen Quecksilber-Thermometers bestimmen will, in
eine eiserne Büchse, welche eine 7½mal größere Gewichtsmenge Quecksilber
enthält, und mittelst schlechter Wärmeleiter gegen Ausstrahlung von Wärme möglichst
geschützt ist, eingetaucht. Das Gewicht des Eisenblechs, aus welchem die Büchse
construirt ist, beträgt das 1½fache des Platins, so daß also das
Gesammtgewicht des Quecksilbers und Eisens sich zu dem des Platins verhält = 9:1. Da
nun die Wärmecapacität des Platins fast der des Quecksilbers gleichkommt, so wird
die dem Platin inwohnende sensible Wärme ohne Verlust, durch Mittheilung an das 9mal
größere Gewicht des zu erwärmenden Quecksilbers (und Eisens — auf dessen weit
größere Wärmecapacität nicht gerücksichtigt ist) sich auf 1/10 vermindern, auf eine
Temperatur, welche sodann ein bis zu 600° F. (252,5° R.) getheiltes
Thermometer noch recht gut messen kann.
Im ersten Hefte des Bulletin
de
la
société
de
Mulhausen. 1827 erschienen, steht S. 22 eine Mittheilung
von Hrn. Leonhard Schwartz
über die Messung hoher
Hitzegrade. Derselbe wendete bei seinen Versuchen zuerst Gußeisen und Wasser an,
später Platin und Quecksilber,
im Verhältniß von 12 : 1 dem Gewichte nach, weil bei diesem Verhältnisse, nach
seinen Versuchen, 20° am Platinstück im Quecksilber eine Erhöhung der
Temperatur um 1° hervorbringen, so daß man eine Hitze von 2000° C.
mittelst eines Quecksilber-Thermometers sehr bequem messen kann. Schwartz hat einen einfachen Apparat zur Ausführung
pyrometrischer Messungen angegeben und durch eine Zeichnung erläutert.
In den Verhandlungen unseres Vereins vom Jahr 1830 ist ein Gutachten der Abtheilungen
für Chemie und Physik und für Mathematik und Mechanik S. 152 abgedruckt, in welchem
das Verfahren von Schwartz angegeben und beleuchtet
wird.
Als eine Mangelhaftigkeit desselben wird mit Recht gerügt, daß die Wärmecapacität der
Körper nicht bei allen Temperaturen gleich bleibt, sondern im Gegentheile mit der
Temperatur wächst. Beträgt z. B. die specifische Wärme zwischen 0° und
100°
beim Quecksilber
=
0,033,
so ist sie zwischen 0° und 300
=
0,035,
beim Platin
=
0,0335
so ist sie zwischen 0° und 300
=
0,0355
beim Eisen
=
0,1098
so ist sie zwischen 0° und 300
=
0,1218.
Die HHrn. Schwartz und Miller
haben hierauf keine Rücksicht genommen, und letzterer hat sogar die Wärmecapacität
des Eisens, welche weit größer ist als die des Quecksilbers und Platins, bei der
Beobachtung ganz vernachlässigt, obschon das eiserne Gefäß 1½mal das Gewicht
des Platins übertrifft.
Ferner ist auch der Verlust durch strahlende Wärme nicht genügend beachtet. Schon bei
dem Transport des glühenden Platinstücks bis zum Apparat, was doch ohne eine Zange
nicht möglich ist, beim Einsenken in letztern, sowie durch Mittheilung von Wärme an
die das Gefäß umgebende Hülle geht Wärme verloren. Wie viel? ist nicht leicht zu
ermitteln. — Ein Theil Quecksilber wird in Dampf verwandelt; abgesehen von
dem Nachtheile für die Gesundheit, welcher durch das Einathmen dieses Dampfes
bedingt werden kann, so findet ein Verlust an Wärme und Substanz dadurch statt.
Das Miller'sche Pyrometer ist also weder auf einem neuen,
bisher nicht bekannten oder nicht benutzten Principe begründet,Was auch bei der Mittheilung desselben im polytechn. Journ. a. a. O. bemerkt
wurde. noch an sich zu genauen Resultaten befähigt.