Titel: | Ueber die Fabrication der Stearinsäurekerzen und Durnerin's Apparate zum Auspressen und Filtriren der Fette. |
Fundstelle: | Band 110, Jahrgang 1848, Nr. XXI., S. 106 |
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XXI.
Ueber die Fabrication der Stearinsäurekerzen und
Durnerin's Apparate
zum Auspressen und Filtriren der Fette.
Aus dem Bulletin de la société d'Encouragement, Febr.
1848, S. 84.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Ueber die Fabrication der Stearinsäurekerzen und Durnerin's
Apparate zum Auspressen und Filtriren der Fette.
Bekanntlich kann, nach Chevreul's Untersuchungen, der Talg
in mehrere Substanzen, insbesondere einen festen, krystallisirbaren Stoff, das Stearin, und in einen bei gewöhnlicher Temperatur
flüssigen, das Oleïn, zerlegt werden. Im Jahr 1833 gelang
es letzteres auf wohlfeile Art abzutrennen und aus dem erstem Luxus-Kerzen zu
bereiten. Dadurch entstand ein neuer Industriezweig, welcher seit 15 Jahren
bedeutende Fortschritte machte.
Hr. v. Milly war einer der ersten, welche sich in
Frankreich mit diesem Industriezweig beschäftigten.Gay-Lussac und Chevreul nahmen im Jahr 1825 in England ein Patent auf
Verfertigung von Stearinkerzen. Die Jury der Ausstellung von 1834
erkannte ihm eine silberne Medaille, diejenige von 1839 eine goldene zu, welche er
auch im J. 1844 wieder erhielt. Die Société
d'Encouragement ertheilte demselben im J. 1833 eine silberne, im Jahr 1836
eine goldene Medaille für die namhaften, in diesem Industriezweig von ihm
eingeführten Verbesserungen.
Seit dem Jahr 1834 wurde das Fabricationsverfahren von Mehreren wohlfeiler gemacht
und Producte in den Handel geliefert, die unter den Namen bougie royale, éclipse, comête, des princes, phare etc. sich verdienten
Ruf erwarben. Die HHrn. Tresca und Eboli, Delacretaz, Peillason und einige andere, welche sich in diesem
Industriezweig auszeichneten, erhielten von der Jury Belohnungen. Die jährliche
Production von Stearinsäurekerzen beläuft sich gegenwärtig in Frankreich auf 2
Millionen Kilogramme; unter mehreren Verbesserungen ist die Entbehrlichmachung des
Alkohols und die Anwendung von Maschinerien zum Putzen und Glänzendmachen der Kerzen
hervorzuheben. Auch wurde für die ölartigen Rückstände eine nutzbringende Verwendung
zum Reinigen der Wolle und zur Bereitung von Hausseife gefunden.
Die verschiedenen Manipulationen, welchen der Talg unterzogen werden muß, um in
Stearinsäure verwandelt zu werden, wurden früher schon in einem Berichte über
die Millykerzen (polytechn. Journal Bd. LXII S. 128) kurz angegeben.
Wir ergänzen diese Anleitung durch Details, welche wir dem Dumas'schen Handbnch der angewandten Chemie entlehnen.
1. Verseifung. Dieselbe hat zum Zweck, die fetten Säuren
mit dem Kalk zu verbinden, dadurch das Glycerin auszuscheiden, und stearinsauren,
margarinsauren und oleïnsauren Kalk zu erhalten; das freigewordene Glycerin löst
sich in dem zur Bewerkstelligung der Verbindung erforderlichen Wasser auf.
Diese Operation wird in einer großen, hölzernen, etwas conischen Kufe vorgenommen,
welche mit mehreren Reifen gebunden ist; in dieselbe gibt man 500 Kilogr. rohen
Rinds- oder Hammeltalg mit einer zum Auflösen des Glycerins mehr als
hinreichenden Menge Wassers. Das Ganze wird mittelst eines am Boden der Kufe
angebrachten, schlangenförmig gewundenen bleiernen Rohrs durch Dampf erhitzt; dieses
Rohr ist mit einer Menge kleiner Löcher versehen, durch welche der Dampf
ausströmt.
Ist der Talg geschmolzen, so setzt man nach und nach 75 Kilogr. mit Wasser
angerührten, weißen, reinen, ätzenden Kalk (ohne Klümpchen) zu, läßt der Verbindung
Zeit sich zu bilden und rührt dabei die Masse stark um mittelst einer Vorrichtung,
die aus mehreren Armen besteht, woran sogenannte Messer befestigt sind. Dieses
System steckt an einer verticalen Welle, welche ein Winkelrad trägt, das durch ein
Getriebe in Bewegung gesetzt wird, welches an der horizontalen Hauptwelle befestigt
ist, die mit der Dampfmaschine communicirt.
Schon am Anfang des ersten Umrührens bilden der Talg und die Kalkmilch eine
gleichförmige teigige Masse. Nach ein paar Stunden fängt das Wasser an sich von der
Kalkseife zu trennen; man setzt nun den Rührer außer Thätigkeit, fährt aber dennoch
mit der Erhitzung fort; die Kalkseife wird immer härter. Nachdem man sie 6–8
Stunden ruhig stehen ließ, wird die Flüssigkeit worin das Glycerin aufgelöst ist,
mittelst eines unten an der Kufe angebrachten Hahns abgelassen. Man nimmt hierauf
den stearinsauern, margarinsauern und oleïnsauern Kalk (in Form sehr harter Seifen)
aus der Kufe und schreitet an das Pulvern derselben.
2. Pulvern. Man zermalmt die Kalkseifen unter einem
Mühlstein oder einer gußeisernen Walze, welche durch Menschenhände über die Masse
hin und her bewegt wird.
Hr. Dumas schlug hiezu vor, die harten Seifen zwischen
zwei cannelirten Walzen hindurchpassiren zu lassen, welche mittelst eines Stroms durch sie
hindurchgehenden oder darüber geleiteten kalten Wassers beständig abgekühlt werden,
was unerläßlich wäre, weil sich sonst die Seife durch den Druck erhitzen, also
erweichen und eher Blätter als ein Pulver bilden würde.
3. Zersetzung der Kalkseifen mittelst verdünnter
Schwefelsäure. Die Kufen, in welche die harte Masse, nachdem sie zerrieben
und in Pulver verwandelt wurde, behufs ihrer Zersetzung gebracht wird, sind den
Verseifungskufen ähnlich, ungefähr von gleichem Rauminhalt und mit Blei gefüttert.
In ihnen wird die Seife mit kaltem Wasser umgerührt, so daß man einen dünnen Brei
erhält; dann werden auf die durch Verseifung von 100 Kil. Talg entstandene Kalkseife
25 Kilogr. Schwefelsäure mit 100 Liter (Kilogrammen) Wasser verdünnt zugesetzt. Man
läßt einige Tage unter häufigem Umrühren stehen; die Schwefelsäure bemächtigt sich
des Kalks, um schwefelsauern Kalk zu bilden und setzt die Fettsäuren in Freiheit.
Nun leitet man einen Strom Wasserdampfs in die Kufe; der schwefelsaure Kalk scheidet
sich ab und fällt zu Boden, während die Fettsäuren schmelzen und über der
Flüssigkeit schwimmen; man schreitet nun an das Auswaschen der Fettsäuren.
4. Auswaschen der Fettsäuren. Sie werden mittelst eines
über dem Bodensatz angebrachten Hahns in eine den vorigen ähnliche Kufe abgelassen,
welche mit Blei gefüttert ist und ebenfalls durch ein auf ihrem Boden befindliches
Schlangenrohr mittelst Dampfs erhitzt wird. In dieser Kufe werden die letzten Spuren
Kalks mittelst sehr verdünnter Schwefelsäure abgeschieden. Eine zweite, der ersten
ganz gleiche Kufe, dient zu einem zweiten Auswaschen mit reinem Wasser.
5. Formen der Fettsäuren. — Ausgießen der krystallinischen Massen in dünne Kuchen (Brode). Die drei
Fettsäuren, Stearin-, Margarin- und Oleïnsäure, werden, nachdem sie
von Kalk und Schwefelsäure möglichst befreit sind, in Formen von Weißblech gegossen,
welche der Länge der Werkstätte nach stufenweise aufgestellt sind, so daß wenn die
Masse in die erste Form gegossen wird, sie sich successive in die folgenden Formen
vertheilt, was dadurch bewerkstelligt wird, daß man an einem Rande jeder Form ein
oder zwei Rinnchen anbringt, welche, sobald die Masse deren Höhe erreicht, diesen
Abfluß gestatten.
Diese Formen haben die Gestalt eines rechtwinkeligen Prismas von 70–75
Centimeter Länge, 16–18 Centimeter Breite und ungefähr 5 Centimeter Höhe. Auf
diese Weise bildet man Kuchen von festgewordener Säure, welche man, in wollene
Sarsche eingeschlagen, in eine verticale hydraulische Presse von gewöhnlicher
Construction bringt.
6. Kaltes Auspressen der in Kuchen geformten Säuren.
— Mit der verticalen Presse muß ein Druck von 200,000 Kil. hervorgebracht
werden können. Ein großer Theil der Oleïnsäure fließt schon in dieser Presse ab;
aber die letzten Antheile von Oleïnsäure können nur mit Hülfe einer gewissen
Temperatur ausgezogen werden, zu welchem Behufe andere horizontale Pressen erdacht
wurden, welche mittelst Dampfs erhitzt werden.
7. Warme Pressung. Man erwärmt nicht nur die Presse,
sondern auch die schmiedeisernen Platten, zwischen welche die aus der verticalen
Presse kommenden Kuchen gebracht werden, nachdem man sie zuvor mit einem andern
Preßtuch, aus Pferdehaaren statt von Wolle, umgeben hat.Die HHrn. Tresca und Eboli schlagen vor, die Preßkuchen mittelst einer Schneidmaschine
in Späne zu verwandeln; sie werden alsdann zwischen zwei Walzen gepreßt, um
ihre Zertheilung zu vollenden. Die so gepulverte Masse wird in Säcke
gebracht und einige Zeit in einen ans 25° C. (20° R.)
erwärmten Raum gestellt, hierauf stark ausgepreßt. Diese Säcke werden oft
gewaschen, wodurch man die Anwendung von Platten und Preßtüchern erspart.
(Description des brevets Bd. LI S. 445.) Der Dampf begibt sich aus
den Dampfkesseln in die hohlen Seitenwände und den Doppelboden der Presse; hierauf
erwärmt derselbe die in einem gußeisernen, rechteckigen und wohlverschlossenen
Kasten enthaltenen Platten.
Der Druck, welchen der Kolben der Presse ausüben kann, beträgt oft 4 bis 500,000
Kilogr.
Die von der verticalen oder der horizontalen Presse abfließende Oelsäure läuft in
eine darunter stehende Kufe, von welcher sie in flache Gefäße abgelassen wird; beim
Erkalten setzt sie noch die Stearinsäure ab, welche sie bei der erhöhten Temperatur
während der horizontalen Pressung mitgerissen hatte.
Nach den beiden Pressungen ist die Oelsäure genugsam abgeschieden; die
zurückbleibenden Brode von Stearin- und Margarinsäure sind blendend weiß,
betragen aber kaum über 45–50 Proc. des angewandten Talgs, also ungefähr
225–250 Kil. auf 500 Kil. Talg.
8. Reinigung der festen Säuren. Die aus der horizontalen
Presse genommenen Stearin- und Margarinsäure-Brode bringt man in eine
durch Dampf erhitzte hölzerne, mit Blei gefütterte Kufe, um sie mittelst sehr stark
mit Wasser verdünnter Schwefelsäure zu reinigen. Dieses Auswaschen hat vorzüglich
zum Zweck, den Fettsäuren die letzten etwa noch darin enthaltenen Spuren Kalks zu
entziehen.
Nachdem dieß geschehen, brauchen sie nur noch von dieser Säure selbst durch Waschen mit Wasser
befreit zu werden; man läßt hierauf die Masse ruhen und gießt sie in eine andere
Kufe ab, die reines Wasser enthält, welches öfters erneuert werden muß; man läßt sie
noch einmal stehen, zieht sie dann in Formen ab und erhält so endlich zur
Verfertigung von Kerzen sich eignende Brode.
9. Schmelzen und Formen der weißen festen Säuren. Man
benutzt hiezu entweder Töpfe aus Steinzeug, die im Wasserbad erwärmt werden, oder
einen kupfernen Kessel, der mit Silber plattirt seyn muß, damit sich die Säuren
nicht färben. Dieser Kessel hat einen doppelten Boden, um ihn in einer, in der Regel
100° C. (80° R.) nicht übersteigenden Temperatur, mit Dampf heizen zu
können. Man pflegt den Stearinsäure-Broden gewöhnlich 10 Proc. Wachs
zuzusetzen, damit die Kerzen weniger mürbe werden.
Man gießt die Masse in Formen aus einer Legirung von Zinn und Blei; den Docht
befestigt man oben mittelst einer dicken Nadel und unten durch einen kleinen
hölzernen Stift, der ihn an die Wände der Oeffnung drückt. Diese Dochte sind
geflochten, wodurch das beständige Schneuzen (Putzen) der Kerzen überflüssig wird;
zu demselben Behufe, sagt Hr. Dumas, müssen sie auch in
eine Auflösung von Borsäure getaucht werden, die mit dem Kalk ein borsaures Salz
bildet, welches im Dochte bleibt.
Sobald die Dochte in der Mitte der Formen befestigt sind, werden letztere in ein
Wasserbad gebracht, dessen Temperatur derjenigen des siedenden Wassers
entspricht.
Wenn die Formen hinlänglich erwärmt sind, füllt man sie mittelst eines Napfes (une poche) an; hiemit muß man warten bis die Säure zu
krystallisiren beginnt. Diese Vorschrift, sowie das Erwärmen der Formen ist
nothwendig, um die Krystallisation der Fettsäure zu stören. Nach dem Erkalten der
Formen wird das hölzerne Stiftchen, welches den Docht hält, herausgenommen und die
Kerzen werden mittelst einer Art Stechpfrieme herausgezogen; sie werden alsdann
zugeschnitten, um sie von gleicher Länge zu haben.
10. Bleichen der Kerzen. Die gegossenen Kerzen müssen eine
Zeit lang der Luft, dem Licht und der Feuchtigkeit ausgesetzt werden, damit sie die
möglichste Weiße erhalten.
11. Poliren und Verpacken der Kerzen. Dieß sind die
letzten mit den Kerzen vorzunehmenden Operationen. Das Poliren wird durch starkes
Reiben der Kerze mit einem Stückchen Tuch, welches mit Alkohol oder Ammoniak
befeuchtet ist, oder mittelst dazu erfundener Maschinen bewerkstelligt.
Das Verpacken besteht im Zusammenlegen von je fünf Kerzen, um Pakete von ½
Kilogr. zu bilden.
Wir lassen nun eine von Hrn. Durnerin erfundene
Verbesserung in der Fabrication von Stearinsäurekerzen folgen, welche er sich am 13.
Januar 1846 für England Patentiren ließ.
Diese Verbesserung hat vorzüglich zum Zweck, das Oleïn vom Stearin, sowie auch die
Oleïnsäure von der Stearinsäure zu trennen.
Behufs der Trennung des Oleïns vom Stearin, bringt Hr. Durnerin den Talg in wollene Säcke, die in einem besonderen Apparat
ausgepreßt werden.
Dieser Apparat besteht aus einem gußeisernen Cylinder, der auf seinem Umfang
durchlöchert ist und einen zweiten durchlöcherten Cylinder von Zink aufnimmt. Den
Raum zwischen den zwei Cylindern nimmt ein gefilzter Zeug ein. Zwischen den Säcken
befinden sich Diaphragmen in folgender Ordnung: zuerst ein Stück Filz, bedeckt mit
einer durchlöcherten Zinkplatte, dann ein Drahtgewebe, hierauf wieder eine
Zinkplatte und zuletzt ein Stück Filz.
Wenn der Apparat mit Säcken und Zwischenwänden, wie in Fig. 1 geordnet, angefüllt
ist, so wird ganz oben drauf ein letzter Sack, mit Holzsägespänen angefüllt, gelegt,
und auf diesen ein Holzblock, auf welchen die hydraulische Presse ihre Wirkung
ausübt.
Mit dieser Vorrichtung werden zwei Pressungen vorgenommen, eine bei 22° C.
(18° R.), die andere bei 35° C. (28° R.).
Erklärung der Abbildungen.
Fig. 1
verticaler Durchschnitt des mit Säcken angefüllten Apparats. Fig. 2 horizontaler
Durchschnitt desselben.
A gußeiserner Cylinder, mit starken eisernen Reifen a umgeben, auf seinem Umfang durchlöchert.
B gefilzter Zeug, an der Innenwand des Cylinders
anliegend.
C durchlöcherter Zinkcylinder.
E, E nach obiger Beschreibung zusammengesetzte
Zwischenwände.
F, F Säcke von grober Leinwand, worin sich die
Fettsubstanz befindet.
G mit Holzsägespänen angefüllter Sack.
H Holzblock, auf welchen die hydraulische Presse
wirkt.
Die unterste Scheidewand b liegt auf dem Plateau der
Presse auf, wie bei K, Fig. 3, zu sehen.
Wenn der Cylinder entleert werden soll, wird zuerst der Holzblock H abgenommen und der Apparat mittelst zweier Ketten
herausgezogen, welche
oben an der Presse befestigt sind und in die Haken c
eingreifen. Der Cylinder ruht mittelst vier Träger d auf
einem hölzernen Untergestell.
Fig. 3 ist ein
verticaler und Fig.
4 ein horizontaler Durchschnitt einer Abänderung obigen Apparats.
A hölzerner Cylinder, mit eisernen Reifen a, a gebunden.
L, L Nuth an der Innenseite des Cylinders.
D durchlöchertes Zinkblech, welches vor der Nuth liegt.
Zwischen diesem Zinkblech und einem zweiten C befindet
sich ein gefilzter Zeug.
Bei diesem System benutzte man statt des Drahtgewebes Schnüre zu den Zwischenwänden.
In Fig. 4
bezeichnet 1 Schnüre, 2 durchlöcherte Zinkplatte, 3 Stück Filz.
Die übrigen Bezeichnungen entsprechen der Erklärung von Fig. 1.
Der soeben beschriebene Apparat hat zum Zweck, das Oleïn vollkommen klar auszuziehen
und trockenes, bei 43° C. (34° R.) schmelzendes Stearin zu erhalten,
woraus man eben so harte Kerzen verfertigen kann wie aus Stearinsäure.
Um die Trennung der Fettsäuren beim Pressen zu erleichtern, fand Hr. Durnerin es vortheilhaft, ihnen 2–6 Proc.
Weingeist von 36° Baumé zuzusetzen, welcher durch Destillation der Oleïnsäure
wieder gewonnen wird. Auf diese Art wird die Stearinsäure leichter und in größerer
Menge gewonnen.
Oft ist es von Nutzen, die Fettsubstanzen zu filtriren, um reinere Producte zu
gewinnen. Hiezu bedient sich Durnerin folgender
Vorrichtung.
Fig. 5 zeigt
diesen Apparat im Aufriß und Fig. 6 in der oberen
Ansicht. Fig.
7 ist der Vertical-Durchschnitt und Fig. 8 der horizontale
Durchschnitt desselben auf der Linie A B, Fig. 7.
Der Apparat ist aus zwei Theilen zusammengesetzt, welche mittelst Bolzen a, a verbunden sind; unten ist er verschlossen.
Innerlich besteht er aus drei Abtheilungen. E
Abtheilung, in welche die zu filtrirende Masse kömmt. O
ein Rohr, welches mit einem andern Gefäße, das in der Figur nicht abgebildet und
über dem Filter angebracht ist, in Verbindung steht; es wird mittelst dieses Rohrs
ein Druck auf die zu filtrirende Masse hervorgebracht.
H filtrirendes Medium, in Holzsägespänen, Papierzeug,
Baumwolle, oder sonst einer geeigneten Substanz bestehend. Diese Substanzen werden
auf der Platte I ausgebreitet, welche mit einem
gefilzten Zeuge b bedeckt wird.
J durchlöcherte Platte, welche ebenfalls mit einem Filze
belegt und auf die filtrirende Masse gesetzt wird.
N Schraube, die durch eine Mutter in dem Querstück M geht und auf die Platte J
wirkt, welche das Filtrirmaterial comprimirt. Der Druck treibt die Flüssigkeit durch
dieses Material hindurch; sie steigt über die Platte in die Abtheilung K hinauf, aus welcher sie durch die Röhre L in einen dazu vorgerichteten Recipient abläuft.
G Lufthahn der Abtheilung H.
Wenn die Flüssigkeit abzufließen beginnt, wird dieser Hahn geschlossen.
F ein anderer Hahn, zum Entleeren der Abtheilung B.
B doppelter Boden, mit Wasser gefüllt, welches mittelst
der Röhren C, D durch Dampf geheizt wird.
A Gestell, auf welchem der Apparat ruht.
Behandlung des Apparats. Man gießt den Talg oder die
Fettsäuren, nachdem man sie vorher in der Wärme schmelzen ließ, in das über dem
Apparat befindliche Reservoir, läßt das im Doppelboden befindliche Wasser so lange
sieden, bis etwas Dampf in die Abtheilung K hinauf
gelangt; öffnet alsdann den Hahn P, worauf der Talg etc.
aus dem Rohr O in die Abtheilung E gelangt und die Luft durch den Hahn G
austreibt, der alsdann geschlossen wird.
Die filtrirte Fettsubstanz steigt vermöge des durch Drehen der Schraube
hervorgebrachten Drucks in dir Abtheilung K hinauf und
läuft durch das Rohr L. ab.
Um den Talg zu bleichen und vom Geruch zu befreien, kann man sich folgenden
Verfahrens bedienen.
Man läßt den Talg anderthalb Stunden lang mit 5 Procent seines Gewichts gepulverter
Knochenkohle kochen; dann das Gemenge einige Stunden lang ruhig stehen, wobei sich
die Kohle größtentheils absetzt; die hierauf in dem beschriebenen Apparat filtrirte
Fettsubstanz ist dann ganz weiß und geruchlos.