Titel: | Ueber den von Hrn. Hugueny in Straßburg erfundenen Hut oder Aufsatz für die Zuggläser der Gasbrenner, um deren Leuchtkraft zu verstärken; Bericht von Dr. A. Penot in Mülhausen. |
Fundstelle: | Band 110, Jahrgang 1848, Nr. XXXVIII., S. 187 |
Download: | XML |
XXXVIII.
Ueber den von Hrn. Hugueny in Straßburg erfundenen Hut oder
Aufsatz für die Zuggläser der Gasbrenner, um deren Leuchtkraft zu verstärken; Bericht
von Dr. A. Penot in
Mülhausen.
Aus dem Moniteur industriel, 1848 Nr.
1284.
Hugueny's Hut für die Zuggläser der Gasbrenner.
Hr. Hugueny in Straßburg hat die Société industrielle de Mulhouse ersucht, den von ihm erfundenen Hut oder
Aufsatz zu prüfen, durch welchen das Licht der Gasbrenner verstärkt werden kann, so
daß die Beleuchtung wohlfeiler zu stehen kommt. Dieser Hut ist ein etwas
ausgebauchter und oben verschlossener Cylinder von 12 Centimeter Durchmesser auf 13
Centimeter Höhe, welchen man mittelst eines Hakens senkrecht über dem gläsernen
Zugrohr des Brenners aufhängt. Derselbe wirkt nach dem Erfinder folgendermaßen:
Wenn man diesen Hut über dem gläsernen Zugrohr so anbringt, daß die obere Oeffnung
des Zugrohrs von dem unteren Ende des Huts fünf Centimeter entfernt ist, so hat man
in einigen Secunden um ein Drittel mehr Licht, ohne daß man den Gasverbrauch
vergrößert. Aus
folgende Weise erklärt sich diese Thatsache. In dem gewöhnlichen Zugrohr (ohne
Beihülfe des Huts) ist der Luftstrom zu rasch; da folglich die in dasselbe
einziehende Luftmenge nicht Zeit hat sich zu erhitzen, so kühlt sie die Flamme ab,
welche in ihrer Verbrennung aufgehalten, eine Quantität Kohle abgibt. Letztere
entweicht aus dem Zugrohr und schlägt sich an der Decke, dem Täfelwerk und den
Wänden der Zimmer nieder; die Anwendung des Huts vermindert die Geschwindigkeit des
Stroms, so daß die Luft Zeit erhält sich beim Durchgang zu erhitzen und folglich die
Flamme ihren ganzen Brennstoff verzehren kann, wodurch ein Licht erzielt wird wie es
ihrer vollständigen Verbrennung entspricht.
Die Mülhauser Industriegesellschaft hat Hrn. Heinrich Schlumberger und mich beauftragt Versuche mit dem besprochenen Hute oder
Aufsatz anzustellen. Wir verglichen daher mit derselben Carcel'schen Uhrlampe zuerst einen Gasbrenner in seinem gewöhnlichen
Zustande und dann solchen mit dem Hut versehen. Uebrigens haben wir zur Bestimmung
der Leuchtkraft das gewöhnliche Verfahren angewandt, welches darin besteht, die zwei
Flammen einer mit weißem Papier überzogenen Tafel gegenüber aufzustellen, vor
welcher ein hölzerner Stab angebracht ist, der zwei Schatten gibt. Da aber der
Gasbrenner firirt ist, so haben wir die Carcel'sche Lampe
genähert oder entfernt, bis uns die zwei Schatten gleich tief erschienen. Wir maßen
alsdann die Entfernung jeder Flamme von ihrem Schatten und wandten auf die
gefundenen Zahlen das physikalische Gesetz an: daß die Intensität des Lichts sich
umgekehrt verhält wie das Quadrat der Entfernung.
Beim ersten Versuche waren die Entfernungen:
Gasbrenner ohne Hut
2 M.
Carcel'sche Lampe
2,58 M.
Gasbrenner mit Hut
2 M.
Carcel'sche Lampe
2,32 M.
Bezeichnet b die Intensität des Brenners ohne Hut, b′ diejenige des Brenners mit Hut und l diejenige der Uhrlampe, so erhält man:
b : 1 = 22 : 2,58-2
b′ : 1 = 22 : 2,32-2
b′/b = 2,582/2,32-2 = 1,237
d. h. wenn man die Intensität des Lichts, welches der Brenner
ohne Hut lieferte, durch 100 ausdrückt, so wäre diejenige des Brenners mit Hut nahezu 124, ohne
Veränderung des Hahns welcher den Gaszufluß regulirt. Da wir jedoch den Gasverbrauch
in den beiden Fällen nicht messen konnten, so wissen wir auch nicht welchen Einfluß
derselbe auf das Endresultat haben konnte.
Bei dem zweiten Versuch, welcher mit demselben Brenner aber mit einer kleineren
Oeffnung des Gashahns angestellt wurde, waren die Entfernungen:
Gasbrenner ohne Hut
2,93 M.
Carcel'sche Lampe
3,05 M.
Gasbrenner mit Hut
2,93 M.
Carcel'sche Lampe
2,99 M.
Das Verhältniß war also in diesem Falle:
b′/b = 3.05-2/2,99-2 = 1,04
d. h. nur 104 zu 100.
Bei dem dritten Versuch mit einem Brenner welcher unten mit einem Drahtgewebe
versehen war, betrugen die Entfernungen:
Gasbrenner ohne Hut
3,09 M.
Carcel'sche Lampe
2,98 M.
Gasbrenner mit Hut
3,09 M.
Carcel'sche Lampe
2,76 M.
was als Verhältniß ergibt:
b′/b = 2,98-2/2,76-2 = 1,16
oder 116 zu 100.
Bei den drei Versuchen nahm also die Intensität des Lichts durch die Anwendung des
Huts zu, aber jedesmal in einem andern Verhältniß, nämlich um 4, um 16 und 24 Proc.
Bemerkenswerth ist, daß die äußersten Resultate (4 und 24 Proc.) derselbe Brenner
lieferte, indem man bloß die Oeffnung des Gashahns veränderte; daraus muß man
schließen, daß der Hut seinen größten Effect nur dann hervorbringen kann, wenn ein
gewisses Volum Gas in einer gegebenen Zeit aus dem Brenner tritt. Dieß stimmt auch
mit der Rolle überein, welche dieser Apparat nach der Ansicht seines Erfinders
spielen muß. Nach Hrn. Hugueny verhindert nämlich der
Hut, wenn er über dem Zugglas angebracht ist, die Geschwindigkeit des Luftstroms und
wahrscheinlich auch diejenige des Gases, welches dann vollständiger verbrennen kann. Verengert man
aber die Oeffnung des Hahns, so vermindert man das Volum des in derselben Zeit
ankommenden Gases; dasselbe verbrennt dann leichter, es geht weniger von ihm
verloren und der Hut kann daher nicht mehr so wirksam seyn.
Obgleich wir nicht im Stande waren, den Gasverbrauch bei unseren Versuchen direct zu
messen, so kann man doch mit Sicherheit annehmen, daß derselbe bei Anwendung des
Huts geringer ist, als ohne Hut, abgesehen von der größeren Lichtstärke; so daß sich
bei Vergleichung der Lichtmengen, welche man mit denselben Quantitäten Gas erhält,
ein noch größerer Vortheil herausstellen muß, als unsere Versuche ergaben, bei denen
das Volum des Gases nicht berücksichtigt werden konnte. Dieß bestätigt auch das
Ergebniß einer mehrmonatlichen Anwendung dieses Apparats in der Spinnerei des Hrn.
Herzog zu Logelbach, wo er eine Ersparniß von
beiläufig 30 Proc. Leuchtgas bewirkte.
Für öffentliche Anstalten und besonders für Fabriken mit einer großen Anzahl von
Gasbrennern, ist daher die Anwendung dieses Huts wegen seiner Vortheile sehr zu
empfehlen.