Titel: | Hemmvorrichtung für Eisenbahnzüge und Eisenbahnwagen, welche sich Samuel Lister zu Manningham Hall, Grafschaft York, am 18. Jan. 1848 patentiren ließ. |
Fundstelle: | Band 110, Jahrgang 1848, Nr. XLIII., S. 242 |
Download: | XML |
XLIII.
Hemmvorrichtung für Eisenbahnzüge und
Eisenbahnwagen, welche sich Samuel
Lister zu Manningham Hall, Grafschaft York, am
18. Jan. 1848 patentiren ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions Sept.
1848, S. 179.
Mit einer Abbildung auf Tab. V.
Hemmvorrichtung für Eisenbahnzüge und Eisenbahnwagen
Die zahlreichen Unfälle, welche fortwährend auf Eisenbahnen sich ereignen, haben
längst eine raschere und wirksamere Methode, die Eisenbahnzüge bei hohen
Geschwindigkeiten zu hemmen, als Bedürfniß erscheinen lassen. Ein Conducteur, der
die Räder eines Wagens bremst, kann einen Train nicht augenblicklich zum Stehen
bringen, und mehrere in den verschiedenen Wagen vertheilte Conducteure richten nicht
viel mehr aus, weil sie die Bremsvorrichtungen nicht im gleichen Momente in
Wirksamkeit setzen können.
Meine Erfindung hat den Zweck diesem Uebelstande abzuhelfen, indem sie ein einfaches
Mittel darbietet, auf die Räder sämmtlicher Wagen eines Eisenbahnzuges gleichzeitig
einzuwirken. In dem Wagen des Conducteurs ist ein Luftbehälter mit einer geeigneten
Luftpumpe befestigt. Letztere wird von der Achse des Wagens aus in Thätigkeit
gesetzt und erhält den Luftbehälter stets mit Luft von dem erforderlichen Drucke
gefüllt. Der Luftbehälter muß übrigens stark genug seyn, um einen Druck von 50 bis
60 Pfd. auf den Quadratzoll auszuhalten. Der Zweck dieses hohen Druckes ist, die
Nothwendigkeit größerer Luftbehälter zu beseitigen. An den Behälter, der mit
Ventilen versehen seyn muß, befestige ich eine unter den Wagen hinlaufende Röhre,
und füge mehrere Röhren so zusammen, daß sie eine fortlaufende Röhre von dem einen
Ende des Zuges bis zum andern bilden. Seitenröhren leiten die Luft von der
Hauptröhre nach den Kolben, welche mit jeder erforderlichen Kraft gegen die
Wagenräder drücken. Angenommen, die Luft in den Röhren habe einen Druck von 5 Pfunden, und der
Kolben einen Flächeninhalt von 400 Quadratzoll, so würde gegen jedes Rad ein Druck
von 2000 Pfund wirken, der durch Vermehrung des Luftdruckes in den Röhren und durch
Vergrößerung der Kolbenfläche noch gesteigert werden kann. P, Fig.
4, ist die Röhre, welche die Luft in den luftdichten Cylinder C leitet. Die Luft drückt auf die Kolben H, H und treibt die an den Enden der Kolbenstangen
befestigten Bremsklötze gegen die Räder an. Die Kolben brauchen sich nur 1 Zoll weit
zu bewegen; wenn die Luft aus den Röhren herausgelassen wird, so treibt das Rad von
selbst den Kolben zurück. Anstatt die beiden Kolben von einem Cylinder nach entgegengesetzten Richtungen wirken zu lassen, mag es
in manchen Fällen zweckmäßiger seyn, dicht an jedem Rade besondere Luftcylinder
anzubringen. Die Art, wie die Bremsvorrichtungen in Thätigkeit gesetzt werden, ist
folgende. Der Conducteur, welcher einen Train einzuhalten wünscht, dreht das Ventil,
worauf die Luft die Röhren und Luftcylinder anfüllt, und die Kolben mit den
Bremsklötzen gegen die Räder andrückt, so daß der Zug augenblicklich einhalten muß.
Bei der Verbindung der zu den verschiedenen Wagen gehörigen Röhren ist es
nothwendig, daß die Fugen luftdicht und so eingerichtet sind, daß sie die seitlichen
Oscillationen der Wagen gestatten. Die geeignetste Röhrenverbindung dürfte ein in
jedes Röhrenende luftdicht eingeschliffener hohler Kolben seyn, der nach Maßgabe der
Annäherung und Entfernung der Wagen sich teleskopartig aus- und einschöbe.
Den nämlichen Zweck würden auch biegsame Rohren von der erforderlichen Stärke
erfüllen können.