Titel: | Verfahren die Rohzuckerauflösungen mittelst Bleiessig zu klären, welches sich John Scoffern in London am 8. Dec. 1848 patentiren ließ. |
Fundstelle: | Band 110, Jahrgang 1848, Nr. L., S. 262 |
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L.
Verfahren die Rohzuckerauflösungen mittelst
Bleiessig zu klären, welches sich John Scoffern in London
am 8. Dec. 1848 patentiren ließ.
Aus dem London Journal of arts, Oct. 1848, S.
196.
Scoffern's Verfahren die Rohzuckerauflösungen zu
klären.
Man hat schon früher Bleisalze zum Entfärben und Klären der Rohzuckerauflösungen
vorgeschlagen, aber bisher kein praktisches Mittel gehabt, um aus der geklärten
Flüssigkeit das überschüssige Bleioxyd wieder abzuscheiden; hiezu benutzt der
Erfinder schwefligsaures Gas.
Der zu raffinirende Rohzucker wird in die Pfanne gebracht und auf gewöhnliche Art
aufgelöst, aber ohne den anfänglichen Zusatz von Kalkwasser und Blut; hierauf setzt
man das „Bleimaterial“ zu, dessen Bereitung unten angegeben
ist; dasselbe muß zuvor mit so viel heißem Wasser oder Syrup angerieben worden seyn,
daß es einen dünnen Teig bildet. Die von demselben erforderliche Menge läßt sich nur
durch Erfahrung bestimmen; angenommen der zu raffinrende Rohzucker sey eine
durchschnittliche Qualität brauner Pudern von Jamaica, so beginnt man die
Operationen mit einem Zusatz von vierzig Gran Bleimaterial auf jedes Pfund Zucker,
und bewahrt sich, wenn dieses Quantum ausreichend befunden wurde, ein Muster von dem
Rohzucker auf, um einen Anhalt bei Beurtheilung anderer Sorten (nach ihrer Farbe) zu
haben.
Nach dem Zusetzen des Bleimaterials wird die Flüssigkeit auf 180° F.
(66° R.) erhitzt; nachdem einmal der Zucker vollkommen aufgelöst und das
Bleimaterial gut einverleibt ist, muß eine fünf Minuten dauernde Anwendung dieser
Hitze die verlangte Wirkung hervorbringen. Man läßt nun den Inhalt der Pfanne
fünfzehn Minuten lang sich setzen; untersucht man nach Verlauf dieser Zeit ihre
Oberfläche, so sieht man, daß ein dicker brauner Niederschlag allmählich auf den
Boden sinkt und die Flüssigkeit mehr oder weniger klar hinterläßt; nun ist es Zeit
die Flüssigkeit auf
das Taylor'sche Filter zu bringen. Die durch das Filter
gegangene Flüssigkeit wird in einem kupfernen Gefäß gesammelt und so lange
schwefligsaures Gas durch sie geleitet, bis sich beim Probiren zeigt, daß sie keine
Spur von Blei mehr enthält.
Die Behandlung der Flüssigkeit mit schwefligsaurem Gas und ihr Probiren auf einen
Bleigehalt geschehen folgendermaßen: — Angenommen die zu behandelnde
Flüssigkeit sey durch Auflösen von zwei Theilen Rohzucker in einem Theil Wasser
bereitet, so wird sie klebrig seyn und muß beim Durchleiten des schwefligsauren
Gases umgerührt werden; nachdem dieses Durchleiten von Gas etwa zehn Minuten
gedauert hat, prüft man die Flüssigkeit, um zu erfahren, ob sie noch Blei aufgelöst
enthält. Hiezu versieht man sich 1) mit zwei bis drei kleinen Papierfiltern; 2)
einer Flasche mit Schwefelwasserstoff-Ammoniak; 3) einigen Glasstäben; 4)
einer Auflösung von Bleizucker (20 Gran in einer Unze destillirten Wassers); 5)
einigen Standgläsern und Probirgläsern; 6) einer Mischung von 1 Unze Kreide mit 3
Unzen Wasser, und 7) mit einer Porzellanschale zum Kochen der Flüssigkeit.
Um die Flüssigkeit zu probiren, bringt man etwa ein Unzenmaaß derselben in die
Porzellanschale und kocht sie über einer Weingeistlampe; dann setzt man einen
Theelöffel voll der Kreidemischung zu; kocht sie wieder eine Minute lang und gießt
sie dann in ein (zuvor mit Wasser befeuchtetes) Filter. Sie muß wenigstens zweimal
durch das Filter passirt werden, um sie ganz klar zu erhalten. Man versetzt nun die
filtrirte Flüssigkeit mit 10 Tropfen Schwefelwasserstoff-Ammoniak; wenn sie
dadurch im geringsten geschwärzt wird, so enthält sie noch Blei und muß also wieder
mit schwefligsaurem Gas behandelt werden; wirkt aber das Reagens gar nicht oder
erzeugt es bloß eine weiße Trübung, so kann man überzeugt seyn, daß das Gas lange
genug durch die Flüssigkeit geleitet wurde. Zur Sicherheit stellt man auch noch eine
Gegenprobe mit der Bleizuckerlösung an, wovon man ein wenig in die mit
Schwefelwasserstoff-Ammoniak probirte Flüssigkeit gießt, wodurch sie bleibend
oder vorübergehend geschwärzt werden muß.
Nachdem man sich überzeugt hat, daß das schwefligsaure Gas alles Blei aus der
Zuckerlösung niederschlug, erhitzt man dieselbe (mittelst Dampf) so schnell als
möglich auf 180° F. (66° R.); hierauf versetzt man sie mit so viel
gepulverter Kreide, als dem sechsten Theil des angewandten Bleimaterials entspricht
(man rührt die Kreide vor dem Zusetzen mit Wasser zu einem dünnen Brei an); dann
unterhält man die Flüssigkeit zehn bis fünfzehn Minuten auf der Temperatur von
180°F.; sie kann
nun durch leinene Beutel filtrirt werden, um sie nachher auf die Dumont'schen Kohlenfilter zu bringen.
Wollte man dieses Verfahren bei dem Saft von Runkelrüben anwenden, so müßte derselbe
bei 180° F. mit Kalkmilch neutralisirt werden, ehe man ihn mit dem
Bleimaterial versetzt.
Um das Bleimaterial zu bereiten, erhitzt man 126 Pfd.
Essig, welcher 5 Proc. wasserfreie Säure enthält, in einem kupfernen Kessel auf
57° R. und trägt unter Umrühren nach und nach 40 Pfd. feingepulverte
Bleiglätte ein; die Mischung wird dann erhitzt, bis sie kocht (indem man die Kruste,
welche sich am Boden sammelt, häufig zerbricht); das Kochen setzt man fort, bis die
Mischung so dick wird, daß Portionen während des Siedens aus dem Kessel geschleudert
werden; alsdann läßt man die Hitze allmählich abnehmen und verdunstet die
zurückbleibende Feuchtigkeit durch gelinde Wärme.