Titel: | Bearbeitungsart der Gutta-percha und Anwendung derselben zur Verfertigung verschiedener Gegenstände, worauf sich Charles Hancock in Brompton, am 24. Septbr. 1847 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 110, Jahrgang 1848, Nr. LXVI., S. 340 |
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LXVI.
Bearbeitungsart der Gutta-percha und
Anwendung derselben zur Verfertigung verschiedener Gegenstände, worauf sich Charles Hancock in
Brompton, am 24. Septbr.
1847 ein Patent ertheilen ließ.
Im Auszug aus dem Mechanics' Magazine, 1848, Nr.
1286.
Hancock's Bearbeitungsart der Gutta-percha.
Meine Erfindung besteht erstens in der Zubereitung der
Guttapercha behufs ihrer Verarbeitung mittelst Bäder, welche einen höheren
Siedepunkt haben als das bisher zu diesem Zweck angewandte Wasser; ferner im Kneten
und Manipuliren derselben in einigen Fällen und ihrer Behandlung mit einem
chemischen Agens. Für Temperaturen, welche wenig höher als der Siedepunkt des
Wassers sind, bediene ich mich einer gesättigten Auflösung von kohlensaurem Kali oder Natron, salzsaurem
Kalk oder sonst eines die Gutta-percha nicht benachtheiligengen Salzes, wobei
ich für höhere Temperaturen immer die auflöslichern Salze wähle. Für noch höhere
Temperaturen bediene ich mich fixer Oele, Fette, des Wachses etc. oder einer leicht
schmelzbaren Legirung. Wo ein trockenes Bad ausreichend ist, nehme ich hiezu Sand
oder dergleichen. Wenn das auf beliebige Weise erhitzte Bad eine Wärme von nicht
über 300° F. (119° R.) erreicht hat, bringe ich die
Gutta-percha hinein und lasse sie darin bis sie weich, bildbar, halbflüssig
oder flüssig ist, je nachdem der Zweck es erfordert. Wenn die Temperatur des Bades
so hoch ist oder die Substanz, welche in das Badgefäß gebracht wurde, von solcher
Art ist, daß sie einen übeln Einfluß auf die Guttapercha haben könnte, so umgebe ich
letztere mit einer Hülle von Zeug, Gyps, Thon, Glas, Metall oder sonst einem Körper,
der sie schützt.
Nach Erforderniß wähle ich zum Bad Substanzen, welche chemisch auf die
Gutta-percha einwirken, wie Aetzkali, Schwefelkalium oder dergleichen; wenn
z. B. die Gutta eine Säure enthält, so koche ich sie in einer Auflösung von Aetzkali
oder Aetznatron von 1010–1020 spec. Gewicht. Bei dem hohen Siedepunkt einer
solchen Flüssigkeit wird die Säure schnell und sicher neutralisirt. Die Einwirkung
des Bades auf die Masse kann durch Kneten und dergleichen befördert werden.
Der zweite Theil meiner Erfindung besteht in dem
Verfertigen von Gefäßen und Hohlkörpern aus der Gutta-percha durch Ausdehnen
der erweichten und bildbar gemachten Substanz mittelst Einblasens oder Eintreibens
von Luft in einen in die Masse gesteckten Kautschukbeutel, wobei der Masse zu
gleicher Zeit von außen durch Formen oder andere Instrumente eine beliebige Gestalt
gegeben wird. Die Kautschukform wird zuvor mit Fett, Seife etc. eingeschmiert, damit
sie nach Vollendung des Gutta-percha-Gegenstandes wieder leicht von
demselben abgelöst werden kann. Die Mündung des Kautschukstücks wird fest mit dem
Ende einer Röhre verbunden, durch welche die Luft hineingetrieben wird. Die
Gutta-percha wird vor der Operation wohl erwärmt und erweicht, und dann erst
Luft oder Wasser etc. in den Kautschuk geblasen oder getrieben.
Dieses Verfahren ist jedoch nur zur Verfertigung kugelförmiger Gegenstände und in
einigen andern Fällen anwendbar; häufiger aber wird zur Anfertigung des
Gutta-percha-Gebläses irgend eine Form oder ein Instrument nothwendig
seyn. Die erweichte Gutta-percha wird bann in das Innere der Form gebracht
und nun der Kautschuk sammt der Gutta-percha auf besagte Weise so
aufgetrieben, bis letztere in jeden Theil der Form gedrungen ist und deren Gestalt
angenommen hat. In diesem Zustand wird der Gegenstand erhalten, bis er kalt und fest
geworden ist, wo er dann aus der Form. genommen und das Kautschukstück aus seinem
Innern herausgezogen wird. Die Mündung des so verfertigten Gegenstandes wird dann
auf beliebige Weise verschlossen. Kautschuk wurde zu diesem Verfahren gewählt, um
innerlich einen recht gleichartigen Druck hervorzubringen.
In manchen Fällen ist es wünschenswerth, die Außenseite der Gutta-percha zu
beschützen, ehe man sie in die Form bringt; ich bediene mich dazu einer
Kutschukdecke, durch welche die Masse in der geeigneten Lage erhalten wird, während
man sie im Bad erwärmt.
Der dritte Theil meiner Erfindung besteht im Hartmachen
der Gutta-percha, um ihr größere Dauerhaftigkeit zu verleihen. Zu diesem
Behufe koche ich die Gutta-percha etwa eine Stunde
lang in einem Bad, welches Aetzkali enthält, knete sie dabei mit einem hölzernen
Rührer und vermische sie mit Eisenoxyd (Colcothar), Bleiglätte oder ähnlichen
Oxyden, 1 Th. Oxyd auf 7 Thle. Gutta-percha ist das passendste Verhältniß.
Die Vermischung dieser Oxyde mit der Gutta-percha bewerkstellige ich in einer
Knetmaschine. Auch setze ich zu gleicher Zeit ungefähr 10 Proc. Leim oder einer
bituminösen Substanz, am besten in Pulverform hinzu, um der Masse eine größere
Zähigkeit und Cohäsion zu ertheilen.