Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 110, Jahrgang 1848, Nr. , S. 230 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber die Anwendbarkeit des Chloroforms als Motor anstatt
Schwefeläthers bei Dampfmaschinen; von Eugen Karr.
Am 10. Septbr. d. J. wurde in der Maschinenfabrik von Ch. Beslay in Gegenwart vieler Sachverständigen ein Versuch über die
Anwendbarkeit des Chloroforms als Motor bei Dampfmaschinen angestellt, wozu es von
dem Marinelieutenant Lafont anstatt des Schwefeläthers in
Vorschlag gebracht wurde. Es ergab sich dabei, daß das Chloroform dem Schwefeläther
(man vergl. über dessen frühere Anwendung polytechn. Journal Bd. XCIX S. 479)
vorzuziehen ist und eine bedeutende Ersparung an Brennmaterial ermöglichen wird.
Die angewandte Dampfmaschine ist eine doppelte mit Condensation durch Contact, wie
sie Hr. Beslay für die Seeschifffahrt verfertigt.
Dieselbe hat folglich zwei Dampfcylinder, welche von demselben Dampfkessel gespeist
werden; letzterer ist ein verticaler Röhrenkessel mit folgender innerer
Construction: der Kessel steht senkrecht über dem Feuerraum, so daß zwischen seiner
unteren Basis und dem Rost nur der nöthige Raum zum Anzünden und freien Verbrennen
der Steinkohlen bleibt; im Innern enthält er mehrere Röhren aus Kupfer, durch welche
die Flamme des Feuers streicht. Der auf der oberen Basis des Kessels angebrachte
Kamin zieht die Flamme an und erhält sie in den Röhren constant. Das im Kessel
enthaltene Wasser ist also in Berührung mit den Röhren, worin das Feuer circulirt,
und da ihm dieselben eine große und stark erhitzte Oberfläche darbieten, so kommt es
sehr schnell zum Sieden. Dieß ist eine neue und sehr vortheilhafte Anwendung der
Röhrenkessel bei den gewöhnlichen Dampfmaschinen.
Um bei der doppelten Dampfmaschine von Beslay das
Chloroform anwenden zu können, wurde sie bloß noch mit einem besonderen Apparat
versehen; dieß ist ein senkrecht gestellter gußeiserner Cylinder, welcher wie der
Kessel kupferne Röhren enthält, deren Enden geschlossen sind, indem sie auf der
Basis des Cylinders aufstehen; diese Röhren nehmen aber (statt der Flamme)
Chloroform auf.
Der im Kessel erzeugte Wasserdampf communicirt nur mit einem der zwei Cylinder; die
Röhren des Chloroform-Apparats laufen am oberen Ende des Cylinders in eine
einzige zusammen, welche mit dem zweiten Dampfcylinder direct in Verbindung steht.
— Nachdem der Wasserdampf im ersten Cylinder der Maschine seinen Nutzeffect
vollbracht hat, entweicht er direct in den Chloroform-Apparat, dessen Röhren
er umhüllt. Das Verbindungsrohr ist mit eiuem Hahn versehen, dessen Regulirung der
Maschinist besorgt.
Der Wasserdampf, welcher in den Dampfcylinder gelangt, wirkt also auf den Kolben und
entweicht dann aus dem Cylinder in den Apparat mit den Chloroform-Röhren,
welche er erwärmt. Das Chloroform entzieht dem Wasserdampf sehr schnell dessen
Wärmestoff, wobei der Wasserdampf condensirt wird, während sich das Chloroform in
Dampf verwandelt. Letzterer gelangt in den zweiten Cylinder, dessen Kolben er in
Bewegung setzt.
Es erforderte also bloß diejenige Triebkraft, welche der Dampfcylinder hervorbrachte,
einen Brennmaterial-Aufwand, obgleich beide Kolben in Bewegung gesetzt wurden
und beide ihren Nutzeffect lieferten. Beslay's Maschine
hat, wie man mir sagte, 20 Pferdekräfte, also 10 Pferdekräfte für jeden Cylinder.
Der Prony'sche Zaum gab folgende Resultate für die zwei
Cylinder, deren innere Durchmesser und Kolbenhube gleich sind: der durch den
Wasserdampf in Bewegung gesetzte Cylinder gab eine Kraft von 9,45 Pferden; der durch
den Chloroform-Dampf getriebene Cylinder eine Kraft von 14,8 Pferden. (Moniteur industriel, 1848 Nr. 1275.)
Cannon's Wagen zum Viehtransport
auf Eisenbahnen.
Der Zweck des Erfinders ist, den Koth und Urin des Viehes während seines Transports
auf den Eisenbahnen zu sammeln. Die neuen Wagen versiebt man hiezu mit einem offenen
Boden aus Querstangen von galvanisirtem (verzinktem) Gußeisen, welche schwach
gekerbt sind (damit das Vieh sicher darauf fußen kann); unter diesem offenen Boden
ist ein Behälter angebracht, welcher den durchgegangenen Koth und Urin aufnimmt und
mit einem Hahn versehen ist, damit man solche auf den Stationen abziehen kann. Um
die gewöhnlichen Viehwagen zu diesem Zweck abzuändern, belegt man ihren Boden mit
galvanisirtem Eisenblech, welches 2–3 Zoll an den Seiten hinaufreicht, und
bringt dann über diesem Boden noch einen durchbrochenen an, um einen Behälter für
den Urin und Koth zu bilden.
Den durchbrochenen Boden der Transportwagen für Schafe und Schweine verfertigt man am
besten aus galvanisirten Eisenplatten, welche mit vielen Löchern durchbohrt und so
stark sind, daß sie ohne alles Holzwerk dem Druck widerstehen können. (London Journal of arts, Octbr. 1848, S. 195.)
Ueber die Abnutzung der gußeisernen Bahnschienen; von Thompson.
Ich hatte Gelegenheit bei der Eisenbahn in einem Steinkohlenbergwerk, deren Schienen
aus Gußeisen bestehen, die Abnutzung zu bestimmen; auf dieser Bahn wurden während
achtzehn Jahren alljährlich 200,000 Tonnen transportirt, nämlich in einer Richtung
die Wagen und ihre Kohlenladung, zusammen im Betrag von 150,000 Tonnen, und in der
anderen Richtung die leeren Wagen im Betrag von 50,000 Tonnen; die Abnutzung in
Folge der Reibung betrug 1 (engl.) Pfund per laufenden
Fuß der Schienen oder 2 Pfd. per laufenden Fuß des Weges
(2,975 Kil. per laufenden Meter des Weges), und folglich
während der angegebenen Zeit 587 Pfund jährlich per
englische Meile (2,975 Kil. per Kilometer jährlich); die
Schienen warm aus Roheisen gegossen, welches mit kaltem Winde erblasen war.
Es ist nicht allgemein bekannt, aber eine genaue Thatsache, daß ein regelmäßiges
Befahren keine Abnutzung der Schienen bewirkt, weil eine gewisse
Temperatur-Erhöhung, welche durch die Reibung der darüber fahrenden Massen
verursacht wird, ihre Oxydation verhindert.
Schienen aus Gußeisen, welches mit heißem Winde erblasen ist, würden sich ohne
Zweifel viel mehr abnutzen und auch häufiger brechen.
Der Gewichtsverlust oder die Abnutzung der Schienen aus hämmerbarem Eisen wurde
meines Wissens noch nicht genau bestimmt, muß aber viel geringer als bei gußeisernen
Schienen seyn, weil das faserige Stabeisen der Reibung, der Hitze etc. bei weitem
besser widersteht als das krystallinische Gußeisen. (Moniteur
industriel, 1848 Nr. 1288.)
Maschinenriemen aus ungegerbten Fellen.
Die Maschinenriemen werden gewöhnlich aus lohgahrem Leder verfertigt und zeigen öfter
den Uebelstand, daß sie sich ausrecken, überhaupt aber dem Einfluß der Feuchtigkeit
und der Temperaturveränderung unterworfen sind. In Hannover wendet man in einer der
Mahlmühlen seit längerer Zeit Riemen an, die aus Fellen geschnitten sind, von
welchen man nur die Haare entfernt hatte, worauf solche mit Thran oder Oel gewalkt
wurden. Diese Riemen haben ein pergamentähnliches Ansehen und haben den Uebelstand
des Ausreckens durchaus nicht. Sie sind sehr leicht biegsam und kommen weit billiger
zu stehen als die aus gegerbtem Leder dargestellten. (Hannöver'sches
Notizblatt.)
Verfahren zur Bereitung einer Maschinenschmiere aus Harzöl und
Kalk; von Charvet.
Harzöl. Man verschafft sich Harzöl, welches so viel als
möglich von den fremdartigen Substanzen befreit ist, die mit ihm bei der
Destillation übergehen; dieß erzielt man entweder dadurch daß man das Harzöl längere
Zeit in Behältern aufbewahrt, wo sich dann die fremden Substanzen durch die Ruhe
absondern — oder dadurch, daß man das Harzöl eine Stunde lang in einem
kupfernen Kessel mit einem Procent seines Gewichts gelöschtem Kalk kochen läßt und
es hierauf noch heiß in Behälter ausgießt, worin sich die fremden Substanzen nun
schnell abscheiden.
Kalkteig. Von diesem Präparat hängt die Güte der fertigen
Schmiere hauptsächlich ab. Man gibt eine gewisse Menge Harzöl, z. B. 30 Liter, in
einen gußeisernen Kessel, welcher in einem Ofen so eingesetzt ist, daß das Feuer nur
seinen Boden berührt. Man erhitzt dieses Oel und wirft — unter beständigem
Umrühren mit einer eisernen Spatel — 25 Kilogr. abgelöschten Kalk, welcher
durch ein feines Sieb geschlagen wurde, hinein. Der Kalk löst sich sehr schnell
auf.
Man setzt nun nacheinander Harzöl und Kalk in dem angegebenen Verhältniß zu, bis der
Kessel voll ist; und fährt fort dieses Gemenge oder den Teig von Kalk und Harzöl zu
erhitzen, bis alles Wasser des Kalkhydrats verdampft ist, was man am Aussehen der
Masse erkennt, dieselbe ist nämlich dann flüssigem Chokoladeteig ähnlich und
leuchtet im Dunkeln wie Phosphor. In diesem Zustand ist der Teig zur Bereitung der
Schmiere geeignet.
Schmiere. Nachdem der Kalkteig auf eine hohe Temperatur
erhitzt ist und phosphorescirt, nimmt man einen flachen kupfernen Kessel, welcher
mit Handgriffen versehen ist und gießt 20 Liter Harzöl hinein; hierauf gießt man
unter starkem Umrühren mit einer Holzspatel etwa 2 Kil. Kalkteig hinein.
Das Gemenge bekommt sogleich ein gallertartiges Ansehen) in diesem Zustande gießt man
es schleunig in die Büchsen oder Fässer, worin es versendet werden soll. Es erstarrt
darin bald, sogar vor dem Erkalten. Das nun fertige Präparat ist eine gute Schmiere
für Maschinentheile aller Art.
Obige Verhältnisse lassen sich nach Umständen abändern; wenn die Schmiere für große
Getriebe bestimmt ist, nimmt man auf 20 Liter Harzöl 3 Kilogr. Kalkteig. (Moniteur industriel, 1848 Nr. 1284.)
Neue Methode zum Härten stählerner Werkzeuge.
Man nehme 4 Theile (1 Pfd.) gelbes Harz, fein pulverisirt; 2 Theile (½ Pfd.)
reinen Fischthran; 1 Theil (¼ Pfd.) reines Unschlitt.
Das Harz und der Fischthran werden in einem eisernen Gefäß kalt gemischt, dann läßt
man die Mischung auf einem gelinden Kohlenfeuer zergehen, jedoch so, daß dieselbe
nicht brennend wird. Ist die Auflösung vollkommen erfolgt, so wird das Unschlitt für
sich geschmolzen und beigegeben.
Das zu härtende Werkzeug läßt man braunwarm werden, und dann in obiger Mischung
abkühlen, es wird hierauf zum zweitenmal braunwarm gemacht und im Wasser, wie
gewöhnlich, gehärtet.
Ganz verbrannter Gußstahl, nach dieser Vorschrift behandelt, bekommt seine
ursprüngliche Qualität wieder, und die nach dieser Vorschrift gehärteten Werkzeuge
gewähren gegenüber den auf gewöhnliche Weise gehärteten eine drei- bis
vierfache Dauer. — Wagner, Wagenmeister bei der k.
württemberg. Eisenbahn. (Eisenbahn-Zeitung, 1848, Nr. 39)
Schlarbaum's Verbesserung an den
Petschaften.
Der Mechaniker C. H. Schlarbaum in München hat an den
Petschaften eine sehr nützliche Verbesserung angebracht. Er umgibt die Peripherie
des Siegelstockes mit einem feststehenden Ringe und den Siegelstock läßt er mit
Hülfe einer Spiralfeder in dem Ringe nach unten drücken. Dadurch bewirkt er, daß das
Siegellack im weichen Zustande beim Siegeln nicht unförmliche Wulste am Rande des
Wappens bilden kann, wie gewöhnlich geschieht, sondern von dem feststehenden Ringe;
der den gefederten Siegelstock beim Niederdrücken umgibt, zusammengehalten wird.
Dadurch erhalten die Wappen eine schöne kreisrunde Form, werden schärfer ausgeprägt,
sind ganz flach, dünn und zum Verpacken mehrerer Briefe ganz dienlich und können auf
fälschliche Weise nicht leicht geöffnet werden. Es wird dadurch auch viel Siegellack
erspart, und die Vorrichtung an den Siegeln ist gar nicht kostspielig. (B.
Gbfrd.)
Ueber die Anwendung des Wasserdampfs zur Reinigung von
Fässern; von Prof. Siemens in Hohenheim.
Unter den mannichfaltigen Anwendungen des Dampfes dürfte wohl kaum eine von
allgemeinerem Nutzen seyn als die hier bezeichnete, namentlich für ein Land, wo man
den Inhalt eines Fasses zu schätzen weiß und deßhalb auch erkennt, wie häufig dieser
durch eine unsaubere Behandlung an seiner Güte verliert. Die Ursache der sogenannten
Krankheiten der Weine oder des Mostes, ist meist in der mangelhaften Reinigung der
Füsser zu suchen. Bei einer bevorstehenden segensreichen Füllung unserer Fässer wird
deßhalb ein guter Rath, sie auf die geeignetste Weise dazu herzurichten, am ehesten
Beachtung finden.
Sehr oft besteht die Reinigung nur darin, daß man die Fässer wiederholt mit heißem
oder auch nur mit kaltem Wasser ausschwenkt, bis dieses hell abfließt, und dann vor
dem Füllen mit Wein oder Most ausbrennt, d. h. einen Schwefelschnitt darin
verbrennen läßt. Mehr verunreinigte Fässer schlägt man zuvor auf und reinigt sie
durch Bürsten von den fester anklebenden Verunreinigungen. Durch eine solche
Behandlung wird aber nur ein nicht durch Säure verunreinigtes Faß zur Erhaltung
eines guten Weins genügend hergerichtet; war das Faß längere Zeit nicht ganz voll
oder mit einem schlechten, leicht Säure bildenden Wein gefüllt, wie das erstere
meist in unsern Haushaltungen der Fall ist, wo der tägliche Verbrauch vom Füllen bis
zum letzten Reste von ein und demselben Fasse genommen wird, so wird in dem Holze
bei aller äußeren Reinigung so viel Säure zurückbleiben, daß die neue Füllung durch
diese mit dem nöthigen Fermente zu einer neuen Säurung hinreichend versehen ist, der
Wein aber ungesund und weniger haltbar werden werden muß, wenn ihn die Gewohnheit
auch lange als genießbar gelten läßt.
Wie oft geschieht aber die Reinigung der Fässer so unvollständig, daß ihr Inhalt bald
einen fauligen Geruch und Geschmack erhält. Es wird dieß hauptsächlich durch die in
dem Fasse zurückgebliebenen hefigen Theile verursacht, die sich beim Trocknen so
fest mit dem Holze verbinden, daß sie nur schwer davon zu trennen sind und als im
Wasser nicht löslich auch erst nach und nach erweichen, was bei der längeren
Berührung mit der neuen Flüssigkeit geschieht, und dieser dann durch die Zersetzung
oder Fäulniß, welche sie erleiden, jenen fauligen Geruch und Geschmack ertheilen. Je
alkoholärmer das aufzubewahrende Getränk ist, je mehr natürliche Säure und
schleimige Theile es enthält, desto mehr wird es auch zur weiteren Säurebildung
geneigt seyn. Je länger ein solches Getränk aufzubewahren ist, desto sorgfältiger
müssen wir auf die Reinigung der Fässer bedacht seyn.
Diese Reinigung laßt sich aber auf keine Weise leichter und vollständiger als
mittelst Dampf erreichen, welcher hiezu durch seine
Gasform, die ihn fähig macht die Körper leichter zu durchdringen, und durch seine
große Menge Wärme die er enthält, besonders geeignet ist. Seine allgemeinere
Anwendung dazu wird bis jetzt durch die anscheinend umständliche Gewinnung desselben
verhindert, weßhalb mit der erleichterten Erzeugung des Dampfes auch seine Benützung
eine allgemeinere werden kann. Diese leichtere Gewinnung wird nun aber durch die von
GallBeschreibung und Abbildung meiner tragbaren Dampferzeuger von L. Gall. Trier, 1844. angegebenen tragbaren Dampferzeuger so befriedigend erreicht, daß die
Verbreitung derselben mit Recht alle Unterstützung verdient. Es ist deßhalb auch
erfreulich, daß gegenwärtig mehrere Kupferschmiede hier im Lande sich mit der
Anfertigung solcher Dampferzeuger beschäftigen. Namentlich haben der Kupferschmied
Sigelen in Stuttgart und Mechanikus Flor in Ludwigsburg der landwirthschaftlichen
Centralstelle einen solchen Apparat, zunächst zur Benützung bei der Dampfwäsche, zur
Prüfung vorgelegt, der aber eben so gut zu obigem Zwecke sich eignet. Auch der
Kupferschmied Wagner in Eßlingen fertigt dieselben von
allen Größen und zweckmäßiger Construction.
Ein solcher tragbarer Dampferzeuger besteht bei kleineren Dimensionen aus einem
Cylinder von Eisen-, Kupfer- oder Messingblech von 2–3 Fuß Höhe
und 1 bis 1½ Fuß Weite, je nachdem man mehr oder weniger Dampf bedarf. Im
Innern dieses Cylinders ist ein kleiner Ofen mit Rost und Aschenfall angebracht, wie
man dieß bei den russischen Theemaschinen (Samowar) schon lange kennt. Das Rauchrohr
des Ofens geht oberhalb noch durch einen Aufsatz des Cylinders, der als Vorwärmer
für das in Dampf zu verwandelnde Wasser dient. Vom oberen Rande des Vorwärmers führt
ein Rohr das Wasser in den unteren Kessel, wo es sich an der Oberfläche des Ofens in
Dampf verwandelt. Dieser wird oberhalb durch ein Rohr abgeleitet Um die
dampfbildende Fläche des Ofens zu vergrößern, sind mehrere Röhren in demselben
angebracht, die sich innen mit Wasser füllen und außen vom Feuer berührt eine rasche
Dampfentwicklung zulassen.
Ein solcher Apparat ganz von Metall zu 24 bis 36 fl. genügt, ein Faß von 8 bis 10
Eimern binnen 30 bis 40 Minuten vollständig zu reinigen. Um dieß zu bewerkstelligen,
wird das Faß auf einer paffenden Unterlage oder auch auf seinem Lager selbst so
gedreht, daß die Spundöffnung nach unten kommt. In diese steckt man einen Spund mit
einem 2 bis 3 Fuß langen Rohre und läßt dieß in einen kleinen Kübel tauchen, der so
weit mit Wasser gefüllt ist, daß dieses die Oeffnung des Rohrs verschließt. Hierauf
stellt man den Dampferzeuger so neben dem Fasse auf, daß das Dampfrohr in das
Zapfloch des Fasses reicht, und leitet nun so viel Dampf hinein, bis das Holz des
Fasses überall eine fühlbare Wärme zetgt. Der zuerst einströmende Dampf wird sich
sämmtlich zu Wasser condensiren und das untere Gefäß nach und nach füllen. Später
werden hier aber Dämpfe austreten, die sich durch ein Geräusch zu erkennen geben, wo
sich dann auch das Faß außen erwärmt zeigen wird und hinreichend Dampf zugeleitet
ist, was sich jedoch nach dem Grade der Verunreinigung des Fasses richtet. War das
Faß bereits sauer und innen mit Schimmel überzogen, so muß man den Dampf bedeutend
länger einwirken lassen, als dieß bei einem gut erhaltenen Fasse nöthig wird. Durch
die Absperrung des unteren Rohrs mit Wasser werden die entweichenden Dämpfe
verhindert, sich in dem Locale zu verbreiten, und erhalten dadurch zugleich auch,
sowie sich das Gefäß mit Wasser füllt, eine höhere Temperatur, die ihre eindringende
und auflösende Kraft noch vermehrt.
Man kann auf diese Weise die Reinigung größerer Fässer, die nicht wohl aus dem Keller
oder von ihrem Lager zu transportiren sind, ganz gut an Ort und Stelle vornehmen,
wenn es sich nur bewerkstelligen läßt, den Rauch des Feuers durch die Kelleröffnung
abzuleiten. Die Temperatur des Kellers wird dadurch unmerklich erhöht, da der Ofen
ganz von dem Wasser umgeben ist und keine Dämpfe aus dem Fasse oder unteren Gefäße
entweichen. Hat man eine größere Anzahl Fässer zu reinigen, so geschieht dieß
freilich zweckmäßiger da, wo eine Erwärmung des Locals keinen Nachtheil
verursacht.
Wie bedeutend die reinigende Wirkung des Dampfes ist, zeigte die Anwendung desselben
in der technischen Werkstatt zu Hohenheim, wo beim Ausdämpfen einer Stande, die
sechs Jahre früher zum Einschlagen von Kirschen und später zu verschiedenen Zwecken
benutzt worden ist, aus den Poren des Holzes eine rothe Flüssigkeit verdrängt wurde,
deren Färbung unverkennbar jenem früheren Gebrauche zuzuschreiben war. Aus diesem Grunde eignet
sich auch das Ausdämpfen vorzüglich, um neue Fässer zur
Aufnahme des Weins oder Mostes vorzubereiten, da sie durch Dampf binnen weniger
Stunden vollständiger von Lohe befreit werden, als durch wochenlanges Auffüllen mit
Wasser
Aber nicht nur zur Reinigung der Fässer eignet sich der Dampf, es können damit auch
eben so gut die Bottiche oder Kufen angeschwellt und gereinigt werden, wozu man diese auf einem ebenen
Boden umkehrt und den Dampf in die untere Oeffnung leitet. Ebenso können damit die
ausgepickten Bierfässer nach dem Gebrauche sehr gut
gereinigt werden, wobei zugleich das überflüssig darin befindliche Pech bei längerer
Einwirkung des Dampfes abfließt und so das spätere Abspringen desselben verhütet
wird. Endlich wäre die Anwendung des Dampfes zur Reinigung der Holzgefäße in
größeren Milchwirthschaften zu empfehlen, da namentlich
bei der Butterbereitung die größte Reinlichkeit nöthig wird.
Das Vorurtheil und die nicht ungerechte Scheu vor allem Neuen wird auch diese
vortheilhafte Anwendung des Dampfes nicht so bald allgemein machen; es wäre aber
sehr zu wünschen daß man hier in größern Keltern und Weinlagern die Sache aufmerksam
prüfte, wo sie dann nach und nach schon weitere Ausbreitung finden wird, denn alles
Gute pflegt zwar langsam, aber gewiß einmal sich Bahn zu brechen. (Riecke's landwirthschaftliches Wochenblatt, 1848, Nr.
39.)
Ueber die Kohlensäure als Auflösungsmittel beim
Vegetationsproceß.
Bekanntlich kommen mehrere in Wasser nur wenig oder gar nicht auflösliche Körper in
den Pflanzen vor, wie kohlensaurer Kalk, phosphorsaurer Kalk und Kieselerde,
letztere zwei in auffallender Menge in vielen Grasarten, namentlich tropischen. Daß
diese Körper aus dem Boden stammen unterliegt wohl keinem Zweifel, aber auf welche
Weise sie von den Pflanzen aufgenommen werden, ist noch darzuthun. Zu diesem Behufe
stellte Hr. John Davy Versuche über die Auflöslichkeit
der genannten Salze in einem mit Kohlensäure imprägnirten Wasser an, welches er
11–19 Tage darauf einwirken ließ. Von noch feuchtem Phosphorsauren Kalk löste sich 1 Gr. in 20,000 Gr. und zwar in kurzer Zeit
auf. Von gallertartiger Kieselerde wurde 0,01 Gr., von
Kieselerde-Pulver aus Mineralwasser 0,06 Gr., in 6 Kubikzoll Luftwasser
aufgelöst. Auf Gyps hatte das Wasser keinen Einfluß; auch auf Thonerde nicht. Auf
erstern waren auch Schwefelsäure, Salzsäure und Essigsäure ohne Wirkung. Aus
mehreren mineralischen oder doch anorganischen Substanzen löste solches
kohlengesäuertes Wasser, außer den in bloßem Wasser auflöslichen Bestandtheilen,
zugleich kohlensauren Kalk und Talkerde, phosphorsauren Kalk und Kieselerde auf, wie
aus Kalkmergel, Zuckerrohrasche und mehreren Erdgemischen. Diesen Versuchen zufolge
scheint die Auflöslichkeit. Schwer- oder Unauflöslichkeit dieser Körper im
kohlengesäuerten Wasser von großem Einfluß auf den Gehalt der Pflanzen an ihnen zu
seyn. Ebenso erklären sie zum Theil die Wirkung der Mineralwässer und des
kohlensäurehaltigen Regenwassers auf die Pflanzen. Uebrigens wurde die auflösende
Kraft des kohlensäurehaltigen Wassers auf phosphorsauren Kalk schon von Johnston beobachtet. (Edinb. new
philos. Journal, April — Juli 1848.)
Anleitung, aus inländischen Trauben einen dem Tokayer
ähnlichen süßen Wein zu bereiten.
Der in Stuttgart 1795 gestorbene Secretär GroßDerselbe war zugleich Professor der Elektricitaͤt an der hohen
Karlsschule und hat sich in diesem Zweige des Wissens besonders durch eine
kleine Schrift über die von ihm sogenannen elektrischen Pausen bekannt gemacht. beschäftigte sich
viele Jahre hindurch mit Versuchen, aus inländischen Trauben einen süßen, dem
Tokayer ähnlichen
Neckarwein ohne einige fremde Beimischung zu erhalten. Diese Versuche sind ihm auch
endlich vollständig gelungen, so daß sein süßer Wein in Bouteillen zu hohen Preisen
Nachfrage fand und er aus dieser Weinbereitung, die er als Geheimniß behandelte,
einen bedeutenden Nutzen zog. Die von ihm hinterlassenen Papiere über das dabei in
Anwendung gebrachte Verfahren befinden sich derzeit im Besitz des Hrn.
Obertribunalraths v. Hofacker in Stuttgart, und auf
seinen Wunsch geschieht es, daß wir das Wesentliche daraus im Nachfolgenden zur
öffentlichen Kenntniß bringen.
Beschreibung wie der Frühlingswein gemacht
wird.
1) Die Trauben welche am besten dazu taugen, sind Veltliner, Gutedel Muskateller,
Traminer, Ruländer, auch Silvaner (nur sollen diese nicht den größten Theil
ausmachen), überhaupt aber alle guten Sorten von Trauben, welche süße fleischige
Beeren haben und wohl zeitig sind, die schwarzen ausgenommen, weil diese die Farbe
an dem Wein zu dunkel machen.
2) Die Trauben werden in einem luftigen Zimmer, das im Fall, wenn eine frühe Kälte
eintritt, ein wenig geheizt werden kann (weil die Trauben, wenn sie einmal gefroren,
sich nicht mehr lange aufheben lassen), aufbewahrt, auf Bretter gelegt oder
aufgehängt und von Zeit zu Zeit, wenn es nöthig ist, ausgeschnitten. Beim ersten
Ausschnitt der faulen Beeren werden auch diejenigen Beeren weggeschnitten, welche
nicht ganz zeitig sind. Der Most aus diesem ersten Ausschnitt kann zu Senf etc.
gebraucht werden. Aus dem zweiten Ausschnitt, welcher meistens im November
vorgenommen wird, wird Honig bereitet und auch größtentheils aus den folgenden
Ausschnitten; doch wird aus diesen letzteren immer schon ein Theil zum Wein
verwendet.
3) Bereitung des Traubenhonigs. Wenn die Trauben gut
ausgepreßt sind, so wird der Most entweder in einem Porzellan- oder
Steingeschirr auf Kohlen gesetzt, bis er recht heiß ist (sieden darf er aber nie),
und kann auch wohl so eine Zeit lang abdampfen. Alsdann wird er durch einen wollenen
Sack filtrirt und so lange wieder aufgegossen, bis er ganz klar abläuft. Dieser
klare Most wird alsdann wieder in einer reinen Porzellanschüssel entweder auf ein
schwaches Kohlenfeuer oder in eine heiße Bratkachel gestellt und mäßig heiß
abgedunstet, bis er die Honigdicke hat. Man hebt ihn alsdann in einem Zuckerglas
auf, den sandigen Niederschlag aber, welcher sich unten in der Schüssel angesetzt
hat, thut man nicht unter den Honig.
4) Wenn man einen guten Vorrath von diesem Traubenhonig besitzt, so wird immer ein
Theil von dem Ausschnitthonig zu Wein gemacht. Der Most
wird zu diesem Zweck auf die nämliche Weise wie beim Honig heiß gemacht, aber nich abgedampft, und auch auf die nämliche Weise
filtrirt. Hierauf wird der Most hydrostatisch gewogen und so viel von obigem Honig
darein vermischt, bis er 1,150 bis 1,160 schwer ist. Alsdann wird er in Kolben
gefüllt und an einen warmen temperirten Ort gestellt, bis er anfängt zu gähren, und wenn die Blasen oben schnell zergehen und
keinen Schaum mehr behalten, wird er in den Keller gestellt. Wenn man einmal
gährenden Most hat, so tauscht man immer von dem neuesten gegen den vorherigen 1
oder ½ Schoppen aus, damit die Gährung bald vor sich geht.
5) Zu Ende des Monats März bis in die Mitte des Aprils werden die Trauben
gemeiniglich gemostet, zuweilen auch etwas früher oder später, je nachdem der
Jahrgang gut oder schlecht ist. Um diese Zeit hat der Most meistens die Schwere von
1,150 bis 1,160, so daß man nicht nöthig hat ihm Traubenhonig zuzusetzen. Dieser
Most wird auch auf gleiche Weise filtrirt, wie der von den faulen Beeren (Nr. 4),
und auch, wenn er die angezeigte Gährung erreicht hat, in den Keller gestellt.
6) Ungefähr in der Mitte des Augusts bis Anfangs des Septembers werden die
sämmtlichen Kolben mit neuem Wein abgelassen, wieder hydrostatisch abgewogen, auch
im Geschmack und in Ansehung der Aufhellung genau untersucht und nach Befinden, so
weit sich in keinem dieser Punkte ein Mangel zeigt, zusammen in ein Fäßchen gefüllt.
Sollte dieses dabei nicht voll werden, so können auch die zwei letzten Jahrgänge
zusammengefüllt werden.
7) Es kann übrigens geschehen, ohne daß sich bis jetzt ein gewisser Grund davon angeben ließe, daß ein
oder der andere Wein allzu geistig wird oder nicht hell, oder der Geschmack nicht
gut. Solche Weine müssen immer abgesondert für sich in Kolben aufbewahrt werden;
zuweilen erholen sie sich, manchmal werden sie aber auch schlimmer und also zu
Obigem ganz unbrauchbar.
8) Wenn der Wein einmal in einem Fäßchen beisammen ist, so kann er liegen bleiben bis
er alt genug ist zum Trinken, welches aber immer einige Jahre anstehen muß. Wird
dann vom ältesten Wein den man hat zum Trinken herausgelassen, so ist es am besten,
wenn man das Faß mit dem nächst ältesten, diesen mit neuerem und den mit neuestem
Wein auffüllt und auf diese Weise immer alles voll erhält.
Außer dem hier mitgetheilten Aufsatz, welcher die Jahreszahl 1795 trägt, liegen noch
zwei ältere Aufsätze von Groß vom Jahr 1782 über diesen
Gegenstand vor uns, die aber unvollendet geblieben sind und aus welchen wir noch
einzelne Bemerkungen und Beobachtungen über diese Weinbereitung hier beifügen
wollen.
1) Untauglich für die Bereitung süßer Weine sind alle Trauben, welche nicht einmal
einen guten Landwein geben, wie z. B. die Elbenen (?), sodann die nicht haltbar
genug sind, um lange aufbewahrt werden zu können, wie die meisten schwarzen und
engbeerigen Trauben, als (Clevner und Silvaner, endlich alle nicht ganz zeitigen
Trauben.
2) Bisher habe ich die Trauben nur bloß auf Bretterstücke gelegt, die auf dieser
Seite gehobelt und mit einem schmalen Rande umgeben sind. Vornehmlich aber habe ich
dafür gesorgt, daß immer einige frische Luft darüber hinstreichen konnte. Die hiezu
erforderlichen Oeffnungen der Wand habe ich mit überspanntem Flanell und, wo ich es
für nöthig hielt, mit Drahtgitter verwahrt.
3) Um die Trauben während der Aufbewahrung, so weit als es überhaupt möglich ist, vor
Fäulniß zu schützen, sollen sie zur Zeit, da sie vom Weinstock abgeschnitten werden,
trocken seyn und sodann sorgfältig zwischen Traubenlaub gelegt und so viel möglich
unverletzt und bald an ihren Verwahrungsort gebracht werden. Wenn sie über Feld
geschickt werden, so ist es besser sie etwas dicht als allzu locker einzupacken. Man
muß eilen die erhaltenen Trauben auf die Bretter zu legen und zwar zuerst etwas
weitläufig. Nach 2–3 Tagen werden sie dann Stück für Stück genau untersucht
und alle faulenden, sowie alle nicht haltbar scheinenden Beeren sorgfältig
ausgeschnitten. Nach ungefähr zehn Tagen wird man dann meistens wieder viele
faulende Beeren antreffen, die sodann abermals sorgfältig auszuschneiden sind.
Dieses Ausschneiden muß ungefähr nach drei und sodann nach vier Wochen wiederholt
werden, indem es immer länger anstehen kann, je welker die Trauben werden. Die drei
ersten Ausschnitte sind die stärksten. Je welker sie geworden sind, um so näher
können sie auch gerückt und nöthigenfalls selbst über einander gelegt werden.
4) Je welker und zeitiger die Trauben sind, um so mehr können sie auch den Frost ohne
allen Schaden ertragen, wie z. B. ganz zeitige Trauben, obgleich sie noch gar nicht
welk waren, am 23. Oct 1777 bei einer Kälte von — 6° R. noch nicht
gefroren sind. Haben sie dagegen durch den Frost gelitten, wo sie dann nach dem
Aufgefrieren dunkel und schwärzlich werden, so muß man sie ohne weiteren Aufschub
mosten, wo man dann immer noch einen ziemlich guten süßen Wein daraus verfertigen
kann.
5) Es läßt sich zwar wegen Verschiedenheit der Trauben und ihrer Zeitigung nicht im
allgemeinen bestimmen wie viel süßen Wein man sich von einer gewissen Quantität
Trauben versprechen könne, und ich habe auch noch nicht Erfahrung genug, es nur mit
der an sich möglichen Bestimmtheit anzugeben, doch glaube ich nicht viel zu irren,
wenn ich annehme daß im Durchschnitt die Menge des süßen Weins 1/6- 1/5 von dem
betragen wird, was man an gewöhnlichem Wein beim Mosten der Trauben im Herbst
erhalten hatte.Rechnet man, wie gewoͤhnlich, auf 1000 Pfund Trauben einen Eimer Wein,
so würde man hienach ungefähr 550 Pfund Trauben (im Herbste gewogen) zu 1
Jmi dieses süßen Weins nöthig haben.
6) Die beste Gattung von meinen süßen Weinen ist diejenige, welche von Trauben
erhalten wird, die so sehr eingetrocknet sind, daß der daraus erhaltene Most fast
ebenso schwer als gesättigtes Salzwasser ist oder eine Eigenschwere von 1,170 bis
1,200 besitzt und
weiter nichts als die bloße Filtrirung nöthig hat. Geringere Gattungen sind
diejenigen, welche ursprünglich nur 1,070 bis 1,169 schwer waren, sodann aber durch
geringes Abdünsten bis auf die Schwere von ungefähr 1,200 erhöht worden sind. Eine
vermischte Gattung endlich nenne ich diejenige, welche durch eine Beimischung von
Traubenhonig verbessert worden ist.
7) Es ist gut wenn die Trauben vor dem Mosten zuvor abgebeert werden, weil die
abgedörrten Kämme der welken Trauben die Quantität des Mostes verringern.
8) Das Mosten der welken Trauben erfordert, daß dieselben sorgfältiger vor dem
Pressen gestampft oder zerrieben werden, als dieß bei frischen Trauben gewöhnlich
und nöthig ist. Es muß auch dieses Stampfen mehrmals nach vorherigem Auspressen
wiederholt werden, bis unter den Trestern keine fleischigen Häute mehr wahrgenommen
werden Damit durch Ausspritzen nichts verloren gehe, bringt man die Trauben in
leinene Säcke, wobei man die Vorsicht zu beobachten hat, daß man langsam preßt und
besonders beim letzten Pressen den Sack nur locker und halbvoll füllt, damit er sich
bald breit und flach drücke. Da bei schon ziemlich welken Trauben der nachfolgende
Druckmost immer dicker, trüber und klebriger, aber auch süßer und besser ist als
derjenige der zuerst abläuft, so hat man bei dem Pressen besonders dafür zu sorgen,
daß in den Trebern so wenig als möglich zurückbleibt. Zu diesem Zweck ist zu
empfehlen, den zuerst und ohne viele Mühe ablaufenden Vorlaßmost einstweilen in ein
besonderes Gefäß zu gießen, sodann mit dem Auspressen fortzufahren, bis es allzu
mühsam wird, alsdann aber die Trester mit einem Theil des vorgedachten Vorlasses
anzufeuchten und wieder auszupressen und so fortzufahren, bis aller Vorlaß
verbraucht und verbessert worden ist.
9) Wenn die Trester auf diese Art bestmöglich ausgepreßt sind, so sollen sie mit
Wasser oder auch mit gutem Wein angefeuchtet und sodann wieder ausgepreßt werden, so
lange als dieser Druckmost in der Schwere dem gewöhnlichen Most im Herbst noch
gleich kommt. Dieser zweite Druckmost kann sodann abgedünstet und filtrirt zu
Traubenhonig gemacht werden.
10) Bei Verfertigung sowohl des Traubenhonigs als des süßen Weins liegt das
Hauptkunststück in einer guten Filtrirung. Diese besteht bei mir darin, daß der
trübe Most zuerst über Kohlen gelinde so lange erwärmt wird, bis man eine Art von
Gerinnung daran wahrnimmt. Alsdann füllt man einen frei aufgehängten Flanellsack
ziemlich geschwind damit auf und gießt so lange immer nach, bis das Ablaufende schön
klar ist. Sobald dieß der Fall ist, setzt man ein anderes reines Gefäß unter und
gießt zuerst das noch übrige warme Trübe so lange nach, bis alles darin ist. Hierauf
wird das zuerst abgelaufene, etwas Hellere, das man inzwischen warm halten muß,
nachgegossen, und so läßt man es allenfalls über Nacht fortlaufen. Oefters, wenn der
Most sehr dick, trübe und schwer ist, findet man ihn des Morgens noch nicht ganz
abgelaufen; alsdann muß man alles wieder erwärmen und, wenn auch dieses nicht
zureichen will, einen zweiten Filtrirsack aufstellen. Bisweilen muß man auch den
Most mehreremale durchlaufen lassen, ehe er vollkommen klar abzulaufen beginnt.
11) Derjenige Most, welcher gleich anfangs eine Schwere von nahezu 200 Graden (=
1,200) besitzt und deßhalb gar keine Abdünstung bedarf, wird erst im Februar und
zwar nur in guten Jahrgängen, sonst erst im März oder April erhalten. Aller übrige
Most muß durch das Abdünsten um eine beträchtliche Quantität vermindert werden, wenn
ein haltbarer süßer Wein daraus entstehen soll. Noch mehr, nämlich bis auf ungefähr
360 Grade muß der Most abgedünstet werden, bis er ein tauglicher Traubenhonig wird
und eine haltbare Honigconsistenz erlangt. Die Abdünstung selbst muß langsam und
behutsam geschehen, daß keine merkliche Gährung dabei entstehen kann. Der Most darf
daher nie bis auf 48° R. oder so viel erwärmt werden, daß man die Finger
nimmer darin erleiden kann, noch weniger aber bis zum völligen Sieden, als wodurch
er unwiederbringlich verdorben wird und hernach nur zu Senf oder zu Traubengesälz
taugt. Es taugen zu dieser Erwärmung keine anderen als steinerne und porzellanene
Gefäße, denn die irdenen Geschirre schlagen durch, die von Fayence springen und die
metallenen, besonders die eisernen werden vom Most angegriffen und geben ihm einen
unangenehmen Geschmack.
Der Most soll in der Regel vorher abgedünstet werden, ehe
er filtrirt wird, denn der allerklarste Most wird durch das nachherige Abdünsten
wieder etwas trüblich. Doch ist eine nur geringe Abdünstung dem filtrirten Most
unschädlich.
12) Der zur Bereitung des Traubenhonigs bestimmte Most muß nothwendig vorher
clarificirt seyn, ehe er bis zur Honigconsistenz abgedünstet wird, denn ein Most von
dieser Dicke würde sich hernach nimmer filtriren lassen. Er wird aber dennoch sehr
klar, weil das Trübe, was sich bei dem weiteren Abdünsten des filtrirten Mostes
erzeugt, bei fortdauernder Wärme sich zusammen begibt und zu Boden sinkt, mithin
beim behutsamen Abgießen des oberen hellen Theils sehr gut sich davon absondern
läßt. Doch ist es auch hiebei sehr gut, wenn der Most nicht eher filtrirt wird bis
er schon beinahe auf die Schwere von 180–200 Grade abgedünstet ist. Durch das
nachherige weitere Abdünsten erzeugen sich sandartige Krystalle (wohl größtentheils
von Weinstein), die oben schwimmen, sodann aber meistens von selbst zu Boden fallen.
Beim Abgießen des reinen Traubenhonigs bleibt manchmal auch ein beträchtlicher Theil
in verhärteter Gestalt zurück) dieser muß mit neuem filtirtem Most erweicht und dann
aufs Neue abgedünstet werden.
13) Wenn der Traubenhonig seine rechte Consistenz hat, so erhält er sich ebenso gut
oder noch besser als der Bienenhonig. Beide Gattungen candiren sich durch die Länge
der Zeit, es wird aber auch der candirte Traubenzucker, wenn er in Wasser und in der
Wärme aufgelöst wird, ebenso klar, als er es war ehe er sich candirte. Wenn die
Trauben, aus welchen der Honig verfertigt wurde, vollkommen reif und von einer guten
Gattung waren, so kommt er in der Süßigkeit dem Bienenhonig beinahe gleich, meistens
aber führt er einige Säure mit sich, die aber sehr angenehm ist und demselben bei
einem und anderem Gebrauch einen Vorzug vor dem Bienenhonig gibt
Aus dem hier Mitgetheilten ist nun zunächst ersichtlich, daß das Groß'sche Verfahren mit dem beim sogenannten Strohwein üblichen Aehnlichkeit hat. Die Trauben werden
— hier auf Brettern dort auf Stroh — über den Winter aufbewahrt, um
sie erst gegen das Frühjahr hin, nachdem sich durch Verdünstung der wässerigen
Bestandtheile der Zuckerstoff in ihnen mehr concentrirt hat, zu mosten. Aus diesem
Grunde gab Groß seinem Weine auch den Namen Frühlingswein. Dagegen unterscheidet sich der letztere
vom Strohwein dadurch, daß Groß den Most vor der Gährung
vorher erwärmt und filtrirt. Bei diesem Erwärmen wird ein Theil des im Uebermaß
vorhandenen Ferments zum Gerinnen gebracht und dann durch das Filter ausgeschieden,
so daß nun nur eine mäßige, langsame Gährung eintritt und der Wein den gewünschten
Grad von Süßigkeit behält. Ein ähnliches Verfahren wird im südlichen Tyrol (z. B. in
der Gegend von Meran) bei Bereitung des dortigen süßen Sackerlweins in Anwendung gebracht, wo man gleichfalls die Trauben sehr
spät mostet, den Most einkocht und dann durch wollene Säckchen (daher der Name)
durchlaufen läßt.
Als eigenthümlich muß somit bei der Groß'schen
Weinbereitung hervorgehoben werden:
1) die sorgfältige Benützung des Abgangs, den man bei solcher Aufbewahrung der
Trauben durch das Faulen der Beeren erleidet, indem Groß
diesen Abgang zur Bereitung seines Traubenhonigs (wohl zu unterscheiden vom
gewöhnlichen Traubengesälz) verwendet;
2) die fortwährende hydrostatische Abwägung des Mostes, wonach nur derjenige Most,
welcher nach der Weinwaage ein specifisches Gewicht von ungefähr 1,160 zeigt,
unmittelbar zur Bereitung des süßen Weins benützt wird, leichterem Most dagegen
durch Zusatz von Traubenhonig erst jenes höhere Gewicht gegeben werden muß. In dem
früheren Groß'schen Aufsatz (von 1782) findet sich das
erforderliche specifische Gewicht zu 1,200 statt 1,160 angegeben, es scheint also
Groß erst später Erfahrungen gemacht zu haben, daß
auch Most von 160 Graden für diesen Zweck genügt. Dazu kommt noch
3) die Erwärmung des zum Wein bestimmten Mostes mit genauer Beachtung der Temperatur
von 48° R., indem der Zweck dabei nicht sowohl Abdampfung der wässerigen
Bestandtheile ist, als vielmehr ein theilweises Gerinnen, um dann diesen Theil durch
das nachherige Filtriren auszuscheiden.
Insofern nun obige Anleitung sich auf vieljährige Erfahrungen eines genauen
Beobachters stützt, sind wir überzeugt, daß Jeder bei getreuer Einhaltung des
vorgezeichneten Wegs auch auf ein ausgezeichnetes werthvolles Product mit Sicherheit
rechnen darf. Bei einem Jahrgang aber, wie der heurige, wird wohl auch ein so billiger Ankauf dazu
tauglicher Trauben möglich seyn, daß auch in ökonomischer Hinsicht das Resultat ein
günstiges seyn dürfte. (Riecke's Wochenblatt, 1848, Nr.
40.)
Die Fritfliege (Oscinis oder Clorops lineata), ein dem Getreide schädliches
Insect.
Hr. Prof. Isidor Pierre zu Caen setzte die französische
Akademie der Wissenschaften von der Beschädigung in Kenntniß, welche Weizen durch
ein Insect erlitten hatte; dasselbe wurde als das in der Ueberschrift genannte
erkannt. Es ist etwa 4 Millimeter lang, von grünlicher Farbe, mit schwarzen Flecken
auf dem Kopf und der Brust; es zeigt sich gewöhnlich gegen Ende Mai oder Anfangs
Juni, wo das Weibchen seine Eier einzeln auf den Weizen oder Roggen gegen das untere
Ende der Aehre hin legt; daraus entstehen bald kleine wurmförmige Lärvchen, welche
die Oberfläche des Halms benagen und eine Längenfurche darin hervorbringen, die an
Breite in dem Maße zunimmt, je größer das Insect mit dem Alter wird, und je mehr es
sich von seinem ersten Sitze entfernt. Am letzten Knoten des Halms angekommen, hört
die Larve sich zu ernähren auf und setzt sich, durch das Endblatt geschützt, in
dessen Furche fest, um seine Metamorphose durchzumachen; es verändert sich zuerst in
eine Puppe und gleicht dann einer kleinen halbgehörnten Muschel von schiffähnlicher
Gestalt; nach vollendeter Entwicklung tritt das mit Flügeln versehene Insect aus
seiner Scheide und fliegt davon. Diese Fritfliegen können noch einige Wochen
fortleben, wo dann die Weibchen dieser zweiten Generation ihre Eier aus die frisch
gesäeten Getreidekörner legen. Das so im Spätjahr davon befallene Getreide leidet
mehr als das von den Larven der ersten heimgesuchte; der Halm wächst bei weitem
nicht so in die Höhe wie die gesunden und wird auch nicht zugleich mit ihnen reif;
eine Aehre zeigt sich kaum und bleibt dann kurz und arm; die Körner endlich sind
mager und die Aehrchen auf der angefressenen Seite kommen größtentheils nicht zur
Reife.
Der von diesen Insecten verursachte Schaden hat die Aufmerksamkeit von Landwirthen
und Naturforschern schon längst auf sich gezogen. Im allgemeinen jedoch sind die
durch dieses Insect in diesem Jahr veranlaßten Verluste nicht beträchtlich. Doch
müssen die Landwirthe der Natur zu Hülfe kommen, um der Vermehrung desselben für die
Zukunft zu begegnen. Natürliche Feinde desselben sind mehrere Ichneumoniden
(Schlupfwespen), welche es nicht überhand nehmen lassen. Doch können diese Insecten,
wenn ihr genannter Feind sich nicht in gleichem Maße mit ihnen vermehrt, in
unglücklichen Jahren große Verheerungen anstellen. Die besten Mittel zur Vertilgung
dieser Fliegen dürfte das Ausreißen der kranken Getreidestöcke bei Gelegenheit der
Ausjätung, und das Verbrennen der Stoppeln und Wurzeln gleich nach dem Einführen der
Ernte seyn, wobei sicherlich viele dieser Insecten, die ihre Metamorphosen noch
nicht durchgemacht haben und beim Schneiden zu Boden gefallen sind, ihren Tod
finden. Am besten wäre wohl eine Ende Aprils vorzunehmende allgemeine Ausjätung und
Ausreißung der kranken Stöcke. Doch wären diese Maßregeln nutzlos, wenn sie nicht im
Großen und in ganzen Bezirken vorgenommen würden. (Comptes
rendus, August 1848, Nr. 7.)