Titel: | Jowett's patentirter Wassertelegraph. |
Fundstelle: | Band 111, Jahrgang 1849, Nr. VI., S. 21 |
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VI.
Jowett's patentirter
Wassertelegraph.
Aus dem Mechanics' Magazine, 1848, Nr.
1276.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Jowett's Wassertelegraph.
Die Figuren 29
und 30
erläutern die Anwendung dieses Telegraphen zur Mittheilung von Nachrichten zwischen
drei Stationen Nr. 1, Nr. 2 und Nr. 3. A¹, A² und A³ sind
drei Zifferblätter, auf deren jedem in zwei concentrischen Kreisen die Buchstaben
des Alphabets doppelt aber in umgekehrter Ordnung verzeichnet sind. B¹, B², B³ sind kleine an der Rückseite der Platten A¹, A² und A³ angebrachte
Metallcylinder, in welche genau anschließend die Kolben C¹, C², C³ passen, deren Stangen D¹, D², D³ oben
mit einer feinen Verzahnung versehen sind. Diese Zahnstange greift in ein kleines
Getriebe E, welches an der mit einem Zeiger G versehenen Spindel F
befestigt ist. L, L sind Gegengewichte. H ist eine Röhre, welche die drei Cylinder B¹, B², B³ verbindet und in jeder beliebigen Richtung
schief, horizontal oder vertical fortgeführt werden kann. Diese Röhre ist mit Wasser
oder einer andern geeigneten Flüssigkeit zu füllen. Der erste Cylinder B¹ wird mit Wasser gefüllt, bis sein Kolben C¹, wenn er auf der Oberfläche der Flüssigkeit
ruht, an dem oberen Ende seines Hubes steht. Die andern Cylinder B², B³ dagegen
werden nur so weit gefüllt, bis die Flüssigkeit auf die Kolben in ihrer tiefsten
Lage drückt. Die Operation ist nun folgende. Angenommen, es solle von der Station
Nr. 1 nach der Station Nr. 3 eine Nachricht mitgetheilt werden, so erregt der
Signalisirende bei Nr. 1 die Aufmerksamkeit der Beobachter an den beiden andern
Instrumenten durch Niederdrückung des Kolbens C¹,
wodurch die in der Röhre H enthaltene Flüssigkeit in die
beiden andern Cylinder getrieben wird und in denselben entsprechende
Kolbenbewegungen hervorbringt. Diese Bewegungen setzen vermittelst der in Fig. 30 besonders
dargestellten Anordnungen eine Glocke in Thätigkeit. A
ist die Rückseite des Zifferblattes; F die
Zeigerspindel; E das an dieser Spindel befestigte
Getriebe; E² ist ein zweites Getriebe, dessen
Achse in einem Schieber K gelagert ist, so daß es durch
Verschiebung mit dem Getriebe E nach Belieben in oder
außer Eingriff gebracht werden kann. In dem Getriebe E² befindet sich ein Schlitz b, b, durch
welchen ein an dem Schieber K befestigter Stift c tritt, wodurch die Umdrehung der Getriebe E und E² und somit
auch die Kolbenbewegung beschränkt wird.
Nehmen wir an, die Telegraphenlinie bestehe aus 12 anstatt aus 3 Stationen,
sämmtliche Kolben C der Instrumente mit Ausnahme des
Kolbens an der Station Nr. 1 befinden sich am Boden ihrer respectiven Cylinder und
die Getriebe E und E²
seyen in Eingriff gesetzt. Wenn nun der Telegraphirende an der Station Nr. 1 mit Nr.
7 sich in Correspondenz setzen will, so drückt er den in der höchsten Lage
befindlichen Kolben seines Apparates 11 Zoll weit nieder, wodurch jeder der andern
11 Kolben veranlaßt wird um 1 Zoll in die Höhe zu steigen, und dieses ist gerade der
Spielraum, welcher ihnen von dem oben erwähnten Stifte c
gestattet ist. Aber in Folge der Umdrehung des Getriebes E² kommt der an dasselbe befestigte Hammer L mit der Glocke M in Berührung und gibt somit
das gewünschte Allarmzeichen. Wird nun der Kolben auf der Station Nr. 1 wieder in
seine höchste Lage gehoben, so erfolgt auf allen übrigen Stationen, deren Kolben
sich jetzt abwärts bewegen müssen, ein Schlag des Hammers gegen die andere Seite der
Glocke. Auf diese Weise veranlaßt der Signalisirende hintereinander sieben
Glockenschläge, zum Zeichen daß er mit der Station Nr. 7 sich in Communication
setzen will. Soll von einer der andern Stationen die Transmission eines Signals
ausgehen, so schiebt der an dieser Station angestellte zuerst das Stück K zurück, wodurch er die Erhebung des Kolbens bis zum
höchsten Punkt gestattet. In Folge dieser Bewegung sinkt der Kolben auf der Station
Nr. 1 herab und veranlaßt das Anschlagen der Glocke. Der Signalist auf der Station
Nr. 1 setzt sofort die Getriebe E und E² seines Instrumentes in Eingriff, worauf die
eigentliche telegraphische Communication in folgender Weise vor sich geht. Die
Kolben sämmtlicher Instrumente, mit Ausnahme derjenigen Stationen, welche mit
einander correspondiren wollen, befinden sich in ihrer tiefsten Lage, und werden mit
Hülfe eines an der Rückseite des Zifferblattes befestigten Sperrhakens in dieser
Lage gehalten. Der Signalgeber auf der einen Station bringt nun den Zeiger mit Hülse einer an dem
Ende der Spindel F angebrachten Kurbel der Reihe nach
auf die betreffenden Buchstaben oder Zeichen des Zifferblattes, worauf sich der
Zeiger an der andern Station auf die nämlichen Buchstaben oder Zeichen bewegt. In
Fig. 29
steht z.B. der Zeiger der Station Nr. 1 auf A der
inneren Eintheilung, während der Zeiger der Station Nr. 3 auf A der äußeren Eintheilung deutet. Sollen zwei benachbarte Stationen, z.B.
Nr. 2 und Nr. 3 mit einander in telegraphische Correspondenz treten, so kann die
Communication mit den übrigen Stationen durch die Hähne a,
a abgesperrt werden. Der Zeiger läßt sich teleskopartig verlängern oder
verkürzen, um ihn der einen oder der andern Alphabeteintheilung anzupassen.
Fig. 31
stellt einen andern telegraphischen Apparat dar, der sich von dem vorhergehenden
dadurch unterscheidet, daß zwei Röhrenleitungen statt einer vorhanden sind, wodurch
die in der einen Röhrenleitung enthaltene Flüssigkeit von oben, die in der andern
enthaltene von unten auf die Kolben der verschiedenen Stationen wirkt. Auch sind die
Zeiger in einer Linie parallel mit der Kolbenstange angebracht, wodurch der Apparat
bedeutend vereinfacht wird.
Fig. 32
stellt einen am Ende einer Telegraphenlinie anzubringenden einzelnen Apparat nach
dem zuletzt erwähnten System im Aufrisse dar. A ist der
Cylinder; B der Kolben; C
die Kolbenstange; D eine wasserdichte Stopfbüchse; E der Zeiger; F¹, F² Zeigerplatten; G
(Fig. 33)
ein Hebel, mit dessen Hülfe der Signalisirende den Kolben bis zur bestimmten Stelle
niederdrückt. I¹, I² sind die beiden Wasserröhren, wovon die eine
unten, die andere oben in den Cylinder tritt. K¹,
K² sind Hähne. Fig. 34 zeigt die Art,
wie ein Apparat an einer Zwischenstation mit den Röhren I¹, I² in Verbindung gebracht
werden kann. Sämmtliche Stationssignalisten, mit Ausnahme der beiden, zwischen denen
eine Correspondenz stattfinden soll, müssen, nachdem sie durch den oben
beschriebenen Weckerapparat aufmerksam gemacht worden sind, die Hähne K¹, K²
schließen. Alsdann hat jede Bewegung des Kolbens und Zeigers an der einen Station
eine entsprechende Bewegung an der andern Station zur Folge.
Da es nothwendig ist, daß die Beobachter an den mit dem Empfang und der Transmission
von Nachrichten unbetheiligten Stationen wissen, wann die Communication fertig ist,
so daß sie ihre Apparate nicht wieder mit den Röhren I¹ und I² in Verbindung setzen, ehe
dieses geschehen ist, und so die Wirkung des die Nachricht empfangenden Instrumentes stören, ist an der
Seite einer der Röhren I¹ eine kleine oben
geschlossene senkrechte Röhre N befestigt. Bei jeder
Bewegung des Wassers in den Röhren I¹, I², welche in Folge der jedesmaligen
Kolbenbewegungen stattfindet, steigt das Wasser in der Röhre N ein wenig in die Höhe. Wenn diese durch die Compression der in N eingeschlossenen Luft erzeugte Pulsation des Wassers
aufhört, so ist dieses den Beobachtern an den verschiedenen Stationen ein Zeichen,
daß sie die Communication zwischen den Wasserröhren I¹, I² und ihren Apparaten öffnen
und diese zum ferneren Gebrauch in Bereitschaft halten können.
Eine andere Anordnung für die Zwischenstationen einer Telegraphenlinie ist Fig. 35
dargestellt. A¹, A² sind zwei Cylinder, ähnlich denen in Fig. 32; B¹, B¹ und B², B²
Wasserröhren, von denen die ersteren den Cylinder A¹ mit dem Apparate der nächsten Station linker Hand, die letzteren den
Cylinder A² mit dem Stationsapparate rechter Hand
verbinden. Die Kolbenstangen C¹, C² sind mittelst Parallelbewegungen E¹, E² mit dem
Balancier D verbunden. F¹, F² sind Zeigerplatten, auf denen
das Alphabet, jedoch in verkehrter Ordnung verzeichnet ist. Vermittelst dieser
mechanischen Vorrichtung wird jede der Kolbenstange C¹ mitgetheilte Bewegung auf die Kolbenstange C² übertragen; diese drückt auf die in der Röhrenleitung B² enthaltene Flüssigkeit, deren Bewegung sofort
den telegraphischen Apparat der nächsten Station in Thätigkeit setzt. Auf diese
Weise können die Signale durch eine beliebige Anzahl von Stationen fortgepflanzt
werden. Auf den nämlichen Buchstaben, auf welchen der Zeiger der einen Platte
deutet, kommt jedesmal der Zeiger der gegenüberliegenden Platte zu stehen. Soll eine
telegraphische Nachricht nur bis zu einer gewissen Zwischenstation und nicht weiter
gehen, so braucht man an dieser Station nur eine der Kolbenstangen von der
Parallelbewegung auszuhängen.