Titel: | Verfahren die Phosphorsäure (in den Erden, den Nahrungsmitteln und dem Dünger) mittelst einer Probeflüssigkeit quantitativ zu bestimmen; von E. Cottereau. |
Fundstelle: | Band 111, Jahrgang 1849, Nr. LX., S. 304 |
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LX.
Verfahren die Phosphorsäure (in den Erden, den
Nahrungsmitteln und dem Dünger) mittelst einer Probeflüssigkeit quantitativ zu
bestimmen; von E.
Cottereau.
Aus den Comptes rendus, Januar 1849, Nr.
4.
Cottereau's Verfahren die Phosphorsäure quantitativ zu
bestimmen.
Da die Phosphorsäure bei der Entwickelung der Thiere und Pflanzen eine so wichtige
Rolle spielt, so ist es wünschenswerth, statt der bisherigen langsamen und
schwierigen Methode, den Gehalt der Erden, Nahrungsmittel und des Düngers an dieser
Säure quantitativ zu bestimmen, ein leicht und schnell ausführbares Verfahren zu
besitzen; folgendes bei mehreren Dünger-Analysen von mir angewandte Verfahren
dürfte dieser Anforderung entsprechen.
Dasselbe gründet sich: 1) auf die Eigenschaft der Auflösungen von kohlensaurem Kali
und Natron, di unauflöslichen phosphorsauren Salze bei der Siedhitze in auflösliches
phosphorsaures Kali oder Natron zu verwandeln; 2) auf die Eigenschaft des
salpetersauren Silbers, in phosphorsaurem Kali oder Natron einen Niederschlag von
phosphorsaurem Silber hervorzubringen, dessen Zusammensetzung der Formel
Ag²O², PhO⁵ entspricht und welcher sich immer leichter absetzt,
wenn man die überstehende Flüssigkeit sich in dem Maaße abklären läßt als die
Fällung vollständiger wird, welche Eigenthümlichkeit den Augenblick zu treffen
gestattet wo die Reaction beendigt ist. Ich verfahre auf folgende Weise:
Man nimmt ein bekanntes Gewicht des oder der zu analysirenden unauflöslichen
phosphorsauren SalzeDie auflöslichen phosphorsauren Salze können durch doppelte Zersetzung stets
in unauflösliche verwandelt werden. und kocht es einige Zeit mit seinem vierfachen Gewicht reinem kohlensauren
Natron in 8 bis 10 Volumen destillirten Wassers. Es bildet sich phosphorsaures
Natron und ein unauflösliches kohlensaures Salz; man filtrirt, um letzteres
abzusondern und wascht das Filter zweimal mit kochendem destillirtem Wasser aus:
diese Filtration ist sehr schnell bewerkstelligt. Man sammelt dann die filtrirten
Flüssigkeiten und vermischt sie vollkommen mit einander. Hierauf versetzt man
letztere mit soviel reiner Salpetersäure, daß sie sich gegen die Reagenspapiere
neutral verhalten, wodurch also das in Ueberschuß angewandte kohlensaure Natron
gesättigt wird; hierauf theilt man die Flüssigkeit in zwei vollkommen gleiche
Portionen, deren jede in
einen besonderen Kolben gegossen wird; man versetzt dann diese Flüssigkeiten nach
und nach mit (stets nur einem Kubikcentimeter) einer Probeflüssigkeit, welche aus
salpetersaurem Silber besteht und so bereitet ist, daß jeder Kubikcentimeter
derselben einer bekannten Menge Silberoxyd entspricht. Um die Probeflüssigkeit zu
bereiten, löse ich in einem Liter destillirten Wassers 48,57 Gramme geschmolzenes
reines salpetersaures Silber auf, so daß ein Kubikcentimeter Flüssigkeit 0,04857
Hunderttausendstel salpetersaures Silber repräsentirt, entsprechend 0,01 Centigramm
Phosphorsäure. Man rührt um und setzt nach Verlauf einer Minute einen neuen
Kubikcentimeter Probeflüssigkeit zu; man rührt wieder um und fährt auf diese Weise
fort, bis die Flüssigkeit sich durch Ruhe vollkommen abklärt, was, wie gesagt, nur
stattfindet, wenn sie vollkommen gesättigt (zersetzt) ist. Es ist sehr leicht, den
Augenblick zu beobachten wo die Flüssigkeit klar wird, wenn man einen Kolben mit
sehr engem Hals anwendet. Nachdem sich die Flüssigkeit geklärt hat, rechnet man für
jeden angewandten Kubikcentimeter Probeflüssigkeit 1 Centigramm Phosphorsäure und
kann so bei einiger Uebung die Quantität dieser Säure leicht auf ein halbes Procent
genau bestimmen.
Soll ein Dünger analysirt werden, welcher salzsaure Salze, ferner auflösliche und
unauflösliche schwefelsaure Salze mit den unauflöslichen phosphorsauren Erden
enthält, so bestimmt man gewöhnlich zuerst die in einem gegebenen Gewicht der
Substanz enthaltene Quantität auflöslicher Salze. Bei dieser Operation werden die
salzsauren Salze ausgezogen und man hat nicht zu befürchten, daß sich später bei der
Probe auf Phosphorsäure Chlorsilber niederschlägt.
Bisweilen hat man es mit Gemengen von unauflöslichen und auflöslichen phosphorsauren
Salzen zu thun; alsdann werden aber letztere mit den auflöslichen Substanzen
ausgezogen, und es ist immer leicht, sie in unauflösliche phosphorsaure Salze zu
verwandeln, ohne auf die salzsauren Salze zu wirken. Ein zweiter Versuch mit
Probeflüssigkeit ergibt dann die in ihnen enthaltene Quantität Phosphorsäure.
Bisweilen enthalten die Materien, deren Gehalt an Phosphorsäure zu bestimmen ist,
auch kieselsaure Salze; diese beeinträchtigen aber das Gelingen der Operation
durchaus nicht.
Die Niederschläge von phosphorsaurem Silber, welche man bei den Proben erhält, kann
man sammeln und durch Kochen mit kohlensaurem Natron in phosphorsaures Natron und
kohlensaures Silber verwandeln. Letzteres löst man in Salpetersäure auf, um
neuerdings Probeflüssigkeit daraus zu bereiten.