Titel: | Alliott's patentirter Apparat zur Regulirung des Betriebes der Dampfkessel. |
Fundstelle: | Band 111, Jahrgang 1849, Nr. LXVI., S. 324 |
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LXVI.
Alliott's patentirter Apparat zur Regulirung
des Betriebes der Dampfkessel.
Aus dem Mechanics' Magazine, 1848, Nr.
1313.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Alliott's Apparat zur Regulirung der Dampfkessel.
Vorliegende Erfindung zeichnet sich dadurch aus, daß sie in einem und demselben
Apparate ein Dampfsicherheitsventil, ein Vacuumventil und ein Ventil umfaßt, das als
ein Sicherheitsventil wirkt, wenn das Wasser im Dampfkessel unter sein normales
Niveau herabsinkt.
Fig. 15
stellt den Apparat im Verticaldurchschnitte dar. A ist
die Dampfausströmungsröhre, welche mittelst einer Flansche a², a² an die obere Seite des
Dampfkessels H befestigt ist; B ein nach innen sich öffnendes Ventil, dessen Sitz a¹, a¹ der Mündung der Röhre A befestigt ist. Die Spindel b¹ dieses Ventils geht aufwärts durch eine in der Röhre A angebrachte Oeffnung a⁴, und endigt sich ein wenig über derselben in eine kreisrunde Platte
b². Rings um die Spindel in dem Raume
zwischen der oberen Seite der Röhre A und der Platte b² ist eine Feder b⁴ gewunden. D ist eine ausdehnbare Röhre
aus vulcanisirtem Kautschuk und Metallringen. Ich stelle diese Röhre her, indem ich
eine Kautschukröhre mit gleichweit von einander abstehenden Ringen von verzinntem
Kupfer umgebe, über die Ringe eine zweite Kautschukröhre ziehe, diese an die innere Röhre
befestige und endlich das Ganze dem bekannten Vulcanisirungsproceß unterwerfe. Diese
Ringe haben den Zweck die Röhre gegen den inneren Druck zu verstärken, ohne daß sie
ihre Ausdehnung der Länge nach verhindern. E ist eine
kreisrunde Platte, an welche die Röhre D mit ihrem
unteren Ende, und Y eine Platte, an welche sie mit ihrem
oberen Ende befestigt ist. Die untere Platte E ruht
mittelst eines hervorspringenden Randes e³ auf
einer entsprechenden Hervorragung b³, die sich an
der Platte b² der Ventilspindel befindet. Die
obere Platte Y wird durch vier mit der Dampfröhre A fest verbundene Bolzen Y¹ getragen. Die Röhre D ist an die Platten
E und Y mit Hülfe
convexer Ringe d¹, d¹ befestigt, welche in concave Sitze y², e² passen. Jeder dieser Ringe
besteht aus zwei mittelst Flanschen vereinigten Theilen. Die obere Platte Y steht fest, die untere Platte E dagegen kann sich auf die zu beschreibende Weise frei bewegen. Um den
Parallelismus der Platte E während ihrer Bewegung zu
sichern, ist sie mit einer Leitstange e¹
versehen, welche durch eine an der oberen Platte Y
befestigte Führung y³ läuft. Eine Röhre e⁴ ist lose auf die obere Seite des concaven
Sitzes e² der Platte E und innerhalb der Röhre D gelegt, jedoch so,
daß sie nicht im geringsten die Bewegungen der letztern hemmt. Diese Röhre hat den
Zweck die Röhre D gegen etwaigen äußern Druck zu
stützen.
F ist ein Handhebel, um das Ventil B nöthigenfalls öffnen zu können. G sind mehrere kupferne Röhren, welche durch eine Oeffnung in der Mitte
der Röhre Y mit der Röhre D
communiciren und bis zu einer bestimmten Höhe im Dampfkessel hinabreichen. Wenn nun
das Wasser unter dieses Niveau sinkt, so tritt das Sicherheitsventil B in Wirksamkeit. Die erste Röhre g¹, welche einen großen Durchmesser besitzt, faßt genug kaltes
Wasser, um das Eindringen von warmem Wasser oder Dampf in die Röhre D zu verhüten. Auch die Röhre g² besitzt eine größere Weite, um vermöge der dargebotenen
Oberfläche die Dampfbildung zu verhindern. g³ ist
ein Hahn, um alle Luft abzuziehen, welche in die Röhren gelangen sollte, während der
Kessel in Ruhe ist. Durch einen andern Hahn g⁴
kann die Röhre D mit Wasser gefüllt werden.
Durch Berechnung des inneren Durchmessers der Röhre D,
sowie Berücksichtigung ihres Gewichtes und der zu ihrer Expandirung erforderlichen
Kraft, kann das Resultat jedes gegebenen Druckes mit großer Genauigkeit
vorausbestimmt werden. Der leichteste Weg jedoch, um die Weite zu bestimmen, welche
die Röhre D in Betracht des Sicherheitsventils
B haben muß, besteht darin, daß man diese Röhre irgend
einem bestimmten Drucke unterwirft und dann aus dem Effecte die dem Ventile B zu gebenden geeigneten Dimensionen berechnet.
Zur Erläuterung der Wirkungsweise dieses Apparates wollen wir annehmen, der
Dampfkessel H solle mit etwas weniger als 8 Pfund Druck
per Quadratzoll arbeiten, und der Apparat solle,
wenn der Dampfdruck sich über 8 Pfund per Quadratzoll
steigert, so wirken, daß der Dampf entweichen und somit den Druck auf seinen
Normalstand zurückbringen kann.
Es sey ferner angenommen, das vereinigte Gewicht des Ventils B und der Röhre D nebst dem der Wassersäule
entsprechenden Gewicht betrage 32 Pfund und die zur Aequilibrirung von B und D erforderliche Kraft
der Feder b⁴ betrage gleichfalls 32 Pfund. Wir
können alsdann offenbar das Gewicht des Apparates außer Rechnung lassen. Nehmen wir
nun an, das Ventil B habe 10 und die an die ausdehnbare
Röhre D befestigte Platte E
habe 16 Quadratzoll wirksamer Oberfläche, das untere Ende g⁵ der Röhren befinde sich ferner unter dem Niveau des Wassers im
Dampfkessel, so wird bei hinreichendem Dampfdruck im Kessel das Wasser die lange
Röhre g⁵ hinaufgedrückt. Sobald nun der Dampf
einen Druck von 8 Pfunden erlangt, so wird gegen das Ventil ein Druck von 80 Pfund
gerichtet seyn, während zugleich der Dampfdruck auf die ausdehnbare Röhre D nur 5 Pfund beträgt; 3 Pfund Druck werden nämlich
verwendet zum Tragen der in den Röhren G befindlichen
Wassersäule vom Niveau im Dampfkessel bis zum höchsten Punkt der Röhre, deren Höhe
zu 6 Fuß angenommen ist. Es folgt hieraus, daß der Dampfdruck gegen den ausdehnbaren
Apparat 80 Pfund liefert, um das Ventil B aufzustoßen,
und somit ein vollkommenes Gleichgewicht herzustellen. Sollte daher der Druck im
Dampfkessel zunehmen, so wird er das Oeffnen des Ventils B nach innen veranlassen und dadurch den Druck wieder auf seinen
Normalstand reduciren.
Es ist einleuchtend, daß dieser Apparat so construirt werden kann, daß er dem Dampf
gestattet unter jedem gegebenen Drucke zu entweichen, wenn man nur dem Ventil B, dem expandirenden Apparate D und der Feder b⁴ die geeigneten
Verhältnisse gibt.
Die Art und Weise, wie dieser Apparat als Sicherheitsventil wirkt, wenn das Niveau
des Wassers im Kessel unter die Röhre g⁵
herabsinkt, ist folgende. Angenommen, Kessel und Ventile haben die nämlichen
Dimensionen wie bei obiger Annahme, so wird das Ventil mit 80 Pfund Druck gegen seinen
Sitz gepreßt. Sinkt nun das Wasser in dem Dampfkessel unter die Röhre g⁵, so sinkt das in dieser Röhre befindliche
Wasser in den Kessel zurück und wird durch Dampf ersetzt, worauf man in dem
ausdehnbaren Apparat 8 anstatt 5 Pfd. Druck erhält; dieses gibt 128 Pfd. Druck für
die Oeffnung des Ventils gegen einen Druck von 80 Pfunden, womit es gegen seinen
Sitz gepreßt wird; eine Differenz, die mehr als hinreicht, um alle Gefahr zu
beseitigen.
Es läßt sich auf dem Wege der Rechnung nachweisen, daß bei jedem niedrigeren
Dampfdruck, als dem angenommenen, ein ähnlicher Erfolg hervorgebracht wird, wenn das
Niveau des Wassers im Kessel unter die untere Mündung der Röhre g⁵ sinkt, so daß ein Dampfdruck im Kessel so
lange unmöglich ist, bis sich Wasser genug in demselben befindet, um diesen Druck
vollkommen sicher zu machen. Sollte ein luftleerer oder luftverdünnter Raum in dem
Dampfkessel entstehen, so beseitigt ihn das Ventil B.
Denn da die obere Platte b² des Ventils B¹ nur gegen die Platte E des Apparates D drückt, so wird jeder äußere
Druck, welcher hinreicht die Feder b⁴ zu
überwältigen, das Ventil B öffnen und somit einem
Unfalle vorbeugen.
Anstatt nach innen kann man das Ventil B auch nach außen
sich öffnen lassen, indem man die Wirkungsweise der expandirenden Röhre D umkehrt und die Anordnung der verschiedenen Theile
demgemäß abändert; in diesem Falle wirkt das Ventil jedoch nicht als
Vacuumventil.