Titel: | Ueber den Knallzucker und seine Anwendung zu Bombenzündern, ferner um das Schießpulver gegen Feuchtigkeit zu schützen; von L. Thompson. |
Fundstelle: | Band 111, Jahrgang 1849, Nr. XCIV., S. 438 |
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XCIV.
Ueber den Knallzucker und seine Anwendung zu
Bombenzündern, ferner um das Schießpulver gegen Feuchtigkeit zu schützen; von L. Thompson.
Aus dem Journal de Pharmacie, Febr. 1849, S.
103.
Thompson, über den Knallzucker und seine Anwendung.
Wenn man Zucker mit einer Mischung von concentrirter Schwefelsäure und Salpetersäure
behandelt, entsteht ein eigenthümlicher Körper, welcher dem gewöhnlichen Harz sehr
ähnlich ist, nicht nur in seinen physischen Eigenschaften, sondern auch durch seine
Auflöslichkeit in Alkohol, Aether und flüchtigen Oelen und durch seine
Unauflöslichkeit in Wasser.
Diese Substanz ist aber sehr entzündbar und explodirbar und besitzt mehrere
Eigenschaften des berühmten griechischen Feuers. Ich habe sie zur Verfertigung von
Bombenzündern benutzt, ferner um Schießpulver und Feuerwerksstücke gegen
Feuchtigkeit zu schützen. Als Zünder angewandt, entzündet sie sich leicht, verbrennt
sehr regelmäßig und scheint auf keine Weise ausgelöscht werden zu können, eine
Eigenschaft die sie für Rollschüsse empfiehlt. – Besonders schätzbar ist aber
diese Substanz, um das Pulver gegen Feuchtigkeit und deren Folgen zu schützen; das
beste Verfahren sie hierzu anzuwenden, besteht darin, das Pulver einige Secunden in
eine Auflösung von Knallzucker in Alkohol zu tauchen, es dann herauszunehmen und bei
gelinder Wärme, nämlich 39° Reaumur, trocknen zu lassen; übrigens kann man
auch ohne Gefahr eine Temperatur von 80° R. anwenden. Auf diese Art wird das Pulver mit einer
Schicht von sehr entzündbarem Firniß überzogen, welcher in Wasser unauflöslich ist;
derselbe kann deßhalb das Pulver nicht durchdringen, dessen Explodirbarkeit durch
diese Behandlung eher erhöht als vermindert wird. Die Auflösung des Knallzuckers in
Aether ist schwieriger zu behandeln und scheint sich zu diesem Zweck nicht so gut zu
eignen. – Ich habe noch keine Versuche angestellt, ob sich diese Substanz
auch (wie das Collodion) benutzen läßt um die Ränder von Wunden
zusammenzuhalten.
Bereitung des Knallzuckers.
Nach folgendem Verfahren gelang mir die Bereitung dieses Körpers am besten. Man macht
eine Mischung von 16 Theilen concentrirter Schwefelsäure und 8 Theilen Salpetersäure
von 48° Baumé (1,500 spec. Gew.); man stellt dieselbe in kaltes Wasser
und wenn die Temperatur auf 12° R. herabgesunken ist, setzt man unter
Umrühren 1 Theil feingepulverten Zucker zu, welcher in einigen Secunden teigig wird;
diesen Teig nimmt man heraus und wirft ihn in kaltes Wasser; man kann dann der
Säurenmischung mehr Zucker zusetzen und auf dieselbe Art behandeln. Man wascht
hierauf das Product in Wasser und löst es in Alkohol auf; die Flüssigkeit versetzt
man in Ueberschuß mit einer Auflösung von kohlensaurem Kali, welche die fragliche
Substanz ausfällt und die nicht mit ihr verbundene Säure neutralisirt. Nachdem man
sie sorgfältig mit Wasser ausgewaschen hat, löst man sie in Alkohl auf und läßt die
Flüssigkeit bis zur Trockne verdampfen. Der Rückstand muß die Durchsichtigkeit und
allgemeinen Eigenschaften des Kolophoniums besitzen.