Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 111, Jahrgang 1849, Miszellen, S. 154 |
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Miscellen.
Miscellen.
Steinheil's Wurfgeschoß.
In München wurden kürzlich Versuche mit Steinheil's
Wurfgeschoß angestellt, welches in dem dortigen Bahnhof aufgestellt ist. Die
Maschine wirft 3 Löther-Kartätschenkugeln mit der Geschwindigkeit welche sie
durch Pulver erhalten, aber so rasch hintereinander als man die Kugeln einfallen
läßt. Die Maschine ist auf einem Wagen aufgestellt, da vor die Locomotive geschoben,
so daß die Bahn befahren werden kann und sie nach allen Richtungen schnell und
leicht zu stellen ist. Sie erhielt Dampf von der Locomotive. Dieser treibt, aus
einer Dampfturbine frei ausströmend, eine eiserne Scheibe von 3 Centnern Gewicht mit
sehr großer Schnelligkeit um ihre Achse, welche letztere auf vier Frictionsrädern
läuft und dadurch, auch bei der größten Geschwindigkeit, vor Erhitzen und Anfressen
geschützt ist. Die umdrehende Scheibe schleudert die im Mittel eingelegten
Projectile durch den Centrifugalschwung mit Beschleunigung bis zum Rande der
Scheibe, wo ein Lauf die Genauigkeit ihrer Richtung vermehrt. Damit alle Kugeln nach
der Richtung des Laufs geworfen werden, ist nur eine Möglichkeit des Entweichens für
dieselben gelassen. An dieses eigenthümliche Princip, welches durch mechanische
Bewegung die Geschwindigkeit der Pulverentwickelung erreicht, knüpfen sich. wie es
scheint, wesentliche Vortheile. Der Rückstoß unserer Pulvergewehre ist hier ganz
vermieden; daher kann die Richtung der geschleuderten Projectile erhalten oder in
jedem Augenblick verbessert werden. Der Umstand daß die Kugeln so rasch
hintereinander geworfen werden als man will, wird diesem Princip gegen Feuergewehre
in manchen Fällen der Anwendung entschiedenen Vortheil verschaffen namentlich wo es
darauf ankommt enge Pässe etc. zu vertheidigen. Für Flintenkugeln kann die Bewegung
mit Menschenkraft gegeben werden, und es dürfte diese Art der Anwendung häufiger
vorkommen als durch Dampf. Der Betrieb mit Dampf wird wohl nur zur Vertheidigung der
Bahn und zum Schutz der Bahnhöfe bei uns Anwendung finden. Es ist aber zu erwarten,
daß die Maschine auch für größere Kaliber auf Dampfschiffen ausgeführt werden kann;
sie könnte namentlich bei Seeschlachten durch Concentrirung ihres Kegelstrahls auf
Einen Punkt ein furchtbares Zerstörungsmittel abgeben. Aus früheren Proben mit
diesem Geschoß, welche durch eine Militärcommission vorgenommen wurden, geht hervor
daß ihrer Ausführung kein wesentliches Hinderniß mehr entgegensteht. Die Kugeln
wurden übrigens nach einer etwa 200 Fuß entfernten Bretterwand geschleudert,
durchbohrten sie und fuhren in die rückwärtsliegenden Kiesanhöhen. Die Präcision des
Zielens ließ bei der Ungeübtheit der damit beauftragten Kanoniere vieles zu wünschen
übrig, der Erfolg selbst war ein sehr zufriedenstellender. Fast grauenerregend ist
das infernale Getön welches bei Einströmen des Dampfes und bei stets beschleunigtem
Inschwunggerathen der Drehplatte erregt wird, und das erst endet, wenn der höchste
Grad des Schwungs erreicht ist und der Dampf aus dem Verschluß herausgelassen wurde.
(Allg. Zeitung, 1849, Nr. 23.)
Caron's
Räder mit Verzahnungen aus Häuten.
Bis jetzt kannte man keine andern Zahnräder als solche, deren Zähne entweder von Holz
oder von Metall gefertigt waren. Jedermann weiß indessen, daß das Geräusch, welches
zwischen mit einander im Eingriff stehenden metallenen Rädern stattfindet, um so
beträchtlicher und somit unausstehlicher wird, je größer deren Geschwindigkeit ist
und je weniger sorgfältig die Zahnformen derselben ausgearbeitet sind. Bei hölzernen
Verzahnungen ist diesem Uebelstand schon wesentlich abgeholfen, besonders da, wo die Zähne gut
getheilt und nachgeschnitten wurden. Allein es stellt sich hier der Umstand ein, daß
hölzerne Zähne nur in großen Dimensionen angewendet werden dürfen, indem sie sich
für feine Zahnungen ihrer zu schnellen Abnutzung und der dadurch verursachten
Reparaturkosten wegen nicht eignen.
Caron hat diesen Mangel dadurch zu ersetzen gesucht, daß
er die Zähne nicht, wie auch schon geschehen, aus gewöhnlichem Leder, sondern aus
Ringen zusammensetzt, welche aus Büffelhäuten geschnitten werden.
Die erste Zubereitung solcher Häute, um dieselben zu jenem besondern Zwecke tauglich
zu machen, besteht im Durchziehen derselben durch Kalkwasser, wie dieses die Gerber
thun. Neben der außerordentlichen Härte, welche diese Häute dadurch erlangen ist
ihre Oberfläche jedoch so rauh und höckerig, daß dieselbe nothwendig etwas erweicht
und polirt werden muß. Zu diesem Zwecke netzt man die Häute ein wenig, macht sie
dadurch geschmeidiger und bringt dieselben alsdann unter eine Presse, unter deren
Druck man sie trocknen läßt. Dadurch erhalten die Häute bei vollkommen glatter
Oberfläche wieder ihre frühere Härte und lassen sich nunmehr hobeln wie das Holz und
zwar mit den gleichen Werkzeugen und auf die nämliche Art wie es bei jenem
geschieht. In manchen Fällen genügt jedoch ein bloßes Abfeilen der rauhesten
Stellen.
Bei der Anwendung dieser Häute werden so viele derselben über einander gelegt, bis
die gehörige Stärke des anzufertigenden Gegenstandes erreicht ist, zu welchem Zwecke
die Häute mit dem besten Leim zusammengeleimt und unter einem starken Druck
getrocknet werden; die auf diese Weise erhaltenen Stücke haben eine große Zähigkeit
und sind härter als manche Holzarten.
Textabbildung Bd. 111, S. 155
Zur Anfertigung von Zahnradkränzen leimt man so viele Hautringe z zusammen als die Zahnbreite erfordert, schneidet
darein eine Zahnung auf der Räderschneidmaschine, wie dieß bei messingenen
Rädern geschieht und preßt sie zum Gebrauche zwischen zwei Metallringe y ein, wodurch zusammengehalten und in ihrer Form
erhalten werden.
Kleine Räder und Getriebe werden vollständig aus Häuten gemacht, die man in der
Mitte durchbohrt und zwischen zwei Metallscheiben einklemmt, die mittelst
durchgehenden Schrauben zusammengehalten werden. Solche Getriebe können sowohl
mit hölzernen als metallenen Zähnen im Eingriffe stehen und laufen, selbst bei
bedeutender Geschwindigkeit (z.B. bei den Centrifugaltrockenmaschinen), so sanft
daß auch nicht das mindeste Geräusch wahrzunehmen ist; auch bedürfen sie nur
selten der Einölung.
Die großen Räder werden in allem ganz gleich wie solche mit gußeiserner Zahnung
ausgeführt; an der Stelle der letztern jedoch bieten dieselben einen vertieften Rand
von der Breite der Zähne dar, dessen eine ringförmige Wand bloß aufgelegt ist und
dazu dient, mittelst quer durchgesteckten Schraubenbolzen die in jene Vertiefung
eingelegten gezahnten Segmente aus zusammengeleimten Häuten fest zusammenzupressen.
Der Gebrauch solcher Räder soll den besten Erwartungen entsprochen haben.
(Ausführlich bespricht solche Verzahnungen Armengaud in
seiner Publicat. indusr. Bd. VI S. 207)
Einfache und leichte Methode sich Schalen zum Schleifen der
Linsen zu verschaffen; von N. Heineken.
Ich verfiel auf eine solche Methode, nachdem mir eine Linse beschädigt worden war, zu
deren Umschleifen ich keine entsprechende messingene Schale besaß. Um der Mühe
überhoben zu seyn, einerseits messingene Lehren und andererseits Schleifschalen
herzustellen, machte ich einen Abguß von der Linse
selbst, indem ich sie aus die abkühlende Oberfläche eines geschmolzenen Metalls
(welches in einem Rahmen von Pappe enthalten war) preßte. Auf der so erzeugten
Schale wurde nun die Linse um geschliffen und polirt; diese Methode entspricht sehr
gut, wo keine große Genauigkeit bezüglich der Form der Linse erforderlich ist.
Ich habe auch gefunden, daß Zink zur Herstellung gewöhnlicher Schleifschalen sehr
wohl angewandt werden kann, da es sich leicht gießen und drehen läßt; allerdings
steht es dem Messing nach, es ist aber den bisweilen gebräuchlichen Schleifschalen
aus weichem Metall in vielfacher Hinsicht vorzuziehen. (Philosophical Magazine, December 1848, S. 480.)
Versuch, mittelst des Gaudin'schen
Verfahrens große Feuersbrünste zu bemeistern.
Schon vor 15 Jahren machte Hr. Gaudin den Vorschlag, zum
Feuerlöschen statt gewöhnlichen Wassers eine Auflösung von Chlorcalcium (salzsaurem
Kalk anzuwenden, weil die Wirkung des Wassers nur darin besteht, die damit
übergossenen Theile momentan abzukühlen. Bei sehr starkem Feuer kann man natürlich
nur auf das sogenannte Abschneiden des Feuers hinarbeiten. Das genannte Kalksalz
würde, auf der Gluth schmelzend, einen unersetzbaren Firniß darauf bilden und das
Holz unverbrennlich machen. Mit andern Salzen, welche früher hierzu vorgeschlagen
wurden, wie Alaun, Eisenvitriol etc., hatte man keinen besondern Erfolg, weil sie
sich nicht verglasen, sondern in Pulver zerfallen. – Nach vielen Bemühungen
gelang es endlich Hrn. Gaudin, einen Versuch mit seinem
Verfahren vor einer Commission der Société
d'Encouragement und andern Sachverständigen anstellen zu dürfen. Der
Versuch wurde mit einem Stoß geschichteten Brenn- und Bauholzes (ungefähr 1
bayer. Klafter) angestellt. Sobald das Ganze in Brand war, ließ man eine kleine, mit
bloßem Wasser gefüllte Handpumpe darauf spielen. Nachdem auf einer Seite gelöscht
war, gerieth sie, sowie man anfangen wollte auf der andern zu löschen, wieder in
Brand, und dieß wiederholte sich so oft, als man den Strahl auf ein paar Minuten
unterbrach. Als man hierauf mit Wasser, in welchem salzsaurer Kalk aufgelöst war,
einige Güsse auf zwei Seiten des Holzstoßes, einen gegen die Richtung und einen in
der Richtung des Windes gemacht hatte, sah man lange Zeit den Holzstoß in drei
Abtheilungen getheilt, die mittlere nämlich stark brennend, das Holz der beiden
äußern aber gelöscht und verkohlt; als man endlich die Pumpe auf die beiden noch
übrigen Seiten spielen ließ, erhielt man eine, zwischen vier verkohlten, beinahe
unverbrennlichen Holzwänden in der Mitte eingeschlossene Flamme. Der Versuch wurde
von allen Anwesenden als vollkommen gelungen betrachtet; einem ausführlichern
Bericht darüber ist noch entgegenzusehen. (Moniteur
industriel, 1848, Nr. 1290.)
Ueber den Zusammenhang des Magnetismus mit der
Krystallisation, nach Faraday.
Am 7 December v. J. hielt Dr. Faraday in der Royal Society einen Vortrag
„on the crystalline polarity of bismuth and
other bodies, and on its relation to the magnetic form of
force“, aus welchem wir in Folgendem einen kurzen Auszug
mittheilen.
Wenn man Wismuth auf gewöhnlichem Wege krystallisiren läßt, von solchem einen
Krystall oder eine Gruppe symmetrischer Krystalle auswählt und in dem magnetischen
Feld zwischen horizontalen Polen aufhängt, so wird es sogleich entweder in einer
gegebenen Richtung zeigen oder wie eine kleine Magnetnadel um diese Richtung
schwingen, in welche es auch zurückkehrt, wenn es gestört wird. Hängt man den
Krystall so auf, daß die horizontale Linie, welche zur magnetischen Achse
transversal ist, zur verticalen Linie wird, so zeigt der Krystall seine richtende
Eigenschaft im Maximum. Hängt man ihn wieder so, daß die zur magnetischen Achse
parallele Linie zur verticalen wird, so verliert der Krystall alle Richtungskraft.
Diese Richtungslinie nun, welche sich zur magnetischen Achse parallel zu stellen
strebt, nennt Faraday die magnetische Krystallachse (magne-crystalic axis
of the crystal). Sie ist ganz oder beinahe senkrecht zum
glänzendsten und vollkommensten der vier Blätterdurchgänge des Krystalls. Sie ist dieselbe
für alle Wismuthkrystalle. Diese magnetische Krystallachse mag nun parallel oder
transversal zur magnetischen Achse seyn, so wird das Wismuth in beiden Fällen von
einem einzelnen oder dem stärkeren Pol abgestoßen; seine diamagnetischen Beziehungen
sind nämlich auf keine Weise afficirt.
Wenn man den Krystall zerbricht, oder wenn man ihn schmilzt und wieder erstarren
läßt, und dann auf das Metall den Magnet wirken läßt, so bleiben die diamagnetischen
Erscheinungen, aber die Resultate der magnetischen Krystallachse verschwinden, wegen
des verworrenen und entgegenwirkenden krystallinischen Zustandes der verschiedenen
Theile. Zerschlägt man eine Wismuthstange und wählt Stücke derselben aus, welche
durchaus gleichförmig krystallisirt sind, so zeigen diese auch die richtende
Eigenschaft; die magnetische Krystallachse ist nämlich wie vorher zum vorzüglichsten
Blätterdurchgang senkrecht und die äußere Form in dieser Hinsicht von keinem Belang.
Die Wirkung findet ungeschwächt statt, der Krystall mag von Wismuthmassen umgeben,
oder in Wasser oder eine Auflösung von Eisenvitriol getaucht seyn.
Die Lage des Krystalls im magnetischen Feld wird durch Annäherung besonderer Magnete
oder von weichem Eisen afficirt; wohl aber nicht in Folge einer auf das Wismuth
ausgeübten Anziehungs- oder Abstoßungskraft, sondern nur wegen der Störung
der Kraftlinien oder Resultirenden der magnetischen Wirkung, wodurch sie gleichsam
neue Formen erlangen. Das Gesetz der Wirkung ist nämlich nach F. folgendes: die Linie oder Achse der magnetischen Krystallkraft strebt
sich parallel oder als eine Tangente zu der magnetischen Curve oder der Linie
der magnetischen Kraft zu stellen welche durch die Stelle geht wo der Krystall
liegt; der Krystall ändert folglich seine Lage mit jeder
Richtungsveränderung in diesen Linien.
Um über die Natur der magnetischen Krystallkraft ins Klare
zu kommen, untersuchte F. zuerst, ob die Abstoßung eines Wismuthkrystalls genau von
gleicher Stärke ist, wenn er seine magnetische Krystallachse den Linien der auf ihn
wirkenden magnetischen Kraft parallel oder transversal derbietet. Der Krystall wurde hiezu entweder
an eine Drehwaage aufgehängt oder als ein dreißig Fuß langer Pendel; die Abstoßung
war aber für jede Lage der magnetischen Krystallachse gleich groß. – Bei
andern Versuchen wurde als senkrechte Achse ein Seidenfaden angewandt und der zu
untersuchende Körper an demselben unter rechten Winkeln als Radius befestigt; es
wurde z.B. ein prismatischer Krystall von Eisenvitriol, welcher viermal so lang als
breit war, an der Achse mit seiner Länge als Radius und seiner magnetischen
Krystallachse horizontal, und folglich als Tangente befestigt: wenn nun dieser
Krystall unter der Torsionskraft der Achse in Ruhe war so wurde ein
elektro-magnetischer Pol mit conischem Ende so angebracht, daß die
Achsenlinie der magnetischen Kraft, wenn solche ausgeübt würde, schief sowohl zur
Länge als der magnetischen Krystallachse des Eisenvitriols seyn mußte; die Folge
war, daß wenn der elektrische Strom um den Magnet circulirte, der Krystall wirklich
von dem Magnet zurückwich unter dem Einfluß der Kraft,
welche die magnetische Krystallachse und die magnetische Achse parallel zu stellen
strebte. Wenn man einen Krystall oder ein Plättchen von Wismuth anwandte, so konnte
man machen daß sich dasselbe dem magnetischen Pol unter dem Einfluß der magnetischen
Krystallkraft näherte; diese Kraft ist so stark, daß sie
sowohl dem Bestreben des magnetischen Körpers sich zu nähern, als des
diamagnetischen Körpers zurückzuweichen, entgegenwirken kann, wenn sie in der
entgegengesetzten Richtung ausgeübt wird. Daraus schließt F., daß es weder Anziehung
noch Abstoßung ist, was die endliche Lage eines Körpers mit magnetischer
Krystallkraft bestimmt. Er betrachtet sie zunächst als eine Kraft, welche von dem
krystallinischen Zustand des Körpers abhängt und daher mit den ursprünglichen
Molecularkräften der Materie zusammenhängt. Er zeigt durch das Experiment, daß so
wie der Magnet einen Krystall bewegen kann, so auch ein Krystall einen Magnet
bewegen kann. Ferner daß die Wärme diese Kraft wegnimmt, gerade ehe der Krystall
schmilzt, und daß das Abkühlen sie in ihrer ursprünglichen Richtung
wiederherstellt.
Nun verbreitet er sich darüber, ob die erwähnten Wirkungen bloß einer ursprünglichen
in dem Krystall vorhandenen Kraft zuzuschreiben oder ob die beobachteten
Erscheinungen nicht zum Theil durch die magnetischen und elektrischen Kräfte
inducirte sind; er schließt, daß die Kraft so sich in dem magnetischen Feld äußert,
welche sich durch äußere Wirkungen zeigt und die Bewegung der Masse verursacht,
hauptsächlich und fast gänzlich inducirt ist; sie ist zwar der Krystallkraft
untergeordnet, erhöht aber zugleich die Wirkungen dieser Kraft in einem Grade,
welchen sie ohne die Induction nicht erreicht haben könnten. Für diesen Theil der
Kraft wählt er die Benennung Magneto-Krystallkraft (magneto-crystallic force) im Gegensatz zu magnetischer
Krystallkraft (magne-crystallic force), welches
Wort den Zustand oder die Kraft bezeichnet die dem Krystall wesentlich angehört.
Schließlich kommt er auf Plucker's Resultate hinsichtlich
der „Abstoßung der optischen Achsen der Krystalle“ und folgert,
daß dieselben mit den oben beschriebenen einerlei Ursprung und Ursache haben.
Es ist auffallend, welche schnellen Fortschritte unsere Kenntniß der Molecularkräfte
macht; noch vor wenigen Jahren war uns der Magnetismus eine verborgene Kraft von der
wir glaubten daß sie nur wenige Körper afficire; nun wissen wir daß sich ihr Einfluß
auf alle Körper erstreckt und daß sie im innigsten Zusammenhang steht mit
Elektricität, Wärme, chemischer Wirkung, Licht, Krystallisation und durch letztere
mit den Kräften, welche die Cohäsion bedingen. (The
Athenaeum, 1848, Nr. 1103.)
Rothes Glas macht die Gegenstände durch den Nebel
sichtbarer.
Folgende Beobachtung ist für alle telegraphischen und geodätischen Operationen
wichtig, bei welchen man Fernröhre anwendet Wenn zwischen zwei correspondirenden
telegraphischen Stationen ein Nebel stattfindet, wobei die Beamten der einen Station
nur schwer die andere Station gewahr werden können, und man bringt zwischen das Auge
des Beobachters und das Ocular des Fernrohrs ein gefärbtes Glas, so vermindert sich
der Einfluß des Nebels bedeutend daher man mittelst dieses Verfahrens den Telegraph
der correspondirenden Station und die Signale oft sehr deutlich sehen kann, selbst
wenn man ohne das gefärbte Glas nicht einmal die Station gewahr würde. Die
verschiedenen Farben bringen diese Wirkung nicht alle in demselben Grade hervor. Das
Roth scheint zu diesem Zweck die geeignetste Farbe zu seyn. Personen welche ein
gutes Gesicht haben, ziehen das Dunkelroth vor; andere und besonders die
Kurzsichtigen hingegen das Hellroth. Diese Thatsache scheint sich dadurch zu
erklären, daß der Nebel das Gesichtsorgan zu stark trifft, besonders wenn das
Fernrohr ein etwas weites Feld hat. Bringt man hingegen zwischen das Auge und das
Ocular des Instruments ein gefärbtes Glas, so vermindert sich die Intensität des
Lichts bedeutend wegen der Strahlen welche aufgefangen bleiben; das Auge des
Beobachters ermüdet weniger, leidet weniger und unterscheidet deßhalb die Umrisse
des beobachteten Gegenstandes besser.
Ich habe diese Beobachtung bei den Versuchen gemacht, welche ich mit dem Ingenieur
Gonella über Nachttelegraphie anstellte. J. Luvini in Turin. (Moniteur
industriel, 1848, Nr. 1309.)
Das Wasserstoffgas dringt durch feste Körper.
Hr. Professor Louyet in Brüssel veröffentlicht folgende
Thatsache:
Wenn man einen horizontalen Strom von Wasserstoffgas, der aus einer capillaren
Oeffnung austritt, auf ein Papierblatt richtet, welches man senkrecht einige
Millimeter von der Oeffnung hält, so daß der Strom senkrecht zum Papier ist, so
dringt das Gas durch letzteres; das Gas zertheilt sich aber dabei keineswegs, wie
man vermuthen könnte, sondern es behält seine Form als Strom bei und kann hinter dem
Papierblatt
angezündet werden, gerade wie wenn letzteres sich nicht hinter dem Gasstrom befände;
bringt man einen Platinschwamm hinter dem Papier in der Richtung des Stroms an, so
wird das Metall glühend, wenn das Papier drei bis vier Centimeter von der Oeffnung
entfernt ist, vorausgesetzt daß man den Platinschwamm an dem Papier oder nur in sehr
geringer Entfernung von demselben anbringt. Der Druck unter welchem man
experimentirt, darf eine Wassersäule von zehn bis zwölf Centimeter Höhe nicht
überschreiten.
Zu meinem großen Erstaunen, fügt Hr. Louyet bei, habe ich
gefunden daß das Wasserstoffgas ebenso Blätter von geschlagenem Gold und Silber
durchdringt; wenn man z.B. einen Platinschwamm mit mehreren Lagen Gold- oder
Silberfolie umwickelt und einen Strom Wasserstoffgas darauf richtet, so wird er nach
und nach glühend und das Gold oder Silber adhäriren seiner Oberfläche.
Bringt man einen Platinschwamm hinter einem Blatt Zinnfolie an, auf welches man einen
Strom Wasserstoffgas richtet, so erhitzt sich die Zinnfolie ziemlich stark, ohne
jedoch glühend zu werden. Da die Zinnfolie eine Menge kleiner Löcher enthält, welche
man bemerkt, wenn man sie zwischen das Auge und das Licht hält, so ist diese
Erscheinung nicht besonders bemerkenswerth. Selbst wenn man die Zinnfolie duplirt,
erhitzt sich aber der Platinschwamm noch merklich.
Das Wasserstoffgas dringt auf dieselbe Art durch eine dünne Membrane von
Gutta-percha, wie man sie erhält, wenn man eine dünne Schicht einer Auflösung
von Gutta-percha in Chloroform verdunsten läßt.
Das Wasserstoffgas dringt hingegen nicht merklich durch die dünnsten Glashäutchen,
welche man erhält, wenn man eine Kugel am Ende einer Röhre stark aufbläst.
Diese Versuche lassen sich mit einer Dobereiner'schen
Zündmaschine sehr leicht wiederholen. (Moniteur
industriel, 1848, Nr. 1309.)
Ueber die Einwirkung des Chlorschwefels auf
Provenceröl.
Der Chlorschwefel übt nach Rochleder auf fette Oele eine
höchst sonderbare Reaction aus, die bis jetzt ganz in Vergessenheit gerathen zu seyn
scheint, aber wohl verdient, auch in technischer Hinsicht gekannt und weiter
verfolgt zu werden. Derselbe fand nämlich, daß wenn man tropfenweise Chlorschwefel
in Provenceröl gießt, dieses bei fortgesetzter Behandlung zu einer gelben
durchschimmernden Gallerte erstarrt, welche sich weder in Aether, noch in Alkohol
und Wasser zu verändern scheint, nur etwas durchsichtiger wird und dabei so
elastisch ist, wie Kautschuk in gewöhnlicher Temperatur. (Polytechn. Notizbl.)
Brunnenwasser, durch den Theer von Gasanstalten
verdorben.
Mehrere Hausbesitzer in Straßburg fanden das Wasser ihrer Brunnen zu häuslichen und
technischen Zwecken nicht mehr brauchbar und schrieben dieß der Infiltration von Gas
zu. Zur Untersuchung dieses Umstandes wurde von Seite des Maire eine Commission
ernannt; diese fand in der That das gepumpte Wasser nach Theer riechend, hell, aber
fad schmeckend, nach mehrstündigem Stehen sich mit einer regenbogenfarbigen Oelhaut
überziehend, welche bald niedersinkt und einer neuen Platz macht. Aus der Tiefe des
Brunnens heraufgeholte Kieselsteine waren mit einer schwärzlichen Theerschicht
überzogen. Bei Nachforschungen in der 300 Meter entfernten Gasanstalt fand sich, daß
das ammoniakalische Wasser und der Theer, welche man in ein im Boden eingegrabenes
Faß zu gießen pflegte, aus diesem und der Theercisterne Auswege gefunden hatten und
in das umgebende Erdreich gedrungen waren Jedoch ergab sich, daß dieser Theergeruch
das Wasser nicht nach allen Richtungen um die Gasanstalt herum inficirte, sondern
nur in einer einzigen, wo es von einem Canale her, durch Kiesboden hindurch sich Weg machend,
eine unterirdische Strömung hatte. Durch frischen Aufbau der Cisterne und der andern
Theerreservoirs wird dem Uebelstande hoffentlich abgeholfen seyn. (Moniteur industriel, 1848, Nr. 1292.)
Uebelstände der Desinfection mit Chloralkalien.
Der Polizeipräfect von Paris ordnete vor kurzem die Anwendung des Javelle'schen
Wassers (unterchlorigsaures Kali) behufs der Zerstörung des üblen Geruchs der
Abtrittgruben etc. an. Ein von dem Chemiker Maximus Paulet verfaßter Aufsatz, worin er die Wirkung der Desinficirmittel
hinsichtlich ihres Erfolges und ihrer Kosten in Betrachtung zieht, widerräth diese
Maßregel, bei aller Anerkennung der desinficirenden Kraft des Chlors indem er zu
folgenden Schlüssen kommt: 1) sind die Chloralkalien, so wie sie im Handel
vorkommen, nicht im Stande, die Infection vollkommen zu zerstören; auch das
Javelle'sche Wasser nicht, es sey denn durch Zersetzung einer Auflösung von
Chlorkalk mit Potasche bereitet; 2) der Ueberschuß an Alkalien, welchen sie
enthalten, ruft bei altem Koth eine starke Entwickelung von Ammoniak hervor und
beschleunigt beim frischen die völlige Fäulniß, welche von jeder alkalischen
Einwirkung befördert wird (ein Beispiel ist der übelriechende Harn der das
alkalische Wasser von Vichy Trinkenden); 3) das sich beständig aus ihnen
entwickelnde Chlor macht ihre Anwendung zur Desinficirung der Abtrittgruben
unmöglich, weil es sehr schädlich auf die Respirationsorgane wirkt; 4) die
Fabrikanten können nicht angehalten werden, die Chloralkalien vollkommen mit Chlor
zu sättigen, ohne daß deren Preis dadurch erhöht würde; endlich 5) sind diese
Substanzen zu theuer, um beständig angewandt werden zu können. (Moniteur industriel, 1848 Nr. 1304.)
Zucker, ein Bestandtheil der Leber.
Vielfältige Versuche führten die HHrn. Cl. Bernard und Ch.
Barreswil zu der interessanten Entdeckung, daß das
Gewebe der Leber, wie kein anderes Organ im gesunden Zustand, Zucker in großer Menge
enthält. Auch die Leber von Thieren, welche ohne alle zucker- oder
stärkmehlhaltige Nahrung lange ausschließlich mit Fleisch genährt werden, enthält
stets viel Zucker, dessen Vorhandenseyn also durchaus nicht von der Nahrung abhängt.
Zum Krystallisiren konnte dieser Zucker noch nicht gebracht, sondern nur eine mit
Salzen vermengte Melasse erhalten werden, die bei ihrer Gährung Weingeist lieferte.
– Wie und aus was sich dieser Zucker bildet, muß durch weitere Versuche
ermittelt werden. (Comptes rendus, Nov. 1848, Nr.
20.)