Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 111, Jahrgang 1849, Miszellen, S. 233 |
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Miscellen.
Miscellen.
Preis für Verbesserungen in der Construction der
Locomotiven.
Die Société d'Encouragement in Paris setzt
einen Preis im Werth von zwanzigtausend Francs aus: für
den Erfinder der wichtigsten Verbesserungen in der Construction der jetzt auf den
Eisenbahnen gebräuchlichen Locomotivmaschinen, ferner im Material der Schienen und
in der Construction der Bahnen, welche Verbesserungen vom Gesichtspunkt der
Sicherheit und Geschwindigkeit der Fahrten, sowie der Oekonomie des Bahnbetriebs
beurtheilt werden.
Der Preis kann unter mehrere Bewerber vertheilt werden, wenn keiner hinsichtlich des
Transports auf Eisenbahnen überwiegende Verbesserungen gemacht hat. Es wird über
diesen Preis in der Generalversammlung der Gesellschaft im zweiten Semester des
Jahres 1851 entschieden.
Die vorzulegenden Verbesserungen dürfen in Frankreich nicht vor dem 1 Januar 1847
gemacht worden seyn.
Die Bewerber müssen ihren beschreibenden Abhandlungen die genauesten Zeichnungen und
wo es wünschenswerth ist, Modelle im Maßstab von wenigstens einem Fünftel aus dem
entsprechenden Material beigeben. Die Einsendungen müssen vor dem 1. Januar 1851 der
Gesellschaft zukommen. (Bulletin de la Société
d'Encouragement, Dec. 1848 S. 755.)
Dujardin's Verfahren die Drähte der elektrischen Telegraphen zu
isoliren.
Dieses Verfahren erheischt zwei Operationen. Die erste besteht darin, ein
Kautschukband von 1 Centimeter Breite und 1 1/2 Millimeter Dicke als Spirale um
einen Metalldraht so zu wickeln, daß jede Windung die vorhergehende etwa zur Hälfte
bedeckt. Die zweite Operation besteht darin, über den Kautschuk als Spirale ein Band
aus gewalztem Blei von 4 Millimeter Breite und 1 Millimeter Dicke zu wickeln, so daß
der Rand jeder Windung sich an den Rand der vorhergehenden Windung anschließt, ohne
daß jedoch die Windungen über einander zu liegen kommen wie bei der
Kautschukspirale. Die Bleihütte dient um die Kautschukhülle gegen die zerstörende
Wirkung der äußeren Stöße zu schützen. (Comptes rendus,
Januar 1849, Nr. 1.)
Die hydraulische Kraftübertragung in Bergwerken, von J.
Sims.
Man bedient sich in den Bergwerken horizontaler oder geneigter Gestänge, um die
Triebkraft der Dampfmaschine auf einen oder mehrere von derselben oft sehr entfernte
Punkte fortzupflanzen und das Wasser dahin zu pumpen. Diese hölzernen oder eisernen
Gestänge verursachen vorzüglich da, wo die Richtung wechselt, eine bedeutende
Reibung, setzen also der Dampfmaschine einen großen Widerstand entgegen und
verhindern dadurch die Anwendung des Expansionsprincips bei derselben, dessen
Einführung für diese Arbeiten so wünschenswerth wäre, um an Brennmaterial zu sparen;
auch werden solche Gestänge oft beschädigt, wo dann gefeiert werden muß und großer
Zeitverlust entsteht.
Um diese Uebelstände zu umgehen, empfiehlt J. Sims die
Kraftübertragung durch Flüssigkeiten, wegen der höchst unbedeutenden
Zusammendrückbarkeit derselben; es soll nämlich an einer Stelle durch die
Dampfmaschine eine Druckpumpe in Bewegung gesetzt werden, welche durch ein Rohr mit
einem Cylinder verbunden ist, der wie der Preßcylinder einer hydraulischen Presse
wirkt. Das zwischen beiden liegende Verbindungsrohr kann allen Windungen und Formen
des offen erhaltenen Raumes folgen und hat daher wesentliche Vorzüge vor einem
starren Gestänge. (Moniteur industriel, 1848 Nr.
1272.)
Verbessertes Verfahren beim Weben von baumwollenen Geweben,
welche gerauhet werden sollen.
Der Weber Dietrich zu Mittel-Peterswaldau, Kreises
Reichenbach in Schlesien, ist auf das Verfahren gekommen, bei Anfertigung solcher
baumwollener Gewebe, welche eine rauhe Oberfläche erhalten sotten, und daher nach
dem Weben gerauhet werden müssen, den Einschußfaden links, statt wie gewöhnlich
rechts, auf das Schußspülchen aufzuspulen. Bei dem Weben mit der Hand, wozu
gewöhnlich ein Schütze angewendet wird, in welchem das Spülchen frei an dem
sogenannten Pfriemen läuft, hat das Rechts- und Linksausspulen des Garns zwar
keinen Einfluß auf die Drehung des Fadens und auf das nachmalige Rauhen des Gewebes.
Bei dem Weben mit dem Schnellschützen dagegen, in welchem das Spülchen fest
aufgesteckt wird, gewährt das Linksaufspulen den Vortheil, daß der Einschußfaden,
welcher sich bei jedem Abzuge vom Spülchen einmal um sich selbst dreht, dabei nicht
nur so locker bleibt, wie er gesponnen ist, sondern daß er während des Abziehens vom
Spülchen noch lockerer wird, indem er sich zugleich aufdreht, was dann beim Rauhen
des Gewebes der Arbeit sehr förderlich ist und wollreichere Gewebe liefert, als wenn
das Garn rechts aufgespult wird, wobei es sich durch das Abziehen vom Spülchen noch
mehr zusammendreht und dreller wird als es gesponnen war.
Dem Weber Dietrich ist für die Mittheilung dieses
Verfahrens eine Belohnung Seitens des preußischen Ministeriums für Handel und
Gewerbe ertheilt worden, um dasselbe zur allgemeinen Kenntniß bringen zu können.
(Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1848. S.
191.)
Anweisung zur Verfertigung der Leuchtbrenner für Solar-
und Lunar-Lampen.
Folgende Bemerkungen ergänzen die im polytechn. Journal Bd. CX S. 397 enthaltenen Mittheilungen über
die Frankenstein'schen Lunar- und Solarlampen:
Zur Verfertigung der Leuchtbrenner nimmt man irgend ein locker gewebtes Zeug, am
besten sogenannten Spitzengrund oder auch Gaze, bereitet sich einen dünnen Brei aus
gleichen Theilen sehr fein geriebener Kreide und gebrannter Magnesia (Magnesia usta) mit Wasser und knetet das Zeug in diesem
Brei so lange herum, bis es überall ganz gleichmäßig durchnetzt ist. Hierbei muß man
vor allem darauf sehen, daß das Zeug nicht so sehr verzerrt wird; auch darf man die
Masse nicht so dick machen, daß die Maschen des Zeuges sich zusetzen können,
dasselbe muß vielmehr unverändert seine Beschaffenheit behalten. Nachdem das Zeug
ungefähr eine halbe Stunde in der Masse gelegen hat, nimmt man es heraus, drückt es
aus und läßt es trocken werden. Das Trocknen kann an der Luft oder am warmen Ofen
geschehen. Das trockne Zeug wird nun nochmals durch eine Masse gezogen, welche aus
gleichen Theilen Kreide, Magnesia und so viel Wasser besteht, daß das Ganze eine
dickliche Flüssigkeit, ungefähr wie Oel, bildet. Dieser Masse setzt man aber auf 50
Theile der angewendeten Kreide und Magnesia 20 Theile arabisches Gummi und etwas
weniges Kienruß zu, von letzterm namentlich nur so viel, daß die getrocknete Masse
grauschwarz erscheint. Anstatt der 20 Theile Gummi kann man auch 15 Theile Leim
nehmen. Ersteres ist aber besser. Daß man darauf sehen muß, jene Bindemittel
vollständig aufgelöst in der Flüssigkeit zu erhalten versteht sich von selbst. Das
durch diese Masse nochmals gezogene Zeug wird wiederum ausgedrückt, getrocknet und
nach dem Trocknen entweder stark gepreßt oder gerollt (gemangelt). Man muß nun
ferner mehrere kegelförmig gedrehte Holzstücke haben, welche genau die Form der
Leuchtbrenner besitzen, aber ungefähr 4–5 Zoll länger als diese sind. Ueber
diese Hölzer macht man sich Papierhülsen, welche mit ihren Rändern zusammen geleimt
sind und folglich hohle Papierkegel bilden. Diese bestreicht man einigemal mit Oel
und schiebt sie dann, wenn letzteres in das Papier eingedrungen ist, auf den
Holzkegel. Alsdann wird das wie oben erwähnt wurde, zubereitete Zeug in
trapezförmige Stücke geschnitten, und dieselben auf folgende Art zur Herstellung der
Leuchtbrenner benutzt: Man bestreicht den Rand des Zeuges bis etwa auf 1–2
Linien mit aufgelöstem arabischem Gummi und wickelt dann das Stück so auf das auf
dem kegelförmigen Holzstück befindliche Papier, daß der mit Gummi bestrichene Rand
nach innen kommt. Man zieht, nachdem dieß geschehen ist, den Papierkegel mit dem
Leuchtbrenner ab. läßt letztern trocken werden, um ihn dann ebenfalls von dem
Papierkegel wegzunehmen, und benutzt ihn auf die angegebene Art. Bei einiger Uebung
lassen sich solche Leuchtbrenner ungemein schnell herstellen so daß sie sehr billig
zu stehen kommen.
Den für Gaslicht bestimmten Brennern hat Frankenstein noch
eine Unterlage von Papier gegeben, welches ebenfalls mit der erwähnten Masse
überzogen und nach dem Trocknen mit etwas Oel bestrichen ist. Welchen Nutzen diese
Unterlage gerade für das Gaslicht haben soll, läßt sich nicht gut einsehen. Will man
den Leuchtbrenner übrigens für Gaslicht benutzen, so versteht es sich von selbst,
daß dieß nur bei Flammen geschehen kann, die durch Argand'sche Brenner gebildet
sind, also bei cylindrischen hohlen Flammen, innerhalb welche ein Luftstrom
eintreten kann. (Polytechnisches Wochenblatt, 1848, Nr. 4.)
Beschreibung einer Masse zur Anfertigung verschiedener
Luxusgegenstände; von Friedrich Zuber in Bamberg.
Zu dieser Masse, auf deren Bereitung und Anwendung der Buchbindermeister und
Galanteriearbeiter Zuber ein Privilegium für Bayern
erhielt, gehören folgende Bestandtheile: dicker, mit weißem Pech versetzter
venetianischer Terpenthin, bester Tischlerleim, Englischroth, Sandelholzspane und
Neuburgerweiß.– Zwei Pfund Terpenthin, mit 1/2 Pfund Pech versetzt, und 2
Pfund Leim von gleicher Consistenz werden sehr heiß gemacht und fleißig
durcheinander gerührt, hierauf 4 Pfund Neuburgerweiß, 2 Pfund Englischroth, 2 Pfund
Sandelholzspane mit dem heißen Leim und Terpenthin aufs innigste vermischt, und noch
1/2 Seidel (1 Seidel = 3/5 preußische Quart oder 1/2 Wiener Maaß) Copalfirniß oder
Asphaltauflösung (bestehend aus 3 Theilen Asphalt, gelöst in 8 Theilen Terpenthinöl)
dazu gegossen. Wenn die Mischung so lange durchknetet ist, bis sich dieselbe vom
Rührholze abschält, so werden flache Kuchen daraus gewalzt, und die Masse ist zum
Gebrauche fertig. Die Model, in welchen die Verzierungen gepreßt werden, können von
Gyps, Metall, Holz oder von der Masse selbst seyn, nur muß im letzteren Falle der
Model ganz ausgetrocknet und hart seyn. Um die hart gewordene Masse zu erweichen,
hat man einen flachen Kessel, der in einem zweiten mit heißem Wasser gefüllten
hängt, doch so, daß das Wasser in den oberen eingesetzten Kessel nicht eindringen
kann. In diesem letzteren befindet sich die Masse auf einer trocknen Lage
Neuburgerweiß und erweicht sich durch die Wärme, die das heiße Wasser im unteren
Kessel dem oberen Kessel ertheilt. Der Model wird mit etwas Terpenthinöl eingeölt,
ein erforderliches großes Stück Masse aus dem Kessel genommen, etwas durchknetet und
in den Model hineingedrückt. Hierauf wird ein Druck in der Presse gegeben, mit einem
naßgemachten Messer das oben Herausgepreßte flach abgeschnitten und die Verzierung
oder dergleichen fertig herausgenommen, auf Holz theils aufgeleimt, theils
aufgenagelt, dann beliebig mit Leimfarben gefärbt, mit Copalfirniß lackirt. Soll die
Masse im Wetter ausdauernd seyn, so werden 2 Pfd. Leim in 2 Pfd. Leinöl flüssig
gemacht, 2 Pfd. Terpenthin mit 1 Pfd. schwarzem Pech verdickt, mit der Leimlösung
heiß vermischt, dann 2 Pfd. Sägespäne, 2 Pfd. Neuburgerweiß und 2 Pfd. Englischroth
darunter geknetet. Erweichung und Pressung wie oben. Beide Massen widerstehen der
Feuchtigkeit, werden immer härter, bekommen keine Risse, und die letztgenannte Masse
hält bei jeder Witterung gleich Stein und Holz, nur länger als letzteres, aus.
Die Anwendung solcher Massen ist sehr vielfältig, z.B. für Möbel, Verzierungen,
Bilderrahmen, Schatullen, Leuchter, Uhrgehäuse und überhaupt zu allem, was der
Bildhauer und Modelleur in Holz, Gyps und Stein arbeitet. Die Masse läßt sich mit
Firniß dauerhaft vergolden, so daß man Firmen in allen Schriftzügen erhaben daraus fertigen kann Sie ist sehr wohlfeil und
wegen ihrer leichten Verarbeitung allgemein anwendbar.
In Paris bei Lendemain, in Wien bei Girartet werden jährlich vielleicht für 8000 fl. aus obiger Masse
verfertigte Gegenstände nach der Leipziger und Frankfurter Messe trotz des
Eingangszolles geschickt. (Kunst- und Gewerbeblatt des polytechnischen
Vereins für Bayern, 1848, S. 635.)
Ueber Schießbaumwolle; von D. Philipp.
Bei den jetzigen Schießübungen der Bürgerwehr glaubte ich die Gelegenheit benutzen zu
müssen, der Schießbaumwolle noch einmal meine Aufmerksamkeit zu widmen, eventualiter
dieselbe zu Ehren zu bringen. Die Versuche der Privaten wurden schon früh genug
wegen der Gefährlichkeit derselben eingestellt, da es öfters vorkam, daß beim Laden
der Schuß losging. Soviel ich damals zu beobachten die Gelegenheit hatte, war
meistens das Explodiren dann erfolgt, wenn beim Laden der Hahn nicht geöffnet war,
in welchem Falle die Comprimirung der Luft wie bei den pneumatischen Feuerzeugen
wirken konnte; in selteneren Fällen mochte Wohl auch eine heftige Contusion die Entzündung
bewirkt haben. – Vor einiger Zeit beschloß ich nun directe Versuche zu
machen, und wog deßhalb für verschiedene Gewehre und Büchsen Portionen Baumwolle ab,
und zwar den vierten Theil des Pulvergewichts. Auf dem Schießstande theilte ich
mehreren Bekannten dergleichen Portionen mit, und dieselben waren mit ihren Schüssen
sehr zufrieden, ja sie erklärten sogar, daß das Gewehr beim Schießen gar nicht
rücke. – Aber folgende Fälle ereigneten sich. Es hatte Jemand aus
Unwissenheit erst Pulver geladen und dann Baumwolle mit der Kugel darauf; beim
festen Aufsetzen des Ladestockes ging der Schuß los, zum Glück ohne Schaden
anzurichten Ich glaubte diesen Fall identisch mit dem oben erwähnten, weil die Luft
beim Laden wegen des Pulvers nicht entweichen konnte, und es wurde ohne Bedenken
weiter geschossen. Ich nahm dabei ein Gewehr, aus dem soeben mit Pulver geschossen
war, um es mit Baumwolle zu laden; der Lauf fühlte sich noch warm an, und ich
wartete daher so lange, bis ich glaubte, daß die allerdings noch spürbare Wärme
keinen Einfluß mehr auf die Baumwolle ausüben könnte, als ich aber die Baumwolle
noch nicht ganz hinunter hatte, explodirte dieselbe. – Dieser Fall genügte
mir nun, um die Gefährlichkeiten zu constatiren, und ich stand von weiteren
Versuchen ab. Bemerkenswerth scheint es mir, daß die Baumwolle, die ich anwendete, 1
3/4 Jahr alt war und bedeutend an Kraft zugenommen zu haben schien (das oben
angewendete Gewicht wurde in einzelnen Fällen bedeutend vermindert ohne Einfluß auf
den Schuß), aber daß auch die Gewehre auffallend mehr nach dem Schießen rosteten,
als ich dieß früher bemerkte. Es scheint also ziemlich gewiß zu seyn, daß die
Baumwolle in der Form, wie sie bis jetzt angewendet wurde, als Schießmaterial keinen
Eingang finden kann; aber Schade wäre es, wenn dieser so merkwürdige Stoff nicht
anderweitig Verwendung fände. (Berliner Gewerbe-, Industrie- und
Handelsblatt.)
Ueber das freiwillige Erblassen der Manganschrift; von C. F.
Schönbein.
Die gelbbraune Färbung der Schrift, welche man erhält, wenn mit einer Auflösung von
schwefelsaurem Mangan beschriebenes Papier der Einwirkung ozonisirter Luft
ausgesetzt wird (polytechn. Journal Bd. CV S.
440), ist nach den von mir gemachten Erfahrungen nicht beständig: sie
erblaßt nach und nach und verschwindet mit der Zeit so vollständig, daß das
beschriebene Papier endlich wieder vollkommen weiß erscheint. Hat man eine derartige
Schrift oder Zeichnung nur schwach entwickelt, dadurch nämlich, daß man ozonisirte
Luft nur kurze Zeit auf das beschriebene oder überzeichnete Papier einwirken ließ,
doch so, daß Schrift oder Zeichnung noch bemerklich war, und überläßt man ein
solches Papier sich selbst, so sieht man von jener schon nach wenigen Wochen beinahe
nichts mehr. Im September vorigen Jahres überschrieb ich einen Bogen mit der
erwähnten Manganlösung und ließ denselben in einer Ozonatmosphäre so lange hängen,
bis die Schrift merklich stark hervorgetreten, jedoch mehr gelb als braun war, und
nun legte ich den Bogen in meinen Arbeitstisch. Vor wenigen Tagen nahm ich jenen
wieder zur Hand und fand ihn so völlig weiß, daß von der Schrift auch nicht die
geringste Spur mehr wahrgenommen werden konnte. Brachte ich den so beschaffenen
Bogen in ozonisirte Luft, so kam die frühere Schrift wieder vollkommen zum
Vorschein. Manganschrift zu gleicher Zeit gemacht, aber merklich stärker, d.h. bis
zur braunen Färbung entwickelt, ist zur Stunde immer noch deutlich, obwohl etwas
blasser geworden. Vielleicht werden Jahre vergehen, bis dieselbe vollständig
verschwunden ist.
Ueber die nächste Ursache des freiwilligen und langsamen Verschwindens der
Manganschrift weiß ich nichts Bestimmtes anzugeben; es unterliegt aber wohl keinem
Zweifel, daß dasselbe auf einer allmählichen Desoxydation des Mangansuperoxydes
beruht, welches die färbende Substanz besagter Schrift ausmacht. Mir scheint es
wahrscheinlich zu seyn, daß die Papiermasse nach und nach desoxydirend auf das
Superoxyd einwirkt und die auf der Stelle der Manganschrift befindliche und vom
angewendeten Sulfat herrührende Schwefelsäure mit dem dort entstandenen Manganoxydul
sich wieder zu
farblosem Sulfat vereiniget. Aus diesem Salz wird bei wiederholter Einwirkung des
Ozons abermals Schwefelsäure ausgeschieden unter Bildung von Mangansuperoxydhydrat,
weßhalb eben die freiwillig erloschene Manganschuft in ozonisirter Luft wieder zum
Vorschein kommt. (Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie, 1848 Nr. 11.)
Ueber die Färbung des Wismuths auf galvanischem Wege; von
Professor J. C.
Poggendorff.
Bekanntlich nimmt das Wismuth, wenn es nach dem von Quesneville angegebenen Verfahren durch Schmelzen mit Salpeter gereinigt
wird, die prächtigsten, theils goldgelben, theils grünen und röthlichen Farben an,
und eben so ist bekannt, daß es, mit Wasser befeuchtet der Luft ausgesetzt, in
einiger Zeit braunroth und zuletzt veilchenblau anläuft. Es scheint indeß noch nicht
beobachtet zu seyn, daß man gleiche oder ähnliche Farben auf Wismuthflächen von
beliebiger Größe ganz nach Willkür und in verhältnißmäßig sehr kurzer Zeit
hervorrufen kann, wenn man solche Flächen in Kalilauge als positive Elektroden
(Pole) eines galvanischen Stromes anwendet.
Der Verfasser, der bei Gelegenheit anderer Untersuchungen auf diese Thatsache
geleitet wurde, bediente sich hiebei in der Regel einer Batterie von zwei Grove'schen Bechern und einer Lösung von einem Theil
Aetzkali in vier oder sechs Theilen Wasser, in welcher der positiven
Wismuth-Elektrode eine Platinplatte als negative Elektrode gegenüberstand.
Bei einer solchen Combination überzieht sich die Wismuthplatte in wenig Augenblicken
und in voller Gleichförmigkeit mit einer Reihe von Farben, deren successives
Auftreten im allgemeinen ganz dem Gesetz der Newton'schen
Farbenringe folgt, indem der Reihe nach Gelb, Roth, Violett, Blau und Grün
hintereinander erscheinen. Durch schickliches Unterbrechen des Stromes kann man jede
dieser Farben festhalten, jedoch tritt ihre wahre Natur erst dann hervor, wenn man
die Wismuthplatte zur Flüssigkeit herauszieht, mit der Spritzflasche wohl abspült
und an der Luft trocknen läßt.
Die so erhaltenen Farben zeigen, wenn die Platte gut geschliffen und polirt worden,
auch frei von Arsenikgehalt ist, einen Glanz und eine Lebhaftigkeit, welche die der
Nobili'schen und Böttger'schen Farben wohl noch übertreffen möchten, vermuthlich weil das
Substrat derselben durchsichtigerer und farbloserer Natur ist als das Blei-
und Manganüberoxyd, welche das Material zu den letztgenannten Farben bilden.Man sehe polytechn. Journal Bd. XCIV S.
369. Unterhält man den Strom, nachdem das Grün erschienen ist, noch einige Zeit,
so wird die Wismuthplatte wiederum farblos, und nun kommen Farben zweiter Ordnung
zum Vorschein, die aber lange nicht so rein und glänzend wie die der ersten sind.
Die Wismuthfarben bilden hiedurch eine Art von Gegensatz zu den Blei- und
Manganfarben, die gerade erst in der zweiten Ordnung ihre größte Lebhaftigkeit
entwickeln. Es wäre indessen möglich, daß sich auch die Wismuthfarben zweiter
Ordnung in höherer Lebhaftigkeit darstellen ließen, wenn man eine Batterie von
größerer Becherzahl anwendete. Bei der oben genannten Batterie von zwei Bechern wird
der elektrische Strom durch die geringe Leitungsfähigkeit der auf das Wismuth
abgelagerten Substanz so geschwächt, daß die Darstellung jener zweiten Farbenreihe
einige Stunden Zeit erfordert.
Uebrigens kann das successive Auftreten zweier Farbenreihen, getrennt durch eine
Schicht von vollkommener Farblosigkeit, wohl keinen Zweifel hinterlassen, daß die
Wismuthfarben nur der Dicke der sie bildenden Schichten ihre Entstehung verdanken,
während es noch ungewiß seyn mag, aus welchem Material diese Schichten bestehen, ob aus einem Oxyde oder
einer Kaliverbindung desselben. Letzteres möchte jedoch das Wahrscheinlichere sehn,
da die Farben, schon bei Eintauchung der Platten in sehr verdünnte Schwefelsäure,
fast augenblicklich verschwinden, und andererseits bei Anwendung von
Ammoniakflüssigkeit, statt der Kalilauge, gar nicht zum Vorschein kommen.
(Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie, Bd. 74. S. 586.)
Ueber Beleuchtung mit Lüstern.
Wie können die Glaser an sogenannten Lüstern die brillanteste Beleuchtung
hervorbringen? – Man glaubt gewöhnlich, dieß geschehe, wenn man viele
Glasstücke mit einer Menge Facetten in den verschiedenartigsten Richtungen und
zierlichsten Formen anbringt. Dieß ist nach den Grundsätzen der Optik im allgemeinen
nicht richtig. Hr. Osler,
Leuchterfabrikant in Birmingham, hat zuerst die Bemerkung gemacht, daß dreiseitige
oder vierseitige Prismen mit größeren Flächen, gleichförmig in kreisähnlichen
angebracht, den Glanz ungemein erhöhen. Er zieht ferner die cylindrische oder auch
die kegelförmige Zusammenstellung allen anderen vor, so zwar, daß eine Längenkante
nach außen gewendet ist, je zwei benachbarte Prismen aber mit einer anderen
Längenkante zusammenschauen oder sich fast berühren. Oben und unten aber sind die
Prismen etwas scharf abgestumpft, so daß sie in eine Ringfassung mit Gyps
eingekittet werden können, und beide Ringe werden dann durch die Drähte verbunden,
ob nun das Licht innerhalb oder außerhalb des Lüsters angebracht wird. Bei der
kegelförmigen Zusammenstellung, deren Form gefälliger erscheint, müssen natürlich
die Prismen nach oben schmäler zulaufen. Die dreiseitigen Prismen werden am besten
gleichseitig gemacht, weil bei einem Winkel von 60 Grad das Farbenbild am breitesten
wird. (Bayerischer Gewerbfreund, 1848, S. 52.)
Neue Art Gutta-percha.
Man hofft auch im holländischen Ostindien zu Palembang aus den Binnenländern die
Gutta-percha oder Getah-Pertja zu erhalten. Man fand, daß auch hier
wahrscheinlich diese wohlbekannte Gummiart in hinreichender Menge zu bekommen sey,
daß man sie jedoch nur durch Umhauen des Baumes erhalten könne. (Dieß ist ein
Irrthum, der, wenigstens nach englisch-ostindischen Blättern, bereits aus
Malacca seine Berichtigung fand.) Dagegen fand man eine andere Gummiart, Getahmal-buay genannt, welche ohne Umhauen in
großer Menge zu erhalten ist, manchmal bis zehn Picols von einem Baum. Sie ist nicht
zu so mannichfachen Dingen brauchbar wie die Getah-Pertja, doch mit letzterer
vermengt vielfach nützlich. (Das Ausland, nach dem Amsterd.
Handelsblad, 2. Sept. 1848.)
Erkennung von Blutflecken in Wäsche.
Wenn sehr kleine Blutflecken auf Leinenzeug zerstreut sind, ist es in der Regel sehr
schwierig, ihre thierische Abkunft durch Erhitzen in einer Röhre nachzuweisen. Hr.
Moride empfiehlt dazu
folgendes Verfahren. Er steckt den fraglichen Flecken in die Mitte einer an einem
Ende ausgezogenen, 8 Centimeter langen Glasröhre von 7 Millimeter Durchmesser im
Lichten, die man vorher mit einem Gemenge von Natronhydrat und Aetzkalk füllt. Ein
ganz kleines Glasglöckchen, das mit destillirtem Wasser angefüllt ist, in welches
von dem Glasrohr mit dem Gemenge ein gebogenes Röhrchen aufsteigt, vollendet die
Vorrichtung. Wird nun das Gemenge über der Weingeistlampe bis zum Rothglühen
erhitzt, so zersetzt sich die organische Materie, es entwickelt sich Ammoniakgas,
wenn Stickstoff vorhanden ist, und macht, in dem Glöckchen aufsteigend, die kleinen,
durch Essigsäure gerötheten Streifchen Lackmuspapier, die man, nachdem man sie
ausgewaschen, darin schwimmen läßt, wieder blau. (Journal de
Chimie médicale, Novbr. 1848.)
Psoralea, eine neue Nährpflanze.
Hr. Lamare-Picquot, aus
Nordamerika zurückgekehrt, wohin er von der französischen Regierung wegen Einführung
der oben genannten Pflanze in Frankreich gesandt war, konnte in den Ebenen des
Jowa-Gebietes keine Samen dieser Leguminose erhalten, weil Regen, Schnee, zum
Theil auch Reife im Monat Juni vorigen Jahres die Befruchtungstheile der Pflanze
beschädigten; dagegen brachte er 6 Kisten voll der brodliefernden Wurzel mit. Um im
nächsten Jahre Samen der Pflanze zu erhalten, sind von ihm Anstalten getroffen.
Ebenso versäumte er nicht, die geologischen Verhältnisse des diese Pflanze tragenden
Bodens und die klimatischen der Gegend sorgfältig zu untersuchen. Soviel theilt er
vorläufig mit. (Moniteur industriel, 1848, Nr.
1298.)
Ueber die Art wie der phosphorsaure und kohlensaure Kalk in
die Pflanzenorgane gelangen, und über die Rolle welche sie darin spielen.
Daß genannte phosphorsaure Salze sich in gewissen Pflanzen, namentlich den Cerealien
finden, ist bekannt. Wie aber diese unlöslichen anorganischen Salze in die
Pflanzenorgane gelangen, ist eine physiologische Frage von großem Interesse, zu
deren Lösung Hr. Lassaigne
eine Reihe von Versuchen angestellt hat. Aus denselben geht hervor, daß der
kohlensaure und der phosphorsaure Kalk der Knochen im Boden durch das Eindringen des
Regenwassers, im Verhältniß der in letzterm aufgelösten Kohlensäure, aufgelöst
werden können. Diese Kalksalze üben einen, das Wachsthum befördernden Reiz auf die
Pflanze und gehen, das Gewicht derselben vermehrend, in sie über. Die Asche von
Getreidepflanzen, welche in Kieselsand gezogen und mit der Auflösung dieser
Kalksalze begossen worden waren, hatte ein fünfmal so großes Gewicht als Asche von
Getreidepflanzen, die unter übrigens gleichen Umständen, mit bloß Kohlensäure
enthaltendem Wasser begossen worden waren. Außer den durch den thierischen Dünger
entwickelten Gasen und ammoniakalischen Bestandtheilen, sind also auch die in ihm
enthaltenen Kalksalze von wesentlichem Nutzen für das Gedeihen der Pflanzen. (Journal de Chimie médicale, October 1848.)
Die salzsauren Alkalien, als Auflösungsmittel des
phosphorsauren Kalks im Organismus.
Viele Speisen enthalten basisch-phosphorsauren Kalk. Wie aber die Assimilation
dieses Salzes geschieht, ist noch nicht genugsam erklärt. Wohl weiß man, daß die
Säure im Magensaft die Assimilation sehr befördert; ob aber die Milchsäure hier
allein thätig ist, oder auch andere Bestandtheile des Magensafts, namentlich die
salzsauren Alkalien, diese Frage suchte Hr. Lassaigne zu beantworten. Bekanntlich enthalten
der Speichel, das Serum des Speisesafts, des Bluts, das Gelenkwasser, die Galle etc.
alle eine gewisse Menge salzsaurer Alkalien, aber auch mehr oder weniger
phosphorsauren Kalk. Es frug sich nun, ob letzteres Salz durch salzsaures Alkali
aufgelöst erhalten wird. Behufs der Beantwortung dieser Frage wurde aus gebrannten Knochen reiner
basisch-phosphorsaurer Kalk bereitet und hinsichtlich seiner Auflöslichkeit
in Chlornatrium directe Versuche angestellt, welche ein bejahendes Resultat gaben
und zwar lösen 40 Kubikmeter Wasser, welche ein Zwölftheil ihres Gewichts
Chlornatrium enthalten, 0,0127 Gramme oder 1/3333 auf, folglich kann ein Liter
solchen Salzwassers bei gewöhnlicher Temperatur 0,333 Gramme oder 6 3/5 Gran
basisch-phosphorsauren Kalks auflösen. – Wahrscheinlich wirkt das
Chlornatrium auch im Boden nützlich als Auflösungsmittel der Kalksalze. Ebenso
scheint das Kochsalz, den Speisen zugesetzt, in der thierischen Oekonomie nicht nur
als ein Bestandtheil derselben an und für sich, sondern auch zum Auflösen von
basisch-phosphorsaurem Kalk von großem Nutzen zu seyn. (Journal de Chimie médicale, Nov. 1848.)
Ueber die Anwendung des weißen Arseniks in der
Landwirthschaft.
In Hampshire, Lincolnshire und vielen andern englischen Grafschaften Pflegen die
Landwirthe den Saatweizen in eine starke Arseniklösung einzulegen, ehe sie ihn
aussäen, um ihn gegen Würmer und den Brand zu schützen. Dieses Verfahren verbreitet
sich immer mehr. Das Product dieser Saat ist deßwegen noch keineswegs giftig. Es hat
dieses Verfahren nur die üblen Folgen, daß die das Aussäen vornehmenden Personen
nicht selten jene ersten Symptome zeigen, welche bei minder starken
Arsenikvergiftungsfällen wahrzunehmen sind, ferner, daß in solchen Gegenden Fasanen
und Repphühner, welche diese Körner verzehren, mit den Symptomen der
Arsenikvergiftung todt gefunden werden; sie liegen nämlich nicht, wie sonst todte
Vögel, der Seite nach hingestreckt, sondern halten den Kopf aufrecht und die Augen
offen, als wenn sie lebten. Körner, welche den aus solche Weise umgekommenen
Repphühnern zur Nahrung gedient hatten, zeigten bei der von H. W. Fuller angestellten Untersuchung einen starken
Arsenikgehalt. Der Schlund der Vögel war auch stark entzündet, die Eingeweide jedoch
nicht, überdieß waren solche ganz leer, wie ausgewaschen (vielleicht Folge von
Diarrhöe?). Auch war das Gift so in den Organismus übergegangen, daß das einer Katze
vorgeworfene Fleisch eines Repphuhns eine sehr heftige giftige Wirkung auf sie
hervorbrachte. – Es ist daher in Gegenden, wo man sich dieses Verfahrens
bedient, bei choleraähnlichen oder andern plötzlichen Krankheitsanfällen nöthig,
sich zu überzeugen, ob der Patient nicht auf diese Weise umgekommene Repphühner
gegessen habe; ebenso in Vergiftungsfällen, damit niemand einer absichtlichen
Vergiftung ungerechterweise beschuldigt werde. Sollte sich durch weitere
Untersuchungen ergeben, daß das sogenannte Kalken des Getreides mit Arsenik einen
nachtheiligen Einfluß auf die Gesundheit der Bevölkerung haben könnte, so wäre es am
besten, dieses Verfahren ganz zu verbieten. (Moniteur
industriel, 1848, Nr. 1305.)