Titel: | Ueber den neuen Stubenofen des Hrn. Chaussenot jun.; Bericht des Hrn. Payen. |
Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. VII., S. 23 |
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VII.
Ueber den neuen Stubenofen des Hrn. Chaussenot
jun.; Bericht des Hrn. Payen.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Decbr. 1848, S. 751.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Ueber Chaussenot's Stubenofen.
Hr. Chaussenot (rue
d'Angoulême du Temple No. 42 in Paris) hat schon früher einen
zweckmäßigen eisernen Stubenofen (calorifère) mit
übereinandergesetzten hohlen Aufsätzen construirt. Der gegenwärtige ist ähnlicher
Art, aber vereinfacht.
In demselben zieht die von einem in der Mitte befindlichen Feuerherd ausgehende
Flamme nebst den verschiedenen gasförmigen Verbrennungsproducten um die Achse des
Apparats hinauf; sie verbreitet sich dann in einem oben befindlichen cylindrischen
Raum und gelangt dann, sich zertheilend, in eilf im Kreise herum gestellten Röhren
herab, um sich unterhalb des Feuerherds in einen zweiten cylindrischen Kasten zu
begeben, in dessen Mitte sich die Einmündung in den Kamin befindet, durch welchen
der Zug hervorgebracht wird.
Auf demselben Wege, aber in umgekehrtem Sinne, zieht die von außen einströmende Luft
in die Höhe und erwärmt sich allmählich an den Wänden des Kastens unterhalb der eilf
Röhren und des obern Kastens, um sich dann in die Zimmer, Säle, Werkstätten,
Trockenanstalten etc. zu begeben, welche geheizt und zugleich ventilirt werden
sollen.
Von der Wirksamkeit dieses Ofens hat man sich thatsächlich überzeugt. Er ist leicht
zu heizen und die eilf Röhren lassen sich vermittelst eines neuen Fegewerkzeugs
leicht reinigen.
Bei Berechnung der Heizresultate nach der Temperatur der Luft, ihrer Geschwindigkeit,
welche mittelst des Combes'schen Anemometers gemessen
wurde, und ihrer Menge (nach dem Querschnitt des Canals) wurden Zahlen gefunden, die
beinahe eben so viel verwendete Wärme ergeben, als gewöhnlich beim Erhitzen des
Wassers behufs der Dampferzeugung nutzbar gemacht wird (4 1/2 Kilogr. verdampften
Wassers auf 1 Kilogr. verbrannter Steinkohle).
Eine besondere Anordnung in diesem neuen Ofen gestattet, ungefähr 40 Centimeter
oberhalb des Feuerraums, in die Mitte des Flammenstroms durch eine Röhre warme Luft
einzutreiben; auf diese Weise kann die Verbrennung der aus Mangel an Luft in Form
von Rauch abziehenden Producte vervollständigt werden.
Beschreibung des Ofens.
Fig. 1
senkrechter Durchschnitt durch die Mitte des Ofens.
Fig. 2
horizontaler Durchschnitt auf der Linie AB von
Fig.
1.
Fig. 3
Seitenansicht.
Fig. 4 obere
Ansicht.
Fig. 5 Kehrer
für die Ofenröhren.
Gleiche Buchstaben bezeichnen in allen Figuren dieselben Gegenstände.
A Feuerherd, auf welchem Steinkohlen, Kohks und jedes
andere Brennmaterial verwendet werden können.
B Leitungsröhre, welche die Flamme bei ihrem Austritt
aus dem Feuerraum aufnimmt.
C, C, C eilf Röhren, rings um den Feuerherd angebracht.
Flamme und Rauch begeben sich, wenn sie aus der Röhre B
treten, in den obern Raum D, um sich zu verbreiten und
dann in den Röhren C, C zu vertheilen; von da ziehen sie
in den untern Raum E. Die von außen eindringende kalte
Luft nimmt, gegen die Röhren C streichend, wie es die
Pfeile andeuten, die Wärme von denselben auf und absorbirt sie gänzlich, so daß die
verbrannte Luft bei ihrem Austritt aus dem Ofen fast keine Wärme mehr besitzt.
E Rohr für den Abzug des Rauchs, welches in den Kamin
mündet.
G Aschenherd.
H Thüre des Feuerherds.
I Thüre des Aschenraums.
K innerer Mantel von Eisenblech; derselbe befindet sich
15 bis 20 Centimeter über dem untern Raum E, damit ein
Theil der am Fuße des Ofens (wie die Pfeile anzeigen) einziehenden kalten Luft sich
um die Glocke des Feuerherds verbreiten und dieselbe abkühlen kann, so daß sie nicht
ins Glühen kommt; die so erwärmte Luft zieht dann zwischen dem Mantel K und der Röhre B hinauf und
tritt dann aus dem Apparat durch den zwischen ihm und seiner äußern Hülle
angebrachten Ausgang.
L unter dem Boden angebrachte Röhre, um kalte Luft
zuzulassen.
M äußere Hülle des Ofens.
N Loch oder Einsetzstück zur innern Besichtigung des
Raumes D und zum Reinigen der Röhren C, C mittelst des Kehrers Fig. 5. Letzterer besteht
aus einer Röhre a, durch welche man eine Schnur oder
eine Kette b zieht, an der eine gußeiserne Kugel c hängt, die aus zwei Halbkugeln besteht, zwischen
welche man ein Stück Filz, Leder oder sonst eine Substanz d steckt, die nach dem innern Durchmesser der zu kehrenden Röhren C rund zugeschnitten ist; man vereinigt alsdann die
beiden Halbkugeln, indem man den Filz d zwischen sie
hineinklemmt. Die Auskehrröhre ist mit einer Art Trichter e versehen, damit die Schnur leichter gleitet und sich nicht zu sehr
abnutzt oder abgeschnitten wird; auch befindet sich eine kleine Dille f daran, um eine Kerze zum Leuchten beim Kehren daran
stecken zu können.
Diese Kehrröhre wird durch das Loch N in den obern Raum
D gesteckt und die Kugel nacheinander über jede der
Röhren C gebracht, in welche man sie bis in den untern
Raum E hinabfallen läßt; der Filz reibt den den Wänden
der Röhren anhängenden Ruß hinweg, welcher in den Raum E
hinabfällt, aus dem er durch das Loch O herausgenommen
wird.
Resultat der im Monat September mit dem
Chaussenot'schen Ofen angestellten Versuche; von Hrn. Poinsot.
Der Ofen wurde am 18. Sept. um 9 1/4 Uhr geheizt; um 10 1/4 Uhr war die Temperatur
der Luft am Ausgang des Ofens 90° C. Diese Temperatur wurde dann von einer
halben Stunde zur anderen beobachtet, wobei sie sich nacheinander ergab =
95°, 96°, 85°, 95°, 90° C. Um 2 1/2 Uhr war sie
104°. Um 3 Uhr stellten wir anemometrische Versuche an den Oeffnungen für den
Eintritt und Austritt der Luft an.
1ster Versuch. An der Austrittsöffnung. Diese ist ein
Cylinder von 0,50 Meter Durchmesser; die Temperatur der Luft war 100°; der
Anemometer war 1 Meter unter der Röhre angebracht.
1ste
Beobachtung.
In 60''
machte der
Anemometer
1,800
Umdrehungen.
2te
„
60''
„
„
1,755
„
Bei 1,800 Umdrehungen in der Minute ist, nach vorgenommenen Correctionen, die
Geschwindigkeit per Secunde = 3,10 Meter.
2ter Versuch. An der Austrittsöffnung. Der Anemometer am
Eingang der Röhre angebracht; die Luft hatte 100° C.
1ste
Beobachtung.
In 60''
machte der
Anemometer
1,400
Umdrehungen.
2te
„
60''
„
„
1,448
„
1,400 Umdrehungen per Minute würden, nach vorgenommenen
Correctionen, eine Geschwindigkeit von 2,44 Meter per
Secunde geben.
3ter Versuch. Er hatte den Zweck, die Geschwindigkeit der
Luft bei ihrem Eintritt in den Ofen zu bestimmen. Die kalte Luft zieht in den Ofen
durch acht rechtwinklige Oeffnungen, welche zusammen eine Fläche von 1,728
Quadratcentimetern bilden. An fünf dieser Oeffnungen wurde die
Luft-Geschwindigkeit bestimmt.
1ste
Beobachtung.
60'';
Anzahl der
Umdrehungen
1,222
2te
„
„
„
„
1,222
3te
„
„
„
„
1,170
4te
„
„
„
„
1,200
5te
„
„
„
„
1,180
Nimmt man 1,200 Umdrehungen per Minute als Mittel an, so
erhält man 2,12 Meter Geschwindigkeit per Secunde.
Die in den Ofen eintretende Luft hatte 18° C.
Wir hätten sonach per Stunde 1,318 Kubikmeter Luft,
welche von 18° auf 100° C. erhitzt wird, oder eine Temperaturzunahme
von 82° C.
Um vorstehende Resultate zu erlangen, wurden in acht Stunden 40 Kil. magere, geringe
Steinkohle verbrannt.
Die Temperatur des Rauchs im Kamin wurde nicht bestimmt; nach dem Gefühl geschäht,
betrug sie bei dessen Eintritt in den Kamin nicht über 35 bis 40° C.