Titel: | Ueber die durch Galvanoplastik erlangten Resultate; von G. Büttner, Inspector am k. historischen Museum zu Dresden. |
Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. XIII., S. 49 |
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XIII.
Ueber die durch Galvanoplastik erlangten
Resultate; von G.
Büttner, Inspector am k. historischen Museum zu Dresden.
Aus dem polytechn. Centralblatt, 1849, Liefer.
5.
Büttner, über die durch Galvanoplastik erhaltenen
Resultate.
Im Jahre 1790 machte Prof. Galvani in Bologna die
Entdeckung, daß durch die Berührung zweier verschiedener Metalle eine Elektricität
erzeugt werde, welche man nach dem Erfinder Galvanismus nannte.
Lange Zeit beschäftigten sich Galvani und mehrere andere
Physiker mit dieser neuen Erscheinung, die man zuerst an dem Einfluß erkannte,
welchen die Elektricität auf die Nerven, insbesondere Muskeln kaltblütiger Thiere
(z.B. Froschpräparate) ausübte, und bemühte sich seine Erfindung nach dieser
einseitigen Richtung hin auszubilden, wobei er auf Hypothesen gerieth, deren
Unrichtigkeit er dann erkannte, als Alexander Volta im
Jahr 1800 den zeither nur gekannten einfachen, aus einem Plattenpaar erzeugten
Galvanismus, durch die wichtige Erfindung der nach ihm genannten Volta'schen Säule,
in eine nach Belieben zu verstärkende galvanische Kraft verwandelte.
Die Erfindung der galvanischen oder Contact-Elektricität rief in der
Wissenschaft der Chemie und Physik in einem Zeitraum von circa 50 Jahren vielfältige
neue Entdeckungen hervor, zu denen auch die Galvanoplastik (die Bildung metallischer Niederschläge
durch galvanische Elektricität) gehört.
Wohl keine Erfindung unseres Jahrhunderts hat sich mit so großer Schnelligkeit über
ganz Europa verbreitet, als die Galvanoplastik, und bei der sorgsamen Pflege, die
ihr von Sachverständigen zu Theil ward, ließ sich voraussehen, daß diese neue
Erscheinung in kurzer Zeit zu einer vollkommenen Ausbildung gelangen würde, deren
Resultate für Kunst und Gewerbe von großer Wichtigkeit geworden sind. Zugleich ist
es als ein sehr erfreuliches Zeichen des Fortschrittes unserer Zeit anzusehen, daß
eine Erfindung, die sonst bloß in chemisch-wissenschaftlichen Laboratorien
heimisch war, jetzt auch in den Werkstätten der Gewerbetreibenden gleichsam als ein
Gemeingut aufgetreten ist, deren Anwendung für gewisse Zwecke sich immer erhalten
wird.
Obgleich schon nach Erfindung der Volta'schen Säule von Sir Humphry Davy die Entdeckung gemacht wurde, daß wenn man eine
Metallauflösung zur Schließung einer galvanischen Kette benutzen wollte, das in der
Lösung enthaltene Metall an einem Pol der Säule regulinisch niedergeschlagen wurde,
und somit schon damals der erste Schritt zur Erfindung der Galvanoplastik geschehen
war, so schlummerte doch die vollständige Ausbildung derselben noch bis zum Jahr
1840, wo Jacobi in Petersburg durch tiefere Anschauung
und genauere Beobachtung dieser Erscheinung sehr bald zu dem Resultat kam, cohärente
Kupferplatten aus einer Lösung von Kupfervitriol darzustellen.
Wie nun aber keine Erfindung gemacht werden kann, ohne andere Entdeckungen nach sich
zu ziehen, so ging es auch mit der Galvanoplastik, da ihr sehr schnell die
galvanische Vergoldung, Versilberung, Verplatinirung etc., die Galvanographie
(Zeichnungen galvanisch zu copiren) und die Galvanokaustik (Metallplatten auf
galvanischem Wege zu ätzen) folgte.
Ueber das Verfahren, galvanoplastische Gegenstände herzustellen, ist schon so viel
geschrieben worden, daß ich es für unnöthig erachte, die dabei anzuwendenden
Apparate näher zu beschreiben, vielmehr habe ich die Absicht, nach meinen in der
Galvanoplastik gemachten Erfahrungen diejenigen Resultate aufzuzählen, in welchen
die Galvanoplastik mit ihren oben genannten Folgeerfindungen auf dem Gebiete der
Kunst und Technik Platz genommen hat.
Wenn man gleich beim ersten Auftreten dieser Erfindung der Meinung war, daß in
Zukunft Monumente, Bronzestatuen etc. nicht mehr gegossen, sondern galvanoplastisch
hergestellt werden würden, wenn man in Paris die Absicht hatte, den am Place de Bastille im
Modell befindlichen kolossalen Elephanten, der seiner enormen Größe halber für den
Guß kaum ausführbar erscheint, in einer Hohlform, aus einem Stück, galvanoplastisch
abzulagern, so konnte man diese irrige Meinung nur so lange hegen, als man die
Gränzen der Galvanoplastik noch nicht kannte und überhaupt von den Schwierigkeiten
noch nicht unterrichtet war, welche Ablagerungen in Hohlformen mit sich bringen.
Es ist mir gelungen eine lebensgroße Büste Kurfürst August
I in einer Hohlform aus einem Stück abzulagern, wozu ich mich einer Thonzelle von 4
Zoll Oeffnung und 1 Elle Höhe zum Einsetzen des Zinkcylinders bediente, welche durch
den viereckigen Brustkasten der Büste, durch den Hals bis über die Mitte des Kopfes
reichte. Nachdem sich die Büste mehrere Tage im Apparat befunden hatte, waren alle
die dem Zinkpol zunächst liegenden Stellen mit Kupfer bedeckt und bei fortgesetzter
Unterhaltung des Apparates wurden diese Stellen nur wenig größer, wohl aber sehr
stark an Metall, so daß ich genöthigt war diese Stellen mit Wachs zu überdecken, um
die galvanische Elektricität zu zwingen, sich an den noch unbedeckten Stellen zu
äußern, und eine weitere Ablagerung des Kupfers zu bewirken.
Dieses Verfahren setzte ich drei volle Monate fort, und nachdem für diese Ablagerung
mehr als zwei Centner Kupfervitriol aufgewendet worden waren, entnahm ich die Büste
dem Apparat und erhielt ein, wenn auch nicht fehlerfreies, doch aber gelungenes
Resultat.
Diese Büste hat im königl. mathematisch-physikalischen Salon zu Dresden
Aufstellung gefunden.
Berechnet man den bei einer solchen Ablagerung gehabten Aufwand und bringt die Mühe
des Verfertigers nur mit geringen Kosten in Ansatz, so stellt sich eine solche Summe
heraus, die groß genug ist, um dieselbe Büste in Bronze gießen und fein ciseliren zu
lassen, wobei man den Vortheil einer durchgehends gleich starken Metalldicke, einer
damit verbundenen größern Haltbarkeit und ein gleichfarbiges Ansehen der Büste
unbezweifelt erzielt.
Ehe ich weiter gehe, sey mir erlaubt, einiges über das Abformen der zu copirenden
Gegenstände zu erwähnen.
Man hat es früher häufig gewagt, die Originale werthvoller Münzen, Medaillen etc.,
welche man galvanoplastisch vervielfältigen wollte, dem Apparat selbst
anzuvertrauen, um eine Matrize davon zu entnehmen, sah sich aber sehr bald durch die
häufig an jenen vorgekommenen Beschädigungen in die Nothwendigkeit versetzt, eine
Form von solchen
Gegenständen verfertigen zu müssen, um diesen Uebelstand zu beseitigen.
Für diesen Zweck machte Dr. Böttger eine Legirung bekannt, welche aus 8 Gewichtstheilen Wismuth, 8 Th.
Blei und 3 Th. Zinn besteht. Diese Metallcomposition schmilzt bei einer Temperatur
von + 86° R. und besitzt die Eigenschaft, die feinsten Gravirungen, die
zartesten Uebergänge einer matten Stelle zu einer hochpolirten mit so
bewundernswürdiger Treue wieder zu geben, daß eine auf solcher Matrize gewonnene
Ablagerung selbst unter dem Mikroskop betrachtet, dem Original in keiner Weise
nachsteht. Das sogenannte Rose'sche Metallgemisch
schmilzt zwar schon bei + 78° R., ist aber weit weniger zu empfehlen, da es
beim Erkalten ein grobkörnigeres krystallinisches Gefüge zeigt, als das erstere. Die
von Böttger angegebene Legirung ist besonders zum
Abformen der mit Reliefs versehenen Gegenstände außerordentlich empfehlenswerth, und
ist für den Numismatiker, der sich mit Galvanoplastik beschäftigt, ein
unentbehrliches Mittel.
Das Vervielfältigen gestochener Kupferplatten ist für die Kunst von größter
Wichtigkeit geworden, und bietet besonders dem Kupferstecher große Vortheile. Bei
den schönsten Kunstwerken der ältern und neuern Zeit blieb immer zu bedauern, daß
oft die Schönheit der Abdrücke schon sehr abnahm, bevor die erlangte Anzahl
abgezogen seyn konnte. Die Galvanoplastik aber hat diesem Uebelstand abgeholfen,
indem man jetzt auf einer gestochenen Platte, nachdem von derselben eine kleine
Anzahl Abzüge gemacht worden, um die vorkommenden Härten zu mildern und abzuändern,
eine Matrize ablagert, von welcher man je nach Bedürfniß mehrere Platten gewinnen
kann. Die Abdrücke der auf galvanischem Wege erzeugten Platten sind den der
Originalplatte so vollkommen gleich, daß es unmöglich ist auf künstlerischem Wege
eine so vollkommen ähnliche Gleichheit zweier Gegenstände zu bilden, wie sie hier
die Natur schafft. Das von Spencer empfohlene Verfahren,
eine gestochene Kupferplatte auf einer aus reinem Blei gegossenen, auf der
Oberfläche oxydfreien Bleiplatte dem Druck einer starken Presse auszusetzen, um eine
mit dem Original vollkommen übereinstimmende Matrize zu erlangen, hat bei
Kupferplatten von kleinem Durchmesser viel Anwendung gefunden, bei den Versuchen
aber, auch größere Platten auf diese Weise zu copiren, hat sich immer ergeben, daß
sich die Kupferplatte durch den starken Druck der Presse etwas wirft und
verzieht.
Einen andern Vortheil bietet die Galvanoplastik dem Kupferstecher durch die auf
galvanischem Wege erzeugten polirten Kupferplatten, welche sich von den zeither auf
so mühsame Weise hergestellten Platten wesentlich dadurch unterscheiden, daß das auf
einer hochpolirten Platte niedergeschlagene Kupfer chemisch rein ist, mithin sich
weicher beim Stechen der Platte zeigt, als das der geschmiedeten Platten, welches
noch außerdem einen kleinen Zinngehalt enthält und deßhalb das Stechen einer solchen
Platte nicht nur sehr erschwert, sondern auch beim Aetzen die erwünschten Resultate
oftmals sehr unsicher macht. Man hat behauptet, daß eine auf
hydro-elektrischem Wege erzeugte Platte weit mehr Abzüge erlaubt, als eine
gewöhnliche Platte, welche Behauptung jedoch von Sachverständigen häufig Widerlegung
gefunden hat.
Ein Beweis dafür, daß man den auf galvanischem Wege erzeugten Platten vor jenen den
Vorzug gibt, ist der, daß schon bereits seit mehreren Jahren galvanoplastische
Institute errichtet worden sind, die sich ausschließlich mit Anfertigung solcher
Platten beschäftigen, von denen das am meisten bekannte unter der Leitung des Dr. Braun in Rom besteht.
Auch die äußerst zarten Lichtbilder, welche man durch Daguerreotypie erlangt, lassen
sich galvanoplastisch ablagern, und die Treue einer solchen Copie ist
erstaunenswerth, daß man ein wirkliches Lichtbild auf einer Kupferplatte zu sehen
glaubt. Das Bild gewinnt dadurch besonders an Ruhe, weil hierbei der das Auge so
sehr beleidigende Metallglanz der versilberten Platte in Wegfall kommt, und zeigt
nicht mehr wie ein Daguerre'sches Lichtbild die Gegenstände verkehrt, sondern in
ihrer natürlichen Form und Stellung. In der Ablagerung solcher Lichtbilder hat der
Hauptmann Peschel in Dresden so vollkommene Resultate
geliefert, daß jedes einzelne Ergebniß seiner mühevollen Arbeit als ein Muster
aufgestellt werden kann.
Durch Vereinigung der Daguerreotypie mit der Galvanoplastik gelangte Dr. Heller in Wien zu der
interessanten Erfindung, daß von der Ablagerung eines Lichtbildes ebenso wie von
einer gestochenen Kupferplatte Abdrücke gemacht werden können. Das von ihm
angewendete Verfahren, solche Platten bis zu der erforderlichen Tiefe zu ätzen, ist
jedoch bis jetzt noch nicht bekannt geworden. Außer den metallischen Formen sind die
aus Wachs, Colophonium, Gyps, Stearinsäure, Hausenblase etc. gefertigten Formen
elektrisch nicht leitend, können daher keinen Niederschlag annehmen, wenn sie als
hydro-elektrischer Leiter benutzt werden sollen, sondern müssen durch einen
schwachen metallischen Ueberzug dazu vorbereitet werden.
Was man auch immer zu Gunsten des einen oder des andern Materials angeführt hat, um
scharfe Abdrücke zu erhalten, so ist es unter diesen doch nur der Gyps allein,
dessen man sich mit bestem Erfolg zum Abformen bedienen kann. Es ist nicht zu
läugnen, daß eine geübte Hand dazu gehört, um vollkommen scharfe Gypsabgüsse zu
fertigen, daß ferner das Einbrennen von Wachs und der darauf zu bringende
metallische Ueberzug die Arbeiten bei einer Gypsform gegen eine Stearin- oder
Wachsform sehr vermehren; daß aber immer die Resultate bei einer Gypsform weit
befriedigender ausfallen, als bei den aus einem andern Material gefertigten Formen,
ist wohl kaum in Zweifel zu ziehen. Einen Beweis von der großen Schärfe und
Genauigkeit einer Gypsform erhielt ich durch die Ablagerung eines im historischen
Museum befindlichen Rundschildes von 27 Zoll Durchmesser. Das Original ist von
Eisen, mit vielen meistens 9 Zoll hohen Figuren in erhabener Arbeit getrieben, sehr
fein ciselirt, und reiche Verzierungen von Gold und Silber sind auf dem Original
dergestalt eingeschlagen, daß von letzteren weder eine Erhöhung noch Vertiefung
sichtbar oder fühlbar ist. Dessenungeachtet aber war der zur Ablagerung dieses
Schildes benutzte Gypsabguß von solcher Schärfe, daß auch diese Verzierungen auf der
galvanoplastischen Copie nicht fehlen, und selbst die Verschiedenheit des Eisens zu
dem Gold und Silber, besonders in schräger Richtung gegen das Licht betrachtet, mit
großer Genauigkeit erkennen läßt. Die Ablagerung eines zweiten Schildes von gleicher
Vollkommenheit, dessen Original man für eine Arbeit des Benvenuto Cellini hält, von 28 Zoll Durchmesser und die galvanoplastische
Copie eines dritten Schildes von 27 Zoll Durchmesser, welche ich ebenfalls auf
Gypsformen ablagerte, befinden sich noch in meinen Händen.
Auch von zwei im grünen Gewölbe befindlichen, in Silber getriebenen Schalen von 38
und 24 Zoll Durchmesser, habe ich Gypsformen entnommen und die galvanoplastischen
Copien zeigten die feinsten Schraffirungen mit erstaunlicher Treue.
Ich kann mich daher mit der Meinung des Hrn. v. Hackwitz
nicht einigen, daß den aus Wachs und Terpenthin gefertigten Formen der Vorzug vor
allem anderen Material zu geben sey, wenn ich auch nicht in Abrede stellen will, daß
dieses Verfahren wohl geeignet ist, um Gegenstände abzulagern, denen eine freie
Ciselirung abgeht.
Ueber die Anfertigung einer Gypsform will ich nur so viel erwähnen, daß ich nie
unterlassen habe den zu verbrauchenden Gyps einige Stunden vorher stark zu erwärmen,
um die durch die Feuchtigkeit der Luft in demselben gebildeten Krystalle aufzuheben.
Einen Gypsabdruck von den oben angegebenen Dimensionen habe ich theils mit
salpetersaurem Silber elektrisch leitend gemacht, welches ich, nachdem die Form
damit gehörig überstrichen war, einige Zeit der Sonne aussetzte, oder auch durch ein
Salz oder Gas, das zum Sauerstoff eine größere Verwandtschaft hat als das
Silbersalz, desoxydirt, theils mit auf galvanischem Wege reducirtem Hornsilber
sorgfältig überzogen, um denselben als Katode im Apparat zu benutzen. Niemals aber
wird Graphit bei Ablagerungen von großen Gegenständen zu dem erwünschten Ziele
führen. Die Galvanoplastik hat sich für die Mechanik vielseitig nutzbar gemacht,
indem man durch sie genau passende Schraubenmuttern erhält, die für die
Mikrometervorrichtungen der Fernröhre, Theilmaschinen etc. von großer Wichtigkeit
sind und den sogenannten todten Gang der Schraube aufheben. Ferner zur Herstellung
graduirter Meßinstrumente hat sich die Galvanoplastik als ein kostensparendes Mittel
bewährt. Teleskopspiegel werden auf demselben Wege gewonnen und zwar sind darüber
zwei verschiedene Verfahren bekannt worden. Ein Kupferspiegel nämlich zeigt die
Uebelstände, daß er durch den Einfluß der Witterung leicht leidet und nur wenig
Licht reflectirt. Wenn man aber denselben dem Dunst von schwefelwasserstoffsaurem
Ammoniak aussetzt, wird das Kupfer weiß und ein solcher auf seiner Oberfläche in
Schwefelkupfer verwandelter Spiegel entspricht hinreichend einem Zweck. Professor
Steinheil in München präcipitirt zuerst Cyangold auf
der kupfernen Matrize eines Siegels, und nachdem dasselbe die erwünschte Stärke
erlangt hat, versetzt er die Lösung immer mehr mit Cyankupfer, um die nöthige
Adhäsion zu bezwecken und um dem Spiegel die gehörige Dicke zu geben. Man verfiel
auch darauf, die Galvanoplastik zu Druckformen für Kattune sich dienstbar zu machen,
konnte jedoch die Formen der feinsten Muster, welche gewöhnlich aus Drahtstiftchen
und Blechstreifen gebildet werden, in der erforderlichen Höhe galvanoplastisch nicht
wiedergeben und zog deßhalb vor, solche Muster durch das Rose'sche Metallgemisch zu vervielfältigen, welches Verfahren der
Galvanoplastik für diesen Zweck weit voransteht.
Massive Kupferwalzen, welche für Kattundruckereien und andere technische Zwecke
Anwendung finden, hat man versucht galvanoplastisch herzustellen, sich aber bald
überzeugt, daß die zeither aus England bezogenen Kupferwalzen und Cylinder weit
billiger zu erlangen sind als durch Galvanoplastik.
Ein ähnliches Verfahren, große Geschütze auf diesem Wege herzustellen, hat sich
ebenfalls als sehr kostspielig herausgestellt und führte besonders deßhalb nicht zu
dem gewünschten Ziel, weil man hierbei nicht chemisch reines Kupfer allein, sondern
eine aus Kupfer und Zinn bestehende Metalllegirung gleichzeitig niederzuschlagen
hatte und das Gesetz der gleichzeitigen Fällung oft unübersteigbare Schwierigkeiten
darbietet. Man hat dabei zu berücksichtigen, daß die beiden zu vermischenden
Metallauflösungen sich nicht gegenseitig zersetzen, auch nicht in solchem Verhältniß
zusammengesetzt werden, daß ihr Gehalt, an beiden Metallen zusammengenommen, der
verlangten Legirung entspricht, man muß vielmehr dabei das Fällungsgesetz jedes
einzelnen Metalls berücksichtigen, welches wieder von der elektrischen Stromstärke
abhängt. Es ist daher wohl kaum möglich, auf diesem Wege ein durchgehends aus 9
Theilen Kupfer und 1 Theil Zinn bestehendes Metallgemisch zu erlangen. In
Porzellanmanufacturen bedient man sich galvanoplastisch erzeugter Formen, um
verschiedene Gegenstände, welche mit Reliefs verziert werden sollen, zu formen,
welche dadurch an Schärfe und Correctheit sehr gewinnen, und in den Glashütten
bedient man sich solcher Formen zum Pressen des Glases. Dem Zahnarzt liefert die
Galvanoplastik die an die Unebenheiten des Zahnfleisches sich mit größter
Genauigkeit anschließenden Metallstücke, deren mechanische Anfertigung früher oft
unübersteigbare Schwierigkeiten darbot.
Ferner für den Schriftgießer, Stempelschneider, Blumenfabricanten und für viele
andere mehr oder weniger wichtige technische Zwecke hat man sich die Galvanoplastik
dienstbar gemacht.
Vergoldung.
Die erste Erweiterung der Galvanoplastik ist die galvanische Vergoldung,
Versilberung, Verkupferung, Verplatinirung etc.
Diese Folgeerfindung steht mit der Galvanoplastik in so naher Verbindung, daß sie
fast gleichzeitig mit ihr entdeckt wurde, ihr erstes Bekanntwerden sich aber deßhalb
hinausschob, weil man anfangs mehr eine Speculation als eine wissenschaftliche
Forschung daraus machte.
Das Verfahren, Metalle auf galvanischem Wege mit Gold dauerhaft zu überziehen, nahm
das vollste Interesse des Publicums in Anspruch, und einen sichern Beweis, wie nahe
diese Methode der Feuervergoldung kommt, liefert der Eingang, den sich die
galvanische Vergoldung bei den Gewerbtreibenden verschafft hat. Der Gewerbsmann,
welchem früher galvanische Batterien kaum dem Namen nach bekannt waren, von deren Wirkungsweise
er nicht die geringste Kenntniß besaß, und noch weniger sich zu helfen wußte, wenn
aus irgend einem Grunde keine galvanische Strömung stattfand, arbeitet jetzt wie ein
Mann von Fach mit einzelnen und zusammengesetzten Elementen und verrichtet die dabei
vorkommenden chemischen Operationen mit großer Gewandtheit.
Die galvanische Vergoldungsmethode ist nicht allein wohlfeiler als die
Feuervergoldung, auch der Aufwand an Zeit und Mühe ist weit geringer und die
Gesundheit der Arbeiter nicht dabei in Gefahr. Obgleich man sich nun der
galvanischen Vergoldung jetzt fast überall bedient, so bin ich doch nicht der
Meinung, daß sie an Haltbarkeit die Feuervergoldung ganz erreicht, oder wie viele
behaupten, dieselbe sogar übertrifft. Bei der letztem wird durch das Quecksilber ein
Verschmelzen des Goldes mit der Oberfläche des zu vergoldenden Metalles bewirkt,
während die Haltbarkeit der galvanischen Vergoldung nur darin besteht, daß sich ein
nach Belieben sehr dünnes oder stärkeres Goldhäutchen luftdicht an den zu
vergoldenden Gegenstand anlegt und seine Haltbarkeit in den Poren des Metalles
findet. Das Alterthum überliefert uns Feuervergoldungen von außerordentlicher
Schönheit und die Zeit vermochte nicht einen zerstörenden Einfluß darauf auszuüben.
Ob dasselbe auch bei galvanischer Vergoldung der Fall seyn wird, dürfte erst der
Erfahrung von mehreren Jahrhunderten unterliegen. Ich bin der Ueberzeugung, daß man
sich für gewisse Dinge, die man einer weitern Zukunft zu übergeben gedenkt, trotz
der eben genannten Vorzüge der galvanischen Vergoldung, doch stets für
Feuervergoldung entschließen wird, und erlaube mir beispielweise die schönen
Erzstatuen zu nennen, welche im Thronsaal der neuen Residenz zu München aufgestellt
worden sind, deren Vergoldung von großer Schönheit wohl dafür bürgt, daß nach
Verlauf von Jahrhunderten diese Statuen noch immer mit derselben Frische vor dem
Beschauer stehen werden, welche diese Meisterwerke von ihren Verfertigern erhielten.
Durch die galvanische Vergoldung sind eine Menge gußeiserne und aus anderen unedlen
Metallen bestehende Gegenstände zu viel begehrten Handelsartikeln erhoben worden.
Nicht allein die Gold- und Silberarbeiter bedienen sich durchgehends der
galvanischen Vergoldung, sondern auch der Messerschmied vergoldet jetzt seine
Garnituren und Klingen der Dessertmesser, und von besonderem Vortheil bewährt sich
diese Vergoldung für chirurgische Instrumente, die durch den Gebrauch der Oxydation
am meisten ausgesetzt sind. Der Gewehrfabricant vergoldet die Garnituren der
Jagdgewehre und diejenigen Theile eines Schießgewehrs, welche beim Abfeuern der so sehr zerstörbar
wirkenden Masse der Zündhütchen am meisten ausgesetzt sind. Die messingenen
Scharniere der Schnupftabaksdosen, welche durch die ätzenden Stoffe des
Schnupftabaks dem Ansetzen des Grünspans fortwährend unterliegen, werden durch
galvanische Vergoldung dieses Uebelstandes überhoben. Ueberhaupt dürfte für diesen
Fall der galvanischen Vergoldung der Vorzug vor der Feuervergoldung um deßwillen zu
geben seyn, weil beim Auftragen des Goldamalgams selbst bei einer beabsichtigten
starken Feuervergoldung es leicht geschehen kann, daß die Poren des Messings nicht
gehörig gedeckt werden und dadurch der Oxydation ausgesetzt bleiben, was bei der
schwächsten galvanischen Vergoldung niemals vorkommen kann. Für Gegenstände von
Stahl, die durch Feuervergoldung ihre Härte und Elasticität verlieren würden, wie
z.B. Brillengestelle, Uhrfedern etc., ist die galvanische Vergoldung eine sehr
erwünschte Erfindung. MeßinstrumenteMeßinstrumende mit äußerst zarter Theilung, astronomische Instrumente, Saccharometer und
andere dem Wechsel der Witterung ausgesetzte Gegenstände werden durch galvanische
Vergoldung vor Oxydation geschützt. Gefäße für chemische Zwecke zur Aufbewahrung
stark oxydirbarer Säuren werden jetzt galvanisch vergoldet, und selbst Gegenstände
von Zink, Zinn und Blei, bei denen Feuervergoldung ihrer leichten Schmelzbarkeit
halber niemals angewendet werden konnte, werden jetzt auf diesem Wege vergoldet.
Die Farbe des Goldes läßt sich auch nach Wunsch herstellen, indem man eine hochrothe
Goldfarbe durch Zusatz von Cyankupfer und eine grüne Goldfarbe durch Zusetzen von
Cyansilber erhalten kann.
Bei polirten Stahlwaaren ist es häufig vorgekommen, daß sich kurze Zeit nach ihrer
Vergoldung schon Rostflecken zeigten. Der Grund hiervon liegt einfach darin, daß man
unterlassen hat, das in den Poren des Stahles haftende Oel gehörig zu beseitigen,
wodurch für diese kleinen Stellen ein Niederschlag des Goldes unmöglich wurde.
Reinigt man aber einen stählernen Gegenstand zuvor mit Aetzkali und überkupfert
denselben ehe man zur Vergoldung schreitet, so steht dieser Uebelstand nicht mehr zu
befürchten und das Gold läßt sich auch der weichen Unterlage zufolge mit dem
Polirstahl besser behandeln.
Ich habe stets vorgezogen die Goldlösung mit ihrem 2–3fachen Volumen Wasser zu
verdünnen, wodurch allerdings die Ablagerung des Goldes weit langsamer vor sich
geht, aber das Gelingen einer schönen Vergoldung weit sicherer stellt und eine
größere Haltbarkeit derselben unfehlbar zur Folge hat.
Versilberung.
Das Versilbern auf galvanischem Wege findet deßhalb weniger Anwendung als die
Vergoldung, weil das Silber leichter oxydirbar ist als das Gold, und deßhalb für
Luxusgegenstände weniger geeignet erscheint. Die galvanische Versilberungsmethode
benutzt man besonders bei den für Daguerre'sche Lichtbilder bestimmten Platten, für
Zifferblätter und für früher silberplattirt gewesene Gegenstände, welche für den
häufigen Gebrauch abgenutzt, eine nochmalige Versilberung bedürfen.
Um eine schöne und dauerhafte Versilberung zu erzielen, waren viele der Meinung, daß
man zur Bereitung der Silberauflösung sich nur des reinen Silbers bedienen dürfte,
und hielten sich überzeugt, daß dann der Niederschlag nichts anderes als chemisch
reines Silber seyn könne. Dessenungeachtet aber fallen die Resultate oftmals
ebensowenig befriedigend aus, als wenn man legirtes Silber der Lösung zusetzt. Es
ist also die Schuld nicht dem Silber, sondern dem Cyankalium beizumessen, indem
durch das Schmelzen das Blutlaugensalzes Eisen metallisch ausgeschieden wird, mehr
oder weniger aber davon in der geschmolzenen Masse mit dem Cyankalium verbunden
bleibt, welches sich im Wasser aufgelöst, auf dem Boden eines Glasgefäßes als gelbes
Pulver zeigt. Wenn dieser Niederschlag nicht sogleich entfernt wird, so wird das
Eisen aufgelöst und diese nun eisenhaltige Silberauflösung ist nicht nur die
Ursache, daß die Versilberung nicht befriedigend ausfällt, sondern sie wirkt auch
störend auf die Löslichkeit der am Kupferpol angehängten Platte, welche oft mit
einer schwer löslichen nicht leitenden Masse überzogen wird und den galvanischen
Strom völlig unterbricht.
Zur galvanischen Versilberung bediente ich mich eines ungleich schwächern Stromes als
zur Vergoldung, besonders um bei einem polirten Gegenstand eine polirte Versilberung
zu erhalten. Um aber eine matte Versilberung zu erzielen, wendete ich einen stärkern
galvanischen Strom an.
Verkupferung.
Die Verkupferung des Eisenblechs bietet ein wirksames Schutzmittel gegen die
Einflüsse der Witterung, und nur das galvanische Verfahren, dasselbe mit Kupfer zu
überziehen, hat die vielseitig angestellten Versuche mit dem besten Erfolg gefrönt,
so daß man jetzt den Schiffsbeschlag auf einem weit billigeren Wege herzustellen
vermag. Um eine schnelle
Verkupferung zu erlangen, reicht ein augenblickliches Eintauchen des Eisens in eine
concentrirte Auflösung von Kupfervitriol aus, doch ist dieses Verfahren nicht so
dauerhaft, wie ein durch Galvanismus bewirkter Niederschlag. Will man das Eisen
recht haltbar verkupfern, so hat man dasselbe zuvor in einer halbgesättigten
Auflösung von Zinkvitriol, welche eine kleine Quantität Kupfersalz enthalten muß, zu
reinigen. Diese Verkupferung findet bei eisernen Geländern, Balkonen und dergleichen
viel Anwendung. Will man dem verkupferten Eisen das Ansehen des Messings geben, so
hat man dasselbe noch mit Zink zu überziehen und bis zum Rothglühen zu erhitzen.
Auch Geschirre von gebranntem Thon, Porzellan, Glas u.s.w. lassen sich mit einem
Kupferüberzuge versehen und erhalten dadurch das Ansehen metallener Gefäße. Die
Anwendung dieser Verkupferung für verschiedene, der Form nach antike Gefäße hat zu
einer Beobachtung Anlaß gegeben, die interessant genug ist um hier mitgetheilt zu
werden. Unter den vielen in die Kunst und Technik einschlagenden galvanoplastischen
Gegenständen, welche bei der letzten Industrieausstellung zu Paris von dem bekannten
Soyer ausgestellt waren, befanden sich mehrere aus
Thon, Porzellan und Glas gefertigte, mit Kupfer oder Bronze überzogene, in den
schönsten antiken Formen bestehende Vasen, Kannen, Teller und andere Geschirre.
Diese Gegenstände entgingen auch denjenigen Personen nicht, welche sich mit
wissenschaftlichen Untersuchungen der im Pariser ägyptischen Museum befindlichen
Geräthschaften von vorbeschriebenen Formen beschäftigten. Die Gleichheit der
galvanoplastischen Arbeiten mit jenen wirklich antiken Gefäßen, welche bei dem
ägyptischen Feldzuge unter Napoleon in den Grabmälern von
Theben und Memphis aufgefunden und als eine werthvolle Bereicherung dem Pariser
Museum übergeben wurden, war so auffallend, daß man nach später angestellten
mikroskopischen Untersuchungen wirklich die Ueberzeugung gewann, daß die Erfindung
der Galvanoplastik nicht eine Erfindung des 19ten Jahrhunderts, sondern dem
frühesten Alterthume beizumessen sey.
Ehe man die Galvanoplastik in ihrer weitern Ausdehnung kannte, war es den
Alterthumsforschern immer unerklärlich, wie man es ermöglichen konnte, einen aus
gebranntem Thon, als Figur oder Gefäß bestehenden Gegenstand mit einer Metallschicht
zu überziehen, an welcher auch nicht der geringste Eindruck des Hammers oder der
Feile, noch weniger einer Löthung wahrzunehmen ist.
Dieses Räthsel hat die Galvanoplastik gelöst und bei näherer Beobachtung findet man
in dem krystallinischen Gefüge, was nur dem auf galvanoplastischem Wege abgelagerten Metall eigenthümlich
ist, die vollständigste Bestätigung dieser Meinung.
Auch die im Pariser Museum befindlichen Lanzen- und Pfeilspitzen, zerbrochenen
Schwertklingen etc. geben hinreichenden Anlaß, die Wahrscheinlichkeit zur Gewißheit
zu erheben, daß die Aegypter das Kupfer als ein cohärentes Metall aus gesättigten
Auflösungen von Kupfervitriol zu gewinnen wußten, indem letztere ursprünglich nur
von Holz gefertigt und mit einem starken Ueberzug von Kupfer deßhalb versehen sind,
um denselben die nöthige Schärfe und Haltbarkeit zu geben.
Dasselbe gilt auch von antiken Figuren, welche, obschon oft lebensgroß dargestellt,
doch nur das unbedeutende Gewicht von wenigen Pfunden haben. Es kann zur Herstellung
derselben nichts anderes als ein galvanisches Verfahren angewendet worden seyn,
wobei die Figur aus Wachs oder einem ähnlichen Material gefertigt wurde, welches
nach erfolgter Ueberlagerung mit einer dünnen Metallschicht durch starkes Erwärmen
leicht zu entfernen war.
Fragen wir nach den Mitteln, welche den Aegyptern zu Gebote standen, um das zur
Ausführung jener Geräthschaften erforderliche Kupfer zu gewinnen, so liegen diese
ebensowenig tief wie die Anwendung derselben. In Afrika findet man
Schwefelkupfererze in großer Menge, welche nur einer leichten Röstung bedürfen und
dann noch einige Zeit der Einwirkung der Luft ausgesetzt werden, um den sogenannten
cyprischen Vitriol zu erzeugen und aus der Auflösung desselben gewann man das Kupfer
mittelst eines galvanischen Verfahrens. Wie schon früher erwähnt, reicht das
augenblickliche Eintauchen eines eisernen Gegenstandes in eine gesättigte
Kupfervitriollösung aus, um ein Verkupfern desselben zu bewirken. Dieser und
ähnliche Versuche können den alten Aegyptern, die in dem Studium der
Naturwissenschaften so weit vorgeschritten waren, sehr leicht als ein Fingerzeig
gedient haben, um sich der bei uns erst in der neuesten Zeit bekannt gewordenen
Galvanoplastik schon damals mit bestem Erfolg bedient zu haben.
In der Privatsammlung des Dr. Klemm in Dresden befindet sich unter Nr. 2626 ein in einem Torfmoor des
Rittergutes Beitzsch bei Pförten in der Niederlausitz gefundener Bronzehelm, welcher
der Form nach das Gepräge asiatischen Ursprunges an sich trägt. Dieser Helm hat, ungeachteteungeachtee er sehr lange Zeit im Morast unter einem Kieferstamm verborgen lag,
vielleicht dadurch, daß er zu einem andern Metall in Contact stand, durch Oxydation
sehr wenig gelitten, und da auch an diesem weder Hammerschläge noch Löthungen wahrzunehmen
sind, vielmehr die Oberfläche wie beim galvanisch niedergeschlagenen Kupfer ein
krystallinisches Gefüge zeigt (wenn nicht dieses Ansehen durch die geringe Oxydation
hervorgerufen wurde), so wird man auch hierbei zu dem Glauben verleitet, daß
derselbe durch Galvanoplastik entstanden sey.
Von ganz ähnlicher Beschaffenheit ist auch die mit diesem zugleich gefundene
Dolchklinge, welche, fast unversehrt, die Beschaffenheit des galvanisch
niedergeschlagenen Kupfers noch deutlicher, als dieß beim Helm der Fall ist,
erkennen läßt. Ein anderes Ansehen aber hat der dabei gelegene gegossene Armring,
welcher mit dem den alten Bronzen eigenthümlichen grünen Rost vollständig überzogen
ist. Nach angestellten chemischen Untersuchungen der beiden erstgenannten
Gegenstände ergab sich, daß das Metallgemisch ungefähr aus 10 Theilen Kupfer und 1
Theil Zinn besteht.
Verzinnen.
Ferner lehrt uns die galvanische Elektricität alle Metalle mit Zinn zu überziehen.
Ohne es erkannt zu haben, ist ein ähnliches auf galvanische Elektricität begründetes
Verfahren des Verzinnens lange schon in den Händen der Stecknadelfabrikanten. Das
Verzinnen der Nadeln nämlich geschieht durch in Wasser aufgelösten Weinstein und
gekörntes Zinn. Indem man nun die Nadeln in jene Flüssigkeit bringt, bilden diese
den negativen Pol der Säule und ziehen das aufgelöste Zinn an sich, wodurch der
Ueberzug erfolgt.
Verbleien.
Für die Fabrication chemischer Producte ist auch das Verbleien von Wichtigkeit
geworden. Eiserne Kessel, Retorten, Kolben etc., mit einem starken Bleiüberzug
versehen, ersetzen die massiv bleiernen Gefäße. Dieser Ueberzug erfolgt, indem man
die galvanische Elektricität auf eine Lösung des Bleioxyds in Kali wirken läßt.
Verzinkung.
Sehr wichtig ist auch das Verzinken des Eisens auf galvanischem Wege und weit
vorzuziehen der früher gekannten Verzinkung des Eisens durch Eintauchen desselben in
ein Bad von geschmolzenem Zink. Bei letzterm Verfahren bildet das Zink eine nicht
durchgehends gleich dicke Schicht und macht das Eisen spröde, so daß auf solche
Weise verzinktes Eisenblech leicht bricht. Diese Umstände sind bei galvanischer
Verzinkung völlig beseitigt und nach den von Ruolz
angestellten Versuchen wird das mit Zink auf galvanischem Wege überzogene Eisen einmal dadurch vor
Oxydation geschützt, daß der Zinküberzug gleichsam einen Firniß bildet, das
anderemal dadurch, daß wenn durch den Einfluß der Witterung der Zinküberzug
Verletzungen erlitten hat, dann eine galvanische Wirkung eintritt und das Oxydiren
des Eisens verhindert; v. Ruolz hält sich davon
überzeugt, daß der durch den galvanischen Strom bewirkte Zinkniederschlag, dem auf
vorbeschriebene Art durch Eintauchen in geschmolzenes Zink bewirkten Metallüberzug
gegenüber, im negativen Zustande sich befindet, und daß bei letzterm Verfahren ein
wahrer Schutz des verzinkten Eisens nur so lange besteht, als der Metallüberzug noch
keine Verletzungen erfahren hat. Ist aber die Verzinkung nur unbedeutend verletzt,
so daß die feuchte Luft bis zum innern Metall dringen kann, so wird der
Metallüberzug nicht nur nicht mehr als Schutzmittel dienen, sondern sogar als ein
Beförderungsmittel der Oxydation anzusehen seyn.
Da die galvanische Verzinkung sehr billig herzustellen ist, so findet sie im
Geschäftsleben fast bei allen Metallen Anwendung, welche man vor den Einflüssen der
Witterung schützen will, als z.B. Blitzableiter, Drahtseile für die Hängebrücken und
die Eisenbahnen auf ansteigenden Ebenen, Eisenblech zur Dachbedeckung, Geschütze und
Munition der Seeschiffe, Maschinentheile der Locomotiven und stationären
Dampfmaschinen, Anker, Ketten, Nägel, Bolzen und Klammern, welche dem Mauerwerk zur
größern Befestigung dienen, und bei vielen anderen im täglichen Gebrauch
vorkommenden Gegenständen.
Ich kann die Verzinkung des Eisens nicht genug empfehlen, da ich durch eine
Reihenfolge von Beobachtungen zu der Ueberzeugung gekommen bin, daß bei eisernen
Gegenständen, welche man zuvor in einem stark gesäuerten Wasser vom Oxyd befreite,
ein Rosten derselben so lange nicht vorkommen kann, als nur noch einiger Zink auf
dem Eisen haftet.
Verplatinirung.
Der Chemiker hoffte, daß das Ueberziehen der Metalle mit Platin für ihn von größerer
Wichtigkeit werden sollte, als das Vergolden. Dieß Verfahren entspricht aber bis
jetzt den gehegten Wünschen noch nicht vollkommen, weil das Platin aus Mangel an
Adhäsion sich von den zu überziehenden Metallen dann leicht losblättert, wenn es
eine gewisse Stärke erreicht hat. Es ist daher noch immer ein frommer Wunsch
geblieben, das Platin auch in cohärenten Massen, wie das Kupfer, auf galvanischem Wege niederschlagen
zu können, um die für die Schwefelsäurefabrication nöthigen Kessel und andere zu
chemischen Zwecken dienende Gefäße auf billigere Weise herstellen zu können.
Das Verplatiniren findet meistens in denselben Fällen Anwendung, wie die Vergoldung
und dient als Schutzmittel gegen Oxydation. Die Uhrmacher bedienen sich häufig
dieses Mittels. Für Bijouteriegegenstände hat man es jedoch seines fast bleiartigen
Ansehens halber weniger angewendet.
Galvanographie.
Die Galvanographie ist die Kunst, auf einer polirten Kupferplatte mittelst
enkaustischer Farbe eine Zeichnung so aufzutragen, daß die nicht mit Farbe
überdeckten Stellen die höchsten Lichter, und die mehrfach übereinander gestrichenen
Farben die dunkelsten Stellen der Zeichnung bilden. Auf dieser mit Farbe bemalten
Kupferplatte wird eine zweite galvanoplastisch abgelagert, welche nun die durch das
Auftragen der Farbe hervorgebrachten Vertiefungen genau enthält und sich jetzt schon
für den Druck eignet.
Die Abzüge von einer solchen Platte gleichen den getuschten Bildern, welche, wenn die
Platte von kunstgeübter Hand hergestellt wurde, die zarten Uebergänge von einer
dunkeln zu einer lichten Stelle vortrefflich zeigen. Man war früher der Meinung, daß
die Galvanographie das Lithographiren auf Stein entbehrlich machen würde, allein die
Mehrarbeit einer Galvanographie ist gegen letztere bedeutender und zugleich
kostspieliger. Eine vorzüglich gelungene Galvanographie herzustellen würde selbst
der geschickteste Arbeiter nicht anders bewerkstelligen können, als wie schon
erwähnt, auf der mit Farbe bemalten Platte einen galvanischen Niederschlag zu
bilden. Dieser ist eigentlich streng genommen für den Druck noch nicht geeignet,
sondern erheischt eine nochmalige Ablagerung, welche nun das Originalbild en relief in Kupfer zeigt. Bei diesem Relief werden nun
Stichel, Radirnadeln und Polirstahl angewendet, um die daran wünschenswerthen
Veränderungen vorzunehmen, auch wohl durch nochmaliges Uebermalen besonderer Partien
der Zeichnung mehr künstlerischen Werth zu geben, und nun wird erst die letzte
galvanische Ablagerung darauf gewonnen, von welcher je nach der Tiefe der Platte
mehrere hundert Abzüge gemacht werden können.
Dasselbe Verfahren ist auch geeignet um Kupferplatten zu gewinnen, welche die
Holzschnitte ersetzen, dieses aber, ebensowohl wie das Copiren der Holzschnitte, läßt
sich viel leichter durch Stereotypie erlangen.
Galvanokaustik.
Alle galvanoplastischen Arbeiten von denen bisher die Rede war, werden mit Hülfe des
negativen Pols der Batterie erzeugt, die jetzt aber in Frage stehende Galvanokaustik
(das Aetzen auf galvanischem Wege) ist eine Verrichtung des positiven Pols. Diese
Erweiterung der Galvanoplastik erkannte man schon bei Ausübung der galvanischen
Versilberung, Vergoldung etc., indem man ein dem positiven Pol angehängtes Stück
Silber benutzte, um die Silberauflösung in einem gesättigten Zustande zu
erhalten.
Das Verfahren auf galvanischem Wege zu ätzen, hat bis jetzt von Kupferstechern noch
wenig Anwendung gefunden, ungeachtet der Vorzüge, welche diese Erfindung vor der
bisher gebräuchlichen Aetzung besitzt.
Ein Vorzug dabei ist der, daß man die Flüssigkeit, in welche die zu ätzende Platte
eingelegt wird, entweder ganz neutral oder nur schwachsauer wählt, weil sie nicht
durch ihre inwohnende chemische Kraft, sondern durch die von außen herzuleitende
galvanische Kraft thätig wird und daher der Aetzgrund durch die chemische Affinität
der Säuren nicht leitet, wie dieß häufig bei Aetzungen mit Salpetersäure vorkommt.
Auch findet bei der zeither gebräuchlichen Aetzung noch eine Gasentwickelung statt,
durch welche sich auf den zu ätzenden Linien Blasen bilden und das Zutreten von
neuer Säure verhindern, wodurch eine Ungleichheit in der Tiefe der Linien häufig
entsteht.
Der Grund aber, warum sich Kupferstecher der galvanischen Aetzmethode weniger
bedienen, liegt wohl darin, daß die galvanische Elektricität sich an den Gränzen der
Platte stärker äußert als in der Mitte, daher die Aetzung an den Rändern lebhafter
als nach dem Mittelpunkt zu vor sich geht und das Schaffen der schwachen und
mittlern Töne der Kupferstecher hier weniger in seiner Gewalt hat. Es zeigt sich
ferner bei galvanischer Aetzung stets der Uebelstand, daß eine während der Operation
mit Firniß gedeckte Stelle durch eine an den Rändern der Ueberdeckung stärker
hervortretende Elektricität einer schärfern Aetzung unterliegt, so daß man stets
ungleichmäßige, mit dunkeln Rändern eingeschlossene Töne erhält.
Die galvanische Aetzung kann weit tiefer hergestellt werden als es die zeither
gekannte Aetzmethode erlaubt, und eignet sich daher besonders für Kattundruckereien, um die
zum Bedrucken der Calicos und anderer Gewebe bestimmten Walzen und Formen
herzustellen, welche früher aus sehr mühsamem Weg durch Gravirung geliefert
wurden.
Hiebei ist zu beachten, daß die zeither aus England bezogenen Kupferwalzen einen
nicht unbedeutenden Zinnzusatz haben, der auf das Gelingen der Aetzung oft störend
einwirkt, und es ist daher sehr zu empfehlen, daß man eine zur Aetzung bestimmte
Walze mit einem starken Niederschlag von galvanischem Kupfer überzieht und dann auf
diesem Niederschlag den Aetzgrund, in welchen das Muster eingegraben wird, aufträgt,
um die galvanische Aetzung auf einem chemisch reinen Kupfer vorzunehmen. Für
Kattundruckereien hat dieses Verfahren die lebhaftesten Erwartungen übertroffen.
So viel erlaube ich mir über die Erfahrungen einer Erfindung zu sagen, welche in so
kurzer Zeit nach vielen Richtungen hin für Kunst und Gewerbe sich nutzbringend
bezeigt hat, bitte aber auch zugleich um Nachsicht, wenn mir eine wichtige Anwendung
der Galvanoplastik nicht bekannt worden seyn sollte und ich es unterlassen hätte,
sie hier mit zu erwähnen.
Unter den seit dem Jahre 1840 errichteten Werkstätten für Galvanoplastik dürfte die
in Berlin, unter der Leitung des Hrn. v. Hackwitz
bestehende, zuerst genannt werden. Den Umfang, in welchem diese Anstalt bisher
bestand, verdankt sie theils der wissenschaftlichen Bildung ihres Vorstehers, theils
den großen Opfern, welche die preußische Regierung diesem Unternehmen gebracht hat.
v. Hackwitz hat die Galvanoplastik für jeden möglichen
Fall in Anwendung gebracht und hat sich bei Ausübung derselben Vortheile verschafft,
welche wohl manchem Anderen, der nach demselben Ziele strebte, abgehen mögen. In der
letzten Zeit beschäftigte er sich ausschließlich mit galvanischer Versilberung
verschiedener, dem häuslichen Bedarf angehörender Gegenstände. Seine Versilberung
verdient als Muster aufgestellt zu werden und dürfte wohl an Schönheit die
Feuerversilberung weit übertreffen.
In Paris hatte ich im Jahre 1845 Gelegenheit die galvanoplastische Anstalt von Soyer zu sehen. Man hatte dieselbe mit der unter seiner
Leitung stehenden Bronzegießerei in Verbindung gebracht und war besonders bemüht,
durch Galvanoplastik den Metallguß zu ersetzen. Die Schwierigkeiten aber, welche
sich den Ablagerungen in Hohlformen entgegenstellen, sind in den meisten Fällen
unübersteigbar, so daß man die durch Galvanoplastik erlangten Resultate zu den hier
gleichzeitig ausgestellten gegossenen Gegenständen nicht in Vergleich bringen kann.
Bekanntlich hat man
in Paris im Bronzeguß eine so große Meisterschaft erreicht, daß die feinsten und
zierlichsten Gegenstände oft nicht der geringsten Ciselirung bedürfen. Soyer hatte schon damals, von der Unmöglichkeit seines
Vorhabens überzeugt, die Galvanoplastik aufgegeben, und die noch vorhandenen
Gegenstände wurden zu den niedrigsten Preisen verkauft.
In London war Palmer zu denselben Resultaten gekommen und
in dem dortigen polytechnischen Institut war die Galvanoplastik nur sehr schwach
vertreten.
In München interessirte sich der verstorbene Stiglmayer
besonders für diese Erfindung und glaubte in ihr auch einen Ersatz für den Metallguß
zu erkennen, so daß er anfangs der Meinung war, die von Schwanthaler modellirte kolossale Bavaria auf diesem Wege in Metall
herstellen zu können. Eine große Geschicklichkeit besaß er im Verkupfern und
nachherigen Vergolden natürlicher Blumen.
In Wien hatte es sich das polytechnische Institut zur Aufgabe gemacht, die
Galvanoplastik auszubilden und die sehr gelungenen Resultate, welche in dieser
Erfindung von dort bekannt worden sind, sprechen für den Eifer, mit welchem man
daselbst die Galvanoplastik betrieben hat.
In Dresden hat sich der Bildhauer Seelig große Verdienste
um die Galvanoplastik erworben, und das von ihm erfundene Metallgemisch, dessen er
sich zum Abformen der verschiedensten Gegenstände bediente, ist später in die
galvanoplastische Anstalt von Hackwitz übergegangen und
mit großem Vortheil angewendet worden.