Titel: | Neues Verfahren zur Gewinnung des Kochsalzes aus der Soole oder aus Steinsalz; patentirt am 5. Januar 1848 für Alexander Arrott, Director der Tafelglasfabrik zu St. Helens in Lancashire. |
Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. XXIII., S. 112 |
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XXIII.
Neues Verfahren zur Gewinnung des Kochsalzes aus
der Soole oder aus Steinsalz; patentirt am 5. Januar
1848 für Alexander
Arrott, Director der Tafelglasfabrik zu St. Helens in
Lancashire.
Aus dem London Journal of arts, März 1849, S.
105.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Arrott, über Gewinnung des Kochsalzes aus der Soole oder aus
Steinsalz.
Die Erfindung besteht:
1) in einer Methode das Kochsalz aus der Soole zu gewinnen, indem man dieselbe mit
salzsaurem Kalk oder salzsaurer Bittererde in solchem Verhältniß vermischt, daß sie
bedeutend abgedampft werden kann, ohne in der Wärme Salz abzusetzen; die
concentrirte Auflösung wird dann in Behälter geschafft, worin sie abkühlt und
folglich das Kochsalz sich aus ihr absetzt. Diese Methode gewährt den Vortheil, daß
man die mit salzsaurem Kalk oder salzsaurer Bittererde vermischte Soole in
geschlossenem Kessel einkochen kann, ohne daß ein Niederschlag entsteht, wobei sich
der entweichende Dampf zu Heizzwecken etc. benutzen läßt;
2) in einer Methode das Kochsalz aus dem Steinsalz zu gewinnen, indem man letzteres
in einer erhitzten Auflösung von salzsaurem Kalk oder salzsaurer Bittererde auflöst,
wobei eine Flüssigkeit entsteht, aus welcher sich das Kochsalz bei ihrem Erkalten
absetzt.
Apparat zur Kochsalzgewinnung aus
Soole.
Fig. 27 ist
der Grundriß, Fig.
28 der senkrechte Längendurchschnitt eines solchen Apparates; Fig. 29 zeigt
den Condensator in größerem Maaßstabe im senkrechten Durchschnitt; und Fig. 30 ist der Grundriß
vom obern Theil dieses Condensators mit abgenommenem Deckel.
A ist ein geschlossener Kessel, nach Art der
gewöhnlichen Dampfkessel; B, B* sind zwei offene
Behälter, aus Holz angefertigt, welche das sich absetzende Salz aufzunehmen haben;
C ist der sogenannte Condensator. Letzterer besteht
aus einem dampfdichten Gehäuse b, b, an welchem zwei
Röhrenplatten c, c befestigt sind, in die eine Anzahl
offener Röhren d, d dampfdicht eingepaßt ist. Diese
Röhren communiciren am einen Ende mit einer Kammer p,
welche einen Theil des Condensators C bildet, und an dem
anderen Ende mit einer Kammer q. f ist ein Rohr welches
durch die Mitte des Condensators C geht und an seinem
oberen Ende mit dem offenen Behälter B* communicirt, an
seinem unteren Ende aber mit der Kammer q: g ist ein
Rohr welches die Kammer p mit dem Kessel A verbindet; h ist ein Rohr
um den Dampf vom Kessel A in den Condensator C zwischen die Röhrenplatten c,
c um die Röhren a, a zu leiten, welche letztere
mit Soole gefüllt sind. Die Röhre h muß so groß seyn,
daß sie allen im Kessel A erzeugten Dampf aufnehmen
kann, ohne in demselben einen Druck zu verursachen, welcher zwei Zoll Wasser
überschreitet. m ist ein Rohr zum Ablassen des im
Condensator verdichteten Dampfs; das Rohr n stellt
zwischen dem Behälter K und der Kammer q die Verbindung her und ist mit einem Hahn i versehen, um die Speisung des Apparats mit Soole
reguliren zu können. Ehe die Soole in die Kammer q
tritt, muß sie so warm seyn als die Flüssigkeit welche den Behälter B* durch das Rohr f verläßt;
wenn daher die Wärme vom verdichteten Dampf nicht ausreicht dieß zu bewirken, muß
man die Soole, ehe sie in die Kammer q tritt, durch
einen kleinen Heizapparat (ähnlich dem Condensator C)
passiren lassen, welcher mit einem vom Dampfrohr h
ausgehenden Zweigrohr versehen ist. Das vom Condensator C ablaufende heiße Wasser läßt man in Röhren durch den Behälter K ziehen, um an die Soole Wärme abzugeben. e ist ein Rohr welches den Kessel A mit dem offenen Behälter B verbindet; d ist ein Rohr welches den offenen Behälter B mit dem anderen offenen Behälter B* verbindet.
Um mit diesem Apparat zu arbeiten, füllt man ihn bis zur punktirten Linie rs mit Soole, welche zuvor mit salzsaurem Kalk
oder salzsaurer Bittererde in dem unten angegebenen Verhältniß versetzt worden ist.
Dann macht man Feuer unter den Kessel A, damit die in
ihm enthaltene Auflösung ins Kochen kommt; es strömt nun Dampf durch das Rohr h in den Condensator C, und kommt mit den
Röhren a, a in Berührung, gibt also Wärme an die in
denselben enthaltene Auflösung ab und verursacht dadurch ein Strömen der Auflösung
aus dem Behälter B* durch die genannten Röhren und die
Kammer p in den Kessel A;
die erhitzte Auflösung wird folglich von dem Kessel A in
den offenen Behälter B und von diesem in den offenen
Behälter B* fließen, wodurch eine Circulation der
Auflösung durch den ganzen Apparat bewirkt wird. Da die im Kessel A enthaltene Auflösung ihr Wasser in Form von Dampf
entbindet, so wird sie concentrirt, wo sie dann verhältnißmäßig mehr Kochsalz
enthält; da diese concentrirte Auflösung durch die Circulation in die offenen
Behälter B und B* geschafft
wird, so findet eine weitere Verdampfung von Wasser statt, in deren Folge die
Temperatur der Auflösung sinkt, daher sich in jenen Behältern Kochsalz absetzen muß,
was keineswegs im Kessel A der Fall ist. Man beschickt
den Apparat durch den Behälter K mit Soole in solcher
Menge als dem zu gewinnenden Kochsalz entspricht; die frische Soole wird nebst der
vom offenen Behälter B* ablaufenden abgekühlten
Auflösung, welche durch die Röhren a, a des Condensators
zieht, von dem durch diesen Condensator strömenden Dampf Wärme absorbiren.
Beim Betrieb dieses Apparates muß die Soole mit salzsaurem Kalk oder salzsaurer
Bittererde in solcher Menge versetzt seyn, daß die Auflösung, welche vom Condensator
C in den Kessel A zieht,
bei 26° R. Temperatur ein spec. Gewicht von 1230 hat (Wasser gleich 1000 bei
12,4° R.); auf dieser Stärke wird die Flüssigkeit während des Processes
erhalten. Wenn eine aus der Röhre genommene Probe der Flüssigkeit bei 26° R.
ein größeres spec. Gewicht hat als 1230, läßt man mehr Soole in den Apparat; ist das
spec. Gewicht aber geringer, so vermindert man demgemäß die Speisung mit Soole, wenn
es ohne zu große Verminderung des Flüssigkeitsquantums im Apparat geschehen kann;
außerdem müßte man das spec. Gewicht durch Zusatz einer frischen Portion von
salzsaurem Kalk oder salzsaurer Bittererde vergrößern.
Apparat zur Kochsalzgewinnung aus
Steinsalz.
Fig. 31 ist
ein senkrechter Längendurchschnitt des Apparates welchen der Erfinder anwendet, um
das Steinsalz auf Kochsalz zu verarbeiten. A ist ein den
gewöhnlichen Dampfkesseln ähnlicher Behälter um die Auflösung zu erhitzen; B ist ein offener Behälter (ähnlich den oben
beschriebenen), worin sich das Salz aus der Auflösung absetzt, nachdem es im Kessel A erhitzt worden ist. C ist
ein kreisförmiges hölzernes Gefäß, welches am Boden geschlossen und oben offen ist;
ein zweiter durchlöcherter Boden a ist etwa einen Fuß
über dem wirklichen Boden befestigt; b ist ein Rohr um
den zunächst dem Gefäß C befindlichen Behälter B mit der Kammer g zu
verbinden, welche durch den falschen und wirklichen Boden des Gefäßes C gebildet wird. Durch das Rohr d wird zwischen den zwei offenen Behältern B
die Verbindung hergestellt; ein Rohr e am vorderen Ende
des Kessels A verbindet denselben mit dem entfernteren
oder offenen Behälter B.
Um mit diesem Apparat zu arbeiten, füllt man das Gefäß C
mit Steinsalz in kleinen Stücken, welches also auf dem falschen Boden ruht und die
Kammer g frei läßt. Eine Röhre a* welche zwischen A und C die Verbindung herstellt, wird nebst der Röhre e vermittelst eines Pfropfs geschlossen; den Kessel A füllt man mit einer Auflösung von salzsaurem Kalk oder
salzsaurer Bittererde von solcher Stärke, daß sie nach der Sättigung mit Kochsalz
bei 26° R. Temperatur ein specifisches Gewicht von 1230 hat. Die offenen
Behälter B und das Gefäß C
werden mit einer ähnlichen, mit Kochsalz gesättigten Auflösung gefüllt und Feuer
unter den Kessel A gemacht. Sobald die Flüssigkeit die
Temperatur von 85° R. erreicht hat, nimmt man die Pfropfe aus den Röhren und
es findet dann eine Circulation durch den Apparat statt: die heiße Flüssigkeit vom
Kessel A welche während der Arbeit immer auf genannter
Temperatur erhalten werden muß, fließt in das Gefäß C,
sättigt sich auf ihrem Wege durch das Steinsalz mit solchem und gelangt in die
Kammer g hinab, aus welcher sie im Rohr b in den mit ihm verbundenen offenen Behälter B aufsteigt; von da fließt sie durch das Rohr d in den andern Behälter B
und kehrt dann durch das Rohr e in den Kessel A zurück: auf ihrem Wege durch die offenen Behälter B kühlt sich die Flüssigkeit ab und setzt in denselben
das Kochsalz ab, welches sie im Gefäß C aus dem
Steinsalz aufgelöst hatte; da in den offenen Behältern B
die Auflösung durch Verdunstung an Wasser verliert, so setzt man dann eine
entsprechende Menge Wasser oder Soole der Flüssigkeit im Kessel durch das Rohr f zu; man verwendet am besten eine Flüssigkeit von der
früher erwähnten Stärke. Die Speisung mit Wasser oder Soole, um den Verlust durch
Verdampfung auszugleichen, läßt sich hinreichend genau mittelst eines Schwimmers im
Kessel reguliren, indem man durch ihn die Flüssigkeit auf demselben Niveau
erhält.
Um bei obigen Verfahrungsarten Salz von verschiedenen Graden der Feinheit zu erhalten, kann
man in dem offenen Behälter B mehrere Abtheilungen j, j, j, j anbringen; diese müssen ihren obern Rand über
der Oberfläche der Flüssigkeit haben, während ihr unterer Rand wenige Zolle vom
Boden des Behälters entfernt ist: das feinkörnige Salz setzt sich in der Abtheilung
ab, wo die Auflösung am heißesten ist, also in derjenigen welche sich der Stelle wo
die Flüssigkeit in den Behälter gelangt, zunächst befindet; das Salz vom gröbsten
Korn erhält man in der Abtheilung wo die Auflösung am kältesten ist, also in der
Abtheilung zunächst dem Austritt der Flüssigkeit.
Das aus den Behältern B, B* genommene Salz kann man von
der geringen Menge salzsauren Kalks, welche ihm anklebt, größtentheils dadurch
befreien, daß man frische Soole auf dasselbe gießt und es abtropfen läßt, wodurch
der salzsaure Kalk ausgewaschen wird.