Titel: | Bemerkungen über Hochdruckdampfmaschinen, meine neueren Beobachtungen, Erfahrungen, Versuche, Erfindungen und Verbesserungen auf dem Felde derselben berührend; von Dr. Ernst Alban in Plau (Mecklenburg-Schwerin). |
Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] |
Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. XXXIV., S. 161 |
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XXXIV.
Bemerkungen über Hochdruckdampfmaschinen, meine
neueren Beobachtungen, Erfahrungen, Versuche, Erfindungen und Verbesserungen auf dem
Felde derselben berührend; von Dr. Ernst Alban in Plau (Mecklenburg-Schwerin).
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
(Fortsetzung von S. 99 des vorigen Heftes.)
Alban, über Hochdruckdampfmaschinen.
Die Röste sind in gußeisernen Laden eingelegt, die in das Mauerwerk auf die
gewöhnliche, in meinem Hauptwerke beschriebene, und hier aus Fig. 4 deutlich zu
ersehende Weise, eingelassen.Ich habe bei dem Umbau des Dampfschiffes auch die Einrichtung der Röste im
Ofen anders als an meinen frühern Dampfmaschinen angeordnet, nämlich sie so
construirt, daß sie sich beim Ausdehnen durch die Hitze ohne Nachtheil für
den Ofen verschieben können. Wer kennt als Maschinenbauer nicht den großen
Schaden, den die Ausdehnung der Röste oft in den Oefen und Kesseln mit
inwendiger Feuerung anrichtet, indem sie diese auseinander drängt, und an
jenen nicht selten sogar Ursache unheilbarer Lecke und Risse wird. Auf Tab.
II, Fig.
25, sieht man diese Einrichtung der Röste und ihrer Rostladen
abgebildet. Die Roststäbe a liegen hier am
hintern Ende b auf einem im Durchschnitte
dargestellten, und aus der Zeichnung vollkommen deutlichen Rostträger c, und greifen mit einem querliegenden Falz
darüber, ohne mit ihren Enden das Mauerwerk d
des Ofens zu berühren. Am vordern Ende e können
sie sich frei auf dem Rostträger f schieben,
indem zwischen ihren Enden und der vordern Ofenplatte g wieder ein Raum von 1/2 Zoll gelassen ist. Damit die Rostträger
sich nicht durchbiegen, sind sie von gehöriger Höhe und unten stärker
gegossen. Damit die strahlende Hitze des Rostes nicht zu stark auf das Mauerwerk unter
dem Kessel, welches auf dem über dem Kiele und den Kielschweinen gelegten bretternen
Boden des Schiffs ruht, einwirken könne, habe ich auf dem hiesigen Schiffe
Aschekästen in dem Aschenherde angebracht, die von 1/8 Zoll dicken Blechen
zusammengenietet sind. In dieselben wird öfters Wasser gelassen, um ihren Boden kühl
zu halten. Damit diese Aschekästen aber auch nicht einmal das untere Mauerwerk des Bodens berühren, und
ihm eine schädliche Hitze mittheilen, sind eiserne Geleise auf dieses gelegt, auf
denen die Aschekästen mit einem angenieteten starken Falz gleiten. Die Aschekästen
sind vorne so weit ausgeschnitten, daß hinreichend Luft unter den Rost gelangen
kann, auch sind sie hier mit einem Handgriffe versehen, um sie leicht einschieben
und herausziehen zu können. Sie haben außer andern Vortheilen auch noch den, das
Herausnehmen der Asche sehr zu erleichtern. Daß sie etwas größer als die Rostfläche
seyn müssen, damit keine durch die Röste fallende Asche und Kohlenstücke
vorbeifallen können, halte ich für überflüssig anzuführen. Ihre Breite ist daher
größer als die der Röste, und sind die Oeffnungen für den Aschenherd in der vordern
Platte darnach einzurichten. Ich habe diese Aschekästen in den Figuren weggelassen,
da sie nicht unter allen Umständen nöthig sind, und aus der Beschreibung deutlich
genug geworden seyn dürften.Da bei dem Umbau des Schiffes Feuer- und Aschenherd des Ofens höher
eingerichtet, ein stärkeres Mauerwerk unter dem Ofen auf dem Schiffsboden
aufgeführt, und überdem noch in einem Abstande von einem Zoll eine 1/8 Zoll
starke eiserne Platte auf diesen gelegt wurde, so ließ ich die Aschekästen
weg, undnnd ihre Entfernung hat auch durchaus keinerlei Nachtheil
gebracht.
Die Thüren sind stark und inwendig mit einer Schutzplatte gegen die starke Einwirkung
der Hitze des Feuerherdes ausgerüstet. Diese habe ich auf unserm Schiffe nahe am
untern Rande mit einigen runden Oeffnungen von 5/4 Zoll Durchmesser versehen, die
etwas Luft über den Rost lassen, um den Rauch besser zu verbrennen. Die dazu nöthige
Luft strömt vorne durch eine kleine länglich viereckige Oeffnung, die in dem untern
Theile der Heizthür angebracht ist, ein. Durch einen kleinen Schieber kann die Menge
der einströmenden Luft regulirt werden. Ich habe von dieser Einrichtung gute
Resultate für die Verminderung des Rauches gehabt.Auch diese Einrichtung ist bei dem Umbau weggeblieben, weil nach demselben
mit Holz (tannenen Stämmen) zu heizen beabsichtigt wurde.
Das Mauerwerk, welches in dieses Ofengehäuse eingesetzt wird, ist ganz von
feuerfesten Ziegeln aufgeführt. Es erscheint dieß um so nothwendiger, als es keine
große Stärke erhalten kann.
Man lernt die Einrichtung desselben am besten aus den Figuren 3 und 4, Tab. II,
kennen, bei deren genauen Beachtung ich nur weniges hinzuzufügen haben dürfte. Man
sieht in derselben bei 14 die hintere Wand, hinter derselben bei 7, Fig. 4, den Luftraum. Die
Wand ist senkrecht aufgebaut und 2 Steine, also 10 bis 11 Zoll, stark. Die vordere Wand ist nur
1 Stein dick und ebenfalls senkrecht aufgemauert. Für die Thüren sind entsprechende
Oeffnungen gelassen. Beide Wände reichen bis nahe unter die die Siederöhrenlager
vorne und hinten einschließenden Wasserkammern und ihre Entfernung von einander ist
genau der zwischen den Kammern gleich. Sie stehen aber nicht unmittelbar auf dem
Mauerwerk dieser Wände, sondern zwischen beide sind gußeiserne Platten 15 und 16,
Fig. 4,
gelegt, die hinten und vorne vorspringen, und hinsichtlich ihrer Breite, der Stärke
des Mauerwerks, das sie nach oben zu decken bestimmt sind, entsprechen. Sie reichen
auch noch etwas über die Platten des gußeisernen Gehäuses hinaus, und bilden hier
einen gesimsartigen Vorsprung 17, Fig. 2 und 4. Da, wo die Kammern auf
diesen Platten aufliegen, ist an denselben, und zwar bei 18, Fig. 4, eine nach oben
gerichtete, ungefähr 1 1/2 Zoll hohe Leiste der ganzen Länge nach angegossen. Der
Zwischenraum zwischen dieser und den Kammern wird mit Kitt von Kreide, Leinöl und
Wolle ausgefüllt, auch zwischen Kammern und Platten davon gelegt, bevor sie, mit dem
ganzen Kessel nachher in Verbindung gebracht, darauf niedergelassen werden. Auf
solche Weise wird auch hier der Ofen hermetisch verschlossen.
Zu beiden Seiten unterhalb der Herzen erstreckt sich das Mauerwerk von dem Rande der
Rostfläche nach außen schräg aufwärts laufend bis beinahe an die Röhren. In Fig. 3 sind bei
19 und 20 diese Wände deutlich zu sehen. Die Steine derselben müssen mit denen des
vordern und hintern Mauerwerkes der bessern Haltung wegen gehörig in Verband
gebracht werden. Dieß gilt auch von dem dreiseitigen Prisma, welches den Raum
zwischen beiden Rösten ausfüllt. Der Durchschnitt dieses Prisma's ist ein
gleichschenkliches Dreieck mit oben abgestumpfter Spitze, ungefähr 10 Zoll hoch. Man
sieht es in Fig.
3 bei 21 im perpendiculären Durchschnitte.Bei dem Umbau des Schiffes ist dieses Prisma weggeblieben; und es sind an
seiner Stelle Roststäbe gelegt, um den Feuerplatz, auf dem nun Holz gebrannt
werden sollte, etwas zu vergrößern. Das Prisma zeigte sich überdieß
wandelbar, und mußte dann und wann ausgebessert, auch zweimal ganz neu
aufgemauert werden.
Ich hatte bei Anordnung eines gemauerten Ofens unter meinem Schiffskessel manche
wichtige Motive, von der gewöhnlichen Methode, den Feuerplatz mit Wasserkammern zu
umgeben, abzustehen. Zu diesen gehörte vorzüglich die Erfahrung, daß diese
Wasserkammern, wenn sie eng, wie bei den Locomotivkesseln, sind, hinsichtlich ihrer
innern, nach dem Feuer
hinsehenden Wände, bald zerstört werden, wenigstens immer leicht zu Spannungen in
ihren Gefügen neigen, und dadurch leck werden. Ich hatte dieß leider an dem ersten
Schiffskessel, den ich baute, in einem Grade erfahren müssenDieser Kessel wurde, wie ich früher in meiner Abhandlung über das Plauer
Dampfschiff schon berichtet habe, durch die besagten Spannungen immer von
neuem wieder leck, wenn er eine Zeit lang auch ganz dicht gewesen war, und
vorzüglich an den den Feuerplatz umgebenden Kammern. Der sehr hohe
Dampfdruck in denselben und die vielen nöthigen Verankerungen begünstigten
die Spannungen in dem Maaße, daß sie immer von neuem wieder nachtheilig auf
die Structur des Kessels einwirkten., der mich fast bis zur Verzweiflung getrieben hätte. Zudem leitete mich aber
auch die Betrachtung, daß das Wasser, in so unmittelbarer Berührung mit dem Feuer
und mit der strahlenden Hitze des Herdes, aus den Kammern mehr oder weniger
ausgetrieben werden und so eine Ueberhitzung und Zerstörung der Bleche vorbereitet
und schnell herbeigeführt werden müsse; endlich bestimmte mich aber auch zu dieser
Construction der Rückblick auf meinen frühern in meinem Hauptwerke schon
aufgestellten Grundsatz, daß die Hitze über dem Herde, durch eine Umgebung von
geringerer Temperatur und großer Begierde, Wärme schnell zu absorbiren, an ihrer
Concentration, als an der nothwendigen Bedingung zur Rauchverzehrung, gehindert
werde. Den Ausschlag zum Bau eines solchen Ofens gab bei mir zuletzt die leichte und
weniger mühevolle und umständliche Anfertigung desselben. Der frühere Schiffskessel
hatte mich belehrt, wie schwierig die Arbeit bei dem Bau so künstlich angelegter
Kammern wegen der Enge des Raumes sey, und wie sehr dadurch alle Reparaturen
erschwert, ja fast unmöglich gemacht werden, da man zu manchen Stellen dieser
Kammern gar nicht einmal gelangen kann.
Der oben beschriebene Kessel und Ofen bietet keinerlei dieser Schwierigkeiten dar. Er
besteht aus mehreren einzelnen Theilen, die gerade wegen ihrer Vereinzelung leichter
anzufertigen, und allenfalls wieder aus einander zu nehmen sind, wenn eine
Hauptreparatur nöthig ist. Diese Theile sind, sowohl einzeln als im Ganzen
betrachtet, wegen ihres zweckmäßigen Baues keinen Spannungen ausgesetzt, und haben
an keiner Stelle durch zu starke Einwirkung der Hitze zu leiden. Die vordere sowohl
als die hintere, die Röhrenlagen einschließende Kammer wird sehr einfach
hergestellt, und an den übrigen Kessel angeschroben. Beide Kammern sind der
Einwirkung intensiverer Hitze schon ziemlich entrückt. Diese streicht an ihren
senkrechten Wänden leicht vorüber, ist keine strahlende mehr, die nach Stephenson's Versuchen sehr eingreifend und zerstörend wirkt. Das
Herausnehmen und das Wiedereinsetzen der Siederöhren hat ferner keine namhaften
Schwierigkeiten, und kommen an dem Mauerwerk des Ofens Mängel vor, so ist diesen
leicht, mit weniger Mühe und geringem Zeitverluste abgeholfen. Durch die eiserne
Umfassung des Ofens gewinnt dieses Mauerwerk auch eine große Haltung. Stöße und
Erschütterungen können wenig darauf einwirken, auch nicht leicht Beschädigungen an
demselben hervorbringen, vorzüglich da die Fugen desselben mit den Steinen bald zu
einer glasartigen Masse zusammenschmelzen, und einen festen Körper, wenigstens an
der Feuerberührungsfläche bilden. Ueberdieß ergibt auch die Erfahrung an vielen
amerikanischen Schiffskesseln, daß Mauerwerk mit gußeisernen Einfassungen gute
Dienste leiste, und noch heutzutage bedient man sich in Nordamerika beider mit sehr
günstigem Erfolge.Man sehe: Mémoire sur les bateaux à
vapeur des états unis d'Amerique par M.
Marestier, Planch. IX, Fig. 51, 57, 58 et 59. Was könnte aber auch ihrer Anwendung Triftiges und Begründetes
entgegenstehen, vollends wenn alle diejenigen Vorsichtsmaßregeln angewendet werden,
die ich oben angegeben habe? Sollte bei demselben mehr Feuersgefahr obwalten als bei
den Kesseln mit Wasserkammern, wenn der Ofen gehörig mit Lufträumen versehen ist und
vom Holze des Schiffs genugsam entfernt gehalten wird, oder gar zum Ueberflusse noch
von einer kühlen Wasserkammer, von der Structur der auf dem hiesigen Schiffe früher
angeordneten, umgeben ist? – Und spricht nicht am Ende eine längere Erfahrung
an dem hiesigen Schiffe für diese Construction? hat sie nicht in all der Zeit, daß
sie angewandt ist, vortreffliche Dienste geleistet und sich vor der des alten
Kessels in jeder Hinsicht sehr vortheilhaft ausgezeichnet? Ist seitdem nicht selbst
der Rauch bedeutend gemindert, und hat dieser Kessel nicht bei einer gleichen
Feuerberührungs- und Rostfläche fast das Doppelte des alten geleistet? Sind
dieß nicht alles Gründe, seine Einrichtung für vorzüglich, für ausgezeichnet zu
halten? und fordern sie nicht zum eifrigen Nachbau desselben auf, zumal
Locomotivkessel für Hochdruckmaschinen auf Schiffen so manche Schwierigkeiten und
Mängel zeigen, und man sie gerne längst abgeschafft hätte, wenn man bessere Apparate
an ihre Stelle zu setzen wüßte? Welcher Uebelstand liegt nicht allein schon darin,
daß solche Locomotivkessel bei Anwendung von Condensationsmaschinen und
condensirenden Hoch- und Mitteldruckmaschinen eigener Exhaustoren oder
besonderer Gebläse zur Beförderung eines gehörigen Zuges, also solcher Apparate
bedürfen, die schwierig zu erhalten sind, in der Hitze leicht in ihrem Gange stocken,
und einen nicht ganz unbedeutenden Kraftaufwand zu ihrem Betriebe erfordern, auch
ein den Passagieren oft sehr widerwärtiges Gesumse bei ihrem Gange machen? –
Welchen Nachtheil führt nicht der Umstand mit sich, daß sie nicht gut mit
gewöhnlicher Steinkohle, sondern mit Kohks, einem sehr theuren Brennmaterial,
geheizt werden müssen? Mein Kessel arbeitet mit jedem Brennmaterial, mit
Steinkohlen, Torf, Holz etc.Als ich vor vier Jahren bei Hrn. Tischbein in
Buchau war, sprach er unverhohlen aus, wie satt er die Locomotivkessel für
Schiffe habe, und wie sehr er sich nach einem zweckmäßigern Schiffskessel
für Maschinen mit höherm Drucke sehne.
Wie sehr würde ich mich freuen, wenn dieser Kessel einige Beachtung fände. Er ist
eben so compendiös als er kräftig wirkt, ist eben so bequem bei der Anwendung, als
sicher und gefahrlos, selbst bei sehr hohem Drucke. Durch ihn ist vielleicht die
Hauptschwierigkeit bei Anlage von Hochdruckmaschinen höhern Drucks auf Schiffe
gehoben, er erfüllt vielleicht die heißen Wünsche manches Mechanikers. Ich habe
seine Erfindung mit großen Opfern erkauft, heftige Kämpfe seinetwegen bestanden,
viel Sorge und Gefahr seinetwegen getragen, darum entziehe man ihm seine
Aufmerksamkeit nicht. Unendlich glücklich würde ich mich fühlen, wenn er bald
angewandt würde. Alle Opfer, alle Mühe und Sorge, alle geistigen, gemüthlichen und
körperlichen Kämpfe würde ich vergessen, wenn er sich Bahn bräche, wenn ich am Ende
meiner Tage vielleicht noch erfahren müßte, daß er die große Sache der
Hochdruckmaschinen auch für Schiffe weiter gefördert hätte.
Aber oft fürchte ich, daß ich dieses Ziel nicht mehr erreiche. Deutschland ist im
Ganzen noch immer zu sehr in Anglomanie befangen, man hat noch immer zu viele
Vorurtheile, hegt noch immer zu viel Mißtrauen, zu viele Zweifel gegen alles
Inländische, und um so mehr, je mehr es von dem alten Schlendrian abweicht. Möge ich
nicht darüber hinsterben, ehe diese besiegt werden! Trügt mich aber mein Vertrauen
zur Zukunft, mein schöner freudiger Glaube an eine bessere Zeit nicht, wo wir auch
in technischer Beziehung immer mehr deutsch und einig mit einander werden, wo ein
heiliges Nationalgefühl in uns erwacht, wir die Anbetung des Fremden, Ausländischen,
die elende Nachbeterei iniu den Winkel werfen und unser Haupt kühn emporheben, so werden auch diese
Kessel und ihr Princip, wird die Sache des höhern Druckes endlich siegend aus dem
Meere der Zeit auftauchen, und man wird dann meiner Kämpfe und Opfer für diese Sache
freundlich gedenken.
O dann werden meine Gebeine im Grabe noch fröhlich werden, und mein Staub wird wieder
Leben gewinnen!
Schon oft hat mich der Gedanke beschäftigt, ob die Seitenkammern bei diesen Kesseln
nicht ganz wegzulassen und durch gußeiserne Wände zu ersetzen wären, die auf der den
Röhren zugekehrten Seite mit 2 Zoll hohen, in Form von Fenstersprossen gekreuzten
Rippen versehen und mit Lehm bestrichen würden. Dieses Gitterwerk von Rippen könnte
an die Wände angegossen werden, aber auch von 1/8 Zoll dickem Bleche aufgenietet
seyn. Es würde dazu dienen, die 2 Zoll dicke Schicht Lehm, die man der bessern Dauer
wegen mit etwas Buchenholzasche, Salz und Kuhhaaren vermengen könnte, auf der innern
Fläche der Wand mehr zu fixiren. Um diesen Zweck noch um so sicherer zu erreichen,
könnten hie und da Stifte an die Rippen befestigt werden, auch möchte es gerathen
seyn, dem Lehm etwas Drehspäne von geschmiedetem Eisen beizumischen. Da solche Wände
nur die senkrecht aufsteigende, mit ihnen parallel streichende Hitze empfangen, so
werden sie gewiß lange ausdauern, zumal die angegebene Lehmschicht auf ihrer
Oberfläche mehr oder weniger verglast, und sich so festbrennt, daß sie feuerfesten
Steinen fast gleich wird. Die Rippen selbst werden nicht leicht zerstört werden, da
sie durch den Lehm vor der Oxydation geschützt sind. Ueberdieß werden solche Wände
um nichts schwerer, wie die mit Wasser gefüllten Kammern. Der Kessel gewinnt dadurch
außerordentlich an Einfachheit, weil er viel wohlfeiler und sicherer, und seine
Anfertigung um vieles abgekürzt und erleichtert, auch weniger theures Material dabei
gebraucht wird. Sehr leicht könnten diese Wände bei Reparaturen an den Röhren
abgenommen, und dadurch diese Reparatur bequemer gemacht werden. Das Abnehmen
derselben würde mit gar keinen Umständen verbunden seyn, da keine Verbindungsröhren
der Kammern mit den Recipienten ab- und wieder anzuschrauben wären. Ein
einfaches Losschrauben ihrer Verbindung mit den Seitenwänden der Herzen genügte, um
sie ohne Beschwerde zu entfernen, wenn einmal die Lehmverkleidung ausgebessert oder
mit einer neuen vertauscht werden müßte. Vielleicht wäre es sogar da wo der Raum
nicht fehlt, von Vortheil, sie unten durch einige Hänge oder Scharniere an die obern
und seitlichen Deckplatten des Ofens zu befestigen, damit man bloß nöthig hat sie
zurück zu klappen, wenn man zu ihrer innern Fläche oder zu den Röhren muß.Bei dem Umbau des hiesigen Dampfschiffes ließ ich die nach dem Maschinenraum
hinsehende Wasserkammer des Kessels so einrichten, daß sie mit leichter Mühe
abgenommen und wieder vorgesetzt werden kann. Zu dem Ende wurden, wie schon
oben erwähnt ist, die beiden Verbindungsröhren der Kammer mit dem
Recipienten entfernt, und durch ein einziges weiteres leicht abnehmbares und
wieder anzusetzendes Rohr ersetzt, die Kammer aber nahe an ihren
aufstehenden Seitenrändern mit starken Handhaben versehen, durch welche zur
Noth ein Baum gesteckt werden kann, um beim Abheben der Kammer bequem mehr
Menschen anstellen zu können. Beim Wiederansetzen der Kammer werden dann die
Fugen zwischen ihr und dem Recipienten, den Seitenwänden der Herzen und der
untern der Kammer zur Unterlage dienenden Ofenplatte mit Lehm und Kuhhaaren
dicht gemacht, und zuletzt, sowie der ganze Kessel mit Graphit überstrichen
und nach dem Trocknen abgebürstet. Eine solche Wegnahme der Kammer hat in
Absicht auf die zuweilige Reinigung der Röhren große Vortheile und
Annehmlichkeiten, und ist äußerst leicht und schnell besorgt, so daß sie
hier im Schiffe jetzt regelmäßig an jedem Ruhetage desselben vorgenommen
wird, es mag wegen der Röhren nöthig seyn oder nicht.
Da zu vermuthen steht, daß solche Wände große und im Kessel und Maschinenraum lästig
werdende Hitze ausstrahlen würden, so müßten sie in einem Abstande von 2 oder 3 Zoll
auf ihrer äußern Fläche noch mit einem Mantel von Blech überzogen werden, der
ringsum mit seinen Kanten allenthalben möglichst luftdicht anschließt, und so eine
Luftkammer bildet, in welcher die Luft in Ruhe ist, und als solche die Hitze nur in
einem sehr geringen Grade weiter leitet. Hat man das Gewicht nicht sehr zu
berücksichtigen, so kann man die Lehmschicht auch dicker, etwa 3 Zoll stark nehmen,
und die Herzen so viel breiter machen, so daß die Wand nun wieder gehörig an ihre
Seitenwände paßt, und den zwischen ihrer innern Fläche und den äußersten Röhren
vorgeschriebenen Spielraum gewährt.
Da wo die Siederöhren in gehöriger Entfernung von einander liegen (1 1/2 Zoll), wird
ein solcher Kessel ohne Anwendung künstlicher Mittel, selbst bei nur niedrigen
Schornsteinen, einen sehr starken Zug haben. Es ist oben schon von mir angeführt
worden, daß in meinem ersten Schiffskessel, in welchem die Siederöhren weiter von
einander entfernt standen, als in dem zweiten, der Zug einen wahrhaft dröhnenden Ton
annahm, obgleich der Schornstein nur 14 Zoll Lichtenweite und 13 Fuß Höhe hatte. Was
werden nun die Vertheidiger hoher Schornsteine zu einem solchen Falle sagen? Wo
bleiben hier alle ihre Berechnungen? Grau ist alle Theorie und grün des Lebens
goldener Baum. Daher vermesse sich der Mensch nicht, an den vier Fingern die Natur
zu berechnen und in die starren Fesseln eines Exempels zu schlagen. Versuche, immer
Versuche, und zwar Versuche von gehörigem praktischem Tacte und richtiger
Beobachtungsgabe, gesunden Sinnen und Menschenverstande geleitet, sie allein
vermögen das Feld des Technikers zu ebnen und ihn sicher zum Ziele zu geleiten. Zu
solchen Versuchen müßte der Staat Summen aussetzen; denn wie hat der dazu Befähigte
immer die Zeit und das Geld dazu. Aber auch Gesellschaften und Privaten sollten dem
Techniker, der für sie baut, mehr wissenschaftliches Interesse widmen, sie sollten
neue Pläne desselben begünstigen, und diesen zuweilen ein kleines Opfer bringen. In
Deutschland will aber jeder gleich nur den goldenen Boden eines Unternehmens
ergründen, man will nur verdienen. Es ist Jedem völlig gleich, was er hat, wenn es
nur Geld bringt. In England habe ich es in diesem Punkte im Allgemeinen doch anders
gefunden, und daher dort auch das schnelle Emporkommen von Erfindungen. Ein
tüchtiger Künstler findet dort gleich für sich und sein Streben hohe und reiche
GönnerWas würde aus Watt und seiner wichtigen Erfindung
vielleicht geworden seyn, wenn der reiche Boulton
sich seiner und seiner Erfindung nicht angenommen, ihn wahrhaft nobel
behandelt, und seinem Genie nicht allein Anerkennung, sondern ihm auch den
verdienten Lohn zugewandt hätte, indem er ihn an dem Gewinn, den seine
Erfindung brachte, Theil nehmen ließ., die ihren Reichthum nicht bloß verreiten, verspielen, verjagen, vertrinken
und verschmausen, sondern die auch einen Theil ihres Vermögens den höhern
materiellen Interessen des Landes zuwenden. Dort interessirt man sich mehr für neue
Pläne des Technikers, thut sich etwas darauf zu Gute, sie zu befördern, mit einem
gewissen Stolze sieht man auf neue vortheilhafte Einrichtungen an seinen Maschinen
und technischen Werken, und streicht deren Erfinder auf jede Weise heraus, sucht ihn
allenthalben unaufgefordert zu empfehlen. Hier bei uns habe ich selbst bei den
gelungensten Erfindungen, bei den einträglichsten Unternehmungen höchst selten, ja
ich kann sagen fast niemals ein kärgliches Lob geerntet, irgend eine Aufmunterung
erfahren. Es ist als wenn man hier eine wahre Scheu habe, dem technischen Künstler
ein freundliches belohnendes Wort zu sagen, als wenn die Furcht dahinterstecke, daß
er dann irgend einen gefährlichen Anspruch auf Dankbarkeit machen könne. Man stellt
sich immer unbefriedigt, und ist es auch stets, die Leistungen des Künstlers mögen
noch so groß, so überraschend, seine Versprechungen und die gehegten Erwartungen
weit übertroffen seyn; hat er ein Drittel mehr geleistet, als wozu er sich
verbindlich gemacht hat, so ist man verdrießlich, daß es nicht noch einmal so viel
geworden ist, und erreicht man endlich auch dieses Ziel, so könnte doch noch mehr
geleistet seyn. Am wenigsten fällt es aber irgend Jemand ein, dieß Mehr wirklich
anzuerkennen, und noch viel weniger irgend einen thätigen Dank dafür zu äußern; ja
man sucht sogar die größere Leistung vor dem Publicum so viel als möglich zu
verheimlichen, wegzudisputiren, um dieses nicht über seinen größern Gewinn aufzuklären, dadurch
den Künstler in ein höheres Licht zu stellen, und so seinen gerechten Ansprüchen auf
eine gesteigerte Dankbarkeit mehr Oeffentlichkeit zu geben. Ach! welche freudigen
Anhaltspunkte bleiben da dem bescheidenen Künstler, der nicht bloß des schnöben
Gewinnes, sondern auch der Ehre wegen arbeitet, und allgemeine Nutzverbreitung zum
Ziele seines Strebens gemacht hat?! Trauriges Loos bei aller seiner Mühe, seinen
bittern Kämpfen so freudenlos dazustehen. Schöpfte er aus seinen Erfolgen nicht
einige Freude, gäbe ihm sein Bewußtseyn nicht den verdienten Lohn, von den Menschen,
für die er wirkte und schuf, wird er ihn selten ernten.
Ich habe nun noch einen größern Schiffskessel, nach meinem Principe gebaut, und in
Fig. 5 im
perpendiculären Quer- und Fig. 6 im perpendiculären
Längsdurchschnitte abgebildet, zu beschreiben. Da die Figuren denselben sattsam
erläutern und er aus der Beschreibung der bis jetzt verhandelten Kessel schon mit
erklärt wird, so kann ich mich hier kurz fassen.
Er ist ein Kessel für eine Hochdruckmaschine meiner Construction von wenigstens 80
Pferdekräften, liegt lang im Schiffe, und hat ein vorderes und ein hinteres Herz von
5 Zoll Tiefe. Diese Herzen sind ganz wie bei dem zuletzt beschriebenen Schiffskessel
construirt. Die Siederöhren liegen zwischen beiden in 10 Reihen übereinander. Ihre
Länge beträgt 7 Fuß und ihr Durchmesser 2 Zoll. Ihre Anzahl beläuft sich auf 235,
von denen jedes Rohr 3 1/2 Quadratfuß Feuerberührungsfläche liefert. Ihre Stellung
im Ofen ist ebenfalls geneigt, aber so, daß ihr tieferes Ende nach vorne kommtIn der Zeichnung Fig. 6 ist ein
Versehen gemacht worden, die Röhren steigen in derselben nämlich verkehrt,
d.h. nach vorn statt nach hinten auf., und zwar aus dem Grunde, daß die entwickelten Dämpfe in das hintere Herz
und von da in den hintern Theil der Recipienten zu gehen gezwungen werden. Diese
Anordnung ist aus zwei Gründen getroffen, und zwar
1) darum, weil ich das hintere Herz, um das Aufstellen von Mauerwerk im Ofen zu
vermeiden, bis unter den Feuerplatz herunter reichen lasse. Bei solcher Einrichtung
werden aber in dem untern Theil desselben durch seine dem Feuer zugekehrte innere
Platte Dämpfe entwickelt, die in dem Falle, daß hier die Speisung der Siederöhren
mit Wasser statt hätte, das Wasser darin in Wallungen versetzen würde, was einen schädlichen Einfluß
auf die Speisung der Röhren üben müßte, indem eine ruhige Wasserströmung nach unten
hier unerläßliche Bedingung ist.
2) Ist es nöthig, daß der vordere Theil der Recipienten einen ruhigen, durch
Wallungen möglichst wenig turbirten Wasserstand bewahre, theils weil hier der
Wasserstandszeiger zum Zweck einer bequemen Beobachtung angebracht werden muß,
theils weil hier die Dämpfe zur Maschine geführt werden, die gewöhnlich vor der
Fronte des Kessels aufgestellt wird.
Daß die Sache eine andere Wendung bekomme, wenn man die Maschine, was im Ganzen
zweckmäßiger ist, hinter den Kessel legt, um ihre Verunreinigung durch das Feuern
und den dabei entstehenden Steinkohlenstaub zu verhüten, ist klar.
Das vordere Herz reicht nur bis an die Heizthüre herunter, und steht auf der vordern
gußeisernen Platte des Ofens, welche die Heizthüren enthält, und deren Zwischenräume
zwischen den Thüren mit Rippen versehen sind, um einer 6 Zoll starken Auskleidung
mit Lehm oder feuerfestem Mauerwerk gehörige Haltung zu geben.
Auf beiden Seiten schließen den Ofen zwei große Wasserkammern von 5 Zoll Tiefe im
Lichten ein. Sie sind mit hintern und vordern Herzen und mit der Ofenplatte durch
zweckmäßige Verschraubungen verbunden, und zur Dichtung der Fugen wird Kitt von
Kreide, Leinöl und Wolle verwandt. Die Kammern reichen eben so weit als das hintere
Herz herunter, und haben jede, sowie das hintere und vordere Herz einen Abzapfhahn,
der immer an dem untersten und am tiefsten liegenden Theile derselben angebracht
ist. Kammern und hinteres Herz stehen auf Mauerwerk, welches in ein gußeisernes
Gehäuse eingeschlossen ist. Die vordere Platte reicht bis auf den Boden, und enthält
unter den Heizthüren auch die Aschenherdöffnungen. Die hintern Rostladen werden an
das hintere Herz, die vordern an die vordere Platte befestigt. Der Heizthüren sind
drei, und man sieht sie in Fig. 5 punktirt angegeben.
Der Rost erstreckt sich durch den ganzen Raum zwischen vorderer Platte, den beiden
Kammern und dem hinteren Herzen, und ist von keinerlei Mauerwerk unterbrochen.
Der Recipienten sind fünf von 18 bis 20 Zoll äußerm Durchmesser und 6 Fuß Länge. Sie
sind eben so mit dem Herzen verbunden, wie bei dem vorhin beschriebenen
Schiffskessel. Auch sind die an ihren innern Raum stoßenden hintern Herzplatten
siebförmig durchlöchert, und mit dem bekannten ovalen Loche versehen. In dem
mittlern Recipienten ist der Wasserstandszeiger angebracht, so daß sein Zeiger an
der Vorderfronte des
Kessels genau beobachtet werden kann. Von demselben geht auch das Dampfrohr zur
Maschine.
Die Recipienten lassen Zwischenräume von 4 bis 6 Zoll Breite zwischen sich, durch
welche die Hitze und der Rauch in den Schornstein ziehen. Da diese Zwischenräume
über die ganze Länge des Heizraumes ziemlich gleich vertheilt sind, so ist keine
Vertheilungsplatte angeordnet worden.
Die Verankerungen der Herzen sind eben so angeordnet, wie bei dem beschriebenen
kleinern Schiffskessel. Ein Theil der in der obern Partie der Herzen befindlichen
geht auch hier durch die Recipienten. Sämmtliche Anker müssen immer möglichst
gleichmäßig vertheilt werden, und in keinen größeren Zwischenräumen als in solchen
von 7 höchstens 8 Zoll liegen. Auch hier gilt, wie immer, die Regel, sie lieber zu
stark als zu schwach zu nehmen, vorzüglich da, wo die Anker in größern
Zwischenräumen von einander liegen müssen. Ich rathe dann auch, die äußern runden
Scheiben vor ihren Muttern von größerm Durchmesser zu nehmen und ihnen mehr Stärke
zu geben.
Die Verbindung der Kammern mit den Recipienten geschieht durch länglicht viereckige
blecherne Röhren, die durch gleiche Oeffnungen in den Seitenwänden der Kammern von
oben in diese dringen. Zum Zweck der dampfdichten Befestigung dieser Röhren mit den
Kammern an die Recipienten, sind um die Oeffnungen für die Röhren herum große
Schraubenkränze von halbzölligem flachem Eisen angeschweißt, in welche die Röhren
eingesetzt werden. Ihr Anschweißen an den Rahmen oder Kammern muß geschehen bevor
die Seitenplatten angenietet werden. Durch sie gehen die Schrauben zum Anziehen der
Kammern an die Recipienten. In der Figur sind diese deutlich zu erkennen, weßhalb
ich nicht weiter darüber spreche. Zur Dichtung der Verschraubungen dient Mennigkitt
mit Wolle.
Zwei der Oeffnungen, eine für jede Kammer, verlängern sich nicht als Röhren in die
Kammern hinein. Sie sind bestimmt, die in den Kammern sich entwickelnden Dämpfe in
die Recipienten abzuführen. Die mit langen Röhren versehenen führen das Wasser auf
den Grund der Kammern, weßhalb die Röhren beinahe bis auf diesen hinabreichen. In
Fig. 5
sieht man in der linken Kammer eine dieser Röhren, in der rechten eine der
Oeffnungen für die Abführung der Dämpfe.Man kann auch hier, wie bei unserm hiesigen Schiffsfessel, die Kammern
abnehmbar einrichten, und für diesen Zweck die Verbindungsröhren zwischen
ihnen und
den Recipienten in der Weise construiren, wie ich es oben beschrieben und in
Fig.
5, Tab. II, punktirt bei a und b angedeutet habe. Da hier die Kammern jedoch
von größern Dimensionen sind, so dürften zwei solcher Verbindungsröhren an
jeder Kammer nöthig seyn.
Da das Ueberführen der Dämpfe aus den Kammern in die Recipienten immer in die beiden
äußersten der letztern geschieht, so kann die dadurch im Wasser derselben
entstehende Bewegung keinen Nachtheil auf das Wasser des mittlern Recipienten, von
welchem der Dampf in die Maschine strömt, äußern. Man wird immer wohl thun, die zu
diesem Zweck dienenden Oeffnungen nach demjenigen Ende der Recipienten hin zu
verlegen, welches dem Herzen, das die Abführung der in den Siederöhren entwickelten
Dämpfe in die Recipienten besorgt, am nächsten liegt.
Beide Röhren haben vor den Herzen große Thüren, die abgenommen werden können, wenn
man zu den Röhren zum Zweck einer Reinigung oder Reparatur muß.
Die über den fünf Recipienten liegende, und die letzte Hitze des Ofens und den Rauch
in den Schornstein abführende Haube oder Rauchbüchse ist von starken Blechen
zusammengenietet, und läuft, von allen Seiten sich allmählich und gleichmäßig
verjüngend, nach oben, wo der Schornstein sich an sie anschließt. Ihre Form, sowie
die Art ihrer Befestigung an die Recipienten, ist nach Zuratheziehung des früher bei
der Beschreibung des kleinern Schiffskessels Gesagten aus den beiden Figuren 5 und 6, Tab. II,
vollkommen deutlich.
Ich darf wohl zum Lobe dieses Kessels nichts hinzufügen. Die außerordentliche
Einfachheit, Compendiösität und Sicherheit desselben dürfte jedem sogleich
einleuchten; auch wird man begreifen, daß er um so weniger Arbeit bei seiner
Anfertigung erfordere, je größer er ist, indem dann nur die Anzahl seiner
Recipienten und Siederöhren vermehrt wird, alles übrige aber bleibt. Vorzüglich in
die Augen springend ist aber der außerordentlich geringe Raum, den er im
Verhältnisse zu seiner Wirkung im Schiffe einnimmt. Schwerlich dürften andere
Schiffskessel, selbst die neuesten Röhrenkessel, in dieser Hinsicht mit ihm in die
Schranken treten. Er ist nämlich nur 8 Fuß lang, 9 Fuß breit und 8 Fuß hoch und
versorgt eine Maschine von 80 bis 90 Pferdekräften vollkommen mit Dampf, d.h. eine
nach meinen Principien gebaute Maschine. Weiter dürfte die Sache schwerlich zu
treiben seyn. Man wird auf diesem Wege Kessel von ungeheurer Wirksamkeit in einen
sehr kleinen Raum zu
bringen im Stande seyn; gewiß eine Sache von großer Wichtigkeit für die
Dampfschifffahrt. Auch darf ich hier nicht vergessen, daß dieser Kessel wegen seiner
möglichen Zerlegung in mehrere kleinere und wenig Gewicht habende Theile leicht in
ein Schiff einzusetzen ist, nachdem man diese einzelnen Theile vorher gehörig
vollendet und schon zusammengepaßt hat. Zum Einbringen derselben in das Schiff
gehören aber keine besonders große Luken und ähnliche Einrichtungen am Schiffe.
Da der Raum in dieser Abhandlung zu beengt ist, um alle meine Pläne in Absicht auf
Hochdruckdampfmaschinen von höherm Drucke hier ausführlich vorzulegen, so werde ich
vielleicht bald in diesem Journal einen Kessel mit Maschine von wenigstens 200
Pferdekräften, nach meinem Principe gebaut, und mit meinem neuen rotirenden
Ruderapparat versehen, für ein Dampfschiff bestimmt, beschreiben und abbilden.
(Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)