Titel: | Verbesserungen an den Achsenbüchsen der Eisenbahnwagen, worauf sich William Normanville in London am 2. Mai 1848 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. XXXVI., S. 175 |
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XXXVI.
Verbesserungen an den Achsenbüchsen der
Eisenbahnwagen, worauf sich William Normanville in London am 2.
Mai 1848 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts, Decbr. 1848, S.
335.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Normanville's Achsenbüchsen für Eisenbahnwagen.
Die Erfindung besteht in einer Construction der Achsenbüchsen und Achsenhälse der
Eisenbahnwagen, wobei sie luftdichte Behälter bilden, um die reibenden Flächen gegen
Beschädigung durch den Staub zu schützen; um auch eine wirksamere Schmierung zu
erzielen, wird das Schmiermittel aus Gesäßen, welche bis auf ein Luftloch im Deckel
luftdicht sind, den Achsenbüchsen zugeführt.
Fig. 34
stellt die Achsenbüchse im Grundriß, Fig. 35 im Durchschnitte
nach der Linie AB, Fig. 34, und Fig. 36 im
Durchschnitte nach der Linie CD, Fig. 34, dar. Ein Schild
a aus vulcanisirtem Kautschuk, Gutta-percha
oder einer andern geeigneten elastischen Substanz kommt in die Achsenbüchse. In die
Mitte des Schildes ist mit großer Sorgfalt ein Loch geschnitten oder gedreht, in
welches die Achse paßt; doch hat das Loch einen geringeren Durchmesser als die Achse
erhalten, damit sich das Schild bei seiner Elasticität um so dichter an die Achse
anschließe, und somit eine luftdichte Verbindung bilde. Für eine vierzöllige Achse
sollte der Durchmesser dieses Loches 3 5/8 Zoll betragen. Um das elastische Schild
zu schützen, ist hinter ihm ein dünnes eisernes Schild b
(Fig. 35)
angeordnet und durch vier Schraubenbolzen d, d (Fig. 34) an
die Achsenbüchse c befestigt. Durch Anziehen dieser
Schrauben wird die äußere Seite des Schildes dem zur Hervorbringung eines
luftdichten Schlusses erforderlichen Drucke unterworfen. Bei der Adjustirung des Schildes b ist darauf zu achten, daß das elastische Schild nicht
stärker als zur Erzielung des erforderlichen Schlusses nothwendig ist comprimirt
werde, weil es sonst, wenn die Achse in Bewegung gesetzt wird, ehe es gehörig
geschmiert ist, bei dem gewaltsamen Drucke gegen die Achse sich entzünden könnte. Um
einen solchen Unfall zu vermeiden, werden zwischen das Schild b und die Achsenbüchse vier lederne Scheiben, durch welche die Bolzen d, d gehen, geschoben; und wenn der mit der Achse in
Berührung befindliche Theil des elastischen Schildes so weit abgenutzt ist, daß er
nicht mehr länger einen luftdichten Schluß bewirken kann, so macht man die
Lederscheiben dünner, um die Schrauben anziehen zu können. Wenn aber das elastische
Schild so sehr abgenutzt ist, daß an einen luftdichten Schluß nicht mehr zu denken
ist, so schiebt man einen ungefähr 1/4 Zoll dicken Kautschukring von gleichem
Durchmesser wie die Achse über die letztere; das Schild, dessen Oeffnung durch
Abnutzung erweitert worden ist, wird nun über diesen Ring gespannt, worauf es ihn so
fest faßt, daß zwischen den beiden Kautschukflächen ein vollkommen dichter Schluß
entsteht, während die Achse in dem inneren oder losen Ringe rotirt. Die vier
Schrauben werden sodann angezogen.
Die zweite Methode den elastischen Schild in Anwendung zu bringen, besteht darin, daß
man einen Metallring e, Fig. 37 und 38, mit der
Achse in Berührung bringt und die zusammenziehende Kraft des Kautschukschildes a benutzt, um den Metallring mit der polirten Achse in
enge Berührung zu bringen. Dieser Ring sollte aus vier Theilen bestehen, deren Fugen
so angeordnet sind, daß sie den Durchgang des Fettes abschneiden und dennoch den
Anschluß der Theile nach Maaßgabe der Abnutzung der Fläche des Ringes gestatten. Die
dritte Methode das elastische Schild anzuwenden – und dieser gibt der
Patentträger den Vorzug – besteht darin, daß man einen ledernen Ring f, Fig. 39, auf die Achse
schiebt und die zusammenziehende Kraft des Kautschukschildes a benutzt, um den Lederring mit der Achse in luftdichte Berührung zu
bringen. Dieser Ring ist 1 Zoll breit und 1/4 Zoll dick; zur Aufnahme des
elastischen Schildes ist eine Rinne in denselben gedreht; der Hals hat eine Fuge mit
übergreifenden Rändern f¹, Fig. 40, damit er sich in
dem Maaße als die Oberfläche des Leders durch die Achsendrehung sich abnützt,
zusammenziehen könne. Diese Achsenbüchsen sollten mit einem seifenartigen
halbflüssigen Fett gefüllt werden, so daß dieses gegen den Schild fließt und
denselben ohne Verzug schmiert. Das Fett wird durch eine in der oberen Seite der
Achsenbüchse angebrachte kreisrunde Oeffnung g, Fig. 34 und 35,
eingefüllt. Diese Oeffnung ist mit einem Deckel, worin sich ein Luftloch befindet,
versehen.
Fig. 41 zeigt
eine Modification obiger Anordnungen im Durchschnitte. Auch hier dient vulcanisirter
Kautschuk als Feder zur Erzielung eines luftdichten Schlusses zwischen Achse und
Achsenbüchse; jedoch wirkt er in diesem Falle durch seine Expansivkraft anstatt
durch seine zusammenziehende Kraft. Der Kautschukring a
ist an der Achse fest; er ist 3/16 Zoll breiter als der Raum, den er einnehmen soll,
so daß er auf der einen Seite gegen die Nabe h des Rades
drückt, während er auf der andern Seite einen Messingring i gegen eine polirte Platte j drückt, welche
mittelst vier Schrauben an die Achsenbüchse befestigt ist und das Ende derselben
bildet. Der Kautschukring rotirt mit der Achse und veranlaßt den Ring i sich auf der polirten Fläche der Platte j zu reiben und dadurch einen luftdichten Schluß zu
bewirken. Der Ring i dreht sich mit dem Kautschukschild
vermöge zweier kleiner Stifte, die sich in das Schild eindrücken. Die übrigen Theile
der Achse sind den oben beschriebenen gleich. Das in Verbindung mit dieser
Achsenbüchse in Anwendung kommende Fett ist das auf Eisenbahnen gebräuchliche.