Titel: | Verbesserungen in der Bereitung des Steinkohlengases; patentirt für Alexander Croll, Director der Tottenham Gasanstalt, Grafschaft Middlesex, am 22. August 1848. |
Fundstelle: | Band 112, Jahrgang 1849, Nr. XLII., S. 202 |
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XLII.
Verbesserungen in der Bereitung des
Steinkohlengases; patentirt für Alexander Croll, Director der Tottenham Gasanstalt, Grafschaft
Middlesex, am 22. August 1848.
Aus dem London Journal of arts, April 1849, S.
196.
Croll's Verbesserungen in der Bereitung des
Steinkohlengases.
Destillation der
Steinkohlen.
Die bisher gebräuchlichen Retorten waren an jedem Ende mit einem verticalen Rohr
versehen, durch welches das erzeugte Gas abzog; ein solches bringt der Patentträger
nur an einem Ende der Retorte an, und anstatt die Enden der Retorten abwechselnd zu
verschiedenen Zeiten mit Steinkohlen zu beschicken, thut er dieses an beiden Enden
zu gleicher Zeit. – Ferner leitet er Wasserdampf durch Kohks bei der hellen
Rothglühhitze und läßt ihn dann durch die in der Retorte der Destillation
unterzogenen Steinkohlen streichen. Er beschickt nämlich dasjenige Ende der Retorte,
an welchem sich kein verticales Abzugsrohr befindet, mit Kohks und bringt an
demselben das Rohr zum Einleiten von Wasserdampf an; am anderen Ende der Retorte
trägt er nach je fünf Stunden eine Beschickung von Steinkohlen ein und leitet nach
dem Eintragen einer solchen etwa drei Stunden lang Dampf in die Retorte. (Für jede
Tonne Newcastle-Kohle, welche destillirt wird, läßt er fünfzehn Pfund Wasser
verdampfen.) Bei diesem Verfahren erhält man eine größere Menge Gas von guter
Leuchtkraft und eine geringere Menge Theer.
Reinigung des Steinkohlengases von
Schwefelwasserstoff.
Zum Reinigen des Gases von Schwefelwasserstoff verwendet der Patentträger eine
Auflösung von schwefliger Säure, welche mit dem Schwefelwasserstoff durch
gegenseitige Zersetzung Wasser und Schwefelblumen bildet.
Um eine Auflösung von schwefliger Säure in Wasser zu bereiten, verbindet er einige
gußeiserne Flaschen (als Woolf'scher Apparat angeordnet)
mit einem Ofen, worin Schwefel verbrannt wird, und treibt mittelst einer
Saug- und Druckpumpe das schwefligsaure Gas durch das in den Flaschen
enthaltene Wasser; um dasselbe ziemlich gesättigt zu erhalten, muß man etwa 6 Unzen
Schwefel auf 10 Pfd. Wasser verbrennen.
Das Steinkohlengas wird durch drei mit einander verbundene Waschapparate (ähnlich den
gewöhnlichen Kalkmilchmaschinen) geleitet, wovon der erste mit einer gesättigten Auflösung von
schwefliger Säure gefüllt ist, die beiden anderen aber mit einer schwächeren
Auflösung derselben. Nachdem die Flüssigkeit im ersten Waschapparat zersetzt ist,
ersetzt man sie durch frische; sie kann, nachdem sie von dem niedergeschlagenen
Schwefel abgezogen wurde, noch im zweiten Waschapparat verwendet werden.
Wegen der Flüchtigkeit der schwefligen Säure reißt das Gas von solcher immer mit
sich; um es davon zu befreien, leitet man es noch durch drei Waschapparate, welche
bloß mit Wasser gefüllt sind, und aus diesen durch einen Reinigungsapparat mit
trockenem Kalkhydrat.
Verfahren um Districte, welche von der
Gasanstalt sehr entfernt sind, mit Gas zu versehen.
Man hat zu diesem Zweck vorgeschlagen, in den entfernten Districten Gasometer zu
errichten und in denselben das Gas mittelst eines Saug- und Druckapparats zu
treiben. Der Patentträger beabsichtigt das Gas in dem Hauptleitungsrohr –
zwischen der Gasanstalt und dem Saugapparat in der Nähe des entfernten Gasometers
– auf dem geeigneten Druck zum Speisen der benachbarten Districte zu
erhalten. Hiezu verwendet er einen Saugapparat, welcher das Gas in solchem Maaße dem
Hauptrohr zu entziehen vermag, daß letzteres erschöpft werden müßte und folglich dem
benachbarten District während der Thätigkeit des Saugapparats kein Gas liefern
könnte, wenn nicht eine besondere Vorkehrung getroffen wäre, das Gas im Hauptrohr
auf dem geeigneten Druck zu erhalten. Dieselbe besteht darin, daß der entfernte
Gasometer mit dem Hauptleitungsrohr durch ein Zweigrohr verbunden ist, welches vom
Hauptrohr an einer Stelle unterhalb des Saugapparats ausgeht; an dem Zweigrohr wird
ein gewöhnlicher Gasregulator angebracht, um den Druck im Hauptrohr zu reguliren.
Obgleich daher der Saugapparat, während er in Thätigkeit ist, beständig Gas in den
Gasometer aus dem Hauptrohr treiben wird, mit dem Bestreben letzteres zu erschöpfen,
muß doch zu gleicher Zeit eine Quantität Gas aus dem Gasometer durch das Zweigrohr
in das Hauptrohr abziehen; dieses Quantum wird durch den Regulator bestimmt, welcher
so das Gas im Hauptrohr auf dem gewünschten arbeitenden Druck erhält; der von der
Gasanstalt entfernte Gasometer wird also vermittelst des Saugapparats nur mit
demjenigen Gas gespeist werden, welches außerdem den beabsichtigten arbeitenden
Druck im Hauptrohr erhöht hätte.